Im Aufzeichnungszeitraum von Notizbuch 18.10.1978-27.11.1978 (NB 017) lebte Peter Handke in New York. Er hatte sich nach der Rückkehr von seiner dritten Reise nach Alaska Anfang Oktober 1978 für mehrere Wochen im Adams Hotel an der Upper Eastside einquartiert, um die erste Fassung seiner Erzählung Langsame Heimkehr zu schreiben, entsprechend drehen sich sehr viele Einträge um darin vorkommende Figuren, Schauplätze und Begebenheiten. Das Schreiben und die Sprache beschäftigten Handke in diesen Wochen intensiv, was sich in vielen Notizen niederschlägt.
Material
Das Notizbuch der Marke Flying Eagle (Format 16,4 x 10,3 cm) befindet sich im Original am Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Kopie in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Wien. Auf dem schwarz-beige marmorierten, stabilen Kartonumschlag, dessen Ecken wie der Rücken des Notizbuchs mit rotem Leinen verstärkt sind, klebt mittig die Schwarzweißkopie eines nicht identifizierten Bildes von Mark Rothko, in deren unteren Bereich Handke mit rotem Fineliner den Arbeitstitel "Die Vorzeitformen" notierte – auch in die rechte obere rote Leinenecke ist dieser Titel (mit schwarzem Stift) geschrieben. Im unteren Bereich des Covers klebt ein Papierstreifen mit der eh. Datierung "Okt – Nov 1978". Die Rückseite des Umschlags ist mit einer durch die Benutzung nur noch fragmentarisch erhaltenen Wetterkarte (Zeitungsausschnitt) beklebt, die den Südosten der USA zeigt. Das Notizbuch mit Fadenheftung hat einen Umfang von 96 linierten und eh. paginierten Seiten. Jedes Blatt ist jeweils am untersten Linienrand mit einer geraden und einer gewellten Linie (in rot) versehen. Peter Handke hat das Notizbuch verkehrt herum beschrieben, der Stempel mit dem Markenlogo auf der Innenseite des vorderen Umschlags steht auf dem Kopf. Neben dem Entstehungszeitraum der Notizen und dem Titel "Die Vorzeitformen" notiert er am vorderen Vorsatz als Kontaktadresse jene seines Apartments im New Yorker Adams Hotel, ein Zitat aus Lukrezʼ De rerum natura und einige wenige Notizen. Auch auf dem hinteren Vorsatz sind Notizen festgehalten; Handke hat dort außerdem ein Foto von Mark Rothko eingeklebt, das wahrscheinlich aus einer Zeitung ausgeschnitten wurde. Die letzten drei Seiten des Notizbuchs (ES. 96-98) sind verkehrt herum beschrieben (bzw. 'richtig', da Handke das Buch verkehrt herum verwendete); es handelt sich um Notizen, die bei der Lektüre geomorphologischer Fachliteratur entstanden sein dürften.
Aufenthaltsorte
Anfang Oktober 1979 mietete sich Handke im Adams Hotel an der Upper East Side in Manhattan ein, um die erste Fassung seiner Erzählung Langsame Heimkehr zu schreiben. Im Sommer hatte er seine dritte Reise nach Alaska unternommen; die Aufzeichnungen dazu sind in Notizbuch 31.08.1978-18.10.1978 (NB 016) enthalten, das derzeit lediglich in Form einer Schwarzweißkopie verfügbar ist – das Original konnte noch nicht aufgefunden werden, weshalb es in der HNB-DE noch nicht ediert wird; Ausschnitte aus dem Notizbuch wurden in der Insel-Bücherei veröffentlicht (Handke 2015). Auf einer Landkarte von Alaska, die Peter Handke vor und während der Arbeit an der ersten Textfassung von Langsame Heimkehr in Verwendung hatte, "notierte er Datum und Ort des Schreibbeginns: 'Die Vorzeitformen' [so lautete der Romantitel von Langsame Heimkehr in der ersten Fassung] habe ich am 14. Oktober 1978 im Hotel Adams, in der 86. Straße, zu schreiben angefangen." (Pektor c). Die Karte wird heute in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich aufbewahrt.
Themen
Auf dem Vorsatzblatt von NB 017 notierte Handke ein Zitat aus Lukrezʼ De rerum natura, das als eine Art 'Leitsatz' gelesen werden kann, waren diese Monate für Handke doch geprägt von Stabilitätsverlust und Orientierungssuche: "Nam quod cumque suis mutatum finibus exit, continuo hoc mors est illius quod fuit ante" (in der Übersetzung von Karl Büchner: "[...] denn was immer geändert aus seinen Grenzen herausgeht, / ist sogleich der Tod von dem, was früher gewesen" (ES. 2). Die Nachrichten, die Handke an Freunde verschickte, lassen seinen damaligen 'Ausnahmezustand' erahnen. An Alfred Kolleritsch schreibt er am 27. November 1978 – am letzten Tag im Aufzeichnungszeitraum von NB 017: "Lieber Alfred – ich träume oft von Dir, und immer wohnst Du im Nachbardorf und kommst mich abholen, der dabei auf dem Stapel in einer Holzhütte sich befindet. Ich arbeite wohl, schon lange, aber oft mit letzter Kraft, und langsam. Alles ist so unfaßbar, von der harmlosen lieben Welt, in der ich mich wiederfinden möchte, so weit weg, daß ich Angst kriege." (Handke / Kolleritsch 2008, S. 116). Am selben Tag schreibt er an Hermann Lenz: "Oft möchte ich Dich um Rat fragen – wie man so etwas lebendiger Seele durchsteht. Seit 45 Tagen schreibe ich tagaus, tagein und weiß oft nicht mehr, was ein Wort mit dem anderen zu tun hat – was 1 Wort überhaupt sagt." (Handke / Lenz 2006, S. 131). Viele von Handkes Notizen reflektieren sein Schreiben auf einer allgemeineren Ebene: "Seine Geschichte von Vzf.: auch die Zerstörung der privaten Mythologien (eine allgemeine gab es ohnehin nicht mehr)!! [Erinnerung, Halbschlaf, Träume gab es nicht mehr]; das Ich hat keine [dauerhafte] Sprache mehr" (ES. 30); "[i]n diesen 'verzweifelten' Momenten war jeder nächste Moment eine 'Heilige Schrift'" (ES. 37); "[w]enn die Schrift wie ein Zucken des Körpers wird (~ natürlich)" (ebd.); "[w]ird S. auch überall Formen sehen wie ich jetzt überall Sprechen, Sprache, Sprachwerdung? (Formwerdung, ohne daß er dazutut, nur in der Wahrnehmung!)" (ES. 62); "[u]nwillkürliches, fast unbewußtes Beten: Gott, hilf mir! (daß ich diese Geschichte [mit meinem Körper] zu Ende schreiben kann)" (ebd.).
Handke zitiert im Notizbuch aus einem Gespräch, das Jonathan Cott mit Bob Dylan führte (es erschien am 16. November 1978 im Rolling Stone). Das Interview dürfte ihn beeindruckt haben, auf den folgenden Seiten kommt er auf Dylan zurück, der in dem Gespräch sagte: "When you feel in your gut what you are and then dynamically pursue it – don't back down and don't give up –then you're going to mystify a lot of folks. Some people say, 'I don't like him anymore.' But other people do, and my crowd gets bigger and bigger. But who cares, really [laughing]? If you fall down and you’re hurting, you care about that immediate situation – if you have the energy to care. Who really cares? It’s like that line – how does it go? – 'Propaganda, who really cares? . . . '" (Dylan 2007, S. 261). Handke zitierte nur den letzten Satz aus diesem Abschnitt, auf derselben Notizbuchseite notierte er aber: "Glauben an die eigene Sprache (gegen die anderen 'Sprachen'") (ES. 45). Trotz aller Unsicherheiten, Ängste und Schwierigkeiten, und obwohl es an einer Stelle heißt, Samuel Beckett hätte ihn persönlich vor dem Schreiben warnen müssen (ES. 78), spricht aus vielen der Einträge in NB 017 eine profunde Selbstsicherheit, die sich auf neu gewonnene Überzeugungen stützen konnte, etwa in der Feststellung: "Gewißheit, einmal Recht gehabt zu haben (mit dem Schreiben als Leben)" (ES. 67).
Lektüren
NB 017 enthält Spuren zahlreicher Lektüren. Handke las den ersten Teil von Dantes Göttlicher Komödie in der englischen Übersetzung von Dorothy L. Sayers. (Eine Stelle aus der Übersetzung von Sayers dürfte er später selbst aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und als Motto seiner Erzählung Langsame Heimkehr vorangestellt haben: "Dann, als ich kopfüber den Pfad hinunterstolperte, war da plötzlich eine Form ...". In der Fassung von Sayers lautet die Stelle: "Then, as I stumbled headlong down the track, / Sudden a form was there [...]" (ES. 80). Möglicherweise folgte Handke mit dieser Übertragung einer selbstgesetzten Prämisse für Langsame Heimkehr, die er in NB 020 folgendermaßen formulierte: "Auch das Whitman-Zitat deutsch! (Alles, was möglich ist, → deutsch)" (NB 020, ES. 13).
NB 017 enthält viele Zitate aus Meister Eckharts Reden der Unterweisung und dem Buch der göttlichen Tröstung, etwa auf ES. 42: "Achte auf dich selbst, und wo du dich findest, da laß von dir ab" sowie ebd.: "'Du mußt wissen, daß sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, daß er sich nicht als noch mehr zu lassen erfunden hätte' (!!!!)". Wie Siegfried Unseld in seiner Chronik vermerkte, nahm Peter Handke einen Band mit Meister Eckharts Schriften aus seiner Bibliothek mit, als er ihn vor seiner Abreise nach Alaska in Frankfurt besuchte (vgl. Handke / Unseld 2012, S. 351). Zu Handkes Lektüren im Aufzeichnungszeitraum zählten außerdem Tania Blixens Erzählungsband Winterʼs Tales und Henry Jamesʼ Roman Washington Square, Hermann Brochs Die Schlafwandler (Handke erwähnt Esch oder die Anarchie), John Cheevers Geschichten The Country Husband und A Miscellany of Characters That Will Not Appear, die Tagebücher von Albert Camus (vgl. ES. 21: "... vor das Nichts gestellt, reagiert er mit Hedonismus und ständigem Unterwegssein. Hier wird der historische Geist geographisch.") sowie Henry Jamesʼ American Scene und The Europeans. Handke zitiert außerdem einen Vers aus John Keatsʼ Gedicht Acrostic und jeweils ein Interview mit Bob Dylan und Van Morrison.
Von 27. Oktober 1978 bis 14. Jänner 1979 wurde im Guggenheim Museum in New York eine Mark Rothko-Retrospektive gezeigt, die Handke sehr wahrscheinlich gesehen hat; in der Ausstellung könnte er auf folgendes Zitat aus Rothkos Essay The Romantics Were Prompted (1947), gestoßen sein, das er in NB 017 festhielt: "I think of my pictures as dramas; the shapes in the pictures are the performers. They have been created from the need for a group of actors who are able to move dramatically without embarrassment and execute gestures without shame." (ES. 70) Handke bezog sich darauf in Langsame Heimkehr: "Jetzt sah er, wo in dem Dunkel der Strom verlief: dickes Anthrazit auf dünnerem Schwarz; und diese Formen, wie ein von ihm verehrter Maler gesagt hatte, waren nun seine 'Darsteller', doch ohne 'seine Verlegenheit' und ohne 'seine Scham'; und wirkten dadurch als seine 'Performer'." (LH, S. 82f.). Auf dem vorderen Vorsatzblatt sind zwei Stellen aus Lukrezʼ Abhandlung De rerum natura zitiert, eine davon ("namque est in rebus inane" – "Denn es gibt noch im Innern der Dinge das Leere") hatte Handke bereits in einem früheren Notizbuch aufgeschrieben (NB 014, ES. 106).
Schreibprojekte
Die Mehrzahl der Notizen in NB 017 dreht sich um Handkes Arbeit an Langsame Heimkehr. Neben Valentin Sorger, dem Protagonisten der Geschichte, der ihn bereits in den vorangegangenen Notizbüchern eingehend beschäftigt hatte, treten hier die Figuren Esch, Lauffer und die Indianerin zum ersten Mal auf. Auch einen Ort, der in Langsame Heimkehr eine wichtige Rolle für Sorger spielt, erwähnte Handke in NB 017 zum ersten Mal: "Der PASS, der die Stadt am Meer teilt!!" (ES. 82). Das Kürzel "F.-E.", das er zuerst in NB 014 (und in den Folgenotizbüchern) verwendet hatte, gebrauchte er auch in NB 017, wenngleich nur noch vereinzelt. Hatte sich Handke bisher darauf beschränkt, Notizen zu seinem Schreibprojekt "Ins tiefe Österreich" zu machen (Langsame Heimkehr sollte als eines von mehreren Werken aus diesem großangelegten Romanprojekt hervorgehen), so begann nun die eigentliche Schreibarbeit – und damit eine Zeit der Krise und der größten Gefährdung in Handkes Schreibbiographie.
Auf dem Vorsatz von NB 016 hatte Handke zwei Mal untereinander "Die Vorzeitformen" notiert, "bei der zweiten Erwähnung steht auf der rechten Blattseite der Zusatz: "11. Okt. 1978 / endgültiger Titel / Hotel Adams" (Fellinger, S. 57). Derselbe Titel steht zwei Mal außen auf dem Cover von NB 017 und auch auf dem Vorsatzblatt. Es spiegelt sich darin Handkes intensive Beschäftigung mit der Geologie wider – sein Protagonist Valentin Sorger ist Geologe –, die Inspiration dazu könnte auf Handkes erste Alaska-Reise im Juli 1977 zurückgehen, bei der von einem "Geologiehaus" die Rede ist (vgl. NB 012, ES. 93). Auf den Begriff "Vorzeitformen" wiederum könnte er bei seiner Lektüre von Hartmut Lesers Geomorphologie II (1968) gestoßen sein. Möglicherweise studierte er das Buch während seines dritten Alaska-Aufenthaltes im Sommer 1978. Handkes Exemplar des Werkes befindet sich heute in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Österreichischen Literaturarchiv (vgl. Pektor b). Es enthält eigenhändige Annotationen, etwa an dieser Stelle: "Viele Formen und geomorphologische Erscheinungen stammen aus der Vorzeit, haben aber rezent eine mehr oder weniger starke Überformung erfahren. Um die Genese der Vorzeitformen richtig beurteilen zu können, ist die Beobachtung geomorphologischer Prozesse erforderlich, die heute noch im Gang sind." (Leser 1968, S. 59); Handke markierte die Wörter "Vorzeit" und "Überformung". Unter dem Titel "Die Vorzeitformen" beginnt er am 14. Oktober, also vier Tage, bevor er anfängt, NB 017 zu verwenden, mit der Niederschrift der ersten Textfassung von Langsame Heimkehr (vgl. Pektor a). Als geomorphologischer Begriff bezeichnen "Vorzeitformen" Ablagerungen im Boden, an denen sich erdgeschichtliche Entwicklungsstufen nachvollziehen lassen; in NB 017 notierte Handke in diesem Zusammenhang etwa: "Vorzeitformen zwar ebenfalls fossil (wie abgesenkte Brandungsplattformen), jedoch ausschließlich im klimageomorphologischen Sinn (pluvialzeitliche Formen der Wüste, Trockentäler, Rumpfflächen, glazialer Formenschatz)" (ES. 96). Er scheint den Begriff außerdem verwendet zu haben, um vergangene gesellschaftliche Umgangs- bzw. Ausdrucksformen im geschichtlichen "Prozeß der Zivilisation" (Norbert Elias) zu bezeichnen (Handke zitierte Eliasʼ opus magnum in NB 014), wie folgende Eintragungen in NB 017 nahelegen: "Endlich in einer schönen Gaststätte angekommen, sich ganz ernsthaft bedanken, wie in der Vorzeit (= Vorzeitform); so war es auch nie?" (ES. 58); "Plötzlich tatsächlich die fremde Frau (im Moment, als sie ungeschickt die Haare zurücktut) EROBERN wollen (Vorzeitform)" (ES. 62). Eine dritte Bedeutungsebene macht sich den "Glanz [...] der morphologischen Terminologie" (ES. 97) zunutze und deutet die 'ästhetischen' Implikationen des fachsprachlichen Begriffs an: "Vzf., die sich in ihrem Stil nicht verändert haben: durchlaufende Formen, tradit. Weiterbildung (Fußflächen im semiariden N-Afrika) → Kein Stilbruch" (ES. 96); "[d]urch Schweigen sich befreiend von den (auch schönen) Sprüchen der Vorzeit [von den Klagen Flauberts über das Schreiben]" (ES. 64).
Zeichnungen
Das Notizbuch enthält lediglich drei kleine Zeichnungen, darunter eine eh. von Fenstern in einem (amerikanischen) Bus (Z01/NB 017, ES. 63). Eine weitere Zeichnung Handkes zeigt ein Bein mit Stiefel, das aus einer "Garderobennische" ragt (Z03/NB 017, ES. 94).
(Anna Estermann)
Literaturverzeichnis
Dylan, Bob: Interview with Jonathan Cott, Rolling Stone, November 16, 1978. In: Jonathan Cott (Hg.): Dylan on Dylan. The Essential Interviews. London: Hodder and Stoughton 2007, S. 251-270.
Fellinger, Raimund: Editorischer Bericht. In: Peter Handke: Notizbuch 31. August 1978 – 18. Oktober 1978. Mit einem editorischen Bericht von Raimund Fellinger. Berlin: Insel 2015, S. 53-64.
Handke 2015 = Handke, Peter: Notizbuch 31. August 1978 – 18. Oktober 1978. Mit einem editorischen Bericht von Raimund Fellinger. Berlin: Insel 2015.
Handke 2003 = Handke, Peter: Zeit mit Siegfried Unseld (ohne Zeitwörter). In: "Ins Gelingen verliebt sein und in die Mittel des Gelingens". Siegfried Unseld zum Gedenken. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, S. 181-185. Hier zitiert nach: Handke, Peter: Meine Ortstafeln – meine Zeittafeln 1967-2007. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007, S. 422-424.
Handke / Lenz 2006 = Handke, Peter / Lenz, Hermann: Berichterstatter des Tages. Briefwechsel. Hg. und mit einem Nachwort von Helmut Böttiger, Charlotte Brombach und Ulrich Rüdenauer. Mit einem Essay von Peter Hamm. Frankfurt am Main/Leipzig: Insel 2006.
Handke / Unseld 2012 = Handke, Peter / Unseld, Siegfried: Der Briefwechsel. Hg. von Raimund Fellinger und Katharina Pektor. Berlin: Suhrkamp 2012.
Leser, Hartmut: Geomorphologie II. Geomorphologische Feldmethoden. Braunschweig: Westermann 1968.
Pektor a = Pektor, Katharina: Die Vorzeitformen (Textfassung 1). Typoskript 1-zeilig, 52 Blatt, [14.10.1978 bis] 06.01.1979. In: Handkeonline. URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/835. Online abgerufen: 14.03.2024.
Pektor b = Pektor, Katharina: Hartmut Leser: Geomorphologie II. Buch, mit hs. Anmerkungen und Markierungen von Peter Handke, 106 Seiten, ohne Datum. In: Handkeonline. URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/2435. Online abgerufen: 14.03.2024.
Pektor c = Pektor, Katharina: Circle. Alaska Topographical Series. Landkarte, mit hs. Notiz von Peter Handke, 1 Blatt, 14.10.1978. In: Handkeonline. URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/859. Online aufgerufen: 10.06.2024.
Aufbewahrungsort: Deutsches Literaturarchiv Marbach (DLA)
Notizbuch-Signatur: DLA, A:Handke, Peter: [HS00554479 ]
Material: Notizbuch (Marke Flying Eagle), liniert, Fadenheftung
Format: 16,4 x 10,3 cm
Umschlag: Schwarz-beige marmorierter, stabiler Kartonumschlag, Ecken und Buchrücken mit rotem Leinen verstärkt; Vorderseite: eh. Titel "Die Vorzeitformen" (Fineliner: rot) und aufgeklebter eh. Datumszettel (Kugelschreiber: blau) sowie aufgeklebte Schwarzweißkopie eines Mark Rothko-Bildes; Rückseite: Aufgeklebtes, aus einer Zeitung ausgeschnittenes Fragment einer Wetterkarte
Umfang: 96 Seiten, 102 Faksimiles (Editionsseiten) inklusive Umschlag, Vorsatz und Beilagen
Paginierung: I, 1-96, I*
Verwendete Schreibstoffe: Kugelschreiber (blau), Fineliner (rot, schwarz, orange, türkis, grün, pink), Bleistift, Filzstift (grün)
Zusätzlich beteiligte Schreiber*innen: /
Anmerkung: Peter Handke hat das Notizbuch verkehrt herum beschrieben, sodass die Rückseite die Vorderseite ist. Jedes Blatt des Notizbuchs ist jeweils am obersten (in Handkes Verwendung: untersten) Linienrand mit einer geraden und einer gewellte Linie versehen.
Zeichnungen:
Eingeklebtes Material:
Beilagen: keine vorhanden
Handkeonline: https://handkeonline.onb.ac.at/node/328
Anzahl der erfassten Entitäten: 428
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66
Kröte
"meiner Mutter Sohn"
S. als vV ergewaltiger der eigenen Frau
"Sie werden genauso zugrundegehen wie ich."
– "Das
mag sein, aber immerhin habe ich mich ein paarmal
erleuchtet gefühlt."
In Deutschland : kein Gefühl von Wert, bei keiner
Zahl (und überhaupt)
Ich will unbesiegbar sein (nicht S s iegen)
der geborene Entzweite
7.11.
aufwachen so tief bewußtlos, daß man sich
wundert, wie man überhaupt hat klar
träumen können
Ich bin sicher, meine Feinde sind ganz ähnlich
wie ich, nur eben nicht mit der Güte (und der
Erfahrung) des Schöpferischen ?
Gewißheit, jetzt alles denken, d.h. weiterden¬
ken zu können
Er hörte plötzlich auf, ein Gesicht zu machen,
überhaupt ein Gesicht zu haben, und schlug zu
die deutschen Hobbyräume
S. tritt aus allen Vereinen aus, fühlt sich dazu
verpflichtet; eher kann er nichts sein
Im Morgengrauen über einer fussligen Wolken¬
decke, unter der es noch Nacht ist, aufwachen
Ausruf: "Das ist nicht gerecht!"
(ohne daß
dieser Ausruf aber jemandem gilt)
In Deutschland gibt es kein Land mehr (in Ö.
doch)
Wann habe ich
wirklich
das Gefühl von Wirk¬
lichkeit gehabt? (Das Gefühl Wirklichkeit)
Sich mit dem Körper zu einem Gerüst machen
Immer, wenn ich an eine Tatsache aus der Ver¬
gangenheit denke, setze ich unwillkürlich, auch
für mich selber, hinzu, wie lange (wie viele
Tage, Wochen usw.) das schon her ist
Sich den Dingen (z.B. gerade der Dusche)
überlassend, spürte ich , wie ich mit einem
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Kröte
"meiner Mutter Sohn"
S. als vV ergewaltiger der eigenen Frau
"Sie werden genauso zugrundegehen wie ich."
– "Das
mag sein, aber immerhin habe ich mich ein paarmal
erleuchtet gefühlt."
In Deutschland : kein Gefühl von Wert, bei keiner
Zahl (und überhaupt)
Ich will unbesiegbar sein (nicht S s iegen)
der geborene Entzweite
7.11.
aufwachen so tief bewußtlos, daß man sich
wundert, wie man überhaupt hat klar
träumen können
Ich bin sicher, meine Feinde sind ganz ähnlich
wie ich, nur eben nicht mit der Güte (und der
Erfahrung) des Schöpferischen ?
Gewißheit, jetzt alles denken, d.h. weiterden¬
ken zu können
Er hörte plötzlich auf, ein Gesicht zu machen,
überhaupt ein Gesicht zu haben, und schlug zu
die deutschen Hobbyräume
S. tritt aus allen Vereinen aus, fühlt sich dazu
verpflichtet; eher kann er nichts sein
Im Morgengrauen über einer fussligen Wolken¬
decke, unter der es noch Nacht ist, aufwachen
Ausruf: "Das ist nicht gerecht!"
(ohne daß
dieser Ausruf aber jemandem gilt)
In Deutschland gibt es kein Land mehr (in Ö.
doch)
Wann habe ich
wirklich
das Gefühl von Wirk¬
lichkeit gehabt? (Das Gefühl Wirklichkeit)
Sich mit dem Körper zu einem Gerüst machen
Immer, wenn ich an eine Tatsache aus der Ver¬
gangenheit denke, setze ich unwillkürlich, auch
für mich selber, hinzu, wie lange (wie viele
Tage, Wochen usw.) das schon her ist
Sich den Dingen (z.B. gerade der Dusche)
überlassend, spürte ich , wie ich mit einem
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Wahrscheinlich | nur durch Kontextwissen und Recherche erschließbar |
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Handke, Peter: Notizbuch 18.10.1978-27.11.1978 (NB 017). Hg. von
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Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).
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