lehrreiches Bild: Schönheit der
"leiblichen Verwandten", der Vor-
fahren, Schönheit und Möglichkeit
des Alters (das Jochbein, die oberen
Zähne, die klaren Bewegungen)

Jeden Tag erscheint mir doch die
Notwendigkeit von L.H. Langsame Heimkehr

die Sonne der Naivität
Mit der zunehmenden Müdigkeit
des Tag erscheint schließlich alles als
Industrieprodukt (auch das Glas
Wein)

Es ist nichts zu machen
Auf dem Mosaikfußboden Dionysos-Mosaik (Virunum)
schön
verblutend (Virunum Virunum
, Dionysos Dionysos
)

Igelhaut auf dem Rüssel eines "Bartl"
Die Einwickelpapierrolle eines alten
Schusters

"Erntekrone"
Eisenkappel Bad Eisenkappel
, Kirchleintragen, 1.2.:
"Ante pante popolore, kozelna vrata
cvile lore❬1❭" (Papierkirchlein)❬2❭

"Böller"
"Zeppine" (Zimmermannsgerät)
"Giebeltruhe"
"Schindelmacher"
"Kleibenspeiber"❬3❭
89
lehrreiches Bild: Schönheit der "leiblichen Verwandten", der Vorfahren, Schönheit und Möglichkeit des Alters (das Jochbein, die oberen Zähne, die klaren Bewegungen)​
Jeden Tag erscheint mir doch die Notwendigkeit von L.H. Langsame Heimkehr
die Sonne der Naivität​
Mit der zunehmenden Müdigkeit des Tages erscheint schließlich alles als Industrieprodukt (auch das Glas Wein)​
Es ist nichts zu machen
Igelhaut auf dem Rüssel eines "Bartl"​
Die Einwickelpapierrolle eines alten Schusters​
"Erntekrone"​
Eisenkappel Bad Eisenkappel
, Kirchleintragen, 1.2.: "Ante pante populore, kozelna vrate cvile lore❬1❭" (Papierkirchlein)❬2❭
"Böller"​
"Zeppine" (Zimmermannsgerät)​
"Giebeltruhe"​
"Schindelmacher"​
"Kleibenspeiber"❬3❭
❬1❭Übersetzung: "Ante pante populore, beim Kozel quietschen die Tore"
❬2❭Das sognannte "Kirchleintragen" ist ein Brauch, der seit dem Mittelalter in Bad Eisenkappel im Süden Kärntens praktiziert wird. Er dient der Abwehr von Hochwasser. Am 1. Februar (am Abend vor Maria Lichtmess) setzen die Menschen kleine, innen von Kerzen beleuchtete Kirchen aus Papier auf die Vellach und rufen dazu den von Peter Handke notierten Spruch "Ante pante populore, kozelna vrate cvilelore". Latein und Slowenisch wurden hier vermischt zu einer Art rhythmischer Beschwörungsformel gegen Hochwasser – die Vellach soll davon abgehalten werden, über die Ufer zu treten. "Das 'Ante pante' geht zurück auf Lobpreisungen Simeons aus dem Evangelium zu Mariä Lichtmess: 'Ante faciem omnium populore' Zu Deutsch: 'Vor dem Angesicht aller Völker'. Das 'kozelna vrate cvilelore' ist – so wird erzählt – erst vor Jahrzehnten Teil des Verses geworden, seit einem Vorfall während der Lichterprozession, als man beim Haus eines gewissen Kozel vorbeikam, bei dem die Türangeln knarrten." (Presseaussendungen. Land Kärnten )
❬3❭Kleibenspeiber: Bestandteil einer ehemaligen Mühle, vermutlich des 18. Jahrhunderts. Aus diesem wurde die beim Mahlen des Kornes zurückbleibende Kleie ins Freie geleitet. (König: Wege durchs Land. 2015, S. 207)


lehrreiches Bild: Schönheit der
"leiblichen Verwandten", der Vor-
fahren, Schönheit und Möglichkeit
des Alters (das Jochbein, die oberen
Zähne, die klaren Bewegungen)

Jeden Tag erscheint mir doch die
Notwendigkeit von L.H. Langsame Heimkehr

die Sonne der Naivität
Mit der zunehmenden Müdigkeit
des Tag erscheint schließlich alles als
Industrieprodukt (auch das Glas
Wein)

Es ist nichts zu machen
Auf dem Mosaikfußboden Dionysos-Mosaik (Virunum)
schön
verblutend (Virunum Virunum
, Dionysos Dionysos
)

Igelhaut auf dem Rüssel eines "Bartl"
Die Einwickelpapierrolle eines alten
Schusters

"Erntekrone"
Eisenkappel Bad Eisenkappel
, Kirchleintragen, 1.2.:
"Ante pante popolore, kozelna vrata
cvile lore❬1❭" (Papierkirchlein)❬2❭

"Böller"
"Zeppine" (Zimmermannsgerät)
"Giebeltruhe"
"Schindelmacher"
"Kleibenspeiber"❬3❭
89
lehrreiches Bild: Schönheit der "leiblichen Verwandten", der Vorfahren, Schönheit und Möglichkeit des Alters (das Jochbein, die oberen Zähne, die klaren Bewegungen)​
Jeden Tag erscheint mir doch die Notwendigkeit von L.H. Langsame Heimkehr
die Sonne der Naivität​
Mit der zunehmenden Müdigkeit des Tages erscheint schließlich alles als Industrieprodukt (auch das Glas Wein)​
Es ist nichts zu machen
Igelhaut auf dem Rüssel eines "Bartl"​
Die Einwickelpapierrolle eines alten Schusters​
"Erntekrone"​
Eisenkappel Bad Eisenkappel
, Kirchleintragen, 1.2.: "Ante pante populore, kozelna vrate cvile lore❬1❭" (Papierkirchlein)❬2❭
"Böller"​
"Zeppine" (Zimmermannsgerät)​
"Giebeltruhe"​
"Schindelmacher"​
"Kleibenspeiber"❬3❭
❬1❭Übersetzung: "Ante pante populore, beim Kozel quietschen die Tore"
❬2❭Das sognannte "Kirchleintragen" ist ein Brauch, der seit dem Mittelalter in Bad Eisenkappel im Süden Kärntens praktiziert wird. Er dient der Abwehr von Hochwasser. Am 1. Februar (am Abend vor Maria Lichtmess) setzen die Menschen kleine, innen von Kerzen beleuchtete Kirchen aus Papier auf die Vellach und rufen dazu den von Peter Handke notierten Spruch "Ante pante populore, kozelna vrate cvilelore". Latein und Slowenisch wurden hier vermischt zu einer Art rhythmischer Beschwörungsformel gegen Hochwasser – die Vellach soll davon abgehalten werden, über die Ufer zu treten. "Das 'Ante pante' geht zurück auf Lobpreisungen Simeons aus dem Evangelium zu Mariä Lichtmess: 'Ante faciem omnium populore' Zu Deutsch: 'Vor dem Angesicht aller Völker'. Das 'kozelna vrate cvilelore' ist – so wird erzählt – erst vor Jahrzehnten Teil des Verses geworden, seit einem Vorfall während der Lichterprozession, als man beim Haus eines gewissen Kozel vorbeikam, bei dem die Türangeln knarrten." (Presseaussendungen. Land Kärnten )
❬3❭Kleibenspeiber: Bestandteil einer ehemaligen Mühle, vermutlich des 18. Jahrhunderts. Aus diesem wurde die beim Mahlen des Kornes zurückbleibende Kleie ins Freie geleitet. (König: Wege durchs Land. 2015, S. 207)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 09.07.1979-06.11.1979 (NB 021). Hg. von . In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 93. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197907-197911/methods/sdef:TEI/get?mode=p_93. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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