ihn nicht." Vergebens, sicher auch
schlecht, versuchte ich ihr zu sagen,
daß das sei d? die vielleicht das stärkste
und schönste Körperempfindung sei,
und daß nicht tanzen zu können,
sich nicht "den Vibrationen zu überlas-
sen", möglicherweise eine Errungenschaft.
Sie nickte, wartete aber auf die "éxplica-
tions❬1❭". Sie erklärte erzählte, als sie das erste
Mal ins Tanzen geraten sei, habe sie angstvoll
Angst gewünscht, die Ex❬k❭stase die ganze
Nacht beizubehalten. Sie begann ihre
französischen Sätze oft mit einem deut-
schen "Ach!", was sehr schön war. Ich
saß in ihrem Salon, wieder einmal am
falschestmöglichen Ort der Welt, mit
übergeschlagenen Beinen wie verknotet;
alle Körperfunktionen wie stillgelegt , ❬:❭
nicht einmal den ? Urindrang, der
mich Stunden zuvor noch von im Lift g❬b❭eschäf-
tigt hatte, spürte ich mehr. Daß
Mme B. nicht identifiziert
übrigens ERZÄHLTE (statt,
wie sonst, Meinungen vorzubringen und,
vor allem, zu verlangen) erschien mir
bei ihr schon als eine Art des Sich-Gehen-
Lassens

Jeden Morgen kommen doch wunder-
barerweise scheints fast alle
170
ihn nicht." Vergebens, auch schlecht, versuchte ich ihr zu sagen, das sei die vielleicht stärkste und schönste Körperempfindung , und nicht tanzen zu können, sich nicht "den Vibrationen zu überlassen", möglicherweise eine Errungenschaft. Sie nickte, wartete aber auf die "éxplications❬1❭". Sie erzählte, als sie das erste Mal ins Tanzen geraten sei, habe sie angstvoll gewünscht, die Ekstase die ganze Nacht beizubehalten. Sie begann ihre französischen Sätze oft mit einem deutschen "Ach!", was sehr schön war. Ich saß in ihrem Salon, wieder einmal am falschestmöglichen Ort der Welt, mit übergeschlagenen Beinen wie verknotet; alle Körperfunktionen wie stillgelegt: nicht einmal den Urindrang, der mich Stunden zuvor noch im Lift beschäftigt hatte, spürte ich mehr. Daß Mme B. nicht identifiziert
übrigens ERZÄHLTE (statt, wie sonst, Meinungen vorzubringen und, vor allem, zu verlangen) erschien mir bei ihr schon als eine Art des Sich-Gehen-Lassens​
Jeden Morgen kommen doch wunderbarerweise scheints fast alle
❬1❭Übersetzung: "Erklärungen" (Editor*innen)

ihn nicht." Vergebens, sicher auch
schlecht, versuchte ich ihr zu sagen,
daß das sei d? die vielleicht das stärkste
und schönste Körperempfindung sei,
und daß nicht tanzen zu können,
sich nicht "den Vibrationen zu überlas-
sen", möglicherweise eine Errungenschaft.
Sie nickte, wartete aber auf die "éxplica-
tions❬1❭". Sie erklärte erzählte, als sie das erste
Mal ins Tanzen geraten sei, habe sie angstvoll
Angst gewünscht, die Ex❬k❭stase die ganze
Nacht beizubehalten. Sie begann ihre
französischen Sätze oft mit einem deut-
schen "Ach!", was sehr schön war. Ich
saß in ihrem Salon, wieder einmal am
falschestmöglichen Ort der Welt, mit
übergeschlagenen Beinen wie verknotet;
alle Körperfunktionen wie stillgelegt , ❬:❭
nicht einmal den ? Urindrang, der
mich Stunden zuvor noch von im Lift g❬b❭eschäf-
tigt hatte, spürte ich mehr. Daß
Mme B. nicht identifiziert
übrigens ERZÄHLTE (statt,
wie sonst, Meinungen vorzubringen und,
vor allem, zu verlangen) erschien mir
bei ihr schon als eine Art des Sich-Gehen-
Lassens

Jeden Morgen kommen doch wunder-
barerweise scheints fast alle
170
ihn nicht." Vergebens, auch schlecht, versuchte ich ihr zu sagen, das sei die vielleicht stärkste und schönste Körperempfindung , und nicht tanzen zu können, sich nicht "den Vibrationen zu überlassen", möglicherweise eine Errungenschaft. Sie nickte, wartete aber auf die "éxplications❬1❭". Sie erzählte, als sie das erste Mal ins Tanzen geraten sei, habe sie angstvoll gewünscht, die Ekstase die ganze Nacht beizubehalten. Sie begann ihre französischen Sätze oft mit einem deutschen "Ach!", was sehr schön war. Ich saß in ihrem Salon, wieder einmal am falschestmöglichen Ort der Welt, mit übergeschlagenen Beinen wie verknotet; alle Körperfunktionen wie stillgelegt: nicht einmal den Urindrang, der mich Stunden zuvor noch im Lift beschäftigt hatte, spürte ich mehr. Daß Mme B. nicht identifiziert
übrigens ERZÄHLTE (statt, wie sonst, Meinungen vorzubringen und, vor allem, zu verlangen) erschien mir bei ihr schon als eine Art des Sich-Gehen-Lassens​
Jeden Morgen kommen doch wunderbarerweise scheints fast alle
❬1❭Übersetzung: "Erklärungen" (Editor*innen)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 16.09.1976-03.11.1976 (NB 008). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Ulrich von Bülow, Bernhard Fetz und Katharina Pektor. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 30.04.2024. Seite 172. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197609-197611/methods/sdef:TEI/get?mode=p_172. Online abgerufen: 08.05.2024.

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