etwas schuldig? [Erst als Opfer akzeptiert
er sie; übrigens auch Männer; als seien über-
haupt die Leute für ihn erst als Opfer x menschen-
würdig – das ist seine Ideologie!]

x geschichtsreif
In der Sonne wird kurz das Grün im Garten ange-
schaltet; und gleich wieder ? ❬ab❭ (aber dieses augen-
blickliche Auferstehen des Grün)

F.-E.❬1❭: Er stellt sich vor, wie andre über ihn
reden

Nach langem Gehen ein paar Momente in einem
spiritistischen❬2❭ Frühling

Stolz bemerkt er, daß er eine Nachprüfung (Über-
prüfung von jm. andern) vergessen hat

Er hat die Stimme gefunden, mit der er die
Katze rufen kann, mit der sie ihn auch hört
und gelaufen kommt

"Wäsche in der Waschmaschine vergessen"
Traum: Er schläft zu Hause "in seinem
alten Bett", das schon längst nicht mehr
das seine ist

Traum von der Mutter❬3❭ als dem Autobus-
chauffeur, der ihn in der Nacht vom Dorf
in die Stadt zum Zug fährt. Er ist der einzige
Passagier, sitzt zuerst hinten; dann denkt er,
daß die Mutter ihn noch sehen will, und
setzt sich vorne neben den Fahrersitz. Mit
ihr sprechend, fällt es ihm ein, daß es ver-
boten ist, während der Fahrt mit dem
Fahrer zu sprechen. Schweigend fahren
sie. Die weite Nacht im breiten Bus. Die
Mutter verfehlt eine Abzweigung

Aufwachen immer wieder mit dem
tiefen, unbestimmten Gefühl, daß es ZU
106
etwas schuldig? [Erst als Opfer akzeptiert er sie; übrigens auch Männer; als seien überhaupt die Leute für ihn erst als Opfer geschichtsreif menschenwürdig – das ist seine Ideologie!]​
In der Sonne wird kurz das Grün im Garten angeschaltet; und gleich wieder ab (aber dieses augenblickliche Auferstehen des Grün)​
F.-E.❬1❭: Er stellt sich vor, wie andre über ihn reden​
Nach langem Gehen ein paar Momente in einem spiritistischen❬2❭ Frühling​
Stolz bemerkt er, daß er eine Nachprüfung (Überprüfung von jm. andern) vergessen hat​
Er hat die Stimme gefunden, mit der er die Katze rufen kann, mit der sie ihn auch hört und gelaufen kommt​
"Wäsche in der Waschmaschine vergessen"​
Traum: Er schläft zu Hause "in seinem alten Bett", das schon längst nicht mehr das seine ist​
Traum von der Mutter❬3❭ als dem Autobuschauffeur, der ihn in der Nacht vom Dorf in die Stadt zum Zug fährt. Er ist der einzige Passagier, sitzt zuerst hinten; dann denkt er, daß die Mutter ihn noch sehen will, und setzt sich vorne neben den Fahrersitz. Mit ihr sprechend, fällt es ihm ein, daß es verboten ist, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen. Schweigend fahren sie. Die weite Nacht im breiten Bus. Die Mutter verfehlt eine Abzweigung​
Aufwachen immer wieder mit dem tiefen, unbestimmten Gefühl, daß es ZU
❬1❭F.-E.: Ein in den Notizbüchern häufig verwendetes Kürzel, das einem Hinweis von Peter Handke zufolge als "Form-Element" aufzulösen ist.
❬2❭Siehe Spiritismus: 'Geisterglaube', Anschauung, nach der eine Verbindung zwischen Verstorbenen und Lebenden und die Beschwörung Verstorbener möglich ist (www.dwds.de )
❬3❭Wahrscheinlich ist hier Maria Handke Handke, Maria
gemeint.


etwas schuldig? [Erst als Opfer akzeptiert
er sie; übrigens auch Männer; als seien über-
haupt die Leute für ihn erst als Opfer x menschen-
würdig – das ist seine Ideologie!]

x geschichtsreif
In der Sonne wird kurz das Grün im Garten ange-
schaltet; und gleich wieder ? ❬ab❭ (aber dieses augen-
blickliche Auferstehen des Grün)

F.-E.❬1❭: Er stellt sich vor, wie andre über ihn
reden

Nach langem Gehen ein paar Momente in einem
spiritistischen❬2❭ Frühling

Stolz bemerkt er, daß er eine Nachprüfung (Über-
prüfung von jm. andern) vergessen hat

Er hat die Stimme gefunden, mit der er die
Katze rufen kann, mit der sie ihn auch hört
und gelaufen kommt

"Wäsche in der Waschmaschine vergessen"
Traum: Er schläft zu Hause "in seinem
alten Bett", das schon längst nicht mehr
das seine ist

Traum von der Mutter❬3❭ als dem Autobus-
chauffeur, der ihn in der Nacht vom Dorf
in die Stadt zum Zug fährt. Er ist der einzige
Passagier, sitzt zuerst hinten; dann denkt er,
daß die Mutter ihn noch sehen will, und
setzt sich vorne neben den Fahrersitz. Mit
ihr sprechend, fällt es ihm ein, daß es ver-
boten ist, während der Fahrt mit dem
Fahrer zu sprechen. Schweigend fahren
sie. Die weite Nacht im breiten Bus. Die
Mutter verfehlt eine Abzweigung

Aufwachen immer wieder mit dem
tiefen, unbestimmten Gefühl, daß es ZU
106
etwas schuldig? [Erst als Opfer akzeptiert er sie; übrigens auch Männer; als seien überhaupt die Leute für ihn erst als Opfer geschichtsreif menschenwürdig – das ist seine Ideologie!]​
In der Sonne wird kurz das Grün im Garten angeschaltet; und gleich wieder ab (aber dieses augenblickliche Auferstehen des Grün)​
F.-E.❬1❭: Er stellt sich vor, wie andre über ihn reden​
Nach langem Gehen ein paar Momente in einem spiritistischen❬2❭ Frühling​
Stolz bemerkt er, daß er eine Nachprüfung (Überprüfung von jm. andern) vergessen hat​
Er hat die Stimme gefunden, mit der er die Katze rufen kann, mit der sie ihn auch hört und gelaufen kommt​
"Wäsche in der Waschmaschine vergessen"​
Traum: Er schläft zu Hause "in seinem alten Bett", das schon längst nicht mehr das seine ist​
Traum von der Mutter❬3❭ als dem Autobuschauffeur, der ihn in der Nacht vom Dorf in die Stadt zum Zug fährt. Er ist der einzige Passagier, sitzt zuerst hinten; dann denkt er, daß die Mutter ihn noch sehen will, und setzt sich vorne neben den Fahrersitz. Mit ihr sprechend, fällt es ihm ein, daß es verboten ist, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen. Schweigend fahren sie. Die weite Nacht im breiten Bus. Die Mutter verfehlt eine Abzweigung​
Aufwachen immer wieder mit dem tiefen, unbestimmten Gefühl, daß es ZU
❬1❭F.-E.: Ein in den Notizbüchern häufig verwendetes Kürzel, das einem Hinweis von Peter Handke zufolge als "Form-Element" aufzulösen ist.
❬2❭Siehe Spiritismus: 'Geisterglaube', Anschauung, nach der eine Verbindung zwischen Verstorbenen und Lebenden und die Beschwörung Verstorbener möglich ist (www.dwds.de )
❬3❭Wahrscheinlich ist hier Maria Handke Handke, Maria
gemeint.
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 108. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_108. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

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