anzieht (F.-E.❬1❭)

argwöhnischer, verdächtigender Blick
Gefühlsleere: Ostern ist vorbei (das Fest ist
vorbei)

Tristheit: enge Welt, Ich-Befangenheit; Trauer;
weite Welt, auch als Raumgefühl; man wird ein
Sehender; Heiterkeit über die Tristheit: plötzlich
geht der Blick über einen hinaus, trägt einen,
über die Gartenmauer, mit dem Rauch, in den
Raum; er verflucht sie und kann dabei ein
komisches Bild von sich haben, sogleich erreicht
der Fluchende eine rhetorische Schönheit

Wahrheit war für ihn immer eine Erscheinung
(in der Zeit) und deswegen schön (ein Ruck in
der Zeit, den er als schön empfand)

Feuer und Zeit (Osterfeuer im Garten)
Der Rauch, plötzlich die Richtung wechselnd,
teilt sich, ein Rest weht noch in der alten
Richtung davon

"Vorstädte, die ineinander übergehen": und
doch gibt es, wenn auch noch so schmale, dunkle
Streifen zwischen ihnen, wenn man sie am Abend
mit dem Bus durchquert (kurze Schwärze)

Die sauberen Lichtzeichen des Abends; die
dann zusammenbrachen, ein Wirrwarr der
Schwäche und Nichtbeherrschung wurden

Endlich wurde der stillstehende Bus mit
den vielen Wartenden darin erschüttert
von dem Fahrer, der einstieg und aus-
führlich seinen Platz einnahm

Der Hochwasserfluß in der Dämmerung; an
dem Aluminiumgestänge der Haltestelle lehnen

An fensterlosen Mauern vorbei auf den Fluß
zugehen
124
anzieht (F.-E.❬1❭)​
argwöhnischer, verdächtigender Blick​
Gefühlsleere: Ostern ist vorbei (das Fest ist vorbei)​
Tristheit: enge Welt, Ich-Befangenheit; Trauer; weite Welt, auch als Raumgefühl; man wird ein Sehender; Heiterkeit über die Tristheit: plötzlich geht der Blick über einen hinaus, trägt einen, über die Gartenmauer, mit dem Rauch, in den Raum; er verflucht sie und kann dabei ein komisches Bild von sich haben, sogleich erreicht der Fluchende eine rhetorische Schönheit​
Wahrheit war für ihn immer eine Erscheinung und deswegen schön (ein Ruck in der Zeit, den er als schön empfand)​
Feuer und Zeit (Osterfeuer im Garten)​
Der Rauch, plötzlich die Richtung wechselnd, teilt sich, ein Rest weht noch in der alten Richtung davon​
"Vorstädte, die ineinander übergehen": und doch gibt es, wenn auch noch so schmale, dunkle Streifen zwischen ihnen, wenn man sie am Abend mit dem Bus durchquert (kurze Schwärze)​
Die sauberen Lichtzeichen des Abends; die dann zusammenbrachen, ein Wirrwarr der Schwäche und Nichtbeherrschung wurden​
Endlich wurde der stillstehende Bus mit den vielen Wartenden darin erschüttert von dem Fahrer, der einstieg und ausführlich seinen Platz einnahm​
Der Hochwasserfluß in der Dämmerung; an dem Aluminiumgestänge der Haltestelle lehnen​
An fensterlosen Mauern vorbei auf den Fluß zugehen​
❬1❭F.-E.: Ein in den Notizbüchern häufig verwendetes Kürzel, das einem Hinweis von Peter Handke zufolge als "Form-Element" aufzulösen ist.


anzieht (F.-E.❬1❭)

argwöhnischer, verdächtigender Blick
Gefühlsleere: Ostern ist vorbei (das Fest ist
vorbei)

Tristheit: enge Welt, Ich-Befangenheit; Trauer;
weite Welt, auch als Raumgefühl; man wird ein
Sehender; Heiterkeit über die Tristheit: plötzlich
geht der Blick über einen hinaus, trägt einen,
über die Gartenmauer, mit dem Rauch, in den
Raum; er verflucht sie und kann dabei ein
komisches Bild von sich haben, sogleich erreicht
der Fluchende eine rhetorische Schönheit

Wahrheit war für ihn immer eine Erscheinung
(in der Zeit) und deswegen schön (ein Ruck in
der Zeit, den er als schön empfand)

Feuer und Zeit (Osterfeuer im Garten)
Der Rauch, plötzlich die Richtung wechselnd,
teilt sich, ein Rest weht noch in der alten
Richtung davon

"Vorstädte, die ineinander übergehen": und
doch gibt es, wenn auch noch so schmale, dunkle
Streifen zwischen ihnen, wenn man sie am Abend
mit dem Bus durchquert (kurze Schwärze)

Die sauberen Lichtzeichen des Abends; die
dann zusammenbrachen, ein Wirrwarr der
Schwäche und Nichtbeherrschung wurden

Endlich wurde der stillstehende Bus mit
den vielen Wartenden darin erschüttert
von dem Fahrer, der einstieg und aus-
führlich seinen Platz einnahm

Der Hochwasserfluß in der Dämmerung; an
dem Aluminiumgestänge der Haltestelle lehnen

An fensterlosen Mauern vorbei auf den Fluß
zugehen
124
anzieht (F.-E.❬1❭)​
argwöhnischer, verdächtigender Blick​
Gefühlsleere: Ostern ist vorbei (das Fest ist vorbei)​
Tristheit: enge Welt, Ich-Befangenheit; Trauer; weite Welt, auch als Raumgefühl; man wird ein Sehender; Heiterkeit über die Tristheit: plötzlich geht der Blick über einen hinaus, trägt einen, über die Gartenmauer, mit dem Rauch, in den Raum; er verflucht sie und kann dabei ein komisches Bild von sich haben, sogleich erreicht der Fluchende eine rhetorische Schönheit​
Wahrheit war für ihn immer eine Erscheinung und deswegen schön (ein Ruck in der Zeit, den er als schön empfand)​
Feuer und Zeit (Osterfeuer im Garten)​
Der Rauch, plötzlich die Richtung wechselnd, teilt sich, ein Rest weht noch in der alten Richtung davon​
"Vorstädte, die ineinander übergehen": und doch gibt es, wenn auch noch so schmale, dunkle Streifen zwischen ihnen, wenn man sie am Abend mit dem Bus durchquert (kurze Schwärze)​
Die sauberen Lichtzeichen des Abends; die dann zusammenbrachen, ein Wirrwarr der Schwäche und Nichtbeherrschung wurden​
Endlich wurde der stillstehende Bus mit den vielen Wartenden darin erschüttert von dem Fahrer, der einstieg und ausführlich seinen Platz einnahm​
Der Hochwasserfluß in der Dämmerung; an dem Aluminiumgestänge der Haltestelle lehnen​
An fensterlosen Mauern vorbei auf den Fluß zugehen​
❬1❭F.-E.: Ein in den Notizbüchern häufig verwendetes Kürzel, das einem Hinweis von Peter Handke zufolge als "Form-Element" aufzulösen ist.
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 126. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_126. Online abgerufen: 07.10.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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