Er erträgt jetzt keinen Ton (nur Geräusch);
Ton als Behauptung, Prätention

Der Schimmer ums Auge von Poussin Poussin, Nicolas
; unend-
liche Trauer❬1❭

In der Stärke sieht er das, was schön an ihm
ist

Er stellt sich die Frauen, die ihm gefallen, immer
allein vor (deswegen ist er jeweils enttäuscht)

Sein Wunsch nach Leere, erfüllt
Schönheit, noch ohne Raffinesse: noch neugie-
riges: ein schönes, neugieriges junges Mädchen
(es kann auch auslachen und ist schön)
[Ihre Handtasche läßt sie ganz tief hängen,
noch]

"Alles war schön" (der schönste Nieselregen)
Blüten vor dem Nebelraum
Die Häuser burghaft im Nebel
Er sieht die Welt vor sich als eine Versammlung
verschiedener, v. großer, in v. Würfel zueinander
stehender, sich bewegender oder stiller Konserven
(parkende Autos, Zug), aus der ein paar Inhalte entkommen

Fröhlichkeit: Er springt so, daß er länger in
der Luft bleibt

Der Nieselregen raucht über dem Zug (plötzlich Lust zu sehen:
Wie sieht eigentlich der Regen aus?); langsam
fallend, stofflich, einzelm❬n❭; Fußspuren auf dem ge-
fallenen Nieselregen; der Boden ist nicht naß,
sondern trüb-rauh; d.h., erst als man drauf-
tritt, wird der Boden naß x)

Liebe: Zärtlich tritt er ihr auf den Fuß
x) und in diesen Fußspurenflecken spiegelt sich
hell der vorbeifahrende Zug

Homer Homer
hilft zur Heiterkeit des Redens; Hu-
mor als Reden; Beiwortlust = Heiterkeit
135
Er erträgt jetzt keinen Ton (nur Geräusch); Ton als Behauptung, Prätention​
Der Schimmer ums Auge von Poussin Poussin, Nicolas
; unendliche Trauer❬1❭
In der Stärke sieht er das, was schön an ihm ist​
Er stellt sich die Frauen, die ihm gefallen, immer allein vor (deswegen ist er jeweils enttäuscht)​
Sein Wunsch nach Leere, erfüllt​
Schönheit, noch ohne Raffinesse: noch neugieriges: ein schönes, neugieriges junges Mädchen (es kann auch auslachen und ist schön) [Ihre Handtasche läßt sie ganz tief hängen, noch]​
"Alles war schön" (der schönste Nieselregen)​
Blüten vor dem Nebelraum​
Die Häuser burghaft im Nebel​
Er sieht die Welt vor sich als eine Versammlung verschiedener, v. großer, in v. Würfel zueinander stehender, sich bewegender oder stiller Konserven (parkende Autos, Zug), aus der ein paar Inhalte entkommen​
Fröhlichkeit: Er springt so, daß er länger in der Luft bleibt​
Der Nieselregen raucht über dem Zug (plötzlich Lust zu sehen: Wie sieht eigentlich der Regen aus?); langsam fallend, stofflich, einzeln; Fußspuren auf dem gefallenen Nieselregen; der Boden ist nicht naß, sondern trüb-rauh; d.h., erst als man drauftritt, wird der Boden naß und in diesen Fußspurenflecken spiegelt sich hell der vorbeifahrende Zug
Zärtlich tritt er ihr auf den Fuß​
Homer Homer
hilft zur Heiterkeit des Redens; Humor als Reden; Beiwortlust = Heiterkeit​
❬1❭Möglicherweise bezieht sich Peter Handke hier auf Nicolas Poussins Autoportrait Autoportrait
(1650). Eine stark abgenutzte kleine Schwarzweißkopie, die das Gemälde zeigt, klebt auf dem Cover des Folgenotizbuchs Notizbuch 24.04.1978-26.08.1978 (NB 015).


Er erträgt jetzt keinen Ton (nur Geräusch);
Ton als Behauptung, Prätention

Der Schimmer ums Auge von Poussin Poussin, Nicolas
; unend-
liche Trauer❬1❭

In der Stärke sieht er das, was schön an ihm
ist

Er stellt sich die Frauen, die ihm gefallen, immer
allein vor (deswegen ist er jeweils enttäuscht)

Sein Wunsch nach Leere, erfüllt
Schönheit, noch ohne Raffinesse: noch neugie-
riges: ein schönes, neugieriges junges Mädchen
(es kann auch auslachen und ist schön)
[Ihre Handtasche läßt sie ganz tief hängen,
noch]

"Alles war schön" (der schönste Nieselregen)
Blüten vor dem Nebelraum
Die Häuser burghaft im Nebel
Er sieht die Welt vor sich als eine Versammlung
verschiedener, v. großer, in v. Würfel zueinander
stehender, sich bewegender oder stiller Konserven
(parkende Autos, Zug), aus der ein paar Inhalte entkommen

Fröhlichkeit: Er springt so, daß er länger in
der Luft bleibt

Der Nieselregen raucht über dem Zug (plötzlich Lust zu sehen:
Wie sieht eigentlich der Regen aus?); langsam
fallend, stofflich, einzelm❬n❭; Fußspuren auf dem ge-
fallenen Nieselregen; der Boden ist nicht naß,
sondern trüb-rauh; d.h., erst als man drauf-
tritt, wird der Boden naß x)

Liebe: Zärtlich tritt er ihr auf den Fuß
x) und in diesen Fußspurenflecken spiegelt sich
hell der vorbeifahrende Zug

Homer Homer
hilft zur Heiterkeit des Redens; Hu-
mor als Reden; Beiwortlust = Heiterkeit
135
Er erträgt jetzt keinen Ton (nur Geräusch); Ton als Behauptung, Prätention​
Der Schimmer ums Auge von Poussin Poussin, Nicolas
; unendliche Trauer❬1❭
In der Stärke sieht er das, was schön an ihm ist​
Er stellt sich die Frauen, die ihm gefallen, immer allein vor (deswegen ist er jeweils enttäuscht)​
Sein Wunsch nach Leere, erfüllt​
Schönheit, noch ohne Raffinesse: noch neugieriges: ein schönes, neugieriges junges Mädchen (es kann auch auslachen und ist schön) [Ihre Handtasche läßt sie ganz tief hängen, noch]​
"Alles war schön" (der schönste Nieselregen)​
Blüten vor dem Nebelraum​
Die Häuser burghaft im Nebel​
Er sieht die Welt vor sich als eine Versammlung verschiedener, v. großer, in v. Würfel zueinander stehender, sich bewegender oder stiller Konserven (parkende Autos, Zug), aus der ein paar Inhalte entkommen​
Fröhlichkeit: Er springt so, daß er länger in der Luft bleibt​
Der Nieselregen raucht über dem Zug (plötzlich Lust zu sehen: Wie sieht eigentlich der Regen aus?); langsam fallend, stofflich, einzeln; Fußspuren auf dem gefallenen Nieselregen; der Boden ist nicht naß, sondern trüb-rauh; d.h., erst als man drauftritt, wird der Boden naß und in diesen Fußspurenflecken spiegelt sich hell der vorbeifahrende Zug
Zärtlich tritt er ihr auf den Fuß​
Homer Homer
hilft zur Heiterkeit des Redens; Humor als Reden; Beiwortlust = Heiterkeit​
❬1❭Möglicherweise bezieht sich Peter Handke hier auf Nicolas Poussins Autoportrait Autoportrait
(1650). Eine stark abgenutzte kleine Schwarzweißkopie, die das Gemälde zeigt, klebt auf dem Cover des Folgenotizbuchs Notizbuch 24.04.1978-26.08.1978 (NB 015).
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 137. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_137. Online abgerufen: 06.10.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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