Unablässig fallende Tropfen, und doch kein
Regen

Er will jm. zum Selbstmord bringen
Die Landschaft (hinter den Zweigen) wird plötzlich
intensiv, indem sie weit wegrückt, in die Tiefe
(wie am Fuß einer "schwindelnd hohen" Klippe)

Die Geduld für ein paar Schritte
Manchmal Haß auf alle: Warum sterben die
alle nicht?

Im Warenhaus, wo es nach nassen Windeln
riecht

"Ich habe zu lange in Deutschland Deutschland
BRD Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland)
gelebt, um es
nicht zu hassen"

Wunsch, tot zu sein, aus schlechter Laune
Die Regentropfen auf dem Teich finden sich dann
am Abend beim Anhauchen auf den Brillen-
gläsern wieder

Sich mit keiner Bewegung verratent❬d❭ (saß er in
äußerster Lebendigkeit da)

An manchen Tagen schadenfrohe Gedanken
an andre, Ältere, daß sie nicht mehr so lang
zu leben haben wie er (daß sie auch nie mehr
das erleben werden, was er erleben❬te❭); Triumph-
gefühl des Ausgewähltseins

Er schaute ins Freie und ließ es dort geschehen
(als Demiurg❬1❭)

Glaube nicht an Gott Gott
, aber an das Göttliche

Am Fuß der Treppe, hinaufzeigend, stehen die
Schuhe des Toten, der oben liegt

"Gestern abend stand ich am Fenster, ganz
still, ohne Bewegung, und schaute hinaus, mit
dem Oberkörper an die Brüstung gelehnt.
Plötzlich war ich mein eigenes Herz, das
130
Unablässig fallende Tropfen, und doch kein Regen​
Er will jm. zum Selbstmord bringen​
Die Landschaft (hinter den Zweigen) wird plötzlich intensiv, indem sie weit wegrückt, in die Tiefe (wie am Fuß einer "schwindelnd hohen" Klippe)​
Die Geduld für ein paar Schritte​
Manchmal Haß auf alle: Warum sterben die alle nicht?​
Im Warenhaus, wo es nach nassen Windeln riecht​
"Ich habe zu lange in Deutschland Deutschland
❬(❭BRD Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland)
❬)❭
gelebt, um es nicht zu hassen"​
Wunsch, tot zu sein, aus schlechter Laune​
Die Regentropfen auf dem Teich finden sich dann am Abend beim Anhauchen auf den Brillengläsern wieder​
Sich mit keiner Bewegung verratend (saß er in äußerster Lebendigkeit da)​
An manchen Tagen schadenfrohe Gedanken an andre, Ältere, daß sie nicht mehr so lang zu leben haben wie er (daß sie auch nie mehr das erleben werden, was er erlebte); Triumphgefühl des Ausgewähltseins​
Er schaute ins Freie und ließ es dort geschehen (als Demiurg❬1❭)​
Glaube nicht an Gott Gott
, aber an das Göttliche​
Am Fuß der Treppe, hinaufzeigend, stehen die Schuhe des Toten, der oben liegt​
"Gestern abend stand ich am Fenster, ganz still, ohne Bewegung, und schaute hinaus, mit dem Oberkörper an die Brüstung gelehnt. Plötzlich war ich mein eigenes Herz, das ​
❬1❭Demiurg: von Platon eingeführter Begriff für eine Instanz eines Schöpfers (Schöpfergott) (www.wikidata.org )


Unablässig fallende Tropfen, und doch kein
Regen

Er will jm. zum Selbstmord bringen
Die Landschaft (hinter den Zweigen) wird plötzlich
intensiv, indem sie weit wegrückt, in die Tiefe
(wie am Fuß einer "schwindelnd hohen" Klippe)

Die Geduld für ein paar Schritte
Manchmal Haß auf alle: Warum sterben die
alle nicht?

Im Warenhaus, wo es nach nassen Windeln
riecht

"Ich habe zu lange in Deutschland Deutschland
BRD Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland)
gelebt, um es
nicht zu hassen"

Wunsch, tot zu sein, aus schlechter Laune
Die Regentropfen auf dem Teich finden sich dann
am Abend beim Anhauchen auf den Brillen-
gläsern wieder

Sich mit keiner Bewegung verratent❬d❭ (saß er in
äußerster Lebendigkeit da)

An manchen Tagen schadenfrohe Gedanken
an andre, Ältere, daß sie nicht mehr so lang
zu leben haben wie er (daß sie auch nie mehr
das erleben werden, was er erleben❬te❭); Triumph-
gefühl des Ausgewähltseins

Er schaute ins Freie und ließ es dort geschehen
(als Demiurg❬1❭)

Glaube nicht an Gott Gott
, aber an das Göttliche

Am Fuß der Treppe, hinaufzeigend, stehen die
Schuhe des Toten, der oben liegt

"Gestern abend stand ich am Fenster, ganz
still, ohne Bewegung, und schaute hinaus, mit
dem Oberkörper an die Brüstung gelehnt.
Plötzlich war ich mein eigenes Herz, das
130
Unablässig fallende Tropfen, und doch kein Regen​
Er will jm. zum Selbstmord bringen​
Die Landschaft (hinter den Zweigen) wird plötzlich intensiv, indem sie weit wegrückt, in die Tiefe (wie am Fuß einer "schwindelnd hohen" Klippe)​
Die Geduld für ein paar Schritte​
Manchmal Haß auf alle: Warum sterben die alle nicht?​
Im Warenhaus, wo es nach nassen Windeln riecht​
"Ich habe zu lange in Deutschland Deutschland
❬(❭BRD Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland)
❬)❭
gelebt, um es nicht zu hassen"​
Wunsch, tot zu sein, aus schlechter Laune​
Die Regentropfen auf dem Teich finden sich dann am Abend beim Anhauchen auf den Brillengläsern wieder​
Sich mit keiner Bewegung verratend (saß er in äußerster Lebendigkeit da)​
An manchen Tagen schadenfrohe Gedanken an andre, Ältere, daß sie nicht mehr so lang zu leben haben wie er (daß sie auch nie mehr das erleben werden, was er erlebte); Triumphgefühl des Ausgewähltseins​
Er schaute ins Freie und ließ es dort geschehen (als Demiurg❬1❭)​
Glaube nicht an Gott Gott
, aber an das Göttliche​
Am Fuß der Treppe, hinaufzeigend, stehen die Schuhe des Toten, der oben liegt​
"Gestern abend stand ich am Fenster, ganz still, ohne Bewegung, und schaute hinaus, mit dem Oberkörper an die Brüstung gelehnt. Plötzlich war ich mein eigenes Herz, das ​
❬1❭Demiurg: von Platon eingeführter Begriff für eine Instanz eines Schöpfers (Schöpfergott) (www.wikidata.org )
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 132. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_132. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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