Die Aufzeichnungen in NB 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014) beginnen am 8. Jänner 1978, nachdem Peter Handke von seiner zweiten Alaska-Reise nach Paris zurückgekehrt war. Aufgrund der fehlenden Datierungen der Notizen ist nur eine ungefähre Rekonstruktion seiner Aufenthaltsorte möglich; er dürfte sich zunächst in Paris aufgehalten haben, ehe er Mitte Februar nach München und dann in den Salzburger Lungau auf den „Standlhof“ seines Salzburger Verlegers Wolfgang Schaffler reiste. Vermutlich in der zweiten Märzwoche kehrte er nach Paris zurück. Ende März oder Anfang April unternahm Handke eine Reise in die Sowjetunion, wo er u.a. Moskau und Tiflis besuchte.
Material
Das Notizbuch der Marke Gallia (Format 17 x 11 cm) befindet sich im Original am Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Kopie in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Wien. Auf die Vorderseite des glänzend grünen Kartonumschlags mit gelben und hellgrünen Streifen und einem gelben Markenlogo (ein stilisierter Hahn) hat Handke mit schwarzem Kugelschreiber die Datierung des Notizbuchs geschrieben ("Jan. – April 78"). Auf dem Umschlag finden sich außerdem Spuren von mehreren Klebeetiketten (das Notizbuch beinhaltet eine Beilage mit der Zeichnung eines Pferdes (B01/NB 014), die vermutlich ursprünglich auf dem Cover klebte; worum es sich bei den weiteren aufgeklebten Materialien handelte, ist nicht bekannt). Die Rückseite des Covers ist mit einem Etikett beklebt, auf dem eine Zeichnung, vermutlich von Amina Handke, zu sehen ist.
Das spiralgebundene Notizbuch hat einen Umfang von 176 karierten und eh. paginierten Seiten. Die Innenseiten der Notizbuchumschläge verwendete Handke als Vorsatz. Auf der Innenseite des Covers notierte er den Aufzeichnungszeitraum, seine Kontaktadresse, eine Liste mit besuchten Orten und ein Goethe-Zitat. Er hat dort außerdem eine kleine Schwarzweiß-Kopie des Bildes L'Automne von Nicolas Poussin eingeklebt (M01/NB 014). Die Schwarzweiß-Kopie eines weiteren Bildes aus dessen Serie "Die vier Jahreszeiten" – Le Printemps – klebt auf der hinteren Umschlaginnenseite (M02/NB 014). Auf den letzten Notizbuchseiten (ES. 176ff.) sind überwiegend verkehrt herum diverse Namen, Adressen und Telefonnummern notiert, u.a. von Bekanntschaften, die Handke während seiner Reise nach Georgien gemacht haben dürfte. Es findet sich dort auch eine Liste mit dem georgischen Alphabet und den deutschen Lautentsprechungen (ES. 178).
Aufenthaltsorte
Auf dem vorderen Vorsatz von NB 014 ist zu lesen: "Ab 8. Januar 1978 wieder in Clamart" (ES. 2). Handke war am 23. Dezember 1977 nach Alaska geflogen, auf den 27. datiert eine Postkarte aus Anchorage an Alfred Kolleritsch (Handke / Kolleritsch 2008, S. 112). Es ist unklar, ob Handke während seiner zweiten Alaska-Reise Aufzeichnungen gemacht hat. Falls Notizen existieren – wovon eigentlich auszugehen ist –, muss Handke sie in ein separates Notizbuch geschrieben haben; zwischen den Eintragungen in NB 013 und NB 014 gibt es eine zeitliche Lücke von 15 Tagen, d.h. für die Zeit zwischen 24.12.1977 und 7. Jänner 1978 sind keine Aufzeichnungen überliefert. An Nicolas Born schreibt Handke in einem Brief vom 18. Jänner 1978: "Seit zwei Wochen sind wir wieder hier." (Born / Handke 2005, S. 26). In einem Brief an Hermann Lenz vom 30. Jänner 1978 heißt es: "Über Weihnachten war ich in Alaska – aber ich habe auf Fragen schon so viel erzählt, was ich eigentlich um dieses Erlebnisses willen und seiner Dauer in mir hätte verschweigen müssen, daß ich jetzt nur sage: Es war zeitweise schön." (Handke / Lenz 2006, S. 122).
Eine zeitliche Einordnung von Handkes Reisebewegungen und Aufenthalten im Aufzeichnungszeitraum gestaltet sich schwierig, da die Einträge entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nicht datiert sind. Auf dem Vorsatzblatt notierte er folgende Orte: "Clamart, Salzburg, Zagreb, Moskau, Tbilissi, Rotterdam, [...] Berlin, Clamart" (ES. 2) und ein Ort, der nicht identifiziert werden konnte. Anhand von Briefen und Nennungen von Ortsnamen im Notizbuch lassen sich Handkes Aufenthaltsorte wie folgt rekonstruieren: Den gesamten Jänner und die erste Februarhälfte verbrachte er wahrscheinlich in Paris, wo die Aufzeichnungen im ersten Drittel des Notizbuchs entstanden sind. In einem Brief vom 30. Jänner 1978 kündigte er Hermann Lenz an, er sei am 17. Februar in München, um den Bambi für seinen Film Die linkshändige Frau (in der Kategorie "Bestes Drehbuch, beste Regie") entgegenzunehmen (Handke / Lenz 2006, S. 123). Im Anschluss an die Preisverleihung verbrachte Handke eine Woche in Österreich, auf Wolfgang Schafflers Standlhof bei Tamsweg im Salzburger Lungau (vgl. Handke / Lenz 2006, S. 124). Die Einträge von ES. 76 bis ES. 90 sind wahrscheinlich während dieses Aufenthaltes Ende Februar entstanden. Von Salzburg aus dürfte Handke nach Zagreb (ES. 91ff.) gereist sein – was er dort gemacht hat und wie lange er sich dort aufhielt, konnte nicht ermittelt werden. Handke kehrte jedenfalls Anfang März nach Paris zurück, am 9. März schreibt er an Siegfried Unseld: "Lieber Siegfried, ich bin seit zwei Tagen wieder aus Österreich zurück, wo noch viel Schnee war" (Handke / Unseld 2012, S. 340), und hielt sich vermutlich bis nach Ostern dort auf (vgl. ES. 126, wo es heißt, Ostern sei vorbei – der Ostermontag fiel 1978 auf den 27. März). Die Aufzeichnungen im letzten Teil des Notizbuchs entstanden während einer Reise in die damalige Sowjetunion, die Handke Ende März oder Anfang April angetreten haben muss. Er besuchte Moskau (vmtl. ES. 150f.), erwähnt wird außerdem die Stadt Zagorsk (ES. 152); auf ES. 154 ist die Rede von einer Flugreise – er dürfte hier auf dem Weg nach Tiflis in Georgien gewesen sein, jedenfalls wird die Stadt erwähnt. Vermutlich aus Georgien schickte Handke am 15. April 1978 eine Postkarte an Alfred Kolleritsch: "Lieber Alfred, wie Du vielleicht schon an der Schrift siehst, bin ich in der Südsteiermark der Sowjet-Union. Herzlich, Dein Peter" (Handke / Kolleritsch 2008, S. 112). Einträge auf ES. 160 deuten Handkes Rückkehr per Flugzeug nach Deutschland an – er war auch von Deutschland aus nach Moskau aufgebrochen, vgl. ES. 168: "Er wollte weinen über die allgemeine Würdelosigkeit in D. (Er fühlt sich davon tief erniedrigt)"; "er befiehlt tatsächlich seinem Herzen: 'Ruhig, Herz!' (Aber hier in D. gehorcht es nicht‒ er ist hier ganz offen, wie eine Wunde)". Nach seiner Rückkehr hielt sich Handke noch einige Zeit in Berlin auf, bevor er nach Paris zurückkehrte.
Themen
Die vielen meist sehr kritischen Erwähnungen Deutschlands in NB 014 sind wohl unter dem Eindruck des "Deutschen Herbstes" (vgl. NB 013) entstanden: "'La Démocratie' a assassinée ton frère Baader / 'La D.' recherche 'les assassins' d'Hans Schleyer Ancien SS" (ES. 13). Handke äußerte sich immer wieder sehr negativ über die BRD, etwa in diesem Vergleich von Deutschland und Frankreich: "Landschaftsgefühl nur mit einer unversehrten Geschichte (Frankreich : Deutschland) 'Chute de neige en Pas-de-Calais': magisch hier selbst die Wetterberichte" (ES. 87), oder auf ES. 132, wo er jemanden zitiert mit den Worten: "Ich habe zu lange in Deutschland ❬(❭BRD❬)❭ gelebt, um es nicht zu hassen". In der dritten Person schreibt Handke eigene Wahrnehmungen und Erfahrungen aus der Perspektive seines Protagonisten Valentin Sorger auf: "Endgültige Blicke auf ein Land, das darunter versteinert (nie mehr wird er D. anders sehen können)" (ES. 149); "Kaum in Deutschland, suchte er schon wieder den Haß" (ES. 160); "D., Land ohne Himmelsrichtungen (im Gegensatz zu USA, aber auch Ö.)" (ES. 170). Noch in NB 017, das Handke im Herbst 1978 in New York verwendete, als er die erste Fassung von Langsame Heimkehr schrieb, hielt er fest: "Zu Deutschland muß es wirklich ein einziger Haßgesang werden (?)" (ES. 87).
Bei einem Treffen am 6. Dezember 1977 hatte Handke Siegfried Unseld offenbar zugesagt, Mitte April 1978 an einer Veranstaltung anlässlich Robert Walsers 100. Geburtstag teilzunehmen (Handke / Unseld 2012, S. 331, Anm. 1), sagte am 3. April jedoch brieflich ab. Nachdem er das Programm gelesen habe, habe er beschlossen, nicht zu der Veranstaltung am 14. April nach Zürich zu fahren: "Seit ungefähr einem Jahr [...] fühle ich mich herausgelöst aus dem Bezugssystem der deutschen Literatur; es war nicht da mit einem Schlag, sondern ist geschehen als langsamer Vorgang, der in diesem Winter vor allem seine Ruhe und seine Klarheit gefunden hat. Ich bin in dieser Szenerie, die etwa auch in dem Programm skizziert ist, nicht mehr auftrittsfähig; auch auftrittsunwillig. Ich will in diesem elenden durchschaubaren politischen Spiel nicht mehr vorkommen." (Handke / Unseld 2012, S. 343)
Erfahrungen von Raum und Landschaft nehmen in Handkes Notizen einen zentralen Stellenwert ein. Während eines Österreich-Aufenthaltes betont er beispielsweise das 'konstruktive' Moment des künstlerischen Blicks: "Auf der Suche nach einer idealen Landschaft: die mußte er sich allerdings erst errichten, durch Wechsel des Blickpunkts, Standpunkts, Abwarten der Tages- und Jahreszeiten" (ES. 79). Wenige Seiten zuvor hatte er mehrere Stellen aus einer Rezension zu François Dagognets Buch Une épistémologie de l’espace concret (1977) von Jean Lacroix in sein Notizbuch übertragen, die am 25. Februar 1978 in der Tageszeitung Le Monde erschienen war (vgl. ES. 72). Der Artikel über Dagognets Néo-géographie – so der Untertitel des Werks – gab Handke offenbar Impulse, sich eingehender mit Geomorphologie und Räumen zu beschäftigen (vgl. zu diesem Thema insbesondere auch NB 015). Kurz nach der Lektüre des Artikels – er befand sich vermutlich bereits in Österreich – notierte er: "Der Hohlweg unten vom Schnee völlig ausgefüllt (kleiner Einschnitt; Geomorphologie der Sorger'schen Psyche: allen Landschaftsformen entsprechen Kindheitsgeschichten und seine Erwachsenenträume)" (ES. 76).
Lektüren
Am 30. Jänner 1978 schreibt Handke an Hermann Lenz: "Die letzten paar Tage war ich fast nur hier im Haus, weil Amina eine leichte Grippe hatte. [...] Ihr kennt ja ein bißchen das Gebäude: ich war zum ersten Mal so kontinuierlich vom Morgen bis zum Abend in diesen hellen Räumen, und manchmal erfüllte mich dieses ganz neuartig Häusliche fast mit Begeisterung, jedenfalls mit Ruhe und Freundlichkeit. Sogar das Kochen und Abwaschen machte Spaß. Dazu las ich die 'Bekenntnisse' von Rousseau, der mit vagen Wörtern tiefer gehen kann als alle jetzt Realistischen mit ihren sogenannt konkreten Beschreibungen, die einem [sic] doch nur zum Beschränkten machen, während der alte Rousseau die Freiheit der Vorstellung bewirkt." (Handke / Lenz 2008, S. 122). Neben vielen Zitaten aus Rousseaus Confessions finden sich im ersten Drittel des Notizbuchs vereinzelt auch noch Stellen aus Kierkegaards Entweder – Oder. Handke notierte außerdem Verse aus einigen Gedichten von Goethe (darunter Im Gegenwärtigen Vergangnes, An Belinden, Grenzen der Menschheit und [Dämmrung senkte sich von oben]) und aus Walt Whitmans Leaves of Grass.
Der Anfang von Handkes profundem Interesse am Werk Paul Cézannes bzw. der Malerei generell dürfte im Aufzeichnungszeitraum von NB 014 zu verorten sein, jedenfalls notiert er sich ein Zitat aus Cézannes Gesprächen mit Gasquet (ES. 67), auf die er in den folgenden Notizbüchern zurückkommen wird. Wenige Monate später wird er eine große Cézanne-Ausstellung im Grand Palais in Paris besuchen (vgl. NB 015), die nachfolgenden Notizbücher dokumentieren Handkes zahlreiche Museumsbesuche – u.a. in New York, Madrid, Paris, Venedig und Hamburg – und belegen seine intensive Beschäftigung mit der Malerei.
Am 20. März 1978 berichtete Handke seinem Freund Hermann Lenz, er lese im Moment wenig, da er abends zu unkonzentriert sei, dabei habe er "doch wieder die 'Odyssee' angefangen und 'De rerum natura'. Das ist im guten Sinn erbaulich und kopfreinigend. [...] (Wie Chr. Wagner)" (Handke / Lenz 2008, S. 124). NB 014 enthält sehr viele Homer-Zitate, Handke liest im Aufzeichnungszeitraum dreizehn Bücher der Odyssee und setzt seine Lektüre in NB 015 fort.
Schreibprojekte
In seiner Chronik hatte Siegfried Unseld nach einem Besuch bei Handke in Paris anlässlich von dessen Geburtstag am 6. Dezember 1977 notiert: "Er fährt noch einmal an Weihnachten nach Alaska, um Ortsstudien für seinen Roman bzw. seine beiden Romane zu treiben. [...] Im März/April will er dann mit der Niederschrift beginnen." (Handke / Unseld 2012, S. 331, Anm. 1). Handke hat schließlich nicht wie geplant im Frühjahr 1978 mit der eigentlichen 'Schreibarbeit' an Langsame Heimkehr begonnen; der tatsächliche Schreibbeginn ist erst auf Oktober 1978 zu datieren, als sich Handke nach der Rückkehr von seiner dritten Alaska-Reise im Hotel Adams in New York einquartierte (vgl. NB 017) (vgl. dazu Pektor). Anders als die drei Vorgängernotizbücher ordnete Handke NB 014 jedenfalls nicht mehr seinem großangelegten Schreibprojekt "Ins tiefe Österreich" zu bzw. streicht er den auf dem vorderen Vorsatzblatt notierten Titel wieder, ebenso wie die darunter geschriebene Wendung "Der Held des Vergessens" (ES. 2). So wird am Vorsatz lediglich "Valentin Sorger", der Name des Protagonisten der später aus dem Projekt hervorgegangenen Erzählung Langsame Heimkehr genannt, außerdem "Das Versäumnis" (ebd.), von dem wie auch bei den anderen genannten Wendungen in Anführungsstrichen nicht klar ist, ob es sich um einen Entwurf für den Buchtitel oder für ein Kapitel der Erzählung bzw. ob es sich überhaupt um einen Titel handelt. Eine Notiz auf ES. 21 bezieht sich darauf: "Er betrachtete die andern im Bewußtsein der eigenen Schuld (des eigenen unwiderruflichen Versäumnisses): dadurch wurde seine Betrachtung erst durchdringend, bewegte sich, wurde Weltreise". Die Wendung "Die Hölle Zeit (mit dem geglückten Tag)" (ebd.), bei dem ebenfalls unklar ist, ob es sich um um einen Titelentwurf handelt, wird von Handke wieder gestrichen. Ein Eintrag auf ES. 113 steht damit in Zusammenhang: "Die die Zeit besiegenden und doch zugleich meistens zerstörenden Gefühle, sodaß danach die höllische Leere eintreten muß; große Gefühle als eine Art frevlerische Vorwegnahme des Paradieses, auf welche dann die Hölle Zeit folgen muß" (ES. 113); auch auf den "geglückten Tag" kommt Handke in den Notizen immer wieder zurück (ES. 116ff.) – es handelt sich um eine Schreibphantasie, die er rund zwei Jahrzehnte später realisieren sollte – sein Essay Versuch über den geglückten Tag erschien 1991.
Zeichnungen
Das Notizbuch enthält lediglich eine Zeichnung, die Peter Handke zugeschrieben werden kann; es handelt sich um Regentropfen an einem Zugfenster (Z01/NB 014, ES. 99). Die Urheber*innenschaft der übrigen Zeichnungen (sie stellen u.a. ein Phantasietier und eine Reihe von Katzen dar) ist unbekannt.
(Anna Estermann)
Literaturverzeichnis
Born / Handke 2005 = Born, Nicolas / Handke, Peter: Die Hand auf dem Brief. Briefwechsel 1974-1979. In: Schreibheft. Zeitschrift für Literatur. Hg. von Norbert Wehr. Essen: Rigodon, Nr. 65 (2005), S. 3-34.
Handke / Lenz 2006 = Handke, Peter / Lenz, Hermann: Berichterstatter des Tages. Briefwechsel. Hg. und mit einem Nachwort von Helmut Böttiger, Charlotte Brombach und Ulrich Rüdenauer. Mit einem Essay von Peter Hamm. Frankfurt am Main/Leipzig: Insel 2006.
Handke / Unseld 2012 = Handke, Peter / Unseld, Siegfried: Der Briefwechsel. Hg. von Raimund Fellinger und Katharina Pektor. Berlin: Suhrkamp 2012.
Handke / Kolleritsch 2008 = Handke, Peter / Kolleritsch, Alfred: Schönheit ist die erste Bürgerpflicht. Briefwechsel. Salzburg/Wien: Jung und Jung 2008.
Pektor, Katharina: Circle. Alaska Topographical Series. Landkarte, mit hs. Notiz von Peter Handke, 1 Blatt, 14.10.1978. In: Handkeonline. URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/859. Online aufgerufen: 10.06.2024.
Aufbewahrungsort: Deutsches Literaturarchiv Marbach (DLA)
Notizbuch-Signatur: DLA, A:Handke, Peter: [HS00554422 ]
Material: Notizbuch (Marke Gallia), kariert, Spiralbindung
Format: 17 x 11 cm
Umschlag: Glänzend-grüner Kartonumschlag mit gelben und gelbgrünen Streifen, Vorderseite: Markenlogo und eh. Notierung des Aufzeichnungszeitraums (Kugelschreiber: schwarz); das Notizbuch beinhaltet eine Beilage mit der Zeichnung eines Pferdes (B01/NB 014), die vermutlich ursprünglich auf dem Cover klebte, Rückseite: Bemaltes Klebeetikett (M03/NB 014)
Umfang: 176 Seiten, 186 Faksimiles (Editionsseiten) inklusive Umschlag, Vorsatz und Beilagen
Paginierung: I, 1-176, I*
Verwendete Schreibstoffe: Fineliner (blau, schwarz, rot), Kugelschreiber (blau, grüner), Bleistift, Filzstift (grün)
Zusätzlich beteiligte Schreiber*innen: /
Anmerkung: keine
Zeichnungen:
Eingeklebtes Material:
Beilagen (Faksimiles zeigen Vorder- und Rückseite):
Handkeonline: https://handkeonline.onb.ac.at/node/318
Anzahl der erfassten Entitäten: 319
130
Unablässig fallende Tropfen, und doch kein
Regen
Er will jm. zum Selbstmord bringen
Die Landschaft (hinter den Zweigen) wird plötzlich
intensiv, indem sie weit wegrückt, in die Tiefe
(wie am Fuß einer "schwindelnd hohen"
Klippe)
Die Geduld für ein paar Schritte
Manchmal Haß auf alle: Warum sterben die
alle nicht?
Im Warenhaus, wo es nach nassen Windeln
riecht
"Ich habe zu lange in Deutschland ( BRD ) gelebt, um es
nicht zu hassen"
Wunsch, tot zu sein, aus schlechter Laune
Die Regentropfen auf dem Teich finden sich dann
am Abend beim Anhauchen auf den Brillen¬
gläsern wieder
Sich mit keiner Bewegung verratentd (saß er in
äußerster Lebendigkeit da)
An manchen Tagen schadenfrohe Gedanken
an andre, Ältere, daß sie nicht mehr so lang
zu leben haben wie er (daß sie auch nie mehr
das erleben werden, was er erlebente ); Triumph¬
gefühl des Ausgewähltseins
Er schaute ins Freie und ließ es dort geschehen
(als Demiurg )
Glaube nicht an Gott , aber an das Göttliche
Am Fuß der Treppe, hinaufzeigend, stehen die
Schuhe des Toten, der oben liegt
"Gestern abend stand ich am Fenster, ganz
still, ohne Bewegung, und schaute hinaus, mit
dem Oberkörper an die Brüstung gelehnt.
Plötzlich war ich mein eigenes Herz, das
130
Unablässig fallende Tropfen, und doch kein
Regen
Er will jm. zum Selbstmord bringen
Die Landschaft (hinter den Zweigen) wird plötzlich
intensiv, indem sie weit wegrückt, in die Tiefe
(wie am Fuß einer "schwindelnd hohen"
Klippe)
Die Geduld für ein paar Schritte
Manchmal Haß auf alle: Warum sterben die
alle nicht?
Im Warenhaus, wo es nach nassen Windeln
riecht
"Ich habe zu lange in Deutschland ( BRD ) gelebt, um es
nicht zu hassen"
Wunsch, tot zu sein, aus schlechter Laune
Die Regentropfen auf dem Teich finden sich dann
am Abend beim Anhauchen auf den Brillen¬
gläsern wieder
Sich mit keiner Bewegung verratentd (saß er in
äußerster Lebendigkeit da)
An manchen Tagen schadenfrohe Gedanken
an andre, Ältere, daß sie nicht mehr so lang
zu leben haben wie er (daß sie auch nie mehr
das erleben werden, was er erlebente ); Triumph¬
gefühl des Ausgewähltseins
Er schaute ins Freie und ließ es dort geschehen
(als Demiurg )
Glaube nicht an Gott , aber an das Göttliche
Am Fuß der Treppe, hinaufzeigend, stehen die
Schuhe des Toten, der oben liegt
"Gestern abend stand ich am Fenster, ganz
still, ohne Bewegung, und schaute hinaus, mit
dem Oberkörper an die Brüstung gelehnt.
Plötzlich war ich mein eigenes Herz, das
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⸤ABC⸥ | Einfügung unterhalb der Zeile |
⸤ABC⸣ | Einfügung innerhalb der Zeile |
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Sehr wahrscheinlich | aus dem unmittelbaren Kontext erschließbar |
Wahrscheinlich | nur durch Kontextwissen und Recherche erschließbar |
Möglicherweise | es gibt mehrere Bedeutungsmöglichkeiten |
Nicht identifiziert | es gibt höchstens Vermutungen |
Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von
Anna Estermann und Katharina Pektor. In:
Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release
14.06.2024.
Seite 132.
URL: https:/
Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).
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