Das Enthusiastische seines Hasses
(Haß auf D. Deutschland
wie nur in der Kindheit, auf
seinen Vater❬1❭)

In der Trauer wird er kühn (heraus-
fordernd; die Herausforderung der Trauer)
[Und er erhob sich zu seiner vollen Größe]

Nach der sprachlosen Wut kam die entfes-
selte ewige biblische Sprache (wie ein Lohn)

In diesem Land kann alles nur ähnlich sein!
Die Freundlichkeit hat sich verbraucht
Aber: Selbstbewußtsein in der endlich gefundenen
Sprachlosigkeit, Wortlosigkeitszwanglosigkeit

Mit dem ruhigen Gesicht, mit dem er eine ver-
kehrt zu ihm liegende Zeitung liest (neuhomerische Vergleiche)

Auf alles gefaßt (auf jeden)
Wo bleibt bei euch die Künheit der Poesie?
"Ich wünsche mir nur, das alles schnell zu
vergessen"

Zur Strafe für sich selber schlüpft er in die Kleider
von gestern

Feiges Stück (oder Leben): Niemand gibt einem Sich-Trauenden
die Replik

Schuldbewußt, weil er sprechen kann
Er denkt sich in sich hinein (zurück)
Trinkend vergaß er aber den Durst zu stillen
"Gestern war ich stark und habe es heute noch
nicht vergessen

Die Hochhäuser stehen wie Rauchfahnen
"Bewachte Garderobe im Souterrain"
Plötzlich Lust zu Balancieren
Leere, erfüllt von der Energie des Weggedachten
(Freigedachten)

In der Erinnerung war ich zugleich meine Generation;
jetzt aber kann mir und muß mir die jetzige Ge-
167
Das Enthusiastische seines Hasses (Haß auf D. Deutschland
wie nur in der Kindheit, auf seinen Vater❬1❭)​
In der Trauer wird er kühn (herausfordernd; die Herausforderung der Trauer) [Und er erhob sich zu seiner vollen Größe]​
Nach der sprachlosen Wut kam die entfesselte ewige biblische Sprache (wie ein Lohn)​
In diesem Land kann alles nur ähnlich sein!​
Die Freundlichkeit hat sich verbraucht​
Aber: Selbstbewußtsein in der endlich gefundenen Sprachlosigkeit, Wortlosigkeitszwanglosigkeit​
Mit dem ruhigen Gesicht, mit dem er eine verkehrt zu ihm liegende Zeitung liest (neuhomerische Vergleiche)​
Auf alles gefaßt (auf jeden)​
Wo bleibt bei euch die Künheit der Poesie?​
"Ich wünsche mir nur, das alles schnell zu vergessen"​
Zur Strafe für sich selber schlüpft er in die Kleider von gestern​
Feiges Stück (oder Leben): Niemand gibt einem Sich-Trauenden die Replik
Schuldbewußt, weil er sprechen kann​
Er denkt sich in sich hinein (zurück)​
Trinkend vergaß er aber den Durst zu stillen​
"Gestern war ich stark und habe es heute noch nicht vergessen"​
Die Hochhäuser stehen wie Rauchfahnen​
"Bewachte Garderobe im Souterrain"​
Plötzlich Lust zu Balancieren​
Leere, erfüllt von der Energie des Weggedachten (Freigedachten)​
In der Erinnerung war ich zugleich meine Generation; jetzt aber kann mir und muß mir die jetzige Ge- ​
❬1❭Peter Handke bezieht sich hier wahrscheinlich auf seinen leiblichen Vater Erich Schönemann Schönemann, Erich
oder auf seinen Stiefvater Bruno Handke Handke, Bruno
.


Das Enthusiastische seines Hasses
(Haß auf D. Deutschland
wie nur in der Kindheit, auf
seinen Vater❬1❭)

In der Trauer wird er kühn (heraus-
fordernd; die Herausforderung der Trauer)
[Und er erhob sich zu seiner vollen Größe]

Nach der sprachlosen Wut kam die entfes-
selte ewige biblische Sprache (wie ein Lohn)

In diesem Land kann alles nur ähnlich sein!
Die Freundlichkeit hat sich verbraucht
Aber: Selbstbewußtsein in der endlich gefundenen
Sprachlosigkeit, Wortlosigkeitszwanglosigkeit

Mit dem ruhigen Gesicht, mit dem er eine ver-
kehrt zu ihm liegende Zeitung liest (neuhomerische Vergleiche)

Auf alles gefaßt (auf jeden)
Wo bleibt bei euch die Künheit der Poesie?
"Ich wünsche mir nur, das alles schnell zu
vergessen"

Zur Strafe für sich selber schlüpft er in die Kleider
von gestern

Feiges Stück (oder Leben): Niemand gibt einem Sich-Trauenden
die Replik

Schuldbewußt, weil er sprechen kann
Er denkt sich in sich hinein (zurück)
Trinkend vergaß er aber den Durst zu stillen
"Gestern war ich stark und habe es heute noch
nicht vergessen

Die Hochhäuser stehen wie Rauchfahnen
"Bewachte Garderobe im Souterrain"
Plötzlich Lust zu Balancieren
Leere, erfüllt von der Energie des Weggedachten
(Freigedachten)

In der Erinnerung war ich zugleich meine Generation;
jetzt aber kann mir und muß mir die jetzige Ge-
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Das Enthusiastische seines Hasses (Haß auf D. Deutschland
wie nur in der Kindheit, auf seinen Vater❬1❭)​
In der Trauer wird er kühn (herausfordernd; die Herausforderung der Trauer) [Und er erhob sich zu seiner vollen Größe]​
Nach der sprachlosen Wut kam die entfesselte ewige biblische Sprache (wie ein Lohn)​
In diesem Land kann alles nur ähnlich sein!​
Die Freundlichkeit hat sich verbraucht​
Aber: Selbstbewußtsein in der endlich gefundenen Sprachlosigkeit, Wortlosigkeitszwanglosigkeit​
Mit dem ruhigen Gesicht, mit dem er eine verkehrt zu ihm liegende Zeitung liest (neuhomerische Vergleiche)​
Auf alles gefaßt (auf jeden)​
Wo bleibt bei euch die Künheit der Poesie?​
"Ich wünsche mir nur, das alles schnell zu vergessen"​
Zur Strafe für sich selber schlüpft er in die Kleider von gestern​
Feiges Stück (oder Leben): Niemand gibt einem Sich-Trauenden die Replik
Schuldbewußt, weil er sprechen kann​
Er denkt sich in sich hinein (zurück)​
Trinkend vergaß er aber den Durst zu stillen​
"Gestern war ich stark und habe es heute noch nicht vergessen"​
Die Hochhäuser stehen wie Rauchfahnen​
"Bewachte Garderobe im Souterrain"​
Plötzlich Lust zu Balancieren​
Leere, erfüllt von der Energie des Weggedachten (Freigedachten)​
In der Erinnerung war ich zugleich meine Generation; jetzt aber kann mir und muß mir die jetzige Ge- ​
❬1❭Peter Handke bezieht sich hier wahrscheinlich auf seinen leiblichen Vater Erich Schönemann Schönemann, Erich
oder auf seinen Stiefvater Bruno Handke Handke, Bruno
.
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 169. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_169. Online abgerufen: 10.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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