In diesem Land mußte man vor Haß und Ekel
sterben! [Er schlägt in D. Deutschland
jemand Belieb. nieder)

prop ? hetisch von❬r❭ Wut
"Ich könnte jetzt ungeheuer gut denken – aber ich
will jetzt nicht denken; ich bin jetzt sehr schön –
aber ich will mich nicht sehen"

In dem gehaßten Land bleiben wollen (das gar
nicht sein eigenes ist,) als Widerstandshand-
lung; um Gewalt auszunützen; um zu ver-
nichten

Die Hochmut der Angst R. Barthes Barthes, Roland
(vor dem Abenteuer der Anonym.)

Er gewöhnt sich daran, sich allmählich wieder aus-
drücklich überall vorzustellen, mit Namen usw.

Vor Wut wie tot; er würde vor Wut sterben
[Ein Buch verlangt "denkende, nicht bloß nachdenk-
liche Leser" (Abschreckung; ich will nur "nachdenk-
liche Leser", ohne Denkerpressung)]

Er würde jetzt keine Nachricht ertragen
Sie redet: "Und dann haben wir eben den Abend
verlängert." (mit der "Kneipenbekanntschaft")

Für heute weiß ich, was ich wissen wollte (und kann)
Er wollte weinen über die allgemeine Würdelosigkeit
in D. Deutschland
(Er fühlt sich davon tief erniedrigt)

Wo leben sie aber, unter ihren falschen Namen?
(Und Wörtern)

Sie wollen sich hier interessant machen, eine Ge-
schichte vortäuschen, gerade indem sie ihre Ge-
sichter verdecken (die evidenteSymbolik beim Ensslin Ensslin, Gudrun
-Be-
gräbnis: Vortäuschung von Lebendigkeit durch Ver-
hüllung)❬1❭

Er befiehlt tatsächlich seinem Herzen: "Ruhig,
Herz!" (Aber hier in D. Deutschland
gehorcht es nicht)❬ ‒❭ er ist hier
ganz offen, wie eine Wunde)
166
In diesem Land mußte man vor Haß und Ekel sterben! (Er schlägt in D. Deutschland
jemand Belieb. nieder)​
prophetisch vor Wut​
"Ich könnte jetzt ungeheuer gut denken – aber ich will jetzt nicht denken; ich bin jetzt sehr schön – aber ich will mich nicht sehen"​
In dem gehaßten Land bleiben wollen (das gar nicht sein eigenes ist), als Widerstandshandlung; um Gewalt auszunützen; um zu vernichten​
Der Hochmut der Angst ❬(❭ R. Barthes Barthes, Roland
❬)❭
(vor dem Abenteuer der Anonym.)​
Er gewöhnt sich daran, sich allmählich wieder ausdrücklich überall vorzustellen, mit Namen usw.​
Vor Wut wie tot; er würde vor Wut sterben​
[Ein Buch verlangt "denkende, nicht bloß nachdenkliche Leser" (Abschreckung; ich will nur "nachdenkliche Leser", ohne Denkerpressung)]
Er würde jetzt keine Nachricht ertragen​
Sie redet: "Und dann haben wir eben den Abend verlängert." (mit der "Kneipenbekanntschaft")​
Für heute weiß ich, was ich wissen wollte (und kann)​
Er wollte weinen über die allgemeine Würdelosigkeit in D. Deutschland
(Er fühlt sich davon tief erniedrigt)​
Wo leben sie aber, unter ihren falschen Namen? (Und Wörtern)​
Sie wollen sich hier interessant machen, eine Geschichte vortäuschen, gerade indem sie ihre Gesichter verdecken (die evidente Symbolik beim Ensslin Ensslin, Gudrun
-Begräbnis: Vortäuschung von Lebendigkeit durch Verhüllung)❬1❭
Er befiehlt tatsächlich seinem Herzen: "Ruhig, Herz!" (Aber hier in D. Deutschland
gehorcht es nicht er ist hier ganz offen, wie eine Wunde)​
❬1❭Gudrun Ensslin wurde am 27. Oktober 1977 mit Andreas Baader Baader, Andreas
und Jan Carl Raspe Raspe, Jan-Carl
am Stuttgarter Dornhaldenfriedhof in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt.


In diesem Land mußte man vor Haß und Ekel
sterben! [Er schlägt in D. Deutschland
jemand Belieb. nieder)

prop ? hetisch von❬r❭ Wut
"Ich könnte jetzt ungeheuer gut denken – aber ich
will jetzt nicht denken; ich bin jetzt sehr schön –
aber ich will mich nicht sehen"

In dem gehaßten Land bleiben wollen (das gar
nicht sein eigenes ist,) als Widerstandshand-
lung; um Gewalt auszunützen; um zu ver-
nichten

Die Hochmut der Angst R. Barthes Barthes, Roland
(vor dem Abenteuer der Anonym.)

Er gewöhnt sich daran, sich allmählich wieder aus-
drücklich überall vorzustellen, mit Namen usw.

Vor Wut wie tot; er würde vor Wut sterben
[Ein Buch verlangt "denkende, nicht bloß nachdenk-
liche Leser" (Abschreckung; ich will nur "nachdenk-
liche Leser", ohne Denkerpressung)]

Er würde jetzt keine Nachricht ertragen
Sie redet: "Und dann haben wir eben den Abend
verlängert." (mit der "Kneipenbekanntschaft")

Für heute weiß ich, was ich wissen wollte (und kann)
Er wollte weinen über die allgemeine Würdelosigkeit
in D. Deutschland
(Er fühlt sich davon tief erniedrigt)

Wo leben sie aber, unter ihren falschen Namen?
(Und Wörtern)

Sie wollen sich hier interessant machen, eine Ge-
schichte vortäuschen, gerade indem sie ihre Ge-
sichter verdecken (die evidenteSymbolik beim Ensslin Ensslin, Gudrun
-Be-
gräbnis: Vortäuschung von Lebendigkeit durch Ver-
hüllung)❬1❭

Er befiehlt tatsächlich seinem Herzen: "Ruhig,
Herz!" (Aber hier in D. Deutschland
gehorcht es nicht)❬ ‒❭ er ist hier
ganz offen, wie eine Wunde)
166
In diesem Land mußte man vor Haß und Ekel sterben! (Er schlägt in D. Deutschland
jemand Belieb. nieder)​
prophetisch vor Wut​
"Ich könnte jetzt ungeheuer gut denken – aber ich will jetzt nicht denken; ich bin jetzt sehr schön – aber ich will mich nicht sehen"​
In dem gehaßten Land bleiben wollen (das gar nicht sein eigenes ist), als Widerstandshandlung; um Gewalt auszunützen; um zu vernichten​
Der Hochmut der Angst ❬(❭ R. Barthes Barthes, Roland
❬)❭
(vor dem Abenteuer der Anonym.)​
Er gewöhnt sich daran, sich allmählich wieder ausdrücklich überall vorzustellen, mit Namen usw.​
Vor Wut wie tot; er würde vor Wut sterben​
[Ein Buch verlangt "denkende, nicht bloß nachdenkliche Leser" (Abschreckung; ich will nur "nachdenkliche Leser", ohne Denkerpressung)]
Er würde jetzt keine Nachricht ertragen​
Sie redet: "Und dann haben wir eben den Abend verlängert." (mit der "Kneipenbekanntschaft")​
Für heute weiß ich, was ich wissen wollte (und kann)​
Er wollte weinen über die allgemeine Würdelosigkeit in D. Deutschland
(Er fühlt sich davon tief erniedrigt)​
Wo leben sie aber, unter ihren falschen Namen? (Und Wörtern)​
Sie wollen sich hier interessant machen, eine Geschichte vortäuschen, gerade indem sie ihre Gesichter verdecken (die evidente Symbolik beim Ensslin Ensslin, Gudrun
-Begräbnis: Vortäuschung von Lebendigkeit durch Verhüllung)❬1❭
Er befiehlt tatsächlich seinem Herzen: "Ruhig, Herz!" (Aber hier in D. Deutschland
gehorcht es nicht er ist hier ganz offen, wie eine Wunde)​
❬1❭Gudrun Ensslin wurde am 27. Oktober 1977 mit Andreas Baader Baader, Andreas
und Jan Carl Raspe Raspe, Jan-Carl
am Stuttgarter Dornhaldenfriedhof in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt.
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 168. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_168. Online abgerufen: 04.12.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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