"Moins elle avait de ressources présentes
plus elle s'en forgeait dans l'avenir!"❬1❭

Der Hausbesitzer, tatsächlich in der (ge-
bückten) Haltung eines Schurken sich am
eigenen Gartentor zu schaffen machend
(gespreizte Beine; lauernd, bösartig) x

Der schöne Himmel auf Schwarz-Weiß-
Fotos (Walker Evans Evans, Walker
)

x) Gedanken an Schmähpose, Lynchhaltung
(dabei schlägt er nur einen Nagel ein)

An diesem Tag waren alle "mehr", ohne
daß er was dazudenken mußte

Endlich einmal ein Tag im Raum, mit
Raum mit Begrenzung (und doch
fehlte ihm im letzten Moment, vor
dem Schlafenlegen, etwas); einheitliche
Anblicke, die Tageszeit verging – er war
immer im Geschehen; glücklicher Tag,
wo er auf das Vergehen der Zeit wartete
und doch Freude an ihr hatte
(dazu hatte er freilich ein friedliches und
krankes Kind nötig); einmal, wie
heute, beim Einschlafen von dem Tag
noch so voll sein, daß man nicht
an ihn denken kann

Ein Flattern der Nerven, das um
den Kopf herum geht, wie etwas
Flügelschlagendes unter der Haut

Eine Wunde, die erst lange später zu
bluten anfängt

Endlich rang er sich wieder zu seinem
friedlichen Pessimissmus durch
32
"Moins elle avait de ressources présentes plus elle s'en forgeait dans l'avenir!"❬1❭
Der Hausbesitzer, tatsächlich in der (gebückten) Haltung eines Schurken sich am eigenen Gartentor zu schaffen machend (gespreizte Beine; lauernd, bösartig) Gedanken an Schmähpose, Lynchhaltung (dabei schlägt er nur einen Nagel ein)
Der schöne Himmel auf Schwarz-Weiß-Fotos (Walker Evans Evans, Walker
)​
An diesem Tag waren alle "mehr", ohne daß er was dazudenken mußte​
Endlich einmal ein Tag im Raum, mit Raum mit Begrenzung (und doch fehlte ihm im letzten Moment, vor dem Schlafenlegen, etwas); einheitliche Anblicke, die Tageszeit verging – er war immer im Geschehen; glücklicher Tag, wo er auf das Vergehen der Zeit wartete und doch Freude an ihr hatte (dazu hatte er freilich ein friedliches und krankes Kind nötig); einmal, wie heute, beim Einschlafen von dem Tag noch so voll sein, daß man nicht an ihn denken kann​
Ein Flattern der Nerven, das um den Kopf herum geht, wie etwas Flügelschlagendes unter der Haut​
Eine Wunde, die erst lange später zu bluten anfängt​
Endlich rang er sich wieder zu seinem friedlichen Pessimissmus durch​
❬1❭Rousseau: Les Confessions. Les Confessions
1973, S. 262 LV. Übersetzung: "[...] je geringer ihre augenblicklichen Hilfsmittel waren, desto eifriger suchte sie sich welche für die Zukunft zu schmieden." (Rousseau: Bekenntnisse. Les Confessions
1956, S. 257 LV)


"Moins elle avait de ressources présentes
plus elle s'en forgeait dans l'avenir!"❬1❭

Der Hausbesitzer, tatsächlich in der (ge-
bückten) Haltung eines Schurken sich am
eigenen Gartentor zu schaffen machend
(gespreizte Beine; lauernd, bösartig) x

Der schöne Himmel auf Schwarz-Weiß-
Fotos (Walker Evans Evans, Walker
)

x) Gedanken an Schmähpose, Lynchhaltung
(dabei schlägt er nur einen Nagel ein)

An diesem Tag waren alle "mehr", ohne
daß er was dazudenken mußte

Endlich einmal ein Tag im Raum, mit
Raum mit Begrenzung (und doch
fehlte ihm im letzten Moment, vor
dem Schlafenlegen, etwas); einheitliche
Anblicke, die Tageszeit verging – er war
immer im Geschehen; glücklicher Tag,
wo er auf das Vergehen der Zeit wartete
und doch Freude an ihr hatte
(dazu hatte er freilich ein friedliches und
krankes Kind nötig); einmal, wie
heute, beim Einschlafen von dem Tag
noch so voll sein, daß man nicht
an ihn denken kann

Ein Flattern der Nerven, das um
den Kopf herum geht, wie etwas
Flügelschlagendes unter der Haut

Eine Wunde, die erst lange später zu
bluten anfängt

Endlich rang er sich wieder zu seinem
friedlichen Pessimissmus durch
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"Moins elle avait de ressources présentes plus elle s'en forgeait dans l'avenir!"❬1❭
Der Hausbesitzer, tatsächlich in der (gebückten) Haltung eines Schurken sich am eigenen Gartentor zu schaffen machend (gespreizte Beine; lauernd, bösartig) Gedanken an Schmähpose, Lynchhaltung (dabei schlägt er nur einen Nagel ein)
Der schöne Himmel auf Schwarz-Weiß-Fotos (Walker Evans Evans, Walker
)​
An diesem Tag waren alle "mehr", ohne daß er was dazudenken mußte​
Endlich einmal ein Tag im Raum, mit Raum mit Begrenzung (und doch fehlte ihm im letzten Moment, vor dem Schlafenlegen, etwas); einheitliche Anblicke, die Tageszeit verging – er war immer im Geschehen; glücklicher Tag, wo er auf das Vergehen der Zeit wartete und doch Freude an ihr hatte (dazu hatte er freilich ein friedliches und krankes Kind nötig); einmal, wie heute, beim Einschlafen von dem Tag noch so voll sein, daß man nicht an ihn denken kann​
Ein Flattern der Nerven, das um den Kopf herum geht, wie etwas Flügelschlagendes unter der Haut​
Eine Wunde, die erst lange später zu bluten anfängt​
Endlich rang er sich wieder zu seinem friedlichen Pessimissmus durch​
❬1❭Rousseau: Les Confessions. Les Confessions
1973, S. 262 LV. Übersetzung: "[...] je geringer ihre augenblicklichen Hilfsmittel waren, desto eifriger suchte sie sich welche für die Zukunft zu schmieden." (Rousseau: Bekenntnisse. Les Confessions
1956, S. 257 LV)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.01.1978-24.04.1978 (NB 014). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 34. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197801-197804/methods/sdef:TEI/get?mode=p_34. Online abgerufen: 11.12.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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