die Wolkenschleier

"schwindelnd blau"❬1❭
Mit über der Brust verschränkten
Armen aufgewacht: ich verließ mich
auf den Tag, der mir die Nacht
erzählen würde (3. Okt.)

Man erzählt einem Kind einen Witz,
und es bricht darüber in Tränen aus

1 Augenblick von Wahrheit ? müßte
dann, in der Kunst, viele andre
aufleuchten lassen

Als der Dobermann mich plötzlich,
vor mir schleichend, ganz von unten
anbellte, kriegte ich vor Schreck
eine taube Stelle auf der Wange;
das hielt einige Sekunden an

Manche Anblicke, Situationen, mögen
sie noch so klar sein (das Pferd
auf der Waldlichtung, und unten in
der Ebene Paris Paris
) erscheinen so
fern, als hätten sie ihre Geschichte
schon gehabt – seien keine Wirklich-
keit mehr; gehörten bereits einer
andern, vergangenen, entrückten
Zeit an, selber für immer auch
jeder lebenden ) Sprache entrückt,
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die Wolkenschleier​
"schwindelnd blau"❬1❭
Mit über der Brust verschränkten Armen aufgewacht: Ich verließ mich auf den Tag, der mir die Nacht erzählen würde (3. Okt.)​
Man erzählt einem Kind einen Witz, und es bricht darüber in Tränen aus
1 Augenblick von Wahrheit müßte dann, in der Kunst, viele andre aufleuchten lassen​
Als der Dobermann mich plötzlich, vor mir schleichend, ganz von unten anbellte, kriegte ich vor Schreck eine taube Stelle auf der Wange; das hielt einige Sekunden an​
Manche Anblicke, Situationen, mögen sie noch so klar sein (das Pferd auf der Waldlichtung, und unten in der Ebene Paris Paris
) erscheinen so fern, als hätten sie ihre Geschichte schon gehabt – seien keine Wirklichkeit mehr; gehörten bereits einer andern, vergangenen, entrückten Zeit an, selber für immer auch jeder ❬(❭lebenden ) Sprache entrückt, ​
❬1❭Doderer: Die Dämonen. Die Dämonen
1995, S. 986 LV. Das vollständige Zitat lautet: "Der Himmel war schwindelnd blau und hoch." (Doderer: Die Dämonen. Die Dämonen
1995, S. 986 LV)


die Wolkenschleier

"schwindelnd blau"❬1❭
Mit über der Brust verschränkten
Armen aufgewacht: ich verließ mich
auf den Tag, der mir die Nacht
erzählen würde (3. Okt.)

Man erzählt einem Kind einen Witz,
und es bricht darüber in Tränen aus

1 Augenblick von Wahrheit ? müßte
dann, in der Kunst, viele andre
aufleuchten lassen

Als der Dobermann mich plötzlich,
vor mir schleichend, ganz von unten
anbellte, kriegte ich vor Schreck
eine taube Stelle auf der Wange;
das hielt einige Sekunden an

Manche Anblicke, Situationen, mögen
sie noch so klar sein (das Pferd
auf der Waldlichtung, und unten in
der Ebene Paris Paris
) erscheinen so
fern, als hätten sie ihre Geschichte
schon gehabt – seien keine Wirklich-
keit mehr; gehörten bereits einer
andern, vergangenen, entrückten
Zeit an, selber für immer auch
jeder lebenden ) Sprache entrückt,
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die Wolkenschleier​
"schwindelnd blau"❬1❭
Mit über der Brust verschränkten Armen aufgewacht: Ich verließ mich auf den Tag, der mir die Nacht erzählen würde (3. Okt.)​
Man erzählt einem Kind einen Witz, und es bricht darüber in Tränen aus
1 Augenblick von Wahrheit müßte dann, in der Kunst, viele andre aufleuchten lassen​
Als der Dobermann mich plötzlich, vor mir schleichend, ganz von unten anbellte, kriegte ich vor Schreck eine taube Stelle auf der Wange; das hielt einige Sekunden an​
Manche Anblicke, Situationen, mögen sie noch so klar sein (das Pferd auf der Waldlichtung, und unten in der Ebene Paris Paris
) erscheinen so fern, als hätten sie ihre Geschichte schon gehabt – seien keine Wirklichkeit mehr; gehörten bereits einer andern, vergangenen, entrückten Zeit an, selber für immer auch jeder ❬(❭lebenden ) Sprache entrückt, ​
❬1❭Doderer: Die Dämonen. Die Dämonen
1995, S. 986 LV. Das vollständige Zitat lautet: "Der Himmel war schwindelnd blau und hoch." (Doderer: Die Dämonen. Die Dämonen
1995, S. 986 LV)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 23.05.1977-14.10.1977 (NB 012). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 146. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197705-197710/methods/sdef:TEI/get?mode=p_146. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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