Grashalme ni? nickend, Orgeln
in der Dachrinne, vorher der Wind in
der Linde, der noch kein Regen war,
aber den unmittelbar bevorstehenden
Regen vorwegnahm, Gras, das nicht
weht, sich nicht beugt, sondern nur hin
und herruckt, Donner am Ohrknochen,
Bewegung des Winds in den Bäumen von
oben nach unten, es regnet nur noch
vor dunkleren Flächen, die Milchkannen
zusammengeschoben im Regen, die
Starre schrillen wieder, die trockenen
Lippen eines Kindes vor dem Regenhinter-
grund, Gräserbewegungen wie bei einem
Boxkampf, Hagel, den man nicht
fallen sieht im dichten Regen, sondern
erst, als er aus dem Gras bogen-
förmig wieder aufspringt, viel weniger
hoch als vom Holztisch und von der
Autokarrosserie, Wolken treiben auf
den Feldern, an der Feldoberfläche
entlang; den Kopf in den Nacken
legen, ganz schnell, mit der Vorstellung,
mit einem Blick da hinten durchs
Fenster die Natur des Regens zu be-
greifen: es war die einmalige Hellig-
keit des Regenfalls vor den dunklen
grünen, vom Wind herabgedrückten
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Grashalme nickend, Orgeln in der Dachrinne, vorher der Wind in der Linde, der noch kein Regen war, aber den unmittelbar bevorstehenden Regen vorwegnahm, Gras, das nicht weht, sich nicht beugt, sondern nur hin und herruckt, Donner am Ohrknochen, Bewegung des Winds in den Bäumen von oben nach unten, es regnet nur noch vor dunkleren Flächen, die Milchkannen zusammengeschoben im Regen, die Stare schrillen wieder, die trockenen Lippen eines Kindes vor dem Regenhintergrund, Gräserbewegungen wie bei einem Boxkampf, Hagel, den man nicht fallen sieht im dichten Regen, sondern erst, als er aus dem Gras bogenförmig wieder aufspringt, viel weniger hoch als vom Holztisch und von der Autokarosserie, Wolken treiben auf den Feldern, an der Feldoberfläche entlang; den Kopf in den Nacken legen, ganz schnell, mit der Vorstellung, mit einem Blick da hinten durchs Fenster die Natur des Regens zu begreifen: es war die einmalige Helligkeit des Regenfalls vor den dunklen grünen, vom Wind herabgedrückten ​

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Grashalme ni? nickend, Orgeln
in der Dachrinne, vorher der Wind in
der Linde, der noch kein Regen war,
aber den unmittelbar bevorstehenden
Regen vorwegnahm, Gras, das nicht
weht, sich nicht beugt, sondern nur hin
und herruckt, Donner am Ohrknochen,
Bewegung des Winds in den Bäumen von
oben nach unten, es regnet nur noch
vor dunkleren Flächen, die Milchkannen
zusammengeschoben im Regen, die
Starre schrillen wieder, die trockenen
Lippen eines Kindes vor dem Regenhinter-
grund, Gräserbewegungen wie bei einem
Boxkampf, Hagel, den man nicht
fallen sieht im dichten Regen, sondern
erst, als er aus dem Gras bogen-
förmig wieder aufspringt, viel weniger
hoch als vom Holztisch und von der
Autokarrosserie, Wolken treiben auf
den Feldern, an der Feldoberfläche
entlang; den Kopf in den Nacken
legen, ganz schnell, mit der Vorstellung,
mit einem Blick da hinten durchs
Fenster die Natur des Regens zu be-
greifen: es war die einmalige Hellig-
keit des Regenfalls vor den dunklen
grünen, vom Wind herabgedrückten
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Grashalme nickend, Orgeln in der Dachrinne, vorher der Wind in der Linde, der noch kein Regen war, aber den unmittelbar bevorstehenden Regen vorwegnahm, Gras, das nicht weht, sich nicht beugt, sondern nur hin und herruckt, Donner am Ohrknochen, Bewegung des Winds in den Bäumen von oben nach unten, es regnet nur noch vor dunkleren Flächen, die Milchkannen zusammengeschoben im Regen, die Stare schrillen wieder, die trockenen Lippen eines Kindes vor dem Regenhintergrund, Gräserbewegungen wie bei einem Boxkampf, Hagel, den man nicht fallen sieht im dichten Regen, sondern erst, als er aus dem Gras bogenförmig wieder aufspringt, viel weniger hoch als vom Holztisch und von der Autokarosserie, Wolken treiben auf den Feldern, an der Feldoberfläche entlang; den Kopf in den Nacken legen, ganz schnell, mit der Vorstellung, mit einem Blick da hinten durchs Fenster die Natur des Regens zu begreifen: es war die einmalige Helligkeit des Regenfalls vor den dunklen grünen, vom Wind herabgedrückten ​

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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 23.05.1977-14.10.1977 (NB 012). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 62. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197705-197710/methods/sdef:TEI/get?mode=p_62. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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