die Dunsttropfen innen hinunter,
die Blumen haben frisches
Wasser, die Sonne scheint schon
lange ins Zimmer, aber jetzt erst,
kommt es mir vor, nimmt die
lange Nacht ein Ende

In der Nacht schrie immerzu in
kurzen Schreien eine Frau auf
dem Flur, die vielleicht nur die
quietschenden Räder eines Betts
war, die hin und hergeschoben
wurden

weinend sterben
Wenn sich jeder immer seiner ab-
soluten Seltsamkeit und Verschro-
benheit bewußt wäre, könnte
er keinem andern etwas Böses
tun (Dieser Gedanke bei der
Vorstellung eines Mannes, der jeden
Tag einmal kurz vor die Tür tritt,
nur um dort eine ganz unmoti-
vierte Todesangst zu erleben, die
er für sich braucht, aber im sonsti-
gen Lebensablauf völlig verleugnet)

Die andern Kranken husten
wenigstens, haben andre Leiden
zusätzlich
53
die Dunsttropfen innen hinunter, die Blumen haben frisches Wasser, die Sonne scheint schon lange ins Zimmer, aber jetzt erst, kommt es mir vor, nimmt die lange Nacht ein Ende​
In der Nacht schrie immerzu in kurzen Schreien eine Frau auf dem Flur, die vielleicht nur die quietschenden Räder eines Betts war, die hin und hergeschoben wurden​
weinend sterben​
Wenn sich jeder immer seiner absoluten Seltsamkeit und Verschrobenheit bewußt wäre, könnte er keinem andern etwas Böses tun (Dieser Gedanke bei der Vorstellung eines Mannes, der jeden Tag einmal kurz vor die Tür tritt, nur um dort eine ganz unmotivierte Todesangst zu erleben, die er für sich braucht, aber im sonstigen Lebensablauf völlig verleugnet)​
Die andern Kranken husten wenigstens, haben andre Leiden zusätzlich​

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die Dunsttropfen innen hinunter,
die Blumen haben frisches
Wasser, die Sonne scheint schon
lange ins Zimmer, aber jetzt erst,
kommt es mir vor, nimmt die
lange Nacht ein Ende

In der Nacht schrie immerzu in
kurzen Schreien eine Frau auf
dem Flur, die vielleicht nur die
quietschenden Räder eines Betts
war, die hin und hergeschoben
wurden

weinend sterben
Wenn sich jeder immer seiner ab-
soluten Seltsamkeit und Verschro-
benheit bewußt wäre, könnte
er keinem andern etwas Böses
tun (Dieser Gedanke bei der
Vorstellung eines Mannes, der jeden
Tag einmal kurz vor die Tür tritt,
nur um dort eine ganz unmoti-
vierte Todesangst zu erleben, die
er für sich braucht, aber im sonsti-
gen Lebensablauf völlig verleugnet)

Die andern Kranken husten
wenigstens, haben andre Leiden
zusätzlich
53
die Dunsttropfen innen hinunter, die Blumen haben frisches Wasser, die Sonne scheint schon lange ins Zimmer, aber jetzt erst, kommt es mir vor, nimmt die lange Nacht ein Ende​
In der Nacht schrie immerzu in kurzen Schreien eine Frau auf dem Flur, die vielleicht nur die quietschenden Räder eines Betts war, die hin und hergeschoben wurden​
weinend sterben​
Wenn sich jeder immer seiner absoluten Seltsamkeit und Verschrobenheit bewußt wäre, könnte er keinem andern etwas Böses tun (Dieser Gedanke bei der Vorstellung eines Mannes, der jeden Tag einmal kurz vor die Tür tritt, nur um dort eine ganz unmotivierte Todesangst zu erleben, die er für sich braucht, aber im sonstigen Lebensablauf völlig verleugnet)​
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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 15.03.1976-16.04.1976 (NB 003). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Ulrich von Bülow, Bernhard Fetz und Katharina Pektor. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 30.04.2024. Seite 55. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197603-197604/methods/sdef:TEI/get?mode=p_55. Online abgerufen: 09.05.2024.

Lizenzhinweis

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