ein Rand Kranz von viel schwächeren
Schatten sich zieht, wie Schimmel,
der durchscheinend von den Schatten¬kernen
ausgeht (der Blumenstrauß
steht so weit weg von dem Schatten,
den er auf dem Papier wirft,
daß diese keine festen Umrisse
mehr haben: als ob sie warteten,
GRÖSSER zu werden, oder KLEINER

Die Blumen sind so weit weg, daß
ihre STENGEL keine Schatten
mehr werfen, nur die dicken Blüten

(sodaß also die Schatten der Blu-
men ohne Stengel sind, und das
ist es, was dieses Schattenmuster
schöner erscheinen läßt als d en er
wirklichen Blumenstrauß ist: die
Unverbundenheit, die Entwirklichung
der Blumen in den Schatten, die
zugleich eine nie ert❬r❭äumte Ver-
wirklichung einer unbekannten, neuen
Gestalt ist) 8h15 – die Fiktion
aus etwas Wirklichem, und des-
wegen erscheint ❬mir❭ der Schatten
des Blumenstraußes poetisch, der
Strauß selber aber als profan
67
ein Kranz von viel schwächeren Schatten sich zieht, wie Schimmel, der durchscheinend von den Schattenkernen ausgeht (der Blumenstrauß steht so weit weg von dem Schatten, den er auf dem Papier wirft, daß diese keine festen Umrisse mehr haben: als ob sie warteten, GRÖSSER zu werden, oder KLEINER
Die Blumen sind so weit weg, daß ihre STENGEL keine Schatten mehr werfen, nur die dicken Blüten (sodaß also die Schatten der Blumen ohne Stengel sind, und das ist es, was dieses Schattenmuster schöner erscheinen läßt als der wirkliche Blumenstrauß ist: die Unverbundenheit, die Entwirklichung der Blumen in den Schatten, die zugleich eine nie erträumte Verwirklichung einer unbekannten, neuen Gestalt ist) – die Fiktion aus etwas Wirklichem, und deswegen erscheint mir der Schatten des Blumenstraußes poetisch, der Strauß selber aber als profan

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ein Rand Kranz von viel schwächeren
Schatten sich zieht, wie Schimmel,
der durchscheinend von den Schatten¬kernen
ausgeht (der Blumenstrauß
steht so weit weg von dem Schatten,
den er auf dem Papier wirft,
daß diese keine festen Umrisse
mehr haben: als ob sie warteten,
GRÖSSER zu werden, oder KLEINER

Die Blumen sind so weit weg, daß
ihre STENGEL keine Schatten
mehr werfen, nur die dicken Blüten

(sodaß also die Schatten der Blu-
men ohne Stengel sind, und das
ist es, was dieses Schattenmuster
schöner erscheinen läßt als d en er
wirklichen Blumenstrauß ist: die
Unverbundenheit, die Entwirklichung
der Blumen in den Schatten, die
zugleich eine nie ert❬r❭äumte Ver-
wirklichung einer unbekannten, neuen
Gestalt ist) 8h15 – die Fiktion
aus etwas Wirklichem, und des-
wegen erscheint ❬mir❭ der Schatten
des Blumenstraußes poetisch, der
Strauß selber aber als profan
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ein Kranz von viel schwächeren Schatten sich zieht, wie Schimmel, der durchscheinend von den Schattenkernen ausgeht (der Blumenstrauß steht so weit weg von dem Schatten, den er auf dem Papier wirft, daß diese keine festen Umrisse mehr haben: als ob sie warteten, GRÖSSER zu werden, oder KLEINER
Die Blumen sind so weit weg, daß ihre STENGEL keine Schatten mehr werfen, nur die dicken Blüten (sodaß also die Schatten der Blumen ohne Stengel sind, und das ist es, was dieses Schattenmuster schöner erscheinen läßt als der wirkliche Blumenstrauß ist: die Unverbundenheit, die Entwirklichung der Blumen in den Schatten, die zugleich eine nie erträumte Verwirklichung einer unbekannten, neuen Gestalt ist) – die Fiktion aus etwas Wirklichem, und deswegen erscheint mir der Schatten des Blumenstraußes poetisch, der Strauß selber aber als profan

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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 15.03.1976-16.04.1976 (NB 003). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Ulrich von Bülow, Bernhard Fetz und Katharina Pektor. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 30.04.2024. Seite 69. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197603-197604/methods/sdef:TEI/get?mode=p_69. Online abgerufen: 09.05.2024.

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