Wahnsinn eine Alltäglichkeit, auch
eine Art der Lebendigkeit, der Aben-
teuerlichkeit, so daß sie nie schrecklich
wahnsinnig werden kann (der Bereich
des sogenannten W.'s war schon immer
auch ihr REICH, in dem sie HERRSCH-
TE
, traumhaft)

Schreckliche (nützliche?) Entdeckung:
die Idee, die man, schon von der
Kindheit her, von sich hatte, das
Bild, die Abgrenzung, hinter die man
sich bei In-Frage-Stellung immer wieder
stolz zurückziehen konnte als Allein-
zuständiger ‒ sie gelten nicht mehr,
es gibt sie nicht mehr, weder Idee, noch
Bild, noch Abgrenzung, noch Eigen-
bereich, wo man sich stark fühlte;
niemand ist für einen zuständig, auch
nicht man selber

Krankheit, wieder: Das Immer-Weiter-
Vorausdenken (das Vorausdenken
wird immer grenzenloser; F.-E.❬1❭!!)

Im Winter stehen wie angekommen
(In der Winterluft)

Hilflos den Geräuschen eines Kranken
zuhören (dem unablässigen Husten
190
Wahnsinn eine Alltäglichkeit, auch eine Art der Lebendigkeit, der Abenteuerlichkeit, so daß sie nie schrecklich wahnsinnig werden kann (der Bereich des sogenannten W.'s war schon immer auch ihr REICH, in dem sie HERRSCHTE, traumhaft)​
Schreckliche (nützliche?) Entdeckung: die Idee, die man, schon von der Kindheit her, von sich hatte, das Bild, die Abgrenzung, hinter die man sich bei In-Frage-Stellung immer wieder stolz zurückziehen konnte als Alleinzuständiger ‒ sie gelten nicht mehr, es gibt sie nicht mehr, weder Idee, noch Bild, noch Abgrenzung, noch Eigenbereich, wo man sich stark fühlte; niemand ist für einen zuständig, auch nicht man selber​
Krankheit, wieder: Das Immer-Weiter-Vorausdenken (das Vorausdenken wird immer grenzenloser; F.-E.❬1❭!!)​
Im Winter stehen wie angekommen (In der Winterluft)​
Hilflos den Geräuschen eines Kranken zuhören (dem unablässigen Husten ​
❬1❭F.-E.: Ein in den Notizbüchern häufig verwendetes Kürzel, das einem Hinweis von Peter Handke zufolge als "Form-Element" aufzulösen ist.


Wahnsinn eine Alltäglichkeit, auch
eine Art der Lebendigkeit, der Aben-
teuerlichkeit, so daß sie nie schrecklich
wahnsinnig werden kann (der Bereich
des sogenannten W.'s war schon immer
auch ihr REICH, in dem sie HERRSCH-
TE
, traumhaft)

Schreckliche (nützliche?) Entdeckung:
die Idee, die man, schon von der
Kindheit her, von sich hatte, das
Bild, die Abgrenzung, hinter die man
sich bei In-Frage-Stellung immer wieder
stolz zurückziehen konnte als Allein-
zuständiger ‒ sie gelten nicht mehr,
es gibt sie nicht mehr, weder Idee, noch
Bild, noch Abgrenzung, noch Eigen-
bereich, wo man sich stark fühlte;
niemand ist für einen zuständig, auch
nicht man selber

Krankheit, wieder: Das Immer-Weiter-
Vorausdenken (das Vorausdenken
wird immer grenzenloser; F.-E.❬1❭!!)

Im Winter stehen wie angekommen
(In der Winterluft)

Hilflos den Geräuschen eines Kranken
zuhören (dem unablässigen Husten
190
Wahnsinn eine Alltäglichkeit, auch eine Art der Lebendigkeit, der Abenteuerlichkeit, so daß sie nie schrecklich wahnsinnig werden kann (der Bereich des sogenannten W.'s war schon immer auch ihr REICH, in dem sie HERRSCHTE, traumhaft)​
Schreckliche (nützliche?) Entdeckung: die Idee, die man, schon von der Kindheit her, von sich hatte, das Bild, die Abgrenzung, hinter die man sich bei In-Frage-Stellung immer wieder stolz zurückziehen konnte als Alleinzuständiger ‒ sie gelten nicht mehr, es gibt sie nicht mehr, weder Idee, noch Bild, noch Abgrenzung, noch Eigenbereich, wo man sich stark fühlte; niemand ist für einen zuständig, auch nicht man selber​
Krankheit, wieder: Das Immer-Weiter-Vorausdenken (das Vorausdenken wird immer grenzenloser; F.-E.❬1❭!!)​
Im Winter stehen wie angekommen (In der Winterluft)​
Hilflos den Geräuschen eines Kranken zuhören (dem unablässigen Husten ​
❬1❭F.-E.: Ein in den Notizbüchern häufig verwendetes Kürzel, das einem Hinweis von Peter Handke zufolge als "Form-Element" aufzulösen ist.
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 14.10.1977-23.12.1977 (NB 013). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 192. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197710-197712/methods/sdef:TEI/get?mode=p_192. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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