Er berührte sie immer nur
angstvoll, wie um zu prüfen, ob sie noch
atmete

11. Dez. 1977 Manchmal genügte es, daß je-
mand nur den Namen eines erwähnte, an
den er lange nicht mehr gedacht hatte,
und schon kam dieser mit einer langen
Geschichte im Traum vor

Sie hielt ruhig seine Zuneigung aus, ohne
zu schmachten; so behielt er sie lieb

A❭n der Stelle, wo der andre gestanden
hatte, obwohl es nach nichts ❬roch❭, war
keine atembare Luft mehr

Die blinkenden Tropfen an den Zweigen
statt der Blätter jetzt

"Ich bin doch in der ersehnten, freien
Fremde!" sagte er sich

Das schwarze, nasse, dichte, schöne
Gewirr der Zweige

"Je mehr das Drama durchreflektiert ist,
umso mehr ist die Stimmung zur Hand-
lung verklärt." (Je weniger H., umso mehr
überwiegt das lyrische Moment)

Im Reden mit einem Tier unwillkür-
lich eine tiefe Stimme annehmen

... "diese Angst ist eben die dämonische
Lebenslust"
240
Er berührte sie immer nur angstvoll, wie um zu prüfen, ob sie noch atmete​
11. Dez. 1977
Manchmal genügte es, daß jemand nur den Namen eines erwähnte, an den er lange nicht mehr gedacht hatte, und schon kam dieser mit einer langen Geschichte im Traum vor​
Sie hielt ruhig seine Zuneigung aus, ohne zu schmachten; so behielt er sie lieb​
An der Stelle, wo der andre gestanden hatte, obwohl es nach nichts roch, war keine atembare Luft mehr​
Die blinkenden Tropfen an den Zweigen statt der Blätter jetzt​
"Ich bin doch in der ersehnten freien Fremde!" sagte er sich​
Das schwarze, nasse, dichte, schöne Gewirr der Zweige​
"Je mehr das Drama durchreflektiert ist, umso mehr ist die Stimmung zur Handlung verklärt." (Je weniger H., umso mehr überwiegt das lyrische Moment)​
Im Reden mit einem Tier unwillkürlich eine tiefe Stimme annehmen​
... "diese Angst ist eben die dämonische Lebenslust"​

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Er berührte sie immer nur
angstvoll, wie um zu prüfen, ob sie noch
atmete

11. Dez. 1977 Manchmal genügte es, daß je-
mand nur den Namen eines erwähnte, an
den er lange nicht mehr gedacht hatte,
und schon kam dieser mit einer langen
Geschichte im Traum vor

Sie hielt ruhig seine Zuneigung aus, ohne
zu schmachten; so behielt er sie lieb

A❭n der Stelle, wo der andre gestanden
hatte, obwohl es nach nichts ❬roch❭, war
keine atembare Luft mehr

Die blinkenden Tropfen an den Zweigen
statt der Blätter jetzt

"Ich bin doch in der ersehnten, freien
Fremde!" sagte er sich

Das schwarze, nasse, dichte, schöne
Gewirr der Zweige

"Je mehr das Drama durchreflektiert ist,
umso mehr ist die Stimmung zur Hand-
lung verklärt." (Je weniger H., umso mehr
überwiegt das lyrische Moment)

Im Reden mit einem Tier unwillkür-
lich eine tiefe Stimme annehmen

... "diese Angst ist eben die dämonische
Lebenslust"
240
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Manchmal genügte es, daß jemand nur den Namen eines erwähnte, an den er lange nicht mehr gedacht hatte, und schon kam dieser mit einer langen Geschichte im Traum vor​
Sie hielt ruhig seine Zuneigung aus, ohne zu schmachten; so behielt er sie lieb​
An der Stelle, wo der andre gestanden hatte, obwohl es nach nichts roch, war keine atembare Luft mehr​
Die blinkenden Tropfen an den Zweigen statt der Blätter jetzt​
"Ich bin doch in der ersehnten freien Fremde!" sagte er sich​
Das schwarze, nasse, dichte, schöne Gewirr der Zweige​
"Je mehr das Drama durchreflektiert ist, umso mehr ist die Stimmung zur Handlung verklärt." (Je weniger H., umso mehr überwiegt das lyrische Moment)​
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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 14.10.1977-23.12.1977 (NB 013). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 242. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197710-197712/methods/sdef:TEI/get?mode=p_242. Online abgerufen: 03.10.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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