Was ihn so aufregte: die
Krankheitsgeräusche, die, sich
wiederholend, doch zu nichts führ-
ten, kein Ergebnis, keine Verände-
rung, keinen Erfolg bewirkten;
nur Husten, Schniefen, Schnaufen
blieben (und trotzdem blieb er
gebannt und tyrannisch vor dem
hustenden Kind sitzen, mit bösem
Blick, die Brauen, wie das K.
sagte, nach unten gezogen)

keine befreienden Gedanken (Ge-
danken, ? die Zukunft ermögli-
chen, erst)

Und wieder stieg das Morgen-
Grau im Zimmer auf

Das Elend: sie war doch nicht
aus seinem Bauch gekommen –
also konnte er sie nicht wieder
in seinen Bauch hineindenken
(es fehlte ihm doch das

RETTENDE, sie in sich aufnehmende
mütterliche Gefühl!)

Ein Kind, das sagen kann: "Ich
fühl mich so allein!" (Und man hat
es selber, fast willentlich, fast gierig,
in diesen letzten Zustand hineinge-
trieben!)

Er hörte schließlich den Hustenge-
257
Was ihn so aufregte: die Krankheitsgeräusche, die, sich wiederholend, doch zu nichts führten, kein Ergebnis, keine Veränderung, keinen Erfolg bewirkten; nur Husten, Schniefen, Schnaufen blieben (und trotzdem blieb er gebannt und tyrannisch vor dem hustenden Kind sitzen, mit bösem Blick, die Brauen, wie das K. sagte, nach unten gezogen)​
keine befreienden Gedanken (Gedanken, die Zukunft ermöglichen, erst)​
Und wieder stieg das Morgen-Grau im Zimmer auf​
Das Elend: sie war doch nicht aus seinem Bauch gekommen – also konnte er sie nicht wieder in seinen Bauch hineindenken (es fehlte ihm doch das RETTENDE, sie in sich aufnehmende mütterliche Gefühl!)​
Ein Kind, das sagen kann: "Ich fühl mich so allein!" (Und man hat es selber, fast willentlich, fast gierig, in diesen letzten Zustand hineingetrieben!)​
Er hörte schließlich den Hustenge- ​

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Was ihn so aufregte: die
Krankheitsgeräusche, die, sich
wiederholend, doch zu nichts führ-
ten, kein Ergebnis, keine Verände-
rung, keinen Erfolg bewirkten;
nur Husten, Schniefen, Schnaufen
blieben (und trotzdem blieb er
gebannt und tyrannisch vor dem
hustenden Kind sitzen, mit bösem
Blick, die Brauen, wie das K.
sagte, nach unten gezogen)

keine befreienden Gedanken (Ge-
danken, ? die Zukunft ermögli-
chen, erst)

Und wieder stieg das Morgen-
Grau im Zimmer auf

Das Elend: sie war doch nicht
aus seinem Bauch gekommen –
also konnte er sie nicht wieder
in seinen Bauch hineindenken
(es fehlte ihm doch das

RETTENDE, sie in sich aufnehmende
mütterliche Gefühl!)

Ein Kind, das sagen kann: "Ich
fühl mich so allein!" (Und man hat
es selber, fast willentlich, fast gierig,
in diesen letzten Zustand hineinge-
trieben!)

Er hörte schließlich den Hustenge-
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Was ihn so aufregte: die Krankheitsgeräusche, die, sich wiederholend, doch zu nichts führten, kein Ergebnis, keine Veränderung, keinen Erfolg bewirkten; nur Husten, Schniefen, Schnaufen blieben (und trotzdem blieb er gebannt und tyrannisch vor dem hustenden Kind sitzen, mit bösem Blick, die Brauen, wie das K. sagte, nach unten gezogen)​
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Und wieder stieg das Morgen-Grau im Zimmer auf​
Das Elend: sie war doch nicht aus seinem Bauch gekommen – also konnte er sie nicht wieder in seinen Bauch hineindenken (es fehlte ihm doch das RETTENDE, sie in sich aufnehmende mütterliche Gefühl!)​
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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 14.10.1977-23.12.1977 (NB 013). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 259. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197710-197712/methods/sdef:TEI/get?mode=p_259. Online abgerufen: 23.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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