heute stumm, in eine andre Richtung
schauend, als sei gerade da
etwas geschehen; er schaute
einen andern, ❬n❭eben ihm am Zaun
entlang rennenden Hund so an, daß
dieser stumm blieb

Eine Frau anschreiend, die bergauf
gehend, immer wieder auf die Uhr
schaute: er nahm sie wahr
mit dem Zorn eines Propheten

Was unterscheidet ihn noch vom
Erkenntnisrhytmus der Wahnsinnigen

die (anmutige) Zurückgezogenheit
in die eigene Anonymität

(❬hampligkeit❭)
Mit der Mitleidlosigkeit der Ge-
heilten

Er sah zwei still haltende Menschen
auf der Straße, einander liebend
Beide standen nebeneinander, für sich
zitternd (von sich zitternd)

Als gelte bei ihm nur ein Mensch,
der die Fremdheit wieder erlangt
hat (wie S.U. Unseld, Siegfried
❬1❭)
226
heute stumm, in eine andre Richtung schauend, als sei gerade da etwas geschehen; er schaute einen andern, neben ihm am Zaun entlang rennenden Hund so an, daß dieser stumm blieb​
Eine Frau anschreiend, die bergauf gehend, immer wieder auf die Uhr schaute: er nahm sie wahr mit dem Zorn eines Propheten​
Was unterscheidet ihn noch vom Erkenntnisrhythmus(❬-❭hampligkeit) der Wahnsinnigen​
die (anmutige) Zurückgezogenheit in die eigene Anonymität​
Mit der Mitleidlosigkeit der Ge ❬heilten❭ ​
Er sah zwei still haltende Menschen auf der Straße, einander liebend❬.❭ Beide standen nebeneinander, für sich zitternd (von sich zitternd)​
Als gelte bei ihm nur ein Mensch, der die Fremdheit wieder erlangt hat (wie S.U. Unseld, Siegfried
❬1❭)​
❬1❭Wahrscheinlich steht die Abkürzung für Siegfried Unseld. Er hatte in einem Brief an Handke vom 18. November 1977 angekündigt, ihn am 6. Dezember in Paris zu treffen. Am 8. Dezember schreibt Unseld an Handke, er hoffe, dieser habe den Eindruck, sie hätten seinen Geburtstag gebührend gefeiert. (Vgl. Handke / Unseld: Der Briefwechsel. Der Briefwechsel
2012, S. 330 LV)


heute stumm, in eine andre Richtung
schauend, als sei gerade da
etwas geschehen; er schaute
einen andern, ❬n❭eben ihm am Zaun
entlang rennenden Hund so an, daß
dieser stumm blieb

Eine Frau anschreiend, die bergauf
gehend, immer wieder auf die Uhr
schaute: er nahm sie wahr
mit dem Zorn eines Propheten

Was unterscheidet ihn noch vom
Erkenntnisrhytmus der Wahnsinnigen

die (anmutige) Zurückgezogenheit
in die eigene Anonymität

(❬hampligkeit❭)
Mit der Mitleidlosigkeit der Ge-
heilten

Er sah zwei still haltende Menschen
auf der Straße, einander liebend
Beide standen nebeneinander, für sich
zitternd (von sich zitternd)

Als gelte bei ihm nur ein Mensch,
der die Fremdheit wieder erlangt
hat (wie S.U. Unseld, Siegfried
❬1❭)
226
heute stumm, in eine andre Richtung schauend, als sei gerade da etwas geschehen; er schaute einen andern, neben ihm am Zaun entlang rennenden Hund so an, daß dieser stumm blieb​
Eine Frau anschreiend, die bergauf gehend, immer wieder auf die Uhr schaute: er nahm sie wahr mit dem Zorn eines Propheten​
Was unterscheidet ihn noch vom Erkenntnisrhythmus(❬-❭hampligkeit) der Wahnsinnigen​
die (anmutige) Zurückgezogenheit in die eigene Anonymität​
Mit der Mitleidlosigkeit der Ge ❬heilten❭ ​
Er sah zwei still haltende Menschen auf der Straße, einander liebend❬.❭ Beide standen nebeneinander, für sich zitternd (von sich zitternd)​
Als gelte bei ihm nur ein Mensch, der die Fremdheit wieder erlangt hat (wie S.U. Unseld, Siegfried
❬1❭)​
❬1❭Wahrscheinlich steht die Abkürzung für Siegfried Unseld. Er hatte in einem Brief an Handke vom 18. November 1977 angekündigt, ihn am 6. Dezember in Paris zu treffen. Am 8. Dezember schreibt Unseld an Handke, er hoffe, dieser habe den Eindruck, sie hätten seinen Geburtstag gebührend gefeiert. (Vgl. Handke / Unseld: Der Briefwechsel. Der Briefwechsel
2012, S. 330 LV)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 14.10.1977-23.12.1977 (NB 013). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 228. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197710-197712/methods/sdef:TEI/get?mode=p_228. Online abgerufen: 24.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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