PRI • LIBER

1-36I Die Erschaffung der Welt

GENESIS

1N anegenge ſchepfte got hímel
2vnd erde • Die erde was aber vnnŭcz̆
3vnd lere vnd vínſternŭſſe warn
4auf der geſtalt der abegrund vn̄
5gotes geiſt wart gefurt auf den
6waſſern • Und got ſpꝛache • Es
7werde eín liecht • Vnd es wart eín
8liecht • Und got ſach das liecht
9das es gut was vnd ſchid das
10liecht von der vínſternŭſſe | vnd
11nante das liecht tack vnd die vī
12ſternŭſſe nacht • Und wart ge
13macht abent vnd moꝛgen | eín
14tag • Und got ſpꝛach • Es werde
15eín veſtenunge ín der mítte der
16waſſer vnd teílte die waſſer vō
17den waſſern • Und got machte
18eín firmament • vnd ſchied die
19waſſer die do waren vnder dem
20firmament von den die do wa
21ren auf dem firmament • Vnd
22es geſchach alſo • Und got nan­
23te das firmament hímel • vnd
24wart gemacht abent vnd moꝛ
25gen der ander tag • Got voꝛwar
26ſprach • Die waſſer die vnder dē
27hímel ſínt ſammen ſich an eín
28ſtat vnd erſcheíne die trŭcken
29Und es geſchach alſo • Un̄ got
30nante die trŭcken erde vnd die
31ſammenunge der waſſer nante
32her die mer • Vnd got ſach das
33es gut was • Und ſpꝛach • Ge
34bere die erde grunende wurcze
35vnd machende ſamen • Und
36eín ŏpfeltragendes holcz vnd

Primus • LIBER

1-36I Die Erschaffung der Welt

GENESIS

1N anegenge schepfte got hímel
2vnd erde. • Die erde was aber vnnŭcz̆
3vnd lere vnd vínsternŭsse warn
4auf der gestalt der abegrund vnd
5gotes geist wart gefurt auf den
6wassern. • Und got sprache: • Es
7werde eín liecht. • Vnd es wart eín
8liecht. • Und got sach das liecht,
9das es gut was vnd schid das
10liecht von der vínsternŭsse | vnd
11nante das liecht tack vnd die vin-
12sternŭsse nacht. • Und wart ge-
13macht abent vnd morgen | eín
14tag. • Und got sprach: • Es werde
15eín vestenunge ín der mítte der
16wasser vnd teílte die wasser von
17den wassern. • Und got machte
18eín firmament • vnd schied die
19wasser, die do waren vnder dem
20firmament, von den, die do wa-
21ren auf dem firmament. • Vnd
22es geschach also. • Und got nan­-
23te das firmament hímel • vnd
24wart gemacht abent vnd mor-
25gen der ander tag. • Got vorwar
26sprach: • Die wasser, die vnder dem
27hímel sínt, sammen sich an eín
28stat vnd erscheíne die trŭcken.
29Und es geschach also. • Und got
30nante die trŭcken erde vnd die
31sammenunge der wasser nante
32her die mer. • Vnd got sach, das
33es gut was. • Und sprach: • Ge-
34bere die erde grunende wurcze
35vnd machende samen. • Und
36eín ŏpfeltragendes holcz vnd

Vollilluminiertes Folio mit einer historisierten Initiale "I", welche die gesamte linke Spalte einnimmt. In den Medaillons im Mittelfeld der Initiale sind die sieben Tagwerke Gottes bei der Erschaffung der Welt gezeigt. In den äußeren Feldern des Initital-I sind verschiedene Figuren dargestellt. Die Medaillons der Miniatur sind von blauen Akanthusranken umschlossen. Ein grüner Perlstab teilt die Initiale in weitere Bildfelder ein. An der Ober- und Unterseite sind Baldachin ähnliche Versatzstücke angeschlossen. Der äußere Rahmen ist rot grundiert und mit goldenen Verzierungen versehen. Die Verzierungen sind auf allen vier Seiten unterschiedlich. Daran anschließend ist ein weiterer grüner Perlstab gelegt, der die Miniatur nach außen hin begrenzt. Linker- und rechterhand wird der Rahmen durch einen grünen Stab abgeschlossen. Darum wickeln sich bunt-alternierende Akanthusranken. Aus allen vier Ecken der Initiale streben Engel, welche eine Ranke halten. Die oberen Ranken erstrecken sich bis zum Seitenrand und sind oben und links beschnitten. Auf dem rechten Ausläufer hat ein Fantasievogel Platz genommen. Am Ende formt sich die Ranke zu einem Medaillon. Darin ist ein nicht näher identifizierter Prophet in Halbfigur dargestellt, der mit Fingerzeig auf die Initiale verweist. Die Ranken der unteren beiden Engel streben bis zum Seitenrand und sind links und unten beschnitten. Die rechte Ranke verformt sich zu weiteren Akanthusmedaillons. Darauf haben mehrere Fantasievögel Platz genommen. Im äußeren Medaillon ist ein nicht näher identifizierter Prophet in Halbfigur dargestellt. Er trägt ein nicht ausgefülltes Spruchband vor seiner Brust. Drei blaue Drehknoten wurden auf der Seite verteilt, welcher je einen Eisvogel trägt. Ein vierter Eisvogel hat auf einer Akanthusranke Platz genommen. Weiters wurden das Böhmische Wappen und das Wappen des Deutschen Reiches eingefügt. Links von der Initiale ist König Wenzel in dem Buchstabenblock eines "e" eingeschlossen. Der Buchstabe trägt eine Kaiserkrone. Ihm gegenüber ist eine Bademagd mit einer Badequaste und einem Wassereimer eingesetzt. Ein blau illuminiertes Initial-"N" in der rechten Spalte wurde mit kleinteiligem rotem Fleuronné ausgeschmückt.

Die Erschaffung der Welt

Die gold grundierten Medaillons im Mittelfeld der Initiale zeigen die sieben Tagewerke Gottes: 1. Gott trennt Himmel und Erde sowie Licht und Finsternis. Licht und Finsternis werden dargestellt durch Sonne und Mond. Hinter der Figur Gottes ist ein Wasserstreifen zu sehen, über dem die Taube des Heiligen Geistes schwebt. 2. Die Erschaffung der Engel mit Heiligenscheinen. Zu Füßen der Engel steht ein kleines Medaillon, welches in vier Kompartimente geteilt wurde. Diese zeigen die vier Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer. 3. Die Erschaffung der Pflanzen. 4. Die Erschaffung der Landtiere. 5. Die Erschaffung der Wassertiere und Vögel. 6. Die Erschaffung Evas. 7. Gott ruht am 7. Tag auf seinem Thron und segnet mit der rechten Hand. Mit der linken Hand hält er die Heilige Schrift. Er wendet den Kopf einem Apostel zu. Der Apostel sitzt links neben ihm in einem Feld des Rahmens und deutet auf ihn. Die Medaillons werden auf allen Seiten von grünen Perlstäben eingefasst. Den unteren und oberen Abschluss bilden niedrige Arkadenreihen mit je vier Halbfiguren. In diesen diskutieren paarweise nicht näher identifizierbare Propheten miteinander. In den zwei vertikalen Streifen werden je sieben thronende Figuren übereinander dargestellt. Sie werden durch Nimben, Bücher und nackte Füße als Apostel ausgewiesen. Es werden vierzehn anstatt der üblichen zwölf Figuren gezeigt. Von sämtlichen Figuren lassen sich nur Petrus (Schlüssel), Paulus (Schwert), Johannes (Kelch), Andreas (Kreuzstab) und Judas Thaddäus (Keule) identifizieren.

Die Darstellung weicht in mehreren Punkten vom biblischen Text ab. Das erste oben platzierte Medaillon zeigt zu Füßen Gottes die grünliche Urflut, über der ,Gottes Geist' schwebt. Der Geist wird als weiße Taube dargestellt. Im selben Bildfeld befestigt Gott zugleich Sonne und Mond am Himmel. Das antizipiert bereits den vierten Schöpfungstag. Im Feld des zweiten Schöpfungstages ist rechts unten eine kleine gerahmte Scheibe zu sehen. Das Innere des Medaillons ist in vier Teile gegliedert, welche die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde repräsentieren. Linkerhand ist eine grünliche Wasserflut und darüber eine leere Fläche dargestellt, die wahrscheinlich das Himmelsgewölbe abbildet. Nach der Vulgata handelt es sich bei diesem Gewölbe um das ,firmamentum'. Der Übersetzer der Wenzelsbibel nennt es ,vestenunge', die laut Bibeltext mitten im Wasser entstehe und Wasser von Wasser scheide. Der Kommentar von Krieger-Schmidt bezeichnet die beiden Figuren, welche auf der Scheibe stehen und zu Gott beten, als Engel. Von ihnen ist im Schöpfungsbericht keine Rede, doch liegt der Gedanke, dass Gott mit dem Himmel auch dessen Bewohner erschaffen habe, nicht fern. Am dritten Tag wird die Erschaffung der Pflanzen gezeigt. Jedoch ist die vorangegangene Trennung von Wasser und Land nicht explizit ins Bild gebracht. Gleichfalls wurde die Erschaffung der Gestirne am vierten Tag nicht dargestellt, da diese bereits im ersten Bildfeld durch Sonne und Mond vertreten werden. Das vierte Medaillon hat wenig mit dem korrespondierenden Tagwerk zu tun. Hingegen wird auf den sechsten Tag vorausgegriffen, indem die Erschaffung der Landtiere ins Bild gebracht wird. Dadurch gilt das sechste Medaillon explizit der Erschaffung des Menschen. Hierzu wird ikonografisch ein Schema des 12. Jahrhunderts aufgegriffen. In der Darstellung wird auf den sechsten Schöpfungsabend Bezug genommen, der zufolge Eva aus einer Rippe des schlafenden Adams gezogen wurde. Erst im fünften Feld folgt der Illuminator wieder dem Bibeltext und stellt die Erschaffung der Vögel und Wassertiere dar. Im letzten Medaillon wird schließlich Gott thronend dargestellt. Er ruht nach vollbrachter Schöpfungsleistung und segnet den siebten Tag.

Engel halten Akanthusranken

Aus den vier Ecken des Rahmens der Inititale streben Engel hervor. Die beiden unteren Engel sind kopfüber ausgerichtet. Jeder Engel hält eine Akanthusranke und ist blau gekleidet mit grünen Flügeln.

Prophet

In zwei Rankenmedaillons (oben rechts und unten rechts) sind zwei nicht identifizierbare Propheten in Halbfigur dargestellt. Der Obere verweist mit Fingergestus auf die Initiale. Der Untere hält ein nicht ausgefülltes Spruchband vor seiner Brust.

Spruchband

Ein Spruchband gehalten von einer Prophetenfigur in einem Akanthusmedaillon im Bas-de-page. Das Spruchband wurde nicht beschrieben.

Fantasievogel

Mehrere Fantasievögel haben sich auf verschiedene Stellen der Akanthusranken niedergelassen. Bis auf denjenigen rechts oben blicken alle in Richtung Miniatur.

Eisvogel

Es gibt mehrere Eisvögel in verschiedenen Größen auf diesem Blatt. Zwei davon sitzen gespiegelt zueinander auf einem blauen Drehknoten auf Höhe des dritten Schöpfungsmedaillons. Ein dritter kleinerer hat am linken Seitenrand auf einem Akanthusblatt Platz genommen. Ein vierter Eisvogel hat sich auf einem Liebesknoten am Seitenrand des Initialfeldes niedergelassen.

König Wenzel im Block des "e" gefangen mit Kaiserkrone

König Wenzel IV. ist mit Armen und Beinen im Körper des Buchstaben "e" eingeschlossen. Er trägt blaue Kleider mit einem goldenen Gürtel. Sein Blick fällt nach rechts weg. Auf dem "e" sitzt eine übergroße Kaiserkrone. Der Buchstabe hängt auf Höhe des sechsten Schöpfungstages.

Bademagd mit Wassereimer und Badequast

Eine mit Hemdchen bekleidete Bademagd schreitet auf den Akanthusranken in Richtung der Initiale. Sie trägt einen Eimer in der Hand und hat eine Queste erhoben. Ihr Blick ruht auf König Wenzel IV. Um die Hüfte hat sie einen blauen Drehknoten geschlungen und trägt eine Art Kopfbedeckung. Sie ist auf gleicher Höhe zu König Wenzel positioniert.

Blauer Drehknoten

Es sind drei blaue Drehknoten, deren Mittelfeld mit Goldgrund ausgefüllt wurde, in der Mitte der Seite eingefügt. Alle drei tragen einen Eisvogel.

Reichswappen mit Oberwappen

Am oberen linken Seitenrand ist das Wappen des deutschen Reiches mit Helmzier eingefügt. Die Helmzier besteht aus schwarzen mit goldenen "w"s und Herzen verzierten Adlerschwingen, die aus einem Kronreif hervorwachsen.

Böhmisches Wappen mit Oberwappen

Am oberen rechten Seitenrand ist das böhmische Oberwappen mit Helmzier eingefügt. Die Helmzier besteht aus schwarzen mit goldenen "w"s und Herzen verzierten Adlerschwingen, die aus einem Kronreif hervorwachsen.

Wappenschild mit getilgten Farben

Auf gleicher Höhe zu den anderen Wappen, rechts von der Initiale, ist ein Wappenschild mit getilgten Farben eingefügt.


PRI • LIBER

1-36I Die Erschaffung der Welt

GENESIS

1N anegenge ſchepfte got hímel
2vnd erde • Die erde was aber vnnŭcz̆
3vnd lere vnd vínſternŭſſe warn
4auf der geſtalt der abegrund vn̄
5gotes geiſt wart gefurt auf den
6waſſern • Und got ſpꝛache • Es
7werde eín liecht • Vnd es wart eín
8liecht • Und got ſach das liecht
9das es gut was vnd ſchid das
10liecht von der vínſternŭſſe | vnd
11nante das liecht tack vnd die vī
12ſternŭſſe nacht • Und wart ge
13macht abent vnd moꝛgen | eín
14tag • Und got ſpꝛach • Es werde
15eín veſtenunge ín der mítte der
16waſſer vnd teílte die waſſer vō
17den waſſern • Und got machte
18eín firmament • vnd ſchied die
19waſſer die do waren vnder dem
20firmament von den die do wa
21ren auf dem firmament • Vnd
22es geſchach alſo • Und got nan­
23te das firmament hímel • vnd
24wart gemacht abent vnd moꝛ
25gen der ander tag • Got voꝛwar
26ſprach • Die waſſer die vnder dē
27hímel ſínt ſammen ſich an eín
28ſtat vnd erſcheíne die trŭcken
29Und es geſchach alſo • Un̄ got
30nante die trŭcken erde vnd die
31ſammenunge der waſſer nante
32her die mer • Vnd got ſach das
33es gut was • Und ſpꝛach • Ge
34bere die erde grunende wurcze
35vnd machende ſamen • Und
36eín ŏpfeltragendes holcz vnd

Primus • LIBER

1-36I Die Erschaffung der Welt

GENESIS

1N anegenge schepfte got hímel
2vnd erde. • Die erde was aber vnnŭcz̆
3vnd lere vnd vínsternŭsse warn
4auf der gestalt der abegrund vnd
5gotes geist wart gefurt auf den
6wassern. • Und got sprache: • Es
7werde eín liecht. • Vnd es wart eín
8liecht. • Und got sach das liecht,
9das es gut was vnd schid das
10liecht von der vínsternŭsse | vnd
11nante das liecht tack vnd die vin-
12sternŭsse nacht. • Und wart ge-
13macht abent vnd morgen | eín
14tag. • Und got sprach: • Es werde
15eín vestenunge ín der mítte der
16wasser vnd teílte die wasser von
17den wassern. • Und got machte
18eín firmament • vnd schied die
19wasser, die do waren vnder dem
20firmament, von den, die do wa-
21ren auf dem firmament. • Vnd
22es geschach also. • Und got nan­-
23te das firmament hímel • vnd
24wart gemacht abent vnd mor-
25gen der ander tag. • Got vorwar
26sprach: • Die wasser, die vnder dem
27hímel sínt, sammen sich an eín
28stat vnd erscheíne die trŭcken.
29Und es geschach also. • Und got
30nante die trŭcken erde vnd die
31sammenunge der wasser nante
32her die mer. • Vnd got sach, das
33es gut was. • Und sprach: • Ge-
34bere die erde grunende wurcze
35vnd machende samen. • Und
36eín ŏpfeltragendes holcz vnd

Vollilluminiertes Folio mit einer historisierten Initiale "I", welche die gesamte linke Spalte einnimmt. In den Medaillons im Mittelfeld der Initiale sind die sieben Tagwerke Gottes bei der Erschaffung der Welt gezeigt. In den äußeren Feldern des Initital-I sind verschiedene Figuren dargestellt. Die Medaillons der Miniatur sind von blauen Akanthusranken umschlossen. Ein grüner Perlstab teilt die Initiale in weitere Bildfelder ein. An der Ober- und Unterseite sind Baldachin ähnliche Versatzstücke angeschlossen. Der äußere Rahmen ist rot grundiert und mit goldenen Verzierungen versehen. Die Verzierungen sind auf allen vier Seiten unterschiedlich. Daran anschließend ist ein weiterer grüner Perlstab gelegt, der die Miniatur nach außen hin begrenzt. Linker- und rechterhand wird der Rahmen durch einen grünen Stab abgeschlossen. Darum wickeln sich bunt-alternierende Akanthusranken. Aus allen vier Ecken der Initiale streben Engel, welche eine Ranke halten. Die oberen Ranken erstrecken sich bis zum Seitenrand und sind oben und links beschnitten. Auf dem rechten Ausläufer hat ein Fantasievogel Platz genommen. Am Ende formt sich die Ranke zu einem Medaillon. Darin ist ein nicht näher identifizierter Prophet in Halbfigur dargestellt, der mit Fingerzeig auf die Initiale verweist. Die Ranken der unteren beiden Engel streben bis zum Seitenrand und sind links und unten beschnitten. Die rechte Ranke verformt sich zu weiteren Akanthusmedaillons. Darauf haben mehrere Fantasievögel Platz genommen. Im äußeren Medaillon ist ein nicht näher identifizierter Prophet in Halbfigur dargestellt. Er trägt ein nicht ausgefülltes Spruchband vor seiner Brust. Drei blaue Drehknoten wurden auf der Seite verteilt, welcher je einen Eisvogel trägt. Ein vierter Eisvogel hat auf einer Akanthusranke Platz genommen. Weiters wurden das Böhmische Wappen und das Wappen des Deutschen Reiches eingefügt. Links von der Initiale ist König Wenzel in dem Buchstabenblock eines "e" eingeschlossen. Der Buchstabe trägt eine Kaiserkrone. Ihm gegenüber ist eine Bademagd mit einer Badequaste und einem Wassereimer eingesetzt. Ein blau illuminiertes Initial-"N" in der rechten Spalte wurde mit kleinteiligem rotem Fleuronné ausgeschmückt.

Die Erschaffung der Welt

Die gold grundierten Medaillons im Mittelfeld der Initiale zeigen die sieben Tagewerke Gottes: 1. Gott trennt Himmel und Erde sowie Licht und Finsternis. Licht und Finsternis werden dargestellt durch Sonne und Mond. Hinter der Figur Gottes ist ein Wasserstreifen zu sehen, über dem die Taube des Heiligen Geistes schwebt. 2. Die Erschaffung der Engel mit Heiligenscheinen. Zu Füßen der Engel steht ein kleines Medaillon, welches in vier Kompartimente geteilt wurde. Diese zeigen die vier Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer. 3. Die Erschaffung der Pflanzen. 4. Die Erschaffung der Landtiere. 5. Die Erschaffung der Wassertiere und Vögel. 6. Die Erschaffung Evas. 7. Gott ruht am 7. Tag auf seinem Thron und segnet mit der rechten Hand. Mit der linken Hand hält er die Heilige Schrift. Er wendet den Kopf einem Apostel zu. Der Apostel sitzt links neben ihm in einem Feld des Rahmens und deutet auf ihn. Die Medaillons werden auf allen Seiten von grünen Perlstäben eingefasst. Den unteren und oberen Abschluss bilden niedrige Arkadenreihen mit je vier Halbfiguren. In diesen diskutieren paarweise nicht näher identifizierbare Propheten miteinander. In den zwei vertikalen Streifen werden je sieben thronende Figuren übereinander dargestellt. Sie werden durch Nimben, Bücher und nackte Füße als Apostel ausgewiesen. Es werden vierzehn anstatt der üblichen zwölf Figuren gezeigt. Von sämtlichen Figuren lassen sich nur Petrus (Schlüssel), Paulus (Schwert), Johannes (Kelch), Andreas (Kreuzstab) und Judas Thaddäus (Keule) identifizieren.

Die Darstellung weicht in mehreren Punkten vom biblischen Text ab. Das erste oben platzierte Medaillon zeigt zu Füßen Gottes die grünliche Urflut, über der ,Gottes Geist' schwebt. Der Geist wird als weiße Taube dargestellt. Im selben Bildfeld befestigt Gott zugleich Sonne und Mond am Himmel. Das antizipiert bereits den vierten Schöpfungstag. Im Feld des zweiten Schöpfungstages ist rechts unten eine kleine gerahmte Scheibe zu sehen. Das Innere des Medaillons ist in vier Teile gegliedert, welche die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde repräsentieren. Linkerhand ist eine grünliche Wasserflut und darüber eine leere Fläche dargestellt, die wahrscheinlich das Himmelsgewölbe abbildet. Nach der Vulgata handelt es sich bei diesem Gewölbe um das ,firmamentum'. Der Übersetzer der Wenzelsbibel nennt es ,vestenunge', die laut Bibeltext mitten im Wasser entstehe und Wasser von Wasser scheide. Der Kommentar von Krieger-Schmidt bezeichnet die beiden Figuren, welche auf der Scheibe stehen und zu Gott beten, als Engel. Von ihnen ist im Schöpfungsbericht keine Rede, doch liegt der Gedanke, dass Gott mit dem Himmel auch dessen Bewohner erschaffen habe, nicht fern. Am dritten Tag wird die Erschaffung der Pflanzen gezeigt. Jedoch ist die vorangegangene Trennung von Wasser und Land nicht explizit ins Bild gebracht. Gleichfalls wurde die Erschaffung der Gestirne am vierten Tag nicht dargestellt, da diese bereits im ersten Bildfeld durch Sonne und Mond vertreten werden. Das vierte Medaillon hat wenig mit dem korrespondierenden Tagwerk zu tun. Hingegen wird auf den sechsten Tag vorausgegriffen, indem die Erschaffung der Landtiere ins Bild gebracht wird. Dadurch gilt das sechste Medaillon explizit der Erschaffung des Menschen. Hierzu wird ikonografisch ein Schema des 12. Jahrhunderts aufgegriffen. In der Darstellung wird auf den sechsten Schöpfungsabend Bezug genommen, der zufolge Eva aus einer Rippe des schlafenden Adams gezogen wurde. Erst im fünften Feld folgt der Illuminator wieder dem Bibeltext und stellt die Erschaffung der Vögel und Wassertiere dar. Im letzten Medaillon wird schließlich Gott thronend dargestellt. Er ruht nach vollbrachter Schöpfungsleistung und segnet den siebten Tag.

Engel halten Akanthusranken

Aus den vier Ecken des Rahmens der Inititale streben Engel hervor. Die beiden unteren Engel sind kopfüber ausgerichtet. Jeder Engel hält eine Akanthusranke und ist blau gekleidet mit grünen Flügeln.

Prophet

In zwei Rankenmedaillons (oben rechts und unten rechts) sind zwei nicht identifizierbare Propheten in Halbfigur dargestellt. Der Obere verweist mit Fingergestus auf die Initiale. Der Untere hält ein nicht ausgefülltes Spruchband vor seiner Brust.

Spruchband

Ein Spruchband gehalten von einer Prophetenfigur in einem Akanthusmedaillon im Bas-de-page. Das Spruchband wurde nicht beschrieben.

Fantasievogel

Mehrere Fantasievögel haben sich auf verschiedene Stellen der Akanthusranken niedergelassen. Bis auf denjenigen rechts oben blicken alle in Richtung Miniatur.

Eisvogel

Es gibt mehrere Eisvögel in verschiedenen Größen auf diesem Blatt. Zwei davon sitzen gespiegelt zueinander auf einem blauen Drehknoten auf Höhe des dritten Schöpfungsmedaillons. Ein dritter kleinerer hat am linken Seitenrand auf einem Akanthusblatt Platz genommen. Ein vierter Eisvogel hat sich auf einem Liebesknoten am Seitenrand des Initialfeldes niedergelassen.

König Wenzel im Block des "e" gefangen mit Kaiserkrone

König Wenzel IV. ist mit Armen und Beinen im Körper des Buchstaben "e" eingeschlossen. Er trägt blaue Kleider mit einem goldenen Gürtel. Sein Blick fällt nach rechts weg. Auf dem "e" sitzt eine übergroße Kaiserkrone. Der Buchstabe hängt auf Höhe des sechsten Schöpfungstages.

Bademagd mit Wassereimer und Badequast

Eine mit Hemdchen bekleidete Bademagd schreitet auf den Akanthusranken in Richtung der Initiale. Sie trägt einen Eimer in der Hand und hat eine Queste erhoben. Ihr Blick ruht auf König Wenzel IV. Um die Hüfte hat sie einen blauen Drehknoten geschlungen und trägt eine Art Kopfbedeckung. Sie ist auf gleicher Höhe zu König Wenzel positioniert.

Blauer Drehknoten

Es sind drei blaue Drehknoten, deren Mittelfeld mit Goldgrund ausgefüllt wurde, in der Mitte der Seite eingefügt. Alle drei tragen einen Eisvogel.

Reichswappen mit Oberwappen

Am oberen linken Seitenrand ist das Wappen des deutschen Reiches mit Helmzier eingefügt. Die Helmzier besteht aus schwarzen mit goldenen "w"s und Herzen verzierten Adlerschwingen, die aus einem Kronreif hervorwachsen.

Böhmisches Wappen mit Oberwappen

Am oberen rechten Seitenrand ist das böhmische Oberwappen mit Helmzier eingefügt. Die Helmzier besteht aus schwarzen mit goldenen "w"s und Herzen verzierten Adlerschwingen, die aus einem Kronreif hervorwachsen.

Wappenschild mit getilgten Farben

Auf gleicher Höhe zu den anderen Wappen, rechts von der Initiale, ist ein Wappenschild mit getilgten Farben eingefügt.

Zitiervorschlag

Die Wenzelsbibel ‒ Digitale Edition und Analyse. Ein Kooperationsprojekt des Fachbereichs Germanistik der Universität Salzburg und der Österreichischen Nationalbibliothek, Version 3.0.0, 2024-05-06. URL: https://edition.onb.ac.at/wenzelsbibel.

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Wenzelsbibel ist unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Das Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek.