EXO

1von egipten | ſvnder ſie behílten
2die knechtil • Die lieſſe der kv=
3níg zu ím rŭfen vnd ſprach Was
4iſt nv das | das ir das woldet tvn
5ſo das ír behildet die kínder • Die
6antwoꝛten • Es ſínt nicht die he
7bꝛaiſchen vrowen | als die egip
8tiſchen vrowen | wenne ſie ſelb͛
9haben die kvnſt | das ſie ín kv̆n
10nen helfen • E wir zu ín kvmen
11ſo haben ſie gepert • Got doꝛŭm
12tat wol den hebammen | vnd das
13volk wuchs | vnd wart gar ſere
29geſtercket • Und wenne die heb
30ammen vnſern herren voꝛchten
31doꝛŭmbe bow̆te her ín heuſer • N
32Nu gepot doꝛŭmbe pharao alle
33ſeínem volke ſprechende • Was
34knechtils geſlechte geboꝛn wirt
35die werffet ín die waſſer | vnd

DUS

1was meidlín ſínt die behaldet •
2DOꝛnach • • II • C •
3gienk ous eín man von
4dem houſe leuí | vnd name eín
5houſvrow von ſeínem geſlech
6te | die enpfienk vnd gepar eí
7nen ſvn | vnd ſach das es ſchŏ
8ne was | vnd voꝛbarck es dreí
9mened • Und do ſie nv das nícht
10mere voꝛhelen mochte | do nam
11ſie eín ſínewelles veſſil | vō czeí
12nen gevlochten | vnd ſmyrte ł
13das mít leyme vnd mít peche |
14vnd tat das dar eín | vnd ſacz
15te das an dem vber ouf daS
16waſſer | ín eín geſtreute | ſteen
17de verre von ím ſeín ſweſter | ł
18vnd wartende der dínge czu-
19kvnft • Und ſecht die tochter
20pharaonis | die gienk hín ab
21das ſie ſich wuſche ín dem waſ
22-35Miniatur: Die Aussetzung und Auffindung Moses
36ſer | vnd die íuncvrowen die

EXO

1von egipten, | svnder sie behílten
2die knechtil. • Die liesse der kv=
3níg zu ím rŭfen vnd sprach: Was
4ist nv das, | das ir das woldet tvn,
5so das ír behildet die kínder? • Die
6antworten: • Es sínt nicht die he-
7braischen vrowen | als die egip-
8tischen vrowen, | wenne sie selber
9haben die kvnst, | das sie ín kv̆n-
10nen helfen. • E wir zu ín kvmen,
11so haben sie gepert. • Got dorŭm
12tat wol den hebammen | vnd das
13volk wuchs | vnd wart gar sere
29gestercket. • Und wenne die heb-
30ammen vnsern herren vorchten,
31dorŭmbe bow̆te her ín heuser. •
32Nu gepot dorŭmbe pharao alle
33seínem volke sprechende: • Was
34knechtils geslechte geborn wirt,
35die werffet ín die wasser | vnd

DUS

1was meidlín sínt, die behaldet. •
2DOrnach • • II • CAPITULUM •
3gienk ous eín man von
4dem house leuí | vnd name eín
5housvrow von seínem geslech-
6te, | die enpfienk vnd gepar eí-
7nen svn | vnd sach, das es schŏ-
8ne was | vnd vorbarck es dreí
9mened. • Und do sie nv das nícht
10mere vorhelen mochte, | do nam
11sie eín sínewelles vessil | von czeí-
12nen gevlochten | vnd smyrte
13das mít leyme vnd mít peche |
14vnd tat das dar eín | vnd sacz-
15te das an dem vber ouf das
16wasser | ín eín gestreute, | steen-
17de verre von ím seín swester |
18vnd wartende der dínge czu-
19kvnft. • Und secht die tochter
20pharaonis, | die gienk hín ab,
21das sie sich wusche ín dem was -
22-35Miniatur: Die Aussetzung und Auffindung Moses
36ser | vnd die íuncvrowen die

Vollilluminiertes Folio mit zwei pluriszenischen Miniaturen. Das Thema der Miniatur in der linken Spalte ist die Tötung der männlichen Nachkommen Israels. In das Bildfeld wurde ein goldener Buchstabe "w" eingefügt. Das Bildfeld wird von einem dreizonigen Rahmen umfangen. An innerster Stelle verläuft ein grünes Band, das von einem braunen Akanthusfries umspannt wird. An dritter Stelle wurde ein roter Perlstab gezogen. Aus den vier Ecken des Rahmens entspringen bunt-alternierende Akanthusranken. Das Thema der Miniatur in der rechten Spalte ist die Aussetzung und Auffindung Moses. Der dreizonige Rahmen der Miniatur beginnt mit einer einfachen Rahmenleiste, die durch einen bunten Akanthusfries abgeschlossen wird. Zu äußerst verläuft ein roter geometrisch-verzierter Rahmen. Aus den vier Ecken des Rahmens entspringen bunte Akanthusranken. In der rechten Spalte wurde ein blaues Initial-D mit goldenem Fleuronné erweitert.

Die Tötung der männlichen Nachkommen Israels

Der bekrönte Pharao sitzt auf einem Thron und gibt, durch einen Fingerzeig, die Anweisung die männlichen Neugeborenen der Israeliten zu töten, nachdem seine Versuche sie durch Sklavenarbeit zu unterjochen gescheitert sind. Mehrere Frauen versuchen die Knaben zu retten oder ziehen ihre durchbohrten Körper aus dem Wasser. Mehrere Kinderleichen treiben den Fluss hinab. Zwei Frauen drehen sich zum Pharao um. Es handelt sich wohl möglich um die beiden Hebammen Schifra und Pua, denen er zuvor den Auftrag gegeben hatte die Knaben nach der Geburt zu töten. Eine weitere Frau kniet am Fluss und legt einen Knaben in einen Korb. Bei dem Knaben handelt es sich höchstwahrscheinlich um Moses.

Die Miniatur illustriert die Schlusskonsequenz der Versuche des Pharaos das israelitische Volk zu unterjochen und auszulöschen. Die unterschiedlichen Sklavenarbeiten, derer sie zuvor ausgesetzt wurden, werden nicht ins Bild gebracht. Schließlich ließ er alle männlichen Neugeborenen töten. Der Illuminator stellt dies besonders detailreich zur Schau und lässt die Kinder von den Wachen durchbohren. Außergewöhnlich grausam ist auch die Darstellung der davontreibenden Kinderleichen im Fluss Nil. Die Kombination zweier Miniaturen auf einem Folio stellt eine Ausnahme dar. Die Gründe dafür mögen in der Planung des Bildschmuckes liegen. Mögliche Beweggründe könnten Platzmangel, Hervorhebung des Beginns des Buches, persönliche Vorliebe des Stifters oder eine wichtige ikonografische Passage gewesen sein. Ein realer Bezugspunkt aus dem Leben König Wenzels könnte die gewaltsame Verfolgung und Niederstreckung des Domkapitulars Johannes von Nepomuk gewesen sein.

Die Aussetzung und Auffindung Moses

Links oben findet eine Frau einen Korb auf dem Fluss treibend. Rechts davon steht die Tochter des Pharao vor dem Schloss und bekommt einen Knaben von einer älteren Frau überreicht. Unterhalb beugt sich eine weitere Frau, die große Ähnlichkeit zur Tochter des Pharaos hat, nach unten und öffnet den Korb auf dem Fluss mit einem Kind darin.

Die rechte Miniatur auf diesem Blatt scheint die in der linken Spalte erzählerisch fortzusetzen. Kontinuität wird außerdem durch die Übertragung der gleichen Farben im Rahmen und in den Kleidern der Figuren erzielt. Auffällig ist die Frau, welche im linken oberen Bildteil den Korb findet; geöffnet wird er offenbar erst im unteren rechten Bildteil von einer anderen Person. Wiederum eine andere Frau steht neben der Tochter des Pharaos und hält den Knaben auf dem Arm. Die Frau links oben könnte auch Moses Schwester sein, welche Acht gibt, was mit dem Körbchen passiert, oder eine Bedienstete des Pharaos. Die Frau, welche den Korb öffnet, hat allerdings durch ihre Haare auffallende Ähnlichkeit zur Pharaos Tochter. Eine Interpretationsmöglichkeit wäre, dass die Pharaos Tochter den Knaben nicht übergeben bekommt, sondern ihn in die Obhut einer hebräischen Amme gibt. In dieser Hinsicht könnte die Frau neben der Pharaonentochter Moses Mutter sein. Nebenbei bemerkt überragt der Turm des Pharao Hauses den Bildrahmen.

Für dieses Folio steht noch keine Beschreibung zur Verfügung.

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1von egipten | ſvnder ſie behílten
2die knechtil • Die lieſſe der kv=
3níg zu ím rŭfen vnd ſprach Was
4iſt nv das | das ir das woldet tvn
5ſo das ír behildet die kínder • Die
6antwoꝛten • Es ſínt nicht die he
7bꝛaiſchen vrowen | als die egip
8tiſchen vrowen | wenne ſie ſelb͛
9haben die kvnſt | das ſie ín kv̆n
10nen helfen • E wir zu ín kvmen
11ſo haben ſie gepert • Got doꝛŭm
12tat wol den hebammen | vnd das
13volk wuchs | vnd wart gar ſere
29geſtercket • Und wenne die heb
30ammen vnſern herren voꝛchten
31doꝛŭmbe bow̆te her ín heuſer • N
32Nu gepot doꝛŭmbe pharao alle
33ſeínem volke ſprechende • Was
34knechtils geſlechte geboꝛn wirt
35die werffet ín die waſſer | vnd

DUS

1was meidlín ſínt die behaldet •
2DOꝛnach • • II • C •
3gienk ous eín man von
4dem houſe leuí | vnd name eín
5houſvrow von ſeínem geſlech
6te | die enpfienk vnd gepar eí
7nen ſvn | vnd ſach das es ſchŏ
8ne was | vnd voꝛbarck es dreí
9mened • Und do ſie nv das nícht
10mere voꝛhelen mochte | do nam
11ſie eín ſínewelles veſſil | vō czeí
12nen gevlochten | vnd ſmyrte ł
13das mít leyme vnd mít peche |
14vnd tat das dar eín | vnd ſacz
15te das an dem vber ouf daS
16waſſer | ín eín geſtreute | ſteen
17de verre von ím ſeín ſweſter | ł
18vnd wartende der dínge czu-
19kvnft • Und ſecht die tochter
20pharaonis | die gienk hín ab
21das ſie ſich wuſche ín dem waſ
22-35Miniatur: Die Aussetzung und Auffindung Moses
36ſer | vnd die íuncvrowen die

EXO

1von egipten, | svnder sie behílten
2die knechtil. • Die liesse der kv=
3níg zu ím rŭfen vnd sprach: Was
4ist nv das, | das ir das woldet tvn,
5so das ír behildet die kínder? • Die
6antworten: • Es sínt nicht die he-
7braischen vrowen | als die egip-
8tischen vrowen, | wenne sie selber
9haben die kvnst, | das sie ín kv̆n-
10nen helfen. • E wir zu ín kvmen,
11so haben sie gepert. • Got dorŭm
12tat wol den hebammen | vnd das
13volk wuchs | vnd wart gar sere
29gestercket. • Und wenne die heb-
30ammen vnsern herren vorchten,
31dorŭmbe bow̆te her ín heuser. •
32Nu gepot dorŭmbe pharao alle
33seínem volke sprechende: • Was
34knechtils geslechte geborn wirt,
35die werffet ín die wasser | vnd

DUS

1was meidlín sínt, die behaldet. •
2DOrnach • • II • CAPITULUM •
3gienk ous eín man von
4dem house leuí | vnd name eín
5housvrow von seínem geslech-
6te, | die enpfienk vnd gepar eí-
7nen svn | vnd sach, das es schŏ-
8ne was | vnd vorbarck es dreí
9mened. • Und do sie nv das nícht
10mere vorhelen mochte, | do nam
11sie eín sínewelles vessil | von czeí-
12nen gevlochten | vnd smyrte
13das mít leyme vnd mít peche |
14vnd tat das dar eín | vnd sacz-
15te das an dem vber ouf das
16wasser | ín eín gestreute, | steen-
17de verre von ím seín swester |
18vnd wartende der dínge czu-
19kvnft. • Und secht die tochter
20pharaonis, | die gienk hín ab,
21das sie sich wusche ín dem was -
22-35Miniatur: Die Aussetzung und Auffindung Moses
36ser | vnd die íuncvrowen die

Vollilluminiertes Folio mit zwei pluriszenischen Miniaturen. Das Thema der Miniatur in der linken Spalte ist die Tötung der männlichen Nachkommen Israels. In das Bildfeld wurde ein goldener Buchstabe "w" eingefügt. Das Bildfeld wird von einem dreizonigen Rahmen umfangen. An innerster Stelle verläuft ein grünes Band, das von einem braunen Akanthusfries umspannt wird. An dritter Stelle wurde ein roter Perlstab gezogen. Aus den vier Ecken des Rahmens entspringen bunt-alternierende Akanthusranken. Das Thema der Miniatur in der rechten Spalte ist die Aussetzung und Auffindung Moses. Der dreizonige Rahmen der Miniatur beginnt mit einer einfachen Rahmenleiste, die durch einen bunten Akanthusfries abgeschlossen wird. Zu äußerst verläuft ein roter geometrisch-verzierter Rahmen. Aus den vier Ecken des Rahmens entspringen bunte Akanthusranken. In der rechten Spalte wurde ein blaues Initial-D mit goldenem Fleuronné erweitert.

Die Tötung der männlichen Nachkommen Israels

Der bekrönte Pharao sitzt auf einem Thron und gibt, durch einen Fingerzeig, die Anweisung die männlichen Neugeborenen der Israeliten zu töten, nachdem seine Versuche sie durch Sklavenarbeit zu unterjochen gescheitert sind. Mehrere Frauen versuchen die Knaben zu retten oder ziehen ihre durchbohrten Körper aus dem Wasser. Mehrere Kinderleichen treiben den Fluss hinab. Zwei Frauen drehen sich zum Pharao um. Es handelt sich wohl möglich um die beiden Hebammen Schifra und Pua, denen er zuvor den Auftrag gegeben hatte die Knaben nach der Geburt zu töten. Eine weitere Frau kniet am Fluss und legt einen Knaben in einen Korb. Bei dem Knaben handelt es sich höchstwahrscheinlich um Moses.

Die Miniatur illustriert die Schlusskonsequenz der Versuche des Pharaos das israelitische Volk zu unterjochen und auszulöschen. Die unterschiedlichen Sklavenarbeiten, derer sie zuvor ausgesetzt wurden, werden nicht ins Bild gebracht. Schließlich ließ er alle männlichen Neugeborenen töten. Der Illuminator stellt dies besonders detailreich zur Schau und lässt die Kinder von den Wachen durchbohren. Außergewöhnlich grausam ist auch die Darstellung der davontreibenden Kinderleichen im Fluss Nil. Die Kombination zweier Miniaturen auf einem Folio stellt eine Ausnahme dar. Die Gründe dafür mögen in der Planung des Bildschmuckes liegen. Mögliche Beweggründe könnten Platzmangel, Hervorhebung des Beginns des Buches, persönliche Vorliebe des Stifters oder eine wichtige ikonografische Passage gewesen sein. Ein realer Bezugspunkt aus dem Leben König Wenzels könnte die gewaltsame Verfolgung und Niederstreckung des Domkapitulars Johannes von Nepomuk gewesen sein.

Die Aussetzung und Auffindung Moses

Links oben findet eine Frau einen Korb auf dem Fluss treibend. Rechts davon steht die Tochter des Pharao vor dem Schloss und bekommt einen Knaben von einer älteren Frau überreicht. Unterhalb beugt sich eine weitere Frau, die große Ähnlichkeit zur Tochter des Pharaos hat, nach unten und öffnet den Korb auf dem Fluss mit einem Kind darin.

Die rechte Miniatur auf diesem Blatt scheint die in der linken Spalte erzählerisch fortzusetzen. Kontinuität wird außerdem durch die Übertragung der gleichen Farben im Rahmen und in den Kleidern der Figuren erzielt. Auffällig ist die Frau, welche im linken oberen Bildteil den Korb findet; geöffnet wird er offenbar erst im unteren rechten Bildteil von einer anderen Person. Wiederum eine andere Frau steht neben der Tochter des Pharaos und hält den Knaben auf dem Arm. Die Frau links oben könnte auch Moses Schwester sein, welche Acht gibt, was mit dem Körbchen passiert, oder eine Bedienstete des Pharaos. Die Frau, welche den Korb öffnet, hat allerdings durch ihre Haare auffallende Ähnlichkeit zur Pharaos Tochter. Eine Interpretationsmöglichkeit wäre, dass die Pharaos Tochter den Knaben nicht übergeben bekommt, sondern ihn in die Obhut einer hebräischen Amme gibt. In dieser Hinsicht könnte die Frau neben der Pharaonentochter Moses Mutter sein. Nebenbei bemerkt überragt der Turm des Pharao Hauses den Bildrahmen.

Für dieses Folio steht noch keine Beschreibung zur Verfügung.
Zitiervorschlag

Die Wenzelsbibel ‒ Digitale Edition und Analyse. Ein Kooperationsprojekt des Fachbereichs Germanistik der Universität Salzburg und der Österreichischen Nationalbibliothek, Version 6.0.0, 2024-11-06. URL: https://edition.onb.ac.at/wenzelsbibel.

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Wenzelsbibel ist unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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