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Auszug:
Lemberg in Galizien 7/7 80
Sixtusgasse 14.
Sehr geehrter Herr Doctor!
Aus dem neuesten Hefte von Schnorrs Archiv ersehe ich, dass Ihnen Benzlers Nachlaß zur Veröffentlichung überlassen wurde. Nun hat Heinrich Pröhle in seinem ‚Friedrich der Grosse u. d. d. L.‘ S. 270 f einen Brief Hirzels an Gleim vom 14. März 1759 mitgeteilt. Es wäre also wol möglich, dass sich andere Briefe Hirzels in diesem Nachlasse vorfinden, vielleicht also auch einige an E. v. Kleist. Sie wissen wol aus der Zs., sehr geehrter Herr Doctor, dass ich in meiner Kleistausgabe auch die gesammelten Briefe drucken lasse und ich möchte Sie freundlichst gebeten haben, mir das Einschlägige aus den Papieren gütigst mitzutheilen. Wie sehr man bei ähnlichen Sammlungen unter der Unvollständigkeit und Lückenhaftigkeit des Mater[ia]les leidet, ist Ihnen ja so bekannt wie mir. Ich darf also wol die Bitte anfügen, wenn Sie sonst etwas von ungedruckten oder versteckten Kleistischen Briefen wissen, mir darüber Nachricht zu geben.
Entschuldigen Sie meinen Brief. Durch gemeinsame Freunde wie etwa Erich Schmidt und Karl Luick meine ich Ihnen nicht ganz unbekannt zu sein, wie ich umgekehrt immer gerne von Ihnen erzählen hörte.
Mit hochachtungsvollen Grüßen
Ihr
Ergebener
Dr. August Sauer.
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Auszug:
Würzburg 10 juli 1880.
Herzogengasse 5
Sehr geehrter herr doktor,
Der verfasser des Brawe und des fünffüssigen iambus hat nicht nöthig mir seinen namen durch gemeinsame freundesbeziehungen wolklingend zu machen. Ich freue mich herzlich der gelegenheit mit Ihnen in persönliche beziehungen zu treten.
Freilich ohne dass Sie sich freuen werden: ich kann Ihnen nichts bieten! der Benzlernachlass enthält keine zeile von oder an Kleist, überhaupt nur briefe an und von Benzler (in sehr geringen ausnahmen kommt ein anderer briefwechsel als referat zur geltung), beginnt überhaupt erst mit dem jahre 1767. Woher Benzlers enkel den brief Hirzels hatte, den er Pröhle gab, weiss ich nicht; jedenfalls zufällig, da sein grossvater erst 1768 mit Gleim in berührung kommt. Übrigens ist der bei Pröhle genannte dr. Benzler (inzwischen †) eben derjenige, welcher die papiere seines grossvaters der klosterschule Rossleben schenkte, von wo ich dieselben bekommen habe. Von einer zersplitterung des nachlasses ist in Rossleben nichts bekannt.
Auch andere spuren Kleistscher briefe habe ich nicht gefunden. Ich bedauere für Sie dies resultat. seien Sie versichert, dass ich Ihnen sofort nachricht gebe, wenn ich etwas entdecke das für Sie werthvoll sein könnte.
Der name Kleist wird in den briefen, die mir vorliegen, öfters genannt; natürlich; wenn ich mich recht erinnere ohne irgend eine bedeutende aufklärung. Wie etwa, das können Sie aus dem beifolgenden sonderabdruck eines noch nicht erschienenen heftes der Zs des Harzvereins ersehen. Ich musste die sichtung der briefe liegen lassen, so sind sie mir etwas entfremdet. im august werde ich wol an die ausarbeitung gehen. Dann kann ich vielleicht mehr sagen, wenn auch stellen über Kleist keinen unmittelbaren werth für Ihre arbeit haben.
Mit den ergebensten grüssen eilig
Ihr
dr BSeuffert.
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Auszug:
Liebegottesgrube 1.8.80
Sehr geehrter [Her]r College! Herr Custos Janicke war so freundlich, die beiden von Ihnen bezeichneten Bändchen mir von Halberstadt hierher zu senden. Der Quartband enthält aber nur 4 Lieder von den 11 der Lessingschen Ausgabe. Ich kann daher noch nichts anfangen. Im Texte weichen diese Lieder von der L. Sammlung nur an 4 oder 5 Stellen ab. Es ist fraglich, ob überhaupt alle Lieder in Einzeldruck erschienen sind, Körte spricht nur von fünfen. In diesem Falle müsste entschieden die Lessingsche Sammlung dem Neudrucke zu Grunde gelegt werden. Finden sich alle Einzeldrucke vor, dann stimme ich mit Ihnen für diese.
Mit herzlichen Grüssen aus meiner sommerlichen Faulheit
Ihr AugustSauer.
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Auszug:
Würzbg. 28 XII 80.
Geehrter herr kollege, zu s. 6 Ihrer mir gütigst vorgelegten Kleistuntersuchungen glaube ich Ihnen mitteilen zu sollen, dass Sie vielleicht bei h. premierlieutenant a. d. von Goeckingk in Wiesbaden (Blumenweg 2) über Ramlers nachlass etwas erfahren können. Derselbe soll sich für seinen urgrossvater, den dichter, sehr interessieren; ich kenne ihn nicht u. weiss von seiner existenz nur dadurch, dass ich von einem gemeinsamen bekannten ersucht wurde, genanntem herrn Goeckingkiana zuzustellen, wenn ich auf solche stosse; dazu hatte ich bisher keine gelegenheit. Jedesfalls ist er sammler des nachlasses Gs, ich vermute, dass er sein biograph werden will. Wollen Sie davon nicht mehr gebrauch machen, als für Ihre zwecke Ihnen notwendig erscheint.
Meinen anzeigen hoffe ich bald den neudruck des ‚Otto‘ nachsenden zu können.
Prosit neujahr!
Ergebenster
BSeuffert.
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Auszug:
L. Sylvester, 1880.
Herzlichen Dank, geehrter Herr College, für Ihre freundliche, aufmerksame Mitteilung, die ich mir in den nächsten Tagen zu Nutzen machen werde. Bis heute hielt mich die Vollendung der Kleist-Biographie ab, die endlich morgen nach Berlin wandern soll. Auch für Ihre beiden Recensionen sage ich Ihnen meinen besten Dank. Dass wir alle Ihre Neudrucke sehnlichst erwarten und freudig begrüßen werden, brauche ich Ihnen nicht zu versichern; bes. wir an den Grenzen der Civilisation postirten ‚Pionniere‘.
Mit den fröhlichsten Neujahrswünschen
Ergebenst
August Sauer.
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Auszug:
Lemberg 15/I 81.
Meinen besten Dank, sehr geehrter Herr Collega, für Ihre schöne Gabe und noch einmal ein herzliches Glückauf! Zum Beginn Ihres Unternehmens, dem ich recht raschen Fortgang wünsche. Kleist I. wird sich nächstens einstellen u. bittet um Nachsicht!! Ihre Mitteil. habe ich bereits genutzt u. bin insofern zu einem Resultate gekommen, als mir Herr Goeckingk mitteilte, sein Urgroßvater habe Ramlers Nachlass in 3 Paketen 1802 der Königl. Bibl. in Berlin übergeben, worüber er die Empfangsbestät. besitze. Es ist also reine Faulheit der Berliner Herren dass sich derselbe noch nicht wieder vorfand. Ich will also von Neuem in Berlin Schritte thun.
Hochachtungsvoll Ergebenst
AS.
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Auszug:
Würzburg 13.III.81.
Sehr geehrter herr kollege,
Soeben erhalte ich von Hempel Ihre Kleistausgabe und beeile mich für das wichtige buch zu danken. Durch den ferienbeginn kann ich die lektüre und das studium sofort aufnehmen.
Nächstens hoffe ich Ihnen das 2. stück meiner DLDenkm. schicken zu können.
Mit hochachtungsvollen grüssen
BSeuffert.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Berlin W. Krausenstrasse 6/7
Werners Hotel. 4 VII 81.
Sehr geehrter herr kollege,
Eine vertrauliche bitte! Möchten Sie in meinen Litteraturdenkmalen des 18. jhrhs. das 4. heft, Gleims Grenadierlieder herausgeben?
Ich gestehe Ihnen offen, dass ich es selbst thun wollte, nun aber da ich das ganze semester u. bis in den herbst hinein auf wissenschaftlichen reisen bin, finde ich schwer die zeit dazu. Sie würden also mir einen doppelt grossen gefallen erweisen, wenn Sie sich zur herausgabe entschlössen; einmal indem es mir überhaupt schmeichelhaft wäre Sie zum ersten mitarbeiter zu haben u. dann, indem Sie mich von einer augenblicklichen last befreien. Abgesehen davon sind Sie ja durch Ihre Kleiststudien der eigentlich berufene mann, auch diesen patrioten zu edieren u. es kann Ihnen keine mühe machen, da Sie ja Ihre vertrautheit mit dieser specialität in deutlichster weise bewiesen haben. Dass ich gerade Sie darum bitte, ist auch auf veranlassung Scherers geschehen, der mir Sie geradezu als den einzigen erprobten herausgeber bezeichnet hat.
Die einrichtung der sammlung darf ich als bekannt voraussetzen. es handelt sich um einen neudruck der 1. ausgabe. Sollten Sie auf eine kritische ausgabe, d. h. auf das beifügen des kritischen apparates (offen gestanden wider mein erwarten) gewicht legen, so würde ich meinen verleger dazu bestimmen. In der vorrede sind Sie nur verpflichtet, über das bibliographische aufschluss zu geben. Doch würde es mir lieb sein, wenn Sie die litteraturgeschichtliche bedeutung einem allgemein gebildeten leserkreise darlegten, wie Sie es für Kleist ja so vorzüglich thaten. Einen bogen vorrede nehme ich als normalmass; doch würde auch ein etwas grösserer umfang Ihrem bedarf zur verfügung gestellt werden können. Ich bäte die arbeit bis oktober etwa druckferig zu machen, damit das heft im november erscheinen kann. Die druckerei ist gut und prompt.
Mit Henninger haben Sie nichts zu schaffen; nur mit mir. Um auch das äusserliche gleich zu fixieren, teile ich Ihnen mit, dass Sie pro bogen 20 m. honorar bei einer auflage von 1000 ex. erhalten. Wahrscheinlich wird aber vom 4. heft die aufl. 1500 ex. betragen, Sie also 30 m. pro bogen erhalten. Zudem 20 freiex. Ich lese als herausgeber 1 revision.
Nun bitte ich Sie diese nur für Sie bestimmte einladung sich zu überlegen u. mir hoffentlich den erbetenen bescheid zu geben. Bis ende der woche trifft mich Ihre antwort hier. Darnach Halberstadt postlagernd. Selbstverständlich wäre ich bereit, Ihnen in Halb. etwas nachzusehen.
Mit freundlichem grusse eilig
Ihr
ergebener
B. Seuffert.
Da der 2. bd. Ihres Kleist in Druck oder vielleicht schon fertig ist, haben Sie ja freie hand.
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Auszug:
Lemberg Sixtusgasse
No 14. 6.VII.81.
Sehr geehrter Herr College!
Ihr freundlicher Brief hat mir grosse Freude gemacht und sage ich Ihnen für das entgegengebrachte Vertrauen meinen besten Dank.
Die Herausgabe des 4. Heftes Ihrer Denkmale übernehme ich herzlich gerne und hoffe dieselbe zu Ihrer Zufriedenheit durchführen zu können. Da ich aber zunächst aufs Land [g]ehe und erst im Herbst (2. Hälfte September) eine grössere Bibl. werde zur Verfügung haben, so möchte ich das druckfertige Man. nicht unbedingt für Anfang October wol aber für die 2. Hälfte dieses Monates in Aussicht stellen.
Soweit ich heute nach älteren Collationen den Text der Grenadierlieder übersehe ist eine kritische Ausgabe nicht nötig. Die Ausgabe mit der Lessingschen Vorrede wird zu Grunde gelegt werden müssen, diese stimmt mit den Einz[el]drucken fast ganz und ebenso mit dem Abdruck in der (wie überall so auch hier) wertlosen Körteschen [Au]sgabe. Nur aus Manuscripten, wie sie dem Gleim-Kleist’schen und Gleim-Uz’schen Briefwechsel beiliegen u. sich vielleicht sonst noch in Halberstadt vorfinden, wird sich einiges für den Text ergeben. Nur das letzte Gedicht: ‚Der Grenadier an die Kriegsmuse nach dem Siege bei Zorndorf‘, das bei Lessing noch fehlt, das aber in die neue Ausgabe unbedingt aufgenommen werden muss, ist bei [K]örte verändert. Das Man., das ich hier habe, habe ich noch nicht verglichen.
Besitzen Sie etwa die Originalausgaben, so bitte ich Sie freundlichst mir dieselben zur Verfügung zu stellen; ich selbst habe keine. Auch was Sie sonst (an Recensionen etc.) für das Heft etwa gesammelt haben, werden Sie mir wol für die Einleitung schicken. Ich kann manches handschriftliche beisteuern.
Von dem Fortgange der Arbeit werde ich Sie verständigen und sehe eventuellen Wünschen von Ihnen jederzeit entgegen. Bis zum 15. bin ich hier. Später: per Adresse Bergingenieur Sauer. Liebegottesgrube bei Rossitz. Mähren. Dort bleibe ich wahrscheinlich b[is] Anfang September.
Von den ersten zwei Heften Ihrer Unternehmung habe ich eine kleine [A]nzeige für die Götting. Gel. Anz. geliefert.
Ich kann diesen Brief nicht ohne den Wunsch schliessen, dass Sie noch öfter meine Kräfte für Ihre Neudrucke in Anspruch nehmen möchten.
Mit den besten Grüssen
Ihr
ergebener
Aug. Sauer.
Der Druck des II. Bd. Kleist geht langsam fort, hindert mich aber an anderer Arbeit nicht.
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Auszug:
Berlin W. Krausenstr. 6/7. Werners Hotel
8/VII/81.
Ihre zusage, sehr geehrter herr kollege, und die freundliche art, in der Sie dieselbe gaben, verpflichtet mich zu vielem danke. Wenn Sie bis mitte oktober das ms. liefern, sind verleger und leiter der sammlung sehr zufrieden. Ich möchte nur, dass das heft noch vor dem weihnachtstrubel versandt werden kann. Weiter wird Sie niemand drängen. Aber 14 tage – 3 wochen vor weihnachten thuen die sortimenter nichts für dergleichen erscheinungen. – Leider bin auch ich nicht in besitz der originalausgaben. Wenn Sie glauben, dass sie durch ein ausschreiben erreichbar sind (ich bezweifle es, aber man könnte es versuchen), werde ich die Henninger dazu veranlassen: sie müssen mirs um den buchhändlerpreis besorgen. Ich stelle Ihnen dann die drucke zur verfügung. An recensionen habe ich nichts gesammelt, aber vielleicht können Sie ein paar notizen brauchen, die zu hause liegen: d. h. ich weiss nimmer, ob es wertvollere sind; ich werde anfg. august Ihnen darüber schreiben. Alles, was Sie mir über Ihre arbeit mitteilen, wird mir interessant sein, aber einmischung haben Sie nicht zu gefährden. In Halberstadt kann ich Ihnen nichts besorgen, ausser was etwa neben dem Gleim-Kleist u. Gl-Utz briefw. (die Sie beide zu kennen scheinen) vorliegt? Bitte schreiben Sie mir ein paar zeilen über meine 2 fragen nach Halberstadt, postlagernd. Ich danke f. die anzeige von DLD in d. Göttg. Gel. Mit freundschftl. gruss Ihr Seuffert.
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Auszug:
Sehr geehrter Herr College! 15/7 81.
Ich habe Erich [Sch]midt, der die erste Ausgabe der Grenadierlieder besitzt – er hat sie, glaube ich zu Ostern von Wagner in Erlangen ausgefürt – um dieselben gebeten, bis heute aber keine Antwort bekommen. Die Berliner Bibl. besitzt ein Exemplar: ich sehe aber keine Möglichkeit ab, mir dasselbe während der Ferien zu verschaffen. Bitte machen Sie den Versuch im Börsenblatte! Vielleicht führt er zum Ziele. Die Briefwechsel Gleims mit Kleist und Uz habe ich hier in Lemberg. Ich bitte Sie also sonstige Man. der Grenadierlieder für mich zu collationiren, falls sich solche vorfinden. – Dann eine andere Bitte, können Sie zufällig in Halberstadt den 1. Druck des Gedichtes ‚Die Milchfrau‘ einsehen (z. Buch der Fabeln) so bitte ich um Abschrift der ersten 4 Zeilen; es soll, glaube ich, dort heissen: ‚z .... und 4 Stübchen Milch‘ und das punktierte Wort kann ich nicht lesen. Heute habe ich Colleg geschlossen, Montag oder Dienstag reise ich.
Mit herzlichen Grüssen Ihr
Sauer.
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Auszug:
Erich Schmidt hat das Buch heute gesandt. Die Hauptsorge wäre also behoben. Sie brauchen jetzt nicht mehr suchen zu lassen; denn die Einzeldrucke der Lieder finden wir doch nicht, brauchen sie auch schliesslich nicht; im Herbste will ich mich ! aber bei mehreren Bibl. anfragen. Möglicherweise aber sind sie in Halberstadt. Herr Custos Janicke ist gewiss so freundlich, sie direct an mich zu senden – ohne Vermittlung der Bibliothek.
Mit besten Grüssen
Herzlichst Ihr
Sauer.
Lemberg 15/7 81.
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Auszug:
Halle 17.VII.81. Sehr geehrter herr kollege, Leider traf mich Ihre karte nicht mehr in Halberstadt. Ich eile sie von hier aus zu beantworten. Den Henningern habe ich auftrag gegeben, die ausg. mit Lessings vorrede zu suchen. Müssten nicht die einzeldrucke in 4 (sowol in Berl. kgl. bibl. als in Halberst. Gl.arch. befindlich) zu grunde gelegt werden? – Der Halberst. sammelbd. 4 enthält keine hsl. Korrektur, daggen das bändchen: Der Grenad. a. d. Kriegesm. n. d. Siege b. Zorndf. 1759 zieml. viele, die ich für sie notiert habe u. ein andermal Ihnen schicke. Sonst fand ich nichts hsl. Ihren andern wunsch konnte ich nicht berücksichtigen, da, wie gesagt, Ihre karte mir erst hier zukam. Verzeihen Sie auch diesmal die kürze: ich muss zur bibliothek, um meine zeit auszunützen. Mit bestem gruss
Ihr
ergebenster
Seuffert
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 7.VIII.81.
Herzogeng. 5.
Geehrter herr kollege,
Nach hause auf ein paar tage zurückgekehrt, beeile ich mich Ihre karte vom ersten d. m. zu beantworten.
Leider habe ich die 1. ausg. der Grenadierlieder nicht, um genauer zu citieren. Den Halberstädter sammelband habe ich zu flüchtig betrachtet, also nicht gesehen, dass er nur 4 lieder enthält. Als besitz der k. bibl. in Berlin notierte ich mir:
1) [Gleim] Lied eines Preuss. Grenad. bey Anfg. des Krieges 1756 u. Schlachtgesg. der Preussen vor d. Schlacht bey Prag den 6. May 1756 nebst dem Liede der Preussen .. nach Wiedereroberung der Stadt Breslau .. Berl. 1758. 4o | Yk 7623.
2) In dems. sammelband Yk 7623: Siegeslied der Preussen nach der Schlacht bei Lowositz am 1. okt. 1756. Berl. 1758 4o (auch in Yf 6652 no 2)
3) Ebenda Yk 7623 Siegeslied d. Preuss. n d. Schlacht bei Lissa 5. dec. 1757. Berl. 1758 4 ( auch in Yf 6652 no 5)
4) Siegeslied der Preussen nach d. Schlacht bey Prag. Berl. 1757. 4o Yk 7626.
5) Siegeslied der Pr. n. d. Schl. bey Rossbach Berl. 1757. 4o | Yk 7631.
Dasselbe o. o. 1757. 4o ‚an Yl 4916‘.
Das wären die in Berl. vorhandenen einzeldrucke.
Von der Lessingschen ausg. Berl. Voss (1758) kl 8o Yk 7646 existiert eine 2. ausg. ibidem o. j. Mit verbesserg. von druckfehlern u. vermehrung durch d. ged. Der grenadier an die kriegesmuse kl 8o Yk 7647.
Vgl. ferner: Preuss. Kriegsll .... Mit neuen Melodien (von Telemann) Berl. 1778 8o Yk 7651. Dass. ohne titelvign. 8o Yk 7652.
Ein nachdruck unter d. titel Kriegs- u. Siegesll. d. Pr. von ein. Pr. Gren. Nebst einem anhg einiger gedd. Berl. 1760 | 8o Yk 7656.
Ferner: Der Grenadier a. d. Kriegsmuse n. d. Siege bey Zorndorf d. 25. Aug. 1758. o. o. 1759. kl 8o an Yk 7647. Dass. verbess. abdr. 1782. 8o Yk 7671.
Als nachahmungen u. stoffverwandte ll. ausser Gerstenbergs Dän. Grenad.-ll. besitzt die k. bibl. in Berl:
Denkmal der freude u. des danks, den siegreichen kgl. preuss. waffen in Böhmen geweihet von patriotisch gesinnten unterthanen. Sammlg. 4o Yl 4941 no 1 u. 2 oder 4o Yl 4851.
Israels triumphlied bey d. siege des Barak wider die Cananiter, bey gelegenh. d. österr. niederlage, die von den Preuss. den 6. may 1757 geschah, entworfen v. e. getreuen Brandenburger. 4o Yl 4942 no 2.
Ode auf d. Schlacht bey Prag, d. 6. may 1757. Berl. 4o ~Yl 4941 no 5 oder 4o Yl 4851 no 4
Die glorreichste Eröfnung des Böhm. feldzugs. Im j. 1757 4o Yl 4941 no 9 oder 4o Yl 4942 no 1.
Dieter. Aug. Rotth, Der sieg bey Weissenfels erfochten d. 5. nov. 1757. oo. 4o Yl 4941 no 8. od. 4o Yl 4851 no 8.
George Gottfr. Rogall, Der sieg bey Praag, in d. kgl. deutschen gesellschft. besungen. Den 6. may 1757. Königsberg 4o Yl 4941 no 7.
Bernh. Heine, Ode auf d. sieg bey Prag .. Aurich 1757. 4o Yf 6652 no 27.
Ode a. d. am 6. may dieses 1757. j.. erfochtenen grossen sieg bey Prag. Von J. H. S. R. Berl. 4o Yf. 6653 no 3 oder Yl 4941 no 6.
H. B. D. Graf v. Schwerin, Ode a. d. 6. may 1757. Brandenburg 4o Yl 4941 no 4 oder Yl 4851 no 3.
Ferner eine reihe von sammelbden oder fascikeln über dens. gegenstand: 4o Yl 4941. 4o Yl 4851. 4o Yf 6653. 4o Yl 5310. 4o Yl 5381. 4o Yl 6669. 4o Yl 6670.
Reime eines dän.offiziers 1759. o. o. 8o Yl 5541.
Neue Kriegsll. mit melodien. Lpz. Castel u. Zwäzen 1769. 8o Yl 8951.
Ich notierte mir (z. tl. ganz unbedeutende erwähnungen, die mir nur gewisse gesichtspunkte anzugeben schienen; nachprüfen kann ichs aus zeitmangel nicht):
Vgl. Scherer, Lessing. Deutsche Rundschau 1881. S. 281f.
Goethes Gespr. m. Eckermann III 217.
Klopstocks ww I 108ff (ich glaube wegen stellung zu krieg oder dgl.)
Loebell, (Klopstock) Entwicklg d. d. poesie I 346.
Schubart, Deutsche Chronik 1774. s. 57.
E Schmidt Klopstock I. neuen Reich 1881 I 24 u 29f. (oder 1880 II?)
Sie sehen, nichts von belang.
Ich bin Ihrer meinung, dass Lessings ausgabe die Grundlage bilden müsse, da nicht alle ll. einzeln gedr. zu sein scheinen. Auf die verwandten poesien einzugehen oder nicht überlasse ich natürlich Ihren absichten.
Als im besitz der Münchner hof- u staatsbibl. befindlich verzeichne ich noch: Preuss. Kriegsll. in d. feldzügen 1756 u. 1757. Von einem Gren. Mit neuen melodien. Neue Aufl. 1786, Berl. in komm. bei Fr. Maurer.
Meine kollation von dem Halberst. exempl. no 338 brauche ich Ihnen nun nicht mehr mitzuteilen, da Sie sich das bändchen kommen liessen.
Verzeihen Sie das durcheinander. Ich wurde viermal unterbrochen und brachte erst heute 8. VIII. den brief zu ende. Ende der woche reise ich in die Schweiz. Postlagernd Zürich würden mich briefe erreichen. Mit grüssen u. besten wünschen in die sommerruhe eilig Ihr Seuffert.
Beilage:
Aus den hss in Gleims Familienarchiv in Halberst.
Gleim an legat.-sekretär Schubart in Erlangen. Halberst. 9. nov. 1798. (abschrift): ‚Die preuss. kriegsll. eines grenadiers sollen v. d. vortreffl. vater vortreffl. componiert seyn; der würdige sohn würde mich ihm verbindl. machen wenn er diese composition mir zu verschaffen die güte hätte.‘
Schubart sohn an Gleim o. o. uj. ‚empfg. 21. dec. 1798‘: ‚Die composition zu Ihren herrl. kriegsll., womit mein vater bis an sein ende so manchen erdensohn mit begeisterg. f. Friedr. entflammt hat, sollen Sie gleichfalls von sohnes hand erhalten.‘
In Sulzers briefen widerholt urteile über die Gren.-ll, aber so viel ich flüchtig blätternd sah, keine eindringenden.
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Auszug:
Wien 5/9 81.
Sehr geehrter Herr College!
In der Eile der Abreise wenige Worte, damit mich Ihre Antwort noch rechtzeitig in Lemberg trifft.
Ich habe während der Ferien an Text u. Einleitung zu den Kriegsliedern alles gethan, was ich thun konnte. Fertig machen kann ich beides erst in Lemberg, wo mich die mir noch unbekannten Einzeldrucke aus der Berliner Bibliothek hoffentlich schon erwarten. Ich werde Ihnen also das Man. des Textes am 15. senden können, muß aber wol das zu der Einleitung noch ein paar Tage zurückhalten.
In letzter Stunde sind mir aber viele Zweifel an der Berechtigung der Arbeit aufgestiegen. Der Text der Lieder stimmt fast ganz mit der Körteschen Ausgabe. Eigentlich ist also ein Neudruck überflüssig. Wie wäre es also, wenn wir in diesem einen Falle für die Erklärung der Lieder etwas thäten in Form von Anmerkungen am Schluße des Bändchen. Ich habe eine Reihe von Briefstellen, gedruckt & ung[ed]ruckt; die wichtigsten derselben könnte man den Anmerk. einverleiben, [na]türlich müßten auch die Lessingschen Stellen zu einzelnen Versen hinein. Zum Gedicht über die Schlacht bei Zorndorf habe ich einen interess. Brief von Uz mit Gleims Antwort über einzelne Ausdrücke & Wendungen, die man zerstückelt dort verwenden könnte. Ein Commentar scheint mir nach Ihren Worten in der Einleitung zum ‚Voltaire‘ von dem Plan der Sammlung nicht ausgeschloßen. Auf ‚Nachahmungen‘ [ka]nn ich in der Einleitung nicht eingehen.
Ich komme spätestens am 10. Oct. nach Lemberg, weil ich mich auf der Reise aufhalte. Vielleich[t] schreiben Sie mir bis dahin eine Karte.
Verzeihen Sie die Flüchtigkeit.
Mit besten Grüßen
Ihr
Ergebener
DrSauer.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 5. okt. 1881
Herzogeng. 5.
Lieber herr kollege,
Endlich ist meine reise zu ende und es freut mich, Sie gleich aus der heimat zu begrüssen.
Ich habe Ihre Grenadierlieder und den Kleist nicht vergessen. Ich fragte und sah fast an allen bibliotheken nach den Kleistschen ‚Freiheitsklippen – Korallenlippen‘; umsonst. Sie wissen jedesfalls von den briefen E v Kleist an Salomon Gessner dd. Schaffhausen 16. I. 53. 23.I.53. 31 I 53. 12.II.53. 22 II 53 2 III 53. 13 III 53. 26 III 53. 3 IV 53. Potsdam 16 V 53 19 X 55. Lpz 25 VI 57. 15 IV 58 u. einer souj., die Hermann Schulz infirma Otto August Schulz in Leipzig 4 I 66 durch vermittlung eines h. Hermann Naegeli aus dem nachlasse Gessners von dessen nachkommen gekauft hat.
Zu den Grenadierliedern notierte ich:
Fast alle ungedruckten briefe der Schweizer voll jubel darüber, aber nichts wichtiges. Auch das Winterthurer programm der höheren stadtschulen 1866 von Geilfuss enthält in den Briefen von W D Sulzer (stadtschreiber in Winterthur) lob desselben.
Bodmer hat sich in sein exempl. des Siegesliedes der Preuss. nach d. schlacht bey Rossbach 1757 6 bl 40 mit musiknoten die strophe ‚Der Schweizer der auf s. flucht‘ u. d. 76de. eingeschrieben.
Die Züricher Stadtbibl. besitzt ausser diesem einzeldrucke nur das lied An die Krieges-Muse nach d. niederlage der Russen bey Zorndorff. Von einem Preussischen Grenadier 24 [bl]ss. 80 im originaldruck. Ich habe mir davon einen späteren einzeldruck in kl 80 ‚Der Grenadier an die Kriegesmuse nach dem Siege bey Zorndorf den 25. August 1758. [arabeske] 1759 gekauft, der Ihnen natürlich zur verfügung steht im bedarfsfalle. Ich lege ihn lieber gleich bei; Sie können ihn ja auch unbenützt zurücksenden, wenn Sie die ausgabe schon gesehen haben.
Darf ich die frage beifügen, bis wann etwa Sie das ms. fertig zu haben glauben? und welchen umfang Sie berechnen? das lässt sich ja durch die verszählung sehr leicht bestimmen. Ich möchte meinem verleger davon mitteilung machen.
Das 3. heft neudruck praesentirt sich. Ich habe es mit einer neuen art von einleitung versucht. Die erste hielt ich fast nur bibliographisch; die zweite sollte eine sachliche einführung sein – über den verf. schwieg ich absichtlich; in der dritten suche ich werk und dichter zu charakterisieren: alles um des lieben publikums willen. Ich muss auf jede weise suchen, die käufer zu befriedigen (der absatz scheint gut zu sein) u. dadurch neue zu gewinnen, um eine frische und rasche fortsetzung der sammlung zu ermöglichen.
Während ich schreibe, kommen die separatabzüge meiner anzeige Ihres Kleist. Sie sind mir hoffentlich nicht böse ob der ‚paar andersmeinungen‘. Hielte ich nicht so grosse stücke von dieser edition, so hätte ich Sie nicht gebeten, die Grenadierlieder zu übernehmen. Zu s. 100 könnte ich nun noch einen einzeldruck anführen, den die Züricher Stadtbibl. besitzt: Ode / an / die Preussische / Armee. / Den 15. April 1757. fraktur 40 2 bl. 2 s. frei.
Und damit genug. Ich eile, weil ich viele briefschulden habe. Bestens grüsst
Ihr
Seuffert.
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Auszug:
Wzbg 6.X.81. Mein brief an Sie, lieber h kollege, war abgegangen mit seinen einlagen, als ich den Ihren erhielt. Ihre nachricht ist mir so wenig erfreulich wie Ihnen das resultat. Aber jetzt nützt die reue nichts mehr, dass ich mich durch fremden rat ohne gleich selbst zu prüfen, zur aufnahme der Grenll. verleiten liess. Wir müssen uns eben dahinter verschanzen, dass kein sonderdruck der Grenll. zugänglich ist u. dass manche, welche die gesammtausg. nicht wollen, doch diese ll. besitzen möchten. Sie finden gewiss eine beschönigende und uns schützende wendung. Uns dann ausserdem durch einen kommentar aufzuhelfen, ist ein gedanke, den ich freudig begrüsse. Nur möchte ich Sie bitten, denselben nicht als anmerkungen am schluss zu geben, sondern der einleitung einzuverleiben oder anzuhängen. Notenzählung brauchen wir nicht: die zeilenzählung ersetzt dieselbe. Gehts, wie ich wol glaube, mit einem zur darstellung abgerundeten komment. nicht, so können sie ja die knappen bemerkungen stets der citatziffer anfügen. Stellen Sie gedrucktes und ungedrucktes zusammen, was Sie für wertvoll halten. Wenn ganze briefe die ll. betr., desto besser; wenn nur stellen darin, so kann man ja die anrede- u. schlussformel u. die übrigen allotria (im ernsten sinne) weglassen. Wie viel platz rechnen Sie für die einleitung, wie viel für den text? Sie erlauben mir wol, dass ich Ihnen über die vorbemerkung vor deren drucklegung meine ansicht sage, da nun deren gestalt eine weiterbildung der sammlung bedeutet, die ich als herausgeber wol oder übel wegen der zukunft prüfen muss. – Ich komme immer wieder auf den gedanken zurück, man sollte nach den einzeldrucken veröffentlichen mit ausnahme des liedes, von dem Sie keinen einzeldruck auffinden konnten. Die 1. fassung des liedes nach d. schlacht bei Rossbach z. b. ist doch viel kräftiger durch ihre kürze. Sie könnten doch die abweichungen in der einleitg. geben? oder sind es genug zu einer krit. ausg.? In all diesem unterwerfe ich mich Ihrer besseren kenntnis. Gruss Ihr BSeuffert
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Auszug:
Lemberg 20/10 81.
Ulica Kotlarska
Lieber Herr College,
Noch nie ist es mir so schwer geworden, ein Man. abzuschicken, als diesmal. Heute muß es aber geschehen, sonst halten Sie mich für einen Zauderer und Trödler, der ich nicht bin.
Wir müßen die Lessing’sche Ausgabe abdrucken laßen; wenigstens wage ich es nicht die Einzeldrucke wiederzugeben. 1. habe ich nicht alle und vielleicht auch nicht immer die echten Drucke; 2) wüßte ich nicht, nach welchem Druck die anderen, nicht einzeln er[s]chienenen Lieder wiederzugeben wären; Der Schlachtgesang bei Eröffnung des Feldzuges 1757 scheint in der Bibl. der Wiss. zuerst gedruckt zu sein; eine Einheit ließe sich kaum herstellen; damit nun die wenigen abweichenden Lesarten der Flugblätter nicht verloren gehen, so habe ich sie zusammengestellt u[n]d reihe sie der Vorrede ein, ebenso die handschriftl. Lesarten, die mir zu Gebote stehen, so daß wir eine kritische Ausgabe in nuce und doch den intacten Neudruck beisammen haben. Wenn Sie einen Blick auf meine (nur für mich gemachten Notizen) unter dem Striche werfen wollen, so können Sie sich über mein critisches Material selbst eine Meinung bilden. Interpunction und Orthogr. berücksichtige ich aber bei meiner Zusammenstellung in der Vorrede nicht. Diese wird also 1.) eine allgemeine Würdigung der KL. 2) die bibliogr. Beschreib. der zu Grunde gelegten [A]usgaben 3) die Varianten der Einzeldrucke & Man. und 4) einige Beiträge zur Erklärung im Einzelnen an der Hand mehrerer ungedruckter Briefstellen bringen; ich vermeide die Form des Kommentars, ohne die Sache selbst aufzugeben. Ein wenig Zeit müßen Sie mir aber zu dieser Einleitung noch geben; ich denke, daß der Druck des Textes, wenn er gleich in Angriff gewonnen wird, doch mindestens 14 [Ta]ge dauert; bis dahin soll das Man. bereits von Ihnen durchgearbeitet sein. Denn es ist selbstverständlich, daß Sie mir ganz unbe- schränkt Ihre Bemerkungen, Änderungsvorschläge etc. mitteilen. Ich glaube mit 1 ½ Bogen auszukommen.
Lachen Sie nicht über die komische Art, mit der ich den Titel der KL wiederzugeben suchte; ich bin aber in allen ‚zeichnenden Künsten‘ schlecht bewandert. Im Orig. hat jedes Lied ein Schmutzblatt mit dem Titel vor sich, wie Sie aus der Zählung sehen werden. Ich glaube, daß es genügt, wenn wir nur bei jedem Liede eine neue Seite beginnen.
Und nun besten Dank für Brief, Karte, Buch und Re[cen]s. Die letztere hat mich sehr gefreut. Sie ist der schönste Lohn für meine Mühe, den ich mir vorstellen kann. Ich danke Ihnen herzlichst dafür. Sie hat mir aber auch viele Anregung gegeben. Bes. ist die Bemerkung [da]ß Ramler & Körte doch Kleistsche Lesarten in den gemeinsamen Versen benutzt hätten, nicht abzuweisen. Ohne neue gründl. Prüfung könnte ich freilich ein Urtheil nicht fällen. Daß ich Kleist zu günstig beurteilt habe, glaube ich auch heute noch nicht. Als Dichter gewiß nicht. Als Mensch vielleicht.
Ihre Einleitung zu Müllers Faust ist sehr schön, greift aber nach meiner Meinung zu weit aus. Wenn solche Vorreden das Publicum an die Sammlung heranziehen, dann freilich muß dieses Opfer gebracht werden; wie wärs, wenn Sie einmal ein [lu]stiges Heftchen aus den Romantikern brächten, Brentano, Tieck oder Arnim. Auf die Frankfurter Gelehrten Anzeigen freue ich mich sehr. Da hat die Masse der Philologen was zu kauen und ich sehe schon im Geiste wie jeder Recensent des Heftchens neue Entdeckungen über die Scheidung der Autoren macht.
Ich war mit Übersiedlung, Bücherordnen, Collegienbeginn etc. so beschäftigt, daß ich seit den zehn Tagen meines Lemberger-Aufenthaltes noch nicht zu Athem gekommen bin. Daher auch die Verzögerung, die Sie gütigst entschuldigen wollen ebenso wie die Flüchtigkeit dieses Briefes.
Und nun seien Sie bestens gegrüßt von
Ihrem
Ergebenen
DrSauer.
Das Heft ‚an die Kriegsmuse‘ [fo]lgt zurück; es ist der Orig. Druck, den ich in 2 Exemplaren zur Verfügung habe. hätte ich ihn früher gehabt, so wäre vielleicht das Abschreiben zu ersparen gewesen.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 23. X. 81.
Lieber herr kollege,
Besten dank für das schöne ms.! So rein sah ich noch selten druckvorlagen.
In der typographischen ausstattung würden Sie sich auf meine bitte vielleicht dem bisherigen gebrauch anschliessen. Z. b. dürften wol alle gedichtüberschriften, ob sie von Ihnen nicht, einfach oder zweifach unterstrichen sind, gleichmässig gedruckt werden, etwa das stichwort wie DLD 2 s. 3 Voltairens Anzug, die zusätze nach der Schlacht u dgl wie die dort darauffolgende zeile.
Das doppelt gestrichene im text, das Sie fett angeben, darf vielleicht wie in DLD 2 s 3 z 4 Paris mit Schwabacher lettern gesetzt werden. Ich habe in den andern stücken dafür einfach sperren lassen, musste aber hier die Schwabacher schrift nehmen, weil ein anderes wort gesperrt ist im original. So geht es wider in Ihrem heft: wenn im lied An die Kriegsmuse n. d. niederl. d. R. bey Zorndorf nicht z. 27 Die du gesperrt wäre, könnte alles andere gesperrt werden. So aber muss dies in Schwabacher stehen. Eine fettere schrift, die ich seiner zeit probierte, sieht hässlich aus.
Ferner, würden Sie nicht statt der paar kursivworte in den noten der vorrede die worte zu sperren gestatten? Es wurde bisher noch nichts kursiv gesetzt u. ich meine, es sei auch hier kein zwang dazu vorhanden.
Ich erlaube mir diese bemerkungen mit rücksicht auf den in mein gedrucktes programm aufgenommenen satz: typographische nachahmung der originale wird nicht angestrebt. Man sieht bei Braunes neudrucken wie solche versuche liederlich ausfallen: wissenschaftlichen wert haben sie gewiss nicht. Jeder schriftwechsel aber verteuert die satzkosten* Doch bitte ich um Ihre ansicht und will Ihren gegengründen gewiss nicht zuwider sein.
Die kurzen roten striche in Ihrem ms. bedeuten wol für den setzer nichts?
Wichtiger als diese kleinigkeiten, die man leider bei der drucklegung einer sammlung nicht ganz umgehen darf, ist die frage: soll die zeilenzählung pro lied oder wie in DLD 1-3 pro seite gehen? Ihre anordnung entspricht dem gebrauch bei gereim versifizierten stücken und ich würde sie unbedingt billigen, wenn ich nicht erwägen würde, dass das citieren nach seite u. zeile leichter ist. Die zeilenzählung innerhalb der einzelnen lieder zwingt beim citat die ztl sehr umständlichen titel anzugeben, während nach meiner meinung nur s. u. z.zahl citiert werden müsste, was bequemer wäre. Für den letzteren fall werden auch die zeilen, welche die überschriften füllen, mitgezählt, was bei der angabe von varianten dazu sehr bequem ist. Wie meinen Sie darüber?
Bestehen Sie darauf, dass jedes lied auf einer neuen seite beginnt, so ist mirs recht. der raumersparnis wegen – und wir müssen des absatzes wegen jedes mittel zu grösserer billigkeit benützen – zöge ich reihen vor. ich liess auch bei neuen akten keine neue seite anfangen aus diesem grunde.
Den von Ihnen kopierten titel müssen wir den bisherigen anpassen, also auch die zierumrahmung fallen lassen, eben wider, weil typographische nachahmungen vom plane ausgeschlossen sind.
Sie sagen wol in der vorbemerkung ein wort darüber dass die melodien fehlen; es macht sich etwas komisch, dass dieser hinweis auf dem titel steht, ist aber absolut nicht zu ändern.
Ich gebe dem setzer gar keine druckanweisungen, bevor Sie mir meine fragen beantwortet haben. Bei der korrektur möchte ich Sie bitten, möglichst den bisherigen typographischen usus beizubehalten: um dies beachten zu können, habe ich Sie seiner zeit gebeten, mir das recht einer revision* einzuräumen. Ich habe z. b. bisher auch zeilen, welche dem kleineren format der vorlage gebrochen wurden, stets in eine vereinigt u dgl m. das ms. schicke ich sofort an den verleger. Mit der vorrede eilts nicht zu sehr; auch wenn die pressen sofort frei sind, dauert der satz gewiss 14 tage.
ich freue mich sehr auf Ihre vorrede, zumal mir die wenigen noten unter dem strich schon einen guten vorgeschmack geben. Von Ihrem freundlichen zugeständnis dieselbe vor der drucklegung ansehen zu dürfen, werde ich gewiss nur den gebrauch machen, zu dem eben ein redakteur der homogenität der sammlung zu liebe verpflichtet ist. Gewiss thun Sie gut, interpunktion u. orthographie nicht zu kollationieren.
Ihre meinung, dass meine Fausteinleitung zu weit ausholt, ist auch die meine. Ich probierte das nur einmal wegen mehrerer briefl. u. gedruckter äusserungen, die das verlangten, werde aber keineswegs stets so verfahren. Ich wollte nur einmal der kritik darüber den mund stopfen.
Den einzeldruck trieb ich leider erst in Zürich auf, sonst wäre er Ihnen früher zur verfügung gestanden u. hätte in die druckerei wandern können.
Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie auf die anmerkungsform zu gunsten des bisherigen gebrauches verzichteten. es freut mich sehr, dass Sie mein bestreben, Ihrer Kleistausgabe gerecht zu werden, anerkennen konnten.
Ueber die romantiker ein andermal.
Mit den besten grüssen u wünschen
Ihr
Seuffert.
* daher auch am schluss der vorrede griechisches wort statt griechisches wort. Ich zweifle dass Fischer u Wittig in Lpz. griechische letter hat.
* welcher? Sie bekommen kontraktlich so viele als Sie nur immer für nötig halten.
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Auszug:
Lemberg 25/X 81
Lieber Herr Kollege,
Ich freue mich, daß mein Man. im ganzen Ihrem Wunsche entspricht. Bei der Correctur werde ich streben, mein Heft ganz den vorher gehenden anzugleichen; Ihre Anfragen im Einzelnen beantworte ich nach der Reihenfolge Ihres Briefes:
Die Gedichtüberschriften alle gleichmäßig wie Sie vorschlagen nach DLD 2, S. 3.
Was ich als fett angebe, kann mit Schwabacher Lettern gesetzt werden: mir thut es leid, daß wir nicht blos gesperrte Schrift anwenden können.
Auch gegen die Umwandlung der Cursivworte in gesperrte, so wie gegen ein Wort griechisch habe ich nichts einzuwenden.
Die kurzen rothen Striche im ms. gehen den Setzer nichts an.
Wegen der Zählung habe ich wol Bedenken; eine Vereinfachung für Citate ließe sich durch Numerierung der Lieder anbringen; man könnte die Nummern immer in runden Klammern etwa voransetzen. Aber ich [se]he ein, daß dem Zwecke der Neu- drucke eine Zählung nach Seite und Zeile besser entspricht und bitte daher in diesem Sinne die Bemerkungen für den Setzer zu machen.
Mit Raumersparnis bin ich ganz einverstanden; ich bitte also mit Beginn eines Liedes keine neue Seite anfangen zu lassen.
Den Titel habe ich mir kopiert, weil ich mich auf die Benennung der Lettern nicht verstehe; es soll einzig & allein der Unterschied in der Schrift dadurch angezeigt sein.
Wegen der Melodien findet sich eine kurze Bemerkung in der Einleitung; ich führe dort auch die einzelnen Tempo-Angaben der Lieder an, weil mir dieselben (z. B. Hurtig & Herzhaft) für den Ton der einzelnen Gedichte charakteristisch scheinen.
Ich denke, es ist am besten, wenn Sie die zweite von 3 Correcturen lesen; ist der Druck sehr gut u. genau, so kann ev. die dritte Corr. entfallen. Wollen aber Sie sich vorbehalten, das imprimatur zu erteilen, so habe ich nichs dagegen u. bitte Sie, sich dann die 3. Correctur zu wählen. Darüber sagen Sie mir dann bei Beginn des Druckes noch das abschließende Wort.
Wir haben greuliches Wetter, unter dem Leib und Seele leidet.
Bestens grüßend
Ihr
Sauer
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Auszug:
Wzbg. 1.XI.81. Nach empfang Ihres briefes habe ich den verlegern die druckanweisung zugehen lassen u. zwar im einklang mit Ihren mitteilungen ausser in zwei punkten. 1) Ihr vorschlag, die lieder zu numerieren gefiel mir so gut, dass ich von Ihrem einverständnis mit meiner bitte um zeilenzählung keinen gebrauch machte, sondern lied- und verszählung anordnete. Die fette liedzahl wird am rande zwischen der verszählung verzeichnet (wie in vielen ausgaben klass. autoren kapitel u. §. angezeigt ist): dadurch ersparen wir uns die klammer u. halten den text von allen zusätzen frei. 2) Da meine einsicht in die korrekturbogen lediglich die äussere anordnung beziehgsweise die übereinstimmung mit der einrichtung des druckes der früheren nummern bezweckt, so empfahl sich mir nach überlegung doch am meisten, die 1. korrektur zu lesen und Ihnen zu schicken, so dass Sie dieselbe event. bei Ihrer revision beachten könnten, wenn Sie Ihre 1. korrektur schon vor empfang meiner korrektur der druckerei zurückgeschickt haben. Sie verkehren stets unmittelbar mit der druckerei und erteilen natürlich selbst das imprimatur.
Ich habe der druckerei gestattet, die beisätze der titel ‚nach der Schlacht ...‘ u. dgl. nach bedarf u. ohne rücksicht auf die umbrechung im original zu brechen, da die beachtung der vorlage in diesem punkt doch lediglich äussere nachahmung wäre. Endlich stelle ich Ihrer erwägung anheim, der vorbemerkung ein verzeichnis der liedanfänge mit beisetzung der von Ihnen eingeführten nummer und neuen seitenzahl anzuhängen.
Ergebenst grüsst Seuffert.
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Auszug:
Wzbg 22 XI 81
Lieber herr kollege, Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die verlagsbuchhandlung mich um Ihre vorbemerkung gebeten hat, da der textsatz nahezu vollendet sei. Sie kann sich nicht entschliessen mehr als 1000 ex. zu drucken.
Eiliger gruss von
Ihrem
Seuffert.
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Auszug:
Lieber Herr College, morgen abends kann ich das Man. hoffentlich absenden. Der Brief, den ich beilegen werde, soll die unangenehme Verzögerung entschuldigen.
Mit bestem Gruße
Ihr
Sauer
L. 25/11 81.
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Auszug:
L. 26.11.81.
Lieber Herr Collega,
Ich muß mich wahrhaft schämen vor Ihnen, daß ich Sie mit dieser Kleinigkeit so lange hingehalten u. Ihnen vielleicht Ungelegenheiten bereitet habe. Meine Entschuldigung: 8 Stunden Colleg, beide Collegien neu, 1. Stunde regulären Vortrag in der Woche und daneben eine Wiederhol. ders. nervösen Zufälle wie im vorigen Winter. Ich muß mir die eigentlichen Arbeitsstunden stehlen.
Nun bin ich begierig, wie Sie mit den Vorb. zufrieden sind? Großes ist nichts daran, aber im Kleinen ist alles aufgeklärt, was aufzuklären war. Finden Sie Änderungen nötig, so können Sie ja kleinere selbst vornehmen u. mir darüber schreiben, damit der Druck nicht länger aufgehalten wird.
Jedenfalls bitte ich alle Bemerkungen für den Setzer nach eigenem Ermessen zu geben[.]
Ich weiß nicht, ob Sie alle Varianten, auch die im Text gegebenen mit anderer Schrift wollen drucken lassen etc. Können Sie Irrtümer verzeichnen, so helfen Sie mir ein wenig nach.
Ich kann das Man. nicht ohne den Wunsch, die Bitte absenden, Sie möchten bei Gelegenheit wieder über meine Kräfte zu Ihren Zwecken verfügen.
Also noch mal verzeihen Sie den Aufschub!
Mit besten Grüßen
Ihr
Ergebener
Dr Sauer.
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Auszug:
Würzbg. 29 XI 81.
Indem ich Ihnen, l. h. kollege, den empfang Ihrer postkarte und des ms. bestätige, danke ich Ihnen für die übersendung des letzteren, das sofort in die druckerei wandern soll, natürlich ohne änderungen von meiner feder. Ich möchte Sie bitten, keinen vom haupttexte abweichenden satz für die varianten in anspruch zu nehmen: die sache wird in Ihrer darstellung auch so deutlich und ich finde alle mischung komisch. Leider habe ich fraktur bei dem verzeichnis der druckfehler einmal angenommen u. so muss es dabei bleiben. Gerne würde ich sehen, wenn Sie meiner anordnung, alle monatsdaten im texte (nicht in den anm.) in abgekürzte (oder vollständige) angabe in buchstaben zu setzen, beipflichten würden. Ich tue das dem grossen publikum zu liebe. Ein urteil können Sie dem herausgeber der sammlung seinen geehrten mitarbeitern gegenüber nicht gestatten. So muss ich alles in die versicherung meines dankes zusammenschliessen und werde immer stolz darauf sein, Sie wider an der sammlung beteiligt zu sehen. – Der umschlagtitel macht sich schlecht; aber er geht wohl nicht anders als Preussische / Kriegslieder / von einem Grenadier / von J L W Gleim. Das doppelte von ist hässlich. Ich wage aber nicht zu schreiben ‚eines Grenadiers‘ oder ‚Grenadierslieder‘. Aendern Sie, so bitte ich um anzeige. Ich habe stets die aushängebogen nochmals mit d. original verglichen u. zur angabe etwaiger druckfehler mir die letzte seite der vorbemerkung reserviert. Gruss Seuffert.
Beste wünsche für Ihre gesundheit!
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Auszug:
Wzbg 30 XI 81.
Lh kollege, Meiner gestrigen karte schicke ich diese zeilen nach mit der korrektur, dass ich in Ihrem texte alle monatsnamen mit buchstaben setzen liess, deren datum durch ‚vom‘ o. dgl. eingeleitet waren, alle andern mit ziffern u. zwar alle diese in klammern. Ferner erlaube ich mir Ihren satz ‚Die Tempobezeichnungen der Melodien, die in unserm Neudruck fehlen‘ zu ändern in ... Melodien, deren Noten unser Neudruck nicht wiedergeben will‘: ich habe das redaktionelle gefühl, als ob das ‚will‘ von belang wäre. Endlich habe ich Sie aufmerksam zu machen, dass der setzer auf d. preuss. orthographie eingeschult ist, u. ich möchte diese nicht nur der einheitlichkeit wegen für die vorbemerkungen festhalten, als auch speziell diesmal weil ich preuss. schüler als käufer wünsche.
Grüssend
Seuffert.
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Auszug:
L. 13.12.81.
Lieber Herr College! [Zu]nächst meine Freude, meinen Da[nk] darüber, dass Sie, wie ich aus dem [U]mschlage entnehme, als No 5 das Faustfragment festgesetzt haben. Es war mein aller innigster Wunsch. Denn: ich habe auf den letzten 5 Seiten beiläufig einiges noch einfügen müssen, einige Anmerkungen zu Gleims Brief etc. Sollte Henninger irgend eine Bemerkung wegen Correcturkosten machen, so ist es selbstverständl., dass ich dieselben trage.
Ferner zwei Fragen. Haben Sie bei Maler Müller sich nie um Tiecks Nachlass bekümmert, wissen Sie nicht, ob er in Dresden ist, ob er zugänglich ist etc. Dann haben Sie wichtigere Notizen über Hölderlin? Alte Drucke von ihm in Almanachen etc. Ich bereite eine kleine Publication über H. vor im Verein mit zweien meiner Schüler.
Leider bin ich recht unwol, musste heute Colleg absagen; morgen soll ich abends über Heinrich v. Kleist einen Vortrag halten und weiss nicht, ob es gehen wird. Dann aber kommen 4 Wochen Ferien.
Bestens grüssend
Sauer.
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Auszug:
Wzbg 15 XII 81.
Leider 2 nein auf Ihre fragen, lieber herr kollege. Viel glück zur publikation! Sie sind ja furchtbar fleissig! Aber 4 wochen ferien! glücklicher mann; ich habe nur die hälfte.
Kleine textveränderungen schaden nichts. Ich habe in der vorbemerkung zu DLD 3 grössere vorgenommen u. darum Henninger aufgefordert mir die kosten in rechnung zu stellen. Er bürdete mir 2/3 auf. Ich überlasse das Ihren ausmachungen. Gute gesundheit! In gröster eile
Seuffert.
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Auszug:
Würzbg. 20 I 82
Lieber herr kollege, Für die wol auf Ihre freundliche anweisung hin erfolgte zusendung des 2 teiles Ihres Kleist danke ich verbindlich und beglückwünsche Sie zugleich zur vollendung dieser schönen arbeit. Inzwischen werden Sie auch mit den verlegern der DLD abrechnung gehalten haben; da dieselben bei mir wegen der druckkorrekturen einsprache erhoben, ermächtigte ich sie nach Ihrer erlaubnis, Ihnen einen teil derselben in rechnung zu stellen. Ich kann beim abschluss dieser berührung den wunsch u. die bitte nicht unterdrücken, sie möge sich als andauernde verbindung bewähren.
Grüssend
Seuffert.
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Auszug:
Ich möchte Sie bitten, lieber Herr College falls Sie dem 2. Bande [Kle]ist ebenfalls ein paar Worte [i]n der Zs. widmen wollen, damit freundlichst zu warten, bis der 3. Bd. in Ihre Hände kommt, der wenigstens einige Lücken ausfüllen u ein großes Versehen berichtigen wird. Auch kommt die Vorbemerk. zum Briefwechsel erst mit dem 3. Bande. Mit Henninger ist alles in Ordnung. Die ganze in Frage stehende Summe betrug 13 Mark, wovon er mir nur 5 M. anrechnete. Jetzt ist die Reihe umgekehrt an Ihnen, daß Sie mir einmal zu den Deutsch-Oest. Studien einen Beitrag liefern.
Herzlich grüßend
Sauer
L. 24/1 82.
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Auszug:
L. 6.3.82.
Der ‚Faust‘ präsentirt sich trotz Hollan[d] und Mohr recht schön und stattlich. Hoffentlich schadet auch die Concurrenz Ausgabe dem Absatz nicht viel. Herzlichen Dank dafür. Meine Rec. der DLD. ist bereits gesetzt, ob schon erschienen, weiss ich noch nicht. Nächstens zeige ich auch 3–5 dort an. Ihre Einleitung mit den Wieland-Parallelen ist sehr hübsch. Dieselbe macht uns auf das Erscheinen Ihrer W.-Biographie nur noch mehr gespannt. Im GJ. III ist ein prachtvoller Aufsatz ESchmidts, den ich in den Correcturbogen geniessen konnte und der mir wahre Bewunderung abnötigte. Ich möchte doch einmal etwas ähnliches zu Stande bringen. Gegen 20. fahre ich nach Wien.
Herzliche Grüsse von Ihrem Ergebenem
Sauer
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Auszug:
Wzbg 11.III 82.
Lieber herr kollege, Dank für karten und anzeige! Nachdem h Steinmeyer mir die rec. des 2. bdes Ihres Kleists angetragen hatte, teilte ich ihm mit, dass ich dieselbe bis zum erscheinen des schlusses verschieben möchte. – Ihre gütige aufnahme meiner Faustbeobachtung und der DLD freut mich sehr. Ich beziehe jetzt alles auf den Wieland, aber das buch über ihn ist noch lange nicht fertig, obwol ich mich aller allotria entschlage. Zudem fliessen fortwährend noch neue quellen – hss u. briefe – zu. – Ihre mir sehr wertvollen vorschläge für DLD treffen zumeist mit dem programm in meinem schreibpulte zusammen. Nur z. b. möchte ich der krit. Messiasausg. nicht konkurrenz machen; verleger u. herausgeber tun sich ohnehin schwer genug. Eben darum liess ich die Darmstädter odensammlg. bei seite. Göttinger Almanache kommen sicher. Die seltene Dichtkst Breitingers ist ärgerlich dick: ich muss darauf wegen meiner verleger grosse rücksicht nehmen; das kontraktliche jahrespensum wird schon in diesem jahre bedeutend überschritten. Ich versichere Sie, die auswahl ist sehr heikel. Ich hätte z. b. schon jetzt auf Hettners wunsch gerne die Masuren drucken lassen. Aber dann ists zu viel Sturm u. Drang! Andere wollen älteres.
Am linken Rand nachgetragen:
Ihr
Seuffert.
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Auszug:
Lieber Herr Collega! Eine vertrauliche Anfrage. Haben Sie in nächster Zeit d[ie A]bsicht in Ihren Neudrucken öst[erre]ichische Sachen zu bringen: Hanswurststücke, Sonnenfels, Alxinger, Schreyvogel etc. oder ist dies überhaupt in Ihrem Plane gelegen. Ich glaube kaum, möchte Ihnen aber, falls dies sein sollte, nicht hinderlich sein. Da ich gegenwärtig viel in Austriacis arbeite, auch das erste Heft unserer Studien zur deutsch-öst. Lit. Gesch. vorbereite, so kommen mir allerlei Pläne. Sie würden mir eine Gefälligkeit erweisen, wenn Sie mir in den nächsten Tagen gleich antworten würden, so lange ich noch in Wien bin.
Glückliche Feiertage!
Mit besten Grüssen
Ihr
Sauer.
Wien I. Schwarzenbergstrasse 8.
9.IV.82.
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Auszug:
Wzbg 10 IV 82
Lieber h. koll., Umgehend beantworte ich Ihre fragen dahin, dass ich kaum schon im nächsten jahre etwas österr. in meinen DLD bringen werde, es müsste denn sein, dass Sie durch Ihre genauere kenntnis dieses mir schwer zugänglichen gebietes mir ein dringend des neudrucks wertes werk nachweisen. Später aber kommen sicher auch Austriaca u. es wäre mir offen gestanden sehr fatal und würde meine verleger in verzweiflung setzen, wenn Sie wie ich zwischen Ihren zeilen zu lesen glaube, ein eigenes österr. unternehmen der art gründen wollten. Verzeihen Sie diese offenherzigkeit, ich muss auf meine verleger acht haben. Selbstverständlich kann dies geständnis Ihre entschlüsse nicht beeinflussen.
Ich habe keine rechte vorstellung was der 3 bd Ihres Kleist bringt? Ist er fertig? Ich habe inzwischen einen brief Kls. an Zellweger Schaffh. 5 II 53 gefunden u. stelle Ihnen denselben zur verfügung, wenn es noch zeit ist. Im andern fall werde ich denselben in der anz. Ihrer fortsetzung drucken lassen. Mit gruss
Seuffert.
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Auszug:
Lieber Herr College! Besten Dank für Ihre rasche Antwort. Das Unternehmen, das S[ie] richtig vermutheten, ist noch ganz i[m] Keime, würde Sie aber wol viel weniger beeinträchtigen, als Sie glauben. Werner, Minor und ich geben ‚Studien zur deutsch-öst. Lit. Gesch‘ heraus, die ich mit einem Heft über das erste Manuscr. von Grillparzers Ahnfrau eröffne. Je mehr ich mich nun mit öst. Lit. zum Zwecke dieses Unternehmens beschäftige, desto notwendiger scheint es mir, auch wichtigere öst. Sachen in Neudrucken vorzulegen. Ich würde die Samml., die sich keineswegs auf das 18. Jh. beschränken, sondern das 16–19 umfassen sollte, etwa mit einer Prehauserischen Comoedie eröffnen, 2. etwa Sonnenfels über die Tortur, 3. etwa ein Drama des 16. Jh. Jakob u s Söhne von Brunner 4.5. Schreyvogels Sonntagsblatt. 6. Sonnenfels Dramaturgische Briefe. Das Hauptgewicht würde auf Hanswurststücke, auf Hafner, Perinet, Hensler etc. gelegt werden. Ich glaube, dass Sie auf lange Jahre hinaus bei Ihrem überreichlich fliessenden Stoff für dgl. Dinge nicht Raum finden werden. Auch würde ich specielle ‚Viennensia‘ nicht verschmähen, die Sie gar nicht brauchen können. Sie werden also sehen, dass Ihre Furcht unbegründet ist. Ein eigentliches Concurrenz-Unternehmen wäre es nicht. Wenn ich es überdies ausschlage, so übernimmt ein anderer die Leitung. – Kleist III enthält die Briefe an Kleist und wird etwa im Mai fertig. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir den Brief für meine Nachträge noch überliessen. Ich bleibe bis zum 21. hier. Bestens grüssend Ihr Sauer. Wien 12/4 82.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Wzbg 13 IV 82
Anbei der Kleistbrief zu Ihrer verfügung, lieber herr kollege; er kommt aus dem Zellwegerarchiv in Trogen.
Ich habe wol nicht deutlich genug zwischen dem herausgeber und den verlegern der DLD unterschieden. Der erstere wird Ihr neues unternehmen natürlich nur freudig begrüssen, die andern werden, geneigt durch die Mohr-Siebecksche konkurrenz, in demselben nur neues rivalisieren wittern. Ich werde sie seiner zeit zu beruhigen wissen. Selbstverständlich ist mir nichts angenehmer als wenn Sie die leitung haben. Mit einem fremden würden sich etwaige grenzstreitigkeiten nicht so leicht schlichten lassen. Also herzlich glück auf zu den beiden entreprisen!
Eilig grüsst
Ihr
Seuffert.
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Auszug:
15/4 82
Indem ich mich anschicke, Ihnen für den willkommenen Kleistbrief bestens zu danken, fällt mir ein, daß ich mir für Sie ein Wielandsches Brieffragment zurecht gelegt habe, das Sie wol kaum kennen dürften. Es würde mich freuen, wenn es engere Bezhg. zwischen Wieland & Wien aufzudecken helfen sollte. Sie könnten leicht einmal ‚die öst. Nachkommenschaft Wielands‘, die sehr zahlreich ist, für unsere Studien en gros abschlachten.
Herzlich grüßend
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Wzbg 16 IV 82
Geehrter kollege,
Vielen dank für das excerpt: der text muss auch anderswo gedruckt sein, denn er ist mir bekannt, ich kann nur nicht gleich finden woher. Dieser druckort ist mir neu.
Ich habe unserm kollegen RMWerner schon früher einmal geschrieben, dass wenn ich dazu komme ich in Ihren österr. studien gerne den ‚Wieland in Öst.‘ machen würde. Verzeihen Sie meine anfängliche animosität über Ihren andern plan: ich habe schon so viel missliches mit den neudrucken schlucken müssen, dass ich mich rasch verführen lasse auch da böses zu wittern, wo nur gutes zu erwarten ist.
Grüssend
Seuffert
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Auszug:
L. 7/6 82.
Ulica Kotlarska 2.
Lieber Herr College!
Wenn das Schreiben ein Aktenstück wäre, so müßte ich es mit dem Worte: ‚Vertraulich‘ überschreiben. Ich bitte Sie also von den folg. Mitteilungen keinen weiteren Gebrauch zu machen, da ich das Versprechen vollständiger Discretion geben mußte.
Ich bin vom Schicksal – scheint es – dazu auserkoren, mit Ihnen auf demselben Arbeitsboden zusammenzutreffen. Diesmal ist es noch viel weniger meine Schuld als bei dem früheren Project. Speemann hat mich zu einer großen Sammlung deutscher Dichter des vorigen Jh. geworben u. ich habe eine [Au]wahl d. Stürmer & Dränger, sowie der Göttinger Dichter übernommen. Die Ausgabe verfolgt rein populäre Zwecke, Interpunction & Orthogr. ist modernisirt. Nur die Wortformen bleiben unangetastet, also nach Hempels Muster. Ich nehme Ihnen also höchstens die Kindermörderin u. ein oder das andere Lenz’sche Stück vorweg, die Sie aber trotzdem noch einmal bringen mü[ßte]n. Von Ihren bisherigen Heften muß ich leider den Müllerschen Faust wieder bringen. Ich weigerte mich. Aber Kürschner, der Leiter der Samml. will absolut nur das Princip der Wichti[g]keit gelten lassen. Im Allgemeinen hat auf 2 Bd. à 18 Bogen wirklich sehr wenig Platz.
Nun muß ich aber überdies Ihre Hilfe noch in Anspruch nehmen. Ich möchte Sie fragen, wie ichs mit Müllers Genofeva ! halten soll. Haben Sie etwa eine Abschrift? oder ein Exemplar mit den Verbesserungen. Sie würden gewiß nichts dabei verlieren, auch wenn sie es in den DLD. später einmal abdrucken lassen wollten. Ich muß sonst [w]ie Hettner Tieck abdrucken u. kann höchstens die Fehler berichtigen nach den von Ihnen im Anhang mitgetheilten Berichtigungen. Also ich bitte Sie darüber um Auskunft: womöglich um Beistand.
Noch ein Wort zu meiner Rechtfertigung. Ich habe Speemanns Anerbieten hauptsächlich aus [p]ekuniären Gründen annehmen müßen. Die Arbeit ist nicht groß – der Sommer wird freilich draufgehn – u. das Honorar erträglich, zumal da die Correcturen wegfallen. So lange ich keine Anstellung habe, kann ich nichts von mir weisen, was den Lebensunterhalt halbwegs erträglich macht.
Ich bin recht fleißig – eigentlich nur fleißig, leide unter der Hitze ziemlich viel u. bleibe wol bis Sep[t.] in Lemberg. Was machen die Frankfurter gelehrten Anzeigen?
Kleist Band III wird sich in den nächsten Wochen präsentiren und um eine milde Behandlung bitten. Er ist nicht so gut wie I. Ohne Bibliothek soll d. Teufel Briefe herausgeben! Mit besten Grüßen Ihr Sauer.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 10 VI 82.
Herzogeng. 5
Lieber herr kollege,
Ihre vertrauliche mitteilung nehme ich gar nicht tragisch. Selbst mit Ihnen als mitarbeiter wird die Spemannsche bibliothek den DLD nicht gefährlich werden können; um zu konkurrieren müsste man gleiche tendenzen haben. In der beziehung fürchte ich jetzt nur Mohr-Siebeck.
Komisch war, dass ich eben die Kindermörderin, deren herausgabe bei mir Erich Schmidt zugesagt hat, angekündigt hatte auf der umschlag korrektur des 6. heftes, als ich 12 stunden später Ihren brief empfing. Da ist nun nichts zu machen, und Sie werden Schmidts ausgabe den vorrang ablaufen. An Lenz neudrucke dachte ich noch nicht: ich habe ein stück teilweise kollationiert, Erich Schmidt ein anderes: wir fanden beide, dass die originale zu wenig von den Tieckschen drucken abweichen. Müllers Faust – seis drum; ich hoffe er hat sein publikum schon gefunden u. wird in der einzelausgabe auch dann noch verkäuflich sein, wenn er in Ihren sammelbänden steht. So verstehe ich wenigstens Ihre angabe, dass Sie in 2 bänden eine auslese zusammendrucken lassen wollen oder sollen.
Müllers Genovefa will ich auch nicht bringen, wenigstens zunächst nicht. Sie erhalten anbei meine kollation. Bei Ihrer verwendung müssten Sie freilich wegen meiner stellung zur familie des toten besitzers der hs. sagen, dass ich durch Hettners güte eine kollation von der hs. machen durfte. Entschuldigen Sie unreifheiten derselben damit, dass ich dieselbe in vorarbeiten meiner ersten litterrarischen tätigkeit machte. Orthographisch habe ich – damals in der zeit sehr gedrängt – nicht kollationiert, d. h. nur die kollationierten worte in der originalschreibung verzeichnet. Bei etwaigen differenzen der hsl. koll. mit der gedruckten liegt im druck der fehler, was Sie mir nicht allzu schwer ankreiden wollen. Den 1. druck korrigieren u. noch dazu so eilig, fiel mir nicht leicht.
Nun haben Sie mich aber neugierig gemacht und wenn Sies nicht unverschämt finden, bitte ich um nähere auskunft. Ihrem verleger schadets ja nicht, zumal ich Ihnen diskretion eigens noch zusichere. Mir aber als leiter einer sammlung ist es von wert zu wissen, was mit den Göttingern von Ihnen beabsichtigt ist. Ich stehe im begriff, auch darüber ankündigungen zu machen, da ich jetzt ein grösseres zukunftsprogramm aufstelle, um prioritätsstreite zu vermeiden.
Ferner möchte ich auch gerne fragen, wie es mit Ihrer österr. neudrucksammlung steht. Fragen kostet ja nichts u. Sie müssen ja nicht antworten.
In DLD steht jetzt Wielands epos Hermann nach der hs. hg. v. Muncker. Die ersten korrekturen sind sämmtlich erledigt. Das ist heft 6. Von 7 ‚Frkft Gel. Anz.‘ sind 5 bogen gesetzt; in den herbstferien erscheint die 1. hälfte, zu ende des jahres die zweite. In aussicht stehen: Bodmer, Charakter d. d. gedd. (krit. ausg.). Brentano, Wasa. Hagedorn, Versuch einiger gedd., Klinger Plimplamplasko (mit den holzschnitten), Moritz, Anton Reiser, AW Schlegel Ueber litt., kunst u. geist des zeitalters, Wagner, Kindermörd., Wieland, Erzählungen usf. Die reihenfolge der erscheinungen ist noch nicht festgestellt. Sie hängt vom absatz des bisherigen u. von der bereitwilligkeit der mitarbeiter ab; ich muss nun werben gehen, da ich mich entlasten muss für andere sachen. Bodmer macht mir Bächtold.
Ihrem Kleist sehe ich sehr freudig entgegen u. trotz Ihren vorbehalten so kritisch streng wie dem 1. band. ich bin überzeugt, dass Ihre ausgabe stich hält. Aber Sie dürfen auf die anz. nicht drängen: ich hab furchtbar viel zu tun.
Eilig grüsst
Ihr
Seuffert.
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Auszug:
L. 13/6 82
Lieber Herr College!
Für die freundliche Übersendung Ihrer Collation der Genovefa meinen besten Dank! Die Papiere folgen in einiger Zeit unversehrt zurück.
Dass Speemannsche Sammlungen Ihrem Unternehmen nicht schaden, ist auch meine Überzeugung. Ich habe selbst keinen genauen Einblick in das ganze Unternehmen, weil etwas geheimnisvoll umgegangen wird. Es scheinen Goethe, Schiller, Lessing, Wieland-Ausgaben etc. geplant zu sein. Ob auch diese nur in Auswahl weiss ich nicht. Ich habe übernommen 2 Bde Stürmer & Dränger mit Einleitungen und Anmerkungen zu versehen, in denen Klingers Zwillinge, Sturm & Drang, Faust; Lenzens Hofmeister, Soldaten & Gedichte, Müllers Faust Genovefa & Gedichte, Wagners Kindermörderin & e[ine] Auswahl aus Schubart enthalten sein soll. Desgl. Göttinger 2 Bde: überall nur Auswahl. Ich werde die Luise in erster Fassung abdrucken lassen, dann Gedichte von Voss, Hölty, Miller, Stolberg, (Hahn?) Claudius Randbemerkung: [Es kommen auf jeden etwa 4 ½ Bogen] und Leisewitzens Julius von Tarent. Bürger bekommt einen eigenen Band mit einer Auslese der Gedichte. Ich habe nur die Texte anzuordnen übernommen, habe keine Correcturen zu besorgen, mir aber eigens[inni]ge Änderungen von Seiten des Correctors strengstens verbeten. Ich habe ziemlich gebundene Marschroute und werde wissenschaftlich nicht viel dabei leisten können. Die Ausgaben dürften nicht den Brockhausischen auf eine Stufe [zu] stellen sein. Wenn der Ton meines letzten Briefes mehr entschuldigend als blos mitteilend war, so wollte ich auch den Schein vermeiden oder beseitigen, als ob ich Ihnen ins Handwerk pfuschen möchte. – Überdies wollte sich Speemann wegen der Wieland-Ausgabe sogar an Sie selbst mit einer Anfrage wenden.
Wegen der öst. Neudrucksammlung ist noch nichts beschlossen. Ich konnte mich mit dem Verleger nicht einigen; in etwa 14 Tagen dürfte die Sache entschieden sein; ich theile Ihnen das Re[su]ltat dann mit und sende Ihnen auch ein Verzeichnis der proj. Stücke ein; wahrscheinlich beginne ich mit Abraham a Sancta Clara Mercks Wien.
Schliesslich hoffe ich trotzdem aus dem Kreise Ihrer Mitarbeiter nicht ganz ausgestrichen zu sein; es wäre vielmehr sehr schön, wenn Sie mir jetzt, wo sie solche ‚werben‘ wollen, etwas übertragen m[öc]hten. Zwar für das heurige Jahr könnte ich nichts übernehmen, aber Sie machen ja Programm auf lange hinaus; da ich mich in die Gött. einarbeiten muss, ohne sie irgendwie erschöpfen zu können, so wäre ich vielleicht gerade für eine Aufgabe aus dieser Gruppe tauglich. Noch lieber übernähme ich Götzens Gedichte eines Wormsers oder Uzens erste Sammlung. Auch wenn Sie für Hagedorn niemanden haben, bin ich bereit. – Warum fehlt Wielands Oberon noch immer in Ihrer Liste und die ganze Serie der kritischen Schriften ebenfalls?
Einen Streit wie den über die [P]riorität des Faustfragmentes wird es a[l]so in keiner Bzhg zwischen uns geben.
Bestens grüssend und dankend
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 20 VI 82.
Herzogeng. 5.
Lieber herr kollege,
Dank für Ihre mitteilungen, die ich Ihnen freilich hätte ersparen können, da Kürschner kurz nach meinem letzten briefe an Sie mir das programm so viel und so wenig entwickelte, als es zur aufforderung, ihm den Wieland und einiges andere zu machen, nötig war. Ich habe abgelehnt aus verschiedenen gründen.
Ihre freundliche versicherung, dass Sie trotz Ihren neuen aufgaben meiner sammlung treue bewahren wollen, erwidere ich mit der bitte, mir Hagedorn, Versuch 1729 zu machen. Ich weiss nicht, ob eine übersichtlichekrit. Ausg. möglich ist, da die abweichungen von späteren ausgaben, so weit ich sah, sehr bedeutend sind. Wenn aber, so würde sich wahrscheinlich für diesen fall ein kritischer apparat empfehlen. Doch überlasse ich die entscheidung darüber Ihrer näheren beschäftigung mit dem schriftchen. Es wäre mir lieb, wenn ich das ms. in der 1. hälfte januar 1883 haben könnte; schreiben Sie mir, ob Ihnen das möglich ist, sonst muss ich ein anderes heft voranstellen.
Später wird Ihnen der Götz-Wormser gedd. nicht entgehen. Die Göttinger kann ich Ihnen nicht bestimmt versprechen, da schon vor jahresfrist ein junger herr sich um die herausgabe bewarb; ob ich ihn zulasse hangt von der tüchtigkeit seiner noch ausstehenden dissertation ab. Uz hatte ich mir wegen der Wielandopposition ausersehen; aber ich werde mich freuen, wenn Sie denselben übernehmen.
Warum nicht Oberon? Nicht krit. schrften? Weil sie zu dickleibig sind.* Wälzer wie die Frkft. gel. Anz. darf ich nur ausnahmsweise bringen. Jetzt steht Anton Reiser als solcher in aussicht: der darf doch auf grosses publikum rechnen. Wer kauft mir aber Breitingers Dichtkst ab? Und die wäre das nötigste. Unter 7–8 m. könnte ich sie nicht neudrucken. Wo sind dann die abnehmer? Wielands Oberon ist so billig zu haben, dass nur die engsten gelehrtenkreise eine krit. ausg. kaufen würden. Diese u. andere stücke sind nicht ausgeschlossen für die zukunft; aber zunächst muss kleines heft auf kleines heft kommen. nur so kann das unternehmen in schwung kommen; nur was unter 1 m. kostet, hat absatz. Kaufen aber einmal leute einige zeit hinter einander billige nummern, so nehmen sie dann der vollständigkeit der serie wegen auch eine teuerere in kauf. Ich muss solche spekulationen machen, weil der absatz meinen erwartungen nicht entspricht, wenn auch die verleger nicht klagen.
Sie werden noch manches angezeigt finden, was ich jüngst nicht nannte. Ich habe mit Scherer ein programm von 50–60 nummern festgestellt, dessen kleinsten teil ich jetzt vorlege. Natürlich ist die reihenfolge noch nicht bestimmt und nicht ausgeschlossen, dass andere stücke eingeschoben werden. Wollen Sie sich daraus auslesen zur herausgabe, so werden Sie mich zu dank verpflichten.
Und noch eines: wie wäre es mit einem heftchen: kriegs-volkslyrik des 7 jähr. krieges? Da sind Sie der mann, der allein sagen kann, ob sich das empfiehlt, ja ob eine zusammenstellung möglich ist. Dass Ihre bejahung die folge hat, dass Sie auch der herausgeber sind, ist ja selbstverständlich.
Creizenach nach Krakau?!
Bestens grüsst und erwartet zusagen
Ihr
ergebener
Seuffert.
* Die kleinen eigentl. Streitschriften sind doch zu tot, um sie dem publ. als interessant vorzustellen. Ich habe in Zürich viele gelesen. Später kommen auch solche!
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Auszug:
Lemberg 30.VI.82.
Ulica Kotlarska 2
Lieber Herr College!
Ihr langer ausführlicher Brief hat mir viel Freude gemacht. Ich freue mich auf das Programm, das das nächste Heft bringen wird. Auf Uz verzichte ich gerne, wenn Sie sich das schon vorgenommen haben, nur glaube ich, daß ich, wenn mir die Halberstädter gewogen bleiben, wie es den Anschein hat, aus diesen Papieren noch manches für Ihre Samml. speciell für Uz [fl]üßig machen könnte. Ich bekomme im Sept. eine neue Sendung von dort, worunter wahrscheinlich Götz, Rudnik u Pyra-Sachen. Das hätte ich am liebsten langsam bei Ihnen verwertet. Die Volks-Kriegslyrik ist ein ganz prächtiger Gedanke, den ich mit Freude und Eifer aufnehme. Nur wäre es doch nöthig, daß ich [vo]rher in Berlin gewesen wäre, wo vieles einschlägige in Handschriften liegt. Im Laufe des nächsten Jahres – wenn nicht zu Weihnachten dieses – wird nun mein Wunsch dahin zu reisen, endlich erfüllt werden. Wenn es Ihnen also recht ist, dieses Heft im Laufe der nächsten 2 Jahre – allgemein gesagt – zu bringen, so kann ich darauf eingehen u. bitte mir es zu reserviren. Hagedorn Versuch nehme ich selbstverständlich an und verspreche Man. erste Hälfte Januar zuverläßig. Ob kritische Ausgabe oder nicht, kann ich jetzt auch nicht entscheiden, will Ihnen aber in einiger Zeit – etwa [im] Sept. – wenn ich die Sachen durchgearbeitet habe, ausführlich Nachricht geben.
Was nun unsere österreich. Neudrucke anlangt, so bin ich mit dem Verleger übereingekommen, es zunächst mit 3 Heftchen zu wagen. Die Sachen, die ich bringe, liegen ganz außer Ihrem Gesichtskreis, nemlich
1. eine Schrift von Abraham a Sancta Clara.
2. eine anonyme Erzählung ‚Der Hausball‘, deren Umarbeitung Goethe für das Tiefurterjournal begonnen vgl Hempel V, 271.
3. Wahrscheinlich Kurz-Bernardon: Prinzessin Pumphia; doch bin ich mit dem letzten noch nicht einig.
Dann würden sich wieder ältere Sachen anschließen. Ob nun die Unternehmung Bestand hat, ob der Verleger verstehen wird, die Heftchen zu vertreiben, wird sich ze[ig]en. Ihre Verleger wird das ganze nicht touchiren.
Mit vielem & herzlichem Danke sende ich Ihnen die Collation der Müllerschen Handschrift anbei zurück. Sie hat mir wesentliche Dienste geleistet. Daß ich bei dem Abdrucke Ihren und Hettners Namen nenne, ist selbstverständlich.
Creizenach wird wol nach Krakau kommen und wir bleiben wieder sitzen. Aber es sind nicht die [schl]echtesten Mädchen, die sitzen bleiben oder erst spät heiraten! Hier sind die Verhältnisse zum aus d Haut fahren!
Glückliche Ferien!
Herzlich grüßend
Ihr
Sauer
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Auszug:
Lieber Herr College, Haben Sie zufällig in irgend einem Eckchen ein überflüssiges Exemplar Ihrer Habilitationsschrift über Genoveva; wenn nicht, so leihen Sie mir gütigst auf ein paar Tage das Ihre; ich sende es Ihnen pünktlich zurück. Ihr ‚Maler Müller‘, in den ich mich gerade sehr vertiefe, macht mir viel Freude.
Genießen Sie die Würzburger Festtage und bringen Sie die Ferien angenehm zu!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Ergebener
Sauer
Lemberg 28/7 82.
Ulica Kotlarska 2.
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Auszug:
Würzburg 28 VII 82.
Dank, geehrter kollege, für die übersendung des 3. bds. Kleist: leider kann ich mich nicht gleich darüber machen, da der festtrubel vor der türe steht. Ich wollte die jubiläumsfeierlichkeiten wären überstanden, zumal ich vor u. nachher notwendig zu tun habe. – Die Genov-kollation hätten Sie füglich länger behalten können; es freut mich, wenn Sie dieselbe verwerten. – Zugleich danke ich Ihnen für die übernahme des Hagedorn für januar 83 und weiterer stücke in den DLD. Auch den Uz bitte ich Sie, sich endgültig zuzueignen. Es ist besser, Sie begleiten ihn mit Halberstädter urkunden als ich mit Wielandquatsch. Ich verlasse mich darauf, dass Sie ihn zu Pyra, Götz usf. nehmen. Ueber den zeitpunkt der veröffentlichung reden wir später, ebenso über den des heftes Volkskriegslyrik. Ihren Oesterr. neudrucken sehe ich freudig entgegen. Kürschner hat nochmals wegen des Wieland an mich geschrieben u. mir unbeschränkte zeitfrist angeboten: ich lehnte aber doch ab. Ich machte lieber endlich die biographie u. will auch darum im nächsten jahrgg. DLD nur wenig selbst machen. Von den Frkft. G. Anz. 72 ist ein drittel gedruckt. Die einleitg. macht wahrscheinlich Scherer.
Gegen mitte august werde ich auf ein paar wochen ausruhe nach Tirol (?) gehen. Hab ich Sie oder Minor in den citaten aus Stud. z. G.philol. in meiner untersuchung DjG u. Wld berührt? Können Sie den hauptergebnissen beistimmen? Grüssend
Seuffert.
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Auszug:
L. 13.8.82.
Lieber Herr Colle[ge]! Unsere karten haben sich ge[kre]uzt. Während der schönen Festtage, die ich ich in der Allg. Ztg. mit grossem Interesse verfolgte, wollte ich Sie mit meinem Dank für Ihr Genofevaheft nicht stören, hole also denselben jetzt nach. Ihre Wielandsachen konnte ich nur ganz flüchtig lesen, das was Sie gegen die Studien vorgebracht haben, scheint mir so evident, dass wir uns nur darüber freuen können, dass diese Sachen einmal sicher gestellt sind. – Uz sammt Anhang eigne ich mir nun zu. Wenn die Halberstädter Kiste ankommt, will ich über ihren Inhalt referiren. Ich stecke ganz in den Sturmern & Drängern, aus deren Armen mich nur manchmal Abraham a S. Clara empfängt. 8 Tage Krankheit abgerechnet, die ich im Bette sein musste, bin ich sehr fleissig. Ihnen wünsche für Tirol gutes Wetter & heitere Stimmung.
Mit besten Wünschen
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Würzbg. 1.X 82
Sehr geehrter kollege, Sie wollten nach einer früheren mitteilung im sept. umschau über Hagedorn halten, ob ausg. mit krit. apparat oder ohne solchen. Ich würde Ihnen keine antwort jetzt abnötigen, wenn die verleger nicht anfragten, ob es nicht möglich sei das heft 9 Hagedorn noch vor DLD 8 erscheinen zu lassen. DLD 7 ist fertig, 8 in druck. Da aber Scherer dazu die einleitung erst nach neujahr schreiben kann, wird die pause bis ein neues heft erscheint, etwas gross; darum ist das einschieben einer späteren nummer wünschenswert. Können Sie ohne zu grosse beschwerde den Hagedorn früher als januar fertig machen, so erweisen Sie mir einen gefallen. U. zwar ist mir die ablieferung des ms. (event. mit nachfolge der vorr. in kurzer pause) morgen lieber als übermorgen. Aber ich will nicht zudringlich sein. Nur bitte ich um baldigste mitteilung des frühesten termins, bis wann Sie das Hagedornheft (oder ein anderes der besprochenen) mir liefern könnte.
Dankbar und grüssend
Ihr Seuffert.
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Auszug:
Lemberg. 4/X. 82. Krassickigasse 6.
Ihre Karte, li[ebe]r Herr College ist meinen Na[ch]richten um einige Tage zuvorkommen. Heute kann ich wegen Unordnung beim Umzug in eine neue Wohnung nur weniges sagen. Hagedorn habe vor ! 3 Tagen aus Berlin bekommen, aber noch nicht vgl. Jedenfalls könnte Text bis 15. November, Einleitung bis 1. Dec. fertiggestellt werden. Lang wird die Einleitung auf keinen Fall. Stellt sich eine krit. Ausgabe – was die nächsten Tage entscheiden werden – als unmöglich heraus, so kann der Text früher abgeliefert werden. Bis zur gleichen Zeit könnte ich Ihnen, falls es Ihnen lieber wäre, ‚Die Oden Anakreons Frankf u Leipz. 1746 von Uz Götz und Rudnik‘ (Goed 581) versprechen, wovon ESchmidt ein Ex. besitzt, das er gewiss herleiht. Der Einl. kämen dann die Uz-Götz-Rudnik Papiere zu gute, die ich sämmtl. aus Halb. hier habe. Besitzen Sie Hagedorn-Ausgaben und welche? In 4–5 Tagen folgt ein Brief mit dem Resultat der Vergleich. Ich freue mich herzlich, Ihnen mit meiner Arbeit ein klein wenig dienen zu können. Herzlich grüssend Ihr Sauer.
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Auszug:
Wzbg. 7 X 82 Herzogeng 5.
Lieber h. prof. suppl., Dass Sie meinen bitten gehör schenken, macht mich zu Ihrem schuldner. Ich darf also bis spätestens mitte novemb. den text u. die einleitg. so zeitig erwarten, dass keine pause im drucke eintritt. So wird das heft als neujahrsgeschenk fertig werden. Lieber wäre mir der 1729er Hagedorn (– von dessen werken ich nur stückweise, elende nachdrucke besitze –) weil ich den käufern gerne was altes vorsetzen möchte. Ist Ihnen aber der Anakr. jetzt lieber, so bin ich nicht so unbescheiden, zu widerstreben, zumal ich der dränger bin.
Ich hätte eher gehofft u. gewünscht, dass Sie weggezogen werden als dass Sie umziehen. ‚Ach, wir armen!‘
Treulichen gruss von
Ihrem BSeuffert.
Muss no 15 Rede des Photinus s. 112 auch der lat. Lucan mit abgedruckt werden?
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Auszug:
Lemberg, Krassickigasse 6. 17/10 82.
Lieber Herr Colle[ge]! Das Resultat meiner Verglei[chu]ng ist folgendes: Von den 16 Gedichten der Sammlung scheinen 11 nicht wieder gedruckt zu sein. No 16 ist bei Eschenburg IV 142 f. daraus wiederholt. Zu No 6 ‚Der Schwätzer Satyre‘ gibt es ein zweites Gedicht mit ders. Überschrift u. über dens. Vorwurf, das aber ein ganz anderes Gedicht ist u. als 2. Fassung absolut nicht bez. werden kann (1744 zuerst erschienen. Esch. I 84 ff.) Von No 5 ‚Die Grösse eines weislich zufriedenen Gemütes‘ wurden einzelne Stellen in dem Lehrgedicht ‚Der Weise‘ (Hamb. 1741. Esch. I 15 ff) ganz umgearbeitet verwendet. Vollständige Umarbeitungen erfuhren No 3 Der Wein; später einzelne 1744. Esch. III 196 ff. u. No 8 Satire von den unvernünftigen Bewunderern als ‚Schreiben an einen Freund‘ in den ‚Moralischen Gedichten‘ 1750 42 ff Esch. I 40 ff. Wollte man diese Umarbeit. versinnlichen, müßte man sie parallel nebeneinanderstellen. Da außerdem No 8 in der hamb. Zs Matrone gedruckt ist; von mehreren anderen Einzeldrucke existiren sollen (ich vermute von 1 und 10. Das Hamburger Schriftstell. lex. ist mir nicht zur Hand.) so meine ich, von einer krit. Ausgabe absehen zu sollen u. werde nur in der Einl. die Hauptänder. ihren Principien nach besprechen; wenn es Ihnen so recht ist.
Bestens grüßend Ihr AS.
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Auszug:
Würzburg 21.X 82.
Natürlich stimme ich Ihrem urteil zu, lieber h. kollege. Auch ich vermutete, dass manche gedd. hier allein gedruckt sind, u. dass eines zu stark zu einem krit. apparat verändert ist, hatte ich nachgeprüft. Ich wollte aber Ihrer meinung nicht vorgreifen. Da die verleger noch gerne im nov. ein heft brächten, so werde ich wol oder übel eine kleinigkeit – wol ein drama v Bodmer, das mir zur hand ist – selbst einschalten müssen. Ihr heft kommt aber doch in druck, sobald Sie fertig sind. ‚Wir‘ arbeiten jetzt mit dampf.
Bei folgt die 1. hälfte der Frankfurter, deren fertigstellung die druckerei ganz ungebührlich verzögerte.
Gruss und dank von
Ihrem
Sfft.
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Auszug:
Zuerst besten Dank, l. H. C., für den ersten Theil der Fr. G. A. u. m[ein]en Glückwunsch zu diesem [neu]en ‚stattlichen‘ Bande Ihrer Sammlung. Vom Hagedorn ist die Hälfte bereits abgeschrieben, in den nächsten zwei stimmungslosen Tagen wird auch die andere Hälfte absolvirt; denn ich muß dieses Geschäft zu allem Überfluß selbst besorgen; sonst kann ich mehr Correcturkosten bezahlen als ich Honorar bekomme, wie beim ‚Abraham‘, wo ich einen späten Druck zu Grund legte. Sie können also den Hagedorn bis zum 1. haben u. flottweg drucken, wodurch wieder umgekehrt mir ein Gefallen geschieht; denn ich möchte das Buch aus Berlin so lange hierbehalten, nicht zurückschicken u. wieder begehren. Könnte ich Ihnen aber die Mühe mit Bodmer oder einem anderen Einschub ersparen, so solls mich freuen. Es ist doch besser eines wird beschleunigt, als zwei. Im nächsten Jahr will ich aber das Arbeiten mit ‚Dampf‘ wie Sie richtig sagen, sein lassen. In erster Linie leidet bei mir die Gesundheit darunter. Bestens grüßend Ihr Sauer.
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Auszug:
Lemberg 1/11. 82.
Lieber Herr College, Hier ist das [kl]eine Ding mit dem vielem ! Papier. Die Abschrift ist so deutlich als möglich, nur werden die mancherlei Schriften vielleicht Schwierigkeiten machen. rot bez. antiqua; unterstrichen die Schwabacher Lettern; Sie haben wol die Güte, die Bemerkungen für den Setzer selbst zusammen zu stellen, wenn mein Blatt nicht genügt.
Die lat. Rede aus dem Lucan [h]abe ich weggelassen, Ihrer Zustimmung schon im vorhinein gewiß; die beiden Druckfehlerangaben am Schluße können wir wol gleichfalls weglassen; hingegen werden die in der Vorrede verbess. Druckfeh[le]r auch dort angeführt u. in meinem Verzeichnisse wiederholt werden müssen.
Mit den Correcturen halten wir es vielleicht wie das erste Mal; Sie senden mir die erste Correctur mit Ihren Bemerkungen, die ich dann bei der zweiten verwerte. Wenn Ihnen beim Lesen der Correcturen son[st] etwas auf- und einfällt, das in der Einleitung erwähnt wer- den sollte, so bitte freundlich!: machen Sie mich darauf aufmerksam.
Die Einleitung werde ich Ihnen so bald als möglich schicken.
Mit den Anmerk. weiß ich sonst nichts anzufangen, als sie abzudrucken, wie sie dastehen. An ein Nachschlagen der Citate etc. ist nicht zu denken. Hingegen werde ich die Mottos und sonstigen Citate aus Horaz, Ennius, Corneille u. deutschen Dichtern bei der Correctur vergleichen.
Mit den besten Grüßen
Ihr
Ergebener
Sauer.
Das Paquet war gestern für einen Brief zu schwer, folgt also heute in zweien. Bitte die Verzögerung zu entschuldigen[.]
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Auszug:
Würzburg 5 XI 82.
Lieber herr kollege,
Gestern abend empfing ich dankend Ihr ms. und schickte dasselbe heute an die verleger ab mit dem ersuchen, den druck baldmöglichst beginnen zu lassen. Es ist jedoch eine störung in der druckerei eingetreten: heft 9, Bodmers Karl v Burgund, war vor [von Sauer(?) rot unterstrichen] eintreffen Ihrer letzten karte dahin abgegangen mit der forderung sofortiger drucklegung, weil das heft zum 15. nov. erscheinen sollte. Die druckerei lässt ohne entschuldigung über 14 tage nichts von sich hören. Ich habe aber jetzt den herren eingeheizt u. hoffe, dass wenigstens Ihr 10. heft nicht darunter leiden soll. Die drucklegung desselben wird wol das ende des jahres kosten – ich schätze den text auf 8 bogen + Ihre vorbemerkung –; anfangs januar kann das heft dann erscheinen.
DLD 8 (2 hälfte Frkft gel Anz.) wird doch vor februar nicht fertig werden.
Die schriftenwahl erlaube ich mir gemäss den anderen heften zu regeln.
Schwabacher nehme ich nur da zu hilfe, wo das original gesperrt u Schwabacher unterscheidet. So war es bei den Grenadierliedern. Diesmal ist das, so weit ich sehe, nicht der fall; also wird alles, was Sie Schwabacher angaben, gesperrt.
Ebenso darf wol auch alles, was Sie mit roter wellenlinie auszeichneten, antiqua gesperrt werden statt kursiv.
Ich muss wegen der druckkosten sehr darauf dringen, möglichst einfachen satz zu erhalten u. überdem wissen Sie ja u. billigen es hoffentlich, dass die originale nicht u. in keiner weise typographisch imitiert werden sollen. So stehts im programm.
Also wird auch im Titel nichts rot gedruckt werden trotz Ihrer angabe. Die fussnoten der vorrede werden einspaltig gesetzt werden, weil die spaltung ebenfalls sinnlose imitation wäre.
Die vorr. mit denselben lettern wie der haupttext. In DLD 3 wurde sie durch ein mir u. den verlegern unangenehmes versehen grösser gesetzt.
Bei dieser anordnung weiss ich nicht, wie es mit der prosa s. 76 f. des originales gehalten werden soll. Ich würde hier am liebsten petit wählen, habe aber auch nichts gegen den gewöhnlichen fraktursatz. Ich bitte mir hierüber anweisung zugehen zu lassen; Sie zeigten an: wie die vorrede.
Die überschriften der gedd. werden nach dem muster von DLD 4 behandelt werden u. wie dort, so gestatten Sie wol auch diesmal, dass der setzer die zeilenteilung des originales in diesen titeln nicht unbedingt bewahrt. Zeilenzählung wie in DLD 4 rechts u. links aussen: in Ihrem ! mss. herrscht wol nur zufällige verschiedenheit hierin.
Zu Ihrer vorbemerkung haben Sie wol die güte ein inhaltsverzeichnis der gedichte anzufügen wie in DLD 4.
Die druckfehlerkorrektur am schlusse habe ich nach Ihrer erlaubnis gestrichen. Die in der vorr. müssen wir beibehalten. Aber ich sehe keinen grund, warum Sie dieselben in Ihrem verzeichnis der verbesserungen nochmals anführen sollten. Ich habe was der autor verbessert stets stillschweigend in den text aufgenommen. Ihre vorbemerkg. hätte nach meiner meinung einfach zu bemerken, dass die verbessergen des autors aufgenommen seien. Das weglassen der lat. rede des Lucan entspricht ganz meiner erwartung.
Ich lese die 1. korrekt. u. schicke sie Ihnen zu; ebenso alles, was mir bei der lektüre einfallen sollte. Es wird aber = 0 sein.
Dank auch für Ihre anz. aus der Zs f. ö. g. Besonders erfreut war ich, dass ein östereicher meine bei der habilitation aufgestellte these: Lenau gehört mehr zur schwäb. Dichterschule als zu den österr. Dichtern billigt.
In welcher anwandlung von mildem sinne haben Sie u. Minor Schobers Heinse so sehr gut gefunden? ich kenne den verf. als ein hornvieh ersten grades u. hielt sein buch für stümperhaft. Sogar die Jenenser fakult. hielt es zu schlecht, um daraufhin den alten herrn zu promovieren.
Eilig grüsst
Ihr
ergebenster
BSeuffert.
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Auszug:
L. 13/11 82.
Lieber Herr Colleg[e], alle meine Druckbemerk. [wa]ren mehr für Sie als für den Drucker berechnet; u. ich habe gewußt, welche Eintheil. Sie vornehmen werden; wolle Ihnen aber nicht vorgreifen. Also ich bin mit allem, was Sie angeordnet, einverstanden, habe auch gar nichts dagegen, wenn Sie für die Prosa S. 76 f petit wählen.
Daß der Druck rasch vor sich geht, wünsche ich nur deswegen, weil ich das Exemplar nach Berlin zurückschicken muß. Zunächst habe ich es bis 1. Dec. prolongiren lassen. Hoffentlich ergibt sich auch dann kein Anstand.
Schober Heinse ist freilich nicht gut; aber wir nahmen ihn, für das als was er sich gab, für einen Dilettanten. Ich bin ferner des scharfen Critisirens überdrüßig. Meine letzte Polemik mit Düntzer ist mir höchst unangenehm.
Bestens grüßend
Ihr AS.
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Auszug:
Lemberg, am 18. Nov. 82.
Im Titelblatt haben Sie eine kleine Änderung vorgenommen. Es lautet die letzte Zeile im Original:
HAMBURG, bey König und Richter, 1729.
Sie haben die Zeile gebrochen. Mit Absicht? Ich habe es nicht geändert; bitte Sie aber, falls der rote Theilungsstrich bei Ihnen vielleicht nur Zufall war, demgemäß ordre an die Druckerei zu geben. Ferner macht das Orig. in der Antiquaschrift Unterschied zwischen ſ und s (Anfangs u. Schluß s.) Mein Man. hat es nur ein paarmal berücksichtigt u so haben sich zwei solche ſ in den Druck eingeschlichen. In ihren Intentionen liegt es nicht, solche Unterschiede nachzuzeichnen; ich werde also auch die paar ſ streichen und Gleichförmigkeit einführen. Über beide Punkte bitte ich ein Wort.
Bestens grüßend AS.
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Auszug:
Umgehend nach empfg. Ihrer karte. eilig die antwort, dass ich im titelbl. absichtl. die verlagsfirma unter den verlagsort setzte; ich hatte auch sonst die titel so geordnet u. nach dieser analogie auch diesmal.
Dass Sie s statt ſ setzen billige ich, wagte aber die änderg. in d. korr. nicht, obwol ich auch in Frkft gel. Anz stets die änderg. von ſ in s antiqua vornahm.
Die zeilenzählg. der motti u. anm. scheint mir nötig: wie wollen Sie sonst im vorwort etwaige druckfehler citieren? Natürl. müssen die ziffern dabei kleiner sein als die der verszählg.
Ich muss in die 2. vorlesg. Gruss
Seuffert
20 XI 82.
Ich schickte Ihnen bis jetzt 2 bogen u. 1 titelrevis.
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Auszug:
Wzbg 25.XII 82.
Ich bekomme sorge, dass Sie, lieber h. kollege, unwol geworden sind, oder dass Ihre vorbemerkung im weihnachtstrubel auf der post verloren ging. Wollen Sie mir doch in ein paar zeilen aufklärung geben.
Prosit neujahr!
Ihr Seuffert.
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Auszug:
Lieber Herr Kollege!
Ich habe ein recht schlechtes Gewissen Ihnen gegenüber: es hat nicht erst Ihrer freundlichen Karte bedurft, die ich gestern in Wien fand, um mir meine Schuld & Nachlässigkeit zum Bewußtsein zu bringen. Ich hatte mich in der ersten Hälfte Dec. [üb]erarbeitet, in der Hoffnung, doch alles zwingen zu können, was ich mir vorgenommen. Die letzten Tage vor Weihnachten konnte ich absolut nichts mehr thun, nicht einmal einen Brief schreiben. So warf ich denn alles zusammen – auch d. Hagedorn – in d. Koffer u. fuhr zum Bruder. Dort gieng es mir in der Ruhe der Familie bald besser u. ich konnte die Vorbemerk endlich aus d. Brouillon ins reine schreiben. Heute habe ich Sie durchgesehen & sende sie anbei. Mehr weiß ich nicht zu sagen; die Varianten lassen sich nicht anführen; ich habe mir alles in die Correcturbogen eingetragen gehabt; ich glaube, für den Zweck wird es genug sein.
Haben Sie die Güte, die Seite bei dem [Ti]tel aus Haller hinzuzufügen; ich habe nichts [b]ei mir. Glauben Sie sonst etwas einschieben zu müssen, so bitte, thun Sie es. Ebenso der Titel.
Correctur bitte ich bis 12. l. M. nach Wien, IX, Mariannengasse 7; 3. Stiege, 1. Stock. Am 15. früh bin ich wieder in Lemberg. Sind Sie mir nicht böse u. bewahren Sie mir im neuen Jahr Ihre freundliche Gesinnung. Mit den besten Wünschen & Grüßen
Ihr
Ergebener
Sauer.
NB. Ist es nothwendig
S. 32 Z. 11 Joh. aus Joh
S. 32 Z. 12 Histor. aus Histor
S. 77 Z. 21 135. aus 135,
unter den Verbess. speciell anzuführen; könnte dies nicht unter den ‚Unregelmäßigkeit[en] des Druckes‘ mit inbegriffen sein? [We]nn Sie diese Ansicht theilen, so bitte ich Sie die 3 Dinge zu streichen.
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Auszug:
Wzbg 4 I 83
Ihre vorbemerkung, die mir sehr gut gefallen hat und die ich nur in bezug auf die einheitliche orthographie der L Denkm. u. dgl. geändert habe, ist durch eilboten zum druck abgegangen. Ich bedaure Ihr unwolsein um so mehr, als Ihr mitwirken an meiner sammlung mitschuldig ist. Hoffentlich haben Sie sich gründlich erholt, bis Sie wider in die vorlesungen müssen. Hätte ich nur auch so lange ferien!
Dank und gruss u. prosit neujahr von
Ihrem
jetzt u. fürder
getreuen
BSeuffert.
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Auszug:
Lemberg 24/1 83.
Lieber Herr College!
Nachdem bisher nur die Wiener Beiträger Minor und Werner Exemplare der Neudrucke besitzen, erhalten Sie die ersten Hefte, die ich versenden darf. Nehmen Sie sie freundlich auf und sagen Sie mir auch gelegentlich ob sie Ihnen gefallen und ob Sie mit Wahl und Form zufrieden sind. Ich freue mich, daß gleichzeitig mit diesen 3 Heften auch der Hagedorn fertig ist, so daß ich meine Thätigkeit an beiden sammlungen beweisen kann. Ich habe die Vorrede am 16. imprimirt.
Sagen Sie mir nächsten[s] einmal auch, wann Sie beiläufig wieder ein Heft von mir brauchen, ob noch in diesem Jahre, oder erst im nächsten. Je später, desto besser.
Auf d. Umschlag von Heft 2 werden Sie einen Grundriß zur G. d. d. L. i Ö. angekündigt finden. Erschrecken Sie nicht vor diesem Wagnis. Es ist absichtlich eine Vorausverkündigung auf [la]nge Jahre; denn ich werde mich erst vom nächsten Jahr ab darauf concentriren können. Übrigens hängt diese [A]rbeit von meinen Wiener aufenthalten ab; denn alles kann ich nicht hieherschleppen.
Ich habe mich in den paar Wochen in Wien sehr erholt; hatte es aber auch schon gründlich nötig; sah Heinzel, Schönbach, Werner, Seemüller u. zuletzt auch noch Schmidt, dessen Lessing ich bewundern durfte, soweit er fertig ist; am schönsten waren die Cap. über den jungen Gelehrten u. d. Sara. Im Theater: Calderons [R]ichter von Zalamea & Faust. Vom 2. Thl einen großartigen Eindruck bekommen. Ungeahnte Schönheiten gingen mir auf. Ich möchte jetzt immer nur Faust lesen; habe aber so selten Zeit.
Über 100 neue Raimundbriefe erweiterten meine Kenntnis des Dichters; einiges wenige kriegte ich auch aus Grillpar[zer]s Nachlaß zu Gesicht; im ganzen wird dieser aber von feurigen Drachen gehütet und harrt erst eines Votums durch d. famosen Wiener Gemeinrat, bis er erlöst werden darf.
Die Ernennungsfrage ist auch wieder am Tapet, seitdem Creizenach eingeschmuggelt wurde. Bis Ende Februar wurde d. Facultät Termin gesetzt, sich zu äußern. Ich bin das Supplenten u. Supplicantenwesen schon satt.
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr
Ergebener
Sauer.
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Würzburg 27 I 83
Geehrter herr kollege,
Vielen dank für die WND! Dass Sie gleich mit 3 stücken auf dem schauplatze erscheinen, ist gewiss vorteilhaft. Auch ist die wahl gewiss gelungen. Ich freue mich dieses unternehmens jetzt sehr, denn es hat entschiedene familienähnlichkeit mit meinen DLD. Schon darum muss es mir gefallen. Wir sehen uns ähnlicher als dem grosspapa Braune. Die farbe Ihres umschlages ist hübsch. die des meinen scheusslich; aber der Ihre ist dünn, meiner steifer. Auch ist Ihre schrift bedeutend kleiner – fast etwas klein fürs liebe grosse publikum sollte ich meinen. Sie haben 3 zeilen mehr auf der seite als ich. Endlich sind Sie um ein paar pfennig teurer; etwa 3 ₰ pro bogen, so viel sich bis jetzt berechnen lässt. Ich wünsche Ihnen von herzen gute aufnahme der WND. Man redigiert viel freudiger, wenns gut geht im laden u. in der kritik. An beidem kanns bei Ihnen nicht fehlen. Die Österr. kaufen mehr bücher als die Deutschen und der kritik werden Sie keine wunde stelle zeigen.
In beidem sind die DLD nicht gleich gut daran. Übrigens scher ich mich den teufel drum, so lang die verleger mutig bleiben.
Jetzt sind drei hefte im druck! aber unter uns! ich will Ihnen anvertrauen, dass Der Messias 1748 u. Bodmer 4 Krit. gedd. unter der presse liegen. Dass drittens der 2. tl. der Frkft. gel. anz. vollständig gesetzt ist bis auf einleitung u. register, darf alle welt wissen.
Ihrem wunsche gemäss werde ich den fortgang meiner sammlung so einzurichten suchen, dass ich Ihre beihilfe bis nächstes jahr entbehren kann. Dann aber hoffe ich wider auf dieselbe zählen zu dürfen.
Ich denke, dass Ihnen in den allernächsten tagen die freiex. u. das honorar zu DLD 10 zugehen.
Es scheint ja als ob Sie die WND ganz allein herausgeben wollen? ich schliesse das daraus, weil Sie die vorbemerkungen nicht unterzeichnet haben. Da müssen Sie eine eisernere arbeitskraft als ich besitzen, um das auf die dauer (‚rasch!‘) auszuhalten.
Ihr vorwort hat mir – ich darfs doch sagen, da Sie mich fragten – sehr gut gefallen. Eben so die vorbemerkungen. Ich empfand dabei eine gewisse genugtuung, dass Sie (gleich wie in den DLD geschieht) auch sehr verschiedenartige vorbemerkungen zu geben gezwungen sind. Das lässt sich nun einmal nicht meiden. Eine kritik, die sich hierüber aufhalten würde, verriete nur ihren eigenen unverstand. Anfangs freilich hatte ich an uniformierung der vorbemerkungen gedacht, sofort aber mich von der notwendigen differenzierung überzeugt.
Wenn ich nur einen herausgeber für Brentanos Gustav Wasa wüsste; kennen Sie einen in dieser zeit u. gegend der litteratur bewanderten und textkritisch erprobten mann?
Darf ich wissen wer u. was zunächst in den schriften der Wiener beiträger auftritt? Darin werden Sie ja die besten quellenstudien u. vorarbeiten zu Ihrer Littgesch. haben. Glück auf zu beidem.
Glück auf auch zur erhofften beförderung. Dass Creizenach nach Krakau kam, war mir das unerwarteteste von der welt. Der mann hat glück. Kurz zuvor erschoss sich ein kollege u. freund von ihm u. vermachte Creizenachen 50 000 m. Authentisch!
Die Prager stelle wird Ihnen nun Minor wegangeln. Sie Österreicher sind doch noch gut daran, Sie bekommen doch unterstützungen. Wie gerne wollte ich supplicieren, wenns was nützte. Ich werde jetzt der welt bald adieu sagen müssen und mich als assistent in eine kleine landstadt verflüchtigen, wenn nicht irgend ein hoffnungsstern sich bald zeigt. Ich hätte es schon getan, wenn mir das herz nicht blutete, dann meinen wissenschaftlichen nachlass auf abbruch versteigern zu müssen. – –
Den 2. tl. Faust sah ich vor 2 jj. in Dresden glänzend aufführen – aber ich besann mich ob dies ausstattungsstück Faust ist. Ich bin ein ketzer und glaube nicht an volle bühnenfähigkeit des Faust, weder des 1. noch des 2. tles.
Nochmals dank u. immer neuer u. treuer gruss
von Ihrem ergebenen
BSeuffert.
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Auszug:
Lieber Herr College; Dank für Ihre Theilnahme. Dass der Umschlag zu dünn [s]ei, hat der Verleger schon beim [ers]ten Hefte bemerkt; dem dürfte wol abgeholfen werden. Die kleine Schrift werde ich wol beibehalten müssen; doch hängt dies von der Theilnahme ab. Der Preis wird später auch vielleicht billiger werden können. Die ersten 4 Hefte mache ich allein; später ist mir Theilnahme sehr willkommen. Stranitzky macht Werner, Schmelzl wahrscheinlich ein Schüler Schmidts. Wollten auch Sie einmal ein Gegenheft bei mir machen: So wäre das sehr hübsch. Der Grundriss ist natürlich in die Ferne gerückt. In den Beiträgen soll Heft 1 sein: Ahnfrau von mir; II Briefe von Leon, Haschka, Alxinger, Born an Reinhardt hrsgg. von Keil. Dann folgt wahrscheinl. eine Arbeit über Schmelzl. Fertig ist sonst noch nichts! Zum Gustav Wasa schlage ich Ihnen Minor vor (Prag Stefansgasse 3III) er kennt die Romantiker, auch die jüngeren, erstaunend genau und wird es sehr gerne übernehmen. Vom Messias hat mir Muncker geschrieben. Freue mich herzlich darauf. Dass Sie so trüb in die Zukunft blicken müssen, ist sehr traurig. Ach Gott!!!! Ihr Sauer.
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Würzbg. 4 II 83.
Herzogeng. 5.
Geehrter herr kollege,
Ihre freundliche karte bringt mich in doppelte verlegenheit.
Dass Sie an meine neugierige frage, ob Sie allein alle hefte der WND herausgeben wollen, eine einladung zur mitarbeit, an mich gerichtet, knüpfen, schlage ich zwar hoch an und danke bestens dafür. Aber Sie dürfen nicht glauben, dass ich jene antwort durch meine frage hätte herausfordern wollen: eine solche unterstellung verbietet sich schon dadurch, dass ich Ihrer einladung nicht folgen darf, weil ich kontraktlich gebunden bin, an keinem meinen DLD ähnlichen unternehmen teil zu nehmen. Wer hätte gedacht, als ich jenen kontrakt unterschrieb, dass ‚ähnliche‘ sammlungen sich mehrfach einstellen würden! Aber nun rächt sich dieser mangel an voraussicht und ich muss Ihnen weigern, was zu bieten ich stolz wäre.
Die andere verlegenheit! h. Minor für den Gustav Wasa – ja daran hab ich auch schon gedacht; auch für das andere angekündigte romantische heft – A W Schlegel – wüsste ich keinen, der mir anständiger wäre. ‚Er wird es gern übernehmen‘ schreiben Sie? wissen Sie das gewiss? er hat s. z. in dem Litbl. Behaghel – Neumann – Bartsch die DLD so schlecht gemacht und neuerdings in der N fr. presse das dort vorgetragene nochmal aufgewärmt – wenn auch unter beigabe einiger geschmacksverdeckender saucen – dass ich unmöglich in der lage bin, auf seine beihilfe zu rechnen. Sie werden begreifen, dass wenn ich ihn anwerbe, das den anschein erwecken wird, als wolle ich sein urteil zum schweigen bringen. Das odium würde ich nicht auf mich nehmen, auch wenn ich ein viel, viel schlechteres redaktionsgewissen hätte.
Ein anderes aber wäre es, wenn h. Minor selbst sich dazu mir anböte oder die übertragung der romantiker verlangte. Er hat s. z. an mich ein recht brüskes kategorisches briefchen geschrieben, ich solle seinem Friedr. Schlegel nicht konkurrenz machen; ich gestand dies in seinem interesse sofort zu. Seit jener zeit hörte ich und sah ich nichts von ihm. Und ich habe keinen anlass aufdringlich zu sein.
Glauben oder wissen Sie aber, dass h. Minor wirklich gerne mitarbeiter der DLD wird, so werde ich es mit grosser freude begrüssen, wenn Sie ihn bestimmen können, sich selbst – so gut wie das viele andere z. b. auch prof. Geiger in Berlin getan haben – bei mir anzumelden.
Dank für Ihre sonstigen mitteilungen und nochmal glück auf zu den neuen unternehmungen.
Vom Messias ist der 1. bogen gesetzt, von den Frkf. der letzte im reindruck. das register ist eine niederträchtige arbeit.
Treuen gruss von Ihrem
ergebenen
BSeuffert.
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Auszug:
Würzburg 4 III 83.
Geehrter und lieber herr kollege, Ich danke Ihnen für Ihr schönes geschenk, dessen besitz mir viel freude macht – denn ich hange an dem helden meiner erstlingsarbeit – und danke Ihnen für Ihre erfolgreiche vermittlung zwischen h. Minor und mir. Ich bin froh also auch mit dem dritten der österr. (Wiener) beiträger in freundliche verbindung zu kommen.
Mit bestem grusse Ihr
Seuffert.
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Lemberg 3/4 83.
Sehr geehrter Herr College!
Ich bin länger in Ihrer Schuld, als es billig ist u. ich verantworten kann; nur indirect habe ich Ihnen kund gethan, daß ich Ihren letzten Brief erhalten habe. Ich freue mich innig, daß Minor Ihr Mitarbeiter geworden ist, und hoffe, daß beide Theile miteinander zufrieden sein werden. Es war die letzte Zeit mit ihm schwer auszukommen. Aber man kann sich auch schwer in die Lage eines Menschen versetzen, der in einem Jahre von Mailand über Krakau (in effigie) nach Prag gesetzt wird, ohne sicheres Einkommen heira- ten muß und so wenig zuversichtlich in die Zukunft blickt. Und dann sitzt ihm immer das Wort auf der Zunge u. das Tintenfaß geht ihm über von [de]m, was ihm im Herzen drängt. Ein wie grundguter, grundedler Mensch er ist: davon sollen Sie sich wol noch selbst überzeugen.
Die letzte Zeit ist an mich wieder die Prüfung herangetreten. Hier wurde Werner vorgeschlagen. Ein Minoritätsvorschlag scheint vom Minist. nicht berücksichtigt zu werden. So hieng ich eine zeitlang in der Luft, bis mir endlich von Schönbach in des Minist. Namen ein Extraord. für neuere Lit. in Graz angetragen wurde, das ich mit Freuden annahm. Ich verliere momentan ein paar 100 fl. dabei, weil die Lehrkanzel in Graz noch nicht systemisirt ist, aber z[u] meinem schließl. Gewinne dürfte es doch ausfallen. Ich bin aus diesen unerquickl. Verhältnissen für immer erlöst; darf wieder Mensch u. wieder Deutscher sein. Zu solchem Völkerkampfe tauge ich nicht; da gehören härtere Naturen dazu oder leichtlebigere Menschen. Ich bin bei weitem nicht mehr das, was ich vor 4 Jahren gewesen u. will nur hoffen, daß ichs wieder werde. Im Herbst, wenn alles gut geht, wandre ich und [G]alizien sieht mich nie mehr wieder. Von meinen Arbeiten nur ein paar Worte; ich zehre noch immer an dem Fleiße des vorigen Jahres; die beiden ersten Bände der Stürmer & Dränger sind längst fertig, der 2. wol auch schon ausgegeben, ich habe aber noch keine Ex. Beim ersten habe ich die Gesammteinleit. übermäßig lange verschleppt, bis ich aus der Sache völlig draus war u. mich wieder vom neuen [ei]narbeiten mußte. Nichtsdestoweniger ist sie g[ä]nzlich mislungen. Wie ich überhaupt an den ganzen Bänden keine Freude habe.
Neudrucke 4 Klemm, ‚Der auf den Parnaß versetzte grüne Hut‘ ist fertig; die ganz kurze Einleit. dazu machte sehr viel Arbeit, ich mußte 12 Bände Zeitschriften durchmachen. 5. Schmeltzl Saul & Samuel 1545 ebenfalls, von Dr Spengler besorgt, von dem ein schönes Buch über Schmeltzl in unseren Beiträgen erscheint. 6 soll Stranitzkys Ollapatrida (von Werner besorgt) sein; Creizenachs Recension beirrt mich darin nicht; sollte es aber meinen Verleger touchiren, bei dem ich erst anfragte, [so] hat Werner auch Stranitzkys Reisebeschreibung schon fertig, die dann rasch eingerückt wird.
Das, was bei Ihnen jetzt kommt, erwarte ich sehnsuchtsvoll. In den letzten Wochen habe ich mich nach dem ‚Anton Reiser‘ gesehnt.
Bleiben Sie mir gut und seien Sie mir herzlichst gegrüßt. Ihr Ergebener
Sauer.
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Auszug:
Wzbg. 6 IV 83 Herzogeng. 5
Meinen aufrichtigen glückwunsch, verehrter herr – –
ja wie soll ich Sie nun anreden? ich bitte dass Sie auch als professor den untergeordneten privatdocenten nicht vergessen u. seine bekanntschaft nicht verschmähen. Ich hatte von der vertauschung Werners u. Sauers schon gehört, verstand aber die ratio nicht, da doch W. in Graz schon vorgeschlagen war. – Was Sie mir über Minor schreiben, war mir sehr wertvoll. Nun verstehe ich erst seine wunderlichen briefe. Sie haben mich so frappiert, dass ich mich schliesslich auf den trockensten geschäftsstil beim antworten einschränkte. Das werde ich nun nach Ihrer charakteristik nicht mehr tun. Hoffentlich habe ich M. nicht verletzt. – Ueber Ihre neudrucke habe ich für die Zs. f. d. A. Anz. eine notiz gemacht auf Steinmeyers wunsch. Nehmen Sie mir nicht übel, dass ich gegen Ihre neigungen typographisch nachzuahmen, etwas ankämpfe. Ich freue mich recht auf die fortsetzg. Stranitzkys Ollapotr. wollte Wern. früher bei mir machen. Scherer, mein berater, sprach sich sehr entschieden gegen den neudr. aus, u. so ward er zurückgestellt, obwol ich nicht ganz abgeneigt war. – Immer noch fehlt Scherers einleitg zu den Frkft. gel. – Auch ESchmidt lässt nichts von sich hören. Ich wollte schon vergangene weihnachten das ms. zur Kindsmörderin haben; seit jener zeit schweigt er sich aus. – Anton Reiser wird L. Geiger, der sich darum beworben hat, im nächsten jahre machen. Jetzt bekomme ich von ihm Frdr. d. gr. Im mai von Martin die Ephemerides. Ich seufze unter der last der korr. u. bin totmüde vor arbeit. Verzeihen Sie darum auch, dass ich Ihren brief mit so dürftigen zeilen beantworte. Wenn ich wider einmal (wann??) zu einer menschlichen stimmung komme, schreibe ich wider mehr u. besser.
In Basel ist Bächtold, Henning, Roediger vorgeschlagen. Treu grüsst Ihr ergebener BSeuffert.
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Auszug:
Lemberg, 9/6 83.
Lieber Herr College! Unter einem erhalten Sie heute Band 1 u. 2 meiner St & Dr. [s]owie Heft 4 u. 5 meiner WND [mi]t der Bitte, alles freundlich aufzunehmen. Mit den St & Dr. habe ich viel Ärger & Verdruß gehabt; es ist gar nicht alles so wie ich wollte u. zu allem Unglücke ist das Zeug noch fehlerhaft gedruckt, wenigstens der 1. Band. Eigentlich bin ich für die Correcturen der Texte nicht verantwortlich, aber auch von meinen Einleitungen habe ich theilweise nur eine Correctur bekommen.
Für Ihren Nekrolog besten Dank; ich habe leider Hettner nicht gekannt. Wie ich aus Berlin erfahre, soll die LitG. bis aufs Register fertig sein; da werden Sie ja die Einleit. zu den Frankf. Gel. Anz. auch bald bekommen. Bei mir ist jetzt Heft 6 Stranitzkys Reisebeschreibung (Werner) u. 7 Sonnenfels Briefe in Druck. Der Verleger klagt u. die Geschichte wird wol glorreich eingehen. Sei’s.
Mit vielen Grüßen Ihr Ergebener AS.
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Auszug:
Geehrter herr kollege, das ist eine reiche beschenkung! ich freue mich recht auf Ihre einleitungen zum sturm- u drg. u. auf die neudrucke. Haben Sie für alles vielen dank. dass Sie mir auch etwas nicht von Ihnen ediertes schicken, beschämt mich, da der redakteur der DLD nicht so gut mit freiex. gestellt ist, das zu können. Das zusammenarbeiten mit Kürschner mag gewiss unangenehm sein; bei solcher massenproduktion ist sorgfalt im druck nicht möglich. die erneuerung der Prometheusviecher ist aber sehr nett. Bei mir ist eben auch die Kindermörderin fertig geworden, nur Schmidts einleitung ist noch nicht gesetzt; ich erwarte täglich die korrektur. Bis mitte juli kommen 5 hefte DLD, vorausgesetzt dass Scherers einleitung endlich, endlich eintrifft. Bevor dies ist, werden alle bände in arrest gehalten. Bodmer ist ganz fertig, Wagner wie gesagt, Goethe Ephem. bis auf einleitung u. Gustav Wasa ist im druck. Im juli kommt De la litt. allem. an die reihe u. dann dieses jahr nur noch A W Schlegel Berl. vorlesgen. Die verleger sind sehr überrascht, dass ich Ihnen das dreifache des kontraktlichen jahrespensum zu mute, aber ich sagte: der bien muss, u. so fanden sie sich drein. Dass die WND nicht gleich florieren, sollte Ihren verleger nicht kopfscheu machen. Ich weiss allerdings auch nicht, wie lange sich meine Henninger den luxus erlauben; denn ein luxus ists neudrucken vom standpunkte eines verlegers. – Ist Ihre ernennung nach Graz eingetroffen? die Werners soll perfekt sein. – Wenn Sie auch hören, hier seien Walthers v. d. V. gebeine gefunden worden, so erklären Sie energisch, dass das gerede leerer humbug sei. Nochmals dank und treue grüsse von Ihrem ergebenen BSeuffert.
11 VI 83.
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Auszug:
Lieber Herr College, in der Anhoffung, daß Sie mir unumwunden die Wahrheit sagen w[er]den, richte ich eine Bitte an Sie. Währ[e]nd ich nemlich in diesen Tagen den Umschlag zu den ersten Heften unse[re]r ‚Beiträge zur Geschichte der deutsch Lit. u. d. geistigen Lebens in Oest‘ redigirte, fiel es mir ein, daß Sie früher Werner u. später auch mir versprochen haben, bei Gelegenheit ein Heft ‚Wielands Einfluß auf die deutsch-öst. Lit‘ oder wie Sie es dann betiteln wollen, für diese Sammlung zu spenden. Dürften wir dieses Heft unter den anderen „in Vorbereitung befindlichen‘ ankündigen? Sie übernehmen dadurch keine bestimmte Verpflichtung, am wenigsten einen einzuhaltenden Termin. Auch bei anderen dort angekündigten Arbeiten ist noch nichts lebendig als der Plan. Sie würden mich u. meine beiden Herren Mitredacteure sehr dadurch verbinden u. unserm Unternehmen entschieden nützen, da die Liste, wie Sie sehen werden im übrigen ziemlich armselig ist & ‚illustre‘ Namen völlig fehlen. Ein großes Ja auf einer Postkarte genügt für den beschäftigten Redacteur der DLD. Herzlich grüßend
Ihr AS.
Lemberg, 25.6.83.
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Auszug:
Lieber Herr College! Ich sage Ihnen beste[n] Dank für die Recension Ihrer | lies: Ihre Recension der:| Neudrucke und ich werde gewiß mehrere Ihrer Ratschläge vor Augen halten; Sie dürfen nicht vergeßen, daß ich als Redacteur ein Anfänger bin; auch war die Druckerei leider nicht so geschult wie die Ihre; nur daß mir gerade von Ihnen ein ‚handwerksmäßiges‘ Vergehen vorgeworfen wird, hat mich geschmerzt; da Sie – wie ich meinte – aus meinen beiden bei Ihnen erschienenen Heften das Gegentheil hätten ersehen können. Bei mir ist oft sogar zu große Wärme für die Sache, die mich zu viel ins kleinliche führt. Für alles aber, was ich daraus gelernt habe, nochmals meinen aufrichtigen Dank. Ihr treulich grüßender
AS.
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Auszug:
Verehrter herr doktor, Verlagskontrakt zw. meinen verlegern u. mir sagt in §. 1: ‚dr BSfft verspricht kein ähnliches werk über Wld. zu veröffentlichen.‘ Nun halte ich zwar, was ich etwa für Ihre beiträge stiften könnte, nicht für ein ‚ähnl.‘ werk, aber die verleger sind etwas gereizt, weil ich sie warten lasse u. könnten an der ankündigung anstoss nehmen. Haben sie einmal mein ms. und halte ich dann noch die ausführung meiner idee, die ich nur so flüchtig hinfasste u. deren bearbeitung ich wol angedeutet aber nicht ‚versprochen‘ haben kann, für zweckmässig, so gehts gewiss ohne einrede der herren ab. Aber jetzt – Sie werden begreifen, dass eine missliche hängerei entstehen könnte. Ich schlage Ihnen sehr ungern etwas ab, aber diesmal doch mit leichterem herzen: denn der name des langweiligen Sfft. mag zwar vielleicht im engeren kreise nicht unbekannt sein, aber als lockvogel fürs publikum ist er ganz stimmelos. also geschädigt werden Sie eher durch die ankündigung meiner mitarbeiterschaft als ohne dieselbe. Weisen Sie mich seiner zeit, wenn ich anzuklopfen wage, nicht ab, so wird mirs freude machen. In treuen grüssend ergebener
BSeuffert.
Wzbg 26 VI 83.
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Auszug:
Würzburg 29 VI 83.
Sehr geehrter herr kollege,
So erfreulich mir Ihre erste karte war, so bedauerlich die nachfolgende.
Wenn Sie den umfang der Littnotiz über die Wiener neudrucke betrachten, der doch gewiss für diese stelle ein ganz abnormer ist, so mussten Sie schon daraus ersehen, dass mir die empfehlung Ihrer sammlung am herzen lag.
Dass ich Ihre art zu arbeiten überhaupt sehr hoch einschätze, glaube ich wahrlich in der anzeige Ihres Kleist bewiesen zu haben. Ausserdem können Sie überzeugt sein, dass ich Sie nicht um Ihre mitarbeiterschaft an den DLD gebeten hätte, wenn ich nicht Ihre arbeitskraft und -weise billigen, ja für musterhaft halten würde. Sie könnten gewiss sein, dass ich Sie nicht zum zweiten male gebeten hätte, wenn mir die herausgabe des 4. heftes durch Sie nicht ganz zugesagt hätte. Ferner habe ich ja widerholt Sie darum zu ersuchen mir erlaubt, auch fürder Ihre beihilfe in anspruch nehmen zu dürfen, habe in rücksicht darauf das von Ihnen gewünschte heft Pyra u. Lange, Thirsis und Damon auf dem umschlage der neuesten nummern angekündigt, was ich wahrlich nicht getan hätte, wenn ich an Ihnen irre geworden wäre. Ich hoffe und bitte ausdrücklich, dass Sie Ihre zusagen nicht zurückziehen, dass Sie dies, die preussischen volkskriegslieder und anderes bei mir edieren.
Ich hätte geglaubt, diese tatsachen sprächen deutlich genug, um mich vor misverständlicher deutung meiner worte zu schützen. Trotzdem glaubten Sie leider, den satz, worin der ausdruck ‚handwerksmässig‘ vorkommt, auf sich beziehen zu dürfen. Ich habe den satz ganz allgemein hingestellt und indem ich fortfahre: Sauer hat fehler beseitigt, wird ja doch klar, dass ich Sie zu den kritischen und nicht zu den handwerksmässigen neudruckern (bei denen ich lediglich an Hollands Faust, d. h. an Drugulins Faust dachte) rechne. Was ich meinte, Ihnen sagen zu dürfen, ja sagen zu müssen im interesse einer gedeihlichen entfaltung des unternehmens, das war der wunsch, Sie möchten die kritik, die Sie bisher geübt in den WND, noch weiter ausdehnen.
Gewiss habe auch ich erst während des neudruckes gelernt und hoffe noch mehr zu lernen. Insbesondere gedenke ich – wenn ich selbst herausgeber eines stückes bin – das druckfehlerverzeichnis stärker zu kürzen als bisher. Aber ich wäre sehr froh gewesen, wenn sich jemand mit der äusseren seite meiner ausgaben beschäftigt hätte; dann hätte ich mit einem male gelernt, was ich erst nach und nach auf mich selbst angewiesen erfuhr. Die druckerei war von anfang an gut, dann ward sie nachlässig und ich habe vor 2 monaten einen grossen kampf mit ihr geführt; in der alternative, entweder den satz zu verlieren oder sich einen besseren korrektor anzuschaffen, wählte sie den letzteren weg. Aber auch jetzt ist sie kein Drugulin. Ich habe alle bogen der Frkft. gel. anz. in korr. und 2 revisionen, zuweilen in 3 revisionen gelesen, jede derselben mindestens dreimal; also jeden bogen 9–12 mal; und trotzdem sind sicher fehler stehen geblieben, durch meine eigene schuld u. die der druckerei.
Doch wozu rede ich davon! dass ich mich nicht für unfehlbar halte, wissen Sie wol. und dass ich gerade darum keinem anderen unbillige vorwürfe machen darf und will, am allerwenigsten Ihnen, liegt auf der hand.
Ich bitte also das misverständnis auszustreichen und unser verhältnis in der alten weise fortzuführen. Ich muss in diesem augenblicke um so ernstlicher darum bitten, als Sie wol gar meine antwort auf Ihre frage wegen des ‚Wieland und Österr.‘ in einen zusammenhang mit Ihrer auffassung meiner Littnotiz bringen wollen. Damit ich sicher gehe, habe ich einem unbeteiligten Freunde meinen Wielandkontrakt und Ihre karte vorgelegt und auch er hat unbeeinflusst von meiner auffassung die befürchtung gehegt, meine verleger könnten gegen die von Ihnen angebotene ankündigung einspruch erheben. Ich bedauere aufrichtig, dass ich leichtsinnig kontrakte einging, die mir diesmal wie für die mitarbeiterschaft an den WND die hand binden.
In unveränderter hochachtung und ergebenheit grüsst treulichst
BSeuffert.
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Auszug:
Lemberg 3/7 83.
Lieber Herr College!
Was zunächst den in Aussicht gestellten Wieland-Aufsatz betrifft, so kann von irgend einer Kränkung meinerseits keine Rede sein. Als ich die Ankündigungen auf dem Umschlag zusammenstellte, fiel mir ein, daß wir einmal darüber correspondirt u. ich hielt es für eine einfache Pflicht der Höflichkeit, nochmals bei Ihnen anzufragen. An Ihren Contract [m]it Rütten und Löning dachte ich nicht, sonst hätte ich die Bitte nicht gestellt. Können Sie später einmal dies oder eine andere Arbeit zur öst. Lit. Gesch. liefern, so stehen Ihnen die Blätter der Beiträge offen.
Auch wegen Ihrer Recension – sehe ich jetzt ein – habe ich ja [g]uten Theil Unrecht; auch ich habe mir von befreundeter Seite Rat erholt u muß, um der Wahrheit Ehre zu geben, gestehen, daß man meine Auffassung des fraglichen Satzes nicht ganz teilte u. überhaupt den Ton der Recension für viel wolwollender erklärte, als ich anfangs gelten lassen wollte. Da nun noch Ihr aufklärender, freundlicher Brief dazu kommt, so wäre [e]s Thorheit von mir, irgend einen Schatten von Misverständnis zwischen uns walten zu lassen.
Daß ich aber als Mitarbeiter den DLD. treu bleibe, ist über alle Zweifel erhaben. Ich danke Ihnen für die Ankündigung von Thyrsis & Damon u. [w]enn es Ihnen recht ist, kann ich dieses Heft im Laufe des nächsten Jahres zu einem von Ihnen näher zu bestimmenden Termin liefern. Ist Ihnen aber die erste Uzische Gedichtsammlung, resp. eine kritische Uz-Ausgabe (ich schwanke noch immer) lieber, so kann ich diese liefern. Für Götz kann ich nichts machen, so lange die ‚Gedichte eines Wormsers‘ unauffindbar sind; die preussischen Volkskriegslieder hängen von einer Reise nach Berlin ab, zu der ich hoffentlich von Graz aus leichter komme, als von hier.
Beschränkung des Druckfehlerverzeichnisses wäre auch mein Streben, besonders da ich an einem dicken Hefte (Sonnenfels Briefe über die wienerische Schaubühne) arbeite; aber wie stellen Sie sich diese Beschränkung vor; darf ich alles übergehen, was der 2. Druck in den Ges. Werken gebe[ss]ert hat?! Eine große Gefälligkeit [we]rden Sie mir aber erweisen, wenn Sie mir Correctur oder Aushängebogen Ihres Registers zu den Fr. G. A. zur Verfügung stellen wollten; nur auf wenige Tage; ich soll zu Sonnenfels ebenfalls ein Register machen u. schlöße mich gerne Ihrem Muster an.
Ich danke Ihnen für Ihren langen, ausführlichen Brief und bitte Sie, meine Hitze mir nicht übel zu nehmen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
treulichst ergebener
August Sauer.
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Auszug:
Verehrter herr kollege, Ich freute mich Ihres briefes sehr. Die gewünschten korr.bogen erhielten Sie gestern. Mit dem register werden Sie gar nichts anzufangen wissen; denn es ist ad hoc gemacht u. ich glaube, es muss für jeden fall ein neues registerprincip aufgestellt werden. Mich hat die herstellung und sichtung viele wochen gekostet, grosse zweifel und schwere entschlüsse. Ich habe das ganze 3 bis 4 mal neu durchgearbeitet, um gleiche gesichtspunkte für die behandlung zu gewinnen. Auch jetzt noch wird manchem zu viel, anderen zu wenig geschehen sein. Für die einleitung verfahre ich rein äusserlich: jeder name der da steht (ausser denen der modernen autoren, die Sie aber in Ihren Kleist aufnahmen). Für den text ist das register zugleich eine eine art kommentar, indem es anonyma u. anspielungen etc. auflöst. – Bezüglich der graphischen einleitung schwebt mir vor (aber ich habe es noch nicht erprobt): von allen fehlern beispiele; auch die buchstabenverwechslungen alle, weil man aus ihnen einmal eine f. die textkritik (auch von hss.) wegweisende sammlung häufiger versehen zusammenstellen kann. Vollständig im einzelnen aufgeführt werden sollen, wie ich jetzt meine, nur die fehler, welche eine an sich richtige grammatische form, an sich einen sinn haben u. nur wegen des zusammenhangs falsch sind. Ich denke wir beiden könnten beim zusammenwerfen unserer erfahrungen einmal bestimmte principien publicieren. Grüssend Seuffert
7.VII.83.
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Auszug:
Würzburg 22 VII 83.
Sehr geehrter, lieber herr kollege, Die korr.bogen u. meine erläuterungskarte sind wol in Ihren händen. Verzeihen Sie die kurze fassung, ich hatte grosse eile. Darum dankte ich auch nicht gleich für Ihre freundliche zusicherung der fortdauer Ihrer mitarbeiterschaft. Ich hole das hiermit nach. Wenn Sie mir die wahl lassen, wäre mir allerdings Uz lieber als der langweilige Pyra; also jener zuerst, dann dieser. Wie darf ich den titel für Uz ankündigen?
Und dazu noch eine recht knauserige frage, die Sie nicht übel nehmen wollen. Erhalten Sie etwa f. die Gött. gel. anz. alle DLD als recens.ex.? dann möchte ich bitten, mir nicht übel zu nehmen, wenn ich Ihnen DLD 8 nicht schicke; im andern falle wird es mir nach wie vor freude machen, Ihnen die hefte, die ich selbst bearbeite zuzustellen. Misdeuten Sie die offenherzigkeit nicht. hätte ich von Steinmeyers redaktion Ihre WND erhalten, so hätte ich Ihnen Ihr geschenk dankend zu anderweitiger verwendung zurückgestellt. – Da Steinm. mir s. z. erklärte, er könne nicht alle hefte der DLD zur anzeige bringen, so wird er es auch mit den WND so halten. Sie dürfen also keine fortsetzung meiner notizen über dieselben erwarten.
Ich habe noch ein bild von mir – s’ ist allerdings nicht ganz neuen datums. Aber wenn Ihnen der besitz spass macht, so schicke ichs. Mir ist nemlich um Ihre revanche zu tun!! Freundschaftlich grüsst Ihr ergebener BSeuffert.
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Auszug:
Lemberg, 25.7.83.
Lieber Herr College! Für Ihre Correcturbogen danke ich vielmals; ich kann selbstverständlich das Register als solches gar nicht brauchen, wollte aber wissen, wie beschränkt oder ausführl. Sie es angelegt haben. Da Ihnen (u. auch mir) Uz [li]eber ist, so werde ich, sobald als ich wieder seßhaft sein werde, im October, die Sache in die Hand nehmen. Vielleicht wird am besten sein, ein Abdruck der ältesten Ausgabe mit den Varianten der zweiten. Aber um dies zu entscheiden, muß ich meine Collationen noch einmal durcharbeiten. Also können Sie höchstens ankündigen ‚Uz Gedichte‘. – Die DLD. bekomme ich von den Göttingern nicht regelmäßig. Hermann, Messias habe nicht bekommen; wol aber Heft 7, so daß ich also Heft 8 jedenfalls auch bekomme: für dieses danke ich Ihnen also schon jetzt. Hätte ich geahnt, daß es Ihnen mit den Ex. schlecht geht, hätte ich meine Dupplicate ! nicht verschleudert (d. h. an einen Studenten geschenkt), also verzeihen Sie dies: schicken Sie mir in Zukunft ein Heft erst dann, wenn ich es von den Gött. nicht bekomme. Daß Sie mir aber Ihr Bild versprechen, freut mich riesig! Bitte nur recht bald! Denn ich werde mich auch noch im nächsten Monate revangiren !. Ich laße mir in diesen Tagen ein Lemberger-Abschiedsbild machen u. davon war schon längst für Sie eines bestimmt. Das muß uns einstweilen die persönl. Bekanntschaft ersetzen, nach der ich mich schon recht sehne! Wann & wohin gehen Sie auf Ferien? Ich bin bis Anfang Sept. hier; dann in Wien; von Ende Sept. in Prag. Mit freundlichen Grüßen Ihr Ergebener
AS.
Ist es wahr, daß Sie nach Strassburg kommen sollen?? !!
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Auszug:
Würzburg 28 VII 83
Sehr verehrter herr kollege,
Da haben Sie das monstrum! denken Sie sich den mann etwas gealtert, den bart etwas grösser, den haarbusch, damals à la kgl. bayr. raupenhelm geschnitten, etwas erniedrigt und mit leichten grauen spitzen da u. dort – wie es eben bei jemand geht, der unter der last 6jährigen privatdocententums und 5jährigen brautstandes gebeugt ist. dazu die augen etwas weniger weit aufgerissen als dies in der verdammten photographier stube, atelier genannt, not tat.
Und nun freue ich mich auf Ihre einkehr bei mir.
Der Uz ist auf dem umschlag von DLD 16 angekündigt. Sie brauchen damit nicht zu eilen. vor ostern wird die drucklegung kaum angehen. Randbemerkung mit geschweifter Klammer, bezogen auf den folgenden Absatz: [vertraulich] meine verleger haben nemlich neuerdings mir auszüge aus Ihren geschäftsbüchern geschickt von so erschreckender gestalt, dass ich ihren mut nicht begreife, mit dem sie auf der fortsetzung als etwas selbstverständlichem bestehen. aber eine folge hat das doch: ich darf im nächsten jahre nicht so hausen wie in diesem, wo ich allerdings unbändig viel auf den markt werfe. also haben auch Sie nachsicht, wenn ich Sie nicht so rasch mit dem Uz zur öffentlichkeit kommen lassen kann.
Wissen Sie dass ein Wiener herr Schnürer oder wie, jetzt in Innsbruck über Uz u. Cronegk arbeitet? vielleicht ist es bequem für Sie, wenn er seine schrift so rechtzeitig ediert, dass Sie dieselbe noch nützen können.
Ich soll nach Strassbg. kommen?! wie so denn? da Hennings berufung nach Basel fehl schlug, ist ja kein platz da. und wenn er wirklich – was ich bezweifle – nach Kiel berufen werden sollte, sässe Kluge in Strassburg zur empfangnahme des Henningschen extraordinariates bereit, und Kluge hat freunde. Sie wissen ja wol, dass weder Schmidts noch Hennings berufung nach Strsbg. glatt ging. selbst wenn ich also – im falle von Hennings einstigem abgange – von einer seite dort vorgeschlagen würde, würde die opposition wider sehr stark sein und gewiss alle kräfte aufbieten, um nicht zum 3. male in dieser frage zu unterliegen. Sie sehen, das gerücht fusst lediglich auf den unmöglichsten konditionalsätzen. ich sitze hier eingepfercht und habe nichts als das wolwollen der hiesigen fakultät und einige zustimmende freunde auswärts – aber beides sind ideale werte, die ich gewiss hoch einschätze, die aber keine praktische folge haben. –
Wenn ich mir überhaupt ferien gönne – und ich bin ziemlich abgearbeitet, – so gehe ich wahrscheinlich auf zwei wochen nach Thüringen. aber s’ist noch nicht bestimmt. jedesfalls genügt meine hiesige adresse zu jeder zeit.
NB: haben Sie eigentlich Ihr extraordinäres dekret in der tasche? ich las noch nichts davon u konnte darum auch keinen rechtzeitigen glückwunsch überbringen.
Damit genug für heute: lassen Sie das bild ein unterpfand sein der treuen hochachtung
Ihres
ergebenen
BSeuffert.
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Auszug:
Lemberg 1. August. 83.
Sehr geehrter Herr College!
Gestern hätte ich nur eine kurze Karte schreiben können: so habe ich lieber bis heute gewartet, um Ihnen für Ihr Bild recht herzlich zu danken. Es ist doch gleich etwas anderes: wenn man sich wenigstens auf diese Weise gesehen hat: Es bringt uns doch näher: man sieht denjenigen vor sich, an den man oft schreibt [un]d noch öfter denkt. Also ich habe mich so recht gefreut, als ob es ein leibhafter Besuch gewesen wäre und wie meine Bilder fertig werden: setze ich mich in einen Einspänner (zweispänner trägts mir nicht), um Ihnen die Gegenvisite zu machen. Aber auch Gegenklagen habe [ich] bereit. Meine Ernennung ist immer noch nicht herunten. Ich bin wol in Graz einstimmig vorgeschlagen worden; aber im Ministerium scheint alles auf Urlaub zu sein; ich muß mich daher wol bis Anfang Sept. gedulden. Sicher scheint die Sache: wenn man einer Regierung von der Perfidität der unseren trauen darf. In die kornblumenblaue Stadt Graz [g]ehe ich aber jedenfalls, selbst wenn das unglaubliche wahr werden sollte.
Ihre Strssbrger Aussichten weiß ich durch Schmidt. Kluge soll ja nach Jena kommen; oder wer sonst?
[Is]t es denn in Würzburg, Erlangen oder München nicht durchzusetzen, daß man Extraordinarien gründet? So zu arbeiten, wie wir seit 3 Jahren thun, hält man ja nicht aus. Ich bin manchmal so müde, daß ich mich selber nimmermehr kenne u. trinke Thee bis zur Bewußtlosigkeit. Wenn ich aber dann in Graz diese Ruhe u. Ungestörtheit nicht [ha]ben werde, was dann?
Daß unsere Neudrucksammlungen nicht gut gehen, begreife ich aufrichtig gesagt nicht. Zuerst schreit alles, wir armen Provinzler, wir armen Studenten, wir armen Lehrer können nichts arbeiten, haben kein Material! u. s. w. Nun schafft man’s ihnen u. es wird ignorirt. Man sollte meinen so 1000 Stück Frankf. Gel. Anz. etc. seien im Nu [w]eg! Aber mir geht’s gerade so; wenn nich[t] der Wiener Gemeinderath jedem Besucher der hist. Ausstellung einen Abraham a. S. C. als Belohnung mitgibt, so werden wir wol aufhören. Auch ein Gesuch ans Min. habe ich deswegen gemacht. Sie unterstützen doch so vielerlei anderes, warum das nicht.
Ich bleibe bis gegen 8. Sept. hier. Dann ist bis 1. Oct. meine Adresse: Wien IX Mariannengasse 7; später Graz Univers. Wenn ich aber in Wien als elektrischer [M]aschinenmeister Anstellung finde, bleibe ich dort.
Mit besten Grüßen
Ihr
treulich ergebener
Sauer.
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Auszug:
Würzburg 2 IX 83.
Herzogeng. 5
Lieber herr kollege,
Das ist freundlich von Ihnen, dass Sie mich bei meiner rückkunft aus Thüringen – denn dahin, in die nähe von Eisenach, bin ich ein paar wochen gezogen – mit einem bildlichen besuche erfreuen. Seien Sie bestens bedankt! Gross und schlank habe ich mir Sie vorgestellt, aber – blond! warum, wüsste ich nicht; man macht sich ja aus briefen und schriftstellereien bilder von den verfassern und geht freilich auf diesem wege nicht sicherer als Lavater auf dem umgekehrten. Nun werde ich beim lesen Ihrer schriften mir Ihr wahres porträt im auge behalten und so hoffentlich sicherer zu einem rechten verständnis Ihrer person gelangen. Wollen Sie mich nach wie vor durch Ihre briefe darin unterstützen!
Auf die angekündigten neudrucke freue ich mich sehr. Sie haben vor meiner sammlung voraus, dass Sie mich und wol viele Deutsche in ganz unbekannte gebiete führen. Ich freue mich des raschen fortschrittes und wünsche aufrichtig, dass der absatz Ihrem eifer entsprechend gross sein möge.
Auch auf den Bürgerband bin ich sehr begierig. Ihre einleitung wird mir gewiss den mann verständlich machen: bisher wollte es mir nie gelingen, ihn als einheit zu fassen. Für meine vorlesungen war er mir immer eine wahre crux. In den DLD soll späterhin eine kritisch-historische ausgabe seiner gedichte kommen. ich habe bisher vergeblich nach einem fähigen bearbeiter umschau gehalten. jetzt weiss ich, an wen ich mich wenden darf.
Habe ich Ihnen wirklich nicht mitteilung gemacht, dass ich das 19. jhrh. auf den titel setzen wolle? Die verleger wünschten es seit mehr als jahresfrist; ich sträubte mich gegen die vermehrte ausdehnung, da mir die arbeit ohnehin lästig ist. Aber schliesslich gab ich doch nach und bin nun sehr glücklich über die wahrhaft genussreichen Vorlesungen Schlegels, deren druck eben h. Minor besorgt.
Zum schlusse den aufrichtigen wunsch, dass Ihre ernennung nach Graz baldigst einlaufen möge und dass Sie also angenehm zu dem gezwungen werden, was Sie doch auch freiwillig tun müssten. Vergessen Sie dann als wolbestallter professor den sitzengebliebenen privatdocenten nicht!
Nochmals dankend grüsst
Ihr
ergebener
BSeuffert.
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Auszug:
Graz, Sparbersbachgasse 45 15/10 1883.
Lieber Herr [Col]lege! Meine endlich erfolgte [Er]nennung werden Sie wol gelesen haben; meine Übersiedlung kann ich Ihnen heute nur kurz vermelden u. Ihnen zugleich danken für Ihren letzten Brief, auf den ich wie ich glaube noch nichts erwidert habe. So habe ich Ihnen wol auch mein Entsetzen noch nicht geschildert als ich mich von Ihnen nach meiner Photographie als groß, schlank und blond verkannt sah. Ich bin keines von den dreien: Mittelgroß, gedrungen und kohlpechrabenschwarz, so daß mir Scherer seinerzeit den Namen ‚Der Schwarze‘ gab, wie er noch heute im Freundeskreise gang und gäbe ist. Da das schwarze Haar bei meiner sonstigen Negerphysiognomie das einzige wäre, worauf ich stolz sein könnte, so muß ich es schon ein klein wenig verteidigen. Alles andere nächstens in einem längeren Briefe.
Herzlich grüßend
Ihr Ergebener
Sauer
der wol auch unter Scherers literarische
Heißsporne sich einrechnen darf.
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Auszug:
Würzburg 17 X 83.
Sehr verehrter professor,
Nein, kein wort hab ich gelesen! Sonst hätte ! dem ‚Schwarzen‘ sogleich meine beifreude (Gr. WB I 1370) ausgedrückt. Also: besten glückwunsch! Sie fühlen sich als Schererscher heissporn getroffen? ich dachte nur an Minor und bes. Werner, als ich die vorläufige verwarnung las. Gegen Rich. Maria hat er sich etwas schärfer ausgelassen, als ich wünschte. Aber da liess sich nichts mildern. Werner sandte mir den Stranitzky; offen gestanden hatte ich mir mehr amusement davon versprochen.
Verzeihen Sie gnädig meine irrige konstruktion Ihres süssen leibes: ich sehe wol, dass ich kein umgekehrter Lavater bin. Und lassen Sie, herr college meiner sich auch fürder herab – zum gegenstück des ewigen juden, zum ewig
sesshaften BSfft.
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Auszug:
Lieber herr professor, Ich muss mein versprechen über Uz so weit es die zeit der ausgabe betrifft leider rückgängig machen und bitte dafür um nachsichtige verzeihung. Der 2. u. 3. tl. der vorlesungen Schlegels umfasst nach neuester ausgabe mehr als doppelt so viel, als ursrpünglich von Minor angezeigt war. Da nun eine verschiebung der fortsetzungen nicht angeht – aus verschiedenen gründen äusserlicher aber zwingender art –, da ich ausserdem aus eben solchen gründen den längst angekündigten Winckelmann nicht nochmals verzögern kann, so bitte ich Sie, mich mit dem Uz nicht zu drängen. Hoffentlich passt die verschiebung in Ihre sonstige arbeitsteilung: jedenfalls rechnen Sie mir nicht als sünde an was nicht meine schuld ist.
Meine rec. Ihres Kleist II III war fertig, ehe die anz. Ihrer Wiener ND erschien. Gedruckt wird sie erst im februar oder märz erscheinen: h. Steinmeyer hatte zu
viel material für den anzeiger liegen.
Sind Sie gut eingewöhnt in Graz? Mit den besten wünschen grüsst Ihr
ergebener
BSeuffert.
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Auszug:
Lieber Herr College! An der Verschiebung der Uz-Ausgabe liegt mir [bei] sonstigen nur zu reichlichen [Arb]eiten, gerade nicht viel. Wenn ich das Material beisammen habe, an dem mir noch einiges fehlt: so mache ich das Man. fertig und lege es Ihnen vor: warum sollen unsere Man. es nicht auch vertragen, ein Jährchen im Pulte zu liegen? Haben Sie etwa ältere Ausgaben von Uz und Götz und welche? Auf die Kleist-Rec. freue ich mich.
Gestern war bei uns Inauguration und Commers; der erste, den ich mitmachte – denken Sie sich, ein so schlechter Student war ich. Alles was Geselligkeit, Collegialität etc. betrifft, läßt nichts zu wünschen übrig. Daß ich nicht gesund bin, ist wol auf Rechnung der Acclimatisation zu schieben. Es ist aber so arg, daß ich eigentlich noch immer nichts gearbeitet habe und kein Ende sehe.
Herzlich grüßend
Ihr Ergebener
Sauer.
16/11 83.
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Auszug:
Lieber herr professor, Ich danke Ihnen für die freundliche rücksicht auf meine zwangslage. natürlich werde ich das ms. gerne in empfang nehmen so bald es fertig ist und gewiss mein möglichstes tun, die drucklegung desselben zu beschleunigen.
Uz und Götzausgaben besitze ich nicht, d. h. keine nennenswerten. Von Uz nur den 2. bd. eines nachdruckes Carlsr. Schmieder 1776 sowie Sämmtl. poet. werke Wien, gedr. für Frz. Ant. Schrämbl. bey Ignaz Alberti 1790 3 bde. antiquasatz. Von Götz besitze ich nichts als das facsimile der Mädcheninsel in Götz, Geliebte Schatten.
Dass Sie Ihre übersiedlung mit unwolsein bezahlen müssen ist fatal. ich hoffe es hat sich inzwischen gehoben.
Eiligst aber nicht minder herzlich denn sonst
grüsst Ihr ergebener
BSeuffert.
Würzburg 24 XI 83.
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Auszug:
Graz 24/2 84.
Besten Dank, lieber Herr College, für die ausführliche und schöne Rec. [m]eines Kleist, die mich umsomeh[r] freut, als ich langsam wieder zu Kleist-Studien zurückkehre und voraussichtlich im Sommer eine Fortsetzung meiner Academieschrift Kleist-Ramler werde erscheinen lassen. Ich habe nicht nur ein Fragment der von mir supponirten Ramlerischen Bearbeitung des Frühlings aus den Jahren 49/50 aufgefunden, sondern auch den entscheidenden Brief von Kleist an Ramler über die Ausgabe der Werke erhalten. Die beiden Billetts, die Bächtold auffand, hat er mir schon vor längerer Zeit mitgeteilt. Es wäre eigentlich hübsch gewesen, wenn sie Ihrer Rec. einverleibt worden wären. Bedeutend sind die aber nicht. Auch einen älteren Brief an Ramler über die Berufung nach Soroe habe ich. Mit dem Neudruck der freundschaftl. Lieder müssen wir jetzt nach Ihrer Rec. doch ernst machen. Mit vielen Grüßen Ihr AS.
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Auszug:
Sehr geehrter herr professor, Sie können immer schenken und immer schöne grosse sachen. Ich habe nichts als kleine kleinigkeiten dagegen und werde so immer dankschuldiger. Ich freue mich sehr auf Ihre einleitung zum Bürger: ich schrieb schon früher, dass ich diesem dichter gegenüber noch lernbedürftiger bin als sonst. – Wie steht es mit Ihrer gesundheit und Ihrem leben in Graz? Ich lebe im hochgefühl eines 7jährigen privatdocenten, den fakultät, senat und minister aus barmherzigkeit zum extraordinarius machen wollten: die mitleidlosen landtagsabgeordneten aber sagten: das ist unnötig. Ausserdem excerpiere ich wider einmal ungedruckte Wielandkorrespondenz, gehe im sammeln auf und gewinne nicht mehr den äusseren und inneren mut, was grösseres zu machen. Leben Sie wol und vergessen Sie nicht Ihren
Seuffert.
Würzburg 1.IV 84.
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Auszug:
Graz 16/5 84.
Lieber, verehrter Herr College!
Da ich eigentlich eine ziemlich rege Correspondenz führe, so begreife ich es nicht ganz, wie es kommt, von Ihnen so selten etwas ausführlicheres zu hören und umgekehrt an Sie so wenige längere Berichte zu liefern. Fast will es mir scheinen, als ob ich die Schuld auf Sie abwälzen dürfte.
Schon lange liegt mir dieser [B]rief im Sinne und nur eine Lemberger Reise und traurige Erlebnisse innerhalb meines engsten Freundes- kreises haben ihn um 4 Wochen verzögert. Es hat mich tief betrübt, aus Erichs Mitteilungen z[u] erfahren, daß in Bayern für Sie nichts gethan wird; zwar darf ich mein Österreich nicht rühmen; um einen volkstümlichen Ausdruck zu gebrauchen, kann ich von meinen jetzigen Einkünften sagen, sie seien zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel; aber wenigstens hat man Minor und Werner anständig versorgt und ich kann mich damit trösten, daß ich als der überzählige in die [W]elt der Germanistik eingetreten bin. Neuerlich sind wieder Gerüchte aufgetaucht, daß Sie in Straßburg ankommen sollen; auch Wienscheint aus dem Hintergrunde herzuleuchten und ich würde mich herzlich freuen, Sie bei uns begrüßen zu können. Meine Aussichten sind gleich Null; man hält nicht einmal die mir gegebenen Versprechungen und ich raufe mich noch immer wegen der Seminarremuneration für den vergangenen Winter.
Doch lassen wir diese traurigen Geschichten. Ich wenigstens bin ich ! Graz sehr, sehr zufrieden. Keine polnischen Juden und keine polnischen Collegen. Ein netter, lieber Umgangskreis, engere Fachgenossen (Schönbach, Zingerle), Wien in der nächsten Nähe; eine herrlich[e] Gegend, eine erträgliche Bibliothek. Man sollt meinen, hier müße man frisch und gesund sein, was [b]ei mir nicht ganz der Fall ist. Aber ich bin so fleißig als es meine Gesundheit erlaubt, manchmal auch etwas mehr. Ich habe wie gewöhnlich mehrere Eisen im Feuer, kehre abwechselnd zu ihnen zurück, verbrenne mir gelegentlich auch die Finger: freue mich aber im ganzen herzlich, wie meine [A]rbeiten gedeihen und wachsen. Ich habe äußere und innere Arbeiten. Die letzteren treten ab und zu an das Tageslicht, um wieder unter den Felsen zu verschwinden. Meine österreichi[sch]en Probleme hege ich im Stillen. Für Kürschner fördere ich einiges, was ich in Lemberg schon fast beendigt hatte, die alten Kleist-Untersuchungen denke ich wieder aufzunehmen, da die entscheidenden Briefe über die Ausgabe letzter Hand gefunden wurden; für Uz habe ich Bücher aus [Be]rlin hier und Handschriften aus Halberstadt. Mein Publicum über Goethes Wilhelm Meister interessirt mich riesig und ich habe viel dafür [zu]sammengelesen. Manchmal mache ich mir bittere Vorwürfe, daß ich es mir an Concentration fehlen lasse; aber wie oft läuft mir mein Rößlein ganz einfach davon und ich muß froh sein, durch ein paar Tage hindurch ein anderes reiten zu dürfen.
Freilich ein Buch wie Lessing von Schmidt oder Ihr Wielandgeht aus dieser Vielgeschäftigkeit nicht hervor. Aber das eine darf ich diesen Arbeiten an die Seite setzen, die Liebe und Wärme, mit der ich alles pflege, w[as] in meinen Gesichtskreis tritt. Mir kann eine Lesart Herzenssache werden, was zwar pedantisch aber der Sache meines Erachtens nicht abträglich ist. Ich sah es wieder als ich meine Bürger-Einleitung corrigirte, wie ein ganzes großes Stück Leben während der zwei Jahre als ich [da]ran gearbeitet hatte, hineinverwebt worden war und bei einzelnen Sätzen konnten ! ich die Tage angeben, an denen ich sie geschrieben.
Soweit war ich gestern gekommen, als ich zu einem Spaziergange abge[h]olt wurde, an den sich eine Germanistenkneipe knüpfte; spät heimgekehrt, habe ich gegen Gewohnheit lange geschlafen und sitze erst spät am Schreibtische. Wol möchten sich die Gedanken noch lange fortspinnen; aber im Hause gegenüber singt eine kräftige schöne Stimme Lieder von Schubert und Rubinstein [u]nd ich bin zu viel Süddeutscher, besser gesagt zu viel Wiener als daß ich meine fünf Sinne zusammen halten könnte, wenn Musik an mein Ohr klingt. So schließe ich in der Hoffnung, daß Sie sic[h a]uch einmal ein Stündchen von Arbeits- oder Ruhezeit abreißen, um mir von Ihrem Leben und Weben etwas zu erzählen.
Mit besten Grüßen
Ihr
Ergebener
Saue[r].
Kürschner hat den ganzen MalerMüllerschen Nachlaß erworben; 8 Akte Faust darunter, eine Iphigenie etc. auch alle Handzeichnungen und die ganze Correspondenz der römischen Zeit. Er will glaube ich eine kritische Ausgabe machen. Auch den Nachlaß von J. N. Götz hat er. Diese Gräben wären also geöffnet.
Zum Schluße fällt mir ein, daß ich [I]hnen weder zu den prächtigen Bden der Schlegelschen Vorlesungen gratulirt, noch über das selige Ende meiner Wiener Neudrucke Nachricht gegeben habe. Sie sind am Samstag vor Ostern in eine bessere Welt hinüber gegangen. Zwar wurden während ich in Wien war Wiederbelebungs[V]ersuche angestellt, bis jetzt ohne Erfolg. Im Juli will mir Konegen den allerletztesten Entschluß mitteilen. Sei’s! Über die beiden Hefte 7/8 hätte ich viel zu erzählen. Heft 7 war im August fertig bis auf die Einleitung, die durch die Ü[be]rsiedlung unterbrochen wurde und dann nur mühsam zu Stande gebracht werden konnte. Bei Heft 8 bin ich meinem Freunde Glossy aufs Eis gegangen. Es hätte während der Ausstellung erscheinen und verkauft werden sollen. Er verschleppte es bis October, der Verleger ließ es bis jetzt liegen; also veraltet und für das Alte[r] zu wenig reichhaltig. Ein Misgriff in jeder Beziehung. –
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Auszug:
Lieber herr professor, Nun kann ich den grund Ihres langen schweigens, das mir recht empfindlich war, einsehen, da ich 2 hefte von Ihrer hand empfange. Ich danke herzlich dafür. Aber der hsl. beisatz müsste eigentlich einen kondolenzbrief statt eines dankbriefes schreiben machen, wenn ich wirklich glauben soll, dass Ihr verleger so schnell kopfscheu geworden. Jedenfalls darf ich aber doch hoffen, Ihren Sonnenfelskommentar noch zu sehen. Ihrer Ahnfrau erscheinen wird wol durch Muth, Fäulhammer u Laube verzögert? Wie geht es Ihnen in Graz? Ich lebe im alten geleise, es ist recht ausgefahren. – Winckelmanns Nachahmung bis auf die einleitung rein gedruckt, die bilder zu Goethes Guten weibern fertig. Sonst kommt in diesem jahre nichts mehr als Uz, hg. v. A Sauer, aber wol schon mit der vorläufigen jahrzahl 1885. In derselben äusseren datierung hoffe ich ein ‚Verzeichnis der briefe von und an Wieland mit vielen mitteilungen aus handschriften‘ zu publicieren, wenn ich nicht noch schätze heben kann, die nur bis jetzt verschollen blieben. Nochmals dank und immer treuen
Ihr ergebenster
BSeuffert
Wzbg. 18 V 84.
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Auszug:
Würzburg 2. VI 84.
Herzogeng. 5.
Geehrter, lieber herr professor,
Da haben Sie ganz recht, ausführlich zu schreiben ist nicht meine sache. Ich bin ein korrespondenzkartenmensch, d. h. ich schreibe schon auch briefe, aber sie sind inhaltlich und stilistisch nur mehrere postkarten. Damit hangt zusammen, dass ich selten etwas schreibe, was rein innerlich ist. Selbst mit h. Steinmeyer – und ich habe mit niemand einen regeren briefwechsel – tausche ich zumeist nur äusserlichkeiten, fachgenossische erlebnisse und vorgänge aus. Nun ich hab ich mirs ganz abgewöhnt, darüber hinaus zugehen. Nicht aus der heiligen scheu, die mein hochgehaltener freund Schnorr in Dresden hat, es möchte einem meiner korrespondenten einfallen, meine briefe einer öffentlichen bibliothek zu vermachen (das passierte dem ArchivSchnorr!), sondern weil ich überhaupt mich auf mich zurückgezogen habe. Früher hatte ich einen sehr engen kreis von freunden hier; dieser freie bund von fünfen scheint mir noch heute eine ! ideal, obwol ich sonst nicht sehr idealistische neigungen habe. heute ist der bund zerstreut und die verschiedenheiten der stellung und berufsarten heben zwar den verkehr nicht auf, machen sich aber stärker geltend als beim persönlichen zusammenleben.
Ich blieb hier sitzen. Mit meinen kollegen habe ich keine fühlung, mit anderen menschenkindern ebenso wenig, eben weil ich früher in engem bunde lebte. Aus der geselligkeit – wenn man hier jetzt von einer solchen noch sprechen darf, was eigentlich ein anachronismus ist – hab ich mich ganz zurückgezogen, wie es einem sechsjährigen bräutigam geziemt.
Warum erzähl ich Ihnen das alles? um zu zeigen, dass ich das sich aussprechen durch meine hiesige lage verlerne und darum auch in briefen es selten zu wege bringe. Ich lebe recht einsam und beschränke mich ganz auf das haus meiner mutter und meiner braut.
Ich habe ja wol das gefühl, dass dies für mein ganzes sein nicht vorteilhaft ist. Pedantische anlagen wachsen dabei mächtig heran. Aber die einsicht nützt nichts: denn der zwang der lage ist stärker.
Uebrigens bin ich nun so in meine stube und an den schreibtisch und zum regelmässigen tagesleben gewöhnt, dass mirs ordentlich bang ist, wenn ein zufall mich daraus losreisst auf ein paar stunden. Und ich leugne nicht, dass ich am zufriedensten bin, wenn ich schriftstellere. Von hause aus klassischer philologe und in deren etwas umständlicher methode erzogen freut auch mich wie Sie jede kleine entdeckung und ich spiele gerne mit ihr. Aber die rechte lust ist mir doch erst geworden, wenn ich sie als glanzlicht in ein grösseres bild eintragen kann. Mein streben geht immer aufs weite. Ich habe das wol noch aus der zeit an mir, wo ich aus Hettners buch die ersten nachhaltigen eindrücke empfing. Denn merkwürdiger weise hat mich dies werk zuerst für neuere litteratur geweckt. Ich sage merkwürdiger weise deswegen, weil Hettner im grunde philosoph ist und das bin ich gar nicht. Ich habe eine unglaubliche abneigung gegen alle philosophischen terminologien und systeme und tue mir unendlich schwer, sie zu verstehen, wenn ich einmal dahinter rücken muss. Die hauptschuld daran wird mein schwachkopf tragen; aber viele auch der Brentano, der dann zu Ihnen nach Wien kam: er war der einzige philosoph, den ich hier hören konnte und hat in einem semester alles getan, mir diese disciplin zu verleiden.
Was mich an Hettner band, war ohne zweifel, dass er zugleich auch archäolog und kunsthistoriker war. Ich habe 5 semester lang mich viel mit alter kunst beschäftigt, freilich mehr privatim; wäre der geistvolle Urlichs zu meinen studentenzeiten nicht schon alt und träge gewesen, er hätte mit leichtigkeit mich bei seinem fache erhalten können. Das ist überhaupt der fluch meiner universitätszeit: es fehlte mir ein lehrer mit überwältigendem eindrucke. Ich naschte da und dort, trieb bald sanskrit und vergleichende sprachwissenschaft, bald archäologie, bald antike litteratur, bald romanisch, bald germanisch und hauptsächlich geschichte. Von allen meinen lehrern hat keiner – auch Scherer nicht, den ich darnach in Strassburg hörte, noch Schmidt, dessen initien ich hier mitmachte – einen ähnlichen einfluss auf mich gehabt wie der historiker Wegele. Acht ganze semester habe ich bei ihm gehört und gearbeitet. Aber er ist nicht der mann schule zu machen und methode zu lehren. Sein können ist zuvörderst das meisterhafte zeichnen von charakteren und einzelbildern: davon hat aber der schüler wenig. Doch werde ich nie vergessen, dass er mir freiere weltanschauung und historischen sinn gab.
Ich wollte mit 6 semestern die universität wechseln: da starb mein vater und ich blieb hier bis zum 9. semester. Als ich dann nach Strassburg kam, war ich methodisch so ziemlich fertig und kritisch genug, um nicht jeden druck, jeden fingerzeig meiner dortigen lehrer – es waren neben Scherer Steinmeyer und Studemund – begeistert aufzunehmen. Und es traf sich auch da, dass ich keine litteraturgeschichte hören konnte. Ein wunderbarer Zufall, dass ich, der ich jetzt nur litterarhistorie lehrend und schriftstellernd treibe, ausser einem publikum bei Schmidt und bei Scherer zeit meines lebens nie ein deutsches litterarhistorisches kolleg gehört habe. Bei Lexer hörte ich nur grammatik. Ich könnte mich also auf meinem hauptgebiete fast autodidakten nennen, wenn ich nicht aus den verschiedensten vorlesungen anderer art mir die methode für mich zusammengestoppelt hätte.
Ich schreibe Ihnen da viel mehr, als Sie interessieren kann. Aber Sie müssens hinnehmen, weil Sie selbst die aufforderung zum herausgehen aus mir selbst mir gaben durch Ihren lieben brief. Sie werden aus diesem bildungsgange die arten und unarten meiner leistungen leicht zusammenstellen, wenn Sie gefallen daran finden sollten.
Wenn ich sagte, dass ich beim schriftstellern am zufriedensten bin, so dürfen Sie das nicht so verstehen, als ob ich auf dem katheder ohne freude stände. In der tat befriedigt es mich mehr neues zu finden als zu reproducieren was andere auch wissen. Und die letztere tätigkeit ist doch überwiegend die eines akademischen lehrers von meinen jahren, wenn ich auch redlich mich bemühe, so weit möglich meine vorlesungen aus den quellen selbst zu schöpfen und selbständig zu bearbeiten. Aber die möglichkeit ist eben nicht sehr weit.
Auch müsste ich ein publikum vor mir haben, das specielles interesse für meinen gegenstand hat, wenn mich das docieren ganz befriedigen sollte. Dem ist aber hier nicht so. Es wäre ganz undenkbar ein publikum allein über WMeister hier zu lesen. Bekomme ich doch selbst für Schillers leben nur etwa 60 leute in den hörsaal. Und habe ich im 4stündigen privatkolleg 30 mann, so bin ich heilfroh; selten warens mehr, oft weniger. Das ist wenig bei einer studentenzahl von 1000–1200; aber über die hälfte sind mediciner und der mediciner ahnt nicht, dass es eine historisch-philologische sektion gibt.
Entschuldigen Sie das lange gerede über meine existenz! Wenn ich die Ihrige aus Ihrem briefe lese, so ist sie flotter, freier, beweglicher. Ich meine das nicht in rücksicht auf Ihre professur, sondern im allgemeinen die ganze stellung. Wenn Sie andeuten, dass ich hoffnungen habe nach Strassburg oder Wien zu kommen, so erweisen Sie mir damit viel ehre. Aber ich glaubs nicht. Strassburg wäre ja vielleicht nicht ganz unmöglich, obwol es zweifelhaft ist, ob ein günstig gesinnter die stimmen der ganzen übrigen abgeneigten fakultät würde besiegen können. Aber es fehlt dazu die voraussetzung: Henning ist in Strassburg und ob er wegkommt?? nach dem was ich höre ist das sehr zweifelhaft. Und gar Wien! soll Schmidt wegkommen? nach Berlin etwa? und soll er dann mich vorschlagen? soll das ministerium einen Deutschen nehmen? Sie werden die zwei letzten fragen selbst mit: unmöglich! beantworten und ich wüsste auch die zwei ersten nicht zu bejahen. Und wenn Sie kunde haben, dass man sie bejahen darf, dann denken Sie an sich oder an Minor und treffen gewiss das richtige für die nachfolge.
Was Sie über Ihre neudrucke schreiben, bedaure ich. Ich freute mich Ihrer sachlichen nachbarschaft. Vielleicht besinnt sich Konegen wider. Gut heil für dies und für alles, was Sie schaffen und erleben!
Dank für Ihren brief!
In treuen grüsst
Ihr
ergebener
BSeuffert.
Könnten Sie mir die adresse von Prosch verschaffen?
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Auszug:
Graz, 3/6 84.
Verehrter, lieber herr College! Tausend Dank für Ihren ausführlichen lieben Brief, den ich zu guter Stunde beantworten werde.
Heute nur Prosch’ Adresse: Währing bei Wien, Alsbachstrasse 6.
Lichtenstein ist endlich Professor!
In aller Eile
Treulichst ergeben
AS.
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Auszug:
Graz 4. Sept. 1884
Sparbersbachgasse 45.
Sehr geehrter lieber Herr College!
Noch nie vielleicht im Leben habe ich einem [Me]nschen so beschämt gegenüber gestanden als heute Ihnen. Ich schreibe Ihnen nach mehrjähriger brieflicher Bekanntschaft einen aus dem geschäftlichen Verkehr herausgehenden, warm angehauchten Brief, wie ich ihn längst im Sinne trug, weil Sie mir unter den Fachgenossen, die mir nicht längst zu Freunden angehören, am meisten lieb und wert geworden waren. Sie weisen meine Bitte um ausführlichere Nachricht nicht von sich. Sie schreiben mir einen langen, freundlichen Lebensbrief, wenn [i]ch so sagen darf, Sie legen mir den Entwickelungsgang Ihrer Studien dar, schildern mir Ihren Umgang, Ihre Arbeitsweise. Und dieser Brief regt mich aufs tiefste an und auf. Ich erkläre mir alles im Zusammenhange, was mir bisher einzeln an Ihnen entgegengetreten war; ich stelle Vergleiche an zwischen meinem Lebens und Studiengange und dem Ihrigen; ich entwerfe eine An[tw]ort rasch und ausführlich – in Gedanken. Und doch vergehen Monate, ohne daß diese Antwort an Sie gelangt; die Ferien kommen heran, deren Anfang sonst zum Abschluß privater Angelegenheiten zu drängen pflegt. Ich aber schweige. Ich muß mir gestehen, daß ich mir über den bald vergangenen Sommer selbst schwer Rechenschaft geben kann; ich habe ihn in frevelhaf[ter] Schwäche und Unthätigkeit hingebracht und wieder einmal dem Spruche Bauernfelds alle Ehre angethan: Zu unsern Unarten
Gehört zumeist das Warten:
So wird der Tag verprasst
So wird das Jahr verpasst.
[Da]nn freilich kam die Waffenübung vom 1–28 August, die mir zu irgend etwas Geistigem weder Zeit noch Kraft ließ. Sie aber hat mich doch aus dieser Lethargie aufgerüttelt und einer der Beweise daß es wieder besser mit mir geht, ist dieser Brief, in dessen Verlaufe sich auch der Grund meiner Stimmungslosigkeit enthüllen dürfte.
Wenn ich Ihnen einen Umriß meiner äußeren und inneren Entwicke[l]ung zu geben versuche, so müßte ich wol zuerst Neu-Oesterreich Ihnen schildern, wie es seit 48, 59 und 66 sich herausgestaltet hat. Ich müßte dabei aber betonen, daß das Wesen dasselbe geblieben ist, daß überstürzte Reformen nicht über Nacht alles das ändern und bessern konnten, was Jahrhunderte vernachlässigt haben, daß wir ganz in der alten Haut noch stec[k]en, unseren Charakter nicht verleugnet haben und wol nie verleugnen werden und daß wir daher wenn auch nicht mehr um ganze so gewiß noch um halbe Pferdelänge hinter dem übrigen Deutschland zurückstehen. Neben diesem einen Vorsprung haben Sie noch einen andern: Sie sind aus akademischen Kreisen hervorgegangen; Sie haben die gelehrte Luft von Kindheit an eingesogen, sind wol auch systematisch zu einem gelehrten Berufe herangeleitet worden. Wie ganz anders bei mir. Meine Familie stammt aus Deutsch-Böhmen u. ist seit 3 Generationen in Wien angesiedelt. Der Urgroßvater soll Schullehrer bei Leitmeritz gewesen sein. [Der] Großvater war Kaufmann u. das ist mein Vater, der sich später dem Versicherungswesen zu wandte, eigentlich auch gewesen. Meine Mutter, die zweite Frau meines Vaters, starb, als ich zwei Jahre alt war, und als 5 Jahre später eine Stiefmutter zu uns 3 Jungens ins Haus zog, war ich in der Gunst meines Vaters schon zu sehr befestigt, als daß Ihre oft wol berechtigte Strenge mich jemals hätte aus dem Sattel werfen können. Vertrat mein Vater altbürgerliche Principien, so [k]am durch die Mutter eigentlich ein bäuerliches Element in die Familie und dadurch wurde ein Zwiespalt geschaffen, der bis zum heutigen Tage nicht ganz ausgeglichen ist. Das eine aber ist ihr Verdienst. Wir mußten lernen so viel als möglich und in späterer Zeit wurde es ihr Ideal, aus mir einen Juristen zu bilden[,] davon sie einige in ihrer Bekanntschaft hatte. In mir aber wallte frisches, heißes sinnliches Wiener Blut. Nur die Fröhlichkeit und Heiterkeit des Wieners habe ich nicht ganz geerbt: diese stellt sich immer erst langsam bei mir ein als die Blüte längeren inneren Zufriedenseins. Mein Vater war ein leidenschaftlicher Theaterfreund. Jahre lang war er ständiger Besucher des Burgtheaters, mit dessen älteren Mitgliedern [er] in persönlicher Verbindung stand. Theater und Musik war von Kindheit auf mein Lebenselement. Eine Vorstellung von Raimunds Alpenkönig und Menschenfeind ist meine älteste Theatererinnerung. Wagners Don Carlos die erste Gestalt, die [m]ir am Burgtheater entgegentrat; mein erster eigener Versuch war eine Nachahmung des Don Carlos. In meines Vaters Bücherkasten standen neben Schiller & Goethe: Grillparzer, Halm und Raimund. Und wenn es mir je gelingt, den Plan einer Geschichte der deutschen Litt. in Österreich auszuführen, dann darf ich sagen, daß ich mein Lebensziel erreicht habe. Die Vorliebe fürs Theater wurde durch meine enge Verbindung mit [ M]inor, die bis in unser 12 Jahr zurückreicht, in mir bestärkt. Minor wollte Schauspieler werden, besaß ein seltenes Talent, das leider durch ein Hals und Ohrenleiden geschädigt wurde. So las ich im Gymnasium alle modernen Dramatiker von Kotzebue bis Benedix mit Eifer durch, fraß sie so z[u] sagen mit Haut und Haar auf; denn Vollständigkeit war mir schon damals ein Herzensbedürfnis. Dazu kam Prof. Maretas sorgliche Anleitung bei unserer Privatlectüre im Obergymnasium; mit einem Worte: ohne je einen Universitätsprofessor gekannt, ja nur gesehen zu haben, stand es gegen den Willen meiner Eltern u. gegen den des Arztes (ich hatte mich damals überarbeitet) am [E]nde des Gymnasiums bei mir fest, Germanist zu werden und dadurch hauptsächlich der öst. Lit. Gesch. ein Retter zu sein. Ich trieb nun in Wien durch vier Jahre Philologie bei Vahlen und Hartel, Geschichte bei Lorentz und Büdinger, Deutsch bei Tomaschek und Heinzel, [Ro]manisch bei Mussafia, Englisch bei Zupitza. Den ungünstigsten Einfluß hat Büdinger auf mich genommen. Die querköpfige Art, mit der er aus Herodot und Polybius tausenderlei Dinge herauszulesen meinte, die den trefflichen Griechen nie in den Sinn gekommen waren, entfremdete mich der class. Philologie; die egoistische Methode, mit der er mich alte Salzrechnungen aus der Zeit Ferdinand II und III im Finanzarchiv abschreiben ließ, um [dar]aus selbst Schlüße auf die politischen Verhältnisse zu ziehen, entfremdete mich der Geschichte. Ich erklärte eines Tages meinen Austritt aus dem hist. Seminar und widmete mich ganz der Germanistik. Tomaschek, der Vertreter der neueren Lit. Gesch., war ein für s. Fach begeisterter Mann, ein Jünger Schillers in allem u jedem und in dieser grenzenlosen Verehrung hat er uns aufgezoge[n]. Aber er wußte eigentlich sonst sehr wenig, seine Vorträge konnten wir bald auf ihre Quellen zurückführen u. als solche ergaben sich bei Goethe Hettner u. die Einleitungen der Hempelschen Ausgaben. Bei aller persönlichen Liebenswürdigkeit, bei allem Wolwollen war er nicht im Stande Schüler zu erziehen oder auch nur Themen zu stellen. Er hat mir in alle[m] Ernste: J. W. v. Brawe als passendes Thema für eine Dissertation angegeben u. als ich ein halbes Jahr später die dürftigen Resultate mühsamsten Nachforschens ihm vorlegte, fragte er mich: Haben Sie schon bei Jördensnachgesehen? !!! Heinzel war damals noch Anfänger als akademischer Lehrer. – [Ei]ntönig, stotternd, manchmal wie theilnahmslos, trug er s. Sachen vor, er gab sich keine Mühe uns kennen zu lernen, trat einem jedes Mal kälter und abstoßender entgegen und ich bin bis heute nicht im Stande mit Heinzel auch nur eine Viertel Stunde lang ein zusammenhängendes Gespräch zu führen. Die Vorträge, die er ganz aus eigenem schöpfte, so ein 2stünd. Publ. [ü]ber Tristan, waren meist eine geistreiche Verkehrtheit, wie Müllenhoff von seinen Sachen zu sagen pflegte. Zum Glück gab er wenig eigenes, sondern es waren wörtlich & buchstäblich Scherers Collegien, die er uns mittheilte u. so bin ich indirect vom ersten Semester an Scherers Schüler gewesen. Und er erfüllte uns mit solchem Enthusiasmus zu seinem gleichaltrigen, [b]egabteren Freunde, sprach mit solcher Ehrfurcht und doch wieder mit solcher Liebe und Hingebung von ihm und seinen Arbeiten, daß wir Scherer als den Mittelpunkt unserer Wissenschaft ansahen, uns auf alles stürzten, was aus seinem Munde kam und ihm uns mit Leib und Seele zu eigen gaben. Scherer persönlich kennen zu lernen, war das sehnsüchtigste Ziel meiner ganzen Studentenzeit; [die] Griechen können nicht erhabener von Delphi gedacht haben als ich damals von Strßbrg. Es war ein Fieber, an dem ich förmlich krank lag. Endlich kam die heiß erflehte Zeit. Ich stieg die Stufen zu seiner neu eingerichteten Wohnung in Berlin hinauf und stand vor ihm, [sch]eu, vor Freude und Schrecken sprachlos: ähnlich wie Grillparzer vor Goethe. In Berlin habe ich erst arbeiten gelernt. In wenigen Tagen war ich mir klar bewußt, daß ich trotz meinem Doctor weniger von Methode verstände als ein Schüler Scherers im dritten Semester. Ich habe von da ab Tag und Nach ! ununterbrochen gearbeitet und heute noch zehre ich von meinen Berliner Excerpten für die Periode Lessings u die folg. Zeit. Lücken aber lassen sich [ni]e ganz ausfüllen, versäumtes läßt sich nie ganz nachholen und so werden die Fehler und Schwächen, die meine bisherigen Arbeiten gezeigt haben, vielleicht nie ganz verschwinden; denn wurzeln in meiner ersten und längsten Bildungsepoche.
Über die Folgezeit kann ich mich kürzer fassen. Ein halbes Jahr in Bosnien, dann ein halbes Jahr in Wien während der Habilitation. Dieses Jahr war [ur]sprünglich noch für Berlin bestimmt gewesen: aber im Rathe der Götter war es anders bestimmt gewesen. Herbst 1879 zog ich nach Lemberg. Wenn ich die vier Jahre dieser Übergangszeit überblicke, in der ich alles gearbeitet habe, was von mir vorliegt, so kann ich sie nicht als günstig für meine Entwickelung ansehen. Ich war dem eigentlich wissenschaftlichen Leben völlig entfremdet. Ich mußte alles aus mir selbst heraufpu[mp]en; das ist schlecht für erst reifende Menschen, die der Anregung be- dürfen, wie dürres Gras eines Gewitterregens. Schädlicher aber sind die Jahre für mich als Menschen geworden. Als ich nach L. kam, war ich mit einer jungen [Wie]ner Dame verlobt. Das Verhältnis löste sich ein Jahr später unter schmerzlichen Kämpfen. Hatte ich mich das erste Jahr von der Gesellschaft zurückgezogen, weil ich auch in der Ferne nur mit der Geliebten lebte, so drängte mich das zweite Jahr noch mehr in mein Inneres zurück; denn ich haßte die Menschen und verachtete die Frauen, wie es solche Perioden bitterster Enttäuschung mit sich bringen. Alle Anlagen einer sensibeln Natur, die in mir seit Kindheit vorhanden sind, entwickelten sich unter solchen Umständen üppig. Nichts hinderte mich, daß ich mich meinen Stimmungen ganz hingab und so that ichs. Das Resultat ist ein höchst hypochondrischer Mensch, der nun unter andere Verhältnisse versetzt, nichts mit sich anzufangen weiß und einmal ein böses Ende nehmen kann.
Zwar bin ich am Wege der [B]esserung gewesen. Es hat sich mir in Lemberg vom zweiten Jahre angefangen eine Beziehung erschloßen, die die schönste meines Lebens war und es auch bleiben wird. Die Tochter des verstorbenen Hofburgschauspielers Ludwig Loewe, lebte dort seit mehr als 20 Jahren; zuletzt als die Wittwe eines Grafen Potocki allein, zurückgezogen, verbittert und kränklich. Selbs[t e]inst Schauspielerin gewesen, war sie als junges Mädchen diesem ihrem Berufe durch einen Beinbruch entzogen worden. Das mag wol mit die Veranlassung gewesen sein, daß Sie ! ihre Bildung weit tiefer anlegte, [als] es sonst bei Schauspielerinnen der Fall zu sein pflegte. Mit den besten Traditionen der Weimarer Dichtung und der romantischen Philosophie verknüpfte sich bei ihr der offene Wiener Sinn und die herzlichste Gemütlichkeit. Die geistreiche alte Dame, mit der mich meine Arbeit an der Raimund-Ausgabe zusammenführte, hatte sich die Theilnahme an allen Lebensfragen u. Litteraturinteressen in seltenen ! Maße bewahrt. Sie trat mir entgegen als die Verkörperung jener classischen Zeit Österreichs, an der ich seit meines Vaters Erzählungen hänge. Und sie nahm sich umgekehrt die Mühe sich in meinen Gefühls und Gedankenkreis zu versetzen; ich habe in diesen drei Jahren keine Zeile geschriebe[n], die ich ihr vor dem Drucke nicht vorgelesen habe, kein irgendwie bedeutendes Buch durchgearbeitet, das sie nicht mit mir genoßen hat. Im letzten Jahre war sie mein einziger Umgang. Ich kann Ihnen nicht im einzelnen darlegen, wie innig sie mit allen meinen Lebensinteressen verwoben war; ich gieng nie ohne Rath und Trost, nie ohne Freude und Dankbarkeit von ihr weg. Von dieser Seite war meine Abberufung [au]s Lemberg ein harter Schlag, wenn sie auch die erste war, die das Vor- theilhafte des Wechsels für meine Zukunft laut anerkannte. Aber sie hat sich stärker geglaubt, als sie innerlich war und hat die Rückkehr zur alten einsamen [Leb]ensweise nicht mehr ertragen. Ein altes Leiden stellte sich wieder ein und machte ihrem Leben vorschnell ein Ende. Im April stand ich am Sterbebette und Grabe der Dreiundsechzigjährigen. Der Briefwechsel mit ihr war mir im Winter ein Bedürfnis geworden, ohne welches der Tag seinen Abschluß nicht finden konnte. So bin ich denn seit meiner letzten Rückkehr aus Lemberg im Anfang Mai dieses Jahres in jene hypochondrische Einsamkeit zurückgeschlagen, von der ich oben sprach. [U]nd ich bin noch nicht so stark gewesen, mich ganz aufzuraffen und dem Leben wieder ins Auge zu schauen. An einem besseren, klareren Tage des Mai mag es gewesen sein, als ich Ihnen jenen Brief schrieb, dessen Antwort vor mir liegt. Er war ein heller Moment innerhalb meines Dunkels. Und nun – damit kehre ich wieder zu der Darstellung [m]eines geistigen Lebens zurück und bringe sie zum Abschluße – ist seit jeher meine Arbeit aufs innigste mit meiner Seelenstimmung verquickt. Alles was ich schreibe, ist von Tag und Stunde abhängig, und darum arbeite ich so schwer, so unzusammenhängend, so ungleich. Jene himmlische Gelehrtenruhe, wie sie DF. Strauß in seinen letzten Lebensjahren umgab, ist mir ein unerreichbares [I]deal. So bin ich entstanden, so bin ich, so lebe ich! Wenn die Menschen wirklich mit dreißig Jahren fertig sind, so bin ich bald fertig und muß dann den Rest meines Lebens so bleiben! Sei’s! Seit 5 Tagen bin ich der militärischen Kleidung ledig und athme wieder auf. Es ist eine Qual, die Sie nicht [k]ennen. Man wird während solcher vier Wochen ganz dumm. Außerdem sind mir meine Ferien ganz verdorben und ich hätte gerade heuer ausgiebige Luftveränderung nöthig gehabt. So gehe ich blos (circa am 15.) nach Vöslau zu Minor, dann zu meinem Bruder nach Brunn und endlich zu den Eltern nach Wien. Am 13. Oct. muß ich hier sein und die Mühle beginnt.
Laßen Sie mich daher heute von litterarischen Plänen und Arbeiten schweigen; habe ich doch auch bemerkenswerte Fortschritte nicht zu berichten. Ihre Geduld aber habe ich in so starkem Maße mißbraucht, daß es Zeit ist, das Tintenfa[ß] zu schließen. Vergelten Sie nicht Gleiches mit Gleichem und laßen Sie mich, wo immer der Brief Sie treffe, mit ein paar Zeilen wißen, wie es Ihnen gehe.
Erich Schmidts Exodus nach Berlin scheint verschoben zu sein. Haben Sie nicht Aussicht nach Zürich. Ich werde mich wol um die Bedingungen [er]kundigen; hingehen aber möchte ich nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Treulichst Ergebener
Sauer
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5
8 IX 84.
Gestatten Sie, dass ich Sie mit lieber Freund anrede. Ihr brief gibt mir dazu, glaub ich und hoff ich, das recht. Es war mir eine rechte freude, von demselben bei meiner gestrigen ankunft hier als dem ersten posteinlauf empfangen zu werden. Haben Sie dank dafür! Sie liessen mich in die intima cordis blicken und ich weiss das wahrhaftig zu schätzen.
Es geht Ihnen wie meinem Wieland. Der sagt einmal von sich: es hat mir noch niemals geschadet, wenn mich jemand näher kennen lernte. Ich weiss nicht wie es kam, dass ich mir von Ihnen, wie von Ihrem äusseren bevor ich Ihr bild erhielt, so auch vom inneren ein falsches bild machte. Ich hielt Sie für ein stilles wasser, für so tief als diese sind, aber ich ahnte nichts von den stürmen, die darin waren. Soll ich Ihnen mein mitgefühl versichern? Sie wissen, dass Sie es haben.
Vor allen dingen fesselt mich – ich möchte sagen, ich beneide Sie darum – Ihr verhältnis zur gräfin Potocki. Solche teilnahme ist das köstlichste, was der mensch finden kann. Und wenn sie Ihnen nun fehlt, so haben Sie doch die erinnerung, dass Sie die frist voll und rein ausgenossen haben.
Ich habe nur eine kleine erfahrung in derselben richtung. Als anfänglicher docent erteilte ich mehreren mädchen privatunterricht in der litteratur. Ich verkehrte mit ihnen auch gesellschaftlich und eine war darunter voll geist und interesse, die mich hob, indem ich sie förderte. Aber es kam dazwischen, was das verhältnis zwischen zwei jungen ehelosen leuten stört. ich war damals noch nicht verlobt, aber meine neigung war entschieden, meine wahl war getroffen. Empfindlich berührte mich zu hören, dass der verkehr mit meiner schülerin als liebesbeziehung gedeutet ward, empfindlicher, dass ich nicht mehr, einmal aufmerksam gemacht, verkennen konnte, dass in ihr sich eine neigung zu mir entwickelte. Ich antwortete mit meiner verlobung und schränkte den verkehr mit der schülerin ein, ich dürfte sagen, brach ihn ab; denn jetzt sehen wir uns selten und sprechen dann, was man eben beim souper spricht.
Aber ich kann vollauf begreifen, was Sie an der geistreichen freundin hatten.
Wenn ich Ihnen jetzt wünsche sagen soll, wäre es der, dass auch an Ihnen wahr wird: Die glocke tönt, die erde hat mich wider. Ich meine die glocke der liebe. die tote gräfin soll und darf Ihnen nicht ersetzen, wenn Sie in der ehe glücklich werden wollen. Ihr geistiges leben wird weniger dabei genährt werden, aber die ruhe Ihres gemütes wird über Sie kommen und mit ihr wol die himmlische gelehrtenruhe, die Sie vermissen.
Ich kann sagen, ich habe dies köstliche gut, hab es trotz den inneren kämpfen wegen des äusserlich fruchtlosen lebens, trotz der aussichtslosen entfernung vom ehlichen ! und beruflichen ziele. Bringt mich dies und jenes aus dem gleichgewicht: ich fänd noch jedesmal eine frohe und freie heiterkeit der stimmung bei der arbeit wider. Und selbst, wenn ich etwas anpacken musste, was mir anfänglich zuwider war, allemal stellte sich bei der vertiefung der genuss ein. Ich bin eigentlich nur unglücklich wenn mich eine körperliche indisposition vom arbeiten abhält, oder wenn sonstige äussere gründe mich auf ein paar tage dem schreibtische entfremden. Das geht so weit, dass ich auch keinen erholungsauf- enthalt mehr zu geniessen vermag, ohne mindestens jeden zweiten tag einige stunden zu arbeiten und zwar nicht irgend etwas, sondern an dem, was mich überhaupt gerade beschäftigt.
So komme ich auch jetzt nach 3wöchentlichem aufenthalte am Bodensee mit vermehrten Wielandkenntnissen zurück. nach einiger vorbereitung gehe ich – in etwa acht tagen – nach Weimar: der grossherzog gewährte mir wider erwarten die benützung der Wielandpapiere seines hausarchives. Kann ich Ihnen in Weimar etwas besorgen? Briefe mit der hiesigen adresse treffen mich allzeit.
Und nun empfangen Sie nochmals dank, lieber freund. Wann werden wir uns einmal persönlich kennen lernen? Wird es bald oder spät, wir wollen inzwischen treue bruderschaft halten. Verkennen Sie ich nicht, auch wenn ich meiner ernsten und schwerfälligen natur nach dürftig und trocken bin.
– – Scherrs stelle wird doch wol Bächtold zufallen, (der sie wahrlich brauchen kann) sobald nur erst Scherr völlig zurücktritt, was nicht geschehen ist.
Die besten wünsche für Ihre ferien! und gruss
von Ihrem ergebenen
BSeuffert.
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Auszug:
Graz, 17.9.84.
Lieber Freund! Ich kann nicht von Graz fortgehen, ohne Ihnen für I[hr]e herzlichen Worte gedankt zu haben und Ihre freundschaftlichen Gesinnungen durch ebensolches Entgegenkommen zu erwiedern. Ich habe nach der Absendung meines Briefes noch manche Zweifel gehabt; nicht als ob ich Ihnen etwa mehr gesagt habe als ich Ihnen hatte eröffnen wollen; sondern weil ich vielmehr das Gefühl hatte, über manches viel zu schnell weggegangen zu [se]in, was als Bindeglied notwendig gewesen wäre. Aber wenn ich die erregten Zeilen als Brouillon behandelt hätte, so wäre gewiß auf dem Wege zur Reinschrift, die bei mir immer eine Umarbeitung ist, so manches verloren gegangen, was jetzt wie ich sehe auch so fruchtbaren Boden gefallen ist. Haben Sie [D]ank für Ihre Theilnahme, für Ihre Wünsche, für Ihre Ratschläge. Daß diese die richtigen sind, fühle ich selbst am tiefsten. Und es wäre ein Glück, wenn sich bei Zeiten ein solches Bündnis knüpfte, wie es Ihnen die Gegenwart verschönt und die Zukunft als begehrtes Ziel erscheinen läßt. Denn ich muß gestehen, dieses egoistische Hinleben in den Tag und für den Tag ist gräßlich. Nu[r f]ür sich selbst zu sorgen, eine Qual; für den andern zu sorgen, eine Lust. Glauben Sie mir, den Thee für mich selbst zu kochen, scheint mir überflüßig u. zwecklos. Und so geht’s bis zum größten fort. Und dann ein anderes, was Frau Löwe in die Formel klei[de]te: laut zu denken. Alles sagen zu können, was einem in den Sinn kommt und der Aufnahme sicher zu sein! Aber ich vergeße, daß ich weniger als in Lemberg im Stande bin, eine Frau zu erhalten und meine Aussichten gleich Null sind. Die Stelle in Zürich ist nur eine Halbprofessur zu 4–5 Stunden wöchentlich und demgemäß mit nur 2000–2500 Francs Gehalt. Ich habe mich erkundigt; denn sie war in der Allg. Ztg. als erledigt [a]usgeschrieben. So wird sie wol Baechtold bekommen.
Ich reise morgen früh nach Vöslau. Mit mehr Freude als mich in den letzten Tagen beseelte; denn Scherer ist in Stixenstein, wo ich ihn besuchen werde. Es sind gerade 4 Jahre, daß ich ihn ebendort zum letzten mal sah. Unter einer mächtigen Eiche schl[u]g er mich mit meinem Säbel – ich war zufällig in Uniform – zum Ritter für die polnische Campagne! Was hat sich seitdem alles verändert; nur meine Liebe und Verehrung zu ihm ist die gleiche geblieben.
Viel Glück für Weimar und reiche Ausbeute. Ich beneide Sie darum, daß Sie so unverrückt mit einem Gegenstande sich beschäftigen können, während ich schließlich meine Kräfte zerplittert haben werde.
Nochmals tausend Dank für Ihr[e]n Brief. Es ist mir ein erhebender Gedanke, sich einen Freund erworben zu haben und je älter man wird, desto schwerer und seltener ist es. Nun walte die Treue!
Ihr Sie herzlich Grüßender
Sauer.
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Auszug:
Lieber freund, Darf ich den Grazer litterarhistoriker mit einer lokalen frage heimsuchen? Goethe in s. Novelle Die guten weiber sagt (Hempel 16, 173), ein reisender erzähle in der stadt Graitz seien viele hunde und viele dumme, halb alberne menschen. Wer ist der reisende? er muss vor 1800 (herbst) geschrieben haben, da Goethe im septbr. seine novelle verfasst hat. Nicolai in seiner Reise erwähnt Graz nicht. Riesbeck spricht wol von vielen hunden in Wien und von tölpeln, ‚die fast ganz ohne sprache‘ in Graz; aber nicht von hunden in Graz. Möglicherweise hat Goethe doch durch einen gedächtnisfehler beides vereinigt. Oder kennen Sie einen Grazreisenden, der beides von Graz sagt?
Ich bin für eine kurze antwort sehr verbunden – aber ich habe eile d. h. die verleger drängen. Gruss und nachträglichen dank für Ihren letzten brief
Ihr
Seuffert.
Würzburg Herzogeng. 5
27 X 84.
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Auszug:
Lieber Freund! Ich kann Ihnen leider keine genauere Auskunft [g]eben. Mir scheint es aber [si]cher zu sein, das die Riesbeck’sche Nachricht zu Grunde liegt. Für alle Fälle will ich noch den Grazer „Culturhistoriker“ Schlossar fragen, den ich aber heute kaum mehr sehe. Bekommen Sie in den nächsten Tagen keine Karte, so weiss er auch nichts.
Meine Ferien waren ganz verpfuscht. In Wien musste ich mit einem kranken Fusse im Bette liegen. In Graitz bin ich trotz aller Tölpeln ‚die fast ganz ohne Sprache‘ doch wieder recht zufrieden und fleissig.
Mit besten Grüssen Ihr
Sauer.
29./X 84.
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Auszug:
Lieber Freund!
Schönbach macht mich darauf aufmerksam, dass Lisele und Beisele (in den flieg. Bl. der 40er Jahre) auch nach Graz kommen und über die vielen Hunde in den Strassen stolpern; das liesse darauf schliessen, dass im vorigen Jh. der gleiche Eindruck zu erlangen war. Aber nachweisen kann ich es nicht.
Eiligst
Ihr
ergebener
Sauer
1./XI 84.
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Auszug:
Graitz 19.12.
Verehrter Freund! Für die zwei netten bildergeschmückten Hefte meinen besten Dank. Sie streben nun den Dreißigern zu; ich habe Mühe das [er]ste Dutzend voll zu bringen. Do[ch] kommen zu Ostern zwei neue Hefte; eines mit lustigen Tiroler Fastnachtspielen von Vigil Rab (hrsgg. von Zingerle) und eines mit Stranitzkys Ollapatrida (hrsgg. von Werner). Die nächsten zwei werde ich mit Comödien des vorigen Jh. füllen. – Zwei Fragen: 1.) Wissen Sie vielleicht, wo Stolbergs gedicht ‚Schön Clärchen‘ (Werke I 273 mit der Jahreszahl 1781) zuerst gedruckt ist? 2.) Wissen Sie, wo Julian Schmidt Herbst Voss I oder II 1 zuerst recensirt hat. In seiner Gesammtanzeige des Buches in den Preuss. Jahrbüchern beruft er sich auf eine Detailrecension an anderm Ort? Für gelegentliche Antwort wäre ich sehr dankbar. – Wann wollen Sie Uz? Minor meinte wol, daß Pyra und Lange viel nothwendiger und wichtiger wäre. Der Text der freundschaftlichen Lieder ist längst fertig. Die Einleitung wäre bald gemacht. – Die herzlichsten Wünsche zum Feste und zum Jahreswechsel. Es gehört zu den schönsten Freuden des ablaufenden Jahres für mich, mir Ihre Freundschaft erworben zu haben. Bestens grüßt
Ihr A. S.
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Auszug:
Würzburg 23.XII 84.
Herzogeng. 5.
Lieber freund,
Auch ich freue mich, dass ich am schlusse dieses jahres mit dieser anrede zu Ihnen sprechen darf.
Auf Ihre beiden fragen über Stolberg und Voss weiss ich leider nicht bescheid zu geben.
Dass Ihre neudrucke, die Sie schon begraben wähnten, noch weiter leben freut mich; besonders froh erwarte ich die Fasnachtsspiele. Ihr versprechen von anmerkungen zu Sonnenfels lösen Sie doch bald ein? Und wie ists mit Ihrer Ahnfrau? sie spukt und spukt und lässt sich nicht sehen, ganz anders als es weisse damen sonst zu thun pflegen.
Aus Ihren worten sehe ich, dass Sie leider erst mit Pyra u. Lange auftreten als mit Uz. Und ich werde dem nicht widerstreben. Vielleicht liegt mir nur mehr an Uz, weil ich gerne Ihren unterricht über ihn genösse und weil ich ihn zum Wieland brauche.Thirsis und damon kenne ich bis zum überdruss, was freilich nicht ausschliesst, dass Sie sie mir in neuem lichte zeigen.
Sie haben ja wol die beiden drucke der Freundschaftlichen lieder vor sich. Ich kenne nur den zweiten. Aus der ersten müsste man wol die in der 2. fehlenden 2 nummern aufnehmen; denn ich setze voraus, dass Sie die vollständige 2. auflage drucken lassen wollen. Oder sollte man die erste drucken und der zweiten überschuss als anhang geben? Auch weiss ich nicht, ob varianten unter dem texte anzumerken sind. besonders auch der erste 1737er druck des Tempels wäre daraufhin
zu betrachten. Haben Sie auch die Beschäftigungen auf dem lande Halle 1777 (Wanieck 127)? Die würden auch für den anhang etwas geben. Ob man von den hsl. tragödien Pyras etwas beigeben soll?
Pyras Aeneis, seine 2 Erweise fallen weg. Oder ich habe auch schon bedacht eine gesammtausg über Pyra an stelle des neudruckes der frdschftl. ll. zu setzen. Langes dichterei ist elend, auch eigentlich nur im zusammenhange mit seinem Horaz beachtbar zu machen.
Haben Sie die güte, diese andenkungen etwas in erwägung zu ziehen, so weit es noch nicht geschehen ist.
Ein paar anmerkungen: Waniek s. 38 Angaben aus Waniek und Bernays detailliert
Bitte schreiben Sie mir, bis wann Sie mir ms. schicken können. geschieht es bald, dann kann der druck sofort beginnen. Ausserdem muss ich ein anderes heft dazwischen schieben. Die verleger sehen sehr darauf, dass die einleitung mit dem text eingeliefert wird, weil sie einmal 3, das andermal gar 8 monate mit dem text fertig waren, ehe die einleitung kam. Und bis wann ungefähr dann Uz?
Verzeihen Sie, dass ich Ihnen heute einen allzu redaktionellen brief schriebe. Aber die musse und die stimmung zu besserem fehlt. Aber wir sind ja auch so unserer gegenseitigen gesinnungen sicher.
Hat meine ‚schmerzenspfeiferei‘ vor den vor den guten frauen Sie einigermassen überzeugt?
Ich wollte, ich könnte wieder ganz in Wieland stecken, wie während der ferien. Aber – recensieren soll ich, soll recensieren. Na, so will ich denn die leute wieder ärgern, ungern zwar, aber es tut not. Ich möchte immer loben, aber – -
Kennen Sie Robert Keil? ich hab mir den herrn in Weimar angeschaut und bin mit absehen (das wort ist ein bischen übertrieben!) von ihm gegangen. Mit seinen Wiener freunden hat er Ihnen auch wenig ehre gemacht. Sie werdens doch nicht krumm nehmen? ich muss es bald einmal laut sagen.
Genug und genug! Wollen Sie gemütsspeise, so lesen Sie Leutholds gedichte, aber ja nicht alle wie ich. Der fluss und ton ist bestrickend. Und Bächtold hat eine famose einleitung dazu gemacht, eigentlich zu gut für diese stelle.
Treiben Sie denn das kritische handwerk gar nicht mehr? Ja freilich, positiv sein ist besser als negativ. Aber man lernt verteufelt viel, wenn man die bücher recht scharf ins auge fasst.
Die besten wünsche für die festtage und das neue jahr; ich wünsche mir unter anderm (z. b. einer professur) die erhaltung Ihrer freundschaft.
Treu
ergebenst
BSeuffert
Auf S. 4 gedruckte Mitteilung des Verlags der Gebrüder Henninger an die Mitarbeiter der „Deutschen Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts in Neudrucken“:
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Auszug:
Graz 25/12 84.
Lieber Freund!
Sie werden eine umgehende Antwort nicht erwartet haben, am wenigs[ten] mit Manuscript. Erschrecken Sie nicht; es gehört blos zum Anschauen. Indem ich nemlich Ihren Brief lese u. die betreffenden Papiere durchsehe, bemerke ich, daß ich eine Abschrift der 2. Ausgabe mit den Varianten der ersten Drucke (wahrscheinlich noch in Lemberg in denkfauler Zeit) angefertigt habe. Sie werden daraus [er]sehen, daß die Vergleichung nicht viel ergiebt. Wollen Sie, daß auch die orthographischen Varianten angemerkt werden, so können sie unterm Text stehen bleiben oder als Anmerkungen am Schluße auftreten. (Beim ‚Tempel‘ ist die Vergleichung nicht vollstä[n]dig durchgeführt; es war mir offenbar zu langweilig; aber der Text ist an der hiesigen Bibliothek.)
Die Beschäftigungen auf dem Lande habe ich vor Jahren für Kleist gesucht u. nicht gefunden. Waniek scheint sie auch nicht zu kennen. Pyras Halberstädter Hdschft habe ich zwar durchgearbeitet, aber nicht abge[sch]rieben. Ich glaube, die Tragödien lohnen die Mühe des Druckes nicht. Ziehen Sie aber ein Heft Pyra (mit d. Handschriften) dem Neudruck der freundschaftlichen Lieder vor, so [m]üßte das, falls ich es machen sollte, noch 1 Jahr warten. Besser wäre es überhaupt Waniek dazu aufzufordern, der vielleicht die Sachen abgeschrieben liegen hat. Ich glaube aber, solche Specialarbeiten werden Sie mit der Zeit aus den DLD verbannen müßen. Die ‚Lieder‘ aber repräsentiren eine Richtung, waren ein viel gelesenes Buch und wenn Sie dieses reproduciren, sind Sie Ihre Verpflichtung gegen Lange u. Consorten für ewige Zeiten los. Auch das scheint mir zu Gunsten der ‚Lieder‘ zu sprechen, daß Bodmer sie herausgegeben u. m[it] Übersetzungen geschmückt hat. Wir bringen gewissermassen wieder eine Collectivarbeit wie bei den Grenadiersliedern. Erwarten Sie aber von meiner Einleitung nichts neues; nur die Nothwendigkeit des Neudruckes will ich gründlich rechtfertigen. Wenn Sie mir das Ms. umgehend wieder schicken, will ich bis Mitte Febru[ar] die Einleitung versprechen. Der Uz kann doch erst zu Ostern fertig werden; da müßten Sie ein Heft einschieben. Über die Einleitung zu den guten Frauen nächstens.
Leuthold ist ein lieber alter Freund von mir seit der ersten Auflage; auch die dritte habe ich gesehen, weil ich sie als Geschenk verwendete. Bächtolds schöne Einleitung stand zuerst vor ein paar Jahren in Nord und Süd. So schlecht ich die modernen Dramatiker kenne, so gut kenne ich die modernen Lyriker. Eine Entwickelungsgeschichte deutscher Lyrik [i]m 18. & 19. Jh. schwebt mir seit langem als ein Lieblingsplan vor der Seele! Hinab mit ihm in das Chaos, in dem die andern Pläne ruhen. Ich bin mit Recensionen arg im Rückstande; hoffe aber nächstens den ganzen Wust aufzuarb[ei]ten. Nehmen Sie Keilnicht zu hart mit, weil Sie dadurch dem ganzen Unternehmen schaden. Als das Heft in Druck war, giengen uns freilich die Augen auf. Warum waren wir aber auch so stockblind! Meine Ahnfrau erscheint spätestens zu Ostern; sie ist soeben beim letzten Putze u. fast gefällt sie mir!
Ich stecke gerade in der zweiten [A]uflage des Grimm; ein herrliches, herrliches Buch! Ich will zum 4. ein paar Zeilen in unsere Tagespost schreiben, nur damit nicht etwas noch schlechteres dort den Raum füllt.
Vielen dank für Ihre Mitteilungen; theilen Sie mir Ihren [E]ntschluß bald mit.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ergebener
August Sauer.
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5.
31 XII 84.
Lieber freund,
Hätte ich gewusst, dass Sie in der arbeit schon so weit vorgeschritten sind, so wäre mir nicht eingefallen, die unnützen bemerkungen niederzuschreiben, die ich neulich gab. Ich sende Ihnen dankend das ms., das ich heute früh erhielt, zurück, bitte Sie die einleitung zu schreiben, sobald es Ihnen passt und mir dann das ganze zur drucklegung zuzustellen. Das wird nach Ihrer berechnung also ungefähr mitte februar sein. Den plan die gesammtwerke Pyras zu drucken gebe ich in anbetracht Ihrer arbeit auf und bin froh, wenn Sie in Ihrer einleitung die berechtigung des neudruckes der Frdschftl. ll. erweisen und Lange u. Pyra so erschöpfend charakterisieren, dass die Litteraturdenkmale ein für allemal diese richtung der litteratur aufgeben können.
Die textvarianten – ich hatte mir stärkere erwartet – können ganz gut unter dem texte beibehalten werden; rein orthographische verschiedenheiten anzuzeigen scheint mir überflüssig; das druckfehlerverzeichnis von B könnte wol auch in diese fussnoten aufgenommen werden.
Die vorrede zur ersten auflage würde eine neue seite beginnen (oder neues blatt??), die zur 2. dürfte sich wol unmittelbar anreihen. Dann wider neues blatt:
Freundschaftliche Lieder und unmittelbar anschliessend das erste lied. Alle lieder reihen sich an einander an, also keines beginnt neue seite. Oder wünschen Sie das vor dem Tempel?
Könnten Sie wegen der Beschäftigungen auf dem lande nicht doch einmal bei Waniek anfragen? ich erinnere mich, dass ich wegen Ihres Kleists seiner zeit d. h. 1881 selbst beim besuche einiger norddeutscher bibliotheken darnach suchte. Wollen Sie nicht einmal in der DLZtg. eine öffentliche anfrage erlassen?
Den Uz machen Sie dann nach bequemlichkeit.
Auf Ihre Ahnfrau freue ich mich sehr. Noch mehr freilich auf die entwicklung der deutschen lyrik. Werfen Sie den plan doch ja nicht unter den tisch! Je schwerer mir fällt, lyriker fest zu greifen, desto begieriger bin ich nach einer guten arbeit darüber. Stiefel und Schröter sind doch lage nicht genügend.
Sehen Sie mit Litzmann in Liscow Boileau oder mit mir Swift? Es tat mir leid, dass ich die arbeit Litzmanns nicht noch sanfter behandeln konnte. Aber das bringt das kritische handwerk mit sich, das man seine gefühle schweigen heisst.
Verzeihen Sie heute die kürze! ich eile Ihr ms wider in Ihre hände zu bringen; vielleicht wollen Sie die weihnachtsferien noch zu seiner verwertung benützen.
Prosit neujahr!
Ihr
ergebener
BSeuffert
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Auszug:
Lieber freund, Verzeihen Sie, dass ich ein bischen drängte, wenigstens um auskunft bitte, bis wann ich Damon u. Thirsis erwarten darf. Es ist wegen der weiteren hefte: ich habe einem andern, da Sie bis mitte februar einliefern wollten, den 8 märz als ablieferungstermin für das folgende heft gesetzt, damit wir ununterbrochen fort drucken können. Ihrem nachfolger bin ich also eine erklärung schuldig und nur darum stell ich die unangenehme frage. Zugleich bitte ich, wenns tunlich ist, die druckfehler in der einleitung so zu stellen, dass sie auch wie in d. Guten frauen als note oder hinterdrein mit petit gesetzt werden können: der laie soll sehen, dass er hier nicht weiter zu lesen braucht. Aus Ihrem Bürger, den ich Kürschner gar nicht gönne, hab ich jetzt, da ich ihn fürs kolleg gründlicher als vordem durcharbeitete, wider massenhaft gelernt; meine zuhörer danken Ihnen mit mir.
Treulichen gruss!
Ihr
BSeuffert
Würzburg Herzogeng. 5
26 II 85.
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Auszug:
Graz 6/3 85.
Lieber Freund! Verzeihen Sie, dass ich Ihnen nicht umgehend geantwortet habe; ich meinte, das Man. gleich absenden zu können; aber die warme Frühlingsluft der Übergangszeit hat mich so hergenommen, dass ich kaum die Feder führen, geschweige denn arbeiten kann. In ein paar Tagen ist das hoffentlich vorbei. Wie die Dinge jetzt liegen – durch meine Schuld – möchte ich Sie sehr bitten, den Druck zu beginnen, weil ich die Bücher aus Berlin hier habe. Die Einleitung wird zuversichtlich viel früher fertig als der Setzer mit dem Texte, zumal da Mittwoch meine Ferien beginnen. Also wenn Sie diese Ausnahme noch einmal machen wollen, so kann ich das bereits revidierte Ms. umgehend schicken. Ihre Angaben werden genau befolgt werden. Unter welchen Schwierigkeiten ich arbeite, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Glücklich, wer auf seinen Körper bauen kann. Bitte, seien Sie nicht böse. Ihr herzlich Ergebener
AS.
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Auszug:
Dachte ich doch, lieber freund, Sie müssten verliebt oder krank sein. Das erste wäre mir natürlich lieber gewesen; es tut mir leid, dass Sie unwol sind, und ich möchte beileibe nicht Ihnen unbequemlichkeit machen. Aber wenn Sie mir das ms. des textes schicken, ist mirs lieb; die einleitung kann dann nachfolgen: ich verlasse mich auf Sie. ich bin neugierig wie Eva, wie Sie sich zu Waniek stellen.
Eben habe ich Pentzhorns Abbt gemordet: Werner zog sich zwei paar handschuhe an, da er ihn in der DL Ztg anfasste; ich fasste mit nackten händen derb zu und da – war das buch tot. Was denken Sie von Zarnckes Schelmuffsky?
Grüssend und das beste wünschend Ihr
BSeuffert.
Wzbg. Herzogeng. 5.
8 III 85.
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Auszug:
20/3 85.
Lieber Freund!
Wenn etwas die Notwendigkeit unseres Neudruckes zu beweisen im Stande ist, dann muß es diese Verzögerung thun.
Denn ich habe zwar die andern verlangten Bücher, wie ich nach Absendung meines letzten Briefes sah, aus Berlin bekommen; die 2. Auflage (die meinem Text zu Grunde liegt) ist aber ausgeliehen; Scherer, an den ich mich wandte, weil ich weiß, daß er das Buch besitzt, kann es nicht auffinden. Nun steht meine Hoffnung auf Bernays oder die Münchner Bibliothek; auch in Berlin habe ich gebeten das Buch zurückzuverlangen. Sie können also getrost zu drucken anfangen; von einer Seite wird das Buch schon eintreffen. Ich habe nun alle rein orthographischen Varianten (bis auf 2–3 sehr interessante) weggestrichen; den Wechsel zwischen n u. m in der Adjectivflexion, so unregelmäßig er auch auftritt, glaubte ich verzeichnen zu sollen; ebenso die Abweichungen in der Interpunction. Ich habe aber nichts dagegen, [w]enn Sie etwa noch wegstreichen, was Ihnen überflüßig scheint. Die Chiffern A und a habe ich weggelassen,
B beibehalten; auch die Druckfehler habe ich soweit es mir nothwendig schien in die Lesarten aufgenommen; zu den im Druckfehlerverzeichnisse von B verbesserten habe ich (Dr.) hinzugefügt. Sonst glaube ich, daß alles in Ordnung und außer Zweifel ist. Höchstens wegen der Neuen Seiten oder Blätter werden Sie in Widerspruch mit mir sein; ä[nd]ern Sie das, wie es Ihnen gut dünkt; ich bins zufrieden. Das Inhaltsverzeichnis folgt mit der Einleitung. Wahrscheinlich [s]chicke ich Ihnen auch ein Wortverzeichnis, das Sie dann nach Gutdünken aufnehmen oder weglassen können. Von mir werden Sie im nächsten Monate mancherlei gedruckt sehen, was seit langem vorbereitet ist. Der be[g]innende Frühling weckt auch meine schlummernden Kräfte u. so gehts lustig mit allem zu Ende.
Sie fragen mich um meine Ansicht über Zarnckes Buch. Ich habe es im vorigen Sommer gleich nach s. Erscheinen gelesen u. für au[s]gezeichnet befunden. Scherers kühleres Urteil hat mich nachdenken gemacht. Und nun muß ich gestehen, daß es stellenweise recht breit ist u. andererseits doch die Resultate nur andeutet, bis zu denen die Untersuchung wird vordringen müßen. Aber eine solc[ he] Entdeckung bringt immer Ruhm mit sich, während
andere ebenso mühsame u. gute Arbeiten kaum Anerken[n]ung erwarten dürfen.
Schreiben Sie mir doch einmal Ihre Meinung über eine große Wieland Ausgabe. So sehr ich mit Munckers Thätigkeit einverstanden bin, so soll ihm doch nicht alles in die Hände fallen. Er macht den Lachmannschen Lessing neu [u]. hat sich mit Pawel zur kritischen Ausgabe Klopstocks für den Kl.-Verein verstanden. Sie sollten sich Wieland nicht entgehen lassen. Ich habe viel mit Fresenius vor Jahren darüb[er] verhandelt u. mir längst [P]läne dazu entworfen. Es ist doch eine unabweisliche Aufgabe unserer Wissenschaft, die bedeutendsten Classiker abschließend herauszugeben. Wären wir ein reiches Volk wie Engl. & Franz., so wäre es wol schon längst geschehen.
Oft wollte ich Ihnen das [sch]on schreiben. Laßen Sie nur Ihre Ansichten wissen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr treulichst ergebener
A. Sauer.
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Auszug:
Ich weiss nicht, ob Waniek Schmids Biographie der dichter 2. für Pyra benutzt, noch ob er Dusch Brfe zur bildg. des geschmacks eines jungen herrn v. stande 2. aufl. thl i 1 [?], wo der Tempel d. dichtkst. beurtelt ist, angesehen hat. Ich hab beides auch nicht gelesen, weiss also nicht obs was taugt.
Eilig grüsst
Ihr
BSeuffert
Wzbg. Herzogeng. 5
21 III 85.
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Auszug:
Würzburg, Herzogeng. 5
24 III 85
Lieber freund,
Heute früh ward mir Ihr ms. auf der zollstation ausgehändigt. Ich danke Ihnen vielmal für die übersendung. Jetzt ist es schon unterwegs nach Heilbronn. An Ihrem kritischen apparat habe ich natürlich nichts geändert. Nur von Ihrer erlaubnis betr. des eintritts neuer blätter habe ich gebrauch machen zu müssen geglaubt; ich darf hoffen, dass die wenigen änderungen Ihre zustimmung haben. Ihre titelblattdurchzeichnung lege ich bei: sie könnte den setzer zur nachahmung verführen und die ist ja wie Sie wissen für mich stier ein roter lappen. Ferner erlaubte ich mir, statt der beschreibung der titelvignette (es ist die, die Hemmerde auch auf die Messiasdrucke setzte) nur [Vignette] auf den titel zu setzen; nach analogie der früheren hefte wäre die beschreibung in der vorrede unterzubringen, wenn es Ihnen passt. Dann notierte ich dreimal: [Kopfleiste] bei, weil ich das jetzt auch in der sammlung angefangen habe. Endlich möchte ich die vorrede zu Wort des höchsten nicht gerne in Schwabacher gesetzt haben; sonst müssten für die 2 ersten vorreden auch grössere typen verwendet werden als für die lieder, dem original entsprechend und das hielten Sie ja auch nicht für nötig. Ich setzte in den kritischen apparat: Die vorrede ist in Schwabacher schrift gedruckt.* Passt Ihnen das?
Dass Sie der einleitung inhalts- u. wortverzeichnis beifügen wollen, freut mich, obwol ich bekenne, dass mir zunächst der inhalt des glossares noch nicht klar ist.
Auf Ihre ankündigungen betr. neuer schriften aus Ihrer feder bin ich aufrichtig gespannt.
Ueber Schelmuffsky – Zarncke denke ich, dass ein alter herr geschwätzig ist, sich gerne widerholt, was man ihm stillschweigend zu gute hält und dass man manches andere hätte sagen dürfen, vielleicht auch sollen, aber nicht müssen. Sie sehen, ich denke wie Sie.
Und nun von Wieland. Ja, will denn Muncker wirklich dran? ich dächte Lessing und Klopstock füllen ein paar gute jahre leben allesfalls aus! Natürlich hab ich lange schon darüber gesonnen, auch seit dem jahre 1881 mündlich und brieflich bis in die neueste zeit mit grossen verlegern und grossen und kleinen fachgenossen darüber beraten. Es liegt mir ja nahe und ist fatal genug dass es mir mit der biographie geht wie Haym Suphan gegenüber: die ausgaben sollten zuvor da sein! Aber – – Kein aber, einmal muss die möglichkeit werden. Zunächst bilde ich mir ein, mehr einzeldrucke und ausgaben gesehen zu haben als die meisten von uns, habe auch manuskripte, gedruckte und ungedruckte ausgekundschaftet und mir zugänglich gemacht, kenne teilnahmen an zss. u. dgl., die wenigstens öffentlich bisher nicht angezeigt sind. So könnte ich zu einer Wielandausgabe allerdings wol ziemlich viel beisteuern und wills auch wenn die zeit kommt durchführen. Ich freue mich sehr, dass Sie auch pläne in der gleichen richtung haben und dass sich also unsere wünsche auch hier freundschaftlich begegnen. Auch mit Fresenius, der neujahr bei mir war, streifte ich das thema. Zunächst verband er sich mit mir wie Sie zu den DLD.
Entschuldigen Sie die dürre, härte, kälte dieses briefes mit der eile: Sie sollen auf die empfangsbestätigung nicht warten.
Treu ergeben
Ihr
Seuffert
* Konsequent müsste man dann auch die grössere schrift der 1. einleitgen anmerken!
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Auszug:
Graz, 27.3.85.
Lieber Freund! Es will mir scheinen, als ob Sie einen Passus meines letzt[en] Briefes misverstanden haben. [Ich] finde es bedauerlich, daß Lachmanns Lessing nicht von einem Schüler Lachmanns oder wenigstens von einem s. Anhänger neu gemacht wird. M. hat dies offenbar durch Bernays & Goedekes Empfehlung erreicht. Ich meinte also, Sie sollten sich nicht etwa auch den Wieland entgehen lassen. Ob M. daran denkt, weiß ich nicht. Aber glauben Sie ja auch nicht, daß ich daran denke. Ich werde an einer Wielandausgabe nur wie an der Herders als eifriger Leser u. dankbarer Schüler theilnehmen; ich bin auf Jahre hinaus in den Kreis meiner gegenwärtigen Arbeiten gebannt u. will dann mein Leben ganz den Oesterreichern weihen. Aber erwogen habe ich den Plan oft, wie man den die notwendigsten u dringendsten Aufgaben s. Wissenschaft gerne bei sich hegt. Und weil ich wieder die grenzenlose Armut meiner Bibliothek in Wieland in diesen Wochen inne wurde, so ließ ich den Wunsch laut werden. Und er scheint zu laut geworden zu sein. Wenn wir nur einmal ein paar Tage reden könnten! Treulichst Ihr Ergebener
AS.
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Auszug:
29 III 85
Da haben wirs, lieber freund! Schrieb ich nicht, dass ich in eile war? Ich wählte die zeiten zwischen ¾ und stadtpostschluss hir !, war abgearbeitet, müde und – ich bekenns offen – das thema selbst berührt mich peinlich, weil ich mir schon vergebliche mühe um das unternehmen gemacht habe. Also verzeihen Sie, wenn ich anders schrieb als ich schreiben wollte. Sagte ich denn nicht, dass mir Ihre begegnung auf dem wege zum gleichen ziele erfreulich sei? Warum sollten Sie keine Wielandausgabe machen? Es wäre mir lieber, als wenn Sie sich ganz in austriacis vertiefen. Freilich lehren können Sie uns alle dabei sehr, sehr viel; aber ob Sie in der grenzprovinz der literatur (wie ich mir Österreich vorstelle!) genügen für sich finden?? – – Ich kann nicht sagen: ich werde eine Wielandausgabe machen; aber wenn mich jemand dazu auffordert, mitarbeiter an einer zu sein, d. h. an einer wissenschaftlichen (eine auswahl für Spemann zu machen habe ich abgelehnt) gesammtausgabe, so glaube ich einiges nützliche beitragen zu können. Muncker fürchte ich nicht: zu plänen gehören verleger! Ist nun das misverständnis wider ausgeglichen? ich wünsche und bitte: ja! Da haben Sie meine hand aus der ferne, das aus der nähe nicht sein kann: ich meinte es nicht böse. Ihr BSeuffert.
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Auszug:
Graz 31.3.85.
Lieber Freund! Meiner Karte muß die nötige Wärme und Herzli[ch]keit gefehlt haben, sonst [k]önnten Sie nicht eine Verstimmung bei mir vermuthen. Aber auch ich bin müde u. abgearbeitet, ein ständiger Druck auf den Kopf macht mich fast unfähig zu denken. Ich weiß gewiß viel weniger von Wieland als Sie über die Oesterreicher; das kann ich Sie versichern. Hätte ich geahnt, daß Sie das Thema peinlich berührt, ich hätte es gar nicht angeschlagen. Und somit ist alles wieder gut!
Bernays hat das Buch geschickt u. ich bin zur Correctur gerüstet. Warum bin ich in Graz festgeschmiedet? Ich gienge so gern nach Bayern während der Feiertage u. zuerst zu Ihnen. Freundliche Ostergrüße
von Ihrem AS.
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Auszug:
Lieber Herr College!
Verzeihen Sie mir, wenn ich mir mit der nachfolgenden Bemerkung einen Eingriff in ihre ! Redactions-Thätigkeit erlaube. Mir sind Trennungszeichen in den Lesarten entsetzlich. In No 6 der DLD sind sie nicht. Könnte man sie nicht hier auch entfernen?
Die Langeschen Unterhaltungen haben sich gefunden u. zwar in der Königl. Bibl. zu Berlin!?! –
Ergebenst
Ihr
AS.
Graz 11/4 85.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Pereant die trennungsstriche! ich lieb sie nur, weil allein durch sie in die augen springt, dass eine interpunktion zur lesart gehöre, und weil man dadurch bequem 2 varianten aus einem vers trennen kann ohne die ziffer zu widerholen oder die unverständlichen .... zu setzen, die ja in gewissem falle auch Lesart sein könnten. aber ich bin ein narr milder sinnfälligkeit kritischer apparate! also schreiben Sie, bitte, dem setzer, dass in zukunft alle | wegfallen (ausser bei titeln z. B. zum Tempel). Kann auch der punkt nach Dr wegfallen?
Gratuliere zum funde der Unterhaltungen. machen Sie daraus einen anhang zu d. Frdschftl. ll.? Oder lohnt sich gar ein neudruck der ganzen Unterhaltungen? Wann gedenken Sie Uz zu bringen u. was von ihm? ich möchte Sie nicht drängen, bitte aber um antwort, damit ich mein übriges jahrespensum darnach einteile. Zerstreut – meine mutter ist krank – und eilig! Herzlichen gruss von Ihrem Seuffert. 13 IV 85.
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Auszug:
Graz 15.4.85.
Mit Uz, lieber Freund, ist es eine v[er]zwickte Sache geworden. Ich habe alle Drucke beisammen, von fast der Hälfte der Gedichte die Manuscripte, weiß aus dem Briefw. zw. Gleim & Uz alles wissenswerte über s. Dichtungen u. möchte am liebsten eine Gesamt-Ausgabe bringen nach Art meines ‚Kleist‘. Erste oder letzte Fassungen mit allen Varianten; chronol. Reihenfolge; hübsche Gruppierung [n]ach Entwicklungsstufen; vor jeder Gruppe kurze Einleitungen, die übrigens auch vorn zusammengefaßt werden können u. eine bio- graphische Skizze. Das soll zwar alles knapp u. möglichst gedrängt gegeben werden; aber es wird doch zie[mli]ch viel. Sie können es sich nach einer beliebigen Ausgabe ausrechnen. Ob Sie nun vom redactionellen Standpunkt aus einem Dichter von der Bedeutung Uzens so viel Raum widmen können, müßen Sie allein entscheiden. Gehen Sie auf eine solche kritische Ausgabe ein, so muß ich, bevo[r] ich sie abschließen kann, an einigen Bibliotheken Deutschlands u. speciell in Anspach gewesen sein und wenn mir diese Reise im Herbste gelingt, kann ich zu Neujahr Manu[scr]ipt versprechen.
Eine andere Möglichkeit sich mit Uz abzufinden wäre, die Ausgabe von 1768 abdrucken zu lassen mit den Varianten aller früheren (die von 1772 & 1804 könnten separat zusammengestellt werden); weil dies die eigentliche Ausgabe letzter Hand ist; ein Anhang könnte die paar späteren Gedichte anreihen. – Dies würde bei[lä]ufig ebensoviel Raum einnehmen als die früher skizzirte Ausgabe.
In diesen beiden Fällen würde Uz in s. Gesammtthätigkeit vorgeführt werden. Da er als Lyriker nun ungleich bedeutender ist denn als Ep[ik]er & Satiriker, so wäre eine dritte Mögichkeit nur die lyrischen Gedichte zu reproduciren; also etwa den ersten Band der Ausgabe 1768 mit den Varianten. (Man könnte dann später den zweiten wenn es verlangt wird, nachfolgen lassen.) – [Die Ausgabe von 1768 ist überdies wie mir scheint, nicht so schrecklich selten]
In allen diesen Fällen wür[d]en die Lesarten der Manuscripte mit herangezogen werden; wollen Sie sich auf einen bloßen Neudruck der ersten Ausgabe, von 1749 die ungemein selten ist, beschränken, so würde diese gar wenig Raum einnehmen. (Ich habe sie abgeschrieben u. könnte eine Vorbemerkung dazu aus dem Vollen bald liefern.) Bei den folgenden Ausgaben von 1755, 1756, 1765, 1767 [s]ind zu den „lyrischen“ Gedichten überall schon die „anderen“ gekommen. Eine Reproduction einer dieser Ausgaben hätte keinen Sinn. Ich bemerke noch, daß ich, wenn ich meine bisherigen Vorarbeiten für Ihre Sammlung nicht gan[z v]erwenden kann, dann wahrscheinlich eine kleine Monographie über Uz machen werde; sie giengen mir also nicht verloren. Aber eine kritische Gesammtausgabe wäre mir natürlich das liebste.
Über die Unterhaltungen werde ich berichten, so bald ich Sie ! bekomme; ich glaube: die Pyraschen Gedichte [i]n einem Anhange zu bringen, wäre das Beste. Nun besten Dank dafür daß Sie mir die Trennungszeichen ge[op]fert haben. Ich habe auch die Punkte nach (Dr) gestrichen. Da ich mir deswegen vom 1. Bog noch eine Revision ausgebeten habe, so bitte ich Sie mir über folg. 2 Stellen ihre ! Ansicht zu schreiben:
Wie fassen Sie 9,15 ‚die sie ohnedem ein gerechtes Verlangen bezeiget haben‘ [a]uf? Relativisch! oder: soll ich ‚da sie‘ schreiben
10,10 ‚meinen ... auf ihre verfertigte Traurliedern‘
kann kaum stehen bleiben?! Hoffentlich ist Ihre Mutter nicht gefährlich krank! Aber wie es immer sei, ist es viel verlangt von Ihnen, einen so langen Brief zu lesen.
Also beste Grüße von
Ihrem
treulichst Ergebenen
Aug. Sauer.
Ich habe jetzt die Widmungsode an Meier als 1 mitgezählt. das ist doch viel vernünftiger.
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Auszug:
Ich muß [zu] meinem Briefe noch hinzu[fü]gen, daß ich natürlich die Wichtigkeit der andern Schriften von Uz nicht verkenne, daß sie bes. für d. Kampf mit Wieland wichtig sind, wie Sie wissen; u. daß einiges im Sieg des Liebesgottes später stark verändert wurde u. daß ich auch von 2 Gesängen dieses Gedichtes das Man. habe.
AS.
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5
17 IV 85
Lieber freund,
Eine vollständige kritische Uz ausgabe wäre mir ebenso das liebste wie Ihnen. Ich überschlage, dass der text etwa 20 bogen füllen könnte; dazu 5–7 bogen einleitung, so würde die sammlung den band tragen können. Aber dann wäre mir lieb, wenn Sie den text der ersten drucke zu grunde legten und die einführungen zusammenschöben; auch die biographische skizze lässt sich vielleicht hiermit vereinigen, damit die einleitung als ganzes angenehm lesbar werde. Aber das gibt sich. Glauben Sie, dass ich mich im umfang schwer verrechnet habe? Briefwechsel wollen Sie doch nicht mit abdrucken? ich frage weil Sie auf EvKleist als muster verweisen. Ferner bitte ich zu überlegen, ob Sie nicht anderwärts mehr honorar ernten können, als ich Ihnen bieten kann. für den fall müsste ich, wenn auch sehr ungerne, zurücktreten. aber Sie sollen durch Ihre freundlichkeit nicht in schaden kommen. Sie wissen, dass ich für die bogen mit bedeutendem kritischen apparat 25 m. zahlen kann. (beim Pyra wirds wol mit 20 m. sein bewenden haben müssen, da der apparat doch sehr klein und nicht allzu mühsam ist; oder erwarteten Sie mehr? ich bitte um volle offenheit.)
Auf Ihre fragen wegen des Liedertextes:
9,15 fasse ich als relativsatz und würde nicht ändern.
10,10 würde ich verfertigten schreiben, obwol auch in den liedern die rektion ungleich ist.
Erlauben Sie mir ein paar bemerkungen:
Am Ende von zeilen, besonders langen fehlt häufig die interpunktion. Lied 7, 15 würde ich ein komma anhängen. (7,41.68 würde ich die sprecher nach unserer druckweise gerne vor die zeile setzen.)
NB ist alles dummes geschwätze und bei Pyra stets ganz richtig; der temporalsatz hört mit schertzt auf und zu ‚deinem Mann‘ und ‚mich‘ ist ‚auf‘ zu ergänzen aus v. 46. So hatt ichs beim ersten lesen verstanden und inzwischen vergass mein taubes gehirn den zusammenhang!!
Auf Ihre nachrichten über die Unterhaltungen bin ich begierig.
Ihre vorrede darf ich wol bald erwarten. Bis wir korrektur erhalten, ist der setzer immer schon mit dem nächsten bogen fertig, da eine korrektur in der druckerei gelesen wird.
Noch hab ich keine stimmung zum behaglich schreiben. Zwar die ernsten sorgen um die mutter sind vorüber, aber die langsame rekonvalescenz umfängt noch den sinn. Entschuldigen Sie damit auch, wenn ich noch schlechter korrigiere als sonst.
In treuen
Ihr
ergebenster
BSeuffert.
Den umschlags- und einleitungstitel stellt man wol so:
Freundschaftliche
Lieder
von
J. J. Pyra und S. G. Lange ?
Wann kommen denn Ihre Sonnenfelsanmerkungen?
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Auszug:
Graz 19/4. 85.
L. F. Ich antworte umgehend, um die S[ache] zum Abschluß zu bringen. 20 Bogen Text u. 7 Bogen Einleitung, sagen wir also zusammen 30 Bogen (hoch gerechnet) wird das ganze geben. Von den Briefen ist keine Idee; ich habe nur Kleist I im Auge gehabt als Muster der Anordnung etc. Ich sähe die Ausgabe gern in Ihrer Sammlung untergebracht; wer nimmt sie mir überhaupt auch sonst in Verlag? Und wenn ich sie irgend [e]iner Sammlung (wie den Kleist der Hempelschen) angliedern muß, so werde ich auf die alte Orthographie u. auf anderes mehr verzichten müssen, was ich immer sehr ungern thue. Ich bin mit diesen 25 M. ganz zufrieden (Bei Pyra habe ich [n]icht auf so viel gerechnet, weil ich nicht wußte, daß Sie überhaupt mehr als 20 zahlen.)
Also: Texte der ältesten echten Drucke mit den Varianten der erhaltenen Handschriften u. späteren Ausgaben am Fuße jeder Seite; wahrscheinlich chronologische Anordnung; absolute Vollständigkeit (mit Ausnahme der prosaischen [Ho]razübersetzung.) Biographisch-literarhistor. Einleitung. Manuscript bis Neujahr 1886 abzuliefern. Eventuelle Verzö- gerung würde ich Ihnen Anfang October l. J. zur Kenntnis bringen.
Wenn Sie dem beistimmen, so theile ich mir den Sept. u. Octobr so ein, daß ich auf Uz reise. –
Die Sonnenfels Anmerkungen können erst erscheinen, wenn meine Sammlung über die ersten 12 Hefte fortgesetzt wird, wozu bis jetzt keine Aussicht ist. Zunächst erscheint 1 Heft Stranitzky (Ollapatrida) u. 2 Hefte [S]terzinger Faßnachtsspiele aus dem Anfang des 16. Jh. (Das erste von Werner, die beiden letzten von Zingerle besorgt.)
Dank für Ihre Mittheil. über Lange-Pyra. Man. folgt sobald die zum Abschluß nothwendigen Bücher aus Berlin od. München eintreffen.
Haben Sie Verbindungen in Hamburg (außer Redlich, den ich schon zu oft mit dergl. belästigt habe); ich brauche die Kritik im Hamburg. Corresp. über die erste Auflage der Lieder u. Langes Erwiederung.
Möge die Genesung Ihrer Mutter rasch fortschreiten.
Herzlichst
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Topp also! Der ganze Uz, so wie Sie es in aussicht nehmen, etwa bis janr. 86. Sie wissen als redacteur, dass man sich nicht absolut verpflichten kann, gerade im januar drucken zu lassen, si dii obstant. Wenn Sie nach Ansbach kommen, sehe ich Sie auch hier!
Mit Hamburg hab ich leider gar keine verbindung, nicht einmal mit Redlich.
Nach meinem kontrakt sollen die verleger für ausgaben mit grossem kritischen apparat m. 25 zahlen. Die einleitung auch hiebei wie sonst mit m. 20. Ich hoffe nicht, dass bedenken über den absatz die herren kontraktbrüchig machen. – Haben Sie noch ein ex. Ihrer Eigenbrodtanzeige für mich überflüssig? ich seufze über einem referat hierüber für den Anz. Die vorgeschichte ist doch sehr, sehr mangelhaft.
Grüssend
BSeuffert
Würzburg Herzogeng. 5
21 IV 85
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Auszug:
Graz 23/4 85
L. F. Ob Sie im Sommer oder später zu drucken beginnen, ist mir gle[ic]hgültig. Wir werden darüber [in] keinen Streit gerathen. Es ist mein fester Entschluss, im Herbste nach München, Würzburg, Ansbach etc. zu gehen. Ich spare krampfhaft zu diesem Zwecke. Kaufe keine Bücher, mache aber ein sehr schönes: Diesmal muß mir ! doch glücken!
Eigenbrodts saubere Arbeit hat mir sehr gefallen und wenn ich die krause Arbeit Krauses über Friedr. d. Grossen u. das schreckliche Buch von Fisch dagegen halte, muss ich mein Urteil wiederholen. Meine Anzeige folgt mit einigen anderen. Ich pflege dergl. Rec. nicht zu verschicken. Wollen Sie aber eine Serie älterer Anzeigen von mir nicht unfreundlich aufnehmen, so kann ich sie leicht heraussuchen.
Herrlicher, unglaublich schöner Frühlingstag, an dem die Arbeit fliegt. Gestern habe ich Hamels Klopstockausgabe in den Grund gebohrt.
Herzlich grüßend AS.
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Auszug:
3/5 85.
L. F.
Damit Sie nicht Angst bekommen, daß ich die Sache wieder hinausziehe, sende ich Ihnen zunächst heute was sich aus den Beschäftigungen für Pyra ergiebt. Es ist nicht viel, aber immerhin der Aufnahme wert. Freilich wäre es nothwendig in diesem Falle auch das eine Gedicht aus den ‚Gedanken einer unsichtbaren Gesellschaft‘ aufzunehmen, von dem Pyra Waniek berichtet; es soll zwar elend sein; aber die Vollständigkeit wäre da erwünscht. Diese Ztschrft ist aber in Berlin, München u Halle nicht vorhanden. Meine letzte Hoffnung ist Weimar, von wo ich in ein paar Tagen Antwort [h]aben muß. Kommt sie von dort, so rücke ich das Gedicht noch in den zweiten Anhang ein, der vielleicht als Nachlese zu bezeichnen wäre. Mit ist aber nun der Gedanke gekommen, daß wir wenn wir schon eine solche Nachlese anfügen, dann auch die Virgilüberse[tz.] aus den Beiträgen außnehmen müßten, so daß alles was an poetischen Sachen (einschließlich Übersetz.) von Pyra gedruckt ist, vereinigt wäre. Nur die paar Übersetzungsproben im „Erweis“ u. [di]e Proben aus den Handschriften bei Pyra würden fehlen.
Es fragt sich aber, wenn wir diese 160 Verse aus den Beiträgen aufnehmen, lassen wir Gottscheds Vor u Nachbemerkungen mit abdrucken?
Langes Vorbemerkung zu den drei [B]ruchstücken aus den Beschäftigungen darf nicht fehlen u. kann in meiner Einleitung nicht nachgeholt werden, weil die drei Stücke sonst nicht verständlich sind.
Gottscheds Vorbemerk. zur Aeneis könnte auszugsweise in unserer Einl. stehen. (Ich habe z. B. bei der Ode auf Friedrichs Regierungsantritt bei d. Correctur noch die Varianten aus den Bemühungen eingesetzt, die Vorbemerkung u. die Anmerkungen dazu aber in die Einleitung verwiesen; freilich aber halte ich den Druck in den Bemühungen nicht für den ersten, sondern für einen schlechten Abdruck [e]iner Einzelausgabe.) Es fragt sich aber dann, wo drucken wir Schwarzens Übersetzungsprobe ab, die Gottsched im Anschlusse an die Pyras mittheilt? Als Beilage wie Müllers Gedicht [in] DLD 12? Das gienge; am Schluße des Artikels theilt aber Gottsched noch eine Übersetzungsprobe aus d Ilias mit; sollen wir diese ganz weglassen. Alles zusammen hat im Druck der Beiträge 18 Zeilen; also bei uns vielleicht 9 Z. Könnte also wol aufgenommen werden. Weiters enthalten dann [die] Beyträge V 128 f – 140 Pyras Vertheidigung; VI, 69 – 88 Schwarzens Vertheidigung, die dann beide ganz oder auszugsweise nicht fehlen dürften; auch hier wäre wol Heft 12 Muster.
Ich weiß nicht ob ich Ihnen alles deutlich gemacht habe (da Sie [d]ie Beyträge wol kaum zur Hand haben dürften); sagen Sie mir aber umgehend Ihre Meinung; bis Ihre Antwort kommt, ist es wol auch entschieden, ob ich die ‚Gedanken einer unsichtbaren Gesellschaft‘ erhalte oder nicht. Waniek kann ich darum nicht angehen, er hat mir auf eine Anfr[a]ge wegen der ‚Beschäftigungen‘ keine Antwort gegeben.
Ist alles das erledigt, dann schicke ich auch meine Einleitung, die frei[lich] alles was W. offen gelassen hat, nicht ausfüllen kann.
Eiligst
Ihr
treu ergebener
Aug. Sauer.
Die ‚Beschäftigungen‘ enthalten zu viel ledernes Zeug, als daß sich ein Neudruck rentirte. Das Gedicht von Ev Kleist darin ist recht schlecht, aber interessant. Daneben werden Sie in meinen neuen Kleistuntersuchungen nach einiger Zeit alles Wissenswerte lesen.
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Auszug:
Lieber freund, Schönen dank für die Nachlese. Ich werde mich freuen, wenn Sie dieselbe aus der unsichtbaren gesellschaft vermehren können. Zählen Sie absichtlich die 3 stücke mit 1 nummer? Die Aeneïs Pyras zu bringen scheint mir eher deswegen bedenklich zu sein, weil ja viel Gottsched u. Schwarz u. prosaisches daran hängt. Ferner würde ich dann keinen grund zur erlaubnis sehen, die fragmente um den Erweis, ja diesen selbst zu streichen, wenn wir doch einmal übersetzungen u. den beginn des streites bringen. Zudem ist der Erweis seltner als die Beiträge. Was Pyra u. Schwarz miteinander da machen, ist mir in sehr unbedeutender erinnerung; dass ich auf die übersetzung nicht viel halte, sagte ich wol öffentlich. Also: wenn Sie kein besonderes gewicht darauf legen, lassen wirs mit den originaldichtungen Pyras genug sein, u. nehmen, da wir ja doch keine vollständige ausgabe geben wollen u. können, die übersetzungen u. die prosa nicht dazu. DLD 12 ist mir in der beziehung nicht musterhaft, dass es in beilagen u. in der vorrede neue dinge auftischte: aber auch das musste einmal probiert werden. – Ihrer einleitung fügen Sie doch ein register der gedichtaa, worin die verfasser der einzelnen stücke beigeschrieben sind?
Eilig grüsst Ihr
BSfft.
Wzbg. Herzogeng. 5
5/V/85
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Auszug:
L. F. Die unsichtbare Gesellschaft macht ihrem Namen Ehre und i[st] nicht zu finden. Zwar hab[e ic]h noch nach Gotha und einige andere Bibl. geschrieben; aber wol auch umsonst. Ich glaube also das beste wäre, Sie schicken die Ihnen übersandte Nachlese in die Druckerei und wir schliessen damit ab. Ich zähle die 3 Stücke mit einer Nummer, weil ich sie für Fragmente eines und desselben Briefes halte; darauf führt auch der Wortlaut von Langes Vorbemerkung.
Heute eine ganz andere Frage. Es arbeitet hier jemand über Alxinger. Besitzen Sie Briefe von ihm an Wieland oder an sonst jemanden? Und wenn Sie mir diese Frage beantworten, so sagen Sie mir vielleicht auch, ob Sie über die Verbindung Schreyvogels mit W. neues wissen. Natürlich ganz kurz.
In gewohnter Eile Ihr
AS.
Graz 7/5 85.
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Auszug:
L. fr. Wenn es Ihnen recht ist, möchte ich, da der satz nun unterbrochen ist, lieber die Nachlese zugleich mit Ihrer einleitung in die druckerei schicken. Das kann ja jetzt nicht mehr lange dauern. Vielleicht spielt Ihnen das glück doch noch die unsichtbaren gesellschaftsschriften in die hand. – Von Alxinger habe ich nur 2 briefe an Wieland aber aus privatbesitz und mit der verpflichtung, sie selber oder nicht zu verwerten. Von Schreyvogel* ebendaher einen und ebenso. Tut mir leid, nicht hilfreicher sein zu dürfen. Sonst weiss ich nichts.
Für Ihre recensionen danke ich nachträglich u. bitte gelegentlich mir noch mehr auszulesen, wie Sie anboten. Ich besitze gerne die anzeigen von kritikern, auf deren arbeit ich etwas halte.
Gruss.
BSfft.
Wzbg. Herzogeng. 5
11.V 85
*Wo steht etwas über Wieland und Schreyvogel?
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Auszug:
! Der Not gehorchend, nicht dem innern drange!!
Lieber freund, die verleger, die verleger! Sie wissen ja wol aus erfahrung, dass sie ungeduldige mahner werden können. Und in meinem kontrakt steht: ich sei verpflichtet text und einleitung zugleich abzuliefern! Retten Sie mich aus der bösen verlegenheit oder schreiben Sie mir wenigstens ein warum der langen pause.
Bestens grüsst
Ihr BSfft.
Wzbg. Herzogeng. 5
10 VI 85
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse 13. Juni 85.
Lieber Freund!
Daß ich gerade Ihnen das anthun mußte, ist mir bei all meinem Elend das Unangenehmste. Ich bin seit Jahr und Tag unwol, ja krank. Vor vier Wochen steigerte sich das Übel (ein nervöses Unterleibsleiden) so stark, daß ich nicht mehr gehen, noch weniger sitzen konnte. Nun nach 3. Wochen Karlsbader Cur ist es abends besser u. ich kann mit Unterbrechung arbeiten, obwol es mir der Arzt untersagt hat. Jeden Tag wollte ich Ihnen schreiben, jeden Tag unterließ ich es, weil ich glaubte am folgenden einen Termin angeben zu können, bis zu welchem ich das Manuscript absenden werde können. Da ich in der nächsten Woche mit dem Wassertrinken pausiren muß, wird wol auch die Einleitung, an der sehr wenig mehr fehlt, bis Ende derselben fertig; also ich denke am 20–21 kann ich sie absenden. Wenn Sie erlauben, werde ich mich persönlich bei Ihren Herrn Verlegern entschuldigen. Verzeihen Sie tausendmal, daß ich Sie so im Stiche lassen mußte.
Ich habe den ersten Druck der Ode an Friedrich in Breslau u. Langes Erwiederung auf die Recension im Hamburger Corresp. in Straßburg aufgefunden, Die Gedanken der un- sichtbaren Gesellschaft aber an circa 24 Bibliotheken vergebens gesucht. Waniek hat sie wol auch nicht in der Hand gehabt.
Von der Zerrüttung in meiner Stimmung können Sie sich keinen Begriff machen. Ich bin seit Jahren überanstrengt, nervös, überreizt. Jetzt ist die Grenze erreicht. Ich muß in den Ferien nach Karlsbad oder Marienbad und dann in ein Nordseebad, wahrscheinlich nach Sylt.
Meine Hölderlingedichte und eine Reihe älterer Aufsätze liegen für Sie bereit u. folgen mit dem Manuscr.
Mit vielen Grüßen
Ihr
gänzlich disparater
Sauer.
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Auszug:
Lieber freund, Wie leid ist mirs, dass ich Ihnen zu all Ihrem leiden noch beschwerlich fallen musste! Aber wer konnt sich auch den Sauer krank denken, dessen ununterbrochenes arbeiten von eiserner konstitution zeugte! Hoffentlich gehts denn auch rascher vorüber, als die begreiflich zerstörte stimmung Sie jetzt annehmen lässt.
Ueber die einleitung und den anhang zu DLD 22 sage ich kein wort. Natürlich richten Sie sich ganz nach Ihrem befinden. An die verleger schreib ich gleich, auch dass Sie mir entschuldigungen für Sie aufgetragen, so dass Sie sich die mühe des schreibens sparen können.
Die besten wünsche und herzliche grüsse!
Ihr treu ergebener
BSeuffert
Würzburg, Herzogeng. 5
15 VI 85.
Wollen Sie die gedanken der unsichtbaren gesellschaft nicht einmal Centralblatt f. Bibliothekswesen hg. v. Hartwig, oberbibliothekar in Halle u. Schulz, reichsgerichtsbibl. in Lpz (Lpz. Harrasowitz) ausschreiben?
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Auszug:
Lieber Freund! Ich habe Ihre Geduld lange auf die Folter gespannt; heute bin ich so weit, daß ich sagen kann; morgen Vormittag oder Nachmittag kann ich das Paket mit dem Manuscript auf die Post geben. Ich habe zwar nicht alles, aber vieles gefunden. Die Quellen des Tempels, s. Entstehung etc genau nachgewiesen. Erst in letzter Stunde hat sich alles ergeben. Vielleicht benachrichtigen Sie die Druckerei, daß das Manuscript in ein paar Tagen dort eintrifft; denn mir liegt an sehr raschem Druck.
Alles übrige im morgigen Briefe.
Herzlich grüßend
Ihr
AS.
23.7.85.
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Auszug:
Graz. 45 Sparbersbachgasse 24.7.86.
Lieber Freund!
Hier haben Sie das Schmerzenskind; gestern meinte ich es sei gerathen; heute kommts mir wieder anders vor. Lesbar ist die Einleitung leider nicht; ich hätte zu viel aus Waniek u. ihrer ! Recension wiederholen müssen u. habe mir mit Verweisen geholfen. Ohne Resultate ist sie nicht u. das ist die Hauptsache. Waniek hätte doch alles das u. noch [m]ehr finden müßen. Wenn Ihnen das Schema überflüßig scheint, so bedenken Sie, daß mir der Plan & Sinn des Gedichts erst durch dasselbe aufgegangen ist; es mag also wol andern Leuten auch so gehen; die Anmerkungen der ‚Bemüher‘ zur Ode auf Friedr. II möchte ich gleichfalls ungern entbehren; ich überlasse es Ihnen, ob Sie sie vielleicht petit drucken wollen.
Ein paar Fragen & Bitten:
Wer ist No 24 II 277 Der edle Tyberschwan.
Was ist No 24 V. 47 Hiacynth, Narcisse
Was 24 V 50 der Franke dessen Kiel Susannens Keuschheit prie[s?]
Wissen Sie das, so setzen Sie gütigst die Nummern im Schema dafür ein.
Bis 31. l. M. bin ich sicher hier, vielleicht noch ein paar Tage länger; im August ist meine Adresse Nordseebad Westerland – Sylt. Deutschland. poste restante. Wenn ich hier noch einen Bogen Correctur lesen könnte, wärs mir angenehm; in Sylt kann ich es leicht erledigen. Da ich alles Geld für die kostspielige Reise nothwendig zusammenraffen muß, so wäre mir auch deswegen die baldige Beendigung des Druckes höchst wünschenswerth. Verzeihen Sie, daß ich Sie auch mit solchen Dingen belästige.
Der Wiener Vorschlag ist für uns alle sehr erfreulich, wenn ich für meine Person auch kaum etwas profitieren werde. Ich wünschte aufs herzlichste, daß Sie nach Prag kämen, wenn Minor weggeht.
Bitte schreiben Sie mir, ob und wann Sie im Sept (– Anfang Oct.) in Würzburg sind oder wo Sie sich um diese Zeit aufhalten; ich möchte Sie um jeden Preis aufsuchen.
Bitte, lassen Sie mich den Aufschub nicht entgelten u. nehmen Sie auch fernerhin Antheil an d[em] Schicksal
Ihres
Ergebenen
Aug. Sauer
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Auszug:
Lieber Freund! Nachdem der Brief geschrieben und das Paket gesiegelt ist, f[ä]llt mir alles mögliche ein, was i[ch] mir zu schreiben vorgenommen hatte. Vor allem wollte ich Sie wegen des grausen (Pyras Lieblingswort) Manuscriptes um Verzeihung bitten; nur die erste Hälfte ist abgeschrieben; bei der zweiten wars unmöglich; machen Sie sich also auf das schlimmste gefaßt. – Ferner habe ich irrtümlich das Inhaltsverzeichnis vorangestellt u. auch so nummerirt; ich weiß, daß es rückwärts kommt; sollte sonst eine Änderung nothwendig sein, so nehmen Sie sie nur selbst vor u. fragen nicht erst an.
Mit besten Grüßen
Ihr treu ergebener
AS.
24.7.85. Abends.
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Auszug:
Würzburg 28 7 85 abends
Herzogeng. 5.
Lieber freund,
Es war mir sehr empfindlich, mich nicht nach Ihrem wolsein erkundigen zu dürfen: ich fürchtete jede, nur darauf gerichtete frage des freundes könnte als versteckte mahnung des redakteurs misdeutet werden und solcher misdeutung wollte ich mich durchaus nicht aussetzen.
Nun bin ich froh ex silentio – Sie schrieben keine zeile über Ihr befinden – und aus dem abschluss der mühseligen arbeit – Sie haben sichs schwer gemacht, wie ich dankbarst anerkenne – schliessen zu dürfen, dass Sie geheilt sind und nur zur besseren stärkung ins bad gehen.
Leider kann ich Ihnen da nicht die volle ruhe gönnen, die man eigentlich auf dem strande haben soll: es müsste denn sein, dass Sie mir die korrektur der bogen nach Ihrem ms. anvertrauen wollten, wozu ich natürlich bereit bin. Zunächst habe ich Ihrer weisung entsprechend auftrag gegeben, Ihnen die korrekturen nach Sylt zu senden. Und zwar gleich dahin. Denn Ihren wunsch, noch in Graz einen bogen zu erhalten, konnte ich nicht erfüllbar machen. heute erst ging mir die aufforderung, auf dem zollamte Ihre sendung zu holen, zu. Sie ging mit der Abendpost nach Heilbronn weiter, kommt da am 29. abends an, läuft nach Leipzig – 30. und wenn wirklich die druckerei (was noch nie geschah) augenblicklich beginnt, ist, bis der erste bogen gesetzt, umgebrochen, korrigiert und versandt ist, der 5 august da: also kommt er gerade recht nach Sylt, um Ihnen dort den willkomm zu bieten.
Ich habe den verlegern geschrieben, es müsse eilig gehen, glaube dass sie selbst eilen wollen, und habe Ihnen auch ans herz gelegt, Ihnen eine postanweisung zu schicken. Obs geschieht, weiss ich nicht: in dieser beziehung hab ich die herren noch nicht geprobt.
Nach Ihren beiden karten war ich sehr gespannt auf das innere und äussere der einleitung. Ein- mal ward ich befriedigt und einmal enttäuscht. Ich lebte der selbstgefälligen einbildung, den Pyra recht nahe beguckt und ihm recht scharf ins auge gesehen zu haben; aber Sie schauen ihn noch gründlicher an und Ihre ergebnisse, so weit ich sie bei einer kai! kai!-lesung erfasste, sind sehr reich. Also darin war meine erwartung sehr befriedigt. Enttäuscht über die verheissene grause schrift. Wenn Sie nicht schlechter schreiben können und an Ihren entwürfen nicht mehr ändern müssen, beneide ich Sie.
Die drei verhüllten autores kenn ich nicht: der Tyberschwan ist genau so beschrieben, wie nur Horaz beschrieben sein kann und dafür nahm ich ihn früher, zumal schwan, lorbeer, laube alles Horazianische ausdrücke über sich sind. Aber dann wär er zweimal da. Und leider beide mal als odendichter.
Hyacinth u. Narcisse? Gerlach und die Sibylle Schwarz? Ich kenn diese frauenzimmer des 17. jhrhs. ja wenig d. h. deutsch gesagt: nicht. Die Hoyer? Über den Susannenmann habe ich mich schon früher besonnen. Ob es nicht einer der vielen Frank oder Franke heissenden ist? Schweigen wir die dunkle gesellschaft tot!
Das Tempelschema hab ich mir seinerzeit auch gemacht, um aus dem bandwurm klug zu werden. Das einzelne begreif ich nun wol, aber das ganze ist doch nur simmelsammelsurium, wie das entdeckte vorbild.
Sie erwarten für sich nichts von der Wiener erledigung? warum nicht? Und ich deutscher soll mir etwas erwarten dürfen? Seien Sie versichert, ich erwarte mir gar nichts. Im winter les und schreib ich noch, im sommer geh ich ins kloster, will sagen in den schullehrerdienst. darüber red ich nicht gerne, es verdirbt mir die laune.
Zur aufbesserung erinnere ich mich daran, dass Sie hierher kommen; das bleibt fest und wird ein fest. Sollte ich etwa doch, nach Giessen zur philologenversammlung gehen, so wird es sich wol richten lassen, dass wir uns sehen. Es muss sich richten lassen. Wissen Sie übrigens sicher, dass in Ansbach Uziana sind? ich hörte einmal von dort: nein!
Zum schlusse und nur deswegen zum schlusse weil ich noch keine zeit fand sie durchzusehen, besten dank für die reiche auswahl an ausschnitten.
Gute wünsche und grüsse von Ihrem
Seuffert.
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Auszug:
Bad Westerland – Sylt. Bei Clausen. 14.8.85.
L. F. Verzeihen S[ie,] wenn ich nur eine Karte schreib[e,] aber es ist hier schwer, die Feder in die Hand zu nehmen, bes. in den ersten Tagen, da jede Welle, die ans Ufer schlägt, noch mein helles Entzücken hervorruft. Also vielen Dank für die Freundlichkeit, die Sie mir durch Ihren Brief an Gebr. H. erwiesen haben; ich habe gestern M. 100 von ihnen erhalten. Correctur ist heute Bogen 6 eingelaufen u. wird morgen erledigt. – Ich bin spät hieher gekommen; die letzten Tage in Graz verliefen übel; dann einen schönen Tag bei Scherer in B. – Goetheausgabe etc. Hier fühle ich mich als Süddeutscher in der exclusiv norddeutschen Gesellschaft sehr unwol. Auch Dir. Redlich war höchst steif. Nichtsdestoweniger bessert sich meine Gesundheit und wenn Sie mich im Sept. sehen, werden Sie einen schwarzen Teufel mit struppigen Haaren erblicken; denn ich will mir einen Vollbart wachsen lassen. Wann ich nach Würzburg komme, ob ich etwa auch nach Gießen gehe etc. etc. ist noch ganz unbestimmt u hängt von der Dauer meines hiesigen Aufenthaltes ab. Ich werde mich aber rechtzeitig bei Ihnen anfragen. Es wünscht Ihnen die schönsten Ferien Ihr Ergeb
AS.
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Auszug:
Lieber freund, Ich wünsche Ihnen glück zum abschlusse der korrektur und werde mich sehr freuen, gute nachricht über Ihr befinden zu erhalten. Ich korrigierte den 1. boden ! der einleitung vor gepacktem koffer, 2 stunden vor der abreise und den letzten unter der ankunft von gähnen; beide also unverantwortlich leichtfertig. Dazu muss ich das beschämende bekenntnis ablegen, dass meine englischen kenntnisse sehr verschwunden sind und da ich hier aller hilfsmittel beraubt bin, konnte ich den text nicht prüfen. Zweimal erweisen Sie mir zu viel und streichen mich wol. Sollten Sie aber, wider meine bitte, an der 2ten stelle doch nennen wollen, so wäre ich aus dem nominativ in den obliquen casus zu setzen. An Scherer schicken Sie ein ex.? oder tue ichs. Doch Braune muss ich eines schicken, weil er mich früher darum bat. Ich schreibe das, damit wir nicht doppelt versenden. – Ich vermute, dass Sie Hauffs Schubart von der DLZ zur anz. erhalten. Ich kenne den alten pfarrherrn, der in einem erbärmlichen neste, abgeschnitten von allem litterarischen verkehr und handwerkszeug in knappen verhältnissen lebt. Ein kriticus wie die Tübinger theologen überhaupt. Er hat mich brieflich und persönlich heimgesucht: ein künstlerisches ganze zu schaffen, konnte ich ihm freilich nicht mehr anlehren: dazu ist er zu alt. Auch zur vollständigkeit liess er sich nicht zwingen. Verzeihen Sie dass ich das schreibe; ich weiss dass ich dadurch die objektivität Ihrer event. anzeige nicht im geringsten alteriere, aber ich bitte um einen milden ton.
Ihr dankbar ergebener Seuffert. In eile.
Bad Brückenau (Bayern)
Villa Knell.
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Auszug:
L. F. Ich bewundere Sie, daß Sie Ihre Pflichten als Redacteur so unbedingt erf[üll]en u. danke Ihnen für Ihre Be[mer]kungen. An Scherer schicke ich 1 Ex. Auch sonst habe ich noch mehrere frei, wenn Sie darüber verfügen wollen. Ihre Mittheil. über Hauff sind mir sehr willkommen; denn ich habe das Buch bei mir, um es hier für die DLZ. abzuschlachten. Die Milde, die Sie fordern, soll er finden. Das Buch ist ein komisches Gemisch von Wahrem & Falschem. Die ewige Polemik gegen Strauss, mich u. A. lächerlich.
Mir thun Wasser, Wind, Sand & Faulheit außerordentlich gut. Und wenn ich übrhaupt wieder gesund werden kann, so wird’s hier wol geschehn; auch denke ich viel ruhiger über alle die Dinge, die mich in d. letzten Monaten alterirten.
Eiligt und herzlichst
Ihr Ergebener
AS
Bad Westerland Sylt. 17.8.85.
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Auszug:
Westerland 6. Sept. 85.
Lieber Freun[d] Ich schreibe gleichzeitig eine [K]arte nach Brückenau, falls Sie noch dort sind. Ich frage mich nemlich an, ob Sie am 20. 21. oder 22. dieses Monats zu hause sind, oder wo ich Sie etwa in der Umgebung treffe. Ich bin beiläufig bis zum 15. hier, bleibe 2 Tage in Hamburg u. vielleicht in Göttingen. Jedenfalls warte ich hier Ihre Antwort ab. Mir geht es um vieles besser, nur lebe ich in absoluter Einsamkeit, die ich ja doch eigentlich vermeiden wollte.
Alles übrige mündlich. Ich freue mich herzlichst, Sie von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen.
Mit besten grüßen
Ihr Ergebener
Aug. Sauer.
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Auszug:
Westerland 6. Sept. 85.
Lieber Freun[d]! Ich schreibe gleichzeitig ei[ne] übereinstimmende Karte nach Würzburg, falls Sie schon dahin zurückgekehrt sein sollten. Ich frage mich nemlich an, ob Sie in der Zeit vom 20–22. dieses Monates zu Hause sind, oder wo ich Sie in diesen Tagen treffen kann. Ich bin beiläufig bis zum 15. hier, bleibe 2 Tage in Hamburg u. vielleicht in Göttingen. Jedenfalls warte ich hier Ihre Antwort ab. Mir geht es um vieles besser, nur lebe ich in absoluter Einsamkeit, die mir wieder schädlich ist.
Mit besten Grüßen
Ihr
Ergebenster
AS, der sich herzlich
freut endlich Ihre pers. Bekanntschaft zu machen.
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5.
8.IX 85
Lieber freund,
Sehr und freudigst willkommen hier! Ich bin jedenfalls 20–22 septbr und in der umliegenden zeit hier. Kommen Sie wohlauf, aber mit niedrigen erwartungen zu Ihrem
Seuffert.
Da ich Ihnen im hause meiner mutter leider keine wohnung anbieten kann, so rate ich Ihnen, falls Sie nachts ankommen, Hotel Rügmer, oder wenn Sie I. klasse reisen Kronprinz oder Russischer Hof. Am tag erwart ich Sie am bahnhof, da ich stundenanzeige erwarte.
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Auszug:
Lieber Freund! Ich habe mir erlaubt Correctu[re]n von Drugulin (resp. Titze) an Ihre Adresse senden zu lassen und bitte Sie mir dieselben aufzubewahren, falls Sie vor mir eintreffen sollten. Ich selbst denke am 22. oder 23. in Würzburg zu sein. Nähere Angabe kann ich Ihnen erst von Hamburg aus senden.
Besten Dank für Ihre Karte. Aber wie können Sie auf die Vermuthung kommen, daß ich erster Klasse reise?!
Auf freundliches Wiedersehen
Ihr AS.
Westerland 18/9 85
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Auszug:
Lieber Fre[u]nd! Wenn alles so stimmt, [wie] das Reichs-Kursbuch es mir ausweist, fahre ich
am 23. Abends (Mittwoch) 10 Uhr 15 Minuten von Hamburg ab und bin
am 24. Nachmittag um 2 Uhr 34 Minuten in Würzburg.
Es wäre mir unangenehm, Sie während Ihrer Essenszeit zu stören; bemühen Sie sich lieber nicht auf den Bahnhof. Ich steige in dem von Ihnen empfohlenen Hotel ab.
Auf Wiedersehen
Ihr
AS
Westerland 21.9.85.
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Auszug:
München, Deutscher Kaiser 29.9.85.
Lieber Freund! [I]n Stuttgart fand ich nicht Zeit, Ih[n]en den Erfolg meines Heil[b]ronner Besuches zu erzählen. Ich traf [di]e 3 Brüder zu Hause. Vortrag. Pause. Neuer Anlauf meinerseits. Pause. Dritter Versuch. Endlich winkten sie sich mit d. Augen zu & d. Sprecher antwortete zustimmend. Wenn Sie die Werke in die Lit. Denkmale aufnehmen, sind H. bereit die Biographie in Verlag zu nehmen. Dann nahmen mich 2 in d. gemütlichsten Weise unter d. Arm: schleppten mich in eine Weinstube: begleiteten mich zur Bahn. Sind famose Leute. Habe so viel von Ihren Wielandschätzen erzählt, daß ihnen der Mund nach einer Sammlung ungedruckter Briefe wässerte. In Stuttgart bei Kü die scheußlichste Jagd nach dem Glücke, wie er es nennt, nach d. gelde, wie ich es nenne. Liter. Fabrik. Manches ist einiges besser an ihm, als aus d. Entfernung scheint. In Maler Müllers Papieren gewühlt. Hunderte von Briefen; alle Entwürfe & Concepte. Zeichnungen. Das Berliner Material scheint blos Bruchstücke aus dieser Masse zu enthalten. Götz. Iffland. etc. – Hermann Fischer in d. Bibl. aufgesucht; die Hölderlinpapiere mit heiligem Schauer besehen. Cotta: Koch der leider ein schauerlicher Jude. – Nun will ich hier mein Glück versuchen. Den mir nachgesandten Brief habe erhalten. Vielen Dank dafür. Mit freundl Grüßen
Ihr AS.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg Herzogeng. 5. 7. X 85
Lieber freund,
Zuvörderst meinen herzlichen dank für Ihren freundschaftlichen besuch: wie kurz er war, empfind ich hinterdrein doppelt schwer, wo ich allerlei mit Ihnen besprechen möchte. Als wir aus einander gehen mussten, waren wir erst warm geworden, mein ich. Rechnen Sies meiner natur, nicht meinem willen und meiner gesinnung zu schuld, dass ich zurückhaltend anhebe. Heyne, so interessant wol auch Ihnen seine bekanntschaft war, hat uns eigentlich gestört und besonders die lange sitzung bei dem leidenden Lexer war zeitvergeudung. Also: das müssen wir bald nachholen.
Darnach dank für Ihre karte, die mir ein sicherer beweis Ihrer völligen genesung ist, wenn nicht Ihr hiesiger aufenthalt das gleiche schon gezeigt hätte. So frisch haben Sie mir kaum je geschrieben. Die situation bei den 3 Henningern ist kostbar. Ich habe von den herren auch nachricht erhalten: nichts als dass Sie zur Hbiographie bereit seien, wenn ich den verf. zuvor in den DLD mitarbeiten lassen. Schlau sind die schwaben alle! damit umgehen sie die frage um meine meinung, die sie nicht mehr stellen wollten, weil Sie vor mir kamen; und verlangen doch indirekt mein urteil, da sie wissen, dass ich die mitarbeiter so sorgfältig als möglich auswähle. Na, in diesem falle halte ich mich zunächst an Sie.
Ihre andeutungen über Kürschners hs. sammlung zwingen mir eine frage auf: was will er mit den Müllerpapieren machen? Aber ich begreife vollständig, wenn Sie sich darauf ausschweigen und in Kürschners geschäftsgeheimnis hüllen. Dass in Mannheim viel bedeutenderes liegt als in Berlin, war mir ja nach dem gespräche mit der damaligen besitzerin klar; aber ich hatte nicht lust, mich dadurch von der ganzen arbeit abhalten zu lassen. Ich bin heidenfroh, dass ich so zu rand kam und dass der MM abgeschlossen hinter mir liegt, so abgeschlossen, dass ich mich nicht einmal entschliessen konnte, das oder die briefchen die ich von ihm seit jahren fand zu publicieren. Ich will an diese erstlingsarbeit nicht mehr die hand legen. Aber wenn Sie mit K. über die ausnützung des nachlasses reden, so sorgen Sie doch tunlichst dafür, dass er die briefe, die Weinhold noch besitzt, die welche Yorck von Wartenburg hat (sie sollten in Wagners Archiv kommen und gingen aus dessen nachlass an Yorck zurück, so viel ich weiss) und die sachen, welche Oertel, der ein programm über Müllers jugend schrieb, bewahrt, zusammen bringt, damit man alles auf einmal kriegt. Weinhold und Oertel wollen biographien schreiben, so viel ich weiss. Oertels jetztigen aufenthalt kenne ich nicht. 1875 war er gymnasiallehrer in Wiesbaden. – –
Richtig, Sie haben mir wirklich ende 1884 geschrieben, dass Sie eine entwicklungsgeschichte deutscher lyrik im 18./9. jhrh. planen! Wie ich das nur vergessen konnte! Wol deswegen weil Sie das entschiedene wort beifügten: Hinab mit dem plan in das chaos! Aber wie wär es, wenn diese verwünschung lügen gestraft würde? Wie schön wäre es! Und dann packen Sie noch gleich eine andere erklärung dazu in den verschlossenen chaosschrank, nemlich die, dass Sie nach dem Uz das edieren aufstecken wollen. Ueberlegen Sie sichs einmal in sonnigen stunden, wenn Sie wandeln, ob Sie nicht die Schillerschen Musenalmanache und auslesen aus Vossischen und dann den Tieckschen neudrucken lassen wollen, gemächlich, nach und nach, und dabei schreiben Sie als einleitungen ein kapitel der entwicklungsgeschichte nach dem andern! Sie setzen Ihren Kleist und Ihren Uz und Ihren Gleim und Ihren Bürger und alle übrigen vorarbeiten voran, und ich folge Ihnen mit neudrucken auf schritt und tritt und eines tages ist die ganze geschichte fix und fertig; das störende detail lassen Sie in meinen vorreden aufgespeichert, das allgemein wichtige heben Sie heraus, fügens zusammen und das buch ist fertig, ohne dass Sies merken. So kommen Sie auf dem bequemen umweg von ausgaben doch zu einem selbständigen buche. Bitte, bitte, bedenken Sie sich das, aber antworten Sie mir nicht rasch mit einem nein! sondern warten Sie reine stunden der besinnung ab.
Und nun zum Uz!
Der k. landgerichtsrat Schnizlein in Ansbach, sekretär des histor. vereins schrieb mir: Der histor. verein f. Mittelfranken besitzt von Uzscher korrespondenz lediglich 3 briefe Uz’ an Junkheim. Die schlossbibliothek habe gar nichts. Er persönlich besitze einen Brief Uz’ an seinen grossvater und mehrere stammbucheinzeichnungen. Uz habe vor tod an die noch lebenden korrespondenten ihre briefe zurückgeschickt (Weisse vor ausg. 1804). Das ist alles.
Wegen der einrichtung des kritischen apparates schrieb ich Fresenius und erhielt antwort. Die grundverschiedenheit besteht zwischen seiner und Ihrer ausgabe darin, dass er auf dem antiquadruck der vorlage beharrte während der Uz in fraktur gesetzt werden darf. So muss Fres. für alle seine eigenen zusätze (zb. fehlt, neuer absatz u dgl.) kursive verwenden, wo es bei Ihnen die antiqua tut. Uebrigens gewinnt er dadurch den vorteil die jahreszahlen womit die einzelnen ausgaben bezeichnet werden abzukürzen, d. h. das ‚17‘ weg zu lassen. Und wenn das für Uz auch geschehen soll, so müsste 46, 49, 55 usf auch kursiv gesetzt werden, damit die ziffern von der verszählung abstechen und dann wäre ich der meinung lieber gleich, wie Fres., alle Ihre zusätze kursiv zu setzen und gar keine antiqua zu verwenden. Übrigens spart man ja wol raum durch die beseitigung des ‚17‘, aber ob damit nicht die einfältige denklichkeit etwas beschränkt wird zweifle ich.
Inzwischen hab ich mir über die einrichtung der ausgabe folgendes erdacht, was, teilweise im widerspruche steht mit dem, was mein langsamer geist Ihnen hier sagte.
Das auswerfen des druckortes, aus dem der text des betr. gedichtes genommen ist, in [ ] oben links vor überschrift wird doch hässlich und Ihr vorschlag, nach E v Kleist es einzurichten, ist besser. Also
Vorrede.
........
______________
49. usf.
1 An Herrn Secretar Gleim.
.....
______________
1: 42. 49 usf. Die einzelnen jahreszahlensiglen durch punkte getrennt. Darnach verszählung: die ziffern ohne punkt. Nach der variante jahreszahlensiglen, am schlusse kein punkt, nur kleines spatium, dann wider versziffer usf. Niemals vers 1f. oder 1ff. sondern: 1.2 und 1.2.3 Ist eine serie von jahreszahlsiglen so heisst es 46–04 Ist eine längere folge von gedichten in gleichen ausgaben vorhanden so würde man der vereinfachung zu liebe schreiben können: 1–10: 46.49.53.55. usf. Aber es fragt sich, ob es nicht für die orientierung über das einzelne gedicht besser ist, bei jedem alle ausgaben zu vermerken. So sehr ich für prägnanz des kritischen apparates bin, so sehr scheue ich nachgerade zu viel kürzen. Deswegen möchte ich auch zusätze wie: neuer absatz nicht abgekürzt wissen.
Nach dem lemma steht ] wie in Ihrem Kleist.
Geht eine variante durch eine reihe von ausgaben durch, aber so dass eine der gruppe eine kleine eigenheit hat, so wird diese in klammer dazwischen geschoben. Ich exemplificiere nach Fresenius’ Wieland: 2 Herrscht ein Caliph in Bagdads stolzen Mauren (Mauern 98) Der die Sicilischen Tyrannen 62–98
Für versbruchstücke oder einen ganzen vers wird keine neue zeile im apparat begonnen. Wenn aber die variante sich auf mehr als einen vers (1 ½ oder mehr) in continuo erstreckt, so wird im apparat mit jedem vers (bezw. wenn der halbvers voran steht in der mitte der zeile) neue zeile begonnen.
40 schwebten
41 Und vieles pflegt’ er selbst, in deren Zügen
42 Von ] Statt 62.70 45 du – selbst ] wie hast du dich 70
Sollte der fall eintreten, dass in einer der späteren ausgaben starke, mehrere verse umfassende veränderungen eintreten, so wird der ganze passus im apparat mit x x umfangen und die ordnung innerhalb des passus ist so, dass natürlich alle kleinen veränderungen bis zur schlusszeile des passus und dann die grosse variante vom ersten bis zum letzten verse folgt; also einfaches beispiel:
x70 sie war 62.70, 69.70 fehlen 98x
komplicierter: x439 Vor ] Statt 62.70, 438 neuen wonniglichen Stande 439 fehlt 98x
Sind bei den varianten neue verse hinzugetreten, so werden die einschiebsel als vers 1a–z gezählt. Ist dagegen die gleiche verszahl geblieben, aber verschiebungen in der reihenfolge sind eingetreten, so wird im apparat nicht der verschobene vers mit der im text ihm gegebenen zahl, sondern nach der neuen ordnung gezählt; also oben steht 1 in ausgabe 46
2
3
4
5
In ausgabe 49 wird die ordnung tatsächlich 1.3.2.4.5; so wird aber im apparat nicht beziffert, sondern wider 1.2.3.4.5; die erste u. ziffer muss mit den textversenziffern stimmen.
Also z. B.
x179 alle Furcht ] die Gefahr 62
Indem ein Trank, ein Wunder seiner Kunst,
178 Des Fiebers Wuth und die Gefahr des Todes
179 In einem Schlaf 70.98x
Was im text in der ausgabe 62 in vers 179 stand, steht in ausgaben 70.98 in vers 178 wie Sie an dem identischen ‚die Gefahr‘ sehen.
Aber so komplicierte fälle kommen hoffentlich bei Ihnen nicht vor. Und es ist wol besser, wenn Sie die güte haben beim stossen auf absonderlichkeiten, mich davon in kenntnis zu setzen, damit wir gemeinsam ordnen, ohne Ihre freiheit zu beeinträchtigen.
Druckfehlerangaben von belang (also nicht gestürzte u u. dgl.) kommen in den apparat.
Voraus denke ich mir am schlusse der einleitung ein chronologisches titel(quellen)verzeichnis: 46 Die Oden Anakreons ... Frankfurt und Leipzig 1746. 84 S 8o
49 Lyrische Gedichte. Berlin 1849 ... S. 8o usf
Könnte man nicht hier zugleich statt der paralleltafel, die wir am schlusse planten die zählung der gedichte nach dem neudrucke beifügen? also 1746. 84 S. 8o enthält: 1–10. 12–16 usf.? Und zwar in der reihenfolge des betr. druckes; also etwa enthält: 5.2.10.21.1.7 usf. Wenn Sie es für nötig halten (ich bin zweifelhaft) lässt sich hier auch gleich die seitenzahl beisetzen; also enthält: S. 1:5. S. 2:2. S. 3.4:10 oder umgekehrt 5 (S. 1). 2 (S. 2). 10 (S. 3.4). usf. Dann haben wir, glaub ich, alle finessen erreicht, wenn ich nichts vergesse. Soviel und schon zu viel über die form.
(Gesammttitel des textes wird wie beim Messiasneudrucke antiqua werden müssen, da er nicht original ist.)
Nun zur sache.
Vgl. Böttiger Lit. Zustände und Zeitgenossen 2, 190.
Hoffmanns Findlinge 1, 304.
Morgenblatt 22. apr. 1839. nr. 96. s. 382 ohne Uz zu nennen gegen die richtung.
Dass Uz sich nachrichten über Wld. zutragen liess, ergibt morgenbl. 1840 nr. 284 s. 1135. 1840 nr. 285 s. 1137. 1138. nr. 286 s. 1143. nr. 287 s. 1146. 1147. nr. 292 s. 1165 nr. 292 s. 1166 nr. 293 s. 1171 nr. 294 s. 1174. 1175. nr. 301 s. 1201.
Im Bodmernachlass in Zürich, stadtbibl., fand ich einen brief Uz’ an Bodmer; ob er gedruckt, weiss ich jetzt nicht; ich excerpierte mir nur: Anspach 7. janr. 1780. Es schmerze ihn, dass Bodmer immer noch einen gewissen Unwillen gegen ihn nähre, den er nicht verdiene. Er habe B. allzeit hochgeschätzt, B. sei sein erster Lehrer gewesen. Über einige Dichtungsarten sei er anderer Meinung und habe im Feuer der Jugend der Sache des guten Geschmacks schuldig zu sein geglaubt, darüber zu spötteln. ‚Niemand würde darauf geachtet haben, wenn nicht der Wielandische und Duschische* Angriff darauf gefolgt wäre, deren Ursprung ich bloss aus der Schweiz herholen konnte.‘ ... ‚Aber wer denkt mehr an diese Kleinigkeiten?‘ ....
Ausfälle gegen reindichter s. in Bodmers Crito 1751. [??]
Ueber den streitanfang vgl. Solkas, von dem Ursprunge des Hasses gegen die Patriarchaden 1758 in Archiv der Schweizerischen Kritick. Zürich 1768 s. 252ff. Zuerst: Freymüthige nachrichten Zürich 1758 st. 10 s. 78ff. st. 11 s. 86f.
Die Larve, (von Bodmer) 1758. Darin gegen Uz Lottchen.
Deutsche Litteraturdenkmale 12. dgl. 18, 264.
Erdichtetes Schreiben des Verfs. der Lyrischen Gedichte an einen seiner Freude: Freymüthige nachrichten. Zürich 1758. st. VII d. 54–6. st. 8 s. 60–63. Dazu ‚Gewissenhafter vorbericht zu d. erdichtet. schr.‘ Ebenda st. 9 s. 69f.
* d. i. Dusch, Verm u. satyr. schriften. Altona. 1. brf. (Freym. nachr. 1759 s. 278f. teilen dies zitat mit, ohne urteil anzuknüpfen.)
und will darüber nicht mit ihm sprechen. Das müssten Sie direkt tun. Den inhalt Ihres briefes kennt er.
Was ich wollte bei der neuen prüfungsordnung – und Schönbach u. die kommission haben meinen antrag angenommen – war bei Deutsch Nebenf. eine kleine hausarbeit, nur eine interpretation eines textes, das ganze vielleicht 6–8 4°seiten. U. zwar deswegen, weil der fall eintreten kann, dass von einem solchen cand. gar nichts deutsch geschriebenes vorliegt; weil ich seinen deutschen stil u. orthographie beurteilen will, wozu andere haus- u. clausurarbeiten keinen anhalt geben; weil ich interpretationskunst für das notwendigste beim gymn. lehrer halte, sie im mündl. zu prüfen zu zeitraubend ist u. sie in andern philol., wo nur das sprl. herrscht, nicht gelernt wird. Darauf gab das hohe ministerium keine antwort als die neue prüfungsordnung, die davon schweigt. –
Ich muss enden. Nehmen Sie nichts krumm: weder die heimsuchung mit dem endlosen mscpt, noch meine unfähigkeit, Ihren prüfungsorganisationsplan zu unterschätzen. Ich bin eben als forscher u. prüfer ein sklave meiner verhältnisse.
Im herzlichen treuen
Ihr
BSeuffert
Gratien vom Parnass verjagen! Ist niemand weis, als wer nur immer weint? etc.
Erlauben Sie mir, Hr. Utz, eine kleine Anmerkung. Es scheint nicht dass Sie die Gratien Homers und Pindars kennen. Das waren gantz andere als die ihrigen. Aber wer verlangt dass man immer weinen, dass man schwehrmüthig seyn soll? Merken sie nicht dass das die gemeinen alltäglichen Ausflüchte lüderlicher Bursche sind, wenn sie von ihren Eltern zu einem anständigen Leben vermahnt werden? Sollte Hr. Utz nicht wissen dass die Tugend mitten zwischen den zween Abwegen liegt Allerdings sollte der Liebling der Gratien wissen was die moral Venus und die moral Graces sind von denen Shaftesbury spricht. Welch ein liebenswürdiger Scribent wären sie gewesen, wenn sie diese Gratien gekannt hätten! Verzeihen Sie diese Abschweiffung. Erato sagt dem armen Jüngling im Traume noch mehr dergleichen spruchreiche Sachen, Ja es kommt in ihrer Rede eine Stelle vor („sie ist in der Bibliothek der schönen Wissenschaften 1. Bd. 2. St. S. 423 angeführt) die recht artig ist. Aber ach! die Muse, Erato, die Muse der Liebe, sagt ihm itzt ohne komplimente, ihm und seinen Freunden: Man liesst euch nicht. (Das hat der Jüngling nicht gewusst. Wer mag wohl dieser man seyn?) und warum liesst man euch nicht? ihr lehrt nicht reitzend, sagt Erato. Sie lehrt ihn darauf, wie einen dummen Knaben, der Stoff allein machte keine Meisterstücke u. dgl. der Jüngling wird darüber ganz toll, er runtzelt die Stirne, er schwöhrt dem heidnischen Parnass und den Musen ewigen Hass, und so trollt er sich weg und H. Utz lacht von gantzem Hertzen. Wie artig können Sie träumen, H.Utz! Wie fein haben Sie mir gesagt wer ich bin, und wie sehr ist ein Mensch, der weil er lebt, den Menschen überhaupt und sein eignes Selbst mehr als irgend etwas anders studiert hat, Ihnen für diese Anecdoten von sich selbst verbunden! Nun weiss ichs endlich, ein einfaltiger, stolzer, unwissender den Grazien und Musen verhasster Jungling, das ich bin, und Sie? sie sind ein Dichter von der ersten Grösse; Sie ein Myron, ich MeisterZimmermann. Wer muss nicht lachen? Ich für meinen Theil muss allemal lachen, wenn mir einfällt was die andre witzige Herren zuweilen aus mir machen wollen. Der Dichter der Bodmerias machte mich zum Schildknappen, zum Sancho Pansa, und liess mich eben so klug reden wie Sie. Das beste ist, dass diese gedichteten Wielande, dem würklichen, den Gott geschaffen hat, nicht so ähnlich sind, als die beyden Sosia beym Plautus einander waren. Doch erlauben Sie mir noch eine Anmerkung im Ernste zu machen. Es scheint Sie suchen etwas darinn mich einen Jüngling zu betiteln. Sie waren wohl auch einmahl ein Jüngling. Aber es giebt, wie sie wissen allerley Jünglinge. Der Jüngling, der in seinem 18t Jahre das Gedicht von der Natur der Dinge schrieb, that das Werk eines Mannes. Der Jüngling, der die lyrischen Gedichte schrieb, muss entweder, wie jener beym Shakespear wünscht, ewig ein Knabe bleiben, oder die Zeit erleben, da er sich schämen muss, ein Jüngling gewesen zu seyn. Weil es hier das 1. und letzte mal ist, dass ich dem Publico mit einer Selbstvertheidigung beschwehrlich fallen werde, so muss ich noch einige Dinge sagen, welche für allemal gesagt seyn mögen. Meine Freymüthigkeit wird mir noch manche Insultes zuziehen, eh ich dieses Theater der menschlichen Thorheiten wieder verlassen werde. Es mag seyn. Unvermeidliche und allgemeine Schiksale muss man für bekannt annehmen. Ich lasse mich gerne zurechtweisen, aber nicht einem jeden steht es wohl an, sich zu meinem Lehrer aufzuwerfen.‘ [Die weitere ausführung ist allgemein und ohne direkten bezug auf Utz. Wenn Sie wünschen, kopier ich auch diese seiten noch. Ich hebe aus:]
‚Ich habe niemals nur durch eine Zeile beleidigen wollen, ob ich gleich zum Schutz der Wahrheit zuweilen Dinge schreiben musste die für Beleidigung aufgenommen wurden.‘ … ‚Die Herren Utze, die Bibliothecaires der Sch. Wiss., die Nicolai, die Verf. der Aesth. Nüsse und Bodmeriaden, haben freye Hand zu thun was Ihnen beliebt. Die Welt wird uns alle richten. Da ich selbst alle Talente hochschätze, und alle wahre Verdienste eben so sehr liebe, als ich die falsche Grösse, den falschen Witz, und den unverdienten Ruhm verachte, und da meine Hauptsorge ist, auch als Schriftsteller und Poet ein Rechtschaffner Mann und ein Menschenfreund zu seyn So sehe ich nicht, warum ich mich weiter mit Leuten abgeben sollte, die ihr niedriges Hertz und die elenden Triebfedern ihrer Handlungen so wenig verbergen können.‘ ....... In welchem litterarischen zusammenhange diese erklärung Wielands steht, habe ich noch nicht untersucht. Dass sie gedruckt ist, glaube ich nicht, aber ich weiss es nicht. Einen teil zu Wlds. Vorrede der Sammlung critischer schriften bildet sie nicht, auch nicht zur vorrede an Sack, und in den Freymüthigen nachrichten jener jahre fand ich sie nicht und kann nicht gut annehmen, dass ich sie da übersah. Aus ungedr. briefen gewinne ich gleichfalls keinen anhaltspunkt. 2) Zwischen hsl. korrespondenz Bodmer in Zürcher stadtbibl. liegen 2 bl. druck, fraktur, 8o, s. 35–38 paginiert, norm C 2, C 3. Bodmer schrieb darauf: ‚sollte in die edit. von 1758 kommen, wir haben es verhüthet.‘ Der druck lautet. ‚Nachricht an den Leser. Ich muss wegen der Veränderungen, die in der Vorrede vorgenommen worden, einige Nachricht geben. …… Es haben sich einige durch gewisse Stellen der Vorrede beleidiget gefunden. Meine Absicht war nicht, sie zu beleidigen. Der Eifer der mich begeisterte als ich schrieb, war Liebe zur Wahrheit und Religion. Je grösser und reizender diese Gegenstände sind, desto leichter kann die Liebe, welche sie in einer feurigen Seele erweken, in einen Eifer aufwallen, der die Grenzen überschreitet, quos ultra citraque nequit consistere rectum. Ich besorge, dieses sey damals mein Fall gewesen. Ob ich izt meinen Fehler dadurch gut gemacht, dass ich die beleidigenden Stellen [36] weggelassen habe, weis ich nicht. Indessen bin ich mir bewusst, dass eben die Redlichkeit des Herzens welche sie mich vor zwei Jahren schreiben gemacht, izt Ursach ist, dass ich sie ausstreiche. Meine Gedanken vom Missbrauch der Poesie sind immer die gleichen. Dieser Missbrauch hat eine Seite, die einen Scribenten der für das Beste der Menschen mehr als gleichgültig ist, gar wol in Eifer seyn darf. Das Urtheil, das ich über den Verfasser der Lyrischen Gedichte gesprochen, trift in gewissen Stüken auch einige von meinen jugendlichen Werken. Vielleicht hat H. Uz, da er seine muthwilligsten Oden schrieb, sich selbst für eben so unschuldig gehalten, als ich mich unschuldig hielt, da ich die Lyrischen Tändeleyen schrieb, die an den Anti-Ovid gedrukt sind. Vielleicht sind die Ausschweifungen von Platonischer Liebe, die in einigen meiner Poesieen herrschen, in ihrer Art eben so verwerflich, als die sinnlichen Ausschweifungen, die in einigen Liedern des H. Uz herrschen. Der Wiz und das Herz sind beyde Verführer, denen desto schwerer zu entgehen ist, je mehr Aehnlichkeit mit Wahrheit und Natur sie ihren Eingebungen anzustreichen wissen. Mich dünkt aber, der Ver- [37] fasser der Lyrischen Gedichte habe das gleiche Recht wie ich, Vergebung zu erwarten. Das Publicum ist uns diese Nachsicht, und wir sind ihm Bescheidenheit und Besserung schuldig. Der gedachte Scribent wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich hier wiederhole, dass einige seiner Lieder so beschaffen sind, dass er ohne Zweifel selbst izt oder in wenigen Jahren wünschen wird, sie nicht gemacht zu haben. Es haben sich schon sehr grosse Männer in diesem Falle befunden, und dieses kann seyn Trost seyn. Mir wird es in Absicht derselben Lieder wol zu vergeben seyn, wenn ich mein Missfallen in zu starken Ausdrüken bezeugt habe. Dass ich aber einem Poeten, der wegen einer guten Anzahl schöner und artiger Stüke, Achtung verdient, nicht um derselben willen, mit Achtung begegnet bin, dieses war ein grösserer Fehler, und wie kann ich anders als ihn nicht gemacht zu haben wünschen? Ich bin bey dieser Erklärung desto unpartheyischer, da mich, wie ich hoffen darf, wol niemand im Verdacht haben wird, dass ich mich bey dem Verfasser des Siegs des Liebesgottes einschmeicheln wolle.‘ … Der rest bezieht sich nicht auf Uz. Das ganze ist unterz.: Zürich 12. april 1758. Meines wissens ist dies blatt wirklich unterdrückt und sein inhalt auch auf keine andere weise öffentlich worden. Die sache hat aber einen haken. Die von Goedeke angeführte ausgabe 1755 4° der Empfindungen existiert wol nicht. Die erste ausg. ist von 1757 (besitze ich, Berl. u. Zürich usf.). Zürich stadtbibl. hat eine ‚Zweyte Auflage‘ 1758, welche seiten gleich mit dem druck in Sammlung einiger Prosaischen Schriften von C. M. Wieland. Zweyter Theil. 1758. 8 ist, den ich besitze, also SA aus dieser sammlung. Nun wäre zu erwarten, dass zu dieser ausgabe, in deren Zuschrift an Sack in der tat die 2 auf Uz u. Bock anfallenden sätze der 1. aufl. (s. 18.19) fehlen, obige Nachricht gesetzt und dann weggelassen wurde; es muss aber von s. 32 an der satz der zuschrift abgebrochen und der ganze dritte bogen neugesetzt worden sein: denn was jetzt s. 35–8 steht schliesst sich eng an das vorhergehende an und ist der rest der alten zuschrift, den Wld. der Nachricht zufolge bei der 2. aufl. hatte weglassen wollen. Dass die Nachricht ein bischen grösseres 8° format hat, verschlägt nichts, da auch bogen 2 der dekretierten ausgabe etwas grösser (wenn auch immer noch kleiner als die Nachricht) als bogen 1 ist.
Wie wichtig den Zürchern die unterdrückung der Nachricht war, sehe ich aus ff. briefstellen M. Künzli’s – Winterthur an Bodmer:
18. mai 1758. ‚Was will es mit unserm W. werden! Wollen Sie denselben die Nachricht an den Leser, welche beyliegend zurükke kömmt, so wie sie ist, ohne Abänderung druken lassen! Oder ist er wirklich so verstokt dass er sich hierüber nicht will rathen lassen! Einen so formlichen und wirklich kriechenden Wiederruf, der dem Verfasser selber und der guten Sache, die derselbe bis dahin so ????? und hizig verfochten hat, nicht anders als nachtheilig seyn kann, hätte ich von Herrn W. am wenigsten vermuthet. Ich kann seine Absicht, in so ferne er der Tugend treu bleibet, und nicht eigennüzig handelt, nicht errathen; Ich will sagen er hätte Uzen in so weit zu viel gethan dass er nicht mit mehrerer Achtung von ihm als einem wizigen und nicht ungeschikten Poeten geschriben hat, so hat er ihm darinne mit keinem Wort zu viel gethan, dass er gegen seine, zu wirklichen Lastern reizenden Lieder, mit einer seinem moralischen Charakter geziemenden Heftigkeit geeiferet, die Liebe, die Uz lobet, ist wirkliches Laster – – Das ist keine blose Tändelei, wie die von W. gepriesene platonische Liebe; mich wundert dass Wieland nicht erröthet über diese Ungerechtigkeit gegen Sich Selber‘ usf. im gleichen tone. ‚Nur Wielands Feind kann ihm rathen, dass er dieselbe [die Nachricht] so druken lasse?‘
25. mai 1758. Da er zu kurz in Zürich gewesen, um Bodmer aufzusuchen, berichte er schriftlich über seine unterredung mit Wield. ich sagte ihm ‚warum ich expresse nach Zürich gekommen, ich erzählte demselben, dass ich seine veränderte Zuschrift an H. Sak und die derselben angehängte Nachricht gelesen; stellte ihm die schlimmen folgen vor, wenn er die unanständige abbitte nicht supprimiere. ‚Nachdem ich allso ihm die ganze Lage auf einmal gegeben hatte, striche er die Seegel, und sagte ohne die geringste Einwendung weiter zu machen, er gestehe, dass er nicht geglaubt habe, dass die Sache solche schlimme Folgen haben würde: ich solle nur sagen, wie der Sache am besten zu helfen. Ich schlug ihme vor, die Zuschrift unverändert zu drüken und die Nachricht ganz zu Supprimieren; er sagte, er wolle es thun, und allso den Bogen ganz umdrüken lassen, und die Genealogie wegen Mangel des Plazes an Stat der Nachricht um etwas abgekürzet, dem Druker übergeben.‘ Künzli will zugleich im namen aller freunde u. gönner Wlds. gesprochen habe; Wld. hätte grund zur sorge gehabt, dass Sack von Wld. eine warnung hätte drucken lassen. ‚Um ein Uhr kame er zu mir zur Sonnen und sagte, dass er schon in der Drukerey gewesen und die verabredeten Anstalten gemacht habe.‘ Vom erfolg dieser unterredung gab Künzli noch in Zürich in einem billete Breitinger kunde: ‚Mit gegenwärtigem habe Ihro Hochwürden nur melden wollen dass Herr Wieland die Nachricht will Supprimirn,‘ … Dies undatierte billet versah Bodmer mit dem beisatz: ‚Zürich den 22. May 1758 ex aedibus zur Sonne.‘
5. brachmonat (juni) 1758 schreibt K. ferner an Bodmer: ‚Nun bin ich wegen einem so baldigen Rükfall unsers Hrn. W. unbesorget, Eberts Brief muss ihn nothwendig in dem guten stärken; der lässt ihm keinen Zweifel übrig, dass wenn er seine kriechende Abbitte gethan, er es auch mit den rechtschafnen Deutschen verdorben hätte.‘ Auch pfarrer Ehrhart, auf den Wld. etwas halte, billige die unterdrückung.
Den brief Eberts kenne ich nicht. Das ist alles was ich aus ungedr. quellen über Wlds. verhältnis zu Uz besitze. Auch sonst habe ich nichts über Uz notiert, was etwa nur die stimmung der Schweizer anginge. Nur eine anzeige der Lyr. lieder in den Freymüthigen nachrichten 1755 s. 310 finde ich eben noch, die möglicher weise aus Wlds feder ist. Ich muss mir nun freilich Ihre meinung erbitten, ob Sie glauben, dass diese dinge in Ihrer Uzeinleitung ausführlich und mit mitteilung der belege gedruckt werden können. Ich fürchte, sie sprengen das ganze, da Sie doch anderes wichtige zu sagen haben und dies kaum in gleicher ausführlichkeit werden behandeln können. Das material steht aber zu Ihren diensten. Wollen Sie einen zs. artikel daraus schmieden, so geb ich Ihnen auch die (nicht auf Uz bezüglichen) lücken, damit doch alles beisammen steht. Und nun endlich zum schlusse dieses bandwurmbriefes, über den Sie die geduld verlieren werden. Mit dem wunsche, dass die übliche wirkung der hochzeitsbeheiligung (das verlieben und verloben) sich auch an Ihnen bald zeige Ihr ergebenster BSeuffert.
8.X 85
Ich kann mich nicht entschliessen, den brief zu überlesen, verzeihen Sie also flüchtigkeiten oder fehler!
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse 10/10 85
Lieber Freund!
Sie sind mir mit Ihrem Briefe zuvorgekommen; morgen oder übermorgen hätte ich [ge]schrieben. Ich bin erst gestern mit der großen Bücherreinigung fertig geworden, die eines nahen Hausbaues wegen heuer doppelt nothwendig und doppelt beschwerlich war. – Ja gewiß, lieber Freund, war unser Zusammensein zu kurz und obendrein gestört; auch mir lag noch manches auf der Seele und Zunge, das herausgelockt sein wollte und herausgelockt worden wäre. Aber auch so bin ich herzlich froh Sie kennen gelernt zu [ha]ben und die Anregung, die Sie mir gegeben haben, wird durch den einsamen Winter hindurch in mir nachwirken. Lassen Sie mich etwas ausführlicheres noch über meine Reise sagen. Henningers haben auch mir gegenüber ihre Zustim- mung ähnlich formulirt und ich bin zufrieden damit. Denn wenn die Arbeiten nicht gut werden, dann will ich niemanden damit prellen. Ich habe nun die Hölderlin-Papiere selbst gesehen und habe einen deutlicheren Beg[riff] auch von den Details ihrer Ausnutzung. Ich habe auch den Plan der Ausgabe und Biographie mit dem Bibliothekar Fischer genau durchgesprochen, der neben Petzold die Papiere am genauesten kennt, weil er sie selbst mühsam geordnet hat. Es ist sehr viel neues und schönes drinnen, auch ungedrucktes. Die späteren Umarbeitungen der guten Gedichte aus der Wahnsinnszeit wird ma[n] für eine Ausgabe bei Seite lassen müssen. Die Empedocles Fragmente sind abgesondert; sie lassen sich ganz gut früher erledigen als die übrige Masse und ich bin jetzt erst recht dafür, daß diese den Anfang der Ausgabe machen. Fischer hält eine vollständige Sammlung der Briefe für nothwendig, was ich bestreite; überdies soll Kelchner in Homburg, wo [n]och andere Hölderliniana liegen, eine solche vorbereiten. Dann wäre die Biographie ganz entlastet. Näheres kann ich Ihnen erst mittheilen, wenn ich mit Petzold, der wahrscheinlich hieherkommen wird, darüber gesprochen habe.
Kürschner ist in der That ein genialer Mensch, der ein großartiges Erfindungs- und Organisationstalent besitzt; alles aber ist in den Dienst seiner grenzen[l]osen Erwerbssucht gestellt, die freilich ihrerseits wieder einem idealen Ruhe-Bedürfnis dienen soll. Sechs Jahre denkt er in dieser rastlosen Hast noch fortrasen zu müssen, um sich dann seinen Lieblingsstudien hingeben zu können. Schaut man aber das schwindsüchtige Männchen dabei an, so möchte man hinzusetzen: Wenn Du bis dahin noch lebst. 40000 Mark verdient er jetzt im Jahre, er müste es noch auf 50000 brin[ge]n und eine Reihe von Unternehmungen begründen, die ihm eine jährliche Rente abwerfen. Heuer übersetzt er sein Lexicon ins französische und englische; im nächsten Jahre soll ein Lexicon der Zeitgenossen erstehen und so fort. Sein Kopf glüht förmlich vor lauter Plänen. In der ersehnten Ruhezeit dann will er seine litterarischen Schätze verarbeiten, auch den Maler Müller; er denkt an eine große Ausgabe; aber irgend etwas greifbares hat er mir nicht entwickelt. Ich will ihn auf die andern Handschriften Müllers aufmerksam machen. Ich habe mir alle Mühe gegeben, ihm den Götz zur Bearbeitung zu entlocken. Mit diesen Papieren, die hunderte und hunderte von Gedichten enthalten und ein mehrjähriges kritisches Studium verlangen kann er absolut nichts anfangen; das sieht er auch schon zum Theile ein und er hätte sie mir vielleicht gegeben, wenn er nicht fürchtete, mich dadurch von der DNL abzulenken, für die ich ich noch einiges übernommen habe (nicht jetzt, sondern vor 3 Jahren.) Diese wird sich noch durch 4–5 Jahre hinausziehen; er versprach mich gar nicht zu drängen und so gelang es mir nicht davon loszukommen, wie eigentlich meine Absicht war. Und da kann ich gleich an Ihren neuen Plan anknüpfen, der mir sehr große Freude gemacht hat. Ich bin zwar des Herausgebens überdrüßig; aber zu den Musenalmanachen habe ich große Neigung. Nun habe ich aber bei Kürschner 2 Bände: Lyriker und Epiker der Goethe- und Schillerzeit übernommen, deren Plan ich Ihnen wol entwickelt habe (Ich bin aber meiner Sache nicht sicher, weil ich [a]uch Kürschner und Max Koch davon gesprochen habe.) Es wird dies äußerlich einer Anthologie gleich sehen, ohne es doch eigentlich zu sein. Die Eintheilung soll nach den Musenalmanachen geschehen:
Der Kreis des Göttinger M A.
Vossischen
Stäudlinschen
Schillerschen
Berlinischen
Wienerischen etc.
Dazwischen werden die bedeutendsten Dichter wie Matthisson selbständig behandelt werden und den Schluß sollen die Freiheitsdichter bilden. Ich habe viel dazu gesammelt und besonders Almanache. Nun werde ich in diesen Bänden einzelnes aus den M A. gewiß abdrucken lassen; von einer vollständigen Reproduction kann schon dem Raume nach nicht die Rede sein und es müssen auch diejenigen Gedichte berücksichtigt werden, die nicht zuerst in M A. standen. Wenn Sie nach dieser Mittheilung noch auf Ihrem Antrage bestehen, dann können Sie mich für die Musenalmanache in Vormerk bringen. Ich möchte aber nicht das Odium des doppelten Herausgebens auf mich laden, das Düntzer und Boxberger so in Verruf gebracht hat.
Wenn ich noch einmal zum Reisebericht zurückkehre, so geschieht es nicht, um Ihnen die etwas lederne Hochzeit in Pola zu schildern (bei der mein Herz ganz intakt blieb, denn ich fuhr mit drei Bräuten im Wagen) sondern um Ihnen die Hexenkomödie mit Bernays und meine Bekanntschaf[t m]it Max Koch zu erzählen. Letzterer hat mir sehr gut gefallen. Ich habe das Gefühl, daß wir, Minor und ich, ihm schweres Unrecht gethan haben und wenn ich auch nicht Freundschaft suche, so will ich wenigstens den Frieden zu erhalten suchen. Bernays hat mir Weihrauch in der Größe von Taubeneiern gestreut, war aber etwas enttäuscht als er nur Hirsekörner zurückerhielt. Es waren gerade die Tage, [in] denen sein Artikel über den Braunschweiger erschien, den er für eine große Leistung ansieht. Was könnte man in dieser Bibliothek, die alles enthält, was mein Herz begehrt, für schöne Dinge arbeiten. Er hat mir einen mir ganz unbekannten Privatdruck mit Uzischen [Ge]dichten geliehen, so daß er nun auch da wie bei Pyra das Gefühl haben wird, wir hätten alles von ihm!!!
So bin ich denn auf großen Umwegen bei Uz angelangt, dem Ihr Brief gewidmet ist. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für diese reichen Mittheilungen danken soll und mein erster Gedanke war, daß Sie selbst in der Zs. einen Artikel ‚Wieland und Uz‘ als Pendant zu ‚Wieland und Goethe‘ schreiben sollten, den ich dann dankbar benutzen werde. Sie haben alle Wieland-Ausgaben, die ich mir erst zusammensuchen muß und der Schwerpunkt in einem solchen Aufsatze läge auf W., nicht auf Uz. In die Einleitung werden diese Streitigkeiten, wie Sie richtig bemerken, kaum hineinpassen, obwol sie für die Entwickelung Uzens als Dichter sehr wichtig sind. Da Sie ja wahrscheinlich sogleich an die Ausarbeit[un]g eines solchen Aufsatzes nicht gehen dürften, so lassen Sie mir Zeit, bis ich wol im nächsten Monate zu Uz zurückkehre; bis dahin kann ich Ihnen eventuelle Einwändungen gegen Ihre Vorschläge zur Einrichtung des Apparates erst machen; ich werde mich zunächst strenge an das Muster halten. Die abgekürzten Jahreszahlen aber gefa[lle]n mir nicht. Alle übrigen Mittheilungen werde ich sorgfältig beachten, die Spuren weiterverfolgen und so auch hier auf Ihren Schultern stehn wie beim Pyra.
Ich wühle heute in den Papieren des Loeweschen Nachlaßes, aus dem ich ein paar wertvolle Stücke zu meines Vaters 70. Geburtstage als Handschrift drucken lassen will. Ich weiß, daß diese österreichischen Sachen Sie nicht interessiren; vielleicht werfen Sie um des Zusammenstellers willen einen Blick auf die Blätter, wenn sie ihnen zukommen.
Dank für die kleine Recension, viel Glück zur Wintercampagne und herzliche Grüße!
Aufrichtig Ergeben
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 20.X 85
Lieber freund,
Sie hatten mir allerdings flüchtig gesagt, dass Sie für Kürschner noch weitere bände übernommen haben, wol auch berührt, dass es lyrik sei, aber das nähere verrieten Sie mir nicht. So kommt meine bitte betr. der Musenalmanache viel zu spät. Denn so reiflich ich mirs überlegt habe und so ungern ich von meinem plane abweiche, Sie als herausgeber zu wünschen, so kann ich mich doch der einsicht nicht verschliessen, dass Sie durch, wenn auch nur halbe, doppeltherausgaben Ihrer tätigkeit schaden könnten – wozu ich Sie nicht verleiten darf – und auch dass es meiner sammlung nicht wol anstehen möchte, mit dem gleichen bearbeiter der Nationallitteratur scheinbare konkurrenz zu machen. Ich werde also zu früheren personalplänen zurückgreifen oder auch die sache selbst erledigen müssen.
Was Sie mir über Kürschner schreiben, war mir sehr interessant. Es ist jammerschade, dass er den Götz nicht aus den händen lässt. Jetzt ist gerade diese partie der litteratur an der reihe der bearbeitung – tatsächlich wendete sich ein auswärtiger wegen einer arbeit über die ältere anakreontik an mich – und so werden diese studien unvollständig und andererseits die spätere publikation Kürschners verspätet.
Auch Ihr übriger reisebericht fesselte mich sehr. Schüren Sie am Hölderlin. Ich empfange ihn mit offenen armen. Ueber Koch habe ich mich gegen Sie schon geäussert. Ich halte ihn für geistig bedeutender als Muncker, nur war dieser und ist es wol noch der kenntnisreichere und solidere arbeiter nach meiner meinung.
Einen artikel über Wieland-Uz zu schreiben, brenne ich jetzt nicht; äusserlich das thema zu fassen, wäre leicht und rasch getan, aber eine innerliche behandlung der sache zieht mich jetzt in andere jahrzehnte als die briefe, die ich hier habe und kopieren muss. Auch meine vorlesung liegt zeitlich weiter herab. Da Sie den artikel nicht schreiben wollen, so werde ich überlegen, was ich tun kann, um Ihnen das material bequem zum benützen vorzulegen.
Entschuldigen Sie das zerhackte des briefes. Ich fühle mich nicht frisch und habe so viel jagendes vor mir: massenhaft Wielandiana, deren perlschrift den kopisten in eine aufreibende hast bringt. Immer noch korrekturen am Iffland, dessen einleitung – eheu!! fast so gross wird als der text, was mir sehr, sehr gegen den willen ist und gewiss nicht wider vorkommen soll. Den nahen beginn des semesters und dazu die nagende sorge, es könne mein letztes sein. Ich glaube ja nicht im entferntesten an das rosige bild, das Ihnen und mir die Allg. ztg. vormalte, d. h. wol in bezug auf Sie, aber nicht auf mich. Wie steht Ihre sache in Graz oder Prag? Will denn Werner nicht nach Prag? Ich muss die zurückhaltung, die ich mir darüber auferlegte, weil mir nichts peinlicher ist, als mit freunden zu rivalisieren und ich weiss, dass dabei jedes wort der umdeutung preis gegeben ist, aufgeben. Meine seele zehrt sich auf. Ich bin ja allerdings vom minister wider ins bairische budget eingesetzt, aber die ultramontane kammermajorität wird, zumal sie noch extremer auftritt als in der letzten session, auch diesmal den posten verweigern. Auch darüber fallen die würfel erst im januar. Sie gestehen mir wol zu, dass ich qualen des langens und bangens zu tragen habe. Und darnach le deluge sehe. Im frühjahr muss ich bezahlter extraordinarius sein oder einen andern lebensweg einschlagen. Dass ich unter solchen umständen nach Oesterreich hinüberschiele, trotz aller unwahrscheinlichkeit, finden Sie begreiflich.
Auch die sache gehört zu den dingen, über die ich gerne schweigen würde: dass ich eine annonce von Titze durch meinen sortimenter erhalten habe, die Ihren namen trägt. Wenn das einer der punkte, die ich wie Sie schreiben aus Ihnen hätte herauslocken sollen, war, so tut es mir leid, das wie das übrige unterlassen zu haben. Aber es entspricht nicht meiner natur auszufragen, was andere treiben; ich denke, was sie gerne sagen, offenbaren sie auch so. U. was sie geheim halten wollen, werde ich ihnen gewiss nicht abringen. In dem speciellen falle wäre es doppelt unanständig von mir gewesen zu fragen, da ich Ihnen einen druckbogen von Drugulin – wie ich auf der adresse lesen musste – übergab. Der anlass war gegeben, aber mir war verboten, ihn zu benützen.
Ich schreibe nicht aus empfindlicher seele. Wollte ich nicht dass Sie mein wesen richtiger beurteilten, so würde ich auch jetzt darüber kein wort haben verlauten lassen. Aber ich möchte meine zurückhaltung nicht misdeutet wissen. – Vergessen wir, was in anderthalb tagen verschwiegen wurde und behalten freundlich im sinne was wir sprachen!
Mit treuen grüssen und wünschen
Ihr
ergebenster
BSeuffert
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Auszug:
Lieber freund, Soeben erhalte ich Neudrucke 9 und 11, mit vielem, vielem danke. Ich sehne mich nach der ruhigen stunde des lesens: aber die nächsten 14 tage muss ich noch unausgesetzt kopieren, kopieren, kopieren! In dieser drangsal schrieb ich gestern meinen brief, verstimmt, dass aus meinem frommen wunsche, Sie mit den Musenalmanachen in den DLD zu sehen nichts werden kann, und verstimmt aus den andern gründen, die ich angab, über mich selbst. Der tag war sehr neblig und da konnte auch Wieland nicht briefe schreiben, wie er oft sagt. Also seien Sie nachsichtig beim lesen! Ich hab das unbestimmte gefühl, dass ich unsicher schrieb. Mit den besten wünschen Ihr
BSeuffert
Wzbg. Herzogeng. 5
21.X.85.
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse 22/10 85
Der unglückselige Heyne! lieber Freund! Als Sie am zweiten Tage meines Würzburger Aufenthaltes mich abzuholen kamen, da hatte ich vor die Bilder aus meinem Koffer zu nehmen und sie Ihnen zu zeigen und wenn sich eine ruhige Viertelstunde ergeben hätte, so hätte ich gerne einen oder den andern Correcturbogen aus der Tasche gezogen. Nun müssen Sie auch so das Buch nicht unfreundlich aufnehmen, wenn es in etwa 14 Tagen sich bei Ihnen einstellt. Sie thun am besten, es Ihrer Braut zu Weihnachten zu schenken und einen freundlichen Gruß von mir dabei [a]uszurichten. Denn die Bilder sind in der That sehr schön, besonders die nach Handzeichnungen wie die Stein und die Hertz. Der Text besteht aus Vorträgen, die ich vor 4 Jahren in Lemberg gehalten habe. Der Plan des lange und still gehegten Buches rührt von meiner vers[tor]benen Lemberger Freundin her, über die ich Ihnen einmal geschrieben habe und der das Buch gewidmet ist. Und vielleicht muß es von dieser Widmung aus begriffen werden. Es macht keinen Anspruch wissenschaftlich [zu] sein; ist aber mit dem wärmsten Herzensantheil geschrieben, den niemand verkennen wird.
Und nun das andere! Glauben Sie mir, es versteht Ihre Qualen vielleicht keiner Ihrer Freunde so gut wie ich; denn seit 6 Jahren habe ich sie selber zu bestehen und am Anfang dieser Zeit bin ich auch durch zwei Jahre verlobt gewesen. Das Verhältnis löste sich eben deswegen, weil ich so rasch die erwünschte Versorgung nicht bieten konnte und freilich hat sich dadurch das Mädchen und ihre Familie der Liebe unwürdig erwiesen, die ich an sie verschwendete. Ich sehe es auch ein, daß Scherer und Schmidt Ihre Anstellung mehr am Herzen liegen muß als die meinige und ich weiß, daß sich beide jetzt [gr]oße Mühe gegeben haben, Prag für Sie zu gewinnen. Ob es ihnen geglückt ist, weiß ich nicht, höre aber auf Umwegen daß Kelle zunächst an ein Provisorium denkt und sich mit Lambel eine Zeit lang begnügen will. Hier wird vielleicht die Facultät wieder eine Eingabe für mich machen. Aber wenn ich ganz aufrichtig schreiben sollte, so müßt[e] ich Ihnen einen Einblick in eine selten egoistische Natur gewähren, an die mein Schicksal leider gebunden ist. Und das kann ich aus anderen Gründen nicht, weil ich dieser Persönlichkeit trotz alledem zu großem Danke mich verpflichtet fühle. Bei mir hat sich aber die Erbitterung, die mich in den letzten zwei Jahren beseelte, etwas gelegt in der Einsamkeit des Sommers, in dem ‚Bade der Stille‘ (mit Frau von Kalb zu reden) und ich bin so froh, wieder Herr über meinen Willen und meine Arbeitskraft zu sein, daß mir die Zukunft momentan gleichgiltig ist. Ich habe auch keinen Menschen auf der Welt, dem zu Liebe ich vorwärtsstreben sollte und wollte; und alles nur seinetwegen zu thun, dazu geht einem die Lust endlich aus.
Also, lieber Freund, fürchten Sie [in] mir keinen Rivalen und thun Sie für Prag, was Sie thun können.
Ich habe Ihnen am Montag zwei Hefte WND. gesandt; auch Nr. 10 ist für Sie bestimmt, aber noch nicht eingetroffen. Über sonstige geschäftliche Dinge ein andres mal. Ich wollte nur in persönlicher Beziehung kein M[is]verständnis zwischen uns aufkommen lassen.
Herzlich grüßend
Ihr
treulichst ergebener
Sauer
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Auszug:
Dank, herzlichen dank, l. fr., für Ihren lieben brief. Ob ich Ihr buch, das Sie gütig versprechen, wirklich meiner braut ankündige, bezweifle ich doch: ich werde Ihre charakterbilder zu notwendig brauchen, um sie ausser haus zu geben. Denn ich bin über diese frauenzimmer ganz dumm und bedarf belehrung. Ists nebenher ein schönes buch in stil und ausstattung, so ists desto besser. Ich möchte meine Wieland-biographie auch warm schreiben und suche nach mustern. Aber später soll Ihr wunsch in erfüllung gehen und das buch meiner frau gehören; den gruss bestell ich ihr gleich heute. Ich hab inzwischen von dem alten reinen Sokrates-Wieland wider stimmung und frieden gesogen und das wehmüllern aus dem hause verwiesen. Ich weiss ja, dass Sie auch nicht auf rosen gebettet waren noch sind. Drum eben ist mir doppelt fatal, dass wir uns im lichte stehen sollten. Aber Ihre nachrichten entheben dieser not: also Lambel! nun, wenn er erst aushilft, dann rutscht er schon ganz hinein, und selbst Richard Maria wird ihm nicht den rang ablaufen, wenn er sich auch bemüht. Lambel! der casus macht mich lachen. Dass übrigens Scherer der mir noch nie über d. Oesterreicher stellen schrieb und Schmidt sich mehr für mich erwärmen sollten als für Sie, klingt Ihnen doch selbst unwahrscheinlich. Es müsste denn sein – aber ich kanns nicht glauben, obwol ich mich alles freundlichen sonst von beiden versehe – dass sie jetzt noch mehr mitleid mit dem 8jährigen docenten als dem Hinterextraordinarius haben. NB in Innsbr. soll Z. bleiben u. der dortige docent hilfs eo. werden. Obs wahr ist, weiss ich nicht. In den Fastnachtspielen hab ich doch schon gelesen, der reiz war zu gross. Aristophanes nennt Wieland einen schweinigel. Was würde der Osmantinese von diesen dingen sagen? Er würde sie trotzdem (oder gar eben deswegen?) famos finden. Besten gruss! In treuen
Ihr BSeuffert
Wzbg. Herzogeng. 5. 25 X 85
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse
1. November 1885
Lieber Freund! Ich benutze die Ruhe des Sonntag-Abends um Ihnen auf Ihre beiden Karten zu antworten und einiges aus Ihren letzten Briefen zu erledigen. Ich habe meine älteren Wielandiana gemustert und nur folgendes gefunden:
Die Natur der Dinge 1752
Der gepryfte Abraham Zyrich 1753
Ankündigung einer Dunciade 1755
Biribinker Ulm 1769
Prosaische Schriften Zürich 1771.72. 2 Bde, worin von den für Uz nothwendigen Sachen ‚Die Sympathien‘ und ‚Empfindungen eines Christen‘ enthalten sind. Da ich nun von den deutschen Bibliotheken ohnehin vieles mir muß kommen lassen, möchte ich Sie um das, was Sie entbehren können, auf einige Zeit bitten; zunächst
Sympathien 1756
Empfindungen 1757 (auch Redlich in Lessings W[er]ken Hempel 9, 49 citirt ‚[Zü]rich 1765)‘
Schreiben von der Würde etc. in den Fragmenten 1755
Sammlung einiger Prosaischer Schriften 1758.
Dann etwa auch, wenn Sie es haben, den ersten Druck des ‚Schreibens‘ Zürich 1752 (der Hempel 40, 292 angeführt ist) und die Poetischen Schriften 1762.
Wann Sie mir die Bücher schicken, ob [i]m November oder December, und auf wie lange, ist mir gleichgültig. Ich werde mir meine Arbeit darnach einrichten. Auch ob ich die Resultate der Untersuchung mir gedrängt in der Vorrede verwerte, oder einen eigenen Aufsatz für die Zs. nach Ihrem Rathe schreibe, kann ich heute noch nicht angeben. In letzterem Falle würde ich Ihre Zustimmung mir vorher noch einholen.
Wegen eines endgiltigen Entschlusses in Bezug auf die MA., wenigstens die Göttinger warten Sie vielleicht das Erscheinen des ersten Bandes meiner ‚Göttinger Dichter‘ ab, der ja nicht allzu lange auf sich wird warten lassen; ich finde die Vorbemerkung recht brauchbar, wie sie in meinen Papieren sich vorfindet und glaube sie daher bald abschließen zu können. Der Text des Bandes ist ja längst gedruckt und wie ich in Stuttgart erfahren habe, auch in Lieferungen schon ausgegeben. Darnach werden Sie sehen, ob eine Herausgabe der MA. in Ihrer Sammlung von meiner Seite eine Concurrenzarbeit sein [m]öchte oder nicht. Haben Sie sich aber übrigens schon an Redlich wegen dieser Hefte gewendet? Ich glaube, so gut (oder besser) wie er, können auch wir es kaum machen und er wird kaum ablehnen, wenn er auch erst den Herder wird fertig machen wollen. Es thut mir wirklich leid, Sie in Verlegenheit zu sehen.
Bei der Lectüre des neuen Halbbandes Lessing ist mir der Gedanke gekommen, daß man doch eigentlich einmal alle Stücke über die Lessing spricht in der hamb. Dram. in einem Neudrucke vereinigen sollte. Auch die Übersetzungen soweit sie erreichbar sind, wie sie auf die Bühne kamen. Unsere beiden Commentare zur Dram. mit allen ihren Inhaltsangaben genügen doch für den Lehrer nicht, kaum für den Schüler. Und erhielte die Sammlung den richtigen Titel ‚Das Repertoire der Hamburger Bühne zu Lessings Zeit‘ oder ‚Die Stücke der Hamburg. Dram‘ oder ähnlich, so wären die Käufer dafür gewiß vorhanden. Wenn Sie etwa immer 4–5 Stücke in einem Heft vereinigen, hätten Sie es in einer Reihe [vo]n Jahren bequem erschöpft. Überlegen Sie sich den Plan oder wenigstens den einer Auswahl. Später könnten Sie für die Weimarer Bühne unter Schiller und Goethe vielleicht ähnliches leisten.
Was nun die Beantwortung Ihrer beiden Karten anbelangt, so bitte ich Sie dringlichst an das gewisse Buch ni[ch]t mitzu großen Erwartungen heranzugehen u. den Plan des ganzen nicht außer Acht zu lassen. Sie werden nichts daraus lernen; den Anspruch erhebt es gar nicht; ich denke es mir am liebsten in Händen von Frauen; eine Frau hat die ersten Linien desselben gezogen und unter Frauengunst und –theilnahme ist es erwachsen. Also erfüllen Sie meine Bitte immerhin!
Über Prag lauten die Nachrichten wieder anders. Nicht Lambel, sondern Kelle selbst soll alles übernehmen. Offenbar hat er sich durch Minors Einfluß gedrückt gefühlt und will jetzt die alten süßen Zeiten der Alleinherrschaft wieder heraufbeschwören. Hoffen wir, daß ihm die Fakultät einen Strich durch die Rechnung macht. Ich hoffe in Wien etwas näheres zu erfahren und werde Ihnen getreulich Bericht erstatten.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
aufrichtig Ergebener
Aug. Sauer.
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Auszug:
Es ist zwar sünde und schande, l. fr., für ein solches buch auf einer postkarte und in wenigen zeilen zu danken, aber ich habe eben die geburtswehen eines neuen kollegienheftes, was manche unart entschuldigt. Hineingeguckt habe ich doch in frevelhaft gestohlenen minuten: Sie werden nicht erwarten, dass ich am bilde der Luise einen narren gefressen habe! Sonst bleibt meine vorliebe für die Kalb, ein götterweib. Von den texten las ich nur rasch den der Anna Amalia; sie steht ja meinem Wieland am nächsten. Sie fassen sie gross, wie sie war. Aber, darfs ich gestehen? ich liebe sie noch mehr als weib und ihr und Ihr männliches Bild geben sie mir nicht ganz, wie ich sie mir vorstelle. Aber jedenfalls haben Sie das sichere gewählt. Auch ist über weiber noch schwerer gleiches urteil zu gewinnen, als über männer. Die veränderlichkeit und vielseitige empfänglichkeit ist grösser und entzieht sich knapper darstellung. Verzeihen Sie dem undankbaren und doch so dankbaren, der gleich auch noch etwas meint, da er blos geniessen sollte! Ich muss heute meinen, da ich kollegienheft mache! Ein andermal geniesse ich mit reiner seele. Herzlichen glückwunsch zur vollendung des buches, der erfüllung der pia ????? und freundlichen gruss von Ihrem
BSeuffert
Wzbg. 3 XI 85.
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Auszug:
Vielen Dank für Ihre freundliche Theilnahme l. F. Ich glaube, daß Sie [in] Ihrem Urtheile über die Herz[og]in AA. unter dem Eindrucke ungedruckter Mittheilungen stehen. Bedenken Sie das dürftige Material, das mir an gedruckten Quellen bekannt war. Ich habe mir wol die Frage vorgelegt: hat sie Wieland geliebt? aber ich konnte sie nicht beantworten. Das Bild d. Luise ist auch mir unsympathisch u. weil es das wol jedem Leser sein wird, so suchte ich das Mitleid, wie es mich selbst für sie erfasste, auch bei meinen Lesern rege zu machen.
Wenn meinem Buche ein Weiterleben über die heurigen Weihnachten hinaus bestimmt ist, dann soll es einmal sobald Ihre Wielandforschungen & die Schätze des Goethearchivs vorliegen, umgearbeitet werden.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
AS.
Graz 6/11. 85.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg, Herzogeng. 5. 25 XI 85
Lieber freund,
Sie denken, der Seuffert wird bummelig und da haben Sie recht. Nur dass ich eine reihe, wie ich mir einbilde, gewichtiger entschuldigungsgründe vorbringen könnte, wenn ich nicht in dem glauben darauf verzichtete, Sie übten auch so nachsicht.
Ich schicke Ihnen – sobald ich zum packen komme! – 1) Sympathien 1756 2) Empfindungen 1757. 3) Fragmente 1755 4) Sammlung einigr prosaischen schriften 1758 5) Hempel bd. 40 wo ich kollation der 1752 er ausg. d. Schreibens v. d. würde eintrug. 6) Poet. schrften 1762. 7) Prosaische schriften 1763/4. Letzte haben Sie zwar nicht gewünscht, aber sie sind Ihnen vielleicht wichtiger als Ihre 1741/2 er ausgabe. Zusammen 10 bände.
Von den Empfindungen kenne ich (aber besitze ich nicht) einen druck von 1758 der als 2. ufl. auf d. titel bezeichnet ist (identisch mit Samlg pros. schrften 1758 bd. 2). Daraus erhellt schon dass nicht 2 drucke von 1755 u. 1757 vorangehen können. Ausserdem verweise ich auf Wielands brief an Zimmermann vom 7.XI.56, woraus sich die erscheinungszeit feststellt (Wlds Ausgew. brfe 1,228). Ich erlaube mir oder erdreiste mich diesmal selbst an Redlich zu zweifeln. Uebrigens werde ich all das bombenfest aufbauen können, sobald ich nur im zusammenhang hinter meine notizen komme. Wozu mir ein gütiger gott bald äussere und innere musse verleihen möge. amen. – Ich lebe jetzt des guten glaubens, dass ich Ihnen alles gab, was ich zu der sache weiss; aber der wille und das ????? allein reicht nicht aus; es ist nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich, dass ich irgendwo doch noch etwas ad hoc angemerkt habe. Stosse ich drauf, so sollen Sie’s haben. Darauf können Sie sich verlassen.
Wollen Sie die bücher so lange benützen, als sie Ihnen dienlich sein können. Jetzt glaube ich sie nicht zu bedürfen. Freilich wissen Sie ja aus eigener erfahrung, dass man nicht weiss, wie oft man ein buch, das zur hand ist, zur hand nimmt, und dass man gewiss etwas vornehmen möchte oder muss, was man aus der hand gegeben hat.
Betreffs der Musen Almanache kam Ihr freundschaftlicher rat zu spät. Am 25 oktober hatte ich schon die zusage Boxbergers. Ich hoffe, dass er Ihre erwartungen übertrifft. Freilich, Sie kann er mir nicht ersetzen. Aber ich glaube nach wie vor, dass es Ihnen und mir schädlich wäre, wenn die DLD mit Kürschners Nationallitteratur so zusammenstossen. Uebrigens vertrau ich Boxberger und werde die augen offen halten, ob das vertrauen gerechtfertigt ist.
Mit Redlich habe ich keine fühlung. Ich möchte längst von ihm den kompleten Jhn Frd Hahn. Aber so lang er in Lesssing macht, ist er kaum zu haben und bei fremden leuten hole ich mir nicht gern körbe.
Ihr vorschlag, die in der Hamburg. dramaturgie besprochenen stücke und anderes repertoire für die DLD in aussicht zu nehmen hat viel lockendes; ich werde den plan im auge behalten und danke herzlich für den fingerzeig. Dabei kann man auch an zwei praesumtive herausgeber denken; um so greifbarer wird mir der plan.
Die berühmten frauen hab ich natürlich längst ganz und zum teil widerholt gelesen, auch erfolgreich propaganda in dem kleinen frauencirkel dafür gemacht, den ich hier kenne, so dass wol zu weihnachten hier ein paar exemplare abgesetzt werden. Was Sie mir über meine ansicht der Anna Amalia schreiben ist allzu wahr. Ich hab aus der handschrift und allerlei papieren ein allgemeines bild: seine richtigkeit zu beweisen würde mir schwer fallen. Der positiven angaben sind wenige. Ueber das bild der Luise wollte ich das gegenteil dessen schreiben, was ich geschrieben haben muss: es war mir überraschend sympathisch, nicht das gegenteil! Da sieht man wider, wie vorsichtig wir philologen brieftexte behandeln sollten: in der eile fällt uns ein nicht aus; und so gings gewiss auch zweilen den alen briefstellern.
Wenn ich recht offen sein darf, so glaub ich doch zu merken, dass Ihre eingehenden studien über Bürger der Molly sehr zu gut gekommen sind und dass dies weib darum mehr farbe bekam als andere. Den romantischen frauen bringen Sie mehr liebe entgegen als ich; das ist eine mir längst bekannte schwäche meiner organisation. Aber ich kann mir nicht helfen. Vielleicht werd ich noch einmal klüger. Ich wünsche es mir besonders der Herz wegen. Auch Eva Lessing ist mir nichts, das gerade gegenteil einer Bettina. uebrigens glaub ich, dass es frauen gegenüber viel viel schwerer ist zu einem einheitlichen urteile zu gelangen, als männern gegenüber. Es spielt so viel mit, sie sind zu vielseitig, der sieht das, jener ein anderes stärker hervortreten. Im ganzen aber genoss ich so viel anregung und belehrung – Sie tun zwar als ob es eine schande sei, wenn ich dabei etwas lerne, aber ich schäme mich doch nicht – aus Ihren bildern, dass ich nochmals herzlich danken mus. Die darstellung, wenn ich darüber reden darf, ist mir zuweilen zu lapidar; man kann sie warm, man kann sie kalt vorlesen. Ich glaube, dass Ihnen gelingen müsste, den vorleser durch den stil immer zur wärme zu zwingen. Scherers schwebende ausdrucksweise in den Vorträgen langt wol für frauenbilder besser als die bestimmte. Aber auch das ist nur meinung. Es drängt mich trotzdem zu diesen äusserungen, weil ich unsere freundschaft für fest genug zu solchen proben halte.
Jetzt sind Sie wol mit der Schmidt-Lessing-anzeige fertig! Ich wollte ich fände eine ruhige woche, den 2. bd. für die DLZ. anzuzeigen. Alle arbeit stockt wegen des kollegs, für das ich von früh bis nachts arbeite. Herder-Haym hab ich durchgemacht und dabei meine unwissenheit wider recht empfunden. Grade Hayms vortragsart, die ja für den unfachgenössischen leser zu breit ist und dem litteraturhistoriker doch auch wider dann und wann zu eng im gesichtskreise, finde ich ausserordentlich lehrhaft. Man sieht wie er lernt und lernt mit ihm. Ich wollte, ich dürfte meinen Wieland so schreiben. Es Er? würde schneller von statten gehen, als wie ich ihn schreiben soll u. will.
Natürlich hab ich wider Wielandhss. hier. Aber ich darf nicht dran denken, sonst freut mich die vorlesung nicht mehr.
Was Sie über Prag schreiben, ist fatal für Sie und mich. Und mich: denn ich muss nach auswärts lugen; in Baiern werde ich neuen zuverlässigen nachrichten aus abegordnetenkreisen zufolge wider nichts, wenn nicht wunder geschehen. Wie das drückt und lastet!
Lassen Sie die letzten nachrichten über mich einen teil der entschuldigungen sein, der ich für mein zaudern habe.
Mit treulichem gruss
Ihr
BSeuffert.
6.XII. O schrecken! Da liegt der pack noch immer! Verzeihung. Ich warte nun seit ende vorigen monats täglich auf DLD 23/24 die ich Ihnen beipacken wollte. Und noch sind sie nicht da.
Inzwischen hab ich neuen anlass, Ihnen zu danken: für die schöne gratulationsschrift, für die Ollapatrida, für die sanftmütige anzeige des Hauffschen Schubert, über den ich dem verf. viel schärfer schrieb. Die Ollapatr. wag ich nicht zu behalten, da mir Werner kurz vor Ihnen ein exempl. schenkte: das wäre räuberei und Sie können einen andern damit glücklich machen wollen. Mein dank bleibt gleich.
Und Scherer krank! Es ist hart, persönlich für uns alle, noch mehr für das fach. Schrieb ich Ihnen früher, dass im Morgenbl. 1840 brfe. von Weisse an Uz über Wieland stehen? Ich will Sie aber nicht zu einer allzulangen einleitung verführen, sost wird der Uzband gar zu stark.
Nochmals die bitte um entschuldigung u. gruss!
BS.
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Auszug:
L. F. Nur die sichere Hoffnung, Ihnen baldigst einen Brief schreiben zu können, ließ mich die Bestätigung Ihrer wertvollen Sendung aufschieben. Da ich aber zu Weihnachten verreise, so häuft sich mir die Arbeit so sehr, daß ich mich kaum durchdrängen kann.
Also zunächst vielen Dank für die neuen Hefte, die Sie nun glücklich los haben u für die Wielandiana, die ich nun freilich vor Weihnachten (resp. Neujahr) kaum mehr erledigen kann; dann aber rasch absolviren werde.
Nächste Woche mehr.
Bestens grüßend
Ihr AS.
Graz 14/12 85.
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse 6. Jan. 86.
Lieber Freund!
Ich bin 14 Tage bei meinem Bruder gewesen und ich bin dort, sowie vorher und nachher [wie]der unwohl gewesen. Das alte Übel ist stärker wiedergekehrt und ich sehe den nächsten unter allen Verhältnissen arbeitsreichen Wochen mit Angst und Bangen entgegen. Vieles hat mich böse und bitter verstimmt. Die eine Woche, die ich im November in Wien zubrachte, hat so viel Ärger, Verdruß, Trauer und Sorgen mit Eltern, Verwandten und Freunden heraufbeschworen, daß ich in der katzenjämmerlichsten Stimmung nach Hause zurückkam. Aber wenn ich ganz aufrichtig [se]in soll: das was mich am meisten zurückgeworfen hat, waren die Auskünfte im Ministerium und die darauf folgenden Prager Vorschlagsgeschichten. Man erklärte mir rundweg, daß die Grazer Vorschläge für die Katze seien und daß man mir hier höchstens eine mäßige Gehaltsaufbesserung versprechen könne. Würde ich in Prag vorgeschlagen, so käme ich wahrscheinlich hin. Mit dieser tristen Nachricht, die durch Minors Mittheilungen über Lambls Stellung in der Prager Facultät noch verstärkt wurde, kehrte ich nach Graz zurück. Da erwartete mich nun freilich ein Brief Kelles mit der Erklärung, daß ich primo loco von der Kommi[ssi]on vorgeschlagen worden sei. Kelle hat aber so viel ich weiß siebenmal innerhalb 3 Monaten seine Meinung geändert. Endlich hat Lambl doch insoweit gesiegt, daß er pari loco mit mir wenn auch nach mir vorgeschlagen wurde. Statt der alphabethischen Reihenfolge, die Lambls Freunde anstrebten, hat Kelle doch die der Wertschätzung durchgesetzt, wenn ich recht berichtet bin. Den elenden Machinationen des Strebers Brandl i[s]t es gelungen, seinen Spießgesellen u[n]d Landsmann Wackernell an zweiter, resp. dritter Stelle durchzuschwindeln. Eine unerhörte Frechheit. Der Mann hat eine Rec. über Belling Schillers Metrik geschrieben und vor Jahren in einer verschollenenen öst. Ztschrft ein paar Gedichte Platens u. Briefe Lichtenbergs abdrucken lassen. Und wir müßen es uns gefallen lassen, einem solchen Menschen gleichgestellt, ja nachgesetzt zu werden. Lieber Freund, der Prager Vorschlag [ist] unter diesen Umständen für mich mehr eine Schande als eine Ehre und ich habe nur den einen Seufzer: Warum bin ich nicht unabhängig! Warum bin ich nicht frei! Diesem bornirten OtfriedKrämer seinen ganzen Antrag vor die Füße zu werfen, wäre mir der höchste Genuß! So werde ich, wenn ich hinkomme, Frieden mit ihm halten müßen und wieder alles in mich hineinfreßen müßen, wie es hier mein Loos ist. Obgleich ich auf der Reise zu meinem Bruder Wien passiren mußte, habe ich [m]ich in die Stadt nicht hineinbemüht. Wieder die alte Bettelei im Ministerium anzufangen, widerstrebt meinem Gefühle. Setzt Lambl s. Ernennung durch, seis! Dieses Grillparzersche Wort wird auch mich trösten und ich werde dann neue Wege einzuschlagen suchen! –
Indem ich Ihren letzten Brief wiederlese, sehe ich, wie weit ich mich von dem Gedankenkreise desselben entfernt habe; ich kann mich jetzt wol auch nicht leicht hineinfinden; bes. über die Frauenbilder fehlt mir momentan jedes Urtheil. Nach dem wenig erfreulichen Bericht des [Ver]legers haben sie nur einen Achtungserfolg erzielt.
Für die beiden Hefte DLD & für die Rücksendung d. Ollapatrida habe ich – soviel ich mich erinnere – vor d. Feiertagen gedankt. Ihre beiden großen Rec. habe ich studiert. Über Eigenbrodt muß ich freilich jetzt anders denken. Bei Reuter scheinen Sie mir nicht immer recht zu haben. Doch habe ich die Stücke nicht gelesen. Wie immer habe ich Ihre Schärfe, Ihren Fleiß u Ihre Genauigkeit im Recensieren bewundert.
Unter die wenigen Freuden, die mir das abgelaufene Jahr gebracht hat, gehört die, [S]ie von Angesicht zu Angesicht kennen gelernt und einen ! dauerndes persönliches Freundschaftsverhältnis mit Ihnen geschlossen zu haben. Ich kann heute nur sagen: haben Sie mit dem gedrückten u. leidenden Freunde etwas Geduld! Vielleicht kommen doch bessere Zeiten. Möge uns beiden 1886 günstiger sein. Mit herzlichen Grüßen Ihr
Treulich Ergebener
AS.
Kennen Sie Diesen ! Nachdruck?!
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Auszug:
L. F. Hartel schickt mir heute für die ‚Zs. f. d. ö. G.‘ die zwei letzten [Bä]nde Ihrer DLD. Es steht Ihnen also ein Ex. zur Verfügung; Sie haben die Wahl zwischen dem aufgeschnittenenen ungestempelten u. dem unaufgeschnittenenen auf d. Titel (Umschlag) gestempelten. Bitte mir zu sagen, welches Sie wollen.
Bei mir ist niederster Barometerstand, unglaubliche Seelendepression ... ... ...
Ihr AS.
10/1 86.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Würzburg 13 I 86.
Lieber freund,
Es ist ja wahr, dass man Ihnen nicht so recht zu der nennung in P. gratulieren kann. Die gesellschaft ist gar so schlecht. U. es ist ein freundschaftliches misgeschick, dass Sie jetzt mit dem Lambel in ein joch gespannt werden, mit dem ich vor jahren gejocht war. „Ich bin stehen geblieben“ diktiert Kelle, also Lambels gesellschaft nicht mehr würdig. Ja freilich, Lambel hat seit 10 und mehr jahren erstaunliche fortschritte gemacht! Na, ob Sie hin kommen, hin müssen oder nicht: etwas haben Sie und denken Sie bei dem etwas an mich, der gar nichts hat und heute die nachricht erhielt, dass der abgeordnetenausschuss, dem die erste entscheidung obliegt, die professur wider abgelehnt hat, so kommt Ihnen Ihr geschick vielleicht etwas weniger tragisch vor. Sie dienen dem staate kürzer als ich und haben seit jahren eine subvention, von anfang an, und ich bis heute keinen pfennig. Der trost ist herzlich schwach. Aber es ist doch ein trost zu wissen, anderwärts ists noch schlechter. Und den kann ich Ihnen geben.
Rechnen Sie dazu, dass meine mutter schwer und unheilbar krank seit mitte dezember ist, dass ich langjähriger bräutigam bin und machen sich dann einen Lenauschen vers auf mich und meine stimmung.
Ein ende mach ich meiner situation jetzt doch nicht. Ich lasse das schicksal mich rufen. Aus freien stücken darf ich jetzt nur hier am krankenbette bleiben. So ists mir pflicht und bedürfnis.
Auch ich denke mit vergnügen an Ihren besuch und danke nochmals herzlich dafür.
Wie im vorigen so war auch in diesem jahre dr. Fresenius aus Berlin der erste der mich aufsuchte. Wir haben drei tage gewielandet. Da kann man philologisch arbeiten lernen. Aber wer so genau arbeitet, kommt zu nichts. Nur ihm lohnen sich die feinsinnigsten schlüsse aus unendlich mühsamen statistiken. Seine Erzählungen ausgabe wird vortrefflich; das muster eines kritischen apparates und zugleich, fürchte ich, der beweis, dass bei solchen veränderungen ein kritischer apparat, der übersichtlich wirkt, kaum mehr möglich ist. Die Goethegesellschafter können für die neue ausgabe draus lernen, glaub ich.
Auch Erich Schmidt war einen tag hier. Gross und frisch; im strudel des hoflebens glücklich und in den äusserlich engen, geistig weiten verhältnissen eingelebt.
Wär mein gemüt frei gewesen, so wären es schöne tage gewesen. So litt ich durch den gegensatz und die schwunglosigkeit meiner gefesselten seele.
Dank für den unbekannten Abderitendrucknachweis. Dank für das angebot mir die doubletten zu senden. Darf ich wählen, so wähl ich das angestempelte exemplar.
Werner tadelt auf einer karte, dass ich Iffland neu drucken liess, die Laufbahn sei nicht selten. Da hat er recht. Aber ich wollte 2 hefte fürs grosse publikum, um die sammlung über wasser zu halten; mit fachwissenschaftlich allein interessantem töte ich sie. Ich wollte auch den gymnasialdirektor, der den iffland anbot, nicht abweisen: so gewinn ich, hoffentlich, endlich gymnasialkreise zu käufern. Um den bestand des unternehmens zu sichern, darf man wol zuweilen sein programm überschreiten. Freilich haben mir beide herausgeber nicht genüge geleistet. Doch – vergleichen Sie. Ihnen als recensenten darf ich das nicht schreiben. Vergessen Sie’s. Sie müssen unbefangen urteilen.
Haben Sie den Lessing angezeigt? Bald denk ich meine anzeige in der DLZ zu lesen.
Auch für die freundliche aufnahme meiner anzeigen danke ich. Haben Sie sich am rande notiert, wo Sie betr. Reuter anderer ansicht sind, so schicken Sie mir doch ja die glossen. Bitte.
Und noch eins: sollten sich bei Ihnen meine korrekturen zu Hagedorn, Versuch erhalten haben, so zeigen Sie mir die bogen, wo ich auf Goethe und Schiller verwies. Ich weiss es nicht mehr genau und bräuchte es, da Biedermann auch auf Goethe-Hagedorn kam.
Glück auf! und trotz gegen misgeschick!
Freundschaftlich
Ihr
BSeuffert.
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Auszug:
Lieber Freund, indem ich Ihnen beifolgend die gewünschten Blätter übersende (nur dies habe ich bewahrt; es wird aber alles von Ihnen bemerkte sein), kann ich es nicht thun, ohne ein paar Worte d. Antwort hinzuzufügen. Da sich schweres häusliches Leid hinzugesellt, mein lieber Freund, ist freilich Ihr Loos das trübere; was ich leide, leide ich ferner allein und Sie müßen noch den Antheil, den Mutter [un]d Braut daran nehmen, miterleiden. – Ganz vertraulich will ich Ihnen nun mittheilen, daß mir Schönbach bereits ganz sicher versprochen hat, falls ich wegkäme, Sie und zwar allein (wie sichs gebührt) vorzu- schlagen. Meine Ansicht ist, daß sich losgelöst von meiner Person, die seit Lemberg im Ministerium schlecht angeschrieben war, eine Professur hier wird durchsetzen lassen. Heinzel hat mir im November so warm von Ihnen gesprochen, daß er sich wol für Sie einsetzen wird. Schmidt und Scherer haben vielleicht, wenn sie wollen, auch noch Einfluß. In meiner Angelegenheit hat allen diesen Herren der gute Wille gefehlt.
Mir würde durch diese Aussicht der Abschied von Graz erleichtert werden; denn ich gehe ungern weg u. am unliebsten nach Prag.
Nur so viel für heute nebst herzlichen Grüßen von
Ihrem
Treulich ergebenen
Sauer.
16/1 86.
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Auszug:
Wir senden Ihnen die Trauerbotschaft von dem heute erfolgten Hinscheiden unserer lieben Mutter
Amalie Seuffert geb. Scheiner,
Juliusspitaldirectors-Wittwe.
Würzburg, 18. Januar 1886.
Univ.-Prof. Dr. Lothar Seuffert in
Erlangen und Frau Auguste
geb. Schierlinger
Elise Seuffert.
Gymn.-Prof. Dr. Adam Eussner und
Frau Babette geb. Seuffert.
Priv.-Doc. Dr. Bernhard Seuffert.
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Auszug:
Lieber Freund! Es erschüttert mich, daß die Katastrophe so rasch eingetreten ist; ich hatte nach Ihrem letzten Briefe die Hoffnung auf Besserung nicht aufgegeben gehabt. Möchten Sie in den schweren Tagen den Muth nicht sinken lassen und wenn ein Körnchen Trost in Ihren Schmerz sich einsenken kann, so nehmen Sie die Vers[iche]rung entgegen, daß aus voller Seele warmen, innigen Antheil nimmt
Ihr
Treulich verbundener
Aug. Sauer
22/1 86.
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5
13 II 86
Lieber freund
Ich danke Ihnen lebhaft für Ihre freundlichen worte der tröstung. Ich habe zusprache recht sehr nötig. Denn so lange und gut ich vorbereitet zu sein glaubte, da meine mutter starb, verliess mich alle fassung und hätte mich wol auch verlassen, wenn es weniger rasch gegangen wäre. Noch weiss ich mich nicht zu finden, und lebe mit meiner schwester in den räumen, wo ich geboren bin und immer bei der mutter war, dumpf dahin.
Was Sie mir zuvor geschrieben, war eine freundliche hoffnung zu erwecken geeignet. Aber inzwischen ist das wol wieder anders geworden und wenn Sie, wie ich denn nun leider wünschen muss, da Sie in Graz nicht besser gestellt zu werden glauben, nach Prag ziehen, wird wie ich höre ein Österreicher Ihr nachfolger werden. Es ist was schönes an autochthonie.
Inzwischen hat die bairische kammer abermals die professur für mich dem minster abgeschlagen, wie zu erwarten stand. Und die prophezeiung, die reichsratskammer, welche nun auch noch ihr votum abzugeben hat, werde den abstrich billigen, ist keine astrologische. Also bleibe ich dozent. Das zur übrigen lage, ist viel. Aber der verlust der mutter ist härter und erleichtert mir jetzt das andere. Später freilich wirds umgekehrt sein, wenn ich wieder zur selbstbesinnung gekommen bin.
Mich drängt es, von Ihnen wieder zu hören. Wie Ihre aussichten sind, wie Ihre gesundheit, wie Ihre arbeiten. Stimmen Sie meiner anzeige von Schmidts Lessing bei? Ich höre, sie sei ein starkes lob. Ich anerkannte aus überzeugung, aber ich glaubte auch, deutlich meine bedenken und ablehnungen geäussert zu haben.
Grüssend
Ihr
BSeuffert
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Auszug:
Lieber Freund! Ich hoffte, es würde mir möglich sein, Ihnen einen ausführlichen Brief zu schreiben; aber ich bringe es noch nicht über mich. Ich bin sei[t] geraumer Zeit in einer Stimmung, in der ich nur fluchen oder schweigen kann. Mitte Januar hieß es, die einleitenden Schritte zu meiner Ernennung seien gemacht. Jetzt geht das Semester zu Ende, ich weiß nicht: bleibe ich hier oder komme ich nach Prag etc. etc. etc. etc. Dabei war meine Mutter lebensgefährlich krank, mein Vater in der größten Verzweiflung; ich hier gefesselt und immer mehr in meine vorjährigen Übel zurückfallend, mit den Einleitungen zu meiner militärischen Superarbitrirung gequält, mit Arbeit fürs Colleg überbürdet. Daß ich dabei noch andre Sachen arbeite ist ein reines Wunder; aber freilich; es ist [die]s auch darnach ausgefallen.
Bitte zürnen Sie mir nicht, daß ich so lange stumm war und daß Ihre Bücher noch immer daliegen. Ich expedire sie sicher in der nächsten Woche und Anfang April hoffe ich dann auch ruhiger zu sein, so daß ich schreiben kann. Bis dahin grüßt Sie herzlichst Ihr theilnehmender Freund AS.
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse 6. April 86.
Lieber Freund! Gestern Nachmittag sind Ihre Wielandbücher endlich auf die Post ge[ko]mmen, von meines technischen Freundes Stelzel kunstvoller Hand eingepackt, so daß sie wol gut bei Ihnen anlangen werden. Vielen, vielen Dank dafür! Wenn ich Ihnen nur einen Gegendienst erweisen könnte! Bücher hätte ich genug, aber keine, die Sie brauchen können. Die Masse meiner Bücher lastet gerade jetzt, wo ich die Übersiedlung in Erwägung ziehen muß, schwer auf meiner Seele. 30 Kisten habe ich bereits gehabt, als ich von Lemberg abreiste; um ein Drittel dürfte sich das Quantum hier wol vermehrt haben. Wenn sich die einstweilen nur vertraulich an mich gelangte Nachricht bestätigt, so werde ich in der Charwoche meine Hütte abbrechen und wandern. Ich thue es leichteren Herzens, seitdem ich weiß, daß Schönbach alles thun wird, um Sie zu meinem Nachfolger z[u] machen.
Ich hatte die Möglichkeit einer Übersiedlung jetzt zu Ostern schon ganz bei Seite gelassen und ich sehe mich in den Plänen die ich mir für die nächsten Monate entworfen hatte mannigfach gekreuzt. So muß ich die Maifahrt nach Weimar aus Geld- und Zeitmangel sein lassen und damit zerstieben die Hoffnungen Sie und andere m[ei]ner deutschen Freunde zu sehen. Dann hatte ich mir ruhige Arbeit für die 3 Sommermonate vorgenommen, von der ich nun nicht weiß, wie sie gedeihen wird. Cottas haben mir nemlich – ältere Verhandlungen wieder aufnehmend – die Besorgung der neuen (4.) Ausgabe von Grillparzers Werken ü[be]rtragen. Da die jetzt vorhandenen 10 Bde stereotypirt sind, so handelt es sich nur um eine 3 Bogen starke Einleitung und um 2 Ergänzungsbände, für welche mir das Material von Vollmer bereits zum Theile gesichtet übergeben wurde. Aber da mir das Wiener Archiv nun einmal zu unbeschränktem Gebrauche geöffnet ist, werde ich die Gelegenheit benutzen, so viel als mög[lich] von dem Material für mich zu gewinnen u. werde also die Sommermonate in Wien versitzen. Ich habe durch diese Arbeit angeregt auch bereits den Plan gefasst, eine große Grillparzer-Biographie auszuarbeiten, wozu ich durch meine Vorstudien, Sammlungen, Excerpte, durch Geburt und Neigung wie ich glaube recht eigentlich prädestinirt bin und der Stein der Wei[s]en, d. h. mein Schriftsteller, mein großes Buch (Sie erinnern sich wol meiner Klagen!) wäre also gefunden. Das sind alles natürlich noch Träume u. als solche werden Sie sie auch in sich verschließen.
Daran knüpfe ich eine andre Bemerkung. In meinen heurigen Stilübungen habe ich auch Hamann (aus dem Tragelaphen von P. u. H., sehen Sie, daß ich Plato schreiben wollte) vorge[n]ommen und einer meiner Zuhörer hat sich mit mit besonderer Liebe und Tiefe in diesen Schriftsteller versenkt. Er hat mir in den Übungen u. in mündlichen Gesprächen nachgewiesen (was mir übrigens längst klar war) daß für die Erklärung Hamanns alles noch zu thun ist u. daß diese nur möglich ist mit einer ausgebreiteten [Ke]nntnis der antiken Litteraturen, bes. aller der entlegenen griechischen Schriftsteller, welche der Magus in s. phänomenalen Gedächtnisse aufgestoppelt hatte. Mir fiel dabei ein, ob Sie nicht einmal eine kleine Hamannsche Schrift als specimen einer commentirten Ausgabe in Ihren DLD. bringen sollten. Sie müßten einen [c]lassischen Philologen dazu finden, der die nöthige Neigung mitbringt und in deutscher Litteratur gut beschlagen ist. Besagter studiosus Johann Conta würde sich nach einigen Jahren vielleicht dafür eignen; ich will ihn im Auge behalten, erkläre aber ausdrücklich, daß ich Sie nur auf die Sache aufmerksam machen wollte.
Nun: Uz! Es wäre mir lieb, wenn Sie mir sagten, bis wann Sie auf das Mskrt rechnen oder rechneten. Der Text macht keine Schwierigkeiten mehr; aber die Einleitung noch viele, weil mir die Zeitschrift ! fehlen, gerade die schweizerischen; aber auch andere. Von Prag aus wäre ein ‚Rutscher‘ nach Dresden leicht; etwa im Juli, bevor [ich] nach Wien gehe. Ich werde mir das nach Ihrer Antwort einteilen. Wären etwa schon von Fresenius’ Heft einige Bogen gedruckt, so würden Sie mir durch deren Communication meine Arbeit erleichtern.
Ich weiß gar nicht, ob ich Ihnen alles g[es]chrieben habe, was ich Ihnen schreiben wollte; das ist der Fluch meiner menschenscheuen, briefscheuen Periode, in der ich alles in mich verbeißen mußte. Damit wirds ja jetzt wol zu Ende sein. Auch meine Mutter – obwol sie vor 10 Tagen neuerlich an einer Lungenentzündung erkrankt war – ist wieder besser. Hätte es nicht schon mehrmals trügerisch das Ansehen gehabt, so wür[d]e ich sagen: es scheint mir, als ob sich endlich Glück und Zufriedenheit zu mir herabsenken würde; wenigstens lebe ich zunächst an der Seite der Hoffnung.
Strafen Sie mich nicht zu sehr und lassen Sie etwas von Ihnen hören. Mit freundlichen Grüßen Treulichst
Ihr
AS.
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Auszug:
Ich dank Ihnen für Ihre briefkarte, l. fr. Schreiben kann ich nicht: der landtag hat die für mich eingesetzte professur definitiv abgelehnt. Sorgen Sie also, dass Sie die fettere pfründe bekommen, damit Sie mir dann die magerere wenigstens zuschieben können und vor allem: cura ut valeas.
Ihr
BSfft.
Wzbg. 6 IV 86.
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Auszug:
Würzburg 11.IV 86
Lieber freund
In der erwartung Ihrer ernennung stöberte ich heute österreichische zeitungen durch und fand sie richtig proklamiert. Nehmen Sie meinen ehrlichen glückwunsch dazu. Sie gehen nicht gerne, aber es wäre doch schlimmer gewesen, wenn Sie so hätten bleiben müssen und ein anderer nach Prag gekommen wäre. Mögen Sie gut eingewöhnen und angenehmes leben in und ausser dem hörsaale finden.
Ihre neuerlichen verheissungen über Schönbachs gesinnung gegen mich tun mir ‚sanfte‘; aber, aber, ich fürchte das ministerium, wenn wirklich in Graz die jetzige meinung sich in tat umsetzt. Wie erbärmlich mirs wieder in Baiern gegangen ist, schrieb ich auf der karte, die mit Ihrem briefe kreuzte. Wie vor 2 jahren verweigerte der landtag meine professur und der minister ist dagegen bei uns machtlos. Diesmal war die weigerung um so schroffer als die reichsratskammer das veto der zweiten kammer reparierte, dann aber die 2. Kammer abermals ihr nein widerholte. Warum, fragen Sie. Angeblich, weil solche stellen nur an den grössten universitäten zulässig seien[.] Ueberdies sei die behandlung der neueren litteratur zumeist nichts als heroenkult und dafür professuren zu errichten, sei nicht begründet! Ich wette, wär ich ultra- montan wie unsere abgeordnetenmehrheit, so wäre mein extraordinariat schon vor zwei und mehr jahren unentbehrlich gewesen. Ich habe in diesen monaten des hin- und herverhandelns furchtbar gelitten.
Für die ablieferung der wolbehalten angelangten bücher und für Ihren brief sage ich besten dank. Ich freue mich dass Ihnen die sorge um die mutter genommen ist (mir ist sie auch genommen, aber wie anders!!), freue mich dass Ihnen Ihr Grillparzer nun als fixstern am produktionshimmel steht. Mög er Ihnen leichter werden als mir mein Wieland, für den ich immer noch sammle, sammle, sammle. (Jetzt gerade kopierte ich Alxingerbriefe an ihn.)
Dass Sie auf Hamann für die DLD weisen, dank ich Ihnen auch und will sehen, was sich tun lässt. Die hauptschwierigkeit wird sein, einen passenden herausgeber zu finden. Wer mag viel gelehrsamkeit auf den wunderling verwenden und doch braucht man so viel, um dies konglomerat von kopf zu zerlegen. Wer Hamann liebevoll behandelt, ist mehr schwärmer als forscher, wer ihn nüchtern untersucht, verliert die liebe zu ihm; so glaub ich. Vielleicht wächst sich Ihr zuhörer gut aus oder findet sich ein anderer geeigneter mann.
Jetzt hab ich eine kolossale einleitung zu Meyers kleinen schriften vor mir, die die beziehung zwischen Goethe und M. neu prüft. In 14 tagen will der herausgeber das heft druckbereit machen.
Mit Ihrem Uz dräng ich nicht gerne, weil die übersiedlung Ihnen versprechungen schwer macht. Wenn Sie aber im juli und august text und einleitung abschliessen können, wär es ein segen für mich.
Von Fresenius’ Wieland ging noch nichts in die druckerei. Die übernahme der DLZ scheint ihn ganz in anspruch zu nehmen. Auch mit anderer mitarbeiter zusagen ging bisher alles krumm und ich bin ausser möglichkeit zuverlässige berechnungen anzustellen.
Leben Sie wol! Nochmals glück auf!
Ihr
Seuffert
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Auszug:
Graz, 45 Sparbersbachgasse 12.4.86. Dienstag
Lieber Freund!
Ich antworte rasch, weil wol bald eine größere Pause in meiner Correspondenz eintreten wird. Gestern war Abschiedskneipe der Studenten; jetzt jeden Tag Einladungen; am Montag Abschiedsabend d. Professoren; Dienstag noch ein Vortrag bei der Trauerfeier für Scheffel; dann [da]s Packen und Ostersonntag hoffe ich in Wien zu sein. Der Abschied fällt mir recht, recht schwer.
Inzwischen haben Sie nun Schönbachs Brief erhalten, der Sie über die Situation ganz aufgeklärt hat. Im Vertrauen: es ist ihm wirklich ernst darum, Sie herz[u]bekommen. Aber verlieren will er dabei nichts. Wenn er z. B. sich entschließen könnte, die 600 fl, die er fürs Seminar bezieht, mit dem Extraordinarius zu theilen; dann könnte dieser vielleicht auch mit 1000 fl oder 1200 hergehen, falls sich das Ministerium zu den ganzen 1620 fl. nicht herbeiließe. Ich kann Ihnen nur sagen, daß man hier sehr billig und angenehm lebt, daß Sie – zumal Sie ja doch mit fertigen Collegienheften herkommen werden – sehr viel Zeit zur eigenen Arbeit haben werden und daß die Selbständigkeit und Unabhängigkeit auch eines Extraordinarius hier nichts zu wünschen übrig läßt. Schönbach hat viele Eigenheiten; aber wer hat die nicht! Und seine Aufrichtigkeit läßt einen über manches hinwegsehen.
Heinzel will Ihnen sehr wohl, Scherer desgleichen; Schmidt hat zwar nicht mehr vielen, aber doch einigen Einfluß. Wenn diese drei sich beim Ministerium f[est] ansetzen; dann erreichen sie es auch. Für mich haben sie es nicht gethan. Wäre es schon entschieden!
Wenn ich in Prag in Ordnung bin und die Situation überblicken kann, will ich wegen Uz einen Termin bestimmen. Bis dahin üben Sie Nach[si]cht.
Vielen Dank für Ihren Brief und herzliche Grüße
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Lieber freund, Mit dem ersten gruss in Ihre neue wirkungsstätte verbinde ich den wunsch, Sie möchten sich leicht eingewöhnt haben. Ich danke Ihnen noch für die letzten worte aus Graz und dass Sie bei Sch. für mich sprachen. Im juni wirds ja da entschieden werden und fällt das loos so, dass es nach Wien weiterläuft, so werd ich neue monate eines sehr zweifelhaften hoffens durchleben. Ich war in Weimar beim Goethetag und lernte da auch Waldberg kennen. Viele alte und neue bekannte, viel zu viel getöse für meine jetzige stimmung und einsame lebensart. Loeper war da, endlich wart die schriftliche bekanntschaft zur mündlichen. Aber Scherer fehlte und fehlte sehr. Schmidt war der liebenswürdige wirt. Wissen Sie, dass ich den Göttling II für die gesellschaftsausgabe spielen soll? Aber ich fürchte die riesenarbeit der 150 bände und kann den Wieland nicht verschmerzen. Ich flüchtete aus den keilversuchen mich mit der urenkelin meines götzen an sein grab und suchte seinen dämon durch lorberspende zu versöhnen. Aber – er verzeiht mir doch nicht, wenn ich wie seine zeit wegen des grösseren von ihm abtrünnig werde. Lassen Sie mich in einer zeile hören, dass es Ihnen gut geht. Grüssend
BSeuffert
Wzbg. 17.V. 86.
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Auszug:
Prag II Stefansgasse 3. 18.5.86.
Lieber Freund! Ihre Karte trifft mich zwischen Unannehmlichkeiten einer versuchten und nur halb gelungenen militärischen Superarbitrirung und den Arbeiten für die Donnerstägige Antrittsvorlesung über die ‚Nachblüte der deutschen klassischen Litteratur in Österreich‘. Ich habe in den letzten 4 Wochen äußerlich viel, aber noch mehr innerlich durchlebt und bin wieder einsam in der Fremde. Ich will noch kein Urteil fällen, ich will nicht undankbar scheinen; aber .... Wegen Weimar beneide ich Sie; ich wäre zu gerne hingefahren; auch zu der Goethe-Ausgabe Glück auf, wenn es mir auch viel lieber gewesen wäre, Sie hätten uns endlich Ihren Wieland geschenkt. Wenn Sie sich für Grillparzer interessiren, so hätte ich vieles zu [be]richten; das schönste von dem was [ic]h nun gefunden habe, ist ein Stück von der Fortsetzung der Esther. darüber weiteres in einem Brief, der in circa 8 Tagen wird folgen können.
Mit vielem Dank für Ihren Gruß Herzlichst Ihr AS.
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Auszug:
Prag II Stefansgasse 3.
14. Juni 1886.
Lieber Freund! Ich hätte die Pfingstfeiertage nach Wien fahren sollen; auch zu einem andern Ausfluge wollte man mich bereden; ich aber bin froh die Ruhe und Ordnung die ich mir endlich geschafft habe auch genießen zu können und eine der ersten Früchte, die sie mir getragen hat zu pflücken indem ich die halb abgerissenen Fäden meiner Correspondenz wieder anknüpfe. Ihnen wollte ich gleich nachdem mir das erfreuliche Resultat von Schönbach mitgetheilt worden war zu dem Vorschlage gratulieren. Aber wieder eine so trockene Karte wie meine erste von hier aus war – ich brachte es nicht über mich. Ich kann es Ihnen nicht sagen, was für eine Freude und Befriedigung es mir gewähren würde, wenn Sie nach Österreich, wenn Sie nach Graz kämen, und da Sie nicht allein, sondern gleich mit Ihrer Frau die Verpflanzung in die neuen Verhältnisse vornehmen werden, so wird sie Ihnen leichter fallen, als mir, der ich in kurzer Zeit zweimal allein unter fremde Menschen geworfen wurde. Wir würden uns dann im Laufe des Herbsts in Wien (oder Graz) treffen und ich könnte Ihnen mündlich meine Ansichten über die dortigen Verhältnisse besser mittheilen als auf dem Papier, auf dem alles so schwer und klebrig sich ausnimmt.
Nachdem der Kaiser zu Justis Berufung (die sich wie ich höre inzwischen wieder zerschlagen haben soll) seine Zustimmung gegeben hatte, so ist nicht zu früchten, daß politische Gründe Ihre Ernennung verderben könnten. Zu fürchten ist einzig u[n]d allein der Finanzminister; aber Gautsch soll viel mehr bei ihm durchsetzen als Conrad, der immer auf Kriegsfuß mit ihm lebte.
Ich habe während der letzten zwei Monate in großer Unruhe und Aufregung gelebt, die sich erst jetzt allmälig legt. In Graz zwang man mich zum Abschiede eine Scheffelrede zu halten, die ich etwas widerwillig und unter dem Getriebe des Abreisens ausarbeitete, dann aber mit Glück bei einem Commers in den allerersten Tagen hier wiederholte. Sie ist im Maiheft der Cott[asc]hen Zeitschrift gedruckt und die Grazer Collegen haben sie gelobt. Ich fühle nur zu gut, daß ich ganz von außen an die Sache herangegangen bin. Dann habe ich meine jetzige Kenntnis über die öst. Litteratur des 19. Jh. in meiner Antrittsvorlesung knapp zusammengefasst, die drucken zu lassen ich mich aber trotz mehrseitigen Zureden nicht entschlie- ßen konnte, weil das wichtigste daraus in meinem Buch über die ‚Ahnfrau‘ und in meiner Einleitung zur neuen Grillparzer Ausgabe seinerzeit zu lesen sein wird. In Wien habe ich peinliche Tage verlebt, indem ich die schwerkranke Mutter und den trostlosen Vater um mich hatte; ich konnte mich auch zu den notwendigsten Besuchen nicht zwingen; war nur [i]m Ministerium; 2 mal höchst einsilbig bei Minor, der übrigens mit seinen Hofrats-Allüren unausstehlich war; sonst saß ich immer im Stadtarchiv u. habe mit großem Genuß den ganzen Nachlaß rasch durchgenommen, so daß ich wenn ich Ende Juli nach Wien komme, gleich intensiv zu arbeiten anfangen kann. Ich glaube mich zu erinnern, daß Sie Grillparzer wenig Interesse entgegenbringen; aber einiges will ich Ihnen doch vorplaudern. Die neue Ausgabe soll 14 Bände umfassen, von welchen die zehn den alten entsprechenden un[ve]rändert bleiben müßen weil sie stereotypirt sind. Der zweite wird eine Nachlese zu den Gedichten und 4 fertige Jugenddramen enthalten, darunter die Blanka von Castilien. Der neunte wird den gesammten dramatischen Nachlaß, der aus wenigstens 30 Fragmenten, Skizzen, Plänen besteht zusammenfassen; darunter ein reizendes Fragment Psyche, wahrscheinlich eine Vorstudie zur Hero; scharfe litterarische u. politische Satiren in dramat. Form, so eine Fortsetzung der Zauberflöte gegen Kaiser Franz & Metternich. Das wichtigste ist ein Stück Fortsetzung der Esther, Schluß des 2. Aktes mit einer ganz prachtvollen Scene zwischen Haman und Mordochai und Beginn des 3. Aktes. Der 11 Band wird die Studien zu den griechischen und spanischen Dramatikern, der 13. alles übrige Ungedruckte aus den Pros[a]schriften enthalten, soweit es wertvoll und verständlich ist. Da Dr. Glossy gleichzeitig eine Sammlung von Briefen Grillparzers bei Cotta heraus gibt, so wird das Bild des Dichters in nächster Zeit ein volleres und reicheres werden. Mir aber geht ein Herzenswunsch in Erfüllung, den ich seit Grillparzers Tod und noch länger in mir trage und mit Hopfen kann ich sagen:
Als Jüngling hat man von so manchen Sachen
Gedanken, die nicht Stich zu halten pflegen[.]
Eins müßte mich vor Allem glücklich mache[n],
Meint’ ich, und Deutschland und die Welt bewegen
Womöglich unter Cottas altem Drachen
Solch einen Band Gedichte zu verlegen.
Ich habe mich nach der Obhut des alten Drachen immer gesehnt und ich glaube, daß diese neu eingegangene Verbindung für mich von Segen sein wird.
Doch, lieber Freund, wenn Sie diesen Brief lesen, werden Sie ein falsches Bild bekommen von dem was ich arbeite. Zwar lerne ich für Grillparzer fleißig spanisch und denke oft an diese Arbeit; aber diese selbst wird ja doch erst in den Ferien beginnen und den Winter ausfüllen; jetzt soll der ältere Ansbacher Freund ans Tageslicht, [a]uf das er so lange harrt. Zwar der Abstecher an die Dresdner Bibliothek war mir noch nicht möglich; denn ich blute noch aus alten Wunden von der Übersiedlung her und das Ministerium hat mir bis jetzt keinen Kreutzer ersetzt; auch ist mein Manuscript voll klaffender Lücken; aber ich hoffe doch diese auszufüllen und wenn Sie mir während des halben Jahres, den ja der Druck des Textes in Anspruch nehmen wird, die Einleitung wieder auf eine Zeit zur Nachbesserung zurückstellen wollen, werde [ic]h mich leichter dazu entschließen, sie Ihnen zu schicken. An einen bestimmten Tag kann ich mich vorerst noch nicht binden; es hängt so vieles von Frau Sonne ab; ob sie sich entschließt, länger hinter dem Wolkenschleier auszuharren oder ihre versengenden Blicke in den glühenden Thalkessel sendet, in den Prag gebannt ist.
Über Ihre Arbeit an der Goethe-Ausgabe habe ich Ihnen meine Meinung schon geschrieben. Sie opfern so viele Zeit der Sammlung Ihrer Neudrucke, Zeit, die Ihnen (wie mir bei der meinigen) doch eigentlich für die eigene Arbeit entgeht, wenn Sie diese auch noch so energisch fördern. Wollen Sie beides bewältigen? Wenigstens sollen Sie sich für die DLD inzwischen eine Hilfskraft nehmen[;] ich komme immer mehr zur Einsicht, daß man mechanische Arbeiten wie Abschriften etc. ganz von sich abwälzen soll und auch bei dem Correcturlesen sich so viel als möglich helfen lassen soll. Freilich übe ich praktisch diese Einsicht noch nicht aus; wenn sich meine Verhältnisse aber stabilisiren werden, dann soll es geschehen. Erich Schmidt scheint dies jetzt in großem Style zu thun; denn eigentlich käme ihm diese Arbeit der Revision selber zu. Wie die g[an]ze Ausgabe organisirt sein wird, das interessirt mich lebhaft. Daß Herr von Loeper die Biographie schreibt, halte ich nicht eigentlich für glücklich. Aber Scherer hat Recht: wenn ich einen Goethe schreibe – sagte er – so will ich ihn allein schreiben und meine Art der Betrachtung nimmt mir Herr von L. doch nicht weg. (Denken Sie sich: Max Koch hat Cotta eine dreibändige Goethe Biographie angeboten, die diese ablehnten! Im jetzigen Augenblicke!! Aber machen Sie keinen Gebrauch davon.)
Was sagen Sie dazu, daß Brahm auch einen Schiller schreibt. Hepp, Weltrich, Minor, Brahm. Wenn einer von den vieren die Briefe gesammelt hätte, das wäre doch vernünftiger. Minor will im nächsten Jahre mit dem 1. Bde heraus!
Ich weiß nicht, ob wir über Kochs neue Zeitschrift unsere Meinung schon ausgetauscht haben. Ich weiß nicht, ob er der rechte Mann dazu ist. Er will durchaus etwas ins erste Heft von mir haben; ich kann aber mit dem besten Willen wahrscheinlich nichts geben. Schönbach hält die ganze Idee für verfrüht, was ich nicht glaube.
Erwarten Sie heute keine Details über hiesige Verhältnisse; der Sommer ist eine schlechte Zeit zum Anfang in einer großen Stadt; ich trauere um das schöne, grüne, gesunde Graz in diesem Steinhaufen und vermisse wol auch gute Bekannte. Die Hörer (15 an der Zahl) sind reine Brotstudenten; sehr arm, ganz unwissend. Neue Litt. hat hier gar keine Tradition. Kelle ist sehr liebenswürdig; im Umgang witzig, unterhaltend; auch recht fleißig; aber einseitig und verschlagen. Sonst sind die Ordinarien hier sehr hochmüthig, ganz anders als in Graz.
Ihr armer König! Hier spricht man von nichts anderm. Unsere Zeitungen aber wühlen im Dreck. Pfui und nochmals Pfui!
Lassen Sie bald was von sich hören u. seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem aufrichtig ergebenen AS.
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5
21 VI 86
Lieber freund,
Vor allem will ich Ihnen danken für Ihren anteil an unsers königs traurigem geschick. Es ist ein schwerer schlag für Baiern, das so lange auf seinen idealen, hochgebildeten, deutschgesinnten regenten stolz war, ein schwerer schlag fürcht ich auch fürs reich. Mögen wenigstens die letzteren befürchtungen unnütz sein!
Und nun meinen glückwunsch zur ! Ihrer vertiefung in Grillparzer. So verrannt bin ich denn doch nicht, dass ich Ihre studien über ihn ohne freude verfolgte. Ja ich hege die überzeugung, dass ich ein liebevolleres verständnis für den dichter, der allerdings jetzt meiner seele noch fremd ist, gewinne, wenn Sie mich führen. Mögen Sie sich unter dem Cottaschen drachen wol fühlen. Ich kämpfe mit dem eindrucke dass diese firma niedergeht und mehr auf alten lorbern ruht als neue pflückt. Aber auch darin täusche ich mich gern.
Mit Ihrer Scheffelrede sind sie ! ja bereits in den Cottaschen kreis eingetreten. Ich habe sie mit aufmerksamkeit gelesen. Ich hätte die gedenkworte nicht so warm zusammen gebracht, als es die veranlassung heischte. Die schlotterigen verse ärgern mich immer aufs neue, obwol ich mir tausendmal sage, dass sie dem Gaudeamus und noch mehr dem Trompeter anstehen, besser als stilvolle vollendung. Ich bin für Scheffels humor gar nicht unempfindlich und huldige vor seinem Ekkehard. Aber da scheint er mir am meisten Scheffel, wo seine dichtung unreif sprudelt.
Uebrigens bin ich ein antiquar und verzeihe sündhafter weise den poeten vergangener jahrhunderte mehr als den neuen. Warum haben Sie aber auch Goethe als vormann!
Goethe! Sie haben nun auch die Grundsätze der neuen ausgabe erhalten. So erstaunt wie ich werden Sie aber den 14. grundsatz nicht gelesen haben. Ich warte noch heute auf die verheissene nähere bestimmung des generalkorrektorberufes. Bis dahin versprach ich, die gegebene ablehnung nicht als eine definitive zu betrachten. Wer nun recht behalten wird, ob die gesellschaft oder ich, ist schwer zu sagen. E Schmidt schrieb mir erst heute, ich möchte mir noch überlegungszeit lassen und nur jetzt nicht absagen. Dies im vertrauen und nur für Ihre augen.
Hüben steht der Wieland, drüben Goethe; hüben darstellung drüben textkritik; hüben beifall oder blamage, drüben eine stille tätigkeit; hüben eine individuelle vorliebe, drüben die beteiligung an einem monumentalen werke; hüben wenig pekuniärer gewinn, drüben eine kleine aber sichere einnahme. Was fällt schwerer in die wagschale?
Die DLD gebe ich darum nicht auf, wenn sie die verleger nicht aus triftigen gründen einschlafen lassen. Ihren rat einen teil der arbeit abzuwälzen kann ich auch nicht befolgen. Statt meine aufsicht einzuschränken, habe ich sie von heft zu heft gesteigert, wenigstens neuen mitarbeitern gegenüber, habe die vorreden stark beeinflusst, den druck mit den originalen verglichen und gesehen, wie dringend notwendig das war. Danken wird mirs niemand, als die sache selbst. Nach diesen erfahrungen, die für die methodische bildung mancher männer guten namens recht betrübend sind, kann ich mich erst recht nicht entschliessen, einen hilfsarbeiter anzunehmen, selbst wenn sich einer fände, der mir verlässig genug schiene. Auch halte ich es für verdammte pflicht und schuldigkeit, wenn ich als herausgeber der sammlung figuriere, es auch zu sein.
Bei Ihrem Uz werde ichs ja wider leicht haben. Aber ich möchte doch bitten, dass Sie die einleitung fertig stellen. Die verleger sind in diesem punkte ganz unzugänglich geworden; ich fürchte, auch ein vorgelegter brouillon[,] bestimmt sie nicht zum beginne des satzes. Ich kann es ihnen auch nicht ganz verargen; denn es ist fatal ein heft ¾ jahre lang fertig zu haben und immer noch auf die einleitung zu warten. Dazu kommt, dass sie das tempo überhaupt eher verlangsamern ! als beschleunigen wollen, weil der bisherige absatz ihnen nicht genügt. Aber Ihren Uz drucken wir, sobald das ms. druckfertig ist, darauf können Sie sich verlassen.
Von Kochs Zs. erwarte ich mir gar nichts. Ich habe ihm, dessen leeres strebertum mir im grunde der seele zuwider ist, auf seine zusendung des programmes nicht geantwortet. Dann traf ich ihn in Weimar und schlug die mitarbeiterschaft vorläufig ab, hielt ihm auch die verdiente standrede, wie er zur Goetheversammlung erscheinen möge, nachdem er in den Bll. f. bair. gymn. wesen so unflätig über die clique, die die gesellschaft beherrsche, geschimpft habe und sonst jede gelegenheit benütze Scherer und seine freunde in der boshaftesten weise in den kot zu ziehen. An diesem gesellen verfängt nichts. Zum dank für meine grobheit verfolgt er mich mit höflichkeit. Mir ists leid, wenn Sie und andere anständige menschen unter seinen namen arbeiten stellen.
Sagen Sie mir eben so offen Ihre meinung über Franzos’ Deutsche dichtung. Er forderte mich brieflich zur mitarbeiterschaft auf.
Von der ghgl. Goethebiographie erwart ich mir wenig. H v Loepers kenntnisse in ehren, schreiben kann er nicht.
Ein Schiller von Brahm wird ihm den fluch aller schwaben zuziehen. Mir ists willkommen, wenn einmal ein zersetzender geist über Schiller kommt. Ich weiß die übertreibungen dann schon abzustumpfen. Aber vor büchern wie Weltrichs bewahr uns ein gütiger gott. Ich hoffe, dass er das ende seines buches nicht erlebt.
Ich habe eben eine rezension über Biedermanns N. G. Forschungen abgeschlossen, mich für Satyros-Herder erklärt und über Elpenor viel getüftelt. Bin selbst begierig wie mir diese denkübung gedruckt gefällt. Ich fürchte, sie blamiert mich. Aber ich habe nicht zeit, sie länger ausreifen zu lassen.
Jetzt bin ich wider bei Wielandbriefen. Die bächlein rieseln noch. London und Brüssel müssen auch herhalten.
Ich hoffe, Sie werden noch besser in Prag eingewöhnen, als sie es jetzt zu sein scheinen. Und ich hoffe, Sie bekommen Anlass, mir zum einleben in Graz zu helfen. Freilich weiss ich noch nicht mehr als Sie aus den zeitungen oder von Schönbach erfuhren. Heinzel scheint sich der sache anzunehmen. Und es können noch wochen und monate vergehen, ehe ein verheissungsvoller schritt für oder gegen geschieht. Möglich, dass ich einmal selbst in Wien mich produciere, aber lieber unterlasse ichs. Doch könnten Sie die güte haben, mir für den fall der reise – die dann wol bald geschehen würde – einen gasthof zu nennen, der anständig u. doch dem geldbeutel nicht zu gefährlich ist. Fahre ich und höre ich gutes, so geh ich über Graz zurück, wenn ich hier so lange kolleg schwänzen kann (jedesfalls jage ich) und wo soll ich in Graz absteigen, wenn ich überhaupt übernachte?
In Wien werde ich an Minor nicht vorübergehen, möchte aber doch von Ihrer freundschaft vertraulich erfahren, welche aufnahme ich zu gewärtigen habe.
Mit den besten grüssen und wünschen
Ihr
treu ergebener
BSeuffert
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Auszug:
Lieber Freund!
Nur in Eile einige Zeilen! Sie werden durch Schönbach die Absicht des Ministeriums erfahren haben. Wenn es mit Ihren Verhältnissen halbwegs vereinbar ist: bitte, gehen Sie auf den Vorschlag ein. Thun Sie es nicht, dann setzt uns das Ministerium noch den greulichen Wackernell nach Graz und ich würde mich über einen solchen Nachfolger zu Tode ärgern. Aus der Generalrevision der Goethe-Ausgabe erfließt Ihnen auf Jahre hinaus eine sichere und regelmäßige Einnahme, die Ihnen über diese Zeit hinweghelfen wird und Graz ist billig. Kein Zweifel, daß sich inzwischen ein bestimmtes Gehalt wird herausschlagen lassen. Vielleicht lassen Sie sich einen bestimmten Termin dafür vom Ministerium zusichern.
Ich kann nur sagen: es wäre für die Sache ein Unglück, wenn Sie nicht beistimmten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
treulich ergebener
August Sauer.
Prag 22/6 86.
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Auszug:
Lieber Freund! Ich habe Ihnen heute Mittags gleich nach Empfang von Schönbachs Brief einige eilige Zeilen geschrieben, jetzt Abends erhalte ich Ihren Brief. Da Sie wahrscheinlich gleich reisen werden, so will ich Ihnen Ihre Fragen wegen der Hotels beantworten. in Prag unbedingt: Stadt Triest; gut und nicht übermäßig theuer, sehr günstig gelegen. In Wien ists schwer. Schmidt pflegte im Hotel Tegethoff zu wohnen; I. Bez. Johannesgasse, wo es aber etwas theuer zu sein scheint. Ein gut bürgerliches Gasthaus wäre die goldene Birn‘ Landstraße (III) Hauptstraße; nicht weit von Schmidts (Minors) Wohnung; meine Familie steigt der Namensverwandtschaft wegen dort ab. Aber wenn auch sonst nicht schlecht gelegen, ist es doch von der Stadtbahn sehr weit, mit der Sie ankommen. Da hätten Sie näher zum Hotel Klomser, Mariahilferhauptstrasse; freilich etwas weit in die Stadt.
Aus meinem ersten Briefe werden Sie ersehen haben, daß ich die Übernahme der General-Correctur jetzt für günstig halte d[er] Einnahme wegen. Überdies: muß denn Wieland deswegen liegen bleiben? Kann nicht auch nebenbei gefördert werden? Was bearbeiten Sie? Ich: Götz und Hausball.
Lassen Sie mich gleich auf die andern Punkte Ihres Briefes antworten.
Die Scheffelrede ist etwas zu warm ausgefallen, wie es in solchen Momenten eben geht; der Horde der blinden Bewunderer war sie dennoch zu kühl. In die Cottasche Ztschrft kam sie durch Zwiedineck, den Redacteur.
Der Uz scheint also gar nicht zu drängen; wenn ich die Ferienmonate ohne Correctur leben könnte, wärs mir lieb; aber wenn wir im October zu drucken beginnen, werden wir bis Dec. – Jänner kaum fertig und ich brauche zu Neujahr viel Geld. –
Daß Koch Schmäh-Artikel gegen die Goethe-Gesellschaft schreibt – habe ich nicht gewußt. Für die Ztschrft werde ich ihm irgend etwas wol geben müßen; einen Mitarbeiter im eigentl. Sinne wird er an mir nicht haben.
Gegen Franzos habe ich ein altes Vorurteil; er ist und bleibt doch ein polnischer Jude und diese Sorte kenne ich. Ich habe ihm abgeschrieben; war aber dabei auch etwas von dem Gedanken beeinflußt, Cottas nicht vor den Kopf zu stoßen, die mit Bonz in Feindschaft leben. Also laßen Sie sich durch mein Beispiel nicht beeinflußen. Cotta ist freilich nicht mehr was es vor 100 Jahren war; aber die Zeit der Decadence scheint mir für die Firma vorüber.
Über Elpinor habe ich viel spintisirt, aber nie etwas herausgekriegt; bin also sehr begierig auf Ihren Aufsatz. – Dank für Bodemann-Haller. Zu milde, zu milde!
Ist B. Sphn. im Centralblatt: Suphan?!
Sie fragen wegen Minor! Ich habe mich zu Ostern sehr schlecht mit ihm gesprochen; aber die Schuld war da mehr auf meiner Seite; ich war unwol verstimmt und voller Sorgen. Er wäre seiner Stellung nicht würdig, wenn er Sie nicht höchst aufmerksam und freundlich empfienge.
Verzeihen Sie das diffuse dieses Briefes und seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem
Treu ergebenen
Aug. Sauer.
Prag 22/6 86.
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Auszug:
Würzburg 24 VI 86
Lieber freund,
Ich dank Ihnen für die beiden briefe. Einer berufung nach Graz auf der bezeichneten grundlage werde ich keine schwierigkeiten in den weg legen. Wäre ich nur erst so weit, dass ich ernstlich den ruf erwarten dürfte. Ich mistraue dem minister und fühle mich nach den vorsichtigen mitteilungen Heinzels zu dem optimismus, den nun Schönbach hat, nicht berechtigt. Da Heinzel eine vorstellung in Wien zunächst nicht für angezeigt hält, unterbleibt die reise. Aber läuft die sache besser, als ich jetzt noch glauben darf, so werde ich von Ihren gasthofnachweisungen gebrauch machen. Vor Heinzels nachricht war ich allerdings gesonnen – auf Schmidts u. Schönbachs rat – heute nach Wien zu fahren, weil der feiertag und der am dienstag mir eine längere frist ohne zu starke vernachlässigung der vorlesungen gstattet hätten.
Ueber die generalkorrektur ist das letzte wort nicht gesprochen. Ich fürchte nicht sowol ein gänzliches aufgeben Wielands als eine allzu lange verzögerung. 3–5 korrekturen in der woche zerreissen alle zusammenhängende arbeit. Auch fürchte ich, dass meine philologische neigung durch die korrektur neue nahrung erhält und ich dem ästhetisch-historischen darstellen noch mehr entfremdet werde. Der erziehliche einfluss einer solchen jahrelangen beschäftigung ist gewiss nicht günstig. Doch immer wider – ich brauche geld und ich weiss es zu schätzen mit allen bedeutenden männern des fachs durch die korrektur in fühlung zu sein.
Sie haben meine äusserungen über Uz richtig interpretiert. Ich musste den verlegern versprechen, da sie das tempo verlangsamen wollen, keinen der mitarbeiter zu drängen. Aber so viel darf ich doch tun, dass ich Sie inständig bitte, keine andere grössere arbeit vor abschluss des Uz in angriff zu nehmen. Wenn ich das ms. habe, wird gedruckt werden u. zwar im gleichen tempo wie früher. Ich habe den verlegern das versprechen abgenommen, die abmachungen die ich vor 1. mai gemacht habe, pünktlich zu erfüllen. Vorauszahlung kann ich Ihnen nicht zusichern, so gerne ichs täte; aber die verleger haben im vergangenen jahre darüber einen höchst unerquicklichen strauss mit Geiger (im vertrauen!) hartnäckig gekämpft und halten am buchstaben ihres vertrages mit mir, wonach das honorar erst bei versandbereitschaft der hefte fällig ist. Von meiner seite wird gewiss alles geschehen, was Ihnen eine erleichterung sein kann. Ich hoffe, Sie kennen meine zuverläsigkeit nach der seite.
Dank für die mitteilung übr Franzos. Ich bin umgekehrt wie Sie mit Bonz früher persönlich bekannt gewesen, werde aber das blatt erst prüfen, ehe ich meinen namen hingebe. Ich bin darin sehr stolz – zum schaden meines geldbeutels.
Bodemann hab ich freilich mild durchschlupfen lassen; meine anzeige ist so langweilig wie das buch. Es hat mich so geödet, dass ich nicht einmal den zorn des tadels bekam. Auch bin ich Hallers satt seit der der anzeige über Hirzel.
Ja, Suphan hat gegen Kürschner u. Minor im Centrbl. geschrieben. Da er mich zuvor in einem briefe eigens um mein urteil über seine recension anging, so habe ichs ihm nicht vorenthalten und gestehe auch Ihnen ehrlich, ob Sies gleich nicht gerne hören, dass ich seinen ausfällen auf die Natlitt. beifall gebe. Ueber Minor lehnte ich ausdrücklich jedes urteil ab, weil mir der vorwurf mangelnder objektivität dabei gemacht werden könnte. Eine bittere bemerkung über Suphanschen prophetenstil schluckte ich hinab, der mann kann doch nicht mehr anders werden.
Durch alle diese offenherzigkeiten möche ich einen teil meines dankes für Ihre freundlichkeit abstatten. Nachdem wir uns persönlich kennen, haben wir ein recht auf offenheit auch da, wo unsere meinungen auseinander gehen.
Treulich grüsst
BSeuffert.
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Ich habe mich über Ihre karte so sehr gefreut, dass ich Ihnen lieber freund das gleich sagen muss. Wir sind nun auch darin einig und Ihr wunsch, Sie möchten sich nie mit der Natlitt. befasst haben ist der meine von herzen. Ich glaube Ihnen meine aufrichtige bewunderung Ihres Bürger, den ich gerade heraus für das beste halte von dem was Sie für Kürschner arbeiten, obwol alles hoch über dem steht, was mir von andern leuten des unternehmens zu gesicht kam, seiner zeit bestimmt genug ausgesprochen zu haben. Dass er sich in der schlechten umgebung verliert, wenigstens öffentlich nicht die verdiente anerkennung findet, ist auch mir betrübend. Und es war mir bis heute betrübend, dass Sie hier so günstig über Kürschner und sein unternehmen sprachen. Ich habe mich seiner zeit Roediger zur besprechung der Wielandausgabe zur verfügung gestellt – obwol ich sonst grundsätzlich mich um keine recensionen bewerbe – Roediger hat mich abgelehnt. Bei Steinmeyer laufen keine recex. ein und so bin ich lahm gelegt meine meinung im guten oder im schlechten zu sagen. Uebrigens können Sie Suphan oder einem andern, der nicht hirnverbrannt ist, doch verstand genug zutrauen, dass er Ihren weizen nicht unter die spreu der andern wirft.
Mit gruss Ihr Seuffert.
Wzbg. Herzogeng. 28 VI 86.
Dank für den Hamel, den ich schon – und grösstenteils beipflichtend – gelesen hatte in der Öst. zs.
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Lieber Freund! Vor meiner Ferienreise muss ich Ihnen noch mittheilen, dass ich mich nicht entschliessen kann, das Man. des Uz aus der Hand zu geben und die Ferien mir Correcturen aufzuhalsen. Auch hat mich die Preissherabsetzung Ihrer Sammlung nicht ermuthigt, in einem solchen Augenblick Ihnen einen solchen Wälzer aufs kämpfende Schiff zu werfen. Ich gehe wie Sie wissen nach Wien IX Pelikangasse 10, 2. Tr. wo ich sicher bis 24. Sept. vielleicht bis 6. October bin; steht meine Arbeit günstig, so reise ich vielleicht Ende Sept. nach Graz und in die Nähe davon zu Freunden. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir sobald Sie aus Wien sicheres erfahren, Nachricht davon geben. Nach Sch..chs Mitteilungen soll alles günstig stehen. Ich habe in den letzten Wochen rasend gearbeitet; aber es war Frohndienst. Sonst geht’s mir gut. Verzeihen Sie Eile und Kürze Ihrem herzlich grüssenden Treulichst erg
AS
Prag 1.8.86.
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Lfr. Gestern lief das berufungsschreiben von David ein. Vielleicht komm ich bald nach Wien. Schönbach sprach ich vergangenen freitag in Erlangen. Dann fuhr ich nach Jena zu Schmidt u. paktierte über die generalkorrektur und die mitredaktion an Scherers stelle. Gestern abends kam ich zurück.
In eile
Ihr
treu ergebener
BSeuffert
Wzbg. Herzogeng. 5
23 VIII 86.
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Wien, IX Pelikangasse 10.
L. F. Ich freue mich herzlich, daß die Sache endlich in Fluß kommt! Möge es Ihnen bei uns recht gut gefallen u. recht gut gehen!
Ich bitte Sie sehr, falls Sie nach Wien kommen, [mic]h rechtzeitig zu verständigen, daß ich Sie am Bahnhof erwarten und Ihnen etwas an die Hand gehen kann. Für die Vormittage (bis zwei Uhr) freilich müßten Sie mich im weiteren Verlauf Ihres Hierseins entschuldigen; aber d. Nachmittag & Abend soll ganz Ihnen gehören.
Mich hat Scherers Tod halb krank gemacht; [s]. arme 70jährige Mutter, bei der ich einige Mal schon Stunden lang gesessen, ist schwer krank – ein rechter Jammer! Was wird nun in Berlin werden!
Eiligst im Rathaus unter Grillparzerpapieren
mit vielen Grüßen
Ihr AS.
24.8.86.
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Würzburg Herzogeng. 5
28 VII 86
Lieber freund,
Dank für Ihre wünsche. Ich habe Schönbach zweimal in Erlangen besucht und nach der zweiten zwiesprache gestern meine annahme der berufung bedingungslos erklärt. Hoffentlich fällt nun kein stein mehr aufs geleise und kommt die ernennung ohne allzu starke geduldprüfung.
Schönbach erklärte mein jetziges erscheinen in Wien für ganz überflüssig und so komme ich nicht dahin. Aber ich treffe Sie doch noch dort, wenn wenigstens meine braut von ihrem scharlach so weit erholt ist, dass ende september die hochzeit u. dann die übersiedelung nach Graz statt finden kann. Ich werde dann zuvor in Wien besuche machen müssen.
Haben Sie unter Ihren Grillparzerarbeiten eine müssige und zerstreute stunde, die sie dem praktischen alltag opfern mögen, so erinnern Sie sich Ihres versprechens, mich über Grazer personen und verhältnisse zu unterrichten. Für das äusserlichste und doch wichtige werden Sie freilig wenig rat spenden können. Schönbach wünschte, dass ich selbst zum wohnungmieten vorher komme; aber das ist mir zu kostspielig. Lässt er oder ein anderer hilfreicher mann – den ich nicht kenne – sich nicht darauf ein, für mich zu mieten, so nehme ich, was ich eben sofort haben kann, im oktober. Haben Sie junggeselle erfahrung, ob ich etwa 5 zimmer für höchstens 500 fl. haben kann und in welchem stadtteile ich am besten bescheiden unterkommen, so enthalten Sie mir sie nicht vor.
Schönbach empfiehlt eine antrittsvorlesung zu halten. Da ist wol kürze das beste, der gehalt nebensache. Oder darf man eine glockenstunde sprechen? Sie schrieben von einer kommerse rede ! gelehrten inhaltes. Werde ich auch in diese ganz ungewohnte verlegenheit kommen? Derlei kommerse kennen wir hier gar nicht.
Wie ist das gesellige leben? Rege u. nahe und einfach, oder sprungweise, steif und üppig? Familiär oder nur im bierhause?
Ich hätte so viel zu fragen, aber es ginge fragen u. antworten mündlich so viel leichter, und ich darf Ihre arbeitszeit nicht schädigen. Sonst fragte ich, ob die kleidungspreise hoch sind – dann staffierte ich mich hier vorsorglich aus –, ob schreinerarbeiten hoch bezahlt werden – dann liesse ich mir hier noch büchergestelle machen totz der transportkosten.
Wie viel haben Sie umzugsentschädigung nach Prag erhalten? Wissen Sie etwas davon, ob versetzungs- und brautgut frei von zoll eingeht?
– – – –
Scherers tod geht uns allen mit dem gefühle der verwaisung nach. Was in Berlin werden wird, weiss wol noch niemand. Schmidt, Steinmeyer, Schönbach, Martin, Lexer wissen so viele vermutungen wie Sie und ich, aber nicht mehr. Mit Martin, Steinmeyer u. Schönbach war ich jüngst in Bamberg beisammen. Dass ich bei Schmidt war und die generalkorrektur u. mitredaktion der Weimarschen ausgabe übernahm, schrieb ich wol schon.
Ich bin zerstreut, hastig, freue und fürchte mich. Wir wollen nun die staatliche gemeinschaft zu doppelt guter freundschaft ausnützen. Das ist mir einer der wenigen festen punkte der zukunft und ein lieber punkt.
Lassen Sie mich abbrechen. Ich habe zu viel am herzen, um gemütlich zu plaudern.
Grüssend
Ihr
BSeuffert
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Wien IX Pelikangasse 10.
30. August 86.
Lieber Freund! Ich hoffe mit Ihnen, daß nun alles glatt ablaufe und daß ich Sie mit Ihrer jungen Frau Ende Spt. oder Anfang October hier noch werde begrüßen können. Da wird sich mündlich noch manches aussprechen lassen, wovor die Feder zurückzuckt. Aber die wichtigsten Ihrer Fragen hoffe ich Ihnen genügend beantworten zu können.
Freilich wegen der Wohnung weiß ich wenig Rath. Sie können nur in den neuen Stadttheil (Jakomini) ziehen und müßen Sich eine der ruhigen Straßen Lessing- Rechbauerstraße etc. aus- suchen; die Straße, in der ich wohnte ist eine der ruhigsten. Aber theuer sind die Wohnungen dort allerdings und um 500 fl. werden Sie wol nur 4 Zimmer kriegen. Wenn Schönbach sich nicht angetragen hat, Ihnen etwas zu verschaffen, so will ich Mittel und Wege suchen, Ihnen eine Wohnung miethen zu lassen – freilich auf die Gefahr hin, daß sie Ihnen nicht ganz convenirt. Aber im October ist es auch schwer, etwas passendes zu erraffen.
Ich habe mich seinerzeit der Antrittsvorlesung in Graz entzogen, obgleich Schönbach sie gewünscht hatte, in Prag habe ich sie jetzt gehalten; Sie müßen doch ¾ Stunden reden; ich würde zu keinem speziellen Thema [r]athen; etwas methodologisches empfiehle sich am besten. Oder eine Einleitung zu Ihrem Hauptcolleg? –
Wegen der Kommersrede müßen Sie mich misverstanden haben. Gelehrte Reden werden da überhaupt nicht gehalten und als neuangekommener, als Ausländer noch dazu können Sie sich durch lange [J]ahre hindurch aller solcher Zumuthungen entziehen. Es gibt viele Leute in Graz, die nie eine öffentliche Rede gehalten haben.
Über die geselligen Verhältnisse könnte ich Ihnen die genauesten Auskünfte geben, wenn Sie als Junggeselle einzögen. Mit der Frau gestaltet sich so etwas anders; jedenfalls viel complicirter. Die Fakultäten pflegen in Graz ziemlich abgeschlossen zu sein; dennoch würde ich Ihnen rathen bei Helly, dem Gynokologen ! Besuch zu machen, dessen praktische Frau in allen häuslichen Dingen als Orakel gehört wird; wenn Sie an Krafft-Ebing, den Psychiatriker heran könnten, wäre da[s v]on großem Vortheil. Er ist ein Badenser, seine Frau – glaube ich – auch eine Reichsdeutsche. Ich habe in beiden Häusern nicht verkehrt. Was unsere Fakultät betrifft, so empfehle ich Ihnen als den Treuesten der Treuen Prof. Gurlitt, eine goldene, reine Seele; [e]in gescheuter Mensch, der, mehr Künstler als Professor, es leider in der letztern Laufbahn noch nicht sehr weit gebracht hat. Seine Frau ist mir unter allen in Graz die sympathischeste; sie ist auch ganz anders als die andern; in einem hocharistokratischen, fürstlichen Hause erzogen hat sie mit [d]er Feinheit der Bildung nicht auch zugleich die Ansprüche des Adels in sich aufgenommen und waltet in ihren bescheidenen Verhältnissen als die lieblichste Hausfrau. Prof. Bauer (alte Geschichte) wird Sie durch sein liebenswürdiges Behnemen ! gewiß bald gewinnen; seine Frau könnte der Ihrigen wol in praktischen Fr[ag]en gut an die Hand gehen. Von jüngeren Collegen sei Ihnen Prof. Haberlandt, der Botaniker warm ans Herz gelegt; dessen Frau, eine Würtembergerin, anfangs still und scheu, bei näherem Bekannwerden etwas ungemein Anziehendes hat. Endlich sind aus meinem näch[ste]n Freundeskreise – denn diesen habe ich zuerst umrissen – Zwiedineck und Frau hervorzuheben; stoßen Sie sich bei ersterem nicht an dem burschikosen Wesen, das manchmal durchbricht, bei letzterer nicht an [d]en etwas pretensiösen Allüren – die französischen Ausdrücke sind absichtlich gewählt – : Sie werden in beiden ein paar herzensgute Leute kennen lernen, die Ihnen gewiß aufs freundlichste entgegenkommen werden. In allen diesen Häusern werden Sie sans gêne nur im kleinen Kreise verkehren und sich hoffentlich wohl fühlen.
Von älteren Collegen machen zunächst Karajans Haus: ich bin im Groll von der Frau geschieden, Ihrer übertriebenen Zimperlichkeit wegen u. Schönbach wird Ihnen auch nur böse Erfahrungen mittheilen: aber sie ist eine ganz gescheut[e] Frau, die mit Ihrem Wissen nur etwas weniger flunkern müßte; eine Mainzerin; da gibt es im Winter steife und trockene Musik-Abende. Dann kämen für Sie wol Graffs in Betracht, wo zwar nicht ich, aber Schönbach und andere angenehm verkehren. Er war früher an der Forstakademie in Ascha[ff]enburg; seine Frau ist zwar eine Grazerin – wie ich glaube – hat aber viel deutsches Wesen angenommen. Bei Krones und Goldbacher da werden Sie zu größeren Tafeln geladen werden, die dann meistens [r]echt ungemütlich ausfallen; in diesen beiden Familien, sowie beim Chemiker Pebal herrscht am meisten österreichischer Ton und wenn dieser vermieden, umgangen werden soll, wirds einfach gräulich. Wappnen Sie sich da mit Geduld! (Bei Gott: [d]er Brief wird sehr vertraulich; denn wenigstens bei Krones war ich viel im Hause; aber immer nur en petite comitee und als Junggeselle. Frau Gurlitt hat beide Häuser längst aufgegeben.) Erich Schmidt wird Sie gewiß an den Chemiker Schwarz von der Technik weisen, eine angenehme sächsische Familie; die Frau [r]echt hausmütterlich. Da waren noch vor zwei Jahren große Tafeln, bei denen die Tische sich bogen; aber durch Krankheit ist es unterbrochen worden. – Die Gasthausgesellschaften kenne ich zu wenig; Bauer hat als Junggeselle eine regelmäßige Skatgesellschaft gehabt[,] die er auch jetzt noch gelegentlich besucht. Sonst gehen die Professoren wenig in Gasthäuser.
Wegen Kleidung fehlt mir der Maßstab. Ich habe in dem „1. Männer-Kleider-Macher Consortium“ Herrengasse (ich glaube 5; [g]leich beim Auerspergbrunnen arbeiten lassen u. war zufrieden. Mein Winterrock kostete dort fl. 40; ein Salonrock 32; aber da müßte man die Sachen erst sehen. Hingegen glaube ich, daß Sie die Büchergestelle in Graz billiger und ebenso gut bekommen. Werner hat sich als er schon im Lemberg war, von Graz alles nachschaffen [l]assen. Gurlitt hat einen vorzüglichen Schreiner; auch Zwiedinecks Stellagen sind hübsch. Meine waren und sind ganz einfach; bei einem Tischler in der Sparbersbachgasse, (Nr. etwa 31 oder 33??) gemacht, den ich für ganz gewöhnliche Arbeit empfehlen kann. Wegen Übersiedlungsgebühr müßen Sie mit dem Ministerium verhandeln. Ich habe seinerzeit für die Strecke Lemberg [ – ] Graz 150 fl. (Werner für dieselbe 200) bekommen; nach Prag habe ich nochnichts erhalten; bei Avançement ! gebührt nichts; ich habe aber angesucht. Österreich ist in dieser Beziehung sehr knickerig; Sie müßen dem Minister direct deswegen zu Leibe gehen. Versetzungs- und Brautgut ist unbedingt zollfrei (ich weiß es von Schmidts Übersiedlung und sonst); aber es müßen genaue Verzeichnisse angefertigt u. an dem Aufgabeort – von wem?? – bestätigt sein.
So viel, lieber Freund, etwas eilig und flüchtig; aber zunächst wol genügend. Bitte, stellen Sie mir weitere Fragen; ich antworte sehr gern. Wegen der Wohnung präcisiren Sie Ihre Wünsche und ich will mein Glück probiren.
Sind wir auch in Zukunft weit auseinander, so treffen wir uns doch wol öfter im gemeinsamen Mittelpunkt und [G]raz soll mir von nun an eine doppelt angenehme Besuchsstation sein.
Herzlichst
Ihr
aufrichtiger
ASauer.
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Auszug:
Würzburg Herzogeng. 5. 1 IX 86
Lieber freund,
Ihr brief ist goldes wert. Ich danke Ihnen lebhaft dafür und werde die vertraulichen äusserungen redlich für mich bewahren aber auch für mich nutzen. Gurlitts werden Sie uns ja nicht gönnen; soll er nicht nach Prag kommen? Graff kenne ich, wie ich mich jetzt erst erinnere; d. h. ich hab einmal mit ihm und seinem freunde Erich Schmidt ein stündchen verkneipt. Sonst sah ich ihn nicht. Noch kenne ich von aussen einen liebenswürdigen alten herrn v. Ettingshausen oder wie, botaniker seines zeichens, der hier beim jubiläum war. Sie nannten ihn nicht. Ihr schreiben war sehr woltätig, denn eine freundin meiner braut, die kurze zeit in Graz lebte, bis ihr vater (Röll, direktor der tierarzneischule oder so was) reaktiviert nach Wien zurückkehrte, hatte ein ziemlich tristes bild vom Grazer dasein gezeichnet. Ich bin recht dankbar, dass Sie es etwas menschlich belebten.
Ihre güte wegen der wohnung in anspruch zu nehmen, behalt ich mir vor. Jetzt hab ich noch nicht courage zu mieten; oder meinen Sie, das dekret sei unausbleiblich? Auch hat Schönbach sich erboten, adressen zu sammeln und ich denke, dann ist die mühe des mietens nicht mehr gross, dessen odium er nur scheut. Oder fällt derlei Schönbach schwer? ist er eine unpraktische natur? Er bot auch seine haushälterin, frau Pöltl oder ähnlich an. Ist sie die perle, für die er sie hält? Darf man ihr eine bemühung zumuten und anvertrauen?
Sie sehen ich schreibe gleich wider einen brief mit fragezeichen und da sies erlaubt haben, fahr ich darin fort. Antworten Sie mir nur lakonisch, damit Ihre zeit nicht allzu sehr darunter leidet. Aber Ihre auskünfte haben meiner braut u. mir so imponiert, dass wir uns gerne weiter an sie klammern.
Also: pflegt es in Graz grimmig kalt zu werden? ich meine, dass 10 und mehr kältegrade Réaumur anhalten?
Wegen der wohnung: die universität ist doch noch in der stadt beim dome? ich habe einen stadtplan von 1882 vor mir, wo ein neubau in der nähe der Schubertgasse bei naturwissenschaftlichen instituten skizziert ist. Ist hier das kollegienhaus? Ich scheu weite wege nicht, denke also der billigkeit wegen an die peripherie der neuen stadtteile zu ziehen, wenn es da nicht besondere hinderungsgründe gibt. Auch viele treppen irren mich nicht. Die freundin meiner braut tat als ob überall gasleitung wäre; mir ist eine hängelampe lieber. Vier ordentliche zimmer oder drei mittelgrosse u. zwei kleinere, dazu magdkammer, garderobe oder dgl. wären mir lieb. Auf wanzen und derlei gäste verzichte ich gerne. Oder stellen sie sich überall von selbst und ungebeten ein? wie in Berlin O? Bitte nennen Sie mir einen führer von Graz mit stadtplan, den ich mir durch die hiesige buchhandlung besorgen kann. Ich würde mir den neuen Bädeker kaufen, wenn nicht gerade auf 1887 eine neue auflage versprochen wäre und ich nicht lieber etwas ausführlicheres hätte. Ich mag Schönbach nicht darum schreiben, weil das wie bettelei ausschaut.
Noch eins! Schönbach empfahl mir italienisch zu lernen wegen der prüfungen – und dann sauste der zug mit ihm ab. Ich lese nun so leidlich italienisch, aber ich kanns nicht schreiben geschweige sprechen. Wozu brauch ichs? u. wie viel?
Meine braut liegt immer noch zu bette an ihrem fatalen scharlach. Das erschwert den abschluss der vorbereitungen ungemein. Hoffentlich kommt nicht auch noch besorgnis dazu.
Kennen Sie Linz? lohnt sich ein kurzer aufenthalt da? und wo sollte man absteigen? Ich denke daran, bei gutem wetter von Passau an auf der Donau zu fahren, das soll sehr hübsch sein. Bädeker empfiehlt auch über Linz hinaus die wasserstrasse zu ziehen. Das wird aber die langsamkeit des vorwärtskommens nicht lohnen?
Ihre übersiedelungsgelder sind knapp. In Baiern erhält jeder von auswärts berufene solche gelder bis zu 2400 m. worin allerdings die anstellungstaxe 10 % vom gehalt inbegriffen ist). Nur wer in Baiern avanciert, erhält nichts (also wie Sie von Graz nach Prag).
Sagen Sie mir gelegentlich auch darüber noch ein wort aus Ihrer erfahrung. Schmidt drängte mich bedingnisse vorher abzumachen und auch Sie rieten s. z. mir zuvor den zeitpunkt des überganges der unbesoldeten lehrkanzel in eine systemisierte versprechen zu lassen. Schönbach widerriet jeden anspruch als gefährlich für den ausgang so entschieden, dass ich mich mit gebundenen händen dem ministerialrat zu füssen warf. Schönbach sagte, nach u. nach liessen sich allerlei kleine aufbesserungen, seminarvorstandschaft, dann später remuneration hiefür, weiter aufbesserung u. s. f. erreichen, auch die übersiedelungskosten sollte ich erst später fordern. Hat Schönbach mit dieser auffassung der staatsverwaltung recht? oder behandelt er gerne alles dilatorisch? Ich vertraue mich mit solchen fragen Ihrer diskretion an, wie Sie der meinigen für Ihre antworten sicher sind.
So viel heute. Sie sind gar nicht sicher, dass bald wider ein fragebogen kommt. Haben Sie geduld mit mir.
Denken Sie nur, Martin will in einem jahre den Wackernagel bis zum schlusse – Platen-Rückert scheint es – fertig haben. So sagte er mir. Ich glaube aber, er wollte mir dadurch nur ad oculos demonstrieren, dass er der richtigste nachfolger Scherers ist. Flehen Sie doch mit mir zu den guten göttern, dass sie uns den balken nicht zum könige setzen.
Treulich
Ihr
BSeuffert
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Auszug:
Wien, 3.9.86.
Lieber Freund! Es freut mich, daß meine raschen Bemerkungen ir[g]endwie nützlich sein können und wäre es auch nur zur momentanen Beruhigung eines furchtsamen Frauenherzens. Ich muß gleich heute antworten, weil die nächsten Tage durch eine in der Nähe unangenehme Verpflichtung – eine Rede bei der Enthüllung der Gedenktafel F. Raimunds in Pottenstein – ausgefüllt sein werden.
Meine Revue der Collegen war nur nach dem Gesichtspunkt der Gefälligkeit angeordnet; da Ettingshausen, den ich sonst gut kenne, niemanden bei sich sieht, so habe ich ihn übergangen; nachträglich fiel mir aus meinem näheren Bekanntenkreise noch Dölter ein, der Mineralog; wo alljährlich ein großer Ball war [un]d wo ich auch sonst gelegentlich einen Sonntag-Abend verbrachte. Er ist der Sohn eines Juden und einer Creolin;wenn er aus seiner türkischen Lethargie aufgescheucht wird (wie bei der Frage des chemischen Institutes) ein brauchbarer, gar nicht unebener Mann. Sie, eine Wie[ner]in, aber, um mich des sonderbaren Ausdruckes zu bedienen, Aristokratenfexin; sehr oberflächlich; gelegentlich aber ganz amüsant. – Was die Freundin Ihrer Braut sagt begreife ich. Die Wiener sind alle unglücklich in Graz, eben weil sie Wiener sind. – Wenn Schönbach Ihnen versprochen hat, Adressen zu sammeln dann können Sie zufrieden sein; denn er rührt da keinen Fuß, das macht alles Frau Pöltl, die praktischeste und bravste Person (nebenbei auch die häßlichste) die Sie sich vorstellen können. Ich habe freilich ein geheimes faible für Sie, weil Sie mich an meinen [s]tabilen Montag-Abenden mit meinen Lieblingsspeisen traktirte. Graz ist ziemlich rauh; da ich aber für Kälte gar nicht empfindlich bin, so kann ich die Grad-anzahl schwer angeben. Jedesfalls sorgen Sie sich so vor, als ob es 10° gäbe.
Die Universität, soweit Sie an derselben zu thun haben ist noch immer beim Dom; das neue Haus steht immer noch n[ur] auf dem Papier. Entfernungen gibt es in Graz überhaupt nicht; ich hatte von der Herz-Jesukirche (die Sie auf Ihrem Plan finden werden) zur Universität 12–15 Minuten (die Grazer nannten das freilich sehr weit). Also an die Peripherie der neuen Stadttheile können Sie sich immerhin ziehen; nur das Einkaufen, die Entfernu[n]g des Marktes (wo wol der jetzige Kaiser-Josefplatz bei der protestantischen Kirche) ins Auge zu fassen ist, gäbe zu bedenken. –
Möglich, daß die ganz neuen Häuser Gas haben; durchschnittlich ist es nicht. Ich hatte eine vollkommenreinliche Wohnung in Graz u. solche finden sich wol viele. Wenn ich Ihnen mit meinem Baedeker (denselben den ich in Würzburg kaufte 1884) bis auf weiteres aushelfen kann, so soll er per Kreuzband folgen; ich habe ihn ein[g]epackt; ich weiß eigentlich nicht wozu? Ich hatte – wenn ich nicht irre – einen Plan aus den „Steierischen Wanderbüchern“ von dem Grazer Touristenverein herausgegeben u. war ganz zufrieden damit.
Das Italienisch lernen ist wieder eine der beliebten Schönbach-schen Schrullen. Da fiel ihm nichts anderes mehr ein u. da kam e[r] damit. Sie werden nemlich gelegentlich bei slavischen und italienischen Lehramtscandidaten zu constatiren haben, ob sie des Deutschen so weit mächtig seien, daß sie wissenschaftliche Werke lesen und verstehen können. Schönbach pflegte Ihnen ! da eine von Lessings Fabeln lesen und [de]m Inhalt nach wiedergeben zu lassen; ich nahm meistens ein beliebiges Buch. Da müßten Sie also ebenso gut slovenisch lernen, was weder Schönbach selbst, noch irgend sonst jemand außer dem Slavisten kann. Also keine Spur einer Not[w]endigkeit!
Die Fahrt bis Linz soll auf der Donau sehr schön sein; daß es die andere ist, weiß ich aus eigener Erfahrung; Linz selbst ist ganz unbedeutend u. wol eines Aufenthaltes nicht werth; es wäre denn, daß Sie sich für das Landesmuseum interessiren, das, glaube ich, ziemlich reich ist. Aber dergleichen läßt man auf der Hochzeitsreise doch links liegen.
Hoffentlich geht es Ihrer Braut bald ganz gut. Das ist doch des Teufels, daß jetzt Krankheit dazwischen kommen muß.
Nun zu dem wichtigsten & schwierigsten. Würden Sie als „bezahlter außerordentl.“ Prof. hereinberufen, dann wäre an einer Übersiedlungsgebühr nicht zu zweifeln; Sie werden aber wol – wie ich es war – zum „unbesoldeten außerord.“ Prof mit Remuneration ernannt. Und da eben das ganze leicht an den Geldforderungen scheitern könnte, so ist es – nachdem Sie sich einmal entschloßen haben, unter diesen Verhältnissen, nach Graz zu gehen, besser, auf nicht[s] zu pochen. Immerhin können Sie, wenn irgend weitere Verhandlungen noch statt finden sollten, wegen dieser Übersiedl. Gebühr eine Forderung stellen. Schönbach ist in allen Dingen, die ihn selbst betreffen, sehr energisch u. zugreifend; zu mir sagte er ganz dasselbe, was er Ihnen sagte; aber alle die kleinen Aufbesserungen, Seminarremunerationen etc. erwiesen sich als Luft; ich hatte in Graz nur meine nackten 600 fl.; zweimal machte er Vorschläge, mit denen er Ihnen gegenüber auch nicht kargen wird u. er meinte wol auch, sie würden Erfolg haben; aber über diese akademische Art der Förderung hinaus, hob er keine Hand auf und ich habe es ihm gelegentlich eines Streites zum Vorwurf gemacht, daß er 2mal in Wien war – zu einer Zeit, wo ich Aufbesserung hoffte – u. [de]n Weg ins Ministerium nicht machte. Und wegen des Seminars steht es so. Schönbach hat 600 fl. Remuneration; das ist sehr, sehr viel. Mehr kann das Ministerium nicht leicht zahlen; er müßte sich also entschließen, diese Remuneration mit Ihnen zu theilen. Ich habe es nicht ve[rla]ngt u. konnte es nicht verlangen. Er hat nie etwas dergleichen gethan. Übrigens wird in Ihrem Dekret stehen, was z. B. in meinem für Prag steht, daß das Seminar ohne Anspruch auf spezielle Vergütung zu leiten ist.
Alles das war u. ist bei mir. Ausländer hat man in der Regel viel coulanter behandelt. Überdies will Ihnen Heinzel sehr wol (der für mich nie etwas that) und Sie haben keinen Gegner in Wien; während Schmidt uns im Ministerium direct geschadet hat; wenn auch nicht immer mala fide.
Ihre Ernennung halte ich zwar für sicher; aber da haben Sie Recht: Wohnung miethen können Sie doch noch nicht!
Über Berlin höre ich böse Sachen; Sievers u. Willmanns oder beide sollen Aussicht haben. Da wäre die lachmannsche Schule endgiltig todt. Ich kann nur immer wieder sagen: Scherers Tod ist ein großes, großes Unglück für uns alle.
Verzeihen Sie meine schlechte Schrift; ich habe heute Vormittag zwei mal meine Rede ins Reine geschrieben, einmal für mich und einmal für den Druck und da giengs jetzt nicht mehr besser.
Fragen Sie weiter, lieber Freund, u. ich will weiter antworten, so gut ich eben kann. Herzlich grüßend
Ihr Aug. Sauer.
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Auszug:
L. fr. Widerum vielen dank für Ihre mitteilungen. Ich werde sie alle gut nützen können. Schönbach teilte mir nun seine rückkehr nach Graz mit und so werde ich nun von dort aus noch einiges nötige (über Ihre bisherigen vorlesungen und wie ich daran weiterspinnen kann soll u. dgl.) hören.
Viel glück zur Raimundrede. Wo wird sie gedruckt, dass man sie doch auch zu lesen kriegt?
Wilmanns und Sivers ! sind leider möglich. Ich bin für Heinzel, der aber kaum geht? und Steinmeyer. Dieser und Schmidt – ein anderer zweiter ist doch nicht da – wäre famos. Fast zu vernünftig ums für wahrscheinlich zu halten. Haben Sie andere besetzungswünsche als ich? Schade, dass ich der Berliner fakultät meine persönlichen vorschläge nicht oktroieren kann. Treu Ihr Seuffert.
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Auszug:
Wien 22.9.86.
Lieber Freund!
Da ich die Wienerzeitung nicht sehe, so erfuhr ich Ihre Ernennung erst aus dem Abendblatte und es war zum telegraphiren zu spät. Also auf diesem Wege meinen aufrichtigen Glückwunsch! Möchten Sie es nicht nur nie bereuen nach Österreich gegangen zu sein, sondern möchten Sie sich wohl und behaglich fühlen. Ich glaube, wenn man an Deutschland einen Rückhalt hat, ist es in Österreich doppelt angenehm; fast jeder Reichsdeutsche hat sich hier noch eingelebt.
Ich bin bis 3. October hier u. hoffe Sie zu sehen.
Auf treue Freundschaft im gemeinsamen Wirkungslande!
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Lfr. Ich erwidere Ihren herzlichen willkomm mit dem herzlichsten danke. Ich werde suchen, kein Ihnen unwürdiger nachfolger im amte zu sein. Wenn der beruf lohnt, dann gewöhne ich überall ein. Das dekret habe ich noch nicht erhalten. Doch, durch spediteurangebote aufmerksam gemacht, suchte u. fand ich die ernennung gestern in der Nfr presse. – Ich möchte gar zu gerne mit der frau übersiedeln u. da deren genesung so fortschreitet, dass ich eine vermählung in der 2. od. 3. oktoberwoche für möglich halte – doch ist der arzt noch zu befragen – so werde ich möglichst spät nach Graz übersiedeln, vielleicht mir sogar – wenn es sein muss – bis 25 okt. urlaub geben lassen. Ist das wegen der zuhörerschaft sehr schlimm? Schönbach rät bestimmt zu morgenstunden. Kann ich die konkurrenz des romanisten u. slavisten aufnehmen? ist 8 uhr keine zu frühe stunde! hier ist das im winter zu bald für den schlaf der studenten. Leider, leider vermisse ich Sie nun in Wien. Das ist mir sehr ärgerlich, nicht nur weil ich durch Sie noch weiter hätte orientiert werden können, sondern weil ich Sie sehr gerne widergesehen hätte. Hoffentlich kommen wir doch bald sonst zusammen. In freundschaft grüsst Ihr
BSeuffert
Würzburg Herzogeng. 5 24 IX 86.
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Auszug:
L. fr. Schönbach hat mir wohnung an der ecke der Glacis- u. Harrachstrasse, 3 häuser von der seinigen, also in sehr schöner lage gemietet. U. ich wäre sehr glücklich darüber, wenn sie ein magdzimmer hätte. Dass mir Gurlitt bleibt, freut mich lebhaft, obgleich ich ihn Ihnen ja gegönnt hätte. Das dekret ist immer noch nicht da. Sonderbar. Können Sie vielleicht bei einem übergesiedelten erkunden, ob man seine möbel auf einmal überführen muss oder nur innerhalb einer gewissen zeit, gleichviel auf wie viel fahrten, (was mir sehr bequem wäre), so wäre ich dankbar. Ans zollamt schrieb ich nicht, weil auf derlei anfragen mit theoretischen umständlichkeiten geantwortet zu werden pflegt, die praktisch doch keine geltung haben. – Noch eins! könnten Sie mir ein oder das andere restaurant in Wien empfehlen, wo ich mit der frau speisen könnte? NB u. dazu bier trinken! denn im hotel nimmt man wol nichts, nicht einmal das frühstück.
Treulich
Ihr
Seuffert
Dank für die neuen auskünfte!
Wzbg. 28 IX 86.
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Auszug:
L. F. Ich glaube nicht, daß Sie Urlaub nehmen brauchen, auch wenn h[ier] erst um den 25. Ferien begi[nn]en; doch fragen Sie sich beim Dekan an u. thun Sie was der meint. Dölter der heuer Dekan ist, dürfte ein ziemlich weites Gewissen haben. Ich habe in Graz immer von 8–9 gelesen u – da Schönbach es thut, rathe ich Ihnen dazu. Wenigstens für diesen Winter. Später können Sie sich ja eine Ihnen genehmere Stunde aussuchen. Romanisten & Slavisten sind nicht zu befürchten. Auch mit der Frequenz giengs erträglich. Um die Faschingszeit verspätet sich Einer oder der andere L– Gurlitt ist Ihnen geblieben. Ich jammere bitterlichst. Wie steht es mit der Wohnung?
Dank für die reichhaltige Anzeige. Elpenor werde ich gleich in Prag vornehmen. Hier fehlt mir die Zeit & Stimmung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
ASauer.
29.9.86.
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Auszug:
1.10.86.
L. F. Die Wohnung scheint mir vorzüglich. Beste Gegend; hell, gute [Lu]ft. Sie wären doch weni[gst]en ! diesen Winter geborgen. Das Dekret liegt wol in Graz beim Dekan. Verlangen Sies von dem oder bitten Sie Schönbach, daß er anfrage. Ihre Anfrage wegen eines Gasthauses in Wien werden Sie, sobald Sie Wien kennen, als völlig überflüßig erkennen, weil es nirgends so viele u. so gute Gasthäuser gibt als hier u. vorzügliches Bier überall zu haben ist. Wohnen Sie auf der Landtraße, so haben Sie zur Linde in der Rothenturmstraße nicht weit; Graben: Tabakspfeife. Weihburggasse: Königin Elisabeth. Alsergrund: Riedhof (vorzüglich.) Johannesgasse: Gause. Beim Burgtheater (Kohlmarkt) Lothringer etc. etc. etc. etc. Wegen der Zollgeschichte in einigen Tagen. Treulichst Ihr AS.
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Auszug:
L. F. Voller Eile während d. Abr[ei]se: Brautausstattungen können in so vielen Abtheilungen als man will transportirt werden. Gar kein Anstand. Minor freut sich bereits, Sie baldigst hier begrüßen zu können. Gehen Sie nicht an ihm vorüber.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
AS.
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Auszug:
Lfr. Der erste gruss aus Ihrem vaterland. Ihre adressen für Wien taten uns sehr wol. Hier sind wir Harrachgasse 1/III vortrefflich untergebracht und fast eingerichtet. Die zollwirtschaft u. die langsamkeit des spediteurs hielt uns eine weile auf. Schönbach ist voll freundlichkeit. Andere kollegen kenne ich noch nicht, da ich noch keine besuche machte ausser bei rektor u. dekan. Der hörsaal war stark besucht, ich beginne aber erst am montag regelmässig zu lesen u will sehen, ob ich den studenten ein annähernder ersatz für Sie bin. Mein dekret musste ich im ministerium in W. aus seiner vergessenheit loslösen, sonst wär es nimmer expediert worden, wie man gestand. H v David war zuvorkommend. Heinzel voll aufmerksamkeit, Minor gezwungen. Ich sprach ihn nur einmal in seiner wohnung, ging allerdings auch nicht zuerst zu ihm, sondern zu Heinzel. Graz selbst besticht mich vorläufig nicht, aber seine umgebung sieht sich vorzüglich an.
Auf gute landsmannschaft! Treulich Ihr
BSeuffert.
NB. Hochzeitsanzeigen liess ich nicht drucken.
4 XI 86
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Auszug:
Ω βαλτιστε helfen Sie mir. Riedel schreibt 23. VIII 72 an Wieland über dessen berufung nach Weimar: Ich habe Ihren Ruf, sammt dem ehrenvollen Betragen des Kurfürsten in dem hiesigen Diario angeblasen .... Was meinte er da für eine zeitung? welche kann er meinen?
Ich bin nach pfingsten nach Weimar zu sitzungen einberufen. Kommen Sie nicht auch einmal? Das wäre ideal. Sie zum vergnügen, ich zu einer wol wider unerquicklichen arbeit.
Treulich u. herzlich
BSfft.
Graz Harrachg. 1
11 V 86
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Auszug:
L. Fr. Ein Unwolsein, das ich mir wahrscheinlich auf der Rückreise von Wien um [Al]lerheiligen zugezogen habe, ist [sc]huld, daß ich erst heute Ihren ersten österreichischen Gruß erwidere. Und alles in allem muß diese Karte also sein: Glückwunsch zur Vermählung, zur Übersiedlung; zur Eingewöhnung. Oder sind Sie vielleicht Sch.s nachfolger in Weimar, wozu ich freilich auch nur gratulieren könnte. Daß Sie von Wien keinen ungünstigen Eindruck bekommen haben, freut mich; aber das exempel der österreichischen Unpünktlichkeit ist stark! Das Capitel Minor würde mich bitter machen. Er hat mich mit einer wahren Hofratsmiene empfangen und wir sind doch zusammen in die Schule gelaufen. Seis, sage ich mit meinem Grillparzer! –
Grüßen Sie Schönbach und empfehlen Sie mich gütigst Ihrer jungen Frau. Einen ausführlichen Bericht ersehnt baldigst
Ihr treu ergeb.
AS.
Prag 12.11.86.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Graz Harrachg. 1
8 XII 86
Mit dem gewünschten ausführlichen bericht, lfr., hat es gute weile gehabt. es hangt zu viel an einem eingewöhnen und gar an einem zweischichtigen, drum und dran. Dank der ausgezeichneten zuverlässigkeit der mir hier angeratenen tischler kam ich endlich letzten samstag in besitz der nötigen ureinfachen büchergestelle, entbehre aber noch immer andere bestellte dinge, kleinigkeiten, die mir jedoch abgehen zur behaglichkeit.
Sonsten lebt sichs hier – wenn man dem ochsenfleische und dem knoblauch entrinnt, was allerdings schwierig ist – recht gut. Und ich kann sagen, dass die eingewöhnung vollzogen ist. Im kolleg bin ich sehr zufrieden, mit der zahl und mit der aufmerksamkeit, im seminar ist die zahl 20 fast zu gross und was ich bisher zu hören bekam erfreute mich nur durch seinen aussergewöhnlichen fleiss. Ich lebe übrigens lediglich den vorlesungen und habe für mich noch nichts gethan.
Nun zu den menschen. Zuvorkommend sind sie alle. Und dann und wann glaube ich Ihrem gütigen vorworte, dessen gewicht hier gross ist wie ich merke, die freundlichkeit zu verdanken. Ihre beschreibung führte mich eben so bequem wie korrekt in den kreis ein. Dass derselbe in der Stadt Triest zusammenkommt, wissen Sie. Und ich hoffe, dass dieser verkehr dauert. Gurlitt wird freilich da nicht erscheinen, sagt man. ich habe einen gemütlichen abend bei ihm verlebt. Auch Graffs nicht oder kaum, was ich, zu ihnen als einstigen Unterfranken und wegen seiner lebendigkeit und ihrer feinheit hingezogen, sehr bedaure. Frau v Zwiedinek vermisst Sie schmerzlich und ich kann ihr das nicht annähernd sein, was Sie ihr waren. Ihr mann bewies mir gleich beim ersten eintritt in die Joanneumsbibliothek seine grosse gefälligkeit. Die liebe frau Bauer und ihr mann, den ich von allen kollegen bevorzuge, die sehr anregende und äusserst zuvorkommende frau Dölter, in deren gefolge ihr mann alle seine freundlichkeit aufbietet, Richter und Haberlandt und ihre frauen, mir noch zu wenig durchsichtig, vervollständigen die gruppe. Wir sind so ins richtige nest gekommen und werden uns bald eingetan fühlen, wenn man uns so nachsichtig weiter duldet wie bisher. Sie kennen mich ja, wissen dass ich anfangs zurückhaltend bin, überhaupt schwer aus mir herausgehe, mich schwer anschliesse. hab ich das erste überwunden, so ist der anschluss um so fester. Schliess ich aus der art, wie man sich uns gleich offenbart, auf die art die man von mir erwartet, so werde ich enttäuscht haben: denn so sehr ich mich bemühe, ich kann mir die gleiche gemütlichkeit und vertraulichkeit nicht abgewinnen. Und das zugeknöpfte, das Schönbach in meinem auftreten fand, werden alle andern finden und mich darüber und über meine stumme langweiligkeit bei Ihnen mit fug verklagt haben, wenn sie es der mühe wert fanden.
Von der umgegegend kenne ich noch wenig, eigentlich nichts. Die frau ist keine eifrige gängerin und ich zerreisse mir die arbeitszeit nicht gerne. Wir weiden uns am anblick der einzig schönen schneelandschaft von den fenstern aus.
Dass Schönbachs maschine brach, er stürzte und das schwache bein dehnte und quetschte, setze ich als bekannt voraus. es wird vor neujahr nichts mehr mit dem lesen werden. gestern probierte er – da das schreibtischsitzen wider möglich war – das anlegen der maschine, es ist ihm aber nicht gut bekommen. Für die predigten II ists gut so.
Ich hörte von dem riesenerfolge Ihrer vorlesungen und freue mich von herzen darüber. das wird Ihnen manches Prager leid überwindbar und erträglicher machen.
Was sagen Sie zu Schmidts nachfolger? Und wer wird nun die von Heinzel abgelehnte professur erhalten? ich fürchte Sievers. dann dürfen wir unsere traditionen begraben und ich wäre wirklich begierig zu sehen, wie viele unserer jungen kollegen die schwenkung ins andere lager machen. Zunächst bin ich froh, dass wenigstens Schmidt gerufen wurde und los kam.
Mit den besten grüssen
Ihr
BSeuffert
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Auszug:
Prag 17. Dec. 1886.
Lieber Freund! Ich muß Ihnen gestehen, daß ich auf Ihren Brief höchst [beg]ierig war, daß mir aber sein Inhalt nicht unerwartet kommt. Ich glaube Ihnen, daß Sie sich an unsere Art schwer werden gewöhnen können; nur von der Stadt als solcher hätte ich Sie mehr entzückt vermuthet; aber Sie kennen wahrscheinlich mehr schön gelegene deutsche Städte als ich, der ich nicht einmal in Heidelberg noch gewesen bin und so wird es nur die Unkenntnis [a]uf unserer seite sein, die die Begeisterung für den Ort hervorruft. Von den Studenten dürfen Sie nicht allzuviel Vorbildung erwarten; denn ich bin nur 5 Semester dort gewesen und erst im dritten – kann ich sagen – begann mein größerer Einfluß. Bei Ihnen ists leichter; Sie kommen aus dem Ausland; es geht Ihnen ein Ruf voraus und gewisse Traditionen finden Sie doch vor, während Werner ein großes Vacuum mir zurückließ. Daß Ihnen Bauer so gut gefällt, freut mich sehr. Ich vermisse das liebe Ehepaar täglich und stündlich. Es war eine so angenehme Arbeitsunterbrechung mit den beiden so liebenswürdigen wie anspruchslosen Menschen nach Tisch ein Stündchen spazieren zu gehen. Es war dazu keine Vorbereitung nothwendig wie für einen Besuch und Ungezwungenheit ist mir die größte Würze des Umgangs .... doch; ich wollte Ihnen ja nicht von meinen Grazer Erinnerungen vorschwärmen, da ich ja hier in anderer Weise zwar; aber doch alles finde was ich begehre und die endlich erlangte Gemüts-Ruhe meinen großen Arbeiten zu Gute kommt, denen ich mich nun endlich zuwenden kann. Freilich: schwer liegt die Vergangenheit mit einigen Kürschnerschen [Co]ntracten auf mir, die abzuwälzen mir trotz mannigfachen Versuchen schwer zu werden scheint; aber selbst das werde ich zu bewältigen trachten, wenn nichts Hemmendes in meine äußere Exiszenz eingreift. Momentan ist eine Verschiebung meiner Pläne insofern eingetreten, als die Vorräthe, welche die Cottasche Buchhandlung von der letzten Auflage Grillparzers noch besitzt, auszugehen drohen und daher der Druck der neuen beschleunigt werden muß. Ich muß daher die Ferientage in Wien zur Correctur an der Hand der Manuscripte benutzen, was mich um einen projectirten Grazer Ausflug bringt; andererseits muß ich Sie freundlichst bitten, wegen der Verzögerung bei Ablieferung des Uz nicht ungehalten zu sein. Bis Anfang Mai muß der Grillparzer ausgedruckt sein; da kann sich der Uz unmittelbar daran schließen; inzwischen werde ich zu Ostern (in Weimar wie auf der Reise dahin) zu ergänzen tracht[en], was wegen Mangels an Büchern in der Vorrede noch fehlt.
Der Name Weimar ruft nun alle die merkwürdigen Vorgänge der letzten Wochen mir ins Gedächtnis zurück. Meine Meinung über Suphans Berufung wird Ihnen wol Schönbach mitgetheilt haben. Schlecht wird er seine Sachen nicht machen; aber, aber ....
Mein Scherzgedicht werden Sie – Schmidts wegen – doch nicht übel nehmen. Ich weiß die ‚Charakteristiken‘ recht gut zu schätzen und habe i[mm]er aus seinen Aufsätzen viel gelernt.
Verzeihen Sie das umgekehrte Briefblatt und die Theespritzer oben! Ich schrieb während des Frühstück; denn ich will Abends nach Wien fahren.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
aufrichtig ergebener
A. Sauer.
Fröhliche Ferientage und beste Wünsche für das neu beginnende Jahr!
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Auszug:
Lfr. Dadurch dass zu meiner früheren korrespondenz noch die nach Würzburg dazu gekommen ist, komme ich seltner zum schreiben. Sehr spät danke ich Ihnen für Ihren brief. Sie stecken nun ganz im Grillparzer und – ich tue nichts. Ich finde trotz der bequemen wochenteilung in kollegbehaftete und -freie keine zeit zu ruhiger arbeit. Freilich wird wider stark an DLD gdruckt u. ich habe in der letzten zeit mitarbeiter, die mich das 5fache an aufmerksamkeit und zeit kosten als ein Sauer. Geht jetzt gar bald der Goetherummel an, so begraben Sie mich getrost, dann ist mein bischen wissenschaft tot und ich bin nicht mehr als der nächstbeste faktor einer druckerei. Dabei werd ich mich vollends zu grunde richten und niemand wird mirs danken. – Im hörsaal bin ich zufrieden, die studenten haben fleiss u. guten willen und ein paar wirklichen eifer. In die umgegend der stadt habe ich noch sehr wenig geguckt. Dieser tage wider einmal vom Schlossberge aus und da war eine reinheit des abendhimmels zwischen sonne und mond, wie ichs bisher nie hatte. Mein herz sehnte sich in die wunderbare landschaft die ich vor augen sah, noch nicht betrat und ach! wie selten betreten werde.
Ich bin gerne hier, aber wenns draussen krieg gibt, möchte ich doch auch draussen sein. Pax nobiscum, bet ich.
Treulich grüsst Ihr BSeuffert. Harrachg. 1. 9 II 87
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Auszug:
Lieber freund, Sind Sie in Prag oder in Wien? Es würde mich freuen wenn das letztere der fall wäre, dann hoffte ich Sie nächste woche da zu sehen. Ich denke auf 1 tag, möglichst kurz, nach Wien zu fahren, ins ministerium u. zu Heinzel zu gehen, sonst niemand zu sehen als hoffentlich Sie.
Um antwort bittet
Ihr Seuffert
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Auszug:
Wir sagen Ihnen, lieber freund, den herzlichsten dank für Ihre grosse freundlichkeit. Es war ein sehr angenehmer tag. Lassen Sie sich Ihren opfermut nicht reuen, Sie übten grosse woltat. U. nun hand aufs herz: erinnern Sie sich, dass Sie in Wzbg. davon sprachen, dass verbesserung der lage den charakter Ihrer freunde zu verderben pflege. Sagen Sie mir, ob Sie das bei mir auch finden, oder irgend eine veränderung. Sie müssen aber ehrlich sein. Ists Ihnen fatal, so verstehe ich Ihr schweigen und werde suchen wider privatdocent im wesen zu werden.
Zu Seemüller kam ich leider nicht, es war zu schön in Schönbrunn. Die nacht von freitag auf samstag fuhren wir. Schönbach hat den antrag betr. meiner auf die tagesordnung der nächsten sitzung gestellt.
Ich bin von einem stoss korrekturen empfangen worden. Die augen schmerzen mich. Gute nacht. In Halle ist vorgeschlagen: Paul Sievers Vogt. Hübsch, recht hübsch. Wir werden ausgeräuchert.
Treulich
BSfft.
Graz 24 IV 87
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Auszug:
Sie sind mir, lieber Freund, mit Ihrer Karte zuvorgekommen; denn auch ich habe zu danken für die überfreundliche Aufnahme in Graz und die liebevolle Begegnung in Wien. Ich wollte, ich hätte auch Donnerstag mit Ihrer Frau und Ihnen in Schönbrunn sein können, statt daß ich bei Minor saß, wo drei fremde Weiber zu Besuch waren [und] ich mich kläglich langweilte. Keine Worte über die schwebende Offerte, keines über Wissenschaft. – Nein, mein lieber, die Erfahrung, die ich an diesem und andern Freunden gemacht habe, gilt für Sie, Gott sei Dank, nicht und ich hoffe, alljährliche Begegnungen wie ich sie anstrebe: sollen uns gegenseitig zeigen, daß wir uns ganz gleich bleiben und sollten wir selbst einmal k. k. Regirungsräthe werden. Auch Schmidt hat aus Berlin überraschend freundlich geschrieben u. ich bin froh, die alte Neigung zu ihm nicht ganz aufgeben zu müßen, wie ich schon meinte. Er ist voll Dankbarkeit gegen Ihre aufreibende Thätigkeit.
Der Hallesche Vorschlag ist bös! Um so mehr müßen wir nun zusammenhalten. M[öge] Sch.s Antrag Erfolg haben.
Bitte, grüßen Sie gelegentlich die Kränzchen-Freunde: ich konnte blos meinen lieben Herbergseltern in der Grethestraße bisher schreiben. Später mehr.
Mit freundlichen Grüßen an Ihre liebe Frau und Sie
Treulichst Ihr AS.
Prag 26.4.87.
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Auszug:
Prag 22.7.87. Lieber Freund! Ich will Ihnen vor meiner Abreise noch glückli[che] Ferien wünschen; möchte es [Ih]nen besser gehen als mir, der ich durch viele innere und äußere Bedrängnisse gequält worden bin und sehr leidend zunächst zu meiner Familie gehe; dann vielleicht in ein Seebad; im Spt. nach Weimar. Leider hat die Druckerei auch die Gr. Correcturen arg verschleppt, so daß ich auch diese crux noch auf mir habe. –
Was sagen Sie zu der Creizenachiade? Das sind Schmidts Schützlinge.
Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und verbringen Sie Ihre Freizeit recht angenehm. In besserer Stimmung mehr.
Ihr treulichst Ergeb.
AS.
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Auszug:
Lieber freund, Österreichisches klima ist für korrespondenz nicht gut, wie es scheint. Ich schreibe auch weniger als sonst und leide sehr unter der hitze. Dazu seufze ich wie Sie unter korrekturen. Was ich für not und ärger seit mai hatte, dagegen ist alles was ich Ihnen im frühjahr sagte, nichts, gar nichts. Die Goethearbeit geht vielfach nicht nach meinen ansichten, ich kann mich nicht überzeugen, dass sie darum besser wird, zumal Schmidt in allem wesentlichen mit mir übereinstimmt. Ich will schriftlich nicht aus der schule schwatzen. Wen haben Sie als redaktor über sich? – Die sache war einmal so dass ich meinen austritt so gar ! aus der mitarbeiterschaft anbot. Es gehört verflucht viel opferwilligkeit zu diesem geschäft u. meine ist verbraucht. Ob ich mir neue anschaffe??
Creizenach freut mein herz: ich habe Schmidt vor jahren vor ihm gewarnt. Nun entpuppt er sich. Sehen Sie doch die beiträge an; da springt man mit Müllenhoff auch gut um. Die hh. Leipziger marschieren vor, da Bismarck u. Moltke uns tot sind. Halle haben sie auch erobert. Ich lösche alle friedenslust aus. – Morgen fahren wir – die frau erwidert Ihren gruss freundlichst – langsam nach Würzburg, Herzogeng. 5 u. in der 1. septbrwoche über Wien hieher zurück. Begegnen wir uns wo? Die besten wünsche für leib u. seele
von Ihrem BSeuffert
Graz 24 VII 87
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Auszug:
Prag 3.9.87.
L. F. Sie kehren nach Graz zurück, da ich mich eben zur Weimarer-Reise anschicke, die m[ich] in Ihrem weiteren Verlauf wol auch nach Wrzbrg hätte führen können; ich glaube nemlich, daß ich nach [Heid]elberg muß (wo eine Götz-Handschr. liegt); möchte in Stuttg. mit Kürschner & Cotta conferiren; treffe in Bayreuth vielleicht mit Muncker zusammen. Nach d. Süden Österreichs komme ich leider nicht; weder nach Wien, noch nach Graz. – Den Aug. habe ich in völliger ländl. Abgeschiedenheit bei meiner Familie verbracht u. bin immer noch nicht ganz hergestellt; aber doch wieder halb vernünftig.
Ihnen habe ich für die schönen Brentanobriefe zu danken, die ich – seitdem Sie mir den einen vorgelesen – mir oft gedruckt gewünscht habe. Erschiene doch bald ein Band: Wieland-Briefe! Der ‚Schlegel‘ scheint mir recht gut. Gelesen habe ich die Einl. noch nicht.
Wen ich als Redactor über mir habe, das weiß ich nicht; ich weiß überhaupt nichts u. packe mir nur alle Texte ein, die ich besitze. Hätten Sie mir etwas mitzutheilen, so trifft mich eine Nachricht bis 10. hier; vom 15 – circa 25 Weimar postlagernd. Anf. Oct. hier. Grüßen Sie den Meister, wenn er zu Hause ist u. empfehlen Sie mich Ihrer Frau. Herzlichst
AS.
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Auszug:
Lieber freund, Schade, schade, dass wir uns nicht sehen. Ich hätte viel zu erzählen, was ich nicht schreiben darf. Gute arbeit in weimar! Sie werden Schmidt dort treffen, der nach seinen briefen in herrlicher stimmung ist, geniessbar wie in den besten zeiten und uns freundschaftlich gesinnt. Ihr redaktor ist Suphan. Verlassen Sie sich auf sich. Ich weiss nicht wie es weiter mit der redaktion wird. Schmidts Faustapparat gefällt mir. Aber Ihr Götz ist viel schwieriger. Wer von der 2. serie an generalkorr. wird, weiss ich nicht. Ich habe niedergelegt und bin nur mehr im fünfercomité, dh ein ‚leiter der G.ausg.‘
Wenn Sie mir ein vertraulich wörtlein über Suph. schreiben, auch ob er über mich spricht, bleibts gut bewahrt. Ich vertrage mich nicht mit ihm, richtiger: er verträgt mich nicht. Aber lassen Sie diese offenherzigkeit gegen keine seite merken.
Grüssen Sie Schmidt u. Köhler und Ruland u. Böhlau von mir. Ich hoffe jetzt etwas ferien zu kriegen, bisher habe ich wie ein sklave geschafft.
In treuen
Ihr
BSfft.
Graz – wo ich gestern abend eintraf –
Harrachg. 1 9 IX 87
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Auszug:
L. F. Welch confluxus von G.-Forschern jetzt hier ist, hat Ihnen Suphan geste[rn] geschrieben. Inzwischen kam noch [Mi]nor hinzu. Auch Boxmeyer (wie ihn Walther aus Jena irrtümlich nennt) war gestern Abends zu sehen. Beim Götz kommt leider gar nichts heraus. Die Arbeit aber ist weitläufig u. peinlich. Der Faust-Apparat, den ich einsehen durfte, ist in d. That sehr übersichtlich u. gut. Besser jedenfalls als die Principien! Was meinen Sie, wenn ich die Theaterbearbeitungen so behandelte wie Schmidt die Inscenirungsversuche des Faust: dh. abgetrennt von den Lesarten der Ausgaben C – E 1773. Es wäre viel, viel übersichtlicher. – Derjenige, über den Sie Auskunft begehren, ist mir viel zu selbstbewußt, manirirt, eingeherdert und eingehamannt, als daß ich ihn vertragen könnte. Von seinem neuen Geschäft weiß er so gut wie gar nichts noch. Jeder ist sich selbst überlassen u. das Werk wird in s. einzelnen Theilen ebenso ungleich wie nur die Hempelausgabe etwa s. kann. Nach Hause zurückgekehrt, schreib ich Ihnen einen großen Brief.
Bis gegen den 1. hier. Erbprinz. Um 3–4 Stuttgart. Cotta. Herzliche Grüße AS.
Weimar 22.9.87.
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Auszug:
Lieber freund, Ich bin in der eile nicht auf der höhe G v B, um zu wissen, ob ich mögliches dachte. Mit Schmidt hab ich einmal beredet, dass Bd. 8 der neuen ausg. nur bis S incl. zurückreichen soll u. alles bis zur letzten höheren bearbeitung enthalten soll. Hingegen Bd. 37 von H durch E bis S incl. (so dass in S die beiden apparate sich die hand reichen.) Die bühnenbearbeitgen wie die Faustinscenierungsversuche zu behandeln, will mir nicht recht einleuchten.* Ich meine vielmehr, sie wären wie U zu behandeln. Aber es wird nützlich sein, ein Scenarium, vielleicht vgl. scenentabelle, am schlusse beizufügen. * weil sie sich doch z. tl. wörtlich treffen. Uebrigens nochmals: verlassen Sie sich nur auf sich. Wir redactoren wissen alle nichts. Schreiben Sie mir ausführlich das für u. gegen, wenn Sie sich mit mir etwa gerne aussprechen, dann will ichs sehr gerne überlegen. So weiss ich zu wenig. Aber Ihr specieller redactor kaum mehr. U. ich bilde mir ein, praktischer zu sein als er. Aber – ich glaube, Sie brauchen niemand. Doch steh ich zu allem mitüberlegen bereit. Jedes wort über Ihren speciellen redactor unterzeichne ich u. sagte Ihnen noch mehr dazu von mund zu mund. Sollte er von unsrer freundschaft reden, so glauben Sies nicht. Schonen Sie den armen, bescheidnen Boxberger u. grüssen ihn herzlich von mir. Ich hab so viel gift u. galle aufgestapelt, dass es gut ist, dass mich jetzt kein vertrauter wie Sie trifft. Treulich u. herzlich
Ihr
BSfft.
Gr. Harrachg. 1 24 IX 87
Fragen Sie doch Kürschner, obs wahr ist, dass er den Maler Müllernachlass nach Amerika verkaufte.
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Auszug:
Wiesbaden, Hotel Block. 3/10 87.
Lieber Freund! Gerne hätte ich Ihnen [n]och von Weimar aus geschrieben; es war aber im Drang zwischen Arbeit, idealem Genuß und freundschaftlichen Zusammenkünften unmöglich. Hier ist mir ein ruhiger Tag gegönnt und ich beginne mich wieder auf mich selbst zu besinnen und vollziehe nun in der prachtvollen Kurstadt, was ich im lieblichen Weimar versäumt.
Eigentlich in Jena, von Schmidt und Prof. Rosenthal, bei einem anregenden Abendessen, erfuhr ich Ihre Gehaltserhöhung, die uns alle sehr sehr erfreute. Ich wünsche Ihnen aus voller Seele Glück dazu und freue mich, daß dieser Gewinn nun auch für die Zukunft Ihren eventuellen Nachfolgern verbleiben werde, wenn Sie [u]ns längst entführt sein werden an eine der blühendsten Universitäten des Reichs. Aber auch zu dem Zeitschrift-Unternehmen, über das mir Schmidt zuerst leise Andeutungen, später reichere Mittheilungen zukommen ließ, muß ich Sie beglückwünschen. Ich habe die Überzeugung, daß Sie diesem neuen Schiffe ein vorzüglicher Steuermann sein werden und es soll mich freu[en] auf Ihr Commando als leichter Matrose auf die Raaen klettern zu können oder als Heizer bei dem Keßel der Dampfmaschine Verwendung zu finden. Diese Gründung wird unserer stark geschädigten Schule, die durch H Reimers Tod wie ich glaube den größten Verlust erlitt, der ihr [i]m gegenwärtigen Augenblicke widerfahrn [k]onnte, wieder auf die Beine helfen. Also: Schwimme, glücklicher Schwimmer!
In Weimar wars herrlich. Schmidt war freundlich; mit Minor kam ich nach ernster Auseinandersetzung endlich wieder ins Gleichgewicht. Rödiger wiederzusehen freute mich sehr. Boxberger, Strehlke, der sehr nette Elster waren angenehme Bekanntschaft. Der prächtige Geologe Walther ein guter Kneip-Kumpan. Von den ein[hei]mischen ist Köhler ein Juwel, das geradezu unschätzbar ist. Ein goldtreuer Mensch, dem man für immer angeeignet ist, wenn man ihn etwas näher kennen gelernt hat. Die Spaziergänge mit ihm gehören zu den schönsten Stunden meines Lebens. Suphan fehlt in dieser Liste. Er ist mir nicht sympathisch, wie jeder Mensch, dem ich nicht ins Aug blicken kann. Er ist mir ein widerliches Gemisch von Hochmuth u. Demuth. Außerdem trägt er eine unverkennbare Abneigung u. Geringschätzung alles dessen zur Schau, was mit der Universität zusammen hängt. Minors Ausfall birgt endlich & schließlich als ‚Charakter[i]stik‘ das Wahrste in sich. Er war überdies sehr liebenswürdig gegen mich u. ich habe keinen Grund mich mit ihm schlecht zu stellen. Nur fließt ein breiter Strom zwischen uns.
Der Text des Götz ist sehr einfach; die Lesarten werden sehr complicirt; bes. dadurch, daß die eine Theaterhandschrift, die vorhanden ist, drei verschiedene Stadien der Umarbeitung vertritt. Feststeht mir bis jetzt nur folgendes. Die älteste Handschrift muß ganz für sich stehen: ohne Lesarten einer späteren Fassung. Zum [Tex]t von C müßen alle Lesarten bis E, (aber nicht bis zu H) gegeben werden. – Wie die Theaterbearbeitungen zu behandeln sind, ist mir noch zweifelhaft. Aber ich glaube, daß Sie recht haben, wenn Sie meinen so, wie Schmidt U im Faust. Nur wird der Apparat weit unübersichtlicher als der zum Faust ist. – So viel für heute. Grüßen Sie die Freunde: Meister, Gurlitts (denen Frau Schmidt Grüße schickt) Bauers, Zwiedinecks und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau. Herzlichst und
treulichst der Ihrige.
AS
Sonntag komme ich nach Hause.
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Auszug:
Graz Harrachg. 1. 7 X 87.
Lieber freund,
Ich möchte Sie bei Ihrer rückkehr gleich begrüssen und für Ihren brief danken. Es ist mir gar nicht recht, dass mir Schmidt in der mitteilung des zs.planes bei Ihnen zuvorkam. Ich konnte mich nicht früher darüber äussern. Sie erinnern sich wol nicht, dass Sie mir im vorigen jahre schon schrieben, dass eine zs. uns not tue. Ich war damals noch nicht für eine gründung, sprach aber mit Schmidt im august darüber, er solle sich, wenn er nach Berl. komme, die sache bedenken. Im mai d. j. kam Schm. auf die sache zurück u. fragte mich, ob ich redigieren wolle. Ich schlug das aus mit verweisung auf die generalkorrektur. Damals erfuhr ich, in Weimar zuerst, vom nahen ende des Archivs. Dazu Zachers tod u. das vermutliche aufhören seiner Zs. So war auch äusserlich raum u. ich drängte in Schm., ernst zu machen. Er wollte – ich möchte nicht dass Sie dies weiter sagen, es waren lauter vertrauliche vorbesprechungen, von denen Sie alles wissen sollen – eine zs. bei Reimer. Zur verschiebung unseres planes, für den aber ein redacteur fehlte, trug die idee bei, die Loeper, geschmackvoll genug beim festmahl, den Goethegesellschaftern vortrug: monatshefte für kunst u. litteratur, allzeit bereites organ für Goetheana, schneller, detaillierter als das G-Jahrb. Der plan war Grimmisch. Er wollte für sich u. seinen schützling Suphan eine verherrlichungsstätte, erst mit dem schönen hieroglyphentitel W. K. F., dann als ihm das lächerliche vorgehalten wurde: Goethearchiv u. G.-museum hg. v. Suph u. Gr.
Loep. war feuer u. flamme. Böhlau sollte bereit sein (das war aber nicht so ganz richtig). Suph., ohnehin von der arbeitslast der sinecure die er in W. erwartet hatte bitter enttäuscht zog nicht recht, bat um aufschub. Schmidt verekelte den herren beim abendbrot die sache etwas u. ich sekundierte dabei. Im laufe des sommers kam Schmidts u. mein brfw. widerholt auf die sache. Wir entwarfen pläne, bedachten die abfindung mit Steinmeyer, überlegten herausgeber, es bot sich auch schon einer u. der andre an, der uns untauglich schien. Da legte ich die generalkorr. nieder u. in demselben briefe, worin Schm. mir deren annahme durch die direktion mitteilte, schrieb er, nun sei ich frei u. solle redigieren. Ich weigerte mich, im hinblick auf meine fortdauernde verwendung als Goetheredaktor, als hgeber der DLD (die ich vergeblich abzuschütteln versuchte, um für Wieland freie hand zu bekommen) und auf Wieland. Er liess nicht nach u. wir bedachten den modus einer geschäftsredaktion, mit Schmidts aufsicht u. unter meiner event. unterstützung der geschäfte. Denn Schm. selbst wollte die geschäfte nicht haben u. taugt auch nicht dazu meine ich. Dass ich leider besser zu so äusserlicher geschaftlhuberei als zu darstellenden arbeiten eigne, habe ich ja einsehen lernen u. so fragte ich mein gewissen, ob ich mich nicht bescheiden solle zu leisten was ich eben vielleicht kann u. grösseres, was mir kaum gelingt, zu verschieben und nebenher gehen zu lassen. So kam ich nach Erlangen u. beredete die sache mit Steinmeyer. Er riet mir ab. Aber wie die sachen liegen, hoffte ich mit Steinm. am leichtesten von allen jüngeren ein abkommen treffen zu können, das dahin ging, dass wir die zs. in einen alten u. neuen teil mit gesonderter redaktion teilen. Das war mein ideal. Denn es ist doch wunderlich, wenn die Zs. die neue bibliogr. u. den Anz. neuer litt. behält. Dies zu lösen, verbiss ich mich u. eben weil ich mir einbildete, wenn es einem gelänge, so wäre ichs bei meiner nahen stellung zu Steinmeyer, verbohrte ich mich in die möglichkeit, doch gegen den willen redacteur zu werden. Bei einem späteren besuche in Erlangen, ein paar wochen darnach, meinte ich auch Steinm. viel geneigter zu finden. Die sache – und auch hiefür wie für alles bitte ich um strenge vertraulichkeit – war darum so heikel, weil Steinm. gerne die redaktion los hätte, während ich ihn erst recht binden wollte: es redigiert uns keiner die Zs. so wie er. Nun kam eine neue wendung: die grossherzogin Sophie wünschte die zs. für Weimar. Da musste aber ein Weimaraner redigieren. Köhler wäre nicht zu haben. Suph. untauglich. Also ein heer von mitwirkern: Suph., viell. Köhler, Schmidt, Grimm u. ich als geschäftsleiter. Dagegen verwahrte ich mich. Ich schlug vor Böhlau zum verleger zu nehmen, dabei solle sich die grosshzgin bescheiden, aber womöglich schon dafür zahlen. Da rückte Schm. heraus, dass er auf dem Titel stehen u. mitredigieren wolle. Ich lehnte das ab, entweder allein oder nicht. Nun führte ich die entscheidende korrespondenz mit Steinm., deren resultat meine niederlage war. Die teilung motivierte er als unmöglich aus äusseren u. inneren u. persönlichen gründen. Darauf riet ich Sophie auszunützen u. das Weimarische unternehmen ohne mich in scene zu setzen, entwarf ein programm u. hoffte los zu kommen. Schm. liess mich nicht los. Böhlau, den ich principiell empfahl schon weil man Reimer nicht zumuten konnte sich selbst ein konkurrenzbl. zu gründen, auch weil ich von ihm schlechte bedingungen fürchtete u. weil an seiner firma parteiodium klebt, war bereit; serenissima war bereit. Mein programm, das in wesentlichen punkten von Schmidts entwurf abwich, z. b. statt der recensionen jahresberichte enthielt usf., war angenommen. Aber wenn Sophie etwas tun sollte, was doch sachlich recht nützlich war, musste Schmidt u. Suph. auf den titel. Nun schien mir allerdings die formel unter mitwirkg. von ES u. BSu hg von BSe acceptabler als hg. v. ES u. BS, aber ich wollte mir nichts drein reden lassen, wenn ich schon das opfer überhaupt bringen wollte, zu dem mich Schönbach mit aller überredungskunst drängte. Schliesslich musste ich auch, damals noch im unklaren über meine systemi- sierung, ein paar 100 mark redaktionsgebühren anschlagen. Trotzdem weigerte ich mich, bis Schm. das unerhörte anbot, er u. Suph. wollten mir einen schein ausstellen, dass sie mir nichts drein reden, was ich nicht will. Darauf sehen Sie ein war ein nein grobheit. Ich empfing den schein u. bin redacteur, freilich noch ohne zu wissen was die grossherzogin tut. Jedesfalls hab ich mir auch völlige unabhängigkeit von ihr bedungen u. sie wird wol gar nicht genannt werden. Nun schmiede ich am prospekt, der durch Schms. u. Suphs. esse geht u. Sie sehen ihn vielleicht bald gedruckt.
Mir liegt es schwer auf der seele. Wie werd ich mich zurechtfinden? Wie werd ichs leisten können? Ich habe liebe zur sache, besser gesagt eifer, aber keinen mut. Hier wo ich keine bibliothek zur verfügung habe, so weit vom druckort: lauter umstände, die ich gegen mich geltend machte, umsonst geltend machte. Ich bin nichts ohne den guten willen der fachgenossen. Werden Sie ihn haben? Von Ihnen hoff ich ihn u. erbitt ich ihn. Beweisen Sie mir ihn gleich durch einen beitrag zum ersten heft, das im j. 1888 erscheinen soll, sobald wir stoff genug haben. Machen Sie mir womöglich etwas österreichisches, Grillparzer oder sonst was aus der neuen zeit. Sie müssen mir auch der ständige referent über alle Austriaca sein. Schlagen Sie ein. Von allen engeren fachgenossen steht mir nächst Schmidt keiner so nahe wie Sie, das brauche ich Ihnen kaum zu sagen. – –
Was ist das für ein ausfall Minors gegen Suphan von dem Sie schreiben? – Ich beneide Sie um die Weimarer tage.
Nochmals: lassen Sie alle geschichte der vierteljahrschrift in Ihrer brust beschlossen sein u. schreiben Sie mir bald ein ermutigendes wort. Das brauch ich.
Meine frau grüsst. Mit Bauers u. Gurlitts leben wir viel.
Treulich Ihr
BSfft.
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Auszug:
Lfr. Ich bin unruhig, dass ich auf meinen brief, der Sie am 1. tage Ihrer rückkehr empfangen haben muss, ohne Antwort bin. Ward er Ihnen nachgeschickt u. blieb nun liegen? Gab Ihnen Elster DLD 27? Sonst erhalten Sie s von mir. Minor lud auch mich zu vortrag im Goetheverein ein. Ich bin nicht so grossartig wie Sie u. möchte Sie aufstacheln, es sich nicht bieten zu lassen, dass die Wiener ausländer holen, wenn sie geld haben, und inländer, wenn sie keines haben. Wir österr. kollegen müssen zusammenhalten u. dürfen uns nicht wegwerfen. Warum wollen Sie billiger sein als der fabrikant Ludwig Geiger? Ich habe erklärt, dass ich keinen Kr billiger bin. Die Zs. geht langsamer als ich dachte u. kämpft mit hindernissen, die ich beseitigt glaubte, glauben musste nach Schmidts optmistischen mitteilungen. Aber sie wird wol doch werden. Also bald ein paar gute Worte bitt ich! Treu Ihr Sfft.
Graz Harrachg. 1
1 XI 87
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Auszug:
Prag 3.11.87.
Stefansgasse 3.
Lieber Freund! Es ist mir wirklich peinlich, daß ich gerade diesen Brief so lange unbeantwortet lassen mußte, der mich bis tief in die Seele freute u. [er]quickte. Aber: Anfang des Septembers; ein Grammat. Colleg (Encyclopädie); maßenhafte Correcturen (während meiner Reise wurden zwei Bände gedruckt, die jetzt meiner harren); eine unbedingte notwendige Umstellung meiner Bücher; endlich eine Reise zu meinen Eltern, die ich im Sommer nicht hatte besuchen können. Mit einer Karte wollte ich aber [g]ar nicht beginnen ...
Wie glücklich ich über die Gründung einer neuen Zs. bin, hat Ihnen schon mein letzter Brief bewiesen. Glauben Sie mir: es taugt keiner von uns – denn auch ich hätte im heurigen Sommer die Redaction einer Zs. übernehmen können, wenn ich Neigung und Beruf dazu in mir verspürt hätte – zu dieser aufopferungsvollen Stellung als Sie. Das einzige, was dabei bedauernswert ist: daß der Wieland in weitere Fernen rückt. Könnte vielleicht dadurch ausgeglichen werden, daß gerade die Zs. ein Ort wäre, um Ihren Wielandstudien zur Herberge zu dienen. Bringen Sie der Wissenschaft und Ihren Freunden dieses Opfer.* Wir werden Sie gewiß nicht im Stiche laßen und werden Ihnen sehr dankbar dafür sein.
Wir, schreibe ich. Aber gerade ich bin ein recht schlechter Mitarbeiter bei Zs., oder war es wenigstens bisher. Während Sie u. alle anderen massenhaft Recensionen wertvollster Art geschrieben haben: [k]omme ich über kurze Anzeigen nie hinaus. Während Sie so manche schöne Untersuchung in Zs. veröffentlicht haben: stecken meine Arbeiten in Einleitungen verborgen, wo sie niemand sucht u. sie mir niemand dankt. Ich möchte wünschen, daß dies anders würde. Für die allernächste Zeit aber habe ich noch an den Sünden meiner Vergangenheit zu tragen u. erst wenn ich meine Versprechen für die DLD u. für Kürschner voll eingelöst habe, bin ich wieder ein freier Mann. Da ich mein reiches Wissen über Grillparzer auch in eine Einleitung habe unterstecken müssen, so kann ich Ihnen zunächst gar nichts für die Zs. versprechen; wenigstens keine Untersuchung. Es wäre denn, Sie nehmen den zweiten Thl. ‚Über die Ramlerische Bearbeitung e[tc]. an, der eigentlich für die Akademie bestimmt ist. Wenn Sie auch Material veröffentlichen, so kann ich manches beisteuern: ich besitze interessante Briefe von Bürger an Goeckingk, deren Veröffentlichung mir vielleicht von d. Familie G. gestattet wird; auch sonst verschollene Bürgeriana; Nachträge zu Kleist; Vossische Jugendge[d]ichte. Aber das ist doch alles nur Füllsel. –
Was den Jahresbericht betrifft, so möchte Minor für die Austriaca weit besser taugen als ich, weil er im Continuum ist u. weil er doch einmal durch s. Bibliographie dieses einst von mir inne gehabte Arbeitsgebiet an sich gerissen hat. Auch wird Werner darauf Anspruch erheben u. ich habe beim Grillparzer schon so viel Anfechtung erfahren, daß ich gerne ins Dunkel zurück trete.
Nun gleich zwei Fragen:
1. Strauch bittet mich, ich solle in der öst. Gymnasialztschrft ein paar lobende Worte über s. Bibliographie sagen, weil er aus Öst. noch immer keine Beiträge dazu bekommt. Ich könnte das nur thun, wenn Sie damit einverstanden sind u wenn der Jahresbericht in Ihrer Zs. dem Strauchischen nicht allzu ähnlich wäre.
2.) Erinnern Sie sich vielleicht, daß ich in gräßlicher, jetzt durch gar nichts mehr [z]u entschuldigender Weise die Recension des Schmidtischen Lessings für Steinmeyer verbummelt habe. Durch mehrere Jahre schon. Die Recension liegt halbfertig da u. wenn ich mich drüber mache, so kann sie in einigen Wochen leicht fertig sein. Glauben Sie, daß sie Steinmeyer jetzt noch drucken wird? Er hat höchst wahrscheinlich die schlechteste Meinung [v]on mir u. ich habe mich in d. That gar nicht gut gegen ihn benommen. Ich werde nun wol nie mehr in die Zs. schreiben: ich möchte aber nicht gar so in Unehren von diesem Organ & seinem Leiter Abschied nehmen. An Steinmeyer kann ich mich mit einer Anfrage nicht mehr wenden. Ich kann ihm nur die Recension senden auf gut Glück oder weiter schweigen.
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Nun noch Diverses:
Kürschner hat den Maler Müller Nachlaß noch in Besitz. Das „mit Amerika“ war ein Schreckschuß für Deutschland. Er denkt ihn nach Berlin zu bringen. Wenn ich ihm nur den N. Götz herausfilutiren könnte. Er ist aber mit allen Salben gerieben.
Minors Ausfall ist im letzten Heft der Zacherschen Zs. unter den Quellenstudien: man ist noch lange nicht der irische Dechant mit der Peitsche, wenn man dessen Stil auch noch so schulmeisterlich nachzustümpern gelernt hat.
Auch ich habe es abgelehnt, im Goetheverein zu lesen. Auch mir ist meine Zeit u. meine Arbeit zu kostbar, als daß ich [sie] so mir nichts dir nichts wegwerfen könnte. Wol müßen wir Österreicher zusammenhalten; aber M. versteht darunter: seinen Wünschen & Winken Folge leisten.
Elster hat mir DLD 27 versprochen; bis jetzt aber nicht geschickt. Warten Sie noch 8 Tage, bis Sie das Heft vergeben. Ich bitte Sie darum, wenn von Elster nichts kommt. Können Sie meinen ‚Göttinger Dichterbund’ I (Voss) etwa brauchen? Die Exemplare liegen seit [v]ielen Monaten ungenutzt da. Ich wollte sie erst mit dem II. Bd. verschicken; aber nun dauerts mir doch zu lange. Vom Grillparzer kann ich Ihnen leider nur die Einleitung schicken; ich bekomme nur 3 Ex. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und grüßen Sie – bitte – den schweigsamen Meister.
Herzlichst & Treulichst Der Ihrige AS.
* positioniert auf S. 2 Für Ihre große Aufrichtigkeit, wie für alle Ihre Mittheilungen meinen herzlichsten Dank. Ich habe alles in mich eingeschloßen u werde es für mich behalten.
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Auszug:
Graz Harrachg 1
6 XI 87
Lieber freund, was für eine dunkle laune haben Sie wider! Minor soll Ihnen die Austriaca entrissen haben, Werner werde ansprüche darauf erheben! Was liegt mir daran? Schmidt u. ich wollen Sie als referenten dafür und ich bitte Sie, s dabei zu belassen. Es kann Ihnen als arbeit, die Sie doch für Ihre Österr. LG. machen müssen, nur bequem sein. Minor wird an Schiller u. den romantikern genug zu referieren haben, Werner soll für Nicolai u. seinen kreis beschäftigt werden; beide wissen noch nichts davon. Sie hab ich mir zu anderem ausgesucht und ich bitte, diesen redactordespotismus zu ertragen, wenn Sie nicht stichhaltigere gründe dagegen haben, als die vorgebrachten.
Und dann beschwör ich Sie, fürs erste heft der Vjs. etwas Österreichisches zu liefern. Von Minor hab ich doch wol nur Schillerei zu erwarten und stehe mit keinem österr. kollegen so, dass ich ihn um etwas bestimmtes bitten könnte, wie mit Ihnen. Ich muss etwas gutes Österreichisches: denn nach dem 1. hefte soll das ministerium um unterstützung angegangen werden u. dazu muss betrieb der österr. litt. im hefte vorgelegt werden. Haben Sie ein einsehen und tun Sie dem gedeihen des unternehmens zu lieb, was Sie mir verweigern wollen. Geben Sie Ihre gewiss vorbereiteten anmerkungen zu Sonnenfels als geschlossene charakteristik: als eigenes heft passen sie so nicht gut in Neudrucke. Oder geben Sie Grillparzerisches was Sie nicht in der ausgabe verwerteten. Oder geben Sie was Sie wollen. Nur geben Sie! Warum wollen Sie nicht damit als der eigentliche verwalter der österr. litt. proklamiert sein? Mir scheint das möglich für Sie. Ja, wir geben auch material. Und was Sie anbieten, soll nach u. nach kommen. Nur fürs erste heft etwas anderes! U. dann das andere schön glossiert, so dass Ihre zutat mehr besagt als das material. Ich dränge alle urkunden in 2. stelle hinter die wissenschaftliche arbeit.
Ich setze bei all dem immer voraus, dass die Vjs. wird. Noch ist das nicht definitiv. Es sind nur unsanfte briefe von Böhlau gekommen. Ich darf jetzt bessere erwarten. Die hauptschwierigkeit bietet die einrichtung der jahresberichte. Aber ich setze alles daran, dass sie gelingt. Für Strauch können Sie jedenfalls ein gutes wort vortragen. Er wird vollständiger sein als mein Jahresber. Dieser wird womöglich nie nur titel nennen, sondern immer kritik; er wird nur das bleibende nennen. Die beiden, bibliogr. u. jahresbericht, ergänzen sich, schliessen sich nicht aus.
Ihre andere frage ist heikel. Rund heraus: ich glaube nicht, dass Steinm. Ihre Lessinganzeige noch nimmt. Er war verstimmt. U. gerade weil die lage heikel ist, möchte ich nicht ohne speciellen auftrag von Ihnen anfragen. Ich habe widerholt mit empfehlungen von referenten bei Steinm. kein glück gehabt (NB. dass er Ihnen Schmidts buch gab, geschah aber ohne mein wissen) und darum hüte ich mich seit einiger zeit, über seinen Anz. mit ihm zu reden. Beauftragen Sie mich aber, so werde ich sehr gerne u. zwar ohne ihm zu sagen dass ich beauftragt sei ihm die sache vorlegen. Nur müsste dann allerdings auf seine antwort, wenn sie bejahend lautete, Ihr ms. umgehend folgen können.
Darf ich so neugierig sein nach dem wie u. wo der Zs. zu fragen, deren redaktion Sie, klüger als ich, abgelehnt haben?
Ich werde möglichst wenig in die Vjs. geben, wenn ichs über mich gewinne: denn sie soll nicht meine zs. sein, sondern unsere. Wie so Ihre arbeiten in einleitungen versteckter sein sollen als in zss., begreife ich nicht, ausser dem Kürschnerischen unternehmen gegenüber. Das ist ja im ganzen so schlecht, dass Ihre guten und allein guten arbeiten dabei leiden. Ihren Voss freue ich mich sehr zu erhalten u. ebenso die Grillparzereinleitung, wenn Sie sie entraten können. Elster wird sein versprechen des Heinse halten: er ist nur in Glasgow u. da währt es länger. Aber es steht Ihnen noch längere zeit ein ex von mir mit vergnügen zu diensten. Ich lege es jetzt den seminarübungen zu grunde. Die verleger bewilligen für seminarzwecke besonderen rabatt. Vielleicht wählen Sie auch einmal etwas aus den DLD. für die übungen.
Von Ihrem Uz rede ich heute nicht, wo mir die Vjs. noch mehr am herzen liegt.
Dass wir zum Goethevereine uns gleichmässig stellten, freut mich. Minor wollte mich locken, indem er mir schrieb, Sie hätten gegen ersatz der reisekosten zugesagt.
Schönbach hat den predigtendruck unterbrochen und fabriciert – leider, fürcht ich – 3 vorträge über die allgemeine bildung und die lektüre. Ausfälle aufs zeitungswesen, das theater, eine liste dessen, was der gebildete gelesen haben soll. Ich hab so gar wenig verständnis für so ins weite gehende ideen. Seine Engländer verführen ihn. Die vorträge werden nächstens elegant gedruckt u. sollen um tage nach dem mündlichen verlesen um buchhandel sein. Mir ist, als ob er sein wissenschaftliches ansehen durch derlei schädigen könne. Aber ich kanns nicht hindern. Denn Sie kennen seinen enthusiasmus.
Gurlitts sind frisch, Bauer im augenblick weniger heiter als sonst, Zwiedinecks sah ich selten, die einführung des frl Greta scheint nun die hauptsache. Wir sind in geselligkeit etwas zurückgezogener, weil meine frau öfter unwol ist. Sie verträgt den hiesgen winter schlecht. U. auch ich leide unter den langen südwinden unglaublich.
Meine frau grüsst Sie bestens.
Und nun lassen Sie mich bald hören, dass Sie auch mit taten Ihre guten wünsche für die Vjs. beweisen wollen.
Treulich
Ihr
BSeuffert
Erinnern Sie sich einer erwähnung der Genovefalegende bei Abraham a St. Clara?
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Auszug:
Prag 24.11.87
Lieber Freund! Sie müßen mich für recht [u]nartig halten. Aber sollte ich Ihnen wieder einen verstimmten Brief schreiben! Es hat sich alles gegen mich verschworen. Außerdem bin ich von den letzten Correcturen ganz stumpf. Ich habe Ihnen daher vor einigen Tagen eine vorläufige bejahende Antwort auf meinen Voß gegeben.
Ich will also das Referat über die Austriaca übernehmen und danke Ihnen herzlich für die gute Meinung & für das Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen. Wie es zu machen ist, davon habe ich noch keine Vorstel- lung: das wird der Prospect hoffentlich lehren.
Was einen Artikel für das erste Heft betrifft, so bin ich trotz des besten Willens in heller Verlegenheit. Sonnenfels ist nicht zu brauchen. Jenes Heft sollte hauptsächlich Neudrucke von Streitschriften etc. enthalten. Untersuchungen eigentlich nicht. Für Raimund müßte ich alles neu machen. Glossy hat mir d[e]n betreffenden Aufsatz vor einer Reihe von Jahren verloren.
Bliebe: Grillparzer. Da komme ich an allen Ecken und Enden mit Cotta und dem Wiener Gemeinderath [in] Conflict. Ich hatte eine Idee: das Ahnfraubuch, da ja zum Theil gedruckt da liegt, zu condensiren, da es ja selbständig nicht mehr erscheinen wird. Aber wird Cotta das erlauben, wo ich eine Biographie bei ihm schreiben !; wird nicht Konegen schließlich doch auf seinem Schein bestehen und nun ein erstes Heft der Beiträge haben wollen. Die Sachen sind sehr verwickelt. Einen großen Aufsatz, den ich über den Text und die Anordnung von Grillparzers Gedichten (zum Zweck einer Jubiläumsausgabe) vorbereite, kann ich erst abschließen, wenn ich die ersten Drucke in den Almanachen, die sehr selten & sehr zerstreut sind, alle verglichen habe. Das wichtigs[te] ist: wann brauchen Sie den Aufsatz? Hätte ich Zeit zur Verfügung, dann wäre es mir ein leichtes. Über Enk, über Schreyvogel, über Feuchtesleben habe ich vieles gesammelt; über jeden von diesen schreibe ich baldigst einen Aufsatz oder Studien wenigstens. Aber ich brauche dazu einen längeren Aufenthalt in Wien, weil ich die ganzen Serien der Wiener Zeitschriften nicht besitze, zu Weihnachten werde ich aber – falls ich überhaupt nach Wien komme – nicht länger als 8 Tage zur Arbeit haben. Nach Ostern könnten Sie alles, was Sie wollen, von mir haben.
Können Sie so lange mit dem Erscheinen des 1. Heftes nicht warten, so will ich Ihnen für dieses einen kleinen Aufsatz über die Quelle von Lessings Faust liefern. Denn die Rec. des Schmidtschen Buches für Steinmeyer gebe ich endgiltig auf. Er druckt sie ja doch nicht mehr. Ich danke Ihnen für Ihre Bereitwilligkeit in dieser verlorenen Sache noch etwas thun zu wollen. Die Schuld trage ich allein.
Über jenen Zeitschrift-Plan vom Sommer habe ich versprochen nichts näheres auszusagen. Nur so vi[el], daß die Sache mir gänzlich verfehlt schien. Der Verleger meinte, man müße in aller Stille ein erstes Heft vorbereiten u. es wie einen Blitzstrahl herausschleudern; während ich hingegen als erste Bedingung hinstellte, alle maßge [be]nden Personen vorher einzuladen & zu verständigen. Auch wenn der Verleger, wie ich nicht glaube, den Plan ausführt, so brauchen Sie ihn nicht zu fürchten. Es wird ein todt gebornes Kind sein. Aller Mitarbeiter IhrerZtschrft thun gewiß dabei nicht mit u. ohne diese Mitarbeiter können Sie sich höchstens eine Ztschrft für vgl. Litteraturgeschichte denken.
Ich habe in der letzten Zeit mehrere Ihrer Aufsätze – Goethe-Wieland, Elpenor – fürs Colleg eingehend durchgearbeitet u. mich insbesondere über den ersten wieder sehr gefreut. Bei der Ausgestaltung des Elpenor Planes hat Sie der Demetrius wie ich erinnere, etwas zu sehr beeinflußt. Aber ich kann Ihren Vermuthungen nichts Positives entgegenstellen.
Schönbach hat mir sein Bild[u]ngsbuch bereits angekündigt. Auch ich stehe diesen seinen amerikanischen Streifzügen ziemlich ferne. Aber sein ganzes Glück liegt in solchen Debauchen: er findet darin Ersatz für so vieles, was ihm wol ewig versagt bleibt und so mischt sich bei mir immer eine wehmüthig[e] Theilnahme ein, welche mich wärmer erscheinen läßt als ich bin.
Lesen Sie Bartschens Nekrolog auf Scherer im letzten Heft der Germania. Der Gipfel der Gemeinheit & Niederträchtigkeit.
Alles Schöne an Ihre liebe Frau. Herzlichst
grüßt AS.
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Auszug:
26.11.87.
L. F. Als Nachtrag zu meinem letzten Briefe will ich heute noch bemerk[en], daß ich DLD. 27 für die D[L]Z. zur Recension übernommen, Ihnen also für ein Freiex. herzlich danke. Die Idee ist vorzüglich. Gegen die Einleitung habe ich manche Bedenken. Muncker Klopst. ist schwächer als ich dachte; nicht gut geschrieben, zu breit, zu quatschig, wenn Sie dieses Wort gestatten wollen; aber sehr fleißig. Über die Goethe-Ausg. würde ich Ihnen mündlich manches sagen. Daß sie eigentlich castrirt ist, macht einen sehr unangenehmen Eindruck. Der Urfaust ist famos. Halten Sie nicht für möglich, daß die Scene in Auerbachs Keller überhaupt auf d. Schweizerreise, gleichzeitig mit jenem tollen Tagebuch entstanden ist? Herzlich Ihr AS.
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Auszug:
Lieber freund, Dank für Ihren Voss und brief und karte. Heine war schon unterwegs an Sie, da Sie ihn ablehnten. Wenn Sie ihn mir zurück schicken, hab ich eine passende verwendung für das ex. Böhlau ist über die mö – – – Ich wurde unterbrochen, der anfang blieb liegen, die post bringt den Heine; ich danke dafür; dass Ihnen die idee gefällt macht mich sehr zufrieden; ich habe bedenken gehabt, als ich sie erfand: harte philol. können sagen: dies hat nie als B. d. ll. existiert. Auch Elster nahm anfangs anstoss, als ich ihn für meinen plan zu gewinnen suchte, befreundete sich aber dann damit. Die vorr. ist unter starkem drängen geschrieben; Elster hatte mich sitzen lassen, z. tl. freilich ohne schuld. So ist sie zu lang geraten und etwas quatschig. Auch stimm ich nicht mit allem überein, hätte lieber nur das herausgehoben gehabt, was diese fassung anders macht als spätere, u. dessen ist unglaublich viel, woraus sich der junge H. poetischer zeigt als der alte. Aber ich kann die vorreden nicht so schreiben lassen, wie ich sie für recht halte, wobei noch gar nicht gesagt wäre, dass es so recht wäre. Der fall drückt mich nun schwer, wenn ich an zs.-beiträge denke. Wie oft werd ich da meine meinung verleugnen müssen oder um eines guten wortes willen viel mässige ertragen; und das aller schlimmste, gelegentlich doch auch nur um der person willen!! Es gibt für den unabhängigen und schroffsten redacteur grenzen. U. ich fürchte mich sehr vor diesen. – – Böhlau ist, um auf das angefangene zurückzukommen, über die möglichkeit, der jahresbericht werde zu gross u. zu belastend für die Vjs., ängstlich geworden; u. so werden zunächst keine regelmässigen berichte u. nicht umfassende erscheinen, bis die neue zs. auf festen füssen steht. Aber wir wollen einstweilen langsam anfangen und muster von kurzen, lebendigen, geschmackvoll zusammenfassenden berichten geben und Sie sollen ja das jahr 1888 sich zusammenstellen u. sobald sichs lohnt los schiessen. Über die äußere u. innere art schreib ich ihnen einmal mehr; heute nur noch, dass Sie alle bücher gratis bekommen, welche die verleger gratis als rec.ex. abgeben, und 40 m. honorar pro bogen bericht.
Das 1. hft. soll anfangs märz heraus; ich fürchte es wird anfang april werden. Doch brauch ich vorher ms., um übersicht zu haben. Also müssen Sie was wählen, das bald fertig sein kann. Haben Sie denn keinen entwurf, keine reichlichen notizen für den verlornen Raimund? Oder Grillparzers Ahnfrau: fragen Sie doch Konegen direkt, ob er ein 1. heft bald bringen will. Warum sollen Sie die studien noch länger ablagern lassen? Vor Cotta brauchen Sie gewiss keine scheu zu haben: steht in Ihrem kontrakte, dass Sie nichts über Grillparzer drucken lassen dürfen? wenn das nicht drin steht, haben Sie freiheit, jedes kapitel Ihrer biographie da u. dort zu publicieren, nur dürfen Sie eben nirgends eine ganze biogr. veröffentlichen. Das ist also kein anstoss. Bis mitte januar bitte ich um ms. U. ausser dem österreichischen, an dem mir wegen des ministeriums, wie neulich schon gesagt, liegt u. das ich von Ihnen am liebsten hätte, weil Sie den grösten ! plan dazu u. wol am längsten hegen (während die andern an reichsdeutsche themata gebunden sind) schicken Sie jedesfalls die Lessingsche Faustquelle als abhandlung? und was sie sonst an neuem zu Schmidts buch notierten als miscellen.
Dass Sie den Elpenoraufsatz mit Demetrius in verbindung bringen, überrascht mich ungemein. Ich habe bis zu Ihrer bemerkung keinen moment an Demetrius gedacht. Ich habe überhaupt an gar keine parallele gedacht und suchte mich recht eigentlich auf das fragment zu beschränken. So möchte ich wol auch einmal an den Göchhausenschen Faust herantreten. Nur ist es da schwerer, sich aller einfälle zu enthalten, welche der vervollständigte Faust gibt u. wol auch kaum erlaubt. An die Schweizer reise hab ich noch nicht gedacht. Aber ich möchte die schülerscene (u. dann wol auch den keller) nach Leipzig setzen. Mich dünkt der pedantische Meph. so schal, dass er nur als persönliche karikatur (Clodius??) wirken kann, also im kreise der Leipziger zechbrüder. Für Strassburg ist so fuchsenmässige erfahrung undenkbar, obwohl das ausschliessliche besprechen der medicin eher dahin als nach Lpz. passt. Vielleicht verbrenne ich mir den mund einmal mit solchen hypothesen. Mehr noch aber reizt mich die verquickung der nachtscene u. Wald u. höhle: da ist ein angelpunkt, da war etwas einfacher, was später gespalten wurde; und das einfache möchte ich zu ende denken können; aber es klappt noch nicht in meinem hirn.
Bartsch ist ein lump. Ich habe seine totenschau leider gelesen. Zarncke begräbt in der Nibelgenvorr. die streitaxt u. reibt sich im Ctrbl. doch an Scherer.
Ihre empfindung für Schönbach ist mir so wol erklärlich, dass auch ich nicht nur mit kritik an seine ‚nebenstunden‘ herantrete; mir ist leid, seinen enthusiasmus zu stören; mir ist aber eben so leid, dass er sich solche blössen gibt – denn dafür halt ich die vorlesungen –; und aus diesem dilemma kam ich nicht hinaus, hab ihn geschont, mehr als mein gewissen erlaubt, ihm einwürfe gemacht, mehr als seine liebhaberei vertrug. Schliesslich kam es doch zu keinem ernsten kampfe, u. wir sind gute freunde, die sich nur etwas genauer kennen lernten: der eine hält den andern für zu beschränkt, der andere den einen für zu schweifend. Treulich Ihr BSfft.
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Auszug:
28.12.87.
L. F. Ich bin heuer mit Antworten an Sie so saumselig gewesen, daß ich nicht auch noch das neue Jahr heraufkommen laßen will, bevor ich Ihnen geschrieben habe. Glauben Sie mir, es war neben einer Reihe tiefeingreifender innerer E[rl]ebnisse, von denen niemand im Zusammenhange weiß und die ich Ihnen nur in langwierigem Gespräche darlegen könnte; neben diesen inneren Erschütterungen und Zerrüttungen, die drei Viertel dieses Jahres ausfüllten, war es hauptsächlich die nun eben fertig gewordene Grillparzer Ausgabe, die mich außer allen Verkehr mit meinen Freunden setzte. Denn Sie werden von andern Grazer Freunden dieselben Klagen über mich vernommen [ha]ben. Nun bin ich wenigstens auf eine Zeitlang den Correcturen entbunden. Auch sonst schaffe ich mir manches vom Halse: in einem Jahre etwa werde ich meine ganze Zeit frei für Untersuchungen haben. Gott genade der VJS die sie alle aufnehmen und den Lesern, die sie alle verdauen müßen.
Ihr Programm finde ich präcis, einfach, polemisch-sicher; lapidar. Ob nicht zu wortkarg? Ich bin etwas entsetzt über das niedrige Honorar. Ein Mensch wie ich, der viel verdienen muß, der kraut sich hinter den Ohren bei 20 Mark! 40 für den Jahresbericht klingt schon etwas besser. Sie sollen aber in der ersten Z[ei]t alles haben, was Sie von meinen Sachen brauchen können. Einen Aufsatz über Stolberg habe ich Zwiedineck versprochen: Das ist aber ohnedies nichs für Sie. Bis Mitte Januar bekommen Sie gewiß etwas von mir noch fürs erste Heft. Wie es ausfällt, kann ich noch nicht sagen. Vielleicht auch eine Kleinigkeit über österreichisches, für das Schmidt übrigens einiges zusammenstellt.
Die Grillparzersachen sind deshalb so verwickelt, weil sich in alles meine Kenntnis der Papiere hineinschlingt und da passen die Cerberusse in Wien: auf der einen Seite die Stadtbibliothek und ihre Behüter, auf der andern Seite Minor als Gegner auf u. mir sind die Hände gebunden. Was hätte ich sonst alles!!
Möchten Sie mir nicht einiges von dem verrathen, was Sie an Manuscript-Vorrat haben. Ich will es still ins Herz beschließen.
Unter den Briefen Bürgers an Goeckingk, [de]ren ich 80 Stück besitze, ist einer, biographisch vielleicht der interessanteste, den wir von B. haben, indem ! er ein Stück glühendsten Liebesbriefes an Molly enthält. Ich habe eine Zeitlang gedacht ihn abzutrennen u. für Heft I darzureichen; ein Anknüpfungspunkt an Gedichte für eine einleitende Bermerkung hätte sich gefunden. Aber einmal sind ein paar ziemlich freie Ausdrücke im späteren Verlauf des Briefes, die für diesen Zweck vielleicht nicht ganz [p]aßten, während sie im weiteren Fortgang der Ztschrft Niemandem ! geniren und zweitens würde mir der Rest der Correspondenz ziemlich entwerthet. Und wenn ich auch nicht verlangen kann, daß Sie alles freundschaftliche Gewäsche drucken, so ist doch die Mehrzahl der Briefe deshalb des Druckes bedürftig, weil die Antworten Göckingks in der Strodtmannschen Sammlung zugänglich sind.
Noch ein Wort vom Grillparzer. Bitte sind Sie mir nicht böse, daß ich Ihnen kein Ex. d. Werks schicken kann, da doch Schönbach eines erhält. Ich bin ihm von meiner Grazer Zeit her mannigfach verpflichtet; er hat mir unter anderem [s.] großes Predigtbuch geschenkt; er hat sich ferner viel mit Gr. beschäftigt; vieles mit mir durchgesprochen etc. Für Sie haben ja auch die ganzen Werke weniger Interesse u. die Einleitung, auf die ich allein Wert lege, erhalten Sie baldigst. Sagen Sie mir ein gutes Wort drüber; denn es hängt – neben vieler, vieler Mühe; denn fast hinter jedem Satze steckt eine Untersuchung – es hängt mein ganzes Herz dran. Mit dieser Liebe habe ich nichts geschrieben seit der Widmung der Neudrucke und fast will es mir scheinen, als würde ich nichts mehr mit [di]eser Liebe schreiben; denn in dem großen Werke, das ich gewiß ausführe, müßen die andern Geisteskräfte überwiegen. – Bald werde auch ich Ihnen zu schweifend sein; aber nein: ein kleines Gebietchen zu träumen, ja phantasieren, zu schwelgen; das gestehen Sie ja jedem von uns gern zu. Grüßen Sie mir Ihre liebe Frau vielmals und laßen Sie uns auch fernerhin an einander festhalten.
Treulichst Ihr AS.
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Auszug:
LFr. Ihren brief hab ich sehr erwartet. Ich finde heute nicht zeit zu längerem danke, wie ich gerne wollte. Über den Grillparzer bedarf es keines wortes. Ich habe auch Steinmeyer versichert, dass er in allen dingen Schönbach die erste hand lassen möge. Ich meine, er ist eifersüchtiger als ich, und so lange ich mich an die gesinnung halten darf, wie bei Ihnen, kommt mirs auf kein äusseres zeichen an. Auf die verheissene vorrede freu ich mich aber natürlich trotzdem. – Für die Vjs. habe ich im vertrauen: Briefe u. akten zur biogr. Wernickes von Bobé; Minor, Thomasius (allgemein); Hoffmann, Hamannbriefe an Nicolai (nicht viel wert); Martin, ein hexametrist vor Klopstock (mau); Kögel, Kleinigkeiten zu Goethe (Faust, Gedd.; wirkl. kleinigkeiten); Jonas, Parallelen zu d. Votivtafeln (unverarbeitet); Strauch, Scheitinana (weinschwelglitt.; sehr gelährt u. trocken); Harnack, Goethe u. Wv Humboldt (nicht übel), Bolte, Eine gesgsposse aus d. 17 jhdt.; Miscellen von R Köhler, Boxberger, Minor. Ich soll in nächster zeit erhalten: Schmidt, Proserpina u. miscellen; Bächtold, N. v. Wegle; Burdach, Perioden der LG.; Suphan?; ausserdem bald versprochen: Waldberg 17. jhdt.; Karl Rieger, Schiller, Solon u. Lykurg; Werner, Zur physiologie der lyrik u. a. m. von Muncker etc. Stoff genug, aber vorläufig nichts wirklich bedeutendes in meinen händen. U. nichts Österreichisches. U. doch wäre nur mit diesem einige hoffnung auf ministerielle unterstützung. Was bekomme ich denn von Ihnen? Schicken Sie mirs ja recht bald; ich habe jetzt schon mehr als ich im 1. heft unterbringen kann. Wenn Sie mir zeitig was schönes schicken, schieb ichs aber noch vor. Nur kann Ihnen jede post den rang ablaufen. Ihren Bürger stutzen Sie mir für ein späteres heft zurecht, bitt ich. Ihrem Voss kenn ich leider noch immer nicht. – Ja, das honorar ist klein, aber Teubner u. Weidmann zahlen nicht mehr, u. nach meiner berechnung ist auch so u. trotz der beihilfe Serenissimae der verleger wol noch schaden ausgesetzt. Ich verarge es aber niemand, wenn er, was für weitere kreise sich anrichten lässt, in besser zahlende ????? gibt. In der Vjs. muss der gelehrte ruhm das honorar ergänzen. Prosit neujahr! Wir bleiben treue verbunden. Auch grüsse meiner frau. Ihr BSfft. 31 XII 87.
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Auszug:
L. Fr Wenn Sie sich die Woche bis zum 15 gedulden wollen – denn diesen Termin [h]aben Sie mir gesteckt – sollen Sie von mir bekommen: 1.) Einen kleinen wichtigen Aufsatz: Das Phantom in [L]essings Faust (Calderon, Corneille) 2) Als Miscellen: a.) Ein muthmaßlicher Aufsatz Grillparzers b.) Nachträge zu Bürgers Gedichten, Briefen; vielleicht auch c.) Zu Schreyvogels Donna Diana. – Ich kann nicht einsehen, warum Sie nicht lieber auf Suphans, Schmidts, Burdachs Beiträge warten wollen, wenn auch eine kleine Verzögerung eintreten sollte. Für die Subvention von Seiten des M.s ist es wichtiger, daß der Redacteur in Ö. ist u daß alle öst. Fachleute Mitarbeiter sind als daß öst. Litteratur darin betrieben wird. Denken Sie an die VJS für Musikwissenschaft, wo ähnlich Adler in Ö. ist; Spitta & Chrysander nicht. – Vielen Dank für Ihre Mittheilungen. Werner hat in Franzos’ DD. über d. Physiologie der Lyrik bereits gehandelt. Ganz vernünftige Einfälle in seiner unglaublich quatschigen Manier vorgetragen. Hat denn Der nichts Österreichisches? Minor – Schiller??!
Herzlichst Ihr AS.
4.1.88.
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Auszug:
Graz 6 I 88
Harrachg. 1
Lieber freund
Gestern ward ich abgehalten Ihnen zu schreiben, heute kommt glücklich Ihre karte dazu.
Gestern nemlich wollte ich Ihnen wegen Ihres schülers Fellner schreiben. Er war bei mir, es scheint mit dem drucke seines Immermann bald zu ende zu gehen, er sprach vom rigorosum. U. wegen des letzteren möchte ich Ihre geheime hilfe anrufen. Mir machte nemlich in den wenigen gesprächen die ich mit F. hatte er den eindruck, als ob er sich zwar mit feinheit in die einzelheiten seiner Immermannfunde vertieft habe, aber darüber hinaus nicht gut beschlagen sei. Wenn ich mich teusche, desto besser; Sie werden das beurteilen können. Aber wenn ich mich nicht teusche, so setzen Sie, der einfluss auf ihn hat, ihm zu. Denn ich möchte um alles in der welt nicht, dass er sich im rigorosum blössen gibt. Ich habe ihm selbst einiges gesagt; aber wenn ich als examinator in spe zu ihm spreche kommt alles so autoritativ heraus u. ich möchte den mann nicht zu ängstlich machen. Ich habe deswegen besondere sorge, weil ich mit Schönbach neulich bei einem rigorosum einen bösen zusammenstoss hatte: er nahm es sehr übel, dass ich seinem Bezjak nicht wie er das ‚ausgezeichnet‘ gab, das er nach meiner sachlichen überzeugung nicht verdiente. Schönbach deutete das so, dass er mir nicht wissenschaftlich u. streng genug examiniere. Nach einer sehr peinlichen auseinandersetzung haben wir uns wider beglichen. Aber ich fürchte, es bleibt so viel davon zurück – was ich natürlich F. nicht sage –, dass Schönbach höhere anforderungen stellt, besonders wenn die dissertation aus der neueren litteratur genommen ist. Es wäre mir leid, wenn F. darunter litte. U. doch scheint er mir mit dem MA nicht auf gutem fusse zu stehen. Ich kann Schönbach natürlich nicht hindern u. will es nicht: denn nach dem, was ich mir erzählen lasse, wird hier wirklich mit dem ‚ausgezeichnet‘ ein misbrauch getrieben, an dem ich mich nicht beteiligen werde. Ich habe auch widerholt kandidaten abgeschlagen, ihnen ein engeres gebiet zum rigorosum zu bezeichnen, wie das bisher usus gewesen sein soll. Ich kann nicht verlässlich erfahren, wie Ihre praxis war. Sie werden sich selbst denken, dass ich mich über derlei mit Bauer u. Gurlitt benehme und deren billigung dazu eingeholt habe, auch dass ich Schönbach davon verständigte, der mir allerdings nur das recht, nicht mehr, dazu zugesteht. Ich sehe keinen grund, warum die promotion so sehr erleichtert werden soll. Ich glaube nicht, dass ich die kandidaten mit detailfragen belästige; aber ich will mich überzeugen, ob sie einen begriff der geschichte von 15–1800 haben. Ich bin durch die prüfungsordnung gehalten, das thema der dissertation abzufragen, ich werde natürlich mich auch an verwandtes halten – wie ich F. erklärt habe, dass ich bei ihm eine besondere kenntnis des dramas u. der dramaturgie der ganzen neuzeit voraussetze – aber er muss mir auch über andere dichtgattungen die hauptsachen sagen können.
Ich glaube in all diesem auf Ihre zustimmung zählen zu dürfen. Ich schreibe so viel davon, weil ich Sie bitten möchte auf F. in diesem sinne einzuwirken; er scheint das für unberechtigte ranküne zu halten, er meinte – ganz irrig – das rigorosum diene lediglich dazu festzustellen, ob die dissertation vom kandidaten verfasst sei. Ich weiss nun nicht, ob Sie ihm darüber gelegentlich äusserungen zugehen lassen können u. mögen. Mir liegt daran, dass Ihr schüler mit ehren durchkommt. Aber ich bitte Sie ausdrücklich, ihn nicht ahnen zu machen, dass ich Sie darüber anging, u. alles vertraulich zu behandeln. Sonst wird F. kopfscheu, sieht die dinge, die ihm ohnedies ungeheuer erscheinen, grösser als sie sind; und sonst wittert Schönbach wider weiss gott welche intrige zu seinem sturze, da ich ihm vielmehr doch in die hand arbeite. Ich hoffe, Sie misverstehen mich nicht.
Conta benimmt sich unglaublich wunderbar u. alle meine versuche, in sein herz zu dringen, scheitern. Er brütet über Hamann, ich weiss nicht wie u. was. Im seminar bin ich gar nicht erbaut von ihm. Er hält sich für ungemein klug, hat gewiss auch sehr viel wissen, aber mit dem arbeiten geht’s schlechter, als da ich eintraf. Sie wussten ihn offenbar besser zu führen als ich. – –
Ihren beiträgen sehe ich mit verlangen entgegen. Schmidts u. Suphans beiträge sind noch nicht da, wurden aber von mir in das 1. heft natürlich schon eingerechnet, das ohne die herren mitwirker gar nicht erscheinen kann. Werners Zur physiologie der lyrik bei Franzos gilt mir weniger als Ihnen u. ich würde einen derartigen aufsatz in der VJS nicht abdrucken; er hat noch nichts eingereicht. Ihn oder Minor zu austriaca aufzufordern habe ich nicht lust; eine solche aufforderung ist ein halbes versprechen, das bestellte dann auch anzunehmen, und dazu sind mir die beiden zu unsichere leute. Mit Schiller will Minor später kommen.
Eine frage an Sie als Hölderlinkenner: Ist Hölderlins gedicht: An die klugen Rathgeber. „Ich sollte nicht mit allen Kräften ringen“oder seine andere fassung: Der Jüngling an die klugen Rathgeber. „Ich sollte ruhn? Ich soll die Liebe zwingen“ irgendwo gedruckt? u. ebenso ist sein Vanini. „Den Gottverächter schalten sie dich? mit Fluch“gedruckt? Ich fand beides in Schillers nachlasspapieren. Machen Sie sich keine mühe damit. Ich meine nur zu wissen, dass Sie sich mit Hölderlin besonders genau befasst haben u. also bescheid erteilen können.
Ihr Brandl soll aussichten nach Göttingen haben? dort ist Roethe an Goedekes stelle vorgeschlagen. Burdach soll gehaltloser eo. geworden sein. Braune lehnte berufung nach Heidelberg ab, höre ich, ich wusste gar nicht, dass Bartsch d. gr. ersetzt werden soll.
Leben Sie wol und bleiben Sie gut
Ihrem
Sfft.
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Auszug:
Prag II Stefansg. 3.
9.1.88.
Lieber Freund! Ich bin Ihnen für Ihre vertraulichen Mittheilungen sehr dankbar und bedauere nur, daß Sie mit Sch. sich nicht besser vertragen. Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt.
Bevor ich auf die Sache eingehe, gestatten Sie mir zwei Dinge vorauszuschicken. Erstens. Soweit ich mich entsinne, habe ich in Graz nur ein einziges Mal beim Rigorosum geprüft; der Candidat war ein Freund Schönbachs, ein Geistlicher aus Seitenstetten, ein älterer Herr und tüchtiger Schulmann, der allerdings in den allerneuesten Forschungen nicht bewandert war, aber sich in der Nationallit. vorzüglich auskannte. Möglicherweise habe ich ganz im Anfang jemanden geprüft, der mir fremd war. Darüber weiß ich nichts mehr. Von Hauffen habe ich noch die Diss. begutachtet; s. mündliche Prüfung fiel in das Interregnum. Ich erinnere mich noch, daß in den Reden bei der Abschiedskneipe scherzhaft hervorgehoben wurde: vielleicht hänge meine allgemeine große Beliebtheit davon ab, daß ich keinen geworfen habe, weil ich keinen geprüft hatte. Sie sehen also: von einer Tradition aus meiner Zeit kann gar nicht die Rede sein. Ich habe nichts eingeführt, aber auch nichts abschaffen können. Davon daß ein engeres Gebiet bezeichnet werde oder wurde, ist mir nichts bekannt.
Zweitens. Es ist aber niemand von Graz her mein Schüler im engeren Sin[n]e, wie denn durch meine raschen Übersetzungen überhaupt kein Germanist zusammenhängend 3 oder 4 Jahre um mich gewesen u. bei mir gelernt hat, es wäre denn ein oder der andere Lemberger. Die zählen aber gar nicht mit. Am wenigsten nun kann ich Herrn Fellner meinen Schüler im landläufigen Sinne des Wortes nennen. Er war vielleicht längere Zeit bei mir inscribirt. Ich erinnere mich aber nur, daß er im letzten Semester wirklich gehört [ha]t. Einmal war er im Seminar u. da kamen wir über Schillers Maltheser fast auseinander, wie unser Verhältnis überhaupt anfangs mehr ein gegensätzliches war. Erst als ich den glücklichen Griff mit dem Diss.-Thema that, faßte er Vertrauen zu mir, unsere Bzhg. erstarkten erst bei meinem Weggange u. wurden erst seitdem er im vorigen Winter 14 Tage bei mir war – buchstäblich Tag & Nacht bei der Arbeit – innigere. Ich habe ihn recht liebgewonnen als Arbeiter wie als Menschen, er hängt dankbar an mir u. wenn aus dem überreichen Materiale s. Immermann halbwegs etwas geworden ist, so darf ich mir das allerdings zum Verdienste anrechnen. – Aber Sie sehen aus dieser Darlegung meiner Bzhgen zu ihm: an den Lücken in seinem Wissen, an seinem ganzen Entwicklungsgange bin ich vollständig unschuldig.
Was Sie mir nun schreiben, das habe ich ihm mündlich & schriftlich oft und oft gesagt; [e]r hat auch, so weit es neben einer anstrengenden Detailarbeit, neben dem Drucke eines 30 Bogen starken, z. Thl petit gedruckten Buches angieng, in früheren Epochen gearbeitet. Über das Ausmaß s. Wissens bin ich gleichfalls nicht orientirt u. müßte bei der Prüfung ganz so vorgehen wie Sie. Vor Ihnen scheint er aber nun freilich eine Höllenangst zu haben, das schließe ich aus einzelnen Äußerungen von ihm selbst & sowie aus Schönbachs Frage zu Ostern, warum er denn nicht das Rigorosum in Prag ablege. Wenn Schönbach ihn jetzt härter anließe als er sonst geth[an] hätte, thäte es mir um Fellners gegenwärtigen Ernst & Fleiß leid. Was an mir liegt, will ich nicht fehlen lassen: ihm noch einmal energisch zur Arbeit rathen, ihm ins Gewissen reden. Ich kann dies ohne daß es ihm auffällt getrost thun, danke Ihnen auch für alle Mittheilungen herzlichst. – Daß es mit Conta nicht vorwärts geht, ist schade. Manchmal bedürfte er mehr eines Seelenarztes u Freundes denn eines Lehrers. Obgleich er mir zu schreiben versprach, hat er es doch nicht gethan. Seit meiner Abreise weiß ich nichts mehr von ihm.
Wie macht sich der junge Zeidler?
Wegen Hölderlin schreibe ich in einigen Tagen. So weit meine Erinnrung reicht, sind die Gedichte unbekannt. – Ich nehme in den Seminarübungen des Sommers Heine nach Ihren Neudrucken. Herzlichst Ihr treu ergebener
AS.
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Auszug:
Dank für Ihren brief, l. fr. Ich glaube, dass ich mich mit Sch. besser vertrage, als er sich mit mir. Übrigens hat das gewitter neulich die luft gereinigt u. unsere beziehungen sind sonnenhell. Wenigstens von meiner seite. Ich habe mir fest vorgenommen ihm nichts übel zu nehmen u. habe das bisher zu wege gebracht. Vor mir bräuchte sich F. nicht zu fürchten. Bauer versichert mir auf befragen, dass ich nicht unangenehm examiniere. Seien Sie auch überzeugt, selbst wenn einer hier Ihr schüler zu heissen verdiente, würde ich keine etwaige unwissenheit nur ihm zuschreiben: denn ich weiss einerseits was für anforderungen Sie an sich u. andere stellen u. andrerseits dass der beste lehrer gegen viele stud. ohnmächtig ist. Die beliebtheit, die Sie erwarten, vermag ich nicht zu erringen, ich bin nicht so herzlich mit den studenten. Zeidler macht mir freude. Aus ihm kann etwas werden, wenn er ausdauert. Conta ist ein rätsel, ich glaube auch für sich. Wäre nicht auch Bauer unzufrieden mit ihm, so würde ich die schuld seines zurückganges in mir allein suchen. Es nähern sich jetzt ein paar leute dem doctorate u. examen, die kaum dazu reif sind. – Wenn Sie Ihre seminaristen anweisen, DLD bei einem sortimenter zu bestellen und wenn dieser den henningern sagt, er beziehe für Ihr seminar fest u. baar, so erhalten die seminaristen einen sehr bedeutenden rabatt, was bei dem preise des Heine schon von belang ist. Event. will ich den Henningern darüber schreiben, wenn Sie es wünschen. – Herzlich grüsst BS.
Graz Harrachg. 1 12 I 88
Hrn Kelle danke ich für seine heute eingetroffene zusage zur VJS (Er will bald was dafür schicken!)
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Auszug:
Aber, l. frd., heute ist der 20 u. Sie haben bis 15 beitrag versprochen; bitte bitte das ms. u. jedenfalls antwort!
Treulich
Ihr
Sfft
Graz 20 I 88
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Auszug:
L. F. Ich habe Ihnen gestern und vorgestern trotz Ihrer Mahnkarte nicht geschrieben, weil ich nicht absehen [k]onnte, was aus meiner Abhandlung werden wird. Ich bin auf Abwege gerathen gewesen, glaubte durch Vergleiche mit dem Volksschauspiel etwas zu finden, litt unter einem furchtbaren Mangel an Hilfsmittel (auf der Bibliothek fehlte Creizenach; Das Kloster war verliehen etc.). Ich schreibe das nur, damit Sie sehen; ich war wirklich bei der Arbeit; wohin einen diese führt kann man gerade dann am wenigsten sagen, wen[n] man glaubt fertig zu sein. Nun habe ich mich auf meinen ursprünglichen Plan beschränkt u. bin beim Aufschreiben, meinte auch, die Blätter heute fortschicken zu können. Es ist aber schon zu spät. Hoff[en]tlich bin ich bis morgen früh fertig. Es sind circa 20 Blätter nach bei- liegendem Format; können Sie mir also so viel Platz noch schenken im Heft, so thun Sie es, bitte!
Von den Miscellen, die ich versprochen h[a]be, kann ich zunächst nur das über Bürger schicken (das andre hat sich in Luft aufgelöst.). Ich weiß nicht, ob Sie den Brief ganz abdrucken lassen wollen, oder vielleicht Einleitung u. Schluß wegstreichen; desgleichen wie Sie es mit critischen Anmerkungen handhaben wollen. Ich habe geschrieben: Bruch [C. Gauch] Wollen Sie das irgend anders haben, so bitte, ändern Sie nach Belieben, ebenso bei den Citaten. All das soll anders werden, wenn einmal ein Heft vorliegt.
Ich habe Ihnen, glaube ich, einen Brief zu beantworten: das kann ich dieser Tage nicht. Es soll baldigst geschehen. Haben Sie meinen Grillparzer bekommen?
Fischer – Tübingen!!!!!!!
Verzeihung
Ihrem
fleißigst-saumseligen
zum faustisch wissensdurstigem
Phantom gewordenen AS.
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Auszug:
25. Jan.
Lieber Freund und armer Redac[te]ur! Sie müßen die Leiden Ihres Amtes früh kennen lernen und es muß ärgerlich sein, durch Stimmungen und Hemmungen Fremder gehemmt zu sein. Nun ist aber hier meine Abhandlung. Ich bin begierig, was Sie dazu sagen. Ich bin vorsichtiger gewesen, als es vielleicht nothwendig gewesen wäre. Die Sache selbst scheint mir aber sicher. Ungleichmäßigkeiten beim Citiren müßen Sie entschuldigen. Das spanische Orig. habe ich nur dort citirt, wo die deutsche Übersetzung schlecht ist und ein Misverständnis möglich wäre.
Ein Brief über anderes nächstens.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
aufrichtig Ergeb.
ASauer.
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Auszug:
Graz 27 I 88
Lfr. Dank für alles.
Ob ich den Bürgerbrief ganz drucken soll? bezw. darf? Beckers Taschenbuch ist doch nicht so selten? oder? Mir wäre lieber, Sie entschlössen sich, nur zu sagen was Sie sagen: der brief sei ein neuer beweis für Bürgers rücksichtslose redaktion; er handle von gedd. u. zwar etwa den u. den usf. Dann die stelle von der Werthertracht u. bruchaufschneiden wörtlich u. Ihre notiz über Goethes Tr. d. Empfinds. u. Bürger Sachskenntnis daran. Wärs Ihnen so recht? Ich denke Sie misverstehen mich nicht: die herren mitwirkenden haben eigens darauf gedrängt, dass wenig ‚neugedruckt‘ werde.
Dann: glauben Sie dass Bürger unmöglich bruch geschrieben haben kann? Ein herausgeber verläse leichter Bauch aus Bruch meine ich als umgekehrt. Und Bruchoperationen sind doch auch möglich; dazu ist Bruch mehr etwas krankhaftes als bauch; und das ‚verheimlichte‘ passt auch besser auf bruch als auf bauch. Ich glaube, zur konjektur sind Sie durch Goethe u. H Sachs verführt worden, deren zusammenhang mit Bürger durch Bruch etwas weiter wird aber doch noch besteht.
Ihre LessingFaustquellen hab ich noch nicht so gründlich durchgegangen als nötig ist: denn fürs flüchtige überlesen, zu dem ich heute allein zeit fand, ist der artikel zu fein. Dazu ist mir der ungeheuerliche Calderon noch immer ein unverdauter genuss und also kein genuss, so oft ich ihn aufs neue zu geniessen versuchte. Und – ich hab jetzt keine stimmung.
So wenig, dass ich Ihren Grillparzer noch nicht las. Zerstückelt mag ich ihn nicht lesen, ganz kann ichs nicht. Wenn Sie einmal eine stunde haben, wo Sie mit Ihrer lage unzufrieden sind, dann klopfen Sie an Ihre brust und sagen: Gott, ich danke Dir dass ich nicht bin ein Goetheredaktor und Sie haben mehr recht dazu als der Pharisäer. Denn diese plackerei ist unerhört. Eine korrespondenz mit Burdach dem herausgeber des Divan, die mich zwar – fast wider erwarten in ihm einen ‚menschen‘ finden liess und sich also lohnt, aber doch eine beschwerliche: sie zählt nicht nach seiten sondern nach bogen. Und das alles um lesarten, kommata, apostrophe u. äussere einrichtung, zwischenstriche usf. Dazu korrekturbogen u. wenn ich auch nur redaktor bin, so muss ich doch bei dem wechsel der generalkorrektur genau zusehen. Dann liegt das ganze ms. zu den Noten u. Abhandlungen zum Divan da nebst krit. apparat, der herausgeber prof. sanctissimae theologiae meint es wäre manches zu ändern und gibt mir völlig freie hand. Ich muss dafür einen höflichen knix machen und tun was er hätte tun sollen und nicht tat oder nicht konnte. Und – er hat den lohn privatim u. öffentlich.
Ferner zeitschriftenkorrespondenz: wollen Sie das? wollen Sie jenes? Ja, nein, ja, nein und immer soll man höfliche sein. – Eine abhandlung wird jetzt gesetzt zur satzprobe. Ich hab zwar die typen schon längst gewählt, will aber doch sehen, wie sich unser zeug drin ausnimmt. Von den einsendern sind Sie zwar kein pünktlicher – so weit geht meine höflichkeitslügerei nicht, dass ich Sie auch Ihnen gegenüber übe – aber nicht der unpünkt- lichste. Der ‚mitwirkende‘ BS. vertröstet mich immer noch und wenn wir besser zusammenständen, hätt ich ihm schon lang gesagt: bitte bemühen Sie sich nicht. So stellte ich ihm ein ultimatum, das in diesen tagen abläuft.
Ich hoffe Ihre arbeiten unterzubringen, aber noch weiss ich nicht genau wie viel ms. der satz frisst. Seien Sie geduldig mit dem anfangsredacteur! bitte bitte! Ich darf ja im anfang den normalumfang der hefte nicht überschreiten, damit Sie billig sein können und also abonniert wird. Das ist nicht verlegerinteresse allein, sondern auch unseres: ohne abonnnenten ! können wir die VJS nicht halten.
Gehetzt – müde – ärgerlich nicht für mich arbeiten zu können (Sie seliger mann der unabhängigkeit!) – klammere ich mich erst recht an meine freunde an. Nehmen Sie den schutzflehenden milde auf!
Ihr
BSfft
28 I guten morgen!
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Auszug:
30.1.88.
Lieber Freund! An Verstimmungsfähigkeit wie an thatsächlicher Verstimmung geben wir einander nichts [n]ach. Und an dem ist hauptsächlich die Überbürdung mit Correcturen schuld. Sie sagen: ich sei unabhängig. Als der Grillparzer aus meinen Händen war und ich die überflüssigen Bogen wegwarf lagen über 1000 Bogen da, die ich im vorigen Jahre absolvirt hatte. Und da hatte ich schon einmal im Herbst nur Luft geschafft. Ich nehme mir fest vor, damit nun ein Ende zu machen. Wenn ich meine laufenden Arbeiten absolvirt habe: kriegt mich niemand mehr zu Texten. Es ist die schauderlichste, undankbarste, aufreibendste Arbeit. Ich fühle, wie ich langsam zu Grunde gehe. Vor vier Tagen war ich so elend, daß ich mir unsern Psychiater holen ließ!!
Freilich bringt Ihnen die Zs. neue Sorgen; aber ich glaube: die werden sich bald legen, sobald [S]ie Manuscript genug in Vorrat haben, stehen Sie leicht um einen verspäteten Aufsatz auch Ihres Mitherausgebers. Ich lasse alle Terminarbeit, auch die, welche ich mir selbst setze. Man hat im Colleg u Seminar schon Zwang genug. Freiheit! Freiheit! Freiheit!
An der Bürger-Notiz liegt mir gar nichts. Ich wollte den Brief anfangs auch nicht mitheilen; aber ich fand, man verstehe meine Bemerkungen sonst nicht. Bitte: ändern Sie ganz nach Ihrer Meinung. Am besten aber ists, Sie werfen die Notiz in den Papierkorb. Bruch kann ich nicht für wichtig halten. Einen Bruch deckt man nicht mit der Weste zu. Dann weiß ich zwar nicht, wie eine Bruchoperation vorgenommen wird; aber daß man aus der Wunde Dinge herausziehen könnte, glaube ich nicht. Also in den Papierkorb. Denselben Ort möchte ich auch am liebsten der Faustuntersuchung anweisen; da aber einige wichtige Seiten beim Abschreiben doch verändert wurden, so müßen Sie sich schon die Mühe nehmen, mir das Man. gelegentlich zurückzuschicken; ich will es dann im Zusammenhang des größeren Themas: ‚Lessing u. Calderon‘ später einmal umzuarbeiten trachten. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen mit nichts passenderem dienen konnte; mir thut nur leid, daß ich den Januar damit verschustert habe.
Wegen Hölderlin habe ich nach Lemberg geschrieben, leider aber keine Antwort bekommen; ich kenne die Gedichte nicht. – Kelle scheint Ihnen etwas aus seinem Man. über die Lit.gesch. des 14/15 Jh. schicken zu wollen, das angeblich fertig da liegt. Hier macht Au[fs]ehen, daß Brandl nach Göttingen kommt; ich bin froh, daß ich ihn los bin. Wir haben uns sehr schlecht vertragen. Vielleicht interessirt es Sie zu hören, daß ich eine Unmasse Briefe von Voss & Boie an Goeckingk jetzt in Händen habe. Manches interessante.
Wie geht es Ihrer Frau? Grüßen Sie sie mir aufs beste und laßen Sie bald wieder etwas von sich hören. Sie sind mir in jeder Stimmung gleich herzlich willkommen.
Treulich Ihr AS.
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Auszug:
Lfr. Nein nein, so hitzig bin ich nicht. Ihr Bürger kommt mit der erlaubten kürzung aber wol erst im 2. hft. Ihr Calderon-Lessing-Phantom ist ins 1. hft eingereiht u. hoffentlich teuscht mich meine berechnung des verhältnisses von ms. zu druck nicht, so dass er drin bleiben kann. Oder ist Ihr letztes wort ein befehl, den artikel zurückzuschicken? Ich denke, Sie lassen mir ihn.* – Aus Voss u. Boie geben Sie mir doch eine auslese des besten? – Ms. für 2 hefte liegt da; nicht aus mangel warte ich auf Suphan, sondern weil ich leute, mit denen ich heikle beziehungen habe, mit glacéhandschuhen anfasse. – Mit Hölderlin möchte ich Sie nochmal plagen: ich erhalte briefe von ihm an s. mutter 24 I 01, an s. schwester 23 II 01, an ihn von Gonzenbach 11.IV.01 u. 13.IV.01. Sie sind doch ungedruckt? Sie liegen in Stuttgart. ––
Ihren missmut über allerlei versteh ich recht wol. Schütteln Sie sich wie ich und spreizen Sie sich, nicht Goetheredaktor, Zshg. u. DLDhg. zu sein, davon das erste das härteste ist. Treulich Ihr BSfft.
* NB Ihr ms. geht dieser tage in die druckerei. Es wird schon gesetzt an hft. 1.
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Auszug:
Graz 16 II 88
Sehr lieber, teurer freund
Nun erleben Sie auch den schmerz, der keinem von uns erspart bleibt, der sein leben nicht allzu früh endigt! Kenn ich Sie recht, so hangen Sie an Ihrer toten wie ich an der meinen. Man weiss nicht, wie mans tragen soll, die mutter zu missen und würde lieber sich selbt begraben als sie. Ich versuche nicht mit einem worte Sie zu trösten. Das ist alles nichts, was man sagen kann. Es gibt nur eine hilfe: arbeit und die betäubt langsam. Ich weiss es wie heute wie mir war da meine mutter vor gut 2 jahren von mir ging. Den vater hab ich gar als student eingesargt. Sie sind glücklich ihn noch zu haben. Und ihn zu stützen, wird eine stütze für Sie selbst sein.
Ich drücke Ihnen freundschaftlich die hand und meine frau bedauert Sie gleicher weise herzlich
Ihr
treuer
BSeuffert
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Auszug:
Lieber Freund! Tausend Dank für Ihre theilnehmenden Worte. Es hat einen Riß nicht blos in mein Inneres gemacht; auch meine äußere Existenz ist mit ei [ne]m Schlage eine andere geworden. Mein Vater ist gleich mit mir nach Prag gefahren und bleibt bei mir; wir haben vom Mai ab eine größere Wohnung gemiethet und werden zu wirtschaften beginnen. Zunächst bedeutet dies für mich leider eine Fülle von Abhaltungen und Störungen; später werde ich auch die Vortheile dieses Zusammenlebens ge[ni]eßen.
Ich sende Ihnen heute den Anfang der Correctur; finden Sie stilistisch etwas zu bessern, so haben Sie die Güte es zu thun; ich bin noch zu allem unfähig und mit persönlichen Verpflichtungen überhäuft. Ist Ihnen die neu eingefügte Anmerkung sehr störend, so hängt mein Herz nicht gerade so an ihr, daß ich gegen die Weglassung Protest erheben möchte. Es freut mich sehr, daß Sie meinen Aufsatz nicht verworfen haben; Ihre ersten Wote darüber klangen wie ablehnend, ich hätte es aber nicht übel genommen.
Wegen der Hölderlinbriefe finde ich in meinen Notizen nichts. Wollen Sie aber ganz sicher gehen, so wenden Sie sich in Berlin (Bertholds Vater) der die Hölderlinbriefe sammelt. Ganz sicher ist freilich das auch nicht; denn er kannte den [e]inen oder andern jener Briefe, die ich ihm im Drucke nachwies, nicht. (NB. Der Druck der VJS gefällt mir ausgez.)
Nochmals vielen vielen Dank und schöne Empfehlungen an Ihre Frau. Herzlichst
Ihr Sauer.
25.2.88.
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Auszug:
Lfr. Dank für Ihre worte u. die besten wünsche, dass Sie sich rasch in dem neuen verhältnis, das Ihnen doch auch seelisch und später körperlich – weil Sie von Ihren allzu grossen arbeitsvergraben abgehalten werden – wohltätig sein wird. – Ich habe nie gedacht Ihr Phantom verschwinden zu lassen u. begreife nicht, wie Sie zu der annahme kamen. Auch den Bürger wollte ich immer aufnehmen, nur den brief kürzen dürfen. Doch darüber sind wir nun einig.
Die adresse des Hölderlinsammlers in Berlin haben Sie in der eile ausgelassen. Bitte tragen Sie dieselbe noch nach! – Wegen Ihrer anm. hab ich dem verleger geschrieben u. hoffe, dass er sich darauf einlässt. Ich weiss ja noch nicht, wie er mit dgl. verfährt. Über Ihren Grillparzer sollten Sie einen brief haben, aber ich komme mit dem besten willen nicht dazu. Litterarhistorisch scheint mir die einleitung in jedem betracht ausgezeichnet. Es steckt kolossal viel drinnen, man merkt oder ahnt, wie viel arbeit voraus liegt u. dass sie liebevoll geschah. Nach der seite der charakteristik – ich darf zu Ihnen doch ganz ehrlich reden – scheint sie mir nicht gleich gelungen, da vermisse ich stärkere striche. Ihre liebe empfindet man überall u. sieht doch, dass Sie zugleich gerechtes urteil sprechen und einschränken oder tadeln. Ein richtiger beurteiler des ganzen bin ich mit meiner geringen kenntnis Gr.s und mit meiner noch nicht besiegten abneigung gegen ihn nicht. Für einen leser wie ich bin setzen Sie zu viel kenntnis auch der fragmente voraus; da müsste ich nachstudieren, was ich jetzt nicht kann. U. nun, um mein herz ganz auszuschütten – aber Sie nehmen mirs ja nicht übel! bitte!! – noch eines: Sie lassen Ihren mann ein kap. zu früh sterben u. verderben sich den guten ausklang, da doch die eingangsakkorde sehr voll und sehr schön gegriffen sind. Gerne schriebe ich mehr, aber ich kann nicht. Treu Ihr
ehrlicher
BSfft. 27 II
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Auszug:
29.2.88.
L. F. Geheimrat Prof. Litzmann wohnt Berlin W. Landgrafenstrasse 2. Was Ihr Urtheil über Gr. betrifft, so gestatten Sie mir folg. zur Antwort. Sie verfallen in den selben Fehler wie leider einige andre Leser des Heftes (so daß mich der SA. d. Einleitung schon reut), die Arbeit als etwas selbstän[dig]es anzusehen, während sie nichts sein wi[ll] u. kann als eine Orientirung für den Leser der Werke, vor oder eigentlich nach diesen zu studieren. Daraus erklärt sich auch der frühe Tod meines Helden, der sonst nicht zu rechtfertigen wäre. Hier war ein andrer Schluß geboten. Zweitens aber, das werden Sie mir – Ihre Person ausgenommen, wol selbst zugeben, daß in einer Einleitung zu einer 16bändigen Gesammtausgabe, welche in circa 10,000 Ex. verbreitet werden soll, auf welche Tausende warten, welche neue Leserkreise erobern soll, nicht auf Leute berechnet sein kann, welche dem Dichter Abneigung entgegenbringen. Hier ist zwar nicht Schönfärben, aber Liebe, Liebe und dreimal Liebe am Platze. Gerade meine Charakteri[stik] Grs. ist von allen intimen Kennern des Dichters so weit ich bis jetzt Urtheile habe, übermäßig gelobt worden; Sie stehen offenbar unter dem Banne der Schererischen Litteraturgesch., welche ich in jedemWorte bekämpfe. Aber das ganze ist ja nur eine bescheidene Skizze, ein Entwurf, möge die Ausführung Sie einst besser belehren. Herzlichst Ihr treu Erg. AS.
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Auszug:
Lieber freund, Darauf muss ich doch gleich ein wort antworten. Sie lasen nur das schlechteste heraus u. so hatte ichs gar nicht gemeint. Ich habe pech mit meinen worten an Sie. Ich halte die einleitung wirklich für ausgezeichnet vom litterarhistorischen standpunkt. U. wenn Sie sagen, sie sei für leute, die von der lektüre der 10 bände kommen, so treffen Sie den nagel auf den kopf. An liebe haben Sie mir eher zu wenig als zu viel getan; ich hätte die einschränkungen des lobes wahrscheinlich schärfer, aber gewiss kürzer gemacht wenn ich eine solche einleitung zu schreiben hätte. Scherer ist für mich durchaus nicht der verführer. Ich habe mir vorher meine meinung gebildet und habe den Schererschen vortrag in den Vortr. u. aufsätzen viel zu gut befunden. Dass mich seine änderung des urteils in der LG mehr freute als irre an mir machte, finden sie doch begreiflich. Mein urteil krankt hauptsächlich daran, dass ich den mann einfacher konstruiere als er war, wie es einem bei allen geht, dessen man nicht häufiges u. längeres studium zuwendet. U. nochmals: Sie brauchen Ihre skizze wahrhaftig nicht als bescheidene leistung zu bezeichnen; ich werde sie als ein muster litterarhistorischer arbeit zu betrachten nicht aufhören. Treu u. freundschaftlich ergeben Ihr BSfft.
2 III
Der verleger knurrt über Ihre nachträge in der korr. Ich habe ihm eben geschrieben, das gehe nicht an, er müsse sich künftig darauf einrichten.
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Auszug:
Lfr. Böhlau verlangte, dass Sie die Kosten des umbrechens der schon gesetzten nächsten 5 bogen zahlen sollten, wenn Ihre nachtragsanmerkung aufnahme finden müsse. Draufhin strich ich sie, nach Ihrer erlaubnis. Auf der änderung im text beharre ich und habe für die zukunft Böhlau mitgeteilt, dass er sich derlei gefallen lassen müsse. Nur kann ichs leider nicht beim ersten hieb in diese eiche erlangen.
Herzlich Ihr
Seuffert
Graz 7 III 88
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Auszug:
Prag 9.3.88.
Lieber Freund! Die Anmerkung habe ich [Ih]nen in Ihrem Ex. anheimgestellt. Die Änderungen im Texte bitte ich Sie aber auch dann aufrecht zu erhalten, wenn ich die Kosten derselben tragen müßte. Es muß ja im Anfange einer solchen Vereinigung jeder kleine Opfer bringen. Später wäre es doch das beste, Böhlau schickte an die Mitarbeiter die Abzüge in Fahnen.
Aus einer Inhaltsangabe der ersten zwei Hefte ersehe ich, daß das meiste Faust-Beiträge sind. Zu sonderbar! Schmidt soll einen Plan zum 2. Thl. aus den siebziger Jahren gefunden haben. Doch das wissen Sie besser als ich.
Herzlichst
Ihr AS.
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Auszug:
Lfr. Der schlusstag meiner vorlesungen machte mich zum vater eines mädchens. Es hängen sorgen an der freude, besonders um die frau. Ich denke aber nun, es soll gut gehen. Meine ferienarbeiten sind nun freilich sehr beschränkt worden, ich hatte diese störung später erwartet und nicht so intensiv und extensiv. Ich rappele mich müham auf zu thätigkeit. Ihre korrekturen ausser der anmerkung sind befolgt. Fahnenkorrektur habe ich für die zukunft schon durchgesetzt. es wird alles werden. Die juristen haben Böhlau bei seiner zs. weniger schmerz bereitet als die germanisten, sagt er. Ja, wir wissen eben immer noch was. Wenn so ein jurist die feder absetzt, causa finita est. Wie stehts wie geht’s! Ruhen Sie endlich einmal etwas? Oder schaffen Sie so fort?
Treulich
Ihr
BSfft
Graz Harrachg. 1
25 III 88
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Auszug:
Lieber Freund! Herzlichen Glückwunsch Ihnen und Ihrer lieben Frau z[u] dem häuslichen Segen. Gr[oß]es Glück muß immer theuer erkauft werden. Ein größeres aber gibt es auf Erden nicht! –
Ich habe zerstückelte 6 Wochen hinter mir. So lange mein Vater hier war, kam ich zu gar keiner Arbeit. Dann raubten mir 3 öffentl. Vorträge, die ich in besseren Tagen angekündigt hatte den Rest dieser Zeit. Momentan bin ich fast ohne Thätigkeit; nach Ostern aber muß ich wieder fest dran; zunächst für die Goethe-Ausgabe. Dann kommt der böse Umzug Anfang Mai; die Haushaltungssorgen. Glücklicher, der Sie Frau und Kind haben!
Wann kommt das erste Heft der Ztschrft. Ich lechze danach.
Fröhliche Festtage wünscht Ihnen Treu theilnehmend an Freude u Leid
Ihr AS.
28.3.88.
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Auszug:
Herzlichen dank für Ihre herzlichen worte l. frd. Ohne sorgen keine freude. Aber Ihr gelehrtenleben habe ich mit der ehe aufgegeben. – Viel freude zum Götz! - Lassen Sie mich einmal recht aufrichtig fragen, wie es mit Ihrer beschäftigung mit Nikol. Götz steht. Sie haben dafür viel getan und ich wähnte, Sie würden ihn mir wie den Uz gelegentlich in die DLD stiften. Nun taten Sie aber neulich eine böse absagerei gegen alle herausgeberei u. heute fragt mich Schüddekopf, ob er den Götz bei mir hg. könne. Dass Sie mir lieber sind als Schüddek. brauche ich nicht zu sagen. Aber ich halte es für sünde, Sie zu einem noch nicht versprochenen neudruck veranlassen zu wollen, da Sie keine lust dazu tragen. Sagen Sie mir also, ob Sie doch lust zum Götz haben oder nicht. U. wenn dies, wie ich fürchte u. worauf ich Schüddek. die ausgabe anvertrauen würde, geben Sie mir vielleicht noch ein paar nötige winke, wie ich Sch. das programm stellen soll. Vollständige ausg. wünschte ich nicht. Anakreon u. gestreute ll. aus Almanachen? – Was ist das seltenste u. nötigeste?
Ich habe heute das imprimatur zum letzten, 10. bogen des 1. hftes der Vjs erteilt. Freuen Sie sich nicht zu sehr. Strauch u. bes. Martin und gar FrJonas machen langeweile. Ich hoffe, es soll besser werden. Ich muss zunächst zu sehr diplomat sein; steht die VJS auf festen füssen, so kann ich den „aufgeklärten despoten“! spielen. Obs dann besser wird?
Treulich
BSfft.
1.IV 88.
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Auszug:
Lieber Freund! Meine Absage an die Texte dürfen Sie so ernst nicht nehmen. Ich war damals müde und verstreut. Seitdem Schönbach es für eine ‚Kunst‘ erklärt hat nhd Texte zu machen, erwacht dieser mein Kunstrieb sogar wieder sehr heftig und nicht blos der Uz gedeiht kräftig, sondern Ansätze zu einer Schreyvogel-Ausg. sind vorhanden. Bei Götz kann es sich um 3erlei handeln. Neu[druc]k des Anakreon (habe ich abgeschrieben u. collationirt) eventuell zusammen mit den Gedichten eines Wormsers, die bisher niemand kennt. Hat sie Schüd. gesehen? Etwa im Britischen Museum? Dies würde sich bequem an den Uz anschließen u. das würde u. könnte ich machen. 2) Sammlung der zerstreuten Gedichte mit den MA. Notwendig u. schön. Das mache ich aber nicht. 3) Aber Kürschner hat den ganzen Götzischen Nachlaß. Und die ganze Frage steht meiner Meinung nach so: Wer diesen erlangt, der macht eine kritische Ausgabe (ganz oder theilweise). Gelingt es Schüd. ihn zu ergattern, so soll er es machen; er ist sehr tüchtig u. genau, wie ich Ihnen aus längerem briefl. Verkehre versichern kann. Ich habe mich bisher um den Nachlaß vergebens bemüht u. ich könnte mich überhaupt für dens[elb]en bei K. erst einsetzen, bis ich meine Verpflichtungen bei der DNL. ganz erfüllt habe. Mein Rat ist: hat Sch. den Nachlaß oder kann er ihn kriegen, so laßen Sie ihn eine Ausgabe machen; wenn nicht, so warten Sie mit Götz überhaupt, bis der Nachlaß zugänglich wird. K. verkauft ihn gewiß einmal.
Über Ihre 70 nach Erscheinen des 1. Heftes. Treulichst
AS.
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Auszug:
L. F. Ich schicke Ihnen gleichzeitig meine Heinerec. u. bitte Sie um Elsters Adresse, damit ich ihm einen Abzug schicken kann. Sind Sie zufrieden damit?
Letzten Sonntag bekenne ich: las ich die VJS. Im ganzen können Sie sehr stolz auf das 1. [Hef]t sein. Schmidts Aufsatz ist – abgesehen vom schwulstigen Anfang ausgezeichnet; Supphans Briefe höchst interessant. Diese 2 Aufs. tragen die Ehren davon. Minor?!? – Martin in der That dürre und trocken; Strauch aber nicht schlecht. Bei Kögel Schmidts Beisatz zwar das wertvollste, aber die Ansagung zu der Anmerk. ist schon ein Verdienst. Nur das 19. Jh. hätte ich an Ihrer Stelle auch vertreten sein lassen und eine chronol. Ordnung hätte ich eingeführt. Minors Festaufsatz hätte trotzdem als Einleitung stehen bleiben können. Wann werden Sie als Autor theilnehmen?? Druck, Ausstattung etc. ist sehr gut. Möchten die A[bon]nenten nicht ausbleiben.
Ich übersiedle in der nächsten Woche in meine neue Wohnung u. es herrscht bei mir in Folge dessen ein etwas dissolutes Wesen. Aber was treibt Ihr in Graz: Leitgeb, Gross, Frau Kergel, Fellner!!! Freundlichst grüßend Ihr treulichst Ergeb. AS.
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Auszug:
Lfr. Dr Ernst Elster Jena, Vor dem Erfurterthore 3, kann sehr zufrieden sein. Ich danke Ihnen für die recensio. Ja, 19. jahrh. hätte ich schon angekündigt, wenn ich gehabt hätte. Aber wer gibt? Ich habe mich vergebens um Grillparzer umgetan und fahnde fürs 2. heft, obwols schon im druck ist, auf einen Rückert. Ich werde erst in nr. 3 auftreten. Die hh. mitarbeiter haben den vortritt. Chronologie ist innerhalb: 1) abhandlungen 2) neue quellen 3) miscellen. Sie werden auch am 2. hft. keine reine freude haben. Mein stolz ist jetzt Österr, Dtschld., Schweiz zu vereinigen, Berlin, Heidelberg, Leipzig zu versammeln, akademiker u. laien u. halbwüchsige genossen. Sch ! ich nicht auf multa u. multos, so fang ich keinen kritikaster und keinen abonnenten. Übrigens bin ich mit Ihren beifall sehr zufrieden. Meine anerkennung des 1. heftes ist reservierter. Jetzt ists lustig: Goethekorr., VJS. u. DLD-korrekturen zu gleicher zeit!
Treulich herzlich
BSfft
27 IV 88
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Auszug:
Lfreund: Eine bitte. Können Sie etwas hören, wer in Prag nachfolger des gestorbnen juristischen rechtshistorikers wird? Ist die fakultät antisemitisch? Ich wünschte so sehr, dass mein jüdischer freund Rosenthal in Jena, ein vortrefflicher mensch, der auch in seinem fache sehr tüchtig gilt und in österreichischer rechtsgeschichte geschriftstellert hat, aussichten habe.
Die frage kommt zu Ihrem umzug ungelegen, antworten Sie nach gelegenheit.
Herzliche Grüße Ihr
BSfft.
Graz 29 IV 88
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Auszug:
L. F. Für antis. halte ich die Facultät nicht; der einzige Jurist, mit dem ich überh[aup]t näheren Verkehr pflege, ist [ei]n Jude. Ob ich ihn in den allernächsten Tagen sehen kann, bezweifle ich; aber so bald ich irgend etwas erfahre, mache ich Ihnen Mitthlg. Ihr Bauer war in Jena bei der Schmidt-Féte mein Tischnachbar & gefiel mir sehr.
Herzlichst
Ihr AS.
Von morgen ab:
Prag Weinberge Hawlitschekgasse 62.
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Auszug:
Lfr. Glückauf zum haushalt! ich verspreche mir davon vor allem eine Ihrer gesundheit förderliche regelmässigkeit und abziehung von allzu angestrengtem fortarbeiten. Auch gemütlich wird es Ihnen behagen, so schwer der übergang sein mag. Mir wenigstens war nach jedem längeren alleinsein das fügen in die hausordnung zunächst lästig, bald aber woltätig und nützlich. – Dank für Ihre nachricht aus der jurist. fak. Vergessen Sie die sache nicht. Der mann ist noch besser als sein erster eindruck; ich kenne ihn seit 1872 und habe jahrelang täglichen und wochenlang stündlichen verkehr mit ihm gehabt. Also wenn Sie Ihrem bekannten ein gutes wort zuflüstern können! ich rechne es Ihnen an als ob Sie mir ich weiss nicht was täten! Schüddekopf schreibt, die zerstr. gedd. Götz habe er beisammen, die Gedd. eines Wormsers 1745 (1752 existiere kaum) in Halberstadt gesehen, Kürschner wolle oder habe nach Amerika verkauft, da seien die hss. also doch verloren.
In treuen
Ihr
BSfft.
Graz 8 V 88
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Auszug:
Prag, Weinberge.
Hawlitschekgasse 62.
13.5.88.
Dank, vielen Dank, lieber Freund, für Ihren freundschaftlichen Zuruf, dessen ich [f]reilich nöthig habe. Ich bin aus allen meinen Angeln gehoben u. es wird lange dauern, bis ich wieder fixiert bin: doch bin auch ich überzeugt, daß es zum Guten führen werde.
Was nun erstens Ihren Freund anlangt, so kann ich für ihn gewiß nicht das mindeste thun. Bedenken Sie doch: ein [jun]ger Extraordinarius, der selbst noch als Fremder angesehen wird – erst nach 3 Jahren wird man als Prager behandelt – eine andere Facultät etc. Ich kann Ihnen nur so viel sagen, daß man es auf Zallinger in Innsbruck, der vor kurzem den Straßburger Ruf abgewiesen hat, anlegt. Weiter weiß ich nichts; die Herren hüllen sich in ihre Geheimnisse wie in zerfetzte Radmäntel ein; doch hoffe ich noch einmal anklopfen zu können.
Was 2.) den Götz anbetrifft, so wollte Kürschner in der That nach Amerika verkaufen; that es aber noch nicht. Ich an Ihrer Stelle wartete noch 1–2 Jahre; es pressirt ja gar nicht damit. Höchstens die Gedichte eines Wormsers brächte ich als Vorläu[f]er. Hat aber Schüddekopf die Sache beisammen, so können Sie sich, wie schon gesagt, auf ihn gewiß verlassen und brauchen auf alte Abschriften in meinen Laden keine Rücksichten zu nehmen.* Ich offerire Ihnen vielleicht später einmal zum Ersatz ein kleines heftchen: „Goeckingk“, dessen Nachlaß ich nun ganz in Händen habe; etwa die ‚Liebe zweier Liebenden‘ in erster Auflage, oder etwas ähnliches.
3.) Wenn ich nicht ganz irre, so ist das ‚Wienerische Diarium‘ dasjenige Journal, das jetzt die amtliche ‚Wiener Zeitung‘ ist. Das Johanneum hat einige alte Jahrgänge (vielleicht auch die Universi[tät]sbibliothek in Graz). Am sichersten wäre es, sich die Stelle in der ‚Wiener Stadt-Bibliothek‘ nachschlagen zu lassen. Ich rathe Ihnen sich in diesem (und ähnlichen Fällen) an Herrn
Eugen Probst, Beamten der
Wiener Stadt-Bibliothek. Wien. I[,]
Neues Rathaus
zu wenden, einen liebenswürdigen jungen Beamten, der Ihnen zuverlässige Auskunft geben wird. Berufen Sie sich das erste Mal eventuell auf mich.
An Weimar kann ich heuergarnicht denken. Ich muß zu Pfingsten Bücher ordnen, muß aber auch außerdem jeden Kreuzer zusammenhalten, bis es wieder klappt. Aber in einem der nächsten Jahre gönne ich mir diese Pfingstreise gewiß.
Möge es Ihnen recht gut in Weimar gehen u. tragen Sie mir nicht nach, daß meine Auskünfte zum Theile negativer Natur sind.
Herzlichst
Ihr AS.
* positioniert auf S. 3 Ich glaube auch, daß ich Schüddekopf einmal geschrieben habe, ich würde ihm die Götzsachen überlassen. Ich weiß nicht, ob sich das damals nur auf die paar Halberstädter Briefe bezog oder auf die ganze Edition. Ich möchte aber mein Wort – wenn es ein solches war – nicht zurücknehmen.
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Auszug:
Graz Harrachg. 1
5 VI 88.
Lfr. Ich hab mir als Weimarer andenken ein bei einem sprungschritt leicht verletztes bein mitgebracht. Aber die tage zuvor waren doch recht schön. Als hauptgewinn betrachte ich das anschauen der Laune des verliebten und des – Jahrmarktsfests von Pl., das ganz überraschend lebendig wirkte. Ich suche darin fortan keine anspielungen mehr, wenigstens nicht in den masken. Die inscenierung war gut, das schattenspiel köstlich, der lacherfolg galt zum teil den jahrmarktmässigen musikeinlagen. Der reine ulk. Unter bekannten gespielt eine köstliche erlustierung.
Fischers, excellenz Kunos wollt ich sagen, ‚stellvertretendes leiden‘ der Iphigenie hat mir nicht im entferntesten imponiert. Hätte mir wenigstens freien vortrag und bessere stimmbeherrschung versprochen. Er gefiel im allgemeinen nicht. Haupteffekt war das deklamieren langer stellen aus Goethe. Schmidts Fausteröffnungen, doch wieder sehr überraschend und für die trostlose verklassicismierung (ein schönes wort!) licht bringend, lasen Sie in der N. freien. Er hat beim mahl auf Simson so schön gesprochen wie ich ihn noch nie hörte. Allerdings hatte zuvor auch Simson sich selbst übertroffen.
Die zahl der berufsgoethianer war geringer als sonst. Aber es wuchs alte germanistik heran: Sievers! O Erdmann Martin und eine fülle von liebhabern, selbst aus Mecklenburg, wie sie noch nie war. Der kronprinz von Griechenland war wol der südlichste gast, Hewett von Ithaka der westlichste.
Ich hab ein bisschen Goethe archiv gegafft, bibliothek und grhzl. hausarchiv gekramt, hab mit Siegfried in Jena über die Noten u. abhdlgen fruchtlos konferiert, die ungeduld der serenissima geschluckt, Schmidt vom häuslichen leid betroffen gefunden und sehr liebenswürdig (Berlin bekommt ihm viel besser als Wien), zu Herm. Grimm u. Loeper hinaufgeschaut, Richard M. Meyer erträglicher, Litzmann immer noch grün, Witkowski knabenhaft, Geiger fad, den guten Köhler immer verzettelter gefunden usf. Aergerlich war mir Boehlaus abwesenheit.
Ich danke Ihnen noch für Ihren brief von mitte mai.
Von Schüddekopf erwarte ich neue nachrichten.
Göckingk kann freilich dem Uz einmal folgen.
Dank für die Wiener stadtbibl.-adresse. Das diarium ist weder hier noch in der Wiener univers.-bibl. U. ebenso wenig find ich an den 3 orten – – Gebler. Sollte mans glauben? Sollten Sie ihn besitzen, wie ich vermute, so senden Sie mir bitte doch seinen ‚Minister‘, ‚Osmonde‘, ‚Leichtsinn und gutes Herz‘.
U. noch eine hoffnung setz ich in Ihre bibliothek: Sie haben unter Ihren vielen almanachen vielleicht auch den Wandsbecker boten? Da muss 1772 ein Wieland betr. Brief aus Russland stehen, dessen inhalt mir nötig ist. Oder woher meinen Sie dass ich den Boten erhalte? Diese elendigkeit der bibliotheken ist unerträglich. Ich weiss mir oft gar nicht zu helfen. U. eine attaque auf die hofbibl. wird gar nichts nützen.
Wie stehts bei Ihnen? Sind Sie zum ordinarius vorgeschlagen? Das 2. hft. VJS ist in satz mit Ihrem Bürger. Denken Sie dran, bald wider was zu liefern. Was meinen Sie: ich möchte für die VJS eine ministerialunterstützung wie sie die Germania und die Zs. erhält.* Ich dächte mir nun beim 2. oder 3. heft zu betteln u. zwar so, dass ich alle österreichischen kollegen ausser Creizenach, den ich nicht einlud und nicht einladen werde, zum unterschreiben des gesuches bitte. Sie müssen Kelle bearbeiten, dass er mit von der partie ist, denn auf Sie rechne ich ohne frage. Oder halten Sies für inopportun?
Schönbach war in folge seines 40. Geburtstags unglaublich moros. Ich hoffe, es ist nun überwunden. Seine retrospektiven anwandlungen sind heillos.
Leben Sie wol. Es sind korrekturen aufgestaut.
Treulich grüsst
Ihr
BSfft.
*Aber ich brauche dazu nötig noch einen artikel von einem Östreicher über östreichische litteratur. Helfen Sie doch, bitte, bitte.
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Auszug:
Prag Weinberge
Hawlitschekgasse 62.
7.6.88.
[Li]eber Freund! Dr. Hauffen, der mehrere Tage bei mir war und mich durch die in Berlin gewonnene Reife sehr erfreute, wird Ihnen morgen oder übermorgen Grüße von mir überbringen. Nichtsdestoweniger will ich Ihren Brief unmittelbar beantworten.
Was zunächst Ihren Jenenser Freund betrifft, über den Sie schweigen, so war hier nichts für ihn zu machen. In erster Linie [wer]den 3 Öst. vorgeschlagen: Zallinger, Leischen & Nissel; der 1. u. 3. Innsbrucker, der letzte dürfte die Stelle bekommen. Erst in zweiter Reihe werden Reichsdeutsche vorgeschlagen; darunter der Ordinarius in Jena Franken u. dann ein Schüler von Brunner, Pappenheim, der sich erst kürzlich habilitirt hat oder erst im Begriffe ist dies zu thun. Ich erwähne das nur, damit Sie mein Interesse an Ihrer Theilnahme daraus ersehen.
Das Weimarer Stimmungsbild ist allerdings theilweise unerquicklich. Ich bin ein Feind solcher Veranstaltungen, ohne doch deren Vortheile zu verkennen.
Bin ich einmal unabhängiger, dann erscheine ich auch ab & zu auf der Bildfläche.
Daß Sie Subvention von der öst. Regierung begehren werden, hat mir Schmidt in Weimar schon mitgetheilt; unterschreiben werden das Gesuch gewiß alle, auch Kelle, der sich sogar für die Zs zu interessiren scheint. Er will aus s. Man. über 14/15 Jh. Ihnen sogar einmal etwas senden. Ich werde aber übrigens nicht versäumen, ihm noch außerdem zuzureden. Einen öst. Artikel kann ich Ihnen vorderhand nicht liefern. Wenn es aber so lange Zeit hat, so will ich Ihnen einen Plan mittheilen. Ich arbeite nemlich im Spt. im Wiener Stadtarchiv für den 1. Bd. Grillparzer. Die Nachmittage kann ich für andere Dinge benützen u. da will ich eine meiner zahlreichen angefangenen Arbeiten über öst. Lit. fertig zu machen [su]chen. Ich könnte Ihnen also MitteOctober ein Manuscript versprechen. Worüber wüßte ich allerdings vorderhand nicht zu sagen. Hafner? Perinet? Schreyvogel? Enk? Feuchtersleben? vielleicht sogar Grillparzer? Hier kann ich nichts ähnliches abschließen, denn es geht mir wie Ihnen; es fehlen mir die betreff. Bücher. Sie überschätzen meine Bibl. sehr, wenn Sie d. Wandsbecker Boten darin vermuthen. Ich habe, da die Berliner Bibl. ihr Ex. nicht versendet, das Ex. d. Lübecker Stadtbibliothek für den II. Bd. der Göttinger Monatelang in Lemberg gehabt. Die Ihnen notwendige Stelle findet sich unter meinen Notizen nicht! Selbst Gebler besitze ich nicht ganz; leider d. Minister nicht; die andern beiden Stücke sende ich Ihnen gleichzeitig aus einer Wiener Dramensamml. unter Kreuzband. Ich will morgen übrigens noch in d. Bibl. nachsehen, ob der Minister dort ist. Diarium nur in der Wiener Stadt-Bibliothek zu erreichen. Schreiben Sie doch an Probst! (Übersehen Sie NB. für Riedel Helferts Geschichte der Volksschule, die Werner auch in s. ne[ue]m Buche citirt, nicht; da stehen über Riedels Berufung die merkwürdigsten Dinge.)
Mit Schönbach müßen Sie Mitleid haben. Er ist doch ein kranker Mann, der auf so vieles Verzicht üben muß. Mir geht es erträglich. Gewöhnen muß man sich erst an alles, auch an das bessere. Mit freundlichen Grüßen
Ihr AS.
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Auszug:
Lfr. Herzlichen dank für brief u. Gebler. Leider habe ich vor korrekturen nicht zeit zu einem brief. Hauffen war da u. brachte frohes, auch von Ihnen. Vom Jenaer freunde schrieb ich absichtlich nicht mehr um Sie nicht zu quälen. Ich war ja so gewiss, dass Sie auge u. ohr dafür offen haben. Dank für die botschaft. Kelle soll nur ja seinen beitrag zur VJS senden. U. was Sie im oktober liefern, ist willkommen. – Diesmal habe ich unsern meister gewiss rein mitleidig angesehen, obwol solche verstimmung bei seiner schaffenslust und kraft verwunderlich ist. Ich hab ihm eine stud.-deputation zum 29.V. ins haus geschickt u. ihn durch meine frau feiern lassen. Sie sehen – u. nur darum schreib ichs – dass ich ihn nicht kalt betrachte.
Herzlich treulich
Ihr
BSfft
Graz 9 VI 88
Schreiben Sie mir gelegentlich ein wort von Ihrem hausgenossen philosophen. Ich hab sehr widersprechendes über ihn gehört.
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Auszug:
Prag Weinberge
Hawlitschekgasse 62.
Lieber Freund! Ich möchte Sie in der Angelegenheit Fellner um Rat fragen, weil er sich mir gegenüber auf Äußerungen berufen hat, die Sie gegen ihn u. Dr. Hauffen gemacht haben.
Er will nemlich in Tübingen promoviren u. glaubt dies in seiner Abwesenheit thun zu können, wenn er privatim die Herren von seiner Gerichtsaffaire verständigt. Ich soll an Fischer (den ich allerdings kenne) empfehlend schreiben. Nun bin ich in den deutschen Doctoratsgepflogenheiten gänzlich unwisse[n]d, will mich doch den Tübinger Herren gegenüber nicht so blamiren. Bevor ich also an Fischer schreibe frage ich Sie, ob Sie Fellners Plan für durchführbar halten (auch im gegenwärtigen Momente? oder später?) und ob Sie eine priv[at]e Einmischung meiner Person anraten können. Politisch würde ich mich dabei doch nicht compromittiren, [w]ie bei einer öffentlichen Besprechung, von der Schönbach abrieth, die ich aber ohnedies für litterarisch unanständig gehalten habe.
Ob Sie das Buch für gut finden etc, das ist eine andere Frage, deren Beantwortung mich freilich auch interessirte; eine Schülerarbeit im engeren [Si]nne ist sie nicht; ich konnte nur verhüten und bessern, nicht von Grund auf bauen.
Eilig beantworte ich auch Ihre Karte vom 9. Geblers Minister haben Sie nachträglich von mir bekommen. Sie brauchen daneben eine erste Aufl.; das Stück ist ganz umgearbeitet.
Kelle wird unterschreiben u. versprach neuerdings aus s. „fertigen“ Lit. gesch. des 14/15 Jh. etwas für Ihre Ztschrft loszulösen. (Doch wol erst im Herbst od Winter; denn er steckt bis zum Hals im Notker.)
Über meinen Hausgenosen könnte ich nur das rühmlichste melden. Er ist einer der gebildetsten, feinsten u. tiefsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe; das Ideal eines Forschers eines Lehrers, eines Gatten, eines Freundes. Ich will nicht hoffen, daß ich bei diesem Urtheile durch seine Frau bestochen bin, die ihm allerdings ebenbürtig zur Seite steht. Ich bin glücklich über die Nachbarschaft, so wenig ich von ihr bis jetzt auch gehabt habe. Frau Scherer war zwei Tage hier, besuchte mich auch u. war unendlich lieb. Sie können denken, weiter auf S. 1 wie wir nur von dem Unersetzlichen sprachen; er war uns wie gegenwärtig. Treulichst Ihr AS.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Graz 18 VI.
Lfr.
Fellner kam zu mir mit seinem buche u. sagte, er könne nun in Österreich nicht promoviert werden, er wolle nach Dtschld zu diesem zwecke, habe sich promotionsordnungen eingeholt u. die Tübinger passe ihm am besten. Er denke da event. sogar in absentia promoviert zu werden. Ich habe ihn in diesem vorsatze bestärkt u. habe ihn zur eile gedrängt, weil damals gerade der schönfärbende artikel über seine sache in der Köln. ztg. erschienen war. Ich halte Tübingen, wie ich ihm sagte, auch deswegen für gut gewählt, weil da, besonders wol bei Fischer, der verlag seines werkes durch Cotta gut praeoccupiert. Dass er den grund, warum er nicht hier promoviert, privatim meldet, scheint mir unerlässlich. Denn ist seine verurteilung den herren dort zufällig durch die Köln. oder eine andere ztg. bekannt, oder wird sie ihnen bekannt, so wirkt sein schweigen übel.
Ich glaube nicht, dass man an der sache draussen anstoss nehmen wird. Draussen ist derlei, so viel ich weiss, kein gemeines verbrechen, sondern ein politisches, also nicht ehrraubend. Ich habe auch keine ahnung davon, ob für den dr. draussen sittliche führung vorgeschrieben ist wie hier zu lande. Ich für meine person halte den dr. lediglich für ein wissenschaftliches reifezeugnis u. keineswegs für einen ehrentitel; bin aber damit im entschiednen gegensatze zu Schönbach u. zum österr. strafgesetzbuch, das die entziehung des dr.-titels als strafe kennt. Das ist meines wissens draussen nicht der fall. Kurz ich glaube nicht, dass F. draussen wegen seiner tat zurückgewiesen wird. Übrigens hab ich mit Erich Schm. gesprochen, der sich entschieden weigerte, den mann zu promovieren. Aber der kennt unsere verhältnisse und steht noch in ihrem banne.
Ich bin weit davon entfernt, Fs. auftreten irgendwie zu entschuldigen. Ich finde, es geschieht ihm nur sein recht. Aber ich für meine person sehe nicht, warum diese geschichte ihm am dr-werden hindern soll. U. ich gestehe, dass ich mich dafür mehr interessiere als zuvor. Ich würde, wenn ich Fischer kännte, an ihn schreiben, natürlich auch, dass F. verurteilt sei u. appelliert habe, dass er darum hier zu lande schwer promoviert werden könne (denn ich halte es eigentlich nicht für unmöglich; aber Schönbach will nicht u. andere senatoren auch nicht) oder doch riskiere, dass ihm der titel wieder aberkannt werde; in Dtschld. sei meines wissens ein derartiges reinpolitisches vergehen oder auch verbrechen – über das z. b. die Köln. ztg. nr. X. berichtet habe – ohne einfluss auf die promotion. Ich würde die wissenschaftliche qualifikation des mannes empfehlen (was Sie besser können als ich) u. meine misbilligung seiner politischen stellung nicht verhehlen.
Ich sehe keinen grund, warum Sie nicht so an Fischer schreiben sollten, da Sie ihn kennen. Ihre private einmischung kann F. nur nützen u. Ihnen dächte ich nicht schaden. Es ist gar nicht ausgeschlossen, dass F. als ‚politischer märtyrer der deutschen sache‘ +Köln. ztg.!+ draussen wo unsere zustände unverstanden sind sympathien erwirkt. Ich würde mich nicht berufen fühlen, sie ihm zu zerstören, obwol ich sie nicht teile.
Es ist mir hier gesagt worden, dem gerichtshofe, an den F. appellierte, könne es nur angenehm sein wenn er fliehe. Mit der bahn werde er nicht fortgelassen, aber zu wagen. Beim kaiserjubiläum werde dann die untersuchung niedergeschlagen. Ich weiss nicht ob das richtig ist u. kann nicht dazu reden. Möglich ists: denn man hat ja bei uns auch unter hochdruck studenten relegieren sollen u. dann zu begnadigungsgesuch aneifern müssen. U. ähnl. mehr. Aber eine flucht nach Dtschld. würde ihm auch kaum helfen, denn von dort werden wol auch polit. verbrecher ausgeliefert. U. mich dünkt, er kann er eher auf begnadigung wenn er sie sache ihren weg gehen lässt. Ich schreibe Ihnen auch das vertraulich.
Den Immermann hab ich noch nicht gelesen. Ich komme zu dingen, die mir wichtiger sind u. näher liegen, nicht vor lauter Goethe u. VJS u. DLD u. s. f. F. wünschte, dass ich sein buch in der hiesigen Tagespost lobe. Das lehnte ich ab: ich schrieb noch keine zeile für sie u. werde es nicht tun, so lang sie mich nicht darum bittet. Ich hab überhaupt keine lust in ztgen. zu schreiben u. habe in meinem leben höchsten zweimal recensionen ohne aufforderung einer redaction gemacht. – –
Geblers Minister hab ich dankend erhalten. Ich hab ihn auch aus dem antiquariatskat. bestellt, Sie kamen mir zuvor. Ich darf doch die Geblers ein paar wochen behalten?
Kelle halten Sie warm. Ich hab ganz gern was aus dem 15. jhrh.
Scherers frau würd auch ich von herzen gerne wider sehen. Nur jetzt nicht, wo ich über die poetik noch ganz konsterniert bin.
Leben Sie wol, ich muss korrigieren.
Freundschaftliche treue
Ihr
BSfft.
Hauffen gefiel mir wider sehr. Berl. bekam ihm vortrefflich.
Ich hielte für F. besser je eher er einreicht. So lange er appelliert hat, ist das urteil der 1. instanz nicht rechtskräftig, so lange steht er nur unter anklage. Teilen Sie übrigens Schönbachs ansicht vom doctorate, dann sind Sie meines erachtens ausser stande an Fischer zu schreiben.
Korrespondenz öffnen
Auszug:
Ich danke Ih[n]en herzlich, lieber Freund, [fü]r Ihren ausführlichen Brief u. theile Ihnen heute nur mit, daß ich nach Tübingen in Ihrem Sinne schreiben werde. Ich stecke tief in drängender Arbeit.
Grüßen Sie mir Ihre liebe Frau u. seien Sie selbst gegrüßt von Ihrem
AS.
Graz, Weinberge, Hawlitschekg. 62
Wie Ihre letzte Adresse lautete!
22/6 88.
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Auszug:
Prag, Weinberge
Hawlitschekgasse 62
16.7.88.
Obgleich mir lieber Freund in keiner Weise so zu Muthe ist als ob das Semester schon zu Ende wäre, so muß ich aber doch [bei] meinen Freunden die richtige Ferien- und Reisestimmung voraussetzen.
Ich habe Ihnen also zunächst für den ausführlichen Brief zu danken, den Sie mir in der Fellnerschen Angelegenheit geschrieben haben und auch für jene Zeilen, die Sie nach Tübingen selbst richteten. Über den vorläufigen Stand der Angelegenheit sind Sie durch Strauchs Antwort unterrichtet; ich bin zunächst froh, daß man mir meine [Fü]rsprache nicht übel genommen hat. Ich habe bei dieser Gelegenheit die Erwägung angestellt, wie wenig Glück ich bisher mit meinen Schülern hatte – wenn ich überhaupt von solchen reden darf. Wie ist mir der Hölderlin-Petzold so ganz verunglückt. Seit Jahr und Tag höre ich nichts von ihm; auf meine letzte Anfrage nicht einmal eine Antwort. Wenn ich nur an Hauffen mehr Freude erlebe.
Ich stecke ganz im Götz und kann Ihnen sagen: eine höllischere Arbeit hab ich bisher nie gemacht. So abstumpfend, öde, unergie[bi]g. Dabei die bange Furcht, wie ungleich die Ausgabe im ganzen wird. Herr von Loeper soll einmal von dem subjectiven Charakter der Lesarten gesprochen haben; es wäre uns allen viel mehr gedient, wenn es eine Lesarten Maschine gäbe; dann diese fast gleichlautenden Drucke!! Wer bürgt einem, daß man nicht doch eine Kleinigkeit übersehen habe. Und um Ihnen mein Herz ganz auszuschütten. Band 1 und 14 sind recht schlecht; Band 1 freilich um vieles schlech[ter] als Band 14, doch auch in letzterem Abweichungen des Textes von d. Lesarten die nur Fehler sein können. Bei Herrn v. Loeper ist aber kaum ein Gedicht ohne Fehler. Die Handschriften wie die der ersten Epistel lassen sich aus den Lesarten unmöglich restituiren! Man kann nichts anderes thun, als diesen Band einstampfen u. eine neue Auflage machen. Ich kann mir Ihre verzweifelte Lage als Generalcorrector jetzt erst in vollem Umfange vorstellen! Ich bin begierig wo ich mit meinem Herrn Redactor a[n]komme; bis jetzt macht er mir d. Eindruck: wasch mir den Pelz u. mach mich nicht naß.
Für meine äußere und innere Unruhe während der letzten Monate hat meine Ordinariatsangelegenheit reichlich genug gesorgt. Es hat sich zwar alles hinter den Culissen abgespielt u. das Resultat war ein einstimmiger Beschluß ohne jede Commissionswahl, aber die einzelnen Stadien waren weniger erquicklich. Zunächst habe ich ja a[u]ch von dem Vorschlage wol kaum einen Nutzen; ja ich habe die Überzeugung, daß es ohne Urgirung nicht zu erreichen sein wird und das erst in einiger Zeit: immerhin ist wenigstens meine Stellung der Facultät gegenüber eine gesicherte. Wie leicht liest es sich in einer Biographie: ‚1883 zum außerordentl; 1893 zum ord. Prof. ernannt‘!!
Ich bleibe bis auf weiteres hier, hoffe Anf. Aug. mein Man. nach Weimar zu senden; gehe dann, wenn wie es scheint ich von der Waf[fen]übung verschont bleibe, vielleicht in den Böhmerwald u. bin spätestens am 1. Spt. in Wien, wo Sie mich falls Sie dahin kämen in Zeit bis zum 4/5 Oct täglich in der Stadtbibliothek (Neues Rathaus) erfragen können. (Ich weiß noch nicht, wo ich wohnen werde). Weiter nach Süden komme ich heuer kaum.
Bleiben Sie in Steiermark oder reisen Sie in die Heimat? Was macht Frau und Kind? Es wünscht Ihnen recht glückliche Ferien [u]nd Freiheit von allen lästigen Geschäften nebst herzlichen Grüßen
Ihr
aufrichtig Ergebener
ASauer.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Graz 5 VIII 88.
Lieber freund
Schüddekopf hat von Kürschner keine antwort wegen der Götzpapiere erhalten, ich habe lust mich um diesen nachlass nicht zu kümmern u. eine sammlung zerstreuter Götzianer durch Sch. besorgen zu lassen. Wer weiss, ob wir je den Kürschnerschen besitz verwerten können! Dazu schreibt mir Sch., er wisse aus hsl. briefen des Götz dass der Versuch eines Wormsers nur gedichte (7) enthalte, die auch im Anakreon 1748 stehen, aber korrekter dort; „jene würden also für Sauers neudruck zu benutzen sein.“
Und nun zu Ihrem briefe. Vor allem beglückwünsche ich Sie zum ordinariusvorschlag. U. ich sehe gar nicht ein, warum Sie das nicht bald erreichen sollen, was Minor und Waldberg erreicht haben. Sie hätten also alle ursache vergnüglich u. ferienhaft gelaunt zu sein, wenn ich nicht von Schönbach erfahren hätte, dass Sie sich unwol fühlten. Ich hoffe, das ging rasch vorüber.
Für meinen Fellnerbrief an Strauch zu danken, haben Sie keinen anlass: ich tat das gern. Wenn nur Ihr eintreten ihm nützt! Er hat mir einen teil seiner eingaben u. briefe nach Tbgen. vorgelesen u. das war sehr gut; denn ich musste dem heissporn allerlei zu streichen raten.
Ihr verdruss über den Götz v. B. ist mir sehr verständlich. Ich weiss, was ich mit bd. 7 Noten zum Divan durchmachte u. durchmache. Der krit. apparat ist bis auf vielleicht 6 stellen interesselos. Ich habe das werk erst auf interpunktion durchgearbeitet u. habe mir eine ziemlich genaue statistik davon gemacht, auch sicheres über die absichten C’s gegen E in einigem herausgebracht. Nur ein teil der rel.-sätze u. compar-sätze blieb dunkel willkürlich u. die interpktion vor und. Sie können sich das vergnügen die hunderte von rel-sätzen zu zählen, zu sichten, so u. so auf mögliche gesetze zu prüfen, vorstellen. Aber mir schien das überhaupt not, denn die neuausgabe machte es sich damit bisher zu bequem. U. für das 1. prosawerk erst recht not; denn hier kommt nur das oratorische neben der logik in betracht, die interpunktionsverhältnisse sind also kontrolierbarer als bei poetischen werken, wo alle möglichen finessen gesucht werden können, wie ich glaube ohne viel recht gesucht werden. Ich habe über meine funde u. ihre lücken ein promemoria im archiv niedergelegt, das so viel ich höre bearbeitern von prosabänden mitgeteilt werden soll. Für meinen bd. habe ich tapfer drauf los normalisiert. Worin übrigens auch Burdach consentiente me redactore für seine Divangedichte mehr tat als die andern herausgeber: ich habe nur wegen einiger seiner rhythmischen abklärungen bedenken. Schmidt ist für das heilige C, sogar im typographischen; ich meine, er sucht zu viel überlegung in C. Auch haben Sie ja recht, dass an seinem bd. 14 nicht alles schön ist: zu solcher arbeit ist er nicht erzogen, nicht gewöhnt, nicht geduldig. Es war das auch nicht Scherers sache. U. es ist nicht zweifelhaft, dass es schneller u. müheloser geht, wenn man nicht normalisiert. Übrigens hat Schmidt bei der 1. serie viel gelernt. Jüngst haben wir über kürzung der apparate korrespondiert. Ich habe für bd. 7 alles verzeichnet ausser in sich sinnlose druckfehler. Die orthographien natürlich durch: so immer, so oft u. dgl. gekürzt. Ich verkannte nie, dass damit für die ausgabe viel unnützer ballast geschleppt wurde. Aber ich halte in solchen dingen jede subjektive auswahl für bedenklich – u. objektiv lassen sich die grenzen nicht scheiden; Düntzer hält z. b. erstaunlich viel für puren druckfehler, was ich für die richtige, ja einzige mögliche lesung halte – und ich meine, dass für die entwicklung unserer syntax (worüber wir noch gar nichts wissen) die geschichte der interpunktion ein, wenn auch kein immer fester stützpunkt sei; dass ferner auch die geschichte unserer orthographie doch für die lautlehre nicht ganz wertlos sei: die junggrammatiker haben ja schon manches damit gemacht. U. für dies könnte nur ein vollständiger apparatus vorarbeiten. Schmidt aber ist für entlastung der ausgabe u. ich begreife, dass es ein gesichtspunkt ist, in einer Goetheausg. nur das für Goethe wesentliche zu tun. Burdach steht auf einem standpunkt, den ich für ganz wertlos gewählt halte, obwol ihn jeder richtige Goethefex teilen wird: er nimmt es mit den drucken im app. nicht genau, verzeichnet aber jede schreibung Goethes. Nun ist nichts zufälliger als diese; sie hat für das individuum Goethe keine bedeutung u. für die geschichte der orthogr. u. interpunktion keine, oder doch in beidem betracht nur sehr wenige. Was gedruckt ward repräsentiert viel mehr Goethes schreibung wie er für die welt sie wollte u. repräsentiert jedesfalls den für die geschichte zweifellos wichtigeren gebrauch der druckereien. Das hat man fürs 16. jhrh. schon eingesehen, fürs 18. muss es auch zur geltung kommen.
Ich habe, weil ich auf gleichförmigkeit der ausgabe halte die freilich doch verschieden genug wird u. weil ich als mitarbeiter mich füge wo es irgend geht, meinen apparat auf ¼ etwa zusammen gestrichen, orthographien fast ganz beseitigt, von interpunktion aber beispiele aller art gegeben. Das letztere dient mir auch zur illustration der eigenart der drucke u. bes. der Göttlingschen recensio. Ich habe auch für nützlich erachtet sogar druckfehlerproben zu geben: sie beweisen, wie viel oder wenig sorgfalt aufgewendet ward u. dienen so zur einschätzung des druckes; nur so gewinne ich die basis, ob ich den druck für vollkommen halten soll oder daran gelegentlich ändern darf. U. die benützer sollen das mir nicht glauben, sondern einiges prägnante material selbst prüfen können.
Ich schreibe Ihnen das aus anlass des ‚subjektiven‘ apparatmachers Loeper – Ihre ansicht, man solle seinen bd. 1 einstampfen, hat Suphan schriftlich von mir seit erscheinen des bdes. –, schreibe es um Ihre ansicht zu hören u. weil es Ihnen für Ihre ausgabe vielleicht etwas dienen kann. Ich vermute, dass Sie wie andere, von Suphan keine oder falsche fingerzeige erhalten, woraus Ihnen wie anderen doppelte arbeit erwachsen kann. Ist doch das was für die herausgeber gedruckt ist dürftig, ungenügend und – irrig. So mache ich Sie als freund, denn als redactor hab ich glücklicher weise* mich nicht einzumengen, aufmerksam auf die Grundsätzeforderung einer vollständigen geschichte des betr. werkes. Dass sie Loeper für die gedichte nicht gab, hat seinen ersichtlichen grund. Im Faust konnte sie zur not u. mit mühe gegeben werden u. ward nicht gegeben. Burdach hat sie für seinen Divan eingereicht; er hat die Tagebücher in der hs. dazu ausgenützt u. nun über 40 ss. seines mscpts. damit gefüllt: dazu ist nach meiner u. Suphans ansicht die ausgabe nicht da, so vortrefflich gewiss die arbeit ist. Ich habe zuvor von Suph. auszüge aus den tagebüchern für bd. 7 erbeten u. er versprach sie. Nun zieht er das versprechen zurück u. ich habe nichts dagegen, beantrage nur, dass überhaupt keine geschichte des werkes, nur des textes, mehr gegeben werden soll. In meinem mscpt zu bd. 7, das da eben gesetzt wird, steht ein kleiner rest: ich habe frei gestellt, ob man ihn nicht tilgen wolle. Bedenklich war mir ja nur, dass die späteren herausgeber die dann gedruckten tagebücher ausnützen werden u. dass also wider ungleichheit um sich greift, wenn ich die Tagebb. nicht ausnütze.
Auch ich fühle mich unsicher, u. fürchte im krit. apparat etwas zu übersehen. Wie suchen Sie sich möglichst zu schützen? Wie oft kollationieren Sie? Man wird dabei stumpfsinnig u. die verschiednen lettern (bei mir gar antiqua u. fraktur) greifen die augen an.
Was Sie von Ihrem redactor zu erwarten haben, weiss ich nicht. Genau nimmt ers kaum. Ich bitte Sie seinen geschraubten stilum nicht übel zu nehmen, er kann das witzeln nicht lassen u. ist überhaupt ohne geschickte hand in geschäftsführung. Ich schreibe das natürlich vertraut, u. ich bitte Sie um nachsicht, nicht weil ich ihn in schutz zu nehmen mich berufen fühlte, sondern weil die sache leidet, wenn man ihn ganz ernst nimmt. Ich glaube übrigens dass mit keinem redactor so schwer auskommen ist wie mit mir, wenn ich mir auch einbilde, dass der betr. herausgeber in zweifeln eine stütze an mir hat.
Wie gefällt ihnen das 2. heft VJS.? Böhlau hat des raschen abschlusses wegen – während seiner abwesenheit bummelte die druckerei – die 1 ½ ss. leer gelassen, obwol ich ihm zum füllen rechtzeitig überflüssig viel kleine stückchen zugewiesen hatte. Ich ärgere mich über diese dummheit.
Schleswigsche Littbrfe 1 u. 2 sammlg. sind im neudruck fertig gesetzt, die fortsetzung kommt im winter. Moritz Ueber die bildende nachhmung ist in angriff genommen. Dann wird sofort Julius v Tarent nach der hs. u. mit apparat gesetzt. Werners Ulandrecensionen sind reich; aber ich glaube noch immer nicht an seine physiologie der lyrik. Im wintersemester traktiere ich mit den seminaristen AW Schlegels poetik im 1. bde seiner Berliner vorlesung u. freue mich darauf. Hab ich Ihnen schon gestanden, dass mich Scherer ganz enttäuscht hat? Nun will ich an Viehoff gehen.
Unser Schönbach hat auf der fahrt nach ????? einen zusammenstoss glücklich überstanden. Ich bleibe fest hier sitzen u. arbeite so lang ich kann. Ich fühle mich übrigens heute recht matt. Meine frau grüsst Sie bestens; das kind macht sorge u. plage und reines glück, wenn es sein heiteres gesicht lachend zeigt. Die Zwiedineckin ist ihm wie eine andere mutter u. wir kennen sie erst recht, seit die Gertraud da ist. Sie hat es lange verstanden ihre brave menschheit hinter kokette gesellschaftsformen zu verstecken. Die Bäuerin erwartet nun auch ein kindlein u. ist mit Adolf dem Traum sehr glücklich darob. Sie sind neben Gurlitts unsere besten. Schade dass sich frau Mela u. frau Mary nicht mehr verstehen. Mit Gurlitt ists eine not: er bleibt nicht über seinem buche u. seine sonst so liebe frau tut alles ihn am arbeiten zu hindern. Haberlandt sieht nun dem dritten erben entgegen: hoffentlich wird’s ein ordinariatskind. Die neue clique Graff, Richter, Skraup macht mit ihren frauen eine gebirgstour. Richter wird dekan: es war eine grosse sorge. Überhaupt fühle ich mich den fakultätssitzungen gegenüber ungemein unbehaglich u. bedaure jede minute die ich da versitzen muss.
Der Prager rechtshistoriker ist wol noch nicht ernannt? Behalten wir Gautsch?? Die Kuhnaffäre war der reine skandal; er benahm sich wie Boulanger.
Kommen Sie nicht zum plaudern hieher?
Treulich
Ihr
Sfft.
6 VIII am 10. jahrestage meiner verlobung. Suphan schreibt: Burdach werde seine geschichte des Divan auf die hälfte kürzen. Also kommen doch die tagebb.-auszüge! Heute so, morgen so.
Hauffen habe ich auf seinen wunsch Ihre Gebler gesandt.
*Denn ich bin der 1 ½ jj. Goethe grundsatt u. möchte etwas ruhe davon haben. Es wird ja so noch genug collegialgutachten wirtschaft an mich kommen.
Goethe-Sachen: hier und im Fokgenden!
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Auszug:
Prag 22.8.88.
Weinberge Hawlitschekgasse 62
Lieber, mir immer näher verbundener Freund!
Ihr überaus reicher Brief traf mich nicht i[n] Prag. Mein Unwolsein im Juli bewies mir daß ich meine Kräfte überschätzt hatte und ich mußte ins Freie. Leider konnte ich nicht sehr weit weg wegen des Offiziersrapports Mitte dieses Monats; so war ich mit Maly in Hohenfurth im südl. Böhmen u. dann bei meinem älteren Bruder. Halb und halb erfrischt, kam ich Anfangs dieser Woche zurück; aber die Arbeiten wollen noch immer nicht vowärts; vielleicht hilft mein liebes altes Wien. Jedoch habe ich die lange anstrengende [ Kärr]nerarbeit aufgegeben u. werde nur etwa 14 Tage dort schürfen; wahrscheinlich erst in der 2. Hälfte Spt.
Ich habe Ihren Brief nun wieder genau durchgenommen u. will ihn der Reihenfolge der Materien nach beantworten.
Schüddekopf hat mir auch geschrieben; ich werde ihm noch heute antworten. Ich glaube, Sie haben ganz recht gethan; u. sollte sich das Kürschnersche Schatzhaus, das eher einer Grabeshöhle gleicht, auch einmal öffnen, so wird eine Sammlung der zerstreuten Gedichte Götzens sogar neben einer Ausgabe nach den Man. ihren sel[bst]ändigen Wert behalten. Schüddekopf kommt damit gewiß rascher zum Ziele als ich mit dem Anakreon (obgleich der Text des letzteren fertig im Pulte liegt); ob Ihnen das dann nicht zu viel Götzendienstes ist, laße ich dahingestellt. Vorderhand schreibe ich den Neudruck auf die Liste der von mir zu liefernden Werke und behalte die Sache im Auge.
Fellners Proceß scheint nach einem dürftigen und ungenauen Telegramm in der Boh[em]ia schief gegangen zu sein, was mir wirklich in die Seele hinein leid thut. Aus Tübingen habe ich nichts mehr gehört u. meine Hoffnung, die ohnehin nicht groß war, ist nun ganz gesunken. Wenn er die Strafe nur über sich ergehen läßt u. nicht etwa in der Aufregung Hand an sich legt. Das fürchte ich am meisten.
Ihre Mittheilungen über die Goethe Ausgabe haben mir die Augen noch weiter geöffnet, als ich sie schon aufgesperrt hatte. Von einer Geschichte des Werkes, oder auch nur des Textes ist mir gar nichts bekannt. Nach den Grundsätzen ist dergleichen sogar ausgeschlossen! Da schreibe ich j[a ü]ber den Götz einen ganzen Band! Dazu habe ich hier auch gar nicht das Material, müßte noch einmal nach Weimar oder an eine große Bibl. Das kann wie Sie wol auch meinen erst geschehen, wenn die ganze Ausgabe vorliegt.
Jetzt, wo ich nach einer Pause wieder zu den Sachen zurückkehre, stehe ich einem Chaos gegenüber. Man hätte unbedingt critische Grundsätze ausarbeiten müßen; eine Geschichte der Goethe-Ausgaben vorher schreiben lassen sollen. Der Text des Gö[t]z ist so viel ich sehe dreimal durch unechte Ausgaben hindurchgegangen. Der 2. Ausg. vom Jahre 74 liegt ein Nachdruck der ersten Ausgabe zu Grunde; der Göschenschen Ausg liegt h zu Grunde; A baut sich auf der 4bändigen Göschenschen Ausgabe auf, die doch auch unecht ist. Muß nun alles was nachweislich aus diesen Ausgaben stammt, aus dem Text wieder herausgeschafft werden. z. B. In E sagt Weislingen im Monolog des 1. Aktes: ‚Heiliger Gott, was will aus dem allen werden!‘ Von den Drucken aus dem Jahre 1774 hat der ric[ht]ig paginirte keine Änderung; die beiden falsch paginirten: ‚Heiliger Gott, was will will aus dem allen werden!‘ h1 setzt ein Komma zwischen den beiden ‚will‘; h2 = E. S nimmt die Lesart von h1 herüber u. sie erbt sich bis C fort. Dem Stil des Götz entspricht diese Wiederholung vollständig. Darf man da streichen oder nicht?
Während nun solche Änderungen wichtigerer Art sehr selten sind, so beruht aber die ganze Interpunction des Götz auch auf diesen unechten Ausgaben, insbesondere au[f] h1 und Sa, ABC ändern daran nach Willkür und so ist die Interpunction in C meiner Ansicht nach das größte Kauderwelsch das man sich denken kann. Ja noch mehr. Die Theaterhandschriften lehnen sich in Text u. Interpunction an die Ausgaben vor h1 an, geben also Goethes Intentionen genauer wieder. Befolge ich nun Burdachs Grundsatz als was in Goethescher Hdschrft vorliegt vollständig genau zu verzeichnen, so muß ich die ganze Interpunction der Theaterhandschriften wiedergeben, dadurch indirect auch die der Ausgaben vor h1. Wenn ich nun in meinem Text normalisire weiß niemand wie die Interpunction von S–C aussieht; also muß ich auch diese verzeichnen. Ließen sich für die Interpunction vor Relativsätzen, vor daß, und etc allenfalls Beispiele angeben, Was ! mache ich mit den zahllosen Frage und Ausrufungssätzchen, welche bald mit Punctum, bald mit ! bald mit ? geschlossen sind. Von Consequenz ist da nirgends auch nur eine Spur zu finden. Erwäge ich nun das was Sie schreiben von der Wichtig- keit der Druckusancen des 18 Jh. etc., so komme ich zu dem Schluß, daß die Interpunction entweder gar nicht berücksichtigt werden darf oder vollständig verzeichnet werden muß.
Am liebsten möchte ich mit der Fort[setz]ung meiner Arbeit bis zum Erscheinen der nächsten Serie warten. (NB: Suphan verlangt mein Man. für October) Ich bitte Sie daher mir sobald es Ihnen möglich ist auf einer Karte zu schreiben wann Ihre und Burdachs Arbeit erscheint; vielleicht daß ich mich nach diesen Mustern richten kann. Und weil ich schon im Fragen bin, so möchte ich gerne wissen, ob Suphan (oder Wahle) zu Auskünften verpflichtet sind; ob sie Auszüge aus Tagebüchern etc. liefern müßen oder ob das Gefälligkeit gegen den Specialherausgeber ist. Ich brauche nothwendig alle Theaterzettel der Aufführungen des Götz u. andere Dinge, die ich mir nur aus Weimar zu verschaffen weiß.
Was meine Coll. anlangt, so habe ich mich dadurch zu sichern gesucht, daß ich jeden Text mit dem unmittelbar vorausge[h]enden u. mit dem unmittelbar nachfolgenden u. dann dh meistens auch mit C oder E verglichen habe. Bei einem umfangreichen Werk wie der Werther ist erfordert aber diese Methode eine Frist von mehreren Jahren. Ich begreife, daß Schmidt über das Variantenklauben wüthend ist.
Glauben Sie, daß man mir Ihr Elaborat schickt, wenn ich es verlange? Ich scheue mich bei Suphan eine Fehlbitte zu thun. Bei all ihrer ! Strenge: Ich wäre zu Tod froh, wenn ich Sie als Redactor über mir wüßte. Mir kommt es vor, als ob sich S. nicht dafür interessirte.
Vom 2. Heft Ihrer Ztschrft habe ich bisher blos Bruchstücke gesehen, darunter sind die Forschungen zum Faustbuch die wertvollsten. Über die Schleswigschen Lit. Briefe habe ich große Freude, dgl. über Moritz. Julius v. Tarent ist ein nothwendiges Übel. Wie denken Sie über den Phöbus? Über Canitz? Bes. den Anhang zur zweiten Ausgabe. Oder verfällt der schon den Berlinern? Georg Jacobi? – Ich nehme im Seminar im Winter 16 Jh. im Anschluß an das Colleg. –
Daß Ihnen Frau v. Zwiedineck nahe getreten ist, freut mich zu hören. Auch ich mußte mich erst durch das Dornengestrüpp durchwinden bevor ich ins Heiligthum Ihrer ! Seele Einlaß bekam. Aber sie gehört nun zu meinen treuesten. Von Gurlitt höre ich nichts, von Bauer wenig. Schönbach soll ein ahd. Man. entdeckt haben; ich lese so wenig Ztgen daß ich das Wichtigste übersehe. Kelle war in der Schweiz auf einer Handschriftenjagd, die Resultate scheinen nach s. Berichten mehr negativer Art zu sein; aber er ist zufrieden. Was sagen Sie zu Rödigers neuer Sammlung. Anti-QF?? Oder nicht?
Als Rechtshistoriker fürchten wir Schuster, als Engländer hoffe ich Pogatscher. Schmidt ist in Brandl vernarrt. Ich erfahre immer mehr wie er gegen mich hier agitirte.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau u. arbeiten Sie nicht zu viel. Man sagt mir das so oft, daß ich es fast schon befolge. Mit herzlichen Grüßen Ihr AS.
Ich muß noch ein Frageblättchen hinzufügen. Ehlermann hat mich gebeten für die 2. Aufl. des Goedekeschen Grundrisses den § über die StDränger zu übernehmen u. da er angab im Einverstädnisse mit ESchmidt die Vertheilung getroffen zu haben, sagte ich zu. Nun ist die Sache doch sehr kitzlich, da wieder wie bei Goethe keine Grundsätze existiren. Nach meiner Meinung müßte der frühere II Band ganz in der Weise des früheren III behandelt werden werden; d. h. ich glaube bei Lenz etwa müßte ebenso jedes Gedicht verzeichnet werden wie etwa bei Rückert; ein Dichter wie Schubart kommt in der 1. Aufl. unglaublich schlecht weg. Auf diese Weise schwillt aber ein § auf das 5 oder 10fache des Raumes an (was allerdings in den bisherigen Bden der 2. Aufl. auch geschehen ist.) Ich möchte Sie nun fragen, ob Sie auch mitarbeiten u. wie Sie es dabei h[al]ten. 2. Wie es mit dem Honorar steht. E. will kein Angebot machen; mir fehlt jeder Maßstab zu einer Forderung. Da offenbar viele unserer Bekannten mitarbeiten (Minor hat dunkle Andeutungen fallen laßen), so könnte man vielleicht ein einheitliches Vorgehen dabei erzielen. Ich will kein über[m]äßiges Honorar; aber ganz um der Ehre Willen kann man doch nicht immer arbeiten; schon bei der Goethe Ausgabe verschreibt man mehr Papier mit Varianten als die Vergütung beträgt.
Nochmals der Ihrige
AS.
II. Ergänzungsblatt.
Wenn sich das Erscheinen Ihres Goethebandes verzögern sollte, [kö]nnten Sie nicht vielleicht so gefällig sein und mir Correcturbogen schicken; vom Text einige Proben, die Varianten im Zusammenhang. Ich würde sie gewiß nicht misbrauchen. Dürften Sie auch Burdachs Bo[g]en als Correctur weitergeben, so wäre mir doppelt geholfen.
Nun aber genug. Zur Post!
23./8 88.
Vor zehn Jahren war ich in Bosnien um diese Zeit. Jeder Tag bringt eine andere Erinnerung mit sich herauf.
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Auszug:
Faksimile fehlt.
Graz 26 VIII 88
Lieber freund
Mög Ihnen die unfreiwillige ruhe gut bekommen! Sie sollten mehr ausspannen auf Ihre arbeit hin. Ich spüre selbst, wie nötig das ist. Aber ich bin mit einer kleinen ! behaftet, und da hilft alles nötigsein nichts. Manchmal meine ich, es geht nicht mehr weiter. Aber es muss eben gehen.
Mit Götz halten wirs wie Sie sagen. Wir lassen Schüddekopf voran gehen, Ihren Götz später folgen. Zuvor möchte ich doch gerne Ihren Uz. Ich dächte zu weihnachten oder januar, wenn es Ihnen passt, jedenfalls 1889.
Und nun zum andern ‚Götz‘. Wenn Sie Zu den grundsätzen f. d. Weimarische Goetheausgabe s. 4 oben ansehen, so finden Sie, dass alle urkundlich gesicherten Data der hsl. u. gedruckten textquellen des Götz vor dem apparat von Ihnen zu bezeichnen sind. Darnach müssten Sie für alle redaktionen alle betr. briefstellen etc. Goethes u. anderer sammeln. Aber dieser unglücks§ ist gestrichen, d. h. Zu den grundsätzen s. 4 ist getilgt u. der alte §. 13 restituiert; einzig das was zur geschichte des textes, nicht des werkes wichtig ist soll überdies über §. 13 hinaus verzeichnet werden. Beispielsweise hiefür: der abschnitt Israel i. d. wüste in den Divan-Noten u. -abhdlgen ruht auf einem im G-Archiv erhaltnen mscpt., das nicht datiert ist, aber zweifellos das ist, wovon Goethe-Schillers brfw. 1797 spricht; also auf diesen brfw. u. die tagebb. soll verwiesen werden. U. dgl. Doch allzeit ohne ausführliche entwickelung der ‚geschichte‘.
Vorarbeiten – ich gehe Ihren brief antwortend durch – hätten freilich der sache genützt. Aber ich habe, als ich gelegentlich lange vor meinem eintritt ins collegium anlass hatte ein bischen mitzuraten, nur beantragt die orthographischen u. interpunktionsgrundsätze von C auszuarbeiten; auch das war zu viel, es geschah nichts.
Jetzt haben wir nach flüchtigen stichproben vor u. während der ersten serie allerlei* entschieden u. hängen doch in der luft. Für eine reihe von dingen zu bd. 7 habe ich mir erst aa. beispiele gesucht; zumeist mit hilfe des Grimmschen WB, das freilich die taschenausgabe citiert, worauf man erst C nachsuchen muss. Übrigens ist Wahle recht aufmerksam, d. h. er passt auf u. weiss gelegentlich parallelstellen, war auch gegen mich immer gefällig. Fragen Sie ihn also: er muss als generalkorrektor antworten oder besser, adressieren Sie aussen: ans Goethearchiv, innen an die Generalkorrektur. Denn ich habe von Suphan einmal einen rüffel bekommen, da ich Wahle gen-korr. nannte, u. eine antwort, gezeichnet: die generalkorrektur. Seitdem wende ich mich an diese ‚behörde‘. (Die sache liegt so: da wir der brauchbarkeit Wahles nicht sicher waren, wurde bei meinem rücktritt ihm die arbeit unter Suphans aufsicht und quasiverantwortlichkeit zugeteilt. Suphan wacht eifrig darüber, dass man nichts von seiner mühewaltung vergisst, obwol er doch so ziemlich alles auf Wahle abwälzen soll! dicitur nicht debet)
Betreffs der vererbung unechter lesarten bis in C stehe ich im allgemeinen auf dem standpunkt (den ich auch im collegium eifrig vertrat), dass eine verschlimmerung des textes, die von einer echt Goetheschen ausgabe adaptiert wird, auch als authentisch zu gelten hat. Ich habe unter stillem zustimmen widerholt den satz verteidigt: wir dürfen Goethe nicht besser machen als er war, nehme deshalb auch offenbare fehler in sachen (falsche jahreszahlen) in die Sophienausgabe auf, so fern sie in allen echten ausgaben stehen. Mein bd. 7 hat ein paar beispiele dafür. Einen Ihrer lage gleichen fall hat bd. 7 nicht, da keine unechte ausgabe dazwischen liegt. Aber ähnlich sind versehen von C1, die in C übergingen. Da habe ich mir denn einige mal, aber nicht immer, erlaubt, auf E zurückzugreifen, und zwar lediglich nach subjektivem ermessen, ob eine absichtliche oder nicht gewollte veränderung vorliegt. Ob man das richtige dabei trifft, ist allerdings fraglich. Im ganzen muss man C möglichst konservativ behandeln, sonst geht alles aus dem fugen nach meinen erfahrungen an bd. 1.6.7.14. Ich würde also bei dem will will-fall aus Weisslingens monolog akt 1 bei C bleiben, obwol die lesart auf einen nachdruck zurückgeht; Goethe hat sie sanktioniert. Diese meinung ist nicht nur theoretisch gegründet. Sie haben gewiss so gut wie ich erfahren, dass manchmal ein setzerirrtum einem etwas nahe legt, was einem besser behagt als was man selbst geschrieben hat; folg ich dem setzer, so ist meine lesart auch strenge genommen unecht, aber ich mache sie authentisch durch meine aufnahme. Goethe freilich wird in den seltensten fällen solche überlegung angestellt haben, er war nicht so pünktlich wie – nach jetziger meinung – z. b. Wieland war. Aber war er nachlässig, warum sollen wir ihn ‚besser machen als er ist‘? Und gar in der interpunktion. Ich glaube, Goethe hatte dafür niemals grundsätze, vielleicht sogar niemals einen gebrauch. Gerade dafür lässt er Göttling freie hand und hat gewiss der druckerei-usance freie hand gelassen. Hat ihnen freie hand gelassen, obwol sie seine so viel ich weiss sehr spärliche interpunktion überreichlich mehrten. Auch hier hat er stillschweigend sanktioniert. Auch hier ist C gesetz (von dem man überhaupt pricipiell nur in den starken genetivformen ! abweichen darf, die Göttling anfangs u. auch noch als Goethes protest ihm vorlag, in den text einführte). Nur glaub ich, dass man hier Göttling nachhelfen darf u. muss. So lange wir darüber nicht reichlichere beobachtungen haben als die Burdachs zu bd. 6 (und die kenne ich nur allgemein; mein antrag bei Suphan, meine bitte bei Burdach, er möge seine beobachtungen hierüber detailliert zu den akten der ausgabe geben, hat bis jetzt keine erhörung gefunden) und meine zu bd. 7, wird jeder herausgeber neue statistik seines bandes machen müssen und zwar so, dass er beobachtet, wie Göttling sich zu C1 und zu dem nächstvorhergehenden drucke stellt: da wird man gesetze finden, was er ändern wollte, und diese gesetze führte ich – mit abweichungen zu gunsten von sinnes- und deklamationspausen (alte rhetorische kommatisierung) – durch. Es hat dies verfahren von bd. zu bd. natürlich ungleichheiten im gefolge. Das ist aber nicht ganz schlimm: denn so retten wir einen teil der jeweils bodenständigen interpunktion in die neue ausgabe herüber. Die historische interpunktion, d. h. die der früheren ausgaben berücksichtige ich nicht principiell, ausser wo sie eine sinnesänderung veranlasste u. die ältere interpunktion zweifellos den sinn richtiger traf.
Loeper u. Schmidt verfahren anders. Jener hat grossen respekt vor der historischen interpunktion, wenn ich bei dem erklärten ausdruck beharre; Schmidt schwört auf C auch wo es nachlässig ist; Wahle hat mich darüber bei bd. 15 befragt, ich habe normalisieren geraten, u. so viel ich weiss, besorgt das nun Wahle bei der generalkorrektur. auf eine differenz der normalisierenden parteien will ich speciell aufmerksam machen: 2 attributive adjectiva sind in der 1. serie nie durch komma getrennt, ausser wo dasselbe adjektiv doppelt steht, wenigstens in der theorie. Burdach hat das adoptiert. Ich in bd. 7 nicht, weil da das – allerdings nicht streng durchgeführte – bestreben herrscht, adjektive die das gleiche verhältnis zum subst. haben durch kommata zu trennen, nur die ohne , zu lassen, die ein verschieden nahes verhältnis zum subst. haben. Ich verhehle mir nicht, dass dabei spitzfindigkeiten mit unterlaufen, aber das ist nun so. Änderungen des (der) texte(s) in solchen fällen habe ich im apparat angemerkt. Auch sonst interpunktionsproben gegeben. Burdach merkt jede an im einverständnis mit Schmidt (der an meiner stelle als redactor des apparates von bd. 6 eintrat) u. zwar weil ‚in diesem fall wie kaum sonst die entwicklung von g zu E zu C in fester lückenloser kette gegeben werden könne‘. Ich fürchte Schmidt täuscht sich mit diesem entschuldigungsgrund seines abweichens von §. 16 der Grundsätze (wo in ‚Orthographie‘ interpktion eingeschlossen ist) und Zu den grundsätzen s. 7 oben; der fall wird nicht so vereinzelt stehen. Aber er ist ein guter redaktor, besonders gegen Burdach. Wenn Werner dasselbe täte, wie würde er fluchen! Ich entschuldige ihn nur damit, dass wir endlich mit Burdachs eigenwillen uns abfinden müssen, ein ende not tut. Ich habe mich nicht dazu hergegeben, die unnützen abweichungen von der uniform der ausgabe mit meinem redactornamen zu decken; Schmidt kann sich erlauben, dies und noch mehr mit seinem namen und seiner stellung zuzudecken.
In Ihrem falle würde ich doch die für E charakteristische interpunktion verzeichnen, und dabei natürlich wie lange E fortlebt; von den neubildungen der interpktion zwischen E und C aber höchstens charakteristische beispiele geben; es lässt sich das ja allerdings nur vor welcher, daß u dgl. präcisieren, aber man darf auch sagen: ‚weh!] weh, in ähnlichen Fällen öfters so‘ und die sache ist abgemacht. Eigentlich müsste man ja, wie Sie, sagen: entweder vollständig oder das wenigste; aber ich habe doch einen mittelweg eingeschlagen, weil mich dünkte, dass auch die interpunktion zur charakteristik des wertes des betr. druckes beitrage. Ich leugne nicht, dass das der standpunkt des philol. liebhabers ist, der wissen will, was jeder text wert ist. U. ich glaube, dass Ihnen Ihr redaktor nichts mehr dankt, als wenn Sie recht kürzen.
Sie haben ein richtiges gefühl, dass von Suphan etwas schwer verlangen ist. Er ist gleich mit seinem väterlichen ‚wozu das‘ bei der hand. Wäre ich nicht so hartnäckig, so hätte er mir z. b. das korr.-exempl. zu bd. 7 nicht geschickt u. doch ist dies, dessen benützung er ganz überflüssig fand, der einzige wertvolle teil meines apparates. Oder er schickt mir eine abschrift aus dem archiv, ich verlange angabe, wo die ss. beginnen u. schliessen: darüber wundert er sich höllisch. U. doch hätte ich ohne das die fragmente nicht ordnen können. Also wenn Sie ihn ungeschoren lassen, ists ihm am liebsten; er ist ein freund der ruhe und vor seiner philologischen genauigkeit hab ich leider wenig respekt; es ist ein kindischer scherz einem der über ein paar interpunktionen der hs. rat erholte vorzurechnen: kostet das komma der ausgabe 15 ₰ porto oder dgl. Ich sag Ihnen das, um Sie vorzubereiten, damit Sie sich dann nicht ärgern. Müsste ich so wenig rücksicht auf Suphan haben wie Sie, so schriebe ich allzeit curialiter ans Goethearchiv kurz u. bündig und liesse mich auf gar keine auseinandersetzungen ein. Man schreibt mir: ‚mit Suphan ist geschäftlich nicht zu verkehren.‘
Zu auskünften über archivalia ist Suphan quod partem editionis editori verpflichtet: ‚bei geringem material‘ §. 21 der Grundsätze kann auch hieher bezogen werden. Tagebücherexcerpte hat er bisher machen lassen, von nun an nicht mehr: ich hab für diese weigerung eine bedauerungswendung ad acta gegeben, aber seit die ‚geschichte des werkes‘ aufgegeben ist, wird das nicht nötig sein. Überhaupt aber stützen Sie sich auf §. 21 der Grundsätze: auch die theaterzettel gehören zu den unentbehrlichen einzeldrucken. Schreiben Sie einfach: ich bitte mir zuzustellen ... die ich zum abschluss meines bdes. bedarf. punctum.
Passt Ihnen eine vorschrift der Grundsätze oder Ihres redaktors nicht, so verfassen Sie einen grossquartbrief oder gar folioakt an das redaktionscollegium der Weim. G-ausgabe, zu handen des redaktors des bd. x und setzen Ihre schmerzen aus einander, so dass mit ja u. nein drauf zu stimmen ist. Es kommt aber selten was gescheutes dabei heraus. Suphan hat 2 stimmen, seine u. HGrimms; Loeper hängt im luftzug. Aber liegt Ihnen wirklich etwas ernstes an einer sache, über die Sie sich mit Ihrem redaktor nicht einigen können, so scheuen Sie sich nicht zweimal ans collegium zu gehen, wenn es auch zuerst gegen Sie entschieden hat; Burdach und Schmidt hat ! auf diese weise die majorität immer mürbe gemacht. Der herausgeber muss nur sagen: ich bestehe darauf.
Der kern meiner interpunktionsuntersuchungen ist:
Komma steht vor u. nach daßsätzen, vor u. nach kondit.-sätzen mit oder ohne konjunktion, indirekten fragesätzen, causalsätzen, absichtssätzen damit u. um, temporalsätzen. Relat-sätzen mit welcher, mit praep. vor relat. (welcher oder der), u. wenn das relat. (welcher wo oder der) von seinem bezugswort getrennt ist1), wenn das relat. sich auf einen ganzen satz bezieht, wenn der rel.satz eine koord. oder subord.periode ist2). Ausnahmen 1): Das .... was ..., alles ... was .., nichts .... was .., diejenigen ... die ..., u. dgl. wo das anfangskomma fehlen kann, aber immer schlusskomma steht (während ich sonst jedes anfangskomma ein schlusskomma nach sich ziehen liess). 2) wenn die relat.periode an ein das vorhergehende zusammenfassendes isoliertes wort anknüpft; also z. b. x + x + x, alles eigenschaften die man braucht, um .... Rel.sätze mit der was wo wozu udgl., in denen das rel. hart am bezugswort steht können komma haben oder nicht; dafür fand ich kein gesetz. Objekt- u. subjektrel.sätze können komma haben oder nicht, die statistik gibt kein gesetz (anders Burdach).
Kein komma vor infinitivsätzen (ohne um).
Vor und ist das komma oratorisch. Subjektwechsel ist kein kriterium. Appositionen mit komma.
Adverbiale erweiterungen oratorisch, unkontrolierbar. Hier soll gespart werden.
Kompar. verhältnisse, sowol attributivisch als periodisch, sind willkürlich behandelt. – –
Was mir Burdach mitteilte lege ich bei u. bitte es zurück.
Burdachs apparat, an dem gesetzt wird, erhalte ich nicht in korr-bogen da ich die redaktion niederlegte, den text allein kann ich Ihnen in korr.bogen schicken, wird Ihnen aber nichts nützen.
Meinen apparat in korr.bogen sollen Sie erhalten, so bald ich ihn entbehren kann für die revision, die in den nächsten tagen geschehen wird, wenn die gen-korrektur prompter arbeitet als bisher.
_______
DLD betr. Phöbus ist zu überlegen. Auch Prometheus. Gg. Jacobi möchte ich längst gerne. Aber wer machts? Canitz: auf die Berliner nehme ich keine rücksicht, aber ich weiss nicht, ob er notwendig ist. Waldberg will mir Rosts Vorspiel machen. Ich denke an Trillers Aesthetik in einer nuss?? Wüsste ich jemand verlässigen, so liesse ich den Nötigen vorrat neudrucken: aber die einleitung müsste rectificieren. Was meinen Sie zu der idee?
Gurlitt schreibt ein buch oder büchlein. Bauer ist fleissig am Calvaryschen jahresbericht. Nicht Schönbach, sondern Hörmann hat Waltharireste entdeckt. Rödiger ist unklug seine produktionslosigkeit durch neue redaktion zu decken (aber ic[h klo]pfe mich an der eignen nase.) Ehlermann hat mir Wieland übertragen u. ich habe zugesagt. Dass er kein honorar [kund tut is]t mir fatal; ich habe mich geweigert, eines zu fordern. I[ch habe ih]m gesagt, dass Wieland mindestens doppelt so gross wird. Natürlich müssen alle einzeldrucke aus zss. hinein. Schlecht bezahlen lass ich mich nicht.
Leben Sie wol. Es ist genug des geschmieres. Wenn es Ihnen nur ein bischen dienen könnte.
Treulich
Ihr
BSfft.
NB: haupths. heisst H ohne exponent. Dann folgen chronologisch die andern mit exponent 1 bis 1000. Wollen Sie eine andere sigle für hs. als H, so bedürfen Sie erlaubnis des gesammtcollegiums. Haben Sie anstände, so kann ich Ihnen vielleicht nützen, wenn Sie mich vor offiziellen schritten beim collegium darüber unterrichten.
* auch falsches z. b. Seinesgleichen , neben dem wir jetzt auch seines Gleichen zulassen müssen.
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Auszug:
Prag Weinberge
Hawlitschekgasse 62.
5.9.88.
Lieber Freund! Ich fahre übermorgen auf circa 3 Wochen nach Wien (VIII. Schlößelg[ass]e, Hotel Hamarand) und wenn ich zurückkehre beginnt die Semesterarbeit; daher antworte ich auf Ihren letzten reichen Brief lieber gleich jetzt.
Uz sollen Sie im Januar, zu Schluß der Weihnachtsferien womöglich, haben; es wäre mir dann lieb, wenn er noch vor den Sommerferien im Druck fertig wäre.
Über alle Ihre Mittheilungen die Goetheausgabe betreffend kann ich nur mit dem wärmsten Dank hinweggehen. Ich habe Sie studirt u. [w]erde sie wenn ich wieder an die Arbeit gehe, von neuem studieren. Das starre und starke Festhalten an C ist zwar gegen meine Überzeugung; aber Unterordnung ist ja in solchen Fällen Pflicht. Nachdem ich Ihre und Burdachs Ansichten über Orthogr. kenne, fallen mir meine eigenen Beobachtungen leichter. Ich werde Ihren Mittelweg so viel als möglich einzuschlagen versuchen. Suphan suchte ich so viel als möglich curialiter wie Sie sagen zu behandeln: aber er schreibt immer ‚freundschaftlich‘ zurück was mir fatal ist. Andererseits will ich ihn nicht so vor den Kopf stoßen. Jetzt laße ichs darauf ankommen u. schicke ihm das fertige Ms., um seine Wohlmeinung darüber zu erfahren. Anders geht’s nicht. Für Ihre Rathschläge bes. in Betreff des ‚Collegiums‘ bin ich Ihnen sehr verbunden, u. sollte ich Ihr Fürwort brauchen, so werde ich mich nicht scheuen es in Anspruch zu nehmen. Den versprochenen Apparat zu Bd. 7 erwarte ich. Eine Auskunft können Sie mir vielleicht aber noch geben. In „Zu den Grundsätzen“ S. 5[ ] heißt es, es würde blos g oder α oder β, nicht Hg, Hα, Hβ im Apparat gesetzt. Was mache ich also, bei dem H, H1, H2 und in jeder dieser Handschriften g1, g2, g3 nebeneinander herlaufen: also nicht g1 H1; g1 H2 etc?
sondern g1 in H1; g3 in H? oder wie?
Burdachs Karten folgen dankend zurück.
Wegen Ehlermann habe ich Sie nicht ganz verstanden. Sie haben also die Arbeit abge[leh]nt, weil er das Honorar nicht praecisiren wollte?
Was die DLD anlangt, so haben Sie die Güte mit dem Prometheus noch ein klein wenig zu warten, weil vielleicht doch meine Wiener Sammlung wieder auflebt u. dort gehörte er hinein. Oder wollen Sie auf die Wiener so wenig Rücksicht nehmen wie auf die Berliner? Ist meine Sammlung nicht wieder ins Dasein zurückzurufen, so mache ich Ihnen den Prometheus gerne u. auch andere Viennensia; Schreyvogel? ‚Aesthetik in einer Nuß‘? wäre sehr wünschenswert; ich kann sie nie kriegen u. lechze darnach. Das Vorspiel halte ich eigentlich für überflüssig u. der Nöthige Vorrath müßte doch ganz neugemacht werden; ich glaube nicht, daß man dgl. neudrucken sollte. Wenn es geschieht, so wäre Creizenach dazu die richtige Persönlichkeit, mit dem werden Sie aber nichts zu thun haben wollen; oder Bolte? Fragen Sie doch einmal wegen Georg Jacobi bei Daniel Jacoby in Berlin an; er hat den betreff. Artikel in der ADB. gearbeitet u. wäre zu einer solchen Arbeit recht gut brauchbar. Etwas langsam u. langstielig allerdings; aber sehr zuverlässig u genau. Wollen Sie, so kann ich ihn sondiren; ich stehe sehr gut mit ihm.
Ich habe eine große Rec. über Munckers Lessing geschrieben: ich bin begierig ob Sie damit einverstanden sind. Es ist wieder eine halbe Arbeit.
Sollten Sie aus der Wiener Stadtbibliothek irgend etwas brauchen (ich erinnere mich, daß Sie wegen Riedel etc. bei mir anfragten) so theilen Sie mir Ihre Wünsche mit; ich nehme mehrere halbfertige Aufsätze mit, welchen ich abschließe für VJS weiß ich noch nicht. Über Enks Don Tiburzio, oder über Perinet. Vielleicht kann ich Ihnen auch Schreyvogelsa[c]hen von Glossy verschaffen. Das neue Heft habe ich nun zwar gesehen aber noch nicht ganz gelesen. Minors Beiträge sind recht interessant. Walzel & Meyer recht schwach. Über die Anordnung komme ich nicht hinweg. Eine rein chronol. Anordnung wäre mir lieber. Reich & vielfältig ist das Heft gewiß. Bitte grüßen Sie Bauer, Gurlitt und Zwiedineck bei Gelegenheit, auch Schönbach falls er schon zurück ist, vor allem aber Ihre liebe Frau.
Treulichst Ihr AS.
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Auszug:
Lieber freund, Es geht in Weimar so langsam, dass ich Ihnen noch immer die korrekturbogen des app. kriticus nicht senden kann. Vergessen hab ichs nicht. Das starre festhalten an C ist gegen Ihre überzeugung, schreiben Sie. War auch gegen die meinige. Schmidt hat mich oft zu wenig konservativ gefunden. Jetzt aber denk ich anders. Es kommt übrigens auf Sie und Ihren redaktor an: wenn Sie sich mit ihm verständigen, können Sie sich ganz frei bewegen. Ich habe Burdach, so lange ich sein redaktor war, ziemlich viel abweichungen zugestanden, mehr als Schmidt z. b. bewilligt. – Siglen betr.: ich glaube es bleibt Ihnen nichts übrig als g1 in H2, g2 in H1 u. dgl. oder Sie müssen, was mir nicht gefiele, g1 g2 g3 g4 g5 durch alle hss. zählen. H1g1 neben einander wird irrtümlich, da dies für 2 siglen gilt, nachdem die siglen ohne interpunktion neben einander stehen. – Ehlermann hab ich zugesagt, aber die honorarbestimmung selbst zu treffen abgelehnt. Prometheus bleibt natürlich Ihren neudrucken. Ich hab im augenblick gar nicht dran gedacht, dass er dahin taugt. Die Wiener neudr. werd ich allzeit berücksichtigen, bis Sie schreiben: series finita. – Mit Creizenach will ich nichts zu tun haben; er existierte für mich nicht lange bevor er seinen Faustquark auspackte. Mögen Sie Daniel Jacoby wegen JGJacobis einmal ausforschen, so werd ichs dankbar annehmen. Wo u. wann kommt Ihre MunckerLessingrecensio? ich muss seinen Klopst. anzeigen. Sehen Sie, was Glossy gutes über Schreyvogel hat. Von Ihnen erwart ich, was Sie geben mögen.
Treulich Ihr
Sfft.
23 IX 88
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Auszug:
13.10.88.
Lieber Freund! Ich habe Ihnen für Ihre Karte nach Wien u. für die Übers. der mir sehr lehrreichen Correctur noch nicht gedankt, weil ich jeden einen Beitrag Tag schreiben zu können h[offte]. Heute sollte die Sendung abgeben, da[mit] sie pünktlich am 15. eintreffe; ich bin aber mit d. Reinschrift nicht fertig geworden. Haben Sie nur noch ein paar Tage Geduld. Es sind ‚Studien zu Grillparzers dramatischen Fragmenten‘, die am besten unter die Neuen Mittheil. gestellt werden. Sie können also immerhin an dem Heft zu drucken anfangen. Auch Glossy hat aus dem Schreyvogelnachlaß etwas beigetragen; die Masse dieses Nachlasses darf nicht zerstückelt werden: es müßen die Tageb. u. Werke in selbständ. Bänden erscheinen. Briefe wären allenfalls dagewesen; aber Glossy wäre jetzt nicht im Stande sie zu bearbeiten, u. den Rohdrucken sind Sienicht geneigt. Für die Wiener Neudr. hat mir Konegen zunächst ein 12. Heft bewilligt (3. Bd. Zingerle); damit ist die erste Reihe beschlossen u. ich gebe nicht auf eine zweite einmal eröffnen zu können. An Jacoby schreibe ich nächstens. Munckers Lessing habe ich in der Gymnas. Ztschrft besprochen; die Rec. soll noch ins Nov. Heft kommen, wie mir Hartel versprach. Den Klopstock könnte ich nur ‚vermöbeln‘ u. das will ich nicht. – In Wien habe ich herrliche Burgtheatertage verlebt u. mancherlei gelernt. Schmidt sprach ich noch flüchtig am letzten Tage. Vorderhand viele Grüße. Bitte um Geduld! Wenn ich nur Ihr S kopiren könnte! Treulichst Ihr Sauer.
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Auszug:
Lfr. Gestern sandt ich Ihnen die Gebleriana, neulich den krit. app. der Noten m. abhdlgen. Ich dank Ihnen sehr dafür. Schliesslich hab ich den Gebler gar nicht verwenden können, da mir der Wieland alleine zu lang geriet, wenn er überhaupt geraten ist. Darüber wollen Sie mir ein wörtlein sagen, offen sagen, wenn das oder die nächsten hefte VJS erschienen sind. Wie stehts? waren Sie gerne in Wien? haben Schmidt gesprochen? Was macht Ihr Götz und was haben Sie für die VJS fertig? Werner kam leider nicht hieher, ich hätte ihn so gerne endlich einmal von gesicht gesehen und gesprochen, obwohl ich auf den umständlichen apparat seines Leisewitz etwas böse bin. NB haben Sie keine photographie Ihres bartes? ich möchte sie so gerne als ergänzung ihres rasierten kopfes. Unser Schönbach schwelgt in hss. Morgen geht’s ins colleg. Ach, wir armen! Draussen haben sie noch 14 tage frist.
Für Bächtold freut ich mich herzlich. Ich bin froh wie ein kind, dass ich wieder einen Wielandartikel geboren habe – ja so, da müsst ich sagen, wie eine mutter. Mir hat er spass und elende mühe gemacht, die man ihm hoffentlich nicht ansieht. Die darstellung ist uneben, 2 partien missraten dünkt mich, aber ich kann ihnen jetzt nicht abhelfen. Grüssend Ihr
BSfft.
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Auszug:
Lfrd. Unsere letzten karten kreuzten sich. Ich freu mich von herzen auf Ihren Grillparzer u. dank Ihnen im voraus dafür. Fürs 3 heft kam er leider zu spät, das ist in der druckerei. Aber ins 4. kommt er gewiss u. es soll zwischen 3. u. 4 keine pause sein wie zwischen 2 u. 3. Ich denke jetzt 3 hefte in einem athemzug hinauszuwerfen. Drum schicken Sie baldigst! Vielleicht gibts ein doppelheft! Zur fortsetzung der Wiener neudrucke wünsche ich glück. Möge die 2. reihe dann rascher fortschreiten! Gelegentlich ein wort bitt ich, ob die zweiten fussnoten zum Mosesfragment brauchbar sind. Am apparat war nichts besonderes, nur langeweile. Wenn Burdachs apparatus fertig ist, werden wir nachdem was ich kenne ein wunder sehen; nur sollte es nicht in der Goetheausg. geschehen, der knapperes halten an die reale natur geboten ist. Wie weit ist Ihr Götz? Seufzen Sie auch schon unter vorlesungen wie ich?
Treulich
Ihr
BSeuffert.
Ists nicht so schnörkelhaft? es ist väterlicher ductus darin, der schrieb so:
Seuffert
Graz 15 X 88
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Auszug:
Lfrd. Schicken Sie mir doch den Grillparzer umgehend! Wir machen ein doppelheft, darein soll er, es sind schon über 2 bogen davon gesetzt. Ich verlasse mich auf Sie. Die ganze ordnung des heftes ist nun darauf eingerichtet.
Grüssend, eiligst
BSfft.
Graz 19 X 88
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Auszug:
L. F. Ihre Kart[e] habe ich gestern Früh, am Morg[en] eines ganz besetzten Sonntags bekommen; ich kann erst heute das Manuscript abschließen. Morgen geht es zuverlässig ab; denn übermorgen habe ich kein Colleg (Rectors-Inauguration). Sie sehen, daß ich im Drange der Umstände nicht anders an !.
Montag, den 22. Oct. 88.
Ihr
AS.
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Auszug:
Prag 23. Oct. Abends
Lieber Freund! Als Ihre erste Karte ka[m], aus der ich ersah, daß Sie mit dem dritten Hefte auf meinen Beitrag nicht gewartet hatten, da glaubte ich Zeit zu haben, inzwischen einiges andere erledigen zu können. Ich mußte daher erst gestern und heute die Reinschrift vollenden. Verzeihen Sie also, wenn ich Sie warten laßen mußte.
Was ich Ihnen sende, sind Ergänzungen zu Bd. 10 und 11 meiner Ausgabe; wenn Sie diese nicht kennen, werden Sie auch mit meinem Aufsatz wenig anzufangen wissen. Werner, der über Grillparzer liest, wird mir dankbar sein. Lassen Sie sich also durch die Verse an die Sammlung entschädigen, die ich lange gehütet habe u. immer für etwas besonderes [a]ufsparte. Die Einkleidung ist Ihnen hoffentlich nicht zuwider. Für die Correctur – der Sicilischen Scenen wenigstens – (Wissen Sie etwas über den Stoff?) müßen Sie mir ein paar Tage mehr Zeit lassen, weil ich sie ins Archiv nach Wien zu einer Revision schicken muß. Den Plan des Julius Caesar müßen Sie so halbbrüchig oder viertelbrüchig setzen lassen wie [er] geschrieben ist.
Ob Sie die nachträge zum Faustaufsatz einschieben wollen, überlasse ich Ihrer Wohlmeinung.
Gebler habe ich dankend erhalten.
In Ihren Lesarten habe ich mich ganz gut zurecht gefunden. Bei mir geht es langsam. Ich kann niemals lange bei der Stange bleiben.
Über Wien habe ich Ihnen geschrieben. Ich bin mit dem schwersten Herzen nach Prag zurückgefahren und erst langsam habe ich es wieder gelernt mich ins Joch zu schwingen. Nun bin aber mit den Collegien sehr zufrieden (16. Jh. 28, Faust 42; Seminar 18) und so wird es wieder weiter gehen!
Haben Sie Brahm gelassen !. Ich finde ihn sehr dünn und mager; ich begreife nicht wie sich Schmidt für ihn so ins Zeug legen kann.
Schicken Sie mir doch von einem oder dem andern Aufsatz Ihres Doppelheftes einmal eine Correctur, die Sie n[icht] mehr brauchen. Es ist doch ein angenehmes Gefühl den andern um ein paar Pferdelängen voraus zu sein. Daß ich keinen Misbrauch damit treibe, dessen werden Sie überzeugt sein.
Sie wollen meinen Bart! Der existirt lange nicht mehr. Es war damals nur ein Badeanhängsel, das ich eine Zeitlang duldete, weil meine Mutter Freude dran hatte. Gleich nach ihrem Tode ließ ich ih[n] mir abnehmen u. mir war als ob ich eine fa[l]sche Umhüllung abgelegt hätte. Ich sehe also jetzt dem Bilde das Sie haben wieder erträglich ähnlich u. meine älteren Freunde sind wieder mit mir zufrieden. Hoffentlich kann ich mich Ihnen bald so vorstellen.
Mit herzlichen Grüßen sehr müde Ihr
AS.
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Auszug:
Lieber, wider briefloser freund, Simson fiel nicht mit diesen haaren. Ihr artikel ist so vorzüglich geschrieben u. so reichen inhalts, dass ichs lieber brieflich aussprechen möchte, wie sehr ich Ihnen danke, wenn die zeit reichte. Es gehört zum besten, was Sie geformt haben. Ich dank Ihnen noch besonders für die zuverlässige sendung; karte, telegramm beruhigten mich; heute mittags kam das mscpt., ich las es gleich und es eilt in die druckerei, sammt Ihren nachträgen zum Phantom.
Corr.-bogen werde ich Ihnen anvertrauen, sobald und wenn ich welche entbehren kann.*
Ich bitt Sie dringend, das datum Ihres aufsatzes gestrichen sein zu lassen: es liegen viele, viel ältere beiträge da, verraten Sie auch Werner nicht, dass Sie jetzt erst sandten, auch er muss warten.
Meine vorlesungen mache ich alle ganz neu, sie ! wissen was das heisst. Lessing u. s. zeit 25, Wieland ein paar weniger, seminar DLD 14!! 16 mann. Hier sind das hohe zahlen, aber wie klein an sich!
Brahm las ich noch nicht; ich hab gewettet, dass er zu kalt sei, in Schillers feuer zu langen, nur kritisieren über Sch. hätt’ ich ihn lieber hören. Mit Fellner in Tbgen stehts ganz anders als mirs gefällt, er dauert mich.
Herzlich Ihr
BSfft. 25 X 88
* Darf ich Ihnen zumuten eine korr. meines Wielandartikels ohne jede verantwortung zu lesen? Schlagen Sie mirs ab, so ists auch gut. Die frau diktiert: ‚das weib grüsst und die tochter empfiehlt sich.‘ Wie viel germanistentöchter gibt’s denn in Österreich?
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Auszug:
Prag 27.10.88.
Lieber Freund. Ich bin zu Tod froh daß Ihnen mein Aufsatz gefällt. Das Datum wa[r m]ir allerdings sehr lieb: Seemülle[rs] 33. Geburtstag drei Tage nach meinem ebensovielten; das Verhüllen wir[d] gerade Werner gegenüber gar nichts nützen, der recht gut weiß, daß Seemüllers Rec. erst im October erschienen ist. Aber natürlich, wenn Sie es wünschen, soll s wegbleiben! Wenn Sie mir eine Correctur Ihres Wielands schicken, machen Sie mir eine sehr, sehr große Freude! Ich bitte dringend darum. Ihr Seminar ist sehr stattlich, wir halten uns die Wage. – Germanistentöchter? Hat Zingerle eine Tochter? Wenn nicht, bleiben da Seemüllers Kleine dahingerafft ist, die beiden Minorschen Mädeln von den 2 Töchtern Kelles freilich durch 20 und 30 Jahre im Alter getrennt. Doch wer weiß, vielleicht hat Creizenach eine Tochter; oder gar Strobel, der vor 6 Jahren als ich in Lg. war, zwar kinderlos war, aber nahe Hoffnungen sagte. Schade, daß Sie keine Personalangelegenheiten in der Zs. besprechen, auch ein Beitrag! Eine schöne Empfehlung an die Tochter und freundlichen Gruß an Ihre liebe Frau und Sie selbst. Treulichst
AS.
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Auszug:
Vielen Dank[, li]eber Freund, für den kleine[n] Moritz, der wirklich eine „Lücke“ ausfüllte. Ein hübsches volles Heftchen.
Möchten Sie Schönbach von mir grüßen.
Wie geht’s bei Bauer?!
Vor einigen Tagen sandte ich Raimund und Schreyvogel.
Grillparzer, Raimund u. Schreyvogel – meine heil. Dreifaltigkeit.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
AS.
PRAG.
29.10.88
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Auszug:
Lieber freund, Ich dank Ihnen für Raimund u. Schreyvogel. Letzteres las ich mit grossem vergnügen, Schr. berührte mich immer sympathisch; ersteren noch nicht: ich bin so im zuge, dass ich nicht einmal die ztg. lese, die ich mir halte: das verfluchte examinieren ist hauptsächlich schuld.
Anbei HGrimm zur einsicht und zurücksendung. Der artikel gehört nicht hieher. Aber abweisen konnt ich nicht; ich habe so dem herrn vor den kopf gestossen und seinem ersten leibdiener in W. auch aus anlass dieses artikels.
Wenn Sie meinen Wieland, der leider nicht omnibus numeris absolutum u. lange nicht so schön ist als der j. G. u. Wld (was dem verf. heute noch gefällt), mit korrigieren mögen, so bin ich Ihnen sehr dankbar. –
Ich habe erfahren, dass eine tochter Zingerles Ihren heiratsantrag erwartet. Die andere hat vor kurzem sich ins ehejoch gelegt.
Treulich
BSfft.
Bei Bauers Wilhelm u. seiner nahrhaften mutter geht’s vortrefflich. Schönbach sitzt zu viel um wol zu sein.
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Auszug:
Prag 7/11 88.
Sie haben Recht l. F., der Artikel vom großen Pan gehört nicht dorthin. Auch [fin]de ich unfügliche Plattitüden d[ari]n. Man sieht, daß er keinen einzigen Gedanken unterdrücken kann. Über Ihren Artikel habe ich noch kein Urtheil; aber da ich lange nichts Darstellendes von Ihnen gelesen habe, will es mir scheinen, als ob er lebendiger geschrieben wäre als sonst manchmal Ihre Art ist: warum wollen Sie ihn von vornherein in zweite Reihe rücken? Mich hat er heute doppelt interessirt, weil ich gestern die Gespräche unter 4 Augen (für einen Vortrag in der Concordia: Wie die deutschen Dichter das 19. Jh. grüßten! [Den Titel hat Schönbach mir einmal gemacht, die Idee ist von mir]) gelesen habe. Die Bemerkungen und Fragezeichen sollen nur beweisen, daß ich aufmerksam gelesen habe. Herzlichen Dank dafür, daß Sie mich mich zu den Eingeweihten zählen. Hoch Wilhelm!! Herzlich Ihr AS.
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Auszug:
Prag 21.11.88.
L. F. – das erste was ich mit einer Brille schreibe, an die ich mich erst [ge]wöhnen muß. Verzeihen Sie a[lso] wenn es nicht ganz so geräth wie ich will. – Ich habe mit dieser Karte bis zur Vollendung Ihres Aufsatzes gewartet. Man sieht bei jeder Zeile, bei jedem Wort, wie Sie aus dem Vollen schöpfen, wie Sie sicher und fest auftreten. Es ist der beste Aufsatz, den Ihre Zs. bis jetzt gebracht hat u. er gewährt gute Aussicht für die Zukunft. Jetzt, da ich fertig bin, muß ich auch Anordnung und Abrundung höchlichst bewundern; es ist sehr fein, daß Sie die Besprechung des Goldenen Spiegels getheilt haben; dabei ist Ihre Darstellung lebendiger als je. Haben Sie vielen Dank für die Sendung. Zu bemerken fand ich wenig. Bei den franz. Texten zuckt einem oft die Feder in der Hand wie Ihrer Hohen Protectorin, aber ich weiß, daß da nicht zu ändern ist. Mehr, mehr, mehr dergleichen! – Ich habe soeben Correctur meines Aufsatzes bekommen u. gehe gleich daran. Also herzliche Grüße von Ihrem aufrichtig Ergeb.
AS.
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Auszug:
Graz 25 XI 88. nachts.
Lieber freund
Für Ihre aufmerksame korrektur meines Wieland sage ich Ihnen herzlichen dank und ebenso für Ihre nachsichtige beurteilung. Möchten auch andere gutes daran finden. Mich dünkt er, auch im druck, zu breit, aber die neuen quellen waren mein ausgangspunkt und wenn durch ihre mitteilung die sache auch schrittchenweise nur und langsam vorrückt, so waren sie mir doch zu wichtig, um sie nur zu excerpieren*. Ich meine, man druckt manche briefe, die unwichtiger sind. Gerade die Weimarer zeit vor Goethe liegt ganz im dunkel, ich habe selbst in Weimar über manche namen und sachen (theater z. b.) keinerlei auskünfte erhalten u. finden können. Dass nicht auch die briefe Wielands an die herzogin ganz und in borgissatz erscheinen hat einen höfischen grund: mir ist nicht gestattet die briefe zu publicieren, nur das biographische material derselben. Darum erscheinen sie äusserlich nicht als briefe, damit Burkhardt keine unannehmlichkeiten bekommt, u. darum sind sie nicht vollständig. Albern, aber allerhöchster befehl, den ich eben dehnte so gut ich konnte. Das urteil über Constantin ist geradezu phänomenal, noch besser als die über Carl August. Ich habe zu Böhlaus verdruss in die korrektur wenigstens noch accente aufs französische gesetzt: es sah zu scheusslich aus, sprachfehler aber als charakteristisch nicht verbessert, wo sie keine schreibfehler sind. Man sieht so was im druck ganz anders als in der hs. u. abschrift, wo die flüchtigkeiten viel erträglicher sind. Und es ist wahr, wir treiben mit der diplomatischen treue etwas misbrauch. Ich war sehr froh, dass Ihre bemerkung hinterdrein mein verfahren erlaubte. Recht misslich ist die französisch-deutsche mischung, aber sie hängt mit dem bemerkten grhgl. ukas zusammen; u. so viel als möglich wollte ich doch den – manchmal schwer übersetzbaren – urtext geben.
Diese briefe suchte ich nun auch psychologisch, nicht blos inhaltlich zu erklären; ich weiss nicht, ob ich daran recht tat; andere pflegen ja diese analyse als selbstverständlich klar zu verschweigen. Ich meinte einiges für Wielands charakter dabei zu gewinnen. Ich hab ihn hoffentlich nicht zu sehr geschont, obwol ich auch in seine schwächen verliebt bin.
Dieser biographische teil sollte durch eine untersuchung gehoben werden. Durch welche, war sicher. Das wie machte mir sorge. Wenn die teilung so gut gelang wie Sie sagen bin ich sehr glücklich. Reiflich überlegt ist die anordnung wie vielleicht bei keiner andern meiner arbeitchen. Der erste anfang wurde ein paar mal gemacht, nachdem der mittelteil, die briefinterpretation fertig war. Dann schrieb ich den eingang nach ziemlich brauchbaren entwürfen die teile ordnend, dann den schluss nach excerpten ohne entwurf. Für mich eine ungewohnte kühnheit. Politische litteratur hab ich reichlich gelesen, wenig festes gefunden. So schmiss ich fast alles bei seite. Übrigens ist in diesem punkte meine sicherheit nur schein. Ich hab mich zwar in meiner universitätszeit mehr als gut war mit socialpolitischen schriften des vorigen jahrhunderts befasst, veranlasst durch einen befreundeten Rousseauschwärmenden juristen, aber zu sicherheit bracht ichs nie. Hätt ich diesen freund zur seite gehabt, so wäre gewiss mehr zu machen gewesen.
Der äusserste schluss hat Sie hoffentlich so überrascht wie mich. Ich habe diese stärke des einflusses auf Carl A. noch nicht geahnt gehabt. U. man merkt ihm, glaub ich, die freudige überraschung an. Er ist mir wie ein quod erat demonstrandum gekommen, obwol ich diese aufgabe meiner beweisführung gar nicht gestellt hatte. Und er versöhnt hoffentlich einige leser mit den öden strecken der mitte. – –
Ihr woltätiges urteil hat mich verlockt die entstehungsgeschichte dieses opusculums zu traktieren. Nehmen Sies nicht als zu langweilig. –
Ihren Raimund hab ich längst gelesen und mit lust. Nur, ehrlich, ist mirs zu viel – für die ADB – und zu wenig – für Ihr buch über ihn. Mich dünkt er besser verfasst als Ihre Grillparzereinleitung zur ausgabe, die mir zu schwer ist. Es steht aber immer im wege, dass ich Grillparzertaub bin und Raimund besser begreife. Das einleitungsgedicht Grillparzers, das Sie der VJS jetzt spendeten, hat mich mehr gepackt als alles andere, was ich von Gr. kenne. Ich will doch sehen, ob ich dieser ! partiellen fühllosigkeit noch lo[s] werde.
Zwischen Sie u. mich tritt in der VJS ein elender Herder-Goethe-schmarren von Burkhardt, den ich trotz dem feindlichen archivarkollegen in Weimar mit glacéehandschuhen anfasse.
Ich schrieb Ihnen doch, dass vd Hellen Goethearchivarius wurde?
Mit Schönbach bin ich gar nicht zufrieden. Er fühlt sich nicht recht wol, ist aber nach meiner meinung übertrieben ängstlich, wartet auf einen herzschlag, ist moros, leutscheu, und ich bin nicht lustig genug ihn herauszureissen. Sie verdienen sich gottes lohn, wenn Sie ihn aufheitern. Aber verraten Sie mich nicht, sonst meint er, ich nehme sein leiden ernst. Bin ich frisch, so sagt er: du mein gott, du bist halt viel strammer als ich, ich werd mich ganz zurückziehen. Er dauert mich, tut sich und – mir weh. Mir ists leid u. fatal, dass er auch den studenten gegenüber mich vorschiebt u. mich zwingt statt seiner protektor des akadem. philol. vereins – der nun auch die germanisten umfasst – zu werden. Ich taug nicht dazu. Er geht nicht zum professorenessen, nicht in fakultätssitzungen, nicht zum doctorschmaus, nicht auf germanistenkneipe. Letzteres hoff ich aber noch durchzusetzen. U. wenn einer, so braucht er geselligkeit. Sehr stolz bin ich, dass er jeden sonntag kommt, mein madel anzugucken, obwol es doch noch recht dumm ist. Auch lässt er sich bewegen, alle 4 wochen das abendbrot mit uns zu teilen und wird da nach der 1. verstimmten stunde zumeist recht gemütlich.
Leben Sie wol. Ich bin jetzt so gehetzt, dass ich sogar redaktionsgeschäfte verschleppen muss.
Treu
Ihr dankbarer
BSeuffert.
Gelegentlich: kann man in dem gasthof, wo Sie zuletzt in Wien waren, einmal mit frau absteigen? Der Matschakerhof, wo wir immer waren, ist bequem gelegen, aber teuer.
Anfang u. schluss Ihrer Grillparzerkorr. hab ich erhalten. Haben Sie wünsche für die registereinrichtung der VJSchrift, so schreiben Sie mir bitte gleich.
* Auch wollt ich, um mich nicht schön zu machen seis gestanden, einen teil des für die Görtzbriefe gezahlten geldes heraus kriegen. Der artikel kostet mich mehr baar, als ich honorar erhalte.
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Auszug:
Lfr. Eingang des Kassandrafragments: ‚dass sie an einem, einsamen Orte geschlafen‘; ich möchte jedenfalls das komma beseitigen; u. ist Gr.s sprachgebrauch so, dass er ‚geschlafen‘ erlaubt? Wollen Sie nicht: ‚Kein] geschlafen‘ oder ‚geschlafen [habend]‘ setzen? | Alvaro ‚wirft sich in den rechts im Vorgrund stehenden Lehnstuhl‘; wirklich nicht Vordergrund? | ‚Marred, den solch ein Mittel [doch] wohl mit Wahrheit lehrt‘ Zuerst: ‚füllt‘. Ich rate zu schreiben: die Wahrh. lehrt u. Anmerkg.: ‚Zuerst: mit Wahrheit füllt. Die Änderung des ‚mit‘ in ‚der‘ ist im Original vergessen.‘ So hab ich schon korrigiert. | Gerne hätte ich auch in der interpunktion der texte gelegentlich nachgeholfen, doch mag hier ‚xxxdruck‘ gelten.
Einmal erlaubte ich mir zu ‚Du‘ ‚lieber Freund‘ beizusetzen, man ist so weit von der anrede der 1. zeile entfernt.
Bitte um rasche antwort. Das ganze gefiel mir wider sehr. Es sind auch kostbare verse darunter u. ebenso gequälte stellen wie in dem Alvaro.
Treulich
BSfft.
26 XI
NB Ihr mscpt stimmt mit den von mir beanstandeten druckstellen.
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Auszug:
28.11.88.
L. F. ‚an einem, einsamen Ort‘ das Komma steht allerdings im Man.: [ich?] bitte es aber zu streichen. Dage[ge]n ist an dem ‚geschlafen‘ gar nichts zu ändern; es ist einfach zu ergänzen ‚habe‘ was aus dem folgenden ‚sey‘ u. dem späteren (gestehen) ‚habe‘ leicht zu ergänzen ist. Dergleichen ist bei Gr. gar nicht auffällig, am wenigsten in einer Bleistiftskizze. Bitte, setzen Sie nach ‚Und treffen sie ein‘ ein Fragezeichen.
Grillp. schreibt immer ‚Vorgrund‘; wo in den Ausg. ‚Vordergrund‘ noch stehen geblieben ist, dürfte es auch blos auf Rechnung des Setzers zu setzen sein. – An der Stelle ‚mit Wahrheit lehrt‘ haben Sie Recht gethan, die Anmerkung beizufügen, resp. zu ändern. Und da nun Sie sich entschlossen haben Accente im franz. Text einzufügen, hätte ich auch nichts dagegen, wenn in meinem Text ein paar sparsame Interpunctionszeichen eingefügt werden. Aber ja nur die allernotwendigsten. Herzlichen Dank für Ihren Brief, Antwort nächstens. Treu dankbar Ihr AS.
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Auszug:
Prag 22.12.88.
Lieber Freund!
Ihr letzter Brief war so eingehend und aufschlußreich, daß er früher beantwortet zu werden verdient hätte. Aber soll ich Ihnen, der Sie selbst damit kämpfen, die Schrecken eines Collegs beschreiben? Und jede freie Viertelstunde war mit dem leidigen Götztext ausgefüllt, den ich nun endlich einmal loswerden muß. Jetzt [in] den Feiertagen drängt sich wieder vieles persönliche zusammen; aber ich will Sie wenigstens begrüßen. Ich habe das Gefühl, Ihnen im verflossenen Jahre noch näher ge- rückt zu sein; daß wir uns der Unterschiede in unseren Anlagen und Neigungen dadurch um so mehr bewußt werden, das ist gut; um so schwerer wiegt unsere Übereinstimmung. Und am wenigsten soll uns der Grillparzer entzweien, wob[ei] bei mir allerdings der Gedanke im Hintergrunde schlummert, Sie würden einst wenn Sie länger in Österreich sein werden und die Beschäftigung mit ihm nicht so scheuen, auf seine und meine Seite herübergezogen werden. Den höchsten Anforderungen halten meine Aufsätze über Grillparzer u. Raimund in der That nicht Stand; beide sind ja aus einem Compromiß her[vo]rgegangen. Auch ich weiß, daß der Raimundartikel für die ADB. zu groß gerathen ist. Aber da ich nicht weiß, ob ich das Buch über R. jemals schreiben werde, da ich Glossy durch eine selbständige Publication nicht vor den Kopf stoßen will, so wollte ich doch andrerseits meine reichen Sammlungen nicht nutzlos liegen lassen, um so mehr als sie mir Schmidt ohnehin schon ohne Quellenangabe vorweg [au]sgebeutet hat. Also ein Zwischenglied u. nicht mehr will der Aufsatz sein.
Die Entstehungsgeschichte Ihres Opusculums hat mich gerade unter diesen Umständen sehr interessirt. Aber, verzeihen Sie mirs, Sie dürfen nicht alles so schwer nehmen; sonst führt Sie Ihre Wielandforschung ins Unendliche. Freilich die Goetheaner haben es leicht, die dürfen alles mit Haut und Haar drucken lassen und d[as] will ich Ihnen nicht als Gesetz aufstellen. Wenn Sie aber bei der Masse Ihres Materials weiterhin bei jedem Wort so subtil erwägen, ob es druckenswert sei oder nicht, werden Sie niemals fertig. Auch denke ich über Quellen- publicationen insofern etwas anders, als ich meine: man könne nicht wissen, nach welcher Richtung etwas das man wegläßt einem andern interessant sein kann, ob nicht einer einmal über Titulaturen und Briefunterschriften Forschungen anstellen wolle etc. Machen Sie einen Band Br[ief]e u. dann einen Band
Wieland
Sein Leben und seine Werke.
von
Bernhard Seuffert.
Weimar.
Böhlau
1890
Ich habe mich entschlossen, die Grillparzer-Biographie in einem Bande (50 Bogen) abzuschließen u. wenn die Götter günstig sind, soll sie am 15. Jan. 91 heraußen sein u. seitdem ich den lange hin und hergewälzten Beschluß gefasst habe, ist mir wohler und fast möchte ich denjenigen danken, die mich dazu gebracht haben. (Selbstverständlich habe ich mich nichtverpflichtet, bis zu einem bestimmten Termin fertig zu sein!) Der Tod des Freiherrn von Cotta, den ich auch in andrer Hinsicht bedauere, hat mich zunächst leider etwas hingehalten; aber wenn der Plan nicht ganz in die Brüche geht, so wird er rasch in einem Zuge durchgeführt. Wir müssen einmal mit einem großen Werke hervortreten; schaun Sie Schönbach an, wies dem gelungen ist.
Sie haben mir Schönbach in Ihrem letzten Brief ans Herz gelegt; ich habe Ihrem Wunsch aber nicht Folge leisten können. Man weiß nie, in welcher Stimmung ein Brief empfangen, geöffnet und gelesen wird, und gerade Sch. ist so sehr Stimmungsmensch, daß man du[rch] eine solche Verschiebung des Verkehrs bei ihm an Freundschaft eher verlieren als gewinnen könnte. Wir stehen sehr gut miteinander, wir schreiben uns in mehr oder weniger regelmäßigen Intervallen aufrichtig und herzlich, wir senden uns unsere Aufsätze zu: zu mehr will ich Sch. nicht bewegen. Gerade ihn nicht, weil ich ihn nach dieser Seite sehr gut zu kennen vermeine.
Wann erscheint das Doppelheft? Ich bin sehr begierig darauf. Für Jahrgang 2 sollen Sie allerlei von mir kriegen, wenns die Zeit erlaubt. Läge mir nicht so vieles Halbfertige im Pulte.
Bei Jacoby habe ich angefragt, [er] bat um Bedenkzeit; vielleicht daß er um Neujahr herum schreibt.
Wissen Sie, wer Aussicht hat nach Marburg zu kommen; könnte sich da nichts für unseren Seemüller ergeben?
Bringen Sie das Fest recht gut zu und grüßen Sie mir die Ihrigen vielmals.
In treuer und aufrichtiger Gesinnung
Ihr
Sauer.
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Auszug:
Entschuldigen Sie die verzögerung. Meine frau ist seit 3 wochen krank u. beginnt eben zu genesen. Auch ich lag an halsentzündung zu bette und bin noch nicht ganz auf der höhe, doch gehe ich wider aus. Darüber stockte die VJSchrift.
An Cottas zerschlagung tut mir leid, dass Sie den verleger verlieren, mit dem Sie so glücklich waren. Mög Ihnen der nachfolger genehm sein.
Herzliche wünsche zum feste, auch von meiner frau. Die kleine kann noch nichts als papa mama tata und damit ist Ihnen nicht gedient.
Treulich
Ihr
Sfft
Graz 22 XII 88
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Auszug:
Ich hätte Ih[ne]n bessere Ferientage gewünsch[t] und hatte keine Ahnung daß wieder Krankheit bei Ihnen eingezogen sei. Inzwischen haben Sie meinen Brief erhalten und ich habe Ihnen also heute nur für den reichhaltigen Ferienfestschmaus zu danken, den Sie mir ins Haus gesandt haben: das ist ja kein Heft mehr, das ist ein Buch! Sie müßen mirs eine Zeitlang laßen; oder brauchen Sie die Blätter überhaupt nicht mehr wieder?
Möge alles wieder gut werden!
Herzlichst
Ihr
AS.
Prag 24.12.88.
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Auszug:
Ich will Ihnen l. F. ein paar zwanglose Worte über das Gelesene sagen. Am meisten interessirten mich die Schildbürgersachen wie ganz natürlich. Es ist für die Zs. ein Gewinn, daß [sich] gleich in ihrem ersten Bande eine Frage [a]ufgethan hat, die da weiter erörtert wird. Ich finde aber doch, daß Sie eigentlich den Vf. des 1. u. 3. Aufs. hätten Mittheilung von dem 2. thun müßen; denn dann hätten diese offenbar ihre Bemerkungen zurückgezogen: auch kann ich es nicht billigen, daß Sie Schneiders Spott über ‚S. S.‘ nicht gestrichen haben. Heine ist schlecht geschrieben u. hat Ihnen wol viel Mühe gemacht. Weilen ist recht gut; Werner zu breit in beiden Beiträgen; Burckhardt abgeschmackt. Unter den Erklärungen der Heineschen Gedichte manches feine; überhaupt die kleineren Beiträge sehr ergiebig u. voll. Im Ganzen können Sie zufrieden sein, so viele Namen im Anfange gleich friedlich oder sich bekämpfend zu vereinigen. Es ist ohne Zweifel ein vielverheißender Beginn. Aber jetzt nachdem ich das was Ihren Aufsatz umgiebt wol alles kenne, darf ich auch sagen, daß Sie damit den Vogel abschießen u. daß das andere nicht an Ihre Arbeit hinanreicht. – Ich habe in diesen Tagen zur Erholung Harnack Goethe in der Epoche s. Vollendung gelesen, ein Buch von seltener Reife; der Mann ist erst 31 Jahre alt; dann Jodls zweiten Band, der fast eine Gesamtgeschichte der Philos. des 19. Jh. enthält; es hat mich geglückt u gekräftigt, daß ich nun wieder gerne in das Gehäuse meines täglichen Kleingewerbes zurückkehre. Herzlichst Ihr AS.
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Auszug:
L. F. Ich weiß daß Sie Nachsicht mit mir üben werden, wenn ich Ihnen sage, daß ich die thörichten Anstrengungen dieses Frühjahrs und Sommers durch eine arge Nervenabspannung büßen muß, die mir alle meine Pläne zerstört hat und mir eine Reihe böser Verwicklungen bereitet. Das überaus klare und heitere Wetter der letzten Tage läßt mich allerdings Hoffnung auf Besserung schöpfen, die aber nur allzu leicht eine Selbstteuschung sein kann.
Bewahren Sie mir Ihre freunschaftlichen Gesinnungen, wie ich sie Ihnen bewahre, das ist alles, was ich im Augenblicke Ihnen zu sagen im Stande bin.
Bestens grüßend Ihr
AS.
Prag. Weinberge 450
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Auszug:
Um Ihnen, l. fr., nicht länger antwort schuldig zu bleiben, muss ich leider summarisch auf den freundschaftlichen brief u. die karten antworten. – Die fahnen können Sie behalten. Jeep habe ich auf 1/6 gekürzt, da die übrigen 5/6 nichts enthielten. Schröder scheint mir das wichtigste, Arbusow das wertloseste, das nur aufnahme fand, weil er aus Mietau kommt. Die verff. hatten kenntnis, dass u. ungefähr was die andern schrieben. Schröder riet, Jeep u. Arbusow abzuweisen, nachdem er die fahnen alle 3 gelesen hatte. Mit Heine lag ich richtig in streit, noch mehr mit Litzmann, dessen kleinigkeit ich um die hälfte beschnitt. Weilen schreibt auch schlecht. Werner ist freilich viel zu breit u. doch nicht inhaltsschwer. (Aber ein Leisewitzneudruck! jeder bogen neue verzweiflung! diese photographenarbeit schlimmster sorte!) Dass Sie die vereinigung so verschiedener namen billigen, ist mir sehr erwünscht. Für Ihr ganzes urteil dank. Bald erhalten Sie Xxxxxka, schlecht geschrieben, aber sachlich getr. neu übers schäferspiel. – Zu Ihrem Grillparzer abermals alles gute! als besten neujahrswunch. Möge Ihnen die firmenänderung nicht hinderlich sein. Mein Wieland ist noch nicht ausgegeben. Ich bin zu klein, um nicht alles schwer zu nehmen. U. über meinen feind, die kleinlichkeit, (die ich am Leisewitzeditor erschreckend sehe) werd ich so schwer und niemals völlig herr. Schönbach hat die feiertage u. die trübe stimmung überwunden. Dank für die vermittlung bei Jacoby. Seemüller lernte ich hier erfreulich kennen. In Marburg wird wol Kluge siegen. Wie steht es mit der rechtshistorikerstelle in Prag? Mein wolsein ist erträglich, das meiner frau noch immer nicht zu loben. Herzlich im neuen, wie im alten jahr
Ihr
BSfft.
Graz 3 I 89.
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Auszug:
Lfrd. Kelle, wenns recht zugeht, gibt Ihnen meine eingabe ans ministerium, worin wir unterstützung für die VJSchrift verlangen. Bitte unterzeichnen Sie und schicken den bogen an Richard Maria.
Halten Sie die VJSchrift oder wollen Sie einen SA meines Wieland?
Grüssend
Ihr
BSfft.
Graz 11 I 89
Creizenach ist in der Liste nicht vergessen?
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Auszug:
L. F. Das Gesuch ist wolbehalten hier angekommen und mit unser[e]n Unterschriften versehen heute nach L. weitergewandert. Wie haben Sie den lausenburger Herrn entdeckt, ich hatte gar nichts von ihm gewußt. möge ! der Erfolg nicht ausbleiben. Die VJS habe ich abbonirt !; Sie werden also Ihren Aufsatz besser verwenden können, obwol ich sonst nach SA. sehr ‚happig‘ bin. Ich bin fleißig, daß die Haare dampfen! Hoffentlich geht geht es Ihnen zu Hause wieder gut.
Herzlichst
Ihr AS.
Prag 17.1.89
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Auszug:
L. F. Diesen kostbaren wunderschönen SA zu entbehren, wäre mir allerdin[gs] sehr schwer gefallen. Haben S[ie b]esten Dank dafür u. mögen sich alle Hoffnungen, die sich an diese Arbeit naturgemäß anknüpfen, in rascher Folge erfüllen.
Die Frage wegen der Besetz. der Lehrk. f. d. R u. R. G. ist in ein neues Stadium getreten, seitdem sich ein Wiener Privatd. der aber eigentlich Verwaltungsgesch. vorträgt, dafür gemeldet hat. Vorschl. sind noch nicht erstattet.
Glauben Sie mir daß ich rasend fleißig bin.
Mit freundl. Grüßen
Ihr
aufrichtig Erg.
AS.
Prag 22.1.89.
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Auszug:
Lfrd. Ich musste für den grossherzog einen prachtabdruck machen lassen zum dank für die hausarchivöffnung u. weil er die sache wiederholt mit mir besprach. Es ist ein teurer spass. Dass Böhlau, dem ichs überliess auf carton drucken werde, ahnte ich nicht, ich schäme mich dieses aufpauschens der kleinigkeit. Ausser an den hof kamen nur an Sie u. Schmidt, die beiden hilfreichen correctores, u. an Schönbach ein exempl. dieses humbugdruckes.
Meltzl, hg. einer vielsprachigen zs., hat sich selbst als freund der VJSchrift längst gemeldet u. wollte Scheffelbriefe dreinspenden (wogegen ich spröde war). Die reise des circulares durch die österr. welt währt lange. Wie gross ist unser land! Wenn nur die fahrt der eingabe nützt! Jedenfalls bin ich, namens des verlegers allen herren dankbar für die mithilfe.
Dank für die nachricht über den juristen, die mir wichtig wie jeder fortschritt in dieser angelegenheit
Grüssend
BSfft.
Graz 24 I 89
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Auszug:
Prag. 12/2 89.
Lieber Freund! Daß Sie schon wieder so weit vorwärts geschritten seien, stellte ich mir [g]ar nicht vor. Herzlichen dank für [die] reiche Sendung. Der Schäferaufsatz ist – bis auf den sonderbaren Titel? – recht hübsch, das wes. u. unwesentlich richtig geschieden, die Gruppierung sehr übersichtlich; wol von einem Schüler Schmidts. Ich habe manches daraus gelernt; so müßen alle anderen Dichtungsgattungen in allen Perioden abgehandelt werden. Der Fischartaufsatz ist etwas breit in den polemisch-bibliogr. Anmerkungen; der Sache nach sehr brauchbar. Es wird auf diese Weise ein internationales Heft. – Mein Götz ist endlich fort; aber das tiefe Schweigen in Weimar macht mich fürchten, daß man nicht sehr zufrieden mit meiner Arbeit sein werde. – Apropos Dieser Herr Netolitschka wäre doch für den Neudruck des Neologischen Wörterbuchs etc. zu brauchen; oder wollen Sie nicht auch das ‚Natürliche‘ drucken lassen. ‚Satiren des 18 Jh. I.‘ u. s. f. wie Braune jetzt die Flugschriften d. Reform.zeit zu nummeriren beginnt: Solche Gesammttitel ziehen. Die Fahnen darf ich noch einige Zeit behalten? Ich lese ja 16. Jh. da kann ichs gut brauchen. Vor meinen Fenstern sehe ich nichts als eine weiße Schneefläche ..... Herzlichst Ihr AS.
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Auszug:
Prag 16/2 89.
Lieber Freund! Was ich Ihnen heute mittheile ist mehr ein Schmerzensschrei als eine Bitte um Unterstützung und Abhilfe. [Su]phans langes Schweigen nach der Übersendung meines Götz machte mich schon sehr besorgt. Nun kommt heute ein Brief von ihm übertriefend vom Lobe meines „Künstlerfleißes“ zugleich aber den Vorschlag enthaltend, die Arbeit zu zerstören u. noch einmal zu machen, d. h. die Theaterbearbeitung vom Jahre 1804 selbständig – an einem erst zu suchenden Platze – mit den Varianten der späteren Theaterbearbeitungen zu drucken.
Nun liegt die Sache so; schon in den Studien zur Goethephilologie stellte ich die Forderung auf, eine critische Ausgabe müße 3 Texte bringen wie die Ausgabe letzter Hand. Ich war höchlichst erstaunt, als ich den Plan zur Weimarer Ausgabe in die Hand bekam, für die Theaterbearbeitung kein Plätzchen vorgesehen zu finden und gab meinem Erstaunen darüber Schm. gegenüber – u. wol auch Ihnen – lebhaften Ausdruck. In Weimar als nun gar die neue bis dahin unzugängliche Hdschrft zu Tage kam, sagte ich Schmidt u. Suphan wie unpractisch die Einschachtelung sei, im Spt. in Wien ersterem abermals. Man hielt mir Goethes eigene Meinung im Briefe an Rochlitz als feste Richtschnur entgegen und ich stellte mich nun streng auf den Boden de[r] ‚Goetheverfassung‘, ohne an deren Richtigkeit zu glauben. Die Mühe war furchtbar. Ich habe Texte & Apparate schon genug ge- macht wie Sie wissen; etwas so schwieriges & subtiles noch nicht. Ich schrieb das ganze 3mal um, habe das ganze vorige Jahr damit vertändelt, mußte dreimal abbrechen, weil ich ganz stumpf gew[or]den worden ! von dem Lesartenchaos. Mein Manuscript hat 312 S. Großquart.
Gehe ich auf Suphans Vorschlag ein, so muß ich alles neu arbeiten; ich muß auch die Lesarten von E–C aus der Masse erst wieder herausfischen und neu anordnen; kein Wort kann neben dem andern bleiben. Ja da ich die Interpunction gerade wegen des Ballasts der Theatervarianten so sehr zurückge[dr]ängt habe, wird es bei der Theilung nothwendig sein, wenigstens die von 1773 (wie Sie mir ganz richtig vorschlugen) mehr zu berücksichtigen. Ich habe nun Suphan erklärt, daß ich der Wichtigkeit der Sache wegen die Arbeit gerne noch einmal machen will, aber daß ich sie unmöglich umsonst machen kann, resp. die alte nicht umsonst gemacht haben wolle. Mein Man. in der gegenwärtigen Form – Text & Lesarten hätte mir 1100–1200 Mark getragen, die ich in diesem Halbjahr [in] meine Badzeit eingestellt habe. Jetzt soll ich für 200 S. Theaterbearbeitung 1 M. p. Seite statt 4 M – und wer weiß wann – bekommen. Das ! das der einzelne nicht tragen kann, das werden alle dabei betheiligten Rectoren ! in Weimar einsehen; ich bin nicht schuld daran, kann daher auch die Strafe nicht auf mich nehmen.
Ihnen mußte ich dies um so mehr jetzt schon sagen, als die verfluchte Arbeit am Götz einzig und allein an der Verzögerung des Uz[sch]uld ist, dessen Manuscript fröhlich gedeiht, falls nicht der Weimarer Hagel darauf fällt.
So viel für heute: Sie kriegen ja wohl amtlich mit der Sache zu thun. Kriege ich keine Entschädigung, leg ich die Stelle als Mitarbeiter einfach nieder; habe ich nicht Recht? Eiligst und aufgeregt Ihr Sie bestens grüßender AS.
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Auszug:
Prag 19.2.89.
L F.
Suphan bittet mich in kurzer Beantwortung meines Briefes, ich möchte die Sache „zunächst ganz zwischen uns beiden“ schweben zu ! lassen. Es fällt mir nun gar nicht ein, auf ihn oder auf irgend jemanden andern eine Pression ausüben zu wollen; daher bitte ich Sie, den Inhalt meines letzten Briefes einstweilen in Ihrem Herzen verschlossen zu halten, bis sich Suphans Absichten klären. Ich habe an niemanden sonst geschrieben, außer an Sie; auch nicht an Schmidt, was ich ausdrücklich betone.
Herzlich grüßend
Ihr
AS.
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Auszug:
Graz 1 III 89
Lieber freund
Heute da die kurze faschingspause in den vorlesungen mir etwas luft gibt kann ich Ihnen für zwei karten und den unseligen brief danken. Unselig objektiv genommen, wegen seines inhalts. Suphans wenig angenehme form in der korrespondenz mit Goethemitarbeitern ist in diesen tagen auch von anderer seite bei mir eingeklagt worden: es ist eine not, dass er weder das geschick noch die autorität zum centralleiter hat. Wir leiden alle gemeinsam darunter und ich suche mir immer wider seine vorzüge klar zu machen und zu halten, um die geduld nicht zu verlieren.
Von Ihrer sache habe ich nur mit Schönbach gesprochen. Ich wünschte sehr, dass Sie zu einem friedlichen ausgleiche kommen. Suphan hätte als Ihr redactor eben die zeit aufwenden sollen, die heikle frage zu studieren, bevor er Ihre bedenken gegen die vorschrift ablehnte. Hatten Sie nicht den eindruck, dass er das getan, so konnten Sie sich ja durch ihn mit einem promemoria ans collegium wenden. Wenn mir recht in der erinnerung ist, habe ich Ihnen allerdings diesen schritt principiell zu vermeiden geraten wegen der zusammensetzung des corpus doctissimum! aber diesmal hätte er doch vielleicht den vorzug gehabt, Ihren redactor zu einer eingehenden würdigung der sache zu zwingen und jedesfalls hätte auf einen solchen beschluss hin kein widerspruch mehr erhoben können, wenn Sie Ihre ausarbeitung darnach einrichteten. Ich bin überhaupt und war immer der meinung, wo in wichtigen fragen kein überzeugtes einverständnis zwischen redactor und herausgeber zu erzielen ist, soll die sache – gar wenn die streitfrage gegen den grundentwurf gerichtet ist – doch das collegium beschäftigen; dafür ist es da und der gegen welchen der entscheid ausfällt, hat dann doch das beruhigende gefühl, sein gelehrtes gewissen bis in die letzte instanz verteidigt zu haben und bei der umarbeitung keinen anstoss mehr zu finden, auch gegen etwaige öffentliche kritik sich auf den zwingenden beschluss berufen zu können. Dass das collegium irgend welche voreingenommenheit für ein mitglied (redactor) gegen einen herausgeber hätte, habe ich niemals bemerkt. Schmidts äusserung, der nicht Ihr redactor ist, brauchten Sie diesmal nicht so hoch einzuschätzen dünkt mich; ich glaube nicht, dass er die sache ins einzelne überlegt hat, sie ist schwierig; ich für meine person glaube mich gegen Sie schon geäussert zu haben, dass ich kein urteil ohne weiters darüber besitze. Auch ist mir Goethes einschlägige und wie Sie sagen von den andern als bindend bezeichnete äusserung gegen Rochlitz jetzt nicht bekannt. Doch – nach Ihrer späteren Karte scheint es ja glücklich, dass Suphan Ihnen zustimmen kann und damit ists zu ende. Ich würde natürlich sehr bedauern, wenn Sie zur umarbeitung veranlasst würden, deren mühe ich nicht zu klein einschätze. Andererseits erlauben Sie mir doch ganz freundschaftlich zu bekennen, dass kein derartiges unternehmen meines erachtens ohne opferwilligkeit gedeihen kann und dass die bezahlung ohnedies so gering ist, dass keiner, der gezwungen ist seine arbeitszeit nutzbringend anzulegen (was Sie übrigens doch unmöglich sind), sich wegen des einkommens engagieren lassen konnte. Nehmen Sie mir das ja nicht übel! Ich bin ein idealist in diesen dingen; der beweis dafür liegt schon hinreichend darin, dass ich die redaction der VJSchrift übernahm.
Das ministerium hat die zu deren gunsten getane vorlage, die sich –– in diesem augenblicke erhalte ich Suphans circulare in Ihrer sache, ich sollte also den brief cassieren, tue es aber nicht, weil wir zwei zu intim sind, das amtliche vom persönlichen so streng zu scheiden. Übrigens liegt Suphan an diphtheritis erkrankt im spital.
Das ministerium also hat die durch die zahlreichen unterschriften – alle german. proff. ausser Creizen. – sehr stolze eingabe mit dem ersuchen beantwortet, ihm den geschäftsstand genau darzulegen. Ob Böhlau das will?
Heft 1 des bd. 2 ist fertig, bedeutendes enthält es nicht ausser dem Netoliczka, der so reich an sachen, so dürftig in der stilisierung ist. Heft 2 ist im Satz.
Die aussicht auf Ihren Uz freut mich.
(Die Fahnen von heft 1 VJS. mögen Sie behalten.)
Ich muss enden, die mittagspost bringt einen haufen redactionsgeschäfte. Also nur noch die – ebenso wie das über Suphan geschriebene, vertrauliche – mitteilung, dass Schönbach einen antrag auf meine beförderung zum ordin. gestellt hat, über dem jetzt die fakultätskommission brütet.
Treu
Ihr
BSfft.
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Auszug:
Lfr. Vertraulich! Ich habe im gutachten natürlich verhehlt, dass ich von Ihnen unterrichtet bin u. mich unberichtet gezeigt. Ich forderte die gründe zu hören, warum man seiner zeit im ältesten redactionscollegium und warum bis jetzt redactor und Sie keinen sonderdruck der theaterfassung wollten. Darnach wolle ich abstimmen. Ich sei principiell für die gleiche behandlung wie beim Urfaust: der sei im apparat bd. 14 gegeben u. kehre als sonderdruck im zusammenhang bd. 37 wider. Irgendwo müsse der übergang von der 87er fassung zur theaterbearbeitung im apparat dargestellt werden, darauf habe der forscher ein recht so gut ! der laie einen sonderdruck der theaterfassung erwarten darf. Entweder also nun apparat zu bd. 8 die oder eine theaterbearbeitung einbegreifen, oder es muss bei einem sonderabdruck der letzteren der apparat mit der 87er ausg. einsetzen. Ich wäre für das erstere, damit man die textgeschichte nicht aus versch. app. zusammenlesen müsse. Auch hätten Sie doch die Ihnen aufgetragene arbeit gelöst, es sei von Ihnen nicht mehr zu verlangen. – Ich bitte Sie um strenge diskretion. Ihr BS. 2 III.
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Auszug:
Prag 4.3.89.
Lieber Freund! Es würde Ihnen ebenso gehen wie Suphan, wenn Sie das Manuskript sehen könnten. Es ist ganz genau eingerichtet wie Band 14 mit d[em] Urfaust; aber was dort einpaarScenen sind sind hier zwei mächtige 5aktige Stücke mit zahlreichen Correcturen. Nicht von einer Theaterumarbeitung ist die Rede; sondern von 20 Aufführungen (Th1 – Th20) seit 1804, von denen einige allerdings nur dem Titel nach andere mit Titel und Personenverzeichnis einzuschlachten waren. Suphan schreckt vor den mindestens 13 Bogen Lesarten zurück. Die Theaterbearbeitungen gar wie Sie meinen doppelt zu verwerten, einmal in den Werken, das zweitemal selbständig geht doch nicht an, weil eben die Differenzen zu groß sind. Ich bin nicht Ihrer Ansicht, daß allzu große Gleichmäßigkeit der Ausgabe zum Heil gereicht. Die Theaterbearb. blos mit der 89 Ausgabe zu vgl. wäre deshalb unmöglich, weil merkwürdiger Weise die 74er zu Grunde gelegt wurde. Es ist meiner Meinung nur zweierlei möglich; man bleibt pedantisch auf dem Standpunkt des ersten Redactionscom[it]es, also meines fertigen Manuscripts oder man acceptirt Suphans Vorschlag.
Nun erlauben Sie mir auch die andere Sache noch einmal zu erwähnen, weil ich nicht haben will, daß Sie schlecht oder falsch von mir denken. Ich habe allerdings die Arbeit nicht übernommen, um dabei ein Geschäft zu machen u. hätte die Großherzogin mich zur Mitarbeiterschaft aufgefordert ohne mir ein Honorar in [A]ussicht zu stellen, so hätte ich mich gewiß nicht geweigert, die Arbeit zu übernehmen; habe ich doch schon genug im Leben ganz umsonst (wie die Wiener Neudrucke) oder fast umsonst wie den Raimund etc. gemacht. Ich hätte mir es dann eintheilen können; denn ich muß jährlich durch litterarische Arbeiten eine bestimmte und nicht geringe Summe verdienen; [ich] habe keinen Kreuzer Vermögen; ich habe Jahre lang mit einem verschwindend kleinen Gehalt leben müßen; ich habe zum Unterhalt meiner Eltern beitragen müßen u. habe jetzt Haus und Wirtschaft, wie ein Verheirateter; oder vielleicht kostspieliger weil eine Frau doch immer die Verhältnisse in Betracht zieht, was eine fremde Person nicht thut. Ich habe das Bücherkaufen ganz einstellen müssen z. b. Auch stehe ich da mit Schönbach auf [d]em englisch-amerikanischen Standpunkt, daß die geistige Arbeit nicht umsonst gemacht werden soll. Aber immerhin: ich hätte mirs eintheilen können. Aber eine mehr oder weniger bestellte, genau umschriebene und umgrenzte Arbeit einfach doppelt machen: das scheint mir ein ganz unbilliges Verlangen. Überdies habe ich gar eine bestimmten Forderungen gestellt, habe auch Suphan gegenüber diesen Standpunkt nicht so scharf hervorgekehrt wie es vielleicht im Briefe an Sie geschehen ist und we[rd]e mich billigen Vorschlägen gegenüber auch fernerhin aufopferungsvoll verhalten; nur einfach zurückgeben zur Umarbeitun wie einem Schulknaben laße ich mir die Arbeit nicht! –
Verzeihen Sie, daß ich Sie überhaupt in die unerquickliche Angelegenheit hereingezogen habe; ich mußte mir an jenem Tage des Ärgers Luft machen und hatte niemanden als Sie, dem gegenüber ich es hätte thun können und w[ol]len. Vielen Dank für Ihre übrigen Mittheilungen und die herzlichen Glückwünsche zum Vorschlag. Möge es rascher bei Ihnen gehen als bei mir Pechvogel. Über Weinhold u. was damit zusammenhängt schreiben Sie nichts? Ich bin auf die weiteren Verschiebungen sehr begierig. Mit freundlichen Grüßen auch an Ihre liebe Frau Herzlichst Ihr AS.
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Auszug:
Prag 29.3.89.
Lieber Freund! Ich sende Ihnen auf P. [t.] Suphans Wunsch beifolgendes Promemoria über die Apostrophe im Götz, mit der Bitte, dasselbe in Erwägung zu ziehen und Ihre Meinungsäußerung uns darüber sobald als möglich zukommen zu laßen. Die Sache ist in der That sehr kitzlich. Ich hatte keine Ahnung davon, daß der einzelne Herausgeber sich soweit [v]on den Grundsätzen entfernen dürfe, sonst hätte ich diese Fülle der Apostrophe niemals über den Götztext ausgegossen; Suphans Bedenken sind sind sehr gegründet; aber wo ist die Grenze für die Abweichung?
Ich danke Ihnen für die letzte Sendung u. hoffe, daß Sie bis auf die Semestermüdigkeit, die uns alle nied[er]hält, wolauf sind u. daß Sie wieder einmal ein freundschaftliches Wort an mich gelangen lassen werden, dessen ich seit langem schmerzlichst entbehre.
Der Text des Uz geht nächstens ‚zur geneigten Einsicht‘ an Sie ab; die Apostrophe werden uns dort keine Sorge machen; aber vieles andere.
Verzeihen Sie meine Eile.
Mit freundichen Grüßen an die Ihrigen
Ihr
aufrichtig Ergeb.
AS.
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Auszug:
30.3.89.
L. F. Ich erhalte die noch nicht gesetzten Theile meines Man. soeben aus Weimar zurück u. sende sie Ihnen zur Einsicht, weil ich die Anfangsbogen nicht zur Verfügung habe. Man. u. Correctur bitte ich an mich direct zurückzusenden, wenn Sie das Circulare auch direct nach Weimar senden. Ich werde allmählich zum wüten[d]sten Apostrophfeinde.
Herzlichst
Ihr
AS.
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Auszug:
Lfr. Länger hätt ich Ihnen gerne geantwortet, aber semesterabschluss u. anderes drängte. Auch heute finde ich angesichts der sommerarbeiten die ich schleunig durchsehen muss keine briefzeit. Doch möcht ich Ihnen melden, dass Ihre letzte überraschende aufklärung über die sachlage der Götzausg. mir anlass gegeben hat, Suphan gelegentlich zu schreiben: ich hätte durch Sie, mit dem ich alleweil korrespondenz pflege, jetzt private nachrichten erhalten, welche mein urteil umbildeten; hätte das Suphansche rundschreiben diese gründe nicht verschwiegen, so würde ich schon damals anders gestimmt haben, bezw. überhaupt eine definitive meinung haben äussern können. Suph. nahm, wie ein soeben eingelaufner brief zeigt, das gut auf u. entschuldigt sein verschweigen der gründe mit seiner rücksicht auf das übereilte votum des ältesten redactionscomités. In meinen augen war solche rücksicht nicht am platze, durch sie blieben wir vier mitredactores blind. Ich habe aus Ihrem briefe auch die überzeugung gewonnen, dass Sie die umarbeitung im interesse der sache selbst wünschen. Seien Sie überzeugt, dass ich Ihren verdruss vollkommen billige; gerade nachdem Sie die herrn vorher aufmerksam gemacht hatten auf die bedenken, durfte Ihnen die arbeit nicht zurückgeschickt werden. Sie müssen in der höflichsten weise gebeten werden, jeder druck auf Sie wäre ein grobes unrecht. Ich hoffe, dass der centralleiter das auch begreift. Ich habe das meinige dazu getan, dass er das verschulden bei sich suche, das kann ich Sie versichern. Nach einer dunkeln andeutung Suphans scheint übrigens die angelegenheit bereinigt, der Götz im druck. Er habe an Sie geschrieben, was auch für mich gelte: ein sonderbarer umweg. Treulich und herzlich Ihr BSfft. Bernays wird Goethefestredner!
30 III 89
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Auszug:
Lfr. Ich hab so viele zeit mit dem apostrophieren verbraucht, dass es auch heute nur zu einer karte langt. Ihrer ersten weisung nach schickte ich alles schriftliche material an Suphan, der Ihnen mein exposé, das aber sehr im dunkeln tappt, zusenden soll mit meiner antwort. Zu einer copie für Sie reicht es nicht, der brief käme sonst heute nicht mehr fort nach Weimar. Ich suche in S den schwerpunkt der entscheidung, aber es handelt sich erst ihn zu finden, u. dazu hab ich das material nicht. – Dass Suphan meinen brief ‚anmutig‘ fand, verstehe wer will; mir lag’s nicht entfernt im sinne ‚anmutige‘ vorwürfe zu machen. Alle druckbogen erhalten Sie gleichzeitig recommandiert. Dass wir schon 1887 von der sonderstellung des Götz sprachen in Weimar, erinnere ich mich nicht; aber Suphan hätte Ihnen den protokollauszug oder wie es heissen will, vor beginn Ihrer arbeit u. nicht nach beginn des druckes eröffnen müssen.
Auf Ihren Uz freu ich mich sehr. Wird er demnächst fertig, so kann er gleich gesetzt werden. Währt es noch eine weile, so schiebt sich wol ein ander ! heft ein.
Herzlichst Ihr treuer
Seuffert.
Graz Harrachg. 1
1 IV 89.
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Auszug:
L. F. Vielen Dank für Ihre große Mühe in Angelegenheiten des A. Ich bin zwar der Überzeugung [da]ß wir solche Feinheiten nicht durchführen dürfen; aber die Untersuchungen, die Sie fordern, sollen gemacht werd[en]. Sie werden weiter von der Sache hören. Heute möchte ich Sie bitten, Ihre Entschließung wegen Einschiebung eines Heftes vor dem Uz noch auf 8 Tage zu verschieben. Da schicke ich Ihnen mein Man. zur Begutachtung. Wir müssen über einige Punkte schlüssig werden, bevor es ganz fertiggestellt werden kann. Der Druck des Textes müßte dann rasch begonnen werden, weil er sehr lange Zeit in Anspruch nehmen wird; denn es ist viel. aus dems. Grunde möchte ich die Einleit. möglichst beschränken. Uz braucht eine Monographie u. die will ich durch meine Einleit. nicht ganz überflüssig machen. Einen Theil meiner Untersuch. nehmen Sie vielleicht in Ihre Zeitschrift auf. Jedenfalls können Sie von einer Fertigstellung der Einleitung gleichzeitig mit dem Text diesmal mit gutem Gewissen absehen, weil der Text so umfangreich ist. – Durch Dr. Hauffen habe ich gehört, daß es Ihnen gut geht u. ich kann dasselbe von mir versichern, da ich längst gelernt habe, mich ins engste und bescheidenste zu ziehen und der tobenden brausenden Welt ihren Lauf zu lassen. Nach etwas mehr Sonne sehnt sich mein Gemüth allerdings und um den bald grünen Schloßberg beneidet Sie zur Osterzeit Ihr stets aufrichtig Ergeb. AS.
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Auszug:
Lfrd. Suphans vorschlag, aus den 3 ersten bogen die gesetze fürs ganze zu erschliessen, finde ich unphilologisch, ein tasten, das nicht einmal der wahrscheinlichkeitsberechnung gleicht. Ob meine anregung etwas ergibt, weiss ich nicht. Ich bin gar nicht gekränkt, wenn Sie als einziger sachkenner sie sofort beiseite werfen u. ihr kein gehör geben. Mir ist es fatal, dass ich allein aus dem collegio heran gezogen werde. Doch haben wir keine geschäftsordnung, die mir erlaubt, ein gutachten das der centralleiter wünscht zu versagen. – Ihrem Uz soll nichts zuvorkommen. Ich werde versuchen, von den verlegern den druckbeginn vor ablieferung Ihrer einleitung zu erpressen. – Ich habe zu meiner wohnung wegen des kindes zwei 1 ½ zimmer hinzunehmen müssen u. bin mit dem schändlichen umräumen beschäftigt. Treulich, herzlich
Ihr BSeuffert
Graz 11 IV 89. Aus Suphans antwort auf meine ausführung werde ich gar nicht klug, ich verstehe davon keinen satz.
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Auszug:
Lieber Freund!
Noch eine Woche solche Apostroph-Arbeit und ich bin todt. Ich hoffe aber, daß das Resultat nicht blos dem Götz zu Gute kommen werde.
Bitte, lassen Sie sich die Mühe der Durchsicht nicht verdrießen und setzen Sie Ihre Wohlmeinung wenn auch noch so kurz auf.
Sie haben die Güte alles nach Weimar ins Depot zu senden. Ich habe von me[in]em Elaborat eine Abschrift.
Wird die Sache jetzt gut, so ist es wesentlich das Verdienst Ihrer feinsinnigen Anregung. haben Sie tausend Dank dafür!
Eiligst und treulichst
Ihr
AS.
Prag 12/4 89.
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Auszug:
Lfrd. Da etwas herauskam, so bedaur ich meinen bösen vorschlag der statistik nicht. „bös“, denn ich kenne das von der kommazählerei in band 7 her zur genüge. Vortrefflich! ich habe alles an Suphan geschickt u. meine meinung zu jedem Ihrer punkte beigefügt. Auch das ersuchen, die ergebnisse für andere herausgeber zugänglich zu machen.
Sonderbar ist übrigens dies gesetz des apostr. vor vokal u. nichtapostr. vor konsonant – es sieht mir mehr Wielandisch als Goethisch aus. Ich bin nur neugierig, was Suphan dünkt, er hält nichts von statistik so viel ich weiss.
Herzliche Grüße Ihr
BSfft.
Graz 15 IV 89
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Auszug:
L. F. Ich danke Ihnen vielmals für die Zusammenfassung jener Regeln: ich bi[n] nun doch sicherer, als ich mich vor[her] fühlte. So füllte ich die zwei Zeilen, die Sie leer gelassen hatten, mit einem inhaltsleeren lobleichenden, im übrigen völlig zustimmenden Geschwätze. Man hat gar nichts von ihm und doch will er einem alles sein. – Bei der Durchführung der gewonnen Principien stellt sich jetzt noch heraus, daß wir von C gar nicht so sehr viel abzuweichen brauchen, obwohl Göttling sich der Regeln nicht bewußt war und sie auch aus C (wie ich im vorigen Jahre versucht hatte) niemals zu gewinnen gewesen wären.
Ich kann sonst heute nichts mehr hinzufügen: als daß ich Ihnen ein recht glückliches Fest wünsche. Sonne! Sonne! Sonne!
Treulichst
Ihr
AS.
Prag, Charfreitag 1889
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Auszug:
Lieber Freund! Indem ich Ihnen beifolgendes „Probemanuscript“ übersende, muß ich Sie tausendmal um Entschuldigung bitten, daß ich Ihnen überhaupt so etwas zumuthe. Aber ich bin durch den kläglichen Miserfolg des Götz so herabgestimmt, daß ich mir nun nichts mehr zutraue. Sie stehen außerhalb der Sache; es wird Ihnen gewiß nicht schwer fallen zu entscheiden, ob ich das [r]ichtige getroffen habe oder nicht. Wenn Sie nur die Güte hätten, vielleicht auf beifolgendem Promemoria, das ich mir mit der Tabelle zurückerbitte, mir punktweise Ihre Meinung beizufügen. Verzeihen Sie auch, daß dieses Schriftstück etwas unordentlich aussieht; ich kann [e]s heute nicht mehr abschreiben und die Sache eilt.
Bekomme ich das Manuscript von Ihnen zurück, so mache ich es augenblicklich fertig und der Druck kann beginnen.
Seines Fleißes darf sich jedermann rühmen; es ist ein tüchtiges [Stü]ck Arbeit, das ich Ihnen hier vorlege.
Was den Götz betrifft, so habe ich mich im wesentlichen an Ihre Bemerkungen angeschlossen. In Weimar machen[sie] aber schon wieder von Fall zu Fall Männchen. „Hütt’“ ist Suphan zu häßlich! Da hört sich schon alles auf.
Waren Sie in Wien? und wie steht Ihre Angelegenheit, wie die der Zeitschrift?
Für heute sonst nichts als viele Grüße von Ihrem
fleißigsten Schüler
ASauer.
Prag 27/4 89.
Blatt mit Notizen
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Auszug:
Graz 1.V 89
Lieber freund
Vielen dank für das schöne werk. Ich habe den eindruck, dass man Sie dazu beglückwünschen darf. Ich halte den Uz an sich und nun gar mit Ihrer mehr als ‚fleissigen‘ bearbeitung für eine zierde der DLD. Möge auch andern so scheinen, damit Sie ernten.
In die einrichtung als berater drein zu reden, haben Sie mir sehr erschwert durch Ihre unterschrift. Wie in aller welt kommen Sie zu dem ‚schüler‘!?! Sie haben von mir nichts zu lernen. Also fort mit dem worte! Erst wenn ichs ausstreiche, kann ich mich entschliessen als fachgenoss zum fachgenoss, freund zum freund und redacteur zum mitarbeiter zu reden. Das letzte tu ich diesmal nicht. August Sauer ist als herausgeber zu erfahren und zu vorteilhaft bekannt, um ihn nicht seine eigenen wege gehen zu lassen, auch wo einem andere besser dünken. Aber in den ersten rollen will ichs wagen.
Ich schreib also zu Ihrem promemoria ja und nein und gebe hier erläuterungen zu den NB dasselbst mit der bedingung, dass Sie all das nur als unmassgebliche verlangte äusserungen auffassen.
NB1 Frühling und einleitungsged an Gleim.] Ich stimme für folgende fassung: Sie drucken:
Lobgsang des Frühlings.
[An Hrn. Gleim in Berlin. 1741] 1
folgt vers 1–72
x x x
[Der Frühling. 1741.] 2
folgt vers 73 ff. (nicht neue verszählung.
Damit ist die gedichtzählung der späteren sammlung gewahrt, und die textgestalt und texteinheit der ersten. Spätere fassung in den fussnoten. Es ist der weg, den Sie mit bezifferung 1 und 1a vorschlagen, ich würde wagen statt 1a gleich 2 zu setzen u. die späteren überschriften in klammern beizusetzen. Den apparat dazu stell ich mir so vor:
1 die eingeklammerte Überschrift fehlt Belustigungen (oder A?), V. 1–72 wurden als selbständiges gedicht erst abgetrennt und erhielten dabei die Überschrift 1799–1804.
folgt apparat.
2 Die eingeklammerte Überschrift fehlt Belustigungen (oder A?) vgl. zu V. 1.
NB2. Es scheint mir doch sehr wünschenswert die Beurtheilung des Siegs des Liebesgottes hart an diesen selbst zu rücken wie 1768 tat. Ungern zerstöre ich die 1768er ordnung durch die versetzung des Liebesgottes vor die Kunst fröhlich zu sein; stimme aber doch dafür, weil 1768 sonst chronologisch ist und hier gröblich u. ausnahmsweise (ohne deutliche absicht??) gegen chronologie verstösst. Also: 1) Sieg des Liebesgottes 2) Beurthlg. dazu 3) Alte vorrede zur Kunst fröhlich zu sein u. diese selbst.
NB3. Die vorredenfrage verstehe ich nicht, weil Sie nichts über ihren stand in 1768 verraten. Kann man vorreden und nachwort nicht da bringen wo sie 1768 stehen? Wenn sie nicht in 1768 stehen, würde ich sie in den anhang stellen.
NB4. An das tabellarische verzeichnis der ausgabe u. ihres inhaltes am schluss der einleitung würde ich auch die übrigen siglen u. kürzungen verzeichnet anhängen (vgl. Weimarer Goethe 7, 269 unten 268.)
H kursiv = Handschrift. h kursiv = abschrift.
A kursiv = erster druck, ob einzeln, ob in einer zeitschrift erschienen, nur nicht aus einer Uzischen sammlung. Nur wenn es den fall gibt, dass ein einzeldruck später erscheint als der druck in einer sammlung würde ich statt A immer setzen: E kursiv. Entsprechend H ∞ h würde ich einen nachdruck falls Ihr apparat einen zitieren muss a (bezw. e) nennen. Ist der einzeldruck immer der erste, kann er also immer A genannt werden, so könnte für die A gegenüberstehende in sich einheitliche schlussgruppe 1755–1804 die sigle Z kursiv verwendet werden. Ich halte das aber für umständlich und würde 1755–1804 vorziehen. (Fehlen darf es nicht, meine ich, das wäre undeutlich.)
Ich setze voraus, dass die sigle A unentbehrlich ist, dass für sie nicht auch die betr. jahrzahl eingesetzt werden kann. Mir fällt aber eben bei, dass es doch auch einen wert hat, die einzeldrucke rein äusserlich von den sammlungen sinnfällig zu unterscheiden, indem jene durch einen buchstaben, diese durch ziffern gekennzeichnet werden.
Gl kursiv ohne punkt würd ich für ‚Gleims Bemerkungen‘ als sigle vorschlagen!
Dr. antiqua für druckfehler und auch diese kürzung unten an der tabelle aufnehmen. Auch hätte in dieser nach aufzählung der sammlungen zu stehen:
‚1749–1804 = 1749. 1755. 1756. 1768. 1772. 1804.
1755–1804 = 1755. 1756. 1768. 17772. 1804. u. s. f.’ (nur diese beispiele, mehr scheinen mir unnötig zu sein.)
Ausser stehenden formeln wie üdZ u. dgl. würde ich nichts abkürzen, nicht einmal monatsnamen.
Ihrem wunsche gemäss hab ich ein paar stücke auf den apparat angesehen.* Es liegen 2 blätter, deren bleistiftgeschmiere Sie hoffentlich entziffern können, über 3 anfänge oder mittelstücke bei. Ich bitte Sie dringend, sich gerade durch diese andermeinungen nicht beirren zu lassen. Ich möchte Ihnen durchaus kein umarbeiten zumuten. In den DLD bin ich nicht in gleicher weise auf uniformität beeidigt wie als Goetheredactor. Ich habe auch gar nicht mehr genau in der erinnerung, was wir seiner zeit auf grund des Freseniusschen musters vereinbarten. Inzwischen hat mich die Goethepraxis auf teilweise andere bahnen geführt. Sie ist der fürs kürzen und ich habe mich auch dazu bekehrt: denn histor-kritische textapparate liest doch nur ein nachdenklicher mensch, dem man es also nicht allzu leicht zu machen braucht.
Nun fällt mir aber doch noch der redacteur auf die seele: Ich bitte Sie immer gleichmässig ‚ ‘, nicht dazwischen auch „ “ zu verwenden. Allgemeine anweisung an den setzer genügt nach meiner jetzigen erfahrung leider nicht für solche dinge.
Der setzer kann sich doch drauf verlassen, dass er antiqua setzt, wo Sie lateinisch, fraktur, wo Sie deutsch schreiben?
Dann bitt ich um die erlaubnis, dass die titel der einzeldrucke u. die buchüberschriften nicht auf eigene blätter gesetzt werden müssen. Mit jedem buch fängt neues blatt an, sonst nichts; die buchüberschrift steht am kopf dieser neuen, rechten seite.
Endlich wie ists doch? wir haben einmal über teilung in 2 hefte gesprochen. Ich erinnere mich nicht, warum sie nicht stattfinden sollte, ich meine die verleger wollten damals lieber eines, weiss es aber nicht mehr. Jetzt dünkt mich doch das heft würde sehr stark, wir könnten nach dem 6. buch lyrika eines schliessen. Das hat auch den vorteil, dass dann die verleger sicher den druck beginnen lassen da Ihre einleitung erst ins 2. heft käme. Es steht aber nichts im wege, dass die hefte in éinem zuge gedruckt werden, im gegenteil es wäre mir das sehr lieb. Kommen Sie mit der einleitung nach?
Auf wie viel bogen schätzen Sie das mancpt. ein? Ich dächte etwa 24 (ohne einleitung).
Nun zu andern teilen Ihres briefes u. persönlichem.
Die „fall zu fall“-entscheiderei in Weimar ist ein böses übel, das leider nicht erst mit dem Götz auf die welt kam. Wos Ihnen zu bunt wird, halten Sie ja steif: das sic volo sic iubeo des herausgebers in textfragen hat die redactionskommission selbst gegen alle ihre stimmen anerkannt.
In Wien war ich nicht. Dass aus dem ordinariat vor ablauf eines lustrums was wird glaub ich nicht. Gehört hab ich nichts darüber.
Viertjs.: das gesuch mit den 11 unterschriften ging ins ministerium. Bald erhielt ich zuschrift, worin genauerer aufschluss über geschäftslage erbeten ward. Daraus las ich, man sei geneigt. Ich gab natürlich antwort, deren inhalt in der tat mitleidswürdig war. Nun war Werner in ministerio u. schrieb mir: 1) Kleemann falle das fehlen Creizenachs auf, er habe es ihm erklärt 2) das ministerium wünsche einen durchschnittspreis zu erfahren, der wechselnde preis des jahrgangs sei schwierig. Den 2. punkt habe ich auch rasch erledigt. Gleich darnach kam der entscheid: der minister habe dermalen kein geld!! – – Warum wussten das die herren nicht gleich? warum fragten Sie dann so viel? u. wirklich, nicht 150–160 fl. verfügbar?? Glauben Sies? Ich fürchte, Werner hat über Creizenach was rebellisches gesagt, Kleemann ist Polenfreund; in der ersten zuschrift sagte das minist: eingabe der proff. d. d. spr. u. litt. an den österr. univers., im schlussentscheid zählte es die univers. namentlich auf. An dem fehlen Krakaus also liegts. Hoffentlich hat Werner nicht erst die augen darüber geöffnet. Er meinte es ja gut, u. drum will ich ihm über die unerbetene einmischung nichts als dank sagen, aber ehrlich! ich gestehe ein leises mistrauen in sein diplomatisches geschick. Was brannte ihn die sache?
Schicken Sie mir denn zum 2. bde der VJSchrift gar nichts? rein gar nichts? Ich hab schnell den Hv Kleist in Wielands Menander entdeckt und die Wahlverwandtschaften in seiner Freundschaft u. liebe auf probe. Dazu Kleist- u. Herzliebbriefe.
U. wie stehen Sie mit Ehlermann? Ehlermann bot mir 50 mark pro bogen. Ich erklärte, da ich die Wielandbiogr. wesentl. erweitern solle, sei mir das zu wenig. Nun fragt er wider wie viel ich verlange: darauf habe ich nicht lust zu antworten. Haben Sie feste abmachungen? Ich reisse mich nicht um den Wieland. Mög ihn ein anderer machen!
Leben Sie wol. Herzlich
BSfft.
Mein kind war krank u. genest langsam.
Meine frau ist sehr herunter von der pflege. Sie grüsst Sie.
*Ich bitte in fällen wie so]₰ fehlt Däschische]₰ fehlt die entbehrliche klammer wegzulassen.
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Auszug:
4.5.89.
Lieber Freund! Ich weiß nicht, ob ich heute oder morgen zu einem Briefe kommen könnte[.] Schreibe daher gleich nach Durchlesun[g] Ihrer Briefe. Vielen, vielen Dank für [Ihr]e Mühe; es ist doch eine wesentliche [Erl]eichterung, eine andere Meinung zu hören; es klärt! Den ‚Schüler‘ bezog ich auf den Götz; da habe ich doch von Ihnen gelernt, wie ichs machen soll; und warum soll nicht unter Freunden ein Schülerverhältnis nach einer Richtung hin, in einem einzelnen Falle geben. Heute 2 Punkte: 1. Wir beginnen (sobald Henningers einverstanden sind u. Sie das Manuscr., das circa 20–24 Bog. ohne Einl. geben dürfte) den Druck; gegen Thlg. in zwei Hefte, die rasch aufeinander folgen, habe ich nichts; Einleitung kommt zum zweiten. Sie schreiben also wol gleich an H. u. geben mir Antwort. 2. Anordnung genau nach 1768; d. h. also voran „Vorrede der zweiten Ausgabe“ u. ‚Vorrede des ersten Herausgebers der lyrischen Gedichte 1749‘ wie dort u. am Schluß das Nachwort wie dort. Nur glaube ich, wenn wir uns so genau an 1768 anschließen, dann dürfen wir den ‚Sieg des Liebesgottes‘ u. die ‚Kunst fröhlich zu sein‘ auch nicht umstellen, sondern müßen annehmen, daß Uz mit der Verlegung der chronol. Reihenfolge einen bestimmten Zweck verfolgte. (das moral. Gedicht voranzustellen!!) Vorreden erhalten keine Nummern; was geschieht aber mit der Kritik über d. Liebesgott; erhält sie eine Nr. oder nicht? Auf diese letzten Fragen geben Sie bitte bald Antwort Ihrem dankbaren Freunde.
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Auszug:
Lfrd. Alles in ordnung. Reihenfolge genau nach 1768, auch Sieg des L. u. Kunst fr. z. sein wie 1768. Vorreden scheinen mir keiner nummern zu bedürfen. Kritik über den Liebesgott würde ich mit der nummer des Siegs hoch a etwa versehen.
Ein kurzes wörtlein über Ihr verhältnis mit Ehlermann wär mir bald lieb.
Den gern zurückkehrenden Uz werde ich gleich den verlegern ausliefern.
Kolleg begonnen!
Gruss
BSfft
6 V 89
Gurlitt ist heute früh vater einer tochter geworden, ich habs aber noch nicht von ihm selbst.
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Auszug:
L. F. Verzeihen Sie, wenn ich auch heute den Brief noch nicht schreiben kann. Es drängt vielerlei. Ehlermann wollte kein Angebot machen, ich auch nicht. Zuletzt schickte er mir die Goedekeschen Papiere u. seitdem hörte ich nichts mehr von ihm. Ich bin also ebenso rathlos wie Sie. Machen muß ich es wohl u. werde es hauptsächlich deswegen thun, weil ich gern die § über das Wiener Drama im 3. Band arbeiten würde, wodurch ich meine ‚Gesch. d. deutschen Lit. in Öst.‘ bedeutend entlasten würde. Vielleicht vereinbaren wir einen Preis, unter den wir uns nicht hinabdrücken lassen?!
Herzlich grüßend
Ihr
AS.
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Auszug:
Prag 11. Mai 1889.
Es liegt mir schwer auf der Seele, lieber Freund, daß ich Ihnen seit einer Woche nichts als zwei Karten geschrieben habe und ich will die [Woch]e nicht zu Ende gehen lassen, ohne endlich ausführlich mit Ihnen zu reden. Ich danke Ihnen also nochmals für Ihre Meinungsäußerungen. Könnten wir ein paar Stunden drüber reden, so gienge es ja noch besser und rascher. Ich stimme im ganzen mit Ihnen überein; nur kürzen Sie mir etwas zu stark. Ich habe manchmal ein Strophengefüge (aus H besonders) als ganzes stehen lassen, wenn auch eine Zeile mit dem Text ganz oder theilweise übereinstimmt, weil es wirklich schwer ist, da[s]ganze sich zu reconstruiren. Aber darin haben Sie ja recht, für flüchtige Leser ist ein krit. Apparat nicht gemacht u. der langsam Arbeitende kommt schließlich auf alles. Inzwischen haben wir uns auch über die Reihenfolge geeinigt u. ich habe sachlich fast nichts zu bemerken, als daß Uz an der Wochenschrift „Der Freund“ nach seiner bestimmten Erklärung gegen Gleim nicht mitgearbeitet hat. Ich habe auch nichts darinnen finden können, was ihm etwa zuzuweisen wäre. Ob andre [A]nsbacher Zeitschriften in Betracht kommen, weiß ich nicht. Leider hüllen sich die Herren in Ansbach in tiefes Schweigen ein; seit einem halben Jahre verspricht Schnitzlein Antwort. Jetzt kann ich nicht mehr darauf warten. Was etwa sonst bei der Durcharbeitung sich ergiebt, schreib ich Ihnen bei der Wieder-Übersendung des Man.
Nun einiges Persönliche. Daß Sie häusliche Sorgen haben, thut mir herzlich leid. [Sie] sollten mit Ihrer Kleinen aufs Land. Wollen Sie die heurigen Ferien wieder ganz in Graz zubringen? Unsere Ernennungs-Angelegenheiten stehen leider sehr ungünstig und nicht zum mindesten des- wegen weil man sie im Ministerium zu verquicken scheint. Da werden sie immer den einen gegen den andern ausspielen. Daß aber auch das Gesuch wegen der Subvention für die Vierteljahrsschrift abgewiesen wurde, ist [ga]nz wider meine Erwartungen. Werner ist allerdings kein Diplomat und wenn das Dutzend voll gewesen wäre, so wäre vielleicht die Sache durchzubringen gewesen; aber der Hauptfehler liegt darin, daß sich niemand persönlich eingesetzt hat. Warum war Heinzel nicht bei David? Das hätte sicher zum Ziele geführt.
Über Weimar will ich nicht mehr klagen; ich drucke bei Bogen 8 und endlich wird ja auch dieses Elend ein Ende nehmen. Aber dann will ich mit der Goethe-Ausgabe nichts mehr zu thun haben.
Hätte ich auch nur 8 freie Tage, so könnte ich für die VJS etwas fertig machen; ich fürchte aber fast, daß ich vor Schluß des Semesters nicht mehr dazu komme. Ich habe schändlich viel zu thun. Haben Sie aber doch die Freundlichkeit mir zu sagen, bis wann das Manuscript in Ihren Händen sein müßte, damit es ins 3. (eventuell 4.) Heft käme. Im Herbst mache ich Ihnen in Wien einen Grillparzer Aufsatz fertig über die Entstehung der Selbstbiographie und da das Buch über die Ahnfrau nun wohl definitiv aufgegeben ist, werde ich ein oder das an[dere] Capitel für die VJS abrunden. Vossische Jugendgedichte; Briefwechsel zwischen Bürger u. Goeckingk; Neues zur Kritik EvKleists; ein Aufsatz zur Geschichte der Musenalmanache (aus Goeckingk – Boie Briefen.): alles das liegt halbfertig da. Aber ich bin im Versprechen vorsichtiger geworden; ich habe mir immer zu viel zugetraut. Wäre der verpfuschte Götz-Apparat nicht gewesen, wäre das alles fix und fertig.
Wie schön muß es jetzt in Graz sein; ich werde zu Pfingsten eine ebenso große Sehnsucht [da]hin haben wie ich sie zu Ostern hatte; im August aber, wenn ich dort sein werde, werden Sie wahrscheinlich fehlen. Sind Sie aber in der Nähe, so suche ich Sie gewiß auf. Darüber verständigen wir uns noch. Grüßen Sie Schönbach gelegentlich von mir und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau. Ich bin mit freundlichen Grüßen Ihr
aufrichtig Ergeb
AS.
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Auszug:
Ich dank Ihnen, l. fr., für karte u. brief. Leider muss ich mich auf die kürzeste antwort beschränken. Ich habe auch dazu nur zeit, weil Conta, dessen dürftige Hamanndissert. über der Zeile eingefügt: [er kam sichtlich herunter, weil Sie ihm fehlten; ich war ihm nichts] ich mich ! not approbierte, sein rigorosum heute nochmals absagte, da er mit der vorbereitung erst in 3 tagen fertig werde! – Also: Ich schickte Ehlermann den Goedekenachlass zu Wieland zurück u. lehnte die arbeit ab. Eine „wesentlich erweiterte“ biogr. wie er sie nun verlange, könne ich um 50 M. pro bogen nicht liefern, das honorar sei zu gering, um überhaupt ein gegengebot darauf zu machen. – Den apparatum historico-criticum machen Sie ja nach Ihrem gutdünken. – Aufs land gehen wir nur, wenn der arzt es fordern sollte. Dann muss das geld gefunden werden. Die ferien bleibe ich aller voraussicht nach in Graz u. freue mich sehr auf Ihren besuch. Durch Bauers werden Sie wol in Graffs haus oder garten finden, wo sie nun naturschwelgen nach der steinernen aussicht ihrer früheren wohnung. Ich glaube auch nicht, dass das kleine frl. Gurlitt den eltern reisen erlaubt, frau Mary säugt!! – Nach pfingsten soll ich nach Weimar. Sie haben ja von Prag nicht weit, kommen Sie doch auch!! – Ihre äusserung über unsere aussichten ist betrüblich, dass ich unschuldiger weise auch noch Sie schädigen sollte, mir empfindlich; schon die alberne konkurrenz zw. Bauer u. mir, welche die fakult. töricht heraufbeschwor, machte mir pein. Hoffnung hatt ich nie, so weit ein wünschender hoffnungslos sein kann. – Von VJSchrift hft 2 muss ich einige fahnen an nah interessierte senden; es bringt wenig bedeutendes; wo möglich kriegen Sie was. – Haben Sie Conrad über Grillparzer in d. Preuss. Jahrbb. gesehen? – Auf Ihre VJSchriftverheissungen freu ich mich, namentl. auf Grillparzer u. auf d. Musenalmanache. Herzlich Ihr BSeuffert. 14 V 89.
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Auszug:
Prag 16. Mai 1889
Johanni.
Lieber Freund! Unser nationaler Heiliger gewährt mir Muße, den Uz zu expedieren. Da die Theilung durchgeführt ist, so brauchen Sie meiner Meinung nach das Manuscript jetzt nur für das erste Heft: ich behalte den Rest daher zu meiner Bequemlichkeit zurück. Sollte ich mich irren und wollen Sie auch die andere Hälfte, so können Sie sie augenblicklich haben. Was sachlich zu bemerken ist, steht auf eigenen Blättern; bitte, zürnen Sie [n]icht über die neuerlichen Fragen u. schicken Sie mir die Tabelle gelegentlich mit Ihrer Wolmeinung zurück. Die ersten Zeilen des Manuscripts werden dem Setzer einige Schwierigkeit machen, später wirds leichter gehen. Neu abzuschreiben ist mir unmöglich; da hätten Sie bis zum Herbst auf die Übersendung warten müßen. Es wäre zu überlegen, ob auf dem Umschlage von Heft 1 nicht eine kurze Erklärung der Siglen anzubringen wäre, wie z. B. Braune beim 1. Heft des Gargantua etwas ähnliches veranlaßte. Wir brauchen dann nur diejenigen aufzuführen, die in Heft 1 vorkommen.
Ich glaube nicht, daß ich etwas wichtiges übersehen habe. Kleine Ungleichheiten werden ja beim Druck aufstoßen, das ist wol unvermeidlich. Ich darf wol hoffen, daß Sie mich wie bei früheren Heften durch Ihre Be[m]erkungen unterstützen, wie Sie wollen. Sie haben zweifellos einen noch schärferen Blick für solche Dinge als ich. Zum Dank dafür verspreche ich Ihnen ein hübsches (das letzte von mir vorläufig besorgte) Heft DLD: Goeckingks ‚Lieder zweyer Liebender‘ nach der ersten Ausgabe (ohne Lesarten!). Dann muß ich 10 Jahre mich von solchen Arbeiten emancipiren; inzwischen wächst ja auch hülfbereite Jugend [her]an; vielleicht betrauen Sie meinen Dr. Hauffen einmal mit einem Hefte! –
Ich kann Ihnen in der Affaire Ehlermann nur Recht geben. Ich habe das unglückliche Temperament, so schwer Nein sagen zu können. In letzter Zeit habe ich auch dies gelernt und geübt, habe z. B. Elster für das bibl. Institut Platen und Schiller (Kurz2) abgeschlagen. Ich darf mein Leben nicht auf diese weise verzetteln; ich muß endlich das machen, wozu ich tauge. 1. Grillparzer 2. Iambus 3. Geschichte der deutschen Litteratur in Oesterreich. Sind diese 3 Dinge fertig; dann wird’s ja auch mit mir alle sein. – Conrads thörichtes Gefasel habe ich nicht ohne Ärger gelesen; es ist traurig daß die Preußischen Jahrbücher sich mit solchem Quark füllen; mir auch unverständlich, da Treitschke in der Gesch. d. 19. Jh. für Grillparzer u. Raimund schöne u. rühmende Worte gefunden hat.
Sagen Sie Herrn Dr. Conta wenn er fertig ist doch gelegentlich, ich fände es nicht [sch]ön von ihm, daß er seit 3 Jahren kein Wort habe von sich hören lassen. Mir thut es leid, daß er so wenig entspricht; daß er unendlich schwer zu behandeln sei, das habe ich erfahren.
Graz wird also – wie Gurlitt einst scherzte – auch im Sommer eine große Kinderstube sein; ich werde den collegialen Nachwuchs kennen lernen; für einen so fabelhaften Kinderfreund wie ich bin, eine Lockung mehr.
Sie haben das Wichtigste vergessen; wann Manuscript für Heft 3 oder 4 noch zurecht käme. Bitte bald ein Wort darüber zu sagen.
Mit freundlichen Grüßen an Ihre liebe Frau und Sie selbst Ihr
aufrichtig Ergeb.
Sauer.
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Auszug:
Graz 25 V 89
Lieber freund
Ihr mscpt. ist nach Heilbronn abgegangen und ward am tag seines einlaufes hier schon den verlegern angekündigt.
Antworten schreibe ich auf Ihre vorstellungen. Zumeist bin ich ja von Ihren anordnungen u. einrichtungen völlig überzeugt. Nur seh ich ohne weitere belehrung den grund nicht ein, die drucke (zs. u. gelegenheits-dr.) nach Uz’ tod von der tabelle 2 auszuschneiden u. als eigene tabelle aufzustellen. 2 gruppen zu bilden ist gut, u. zwar I Ihre blätter 1. 2. II Ihr bll. 3. 4.
Die titel, welche Sie in der vorbemerkung schon erschöpfend gegeben haben, können in den tabellen stark gekürzt werden, dabei lässt sich auf die vorbemerkungsseite, wo der titel genau steht verweisen.
Die noch nicht in d. vorbemerkung genau citierten zeitschrift- etc. -titel können in der tabelle genauestens verzeichnet werden, diesen verstoss gegen die uniformi- tät würde ich nicht scheuen; die tabelle bleibt ja auch bei längeren titeln durch das ausrücken der kennziffer übersichtlich.
Alles andere ist geordnet.
Hoffentlich machen die Henninger keine männchen.
Eilig. Ich muss zum maiausflug der germanisten.
Dankbar u. Treu
Ihr
BSfft.
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Auszug:
Lfrd. Heute kann ich Ihnen nur den empfang des mscptes anzeigen und Ihnen dafür lebhaft danken. Auch für das versprechen des Göckingk schlag ich dankend in Ihre hand ein. Ich muss heute das 3. heft der VJS. fertig redigieren, dessen mscpt bis auf 2 bogen schon in Weimar liegt; den rest will Böhlau bis zum 23. d.
Manuscript zum 4. heft kommt meiner berechnung nach bis 1. juli rechtzeitig. Es liegt auch dafür schon allerlei da. Aber ich hebe Ihnen platz auf, wenn Sie sich bald darauf setzen.
Ehlermann bietet heute 60 m.!! er böte gerne 100, aber das könne er nicht. Ich beharre bei meinem Nein. Dass Sie dem Bibliogr. institut einen korb gaben, ist ein sehr heilsamer entschluss. Hauffen ist bei den DLD willkommen.
Grüssend
BSfft.
29 V 89.
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Auszug:
Lieber Freund! Damit Sie nicht etw[a] in letzter Runde die Geduld verlieren, theile ich Ihnen mit, daß morgen oder übermorgen ein sehr umfangreiches Manuscript, das aber getheilt werden kann, für die VJS an Sie abgeht.
Uz? Uz? Uz? !!!
Bald mehr.
Herzlichst
Ihr
AS.
23/6 89
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Auszug:
Prag 24. Juni 89
Lieber Freund!
Ich lasse zunächst die Erläuterungen zu dem heute an Sie abgsandten Manuscripte nachfolgen. Auf einmal werden Sie es schwerlich drucken lassen können. Ich habe daher die Perioden auch äußerlich hervortreten lassen, damit Sie es bequem abtheilen können. Stärker durfte ich die Briefe nicht zusammenstreichen, weil der Besitzer sie gerne ganz gedruckt sähe; wollen Sie aber hie und da noch Schlußwendungen oder ähnlichen Krimskrams wegstreichen, so habe ich nichts dagegen; nur muß noch die Unterschrift in einer Reihe von Briefen stehen bleiben. Dann ist Bürger nicht immer zimmerrein. Vieles habe ich gestrichen. Nehmen Sie noch an einigem Anstoß, besonders in einem der letzten briefe, so [wer]de ich mich nicht wehren. Umgekehrt weiß ich bei einigen Äußerungen über Goeckingks Amalia noch nicht, ob sie mir der Besitzer der Briefe passiren lassen wird. Es würde sich aber nur um 2–3 Sätze handeln. Kommen Ihnen die Zwischenbemerkungen etwas zu kahl vor, so müßen Sie bedenken, daß die Briefe nicht anders gelesen werden können als mit Strodtmann in der Hand; ich durfte also nicht wiederholen was dort steht; dasselbe Princip habe ich in den Anmerkungen befolgt. Was petit zu drucken ist, hebt sich durch die schwarze Schrift von der blauen, resp. rothen deutlich ab.
Nun bitte ich Sie, mir von dem was ins nächste Heft kommt, baldmöglichst Correctur zu verschaffen; u. theile Ihnen zugleich mit, daß ich ein paar Tage länger zur Correctur brauche, weil ich diese nach Wiesbaden schicken muß, um sie begutachten zu lassen und um einige zweifelhafte Lesungen nachprüfen zu lassen. Dilettanten aber brauchen zu so etwas Zeit.
Ich war in den Wochen der Hitze ganz caput. Jetzt geht’s mir besser. Höchst erregt bin ich aber wegen des Ausbleibens der Uz Correcturen; ich hatte sicher für Juni u. Juli auf Correctur gerechnet, um die Ferien frei zu haben[.] Ich kann mir die Verzögerung ohne Monirung und Auskunft gar nicht erklären.
Vielen Dank für Ihre Mittheil. aus Heft 2 oder 3. Den Conradschen Artikel hätte ich nicht aufgenommen. Eichler ist interessant, Ondega brauchbar. Zusammengenommen wirds übrigens ganz hübsch werden.
In Weimar soll es nach Suphans Mittheil. recht hübsch gewesen sein. Hat er Ihnen üb[er d]as Ausbleiben meins Lesartenmanuscriptes geklagt, so diene zur Nachricht, daß es bereits in Weimar ist.
Wie geht es Frau und Kind? Dem der beides hat: muß es gut gehen.
Herzlichst Ihr
AS.
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Auszug:
Graz 26.6 89
Lieber freund
Ich sitze in erwartung Ihres artikels da, den Ihre karte gestern, Ihr ‚nachträglicher‘ brief heute ankündigte. Muss er geteilt werden, so kann er nicht ins 4. heft kommen, da ich dort nicht ihn in 2 bände zerlegen darf. Inzwischen:
Was mit Uz ist, weiss der liebe himmel. Ich habe von den Henningern keine silbe gehört. Sie werden bummelig: heute hab ich noch keine freiexemplare vom Leisewitz obwol er im handel ist. Übrigens haben sie seiner zeit sofortige drucklegung und drängelung der Piererschen druckerei versprochen. Die druckerei ist bei Werners heft – gefällt es Ihnen besser als mir? – unglaublich langsam geworden. Auch die verleger waren damit unzufrieden. Aber ein abermaliger wechsel der druckerei hätte auch bedenken. Ich habe übrigens die Henninger an den Uz gemahnt u. erwarte ihre antwort. Haben Sie geduld! Mir ists leid, ich bin aber unschuldig.
Vom Götzapparat hat mir Suphan in Weimar nicht gesprochen. Die herren dort sind meiner überdrüssig, sie begreifen nicht, dass ich so viel zeit habe, so ausführlich meine meinung zu sagen. Offenbar ists ihnen lästig, man will stimmvieh. Ich werde das zwar nicht abgeben, aber ich kann auch schweigen. Suphan sonnt sich in der jetzt völlig erlangten hofgunst u. ist behaglich. Der netteste ist Wahle. E Schmidt ging mir im Trubel mehr verloren als ich und er wollten, war herzlich, menschlich, verlässlich und tritt, wie mich dünkt, nun auch nur noch in der Goethegesellschaft, nicht mehr als redactor heraus. Grimm u. Loeper waren nicht da. Wenn ich die weite reise der redactorensitzung wegen tue, hätten sie ihre kurze vielleicht doch auch wagen können. Doch so wenig fröhlich ich über die „geschäftslage“ denke – denn Suphan hat Ihre untersuchungen über den text nicht verstanden; sein a und o ist schimpfen auf Göttling –, so hübsch war es, Schmidt, Strauch – seit 1876 zum 1. male –, den vorzüglichen Elster wider zu sprechen; und Köhler zu ehren blieb ich einen halben tag länger. Auch alte freunde aus Würzburg, die nun in Jena leben, kamen mir zu lieb herüber. Waldberg war recht angenehm. Witkowski und Elias sind mir um keine spur sympathischer geworden. Und Otto Francke sah ich nur betroffen – das ist accusativ! Der besuch war schwächer als sonst, die mitgliederzahl der gesellschaft ist durch todesfälle u. austrittserklärungen gesunken, während sie durch kaiser Wilhelms beitritt höfischen glanz mehr erhielt. Simson wird recht alt. Bernays ist noch jugendlich gross in tönenden worten; neues hat er kaum jemand gesagt; aber es klang, ich will nicht sagen gut, nur es klang. Der eitle mensch mit seinen phrasen und freundesküssen ist mir nun einmal unverdaulich. Kalischer, Öttingen – den sehr jugendlichen –, den weichen Küffer kennen zu lernen, freute mich. Geiger sass im winkel schweigsam wie immer, ein sechstes rad am wagen. Litzmann fängt wahrhaftig an, männlich zu werden und war ein ganz brauchbarer tischnachbar. Und so weiter; ich will keine liste schreiben. Das schwatzen mit fachleuten ist doch reizvoll; hier hab ich nur den einen Schönbach und abwechslung ist gesund. Noch den Otto Hoffmann will ich nennen, ein rechter Berliner schulmeister und zungenfertiger kleinmeister, wie mich dünkt. –
Was Sie zu Minors jungem journalisten Schiller sagen werden? mich kostete es viel, die VJSchrift dafür zu öffnen, obwol sachlich mehr drin ist, als im Conrad. Ein wort erbitt ich mir über mein Kleistfündchen; ists sauber gemacht? Meinen ersten schüler Eichler lass ich im nächsten hefte den 2., Lunzer, folgen u. bald einen 3. Einen 4. führ ich in den DLD ein, sobald der Uz fertig ist. Dann steck ich mein schwert ein, das heisst den lehrerstock und räume Schönbach das feld der dressur. Es ist wegen der möglichen eifersucht.
Im Wiener ministerio machte ich einen knix vor Kleemann, und traf ich niemand. Ich erfuhr zur freude, dass sie wirklich keine 160 fl. mehr für die VJSchrift übrig gehabt hätten, dass kein sachlicher grund dagegen da sei; und revociere also feierlich meinen ungerechten verdacht auf Werner (den ich leider in Gerings arme treiben musste). Übrigens: Werners galizische arbeit wird von mancher seite so aufgefasst, als habe er sich damit in Lemberg unmöglich machen wollen, um versetzt zu werden. Ich traute ihm das nicht zu. Sie? Über das ordinariat sprach Kleemann seufzend: er wisse davon und wir wollten hoffen, später einmal. – Das ist recht tröstlich. – – Ich suchte nur Heinzel und ihn nur im Kolleg auf.
Die abwesenheit büsste ich mit korrektur – u. manuscriptstössen. Noch hab ich nicht aufgearbeitet. Hätt ich doch meine zeit für mich! Am ende könnte ich doch etwas tüchtiges einmal leisten. So aber – nugae.
Frau u. kind haben ist schön, ja, Sie haben recht. Aber auch jetzt, wo ich sorgenfrei mich ihrer freuen kann, sag ich: für den arbeiter ists ein verführerischer luxus, der zum behagen u. genuss lockt. Ich hab zu viel familiensinn oder –simpelei im leibe. Das kostet mich zeit und schädigt die leistungsfähigkeit. Wer ein gelehrter bleiben oder sein will, soll junggeselle bleiben.
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Heute endlich, den 29. kommt Ihr pack. Ich hab ihn gleich überflogen, mich wider an dem kräftigen Bürger erbaut u. bedauert, dass der lappige Göckingk zuletzt die oberhand behält u. so die leser mit ermüdung entlässt. Aber ich begreife Ihre zwangslage, und will also nicht davon reden, dass familienklatsch zugunsten des ganzen gestrichen sein könnte.
Für den druck möcht ich um die erlaubnis bitten noch etliche kürzungen zu lösen u. bei den ganz zweifellosen lösungen die überflüssigen [ ] wegzulassen; falls dies nicht gegen Ihre grundsätze geht. Mich dünken sie philologischer ballast.
Den umfang schätz ich auf 8 bogen. Da die umfanggrenze eines heftes 10 bogen ist, doppelhefte bei der Vierteljahrschrift vermieden werden sollen – im ersten jahre machte die späte erscheinung des 1. heftes das doppelheft nötig, sonst hätt ich meinen Wieland geteilt –, kann ich allerdings den beitrag nicht auf einmal bringen. Das 3. heft ist zu weit im satz vorgerückt, einen einschub zu ermöglichen. Die veröffentlichung auf bd. 2 u. 3 zu verteilen, wird Ihnen so wenig passen wie mir. Wenn Böhlau mich nicht im stich lässt, wird auch das 1. heft des 3. bd. noch dies jahr gedruckt, um anfang januar zu erscheinen. Es soll dann den anfang bringen. U. so sag ich Ihnen dank als redacteur.
Als freund komm ich wider und muss Ihnen sagen, dass ich es für unklug halte, dies material in einer zeitschrift zu verzetteln. Ihrem litterarischen rufe würde ein buch besseren vorschub leisten. Schreiben Sie ja eine biograpisch-litterarische einleitung Göckingk u. Bürger, charakterisieren die 2 Musenalmanache, geben Sie mit hilfe Strodtmanns mehr darstellung zwischen den briefen und ein buch von 15 bogen ist fertig. Das wird Ihnen nützen. Sie ris- kieren dabei nur die 160 mark honorar, denn honoriren wird Ihnen allerdings kaum ein verleger das werk. Ich glaube, dass biographische in einem buche besser zur geltung kommt als in einer zeitschrift. Aber dies schreib ich nur als ehrlicher freund. denken Sie ja nicht, dass ich den beitrag abschütteln wollte und schreiben Sie mir bald ein wort im guten, dass Sie meine selbstlosigkeit glauben.
Und damit leben Sie wol!
Ihr
BSeuffert.
Mit Steinmeyer verschwatzte ich in Erlangen 3 gute stunden, in alter treue.
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Auszug:
Lfrd. Heute erhalte ich von den Henningern die nachricht, dass die Hoffmannsche druckerei Ihren Uz auf 13–14 bogen schätzt. Den verlegern wäre erwünscht, wenn Sie das mscpt. der fortsetzung nebst einleitung so einlieferten, dass der satz nicht unterbrochen wird: sie möchten Uz lieber als 1 denn als 2 hefte geben. – Der wechsel der druckerei, von dem ich, als ich Ihnen zuletzt schrieb für den Bürger dankend, noch keine ahnung hatte, erklärt die verzögerung. Versprochen ist nun das beste. Fürs halten vermag ich nicht zu stehen. Die verleger versichern die leistungsfähigkeit der mir unbekannten druckereifirma.
Herzlich grüssend
BSfft.
Graz 8.7.89.
Das 3. heft VJS ist bis auf einen kleinen rest im satz fertig, nur die bogen noch nicht alle umbrochen, das mscpt. zum 4. liegt in Weimar. Ich ersticke in korrekturen.
Suphan meldet mir, dass er zu Minor reise. Werden Sie dabei auch besucht?
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Auszug:
Prag 9/7 89.
Lieber Freund! Ihr langer Brief, die lebendige Charakteristik der Weimarer Goetheforscher, die zahl[rei]chen Neuigkeiten, Ihr freundschaftlicher Rath: alles das hätte früher eine Antwort erheischt. Nun kann sie um so länger und herzlicher ausfallen.
Zuerst: Uz. Henningers schrieben auch mir. Allerdings daß sie von einer kurzen verzögerung sprechen, ist sonderbar. Aber sie waren wol selber in einer Zwangslage. Die Hofmannsche Druckerei hat einen guten Ruf. Meine Löwe-Briefe wurden dort höchst präcis gedruckt. Hoffen wir das beste. Ob ich aber die ganzen Ferien hindurch werde Correcturen lesen können, das kann und will ich heute nicht versprechen. Wenn ich eine mehrwöchentliche Pause machen muß, können mir Henninger das nicht übel nehmen. Über die Einlieferung der Fortsetzung gebe ich Ihnen Nachricht bevor ich von Prag weggehe, was in diesem Monat kaum mehr geschieht.
Bürger: Ich hatte mir, als ich an die Arbeit gieng, nicht gedacht, daß die Briefe so viel Bogen geben möchten; ich wollte eben Ihren Wünschen rasch nachkommen und alles übrige hätte mehr Zeit beansprucht. Nun glaube ich Ihnen gerne, daß Ihnen [d]er nächste Jahrgang etwas zu sehr damit belastet wird und ich nehme es Ihnen nicht im mindesten übel, wenn Sie mir das Manuscript zurückschicken. Ihr Rath ist ja oder wäre nicht schlecht. Nur haben Sie dabei nicht gewußt oder nicht daran gedacht, daß ich ohnedies eine Goeckingk-Publication vorbereite, für die ich einen Verleger suche, nemlich den Briefwechsel zwischen Goeckingk und Gleim. In der Einleitung dazu eine [biog]raph.-litterarhist. Skizze auf Grund von Familienpapieren etc. Auf diese Veröffentlichung kommt es dem Wiesbadener Urenkel hauptsächlich an. Ich bin wesentlich Mandatar der Familie dabei. Die Bürger Briefe waren so eine Art Drein- oder Draufgabe, sind aber eigentlich das interessantere. Nun hätte der Besitzer wahrscheinlich gar nichts dagegen, wenn ich auch diese [in] Buchform veröffentlichte. Aber zwei Bücher: Goeckingk und Gleim; Goeckingk und Bürger; das ist etwas viel. Wären die Dinge nicht so incongruent, d. h. läge nicht in dem einen Fall ein lückenloser Briefwechsel und in dem andern blos die Ergänzung zu einer halb schon gedruckten Correspondenz vor: so ließen sie sich in einem Bande vereinigen. Wären die Briefe Goeckingks an Gleim auch im Besitze der Familie [( ]sie liegen im Gleimarchiv in Halberstadt), so ließen sich ganz hübsch zwei Bändchen: „Aus Goeckingks Nachlaß“ arrangiren: 1. Gleim 2. Bürger. Man könnte den Bibra dann sogar als 3. einmal nachfolgen lassen. – Ich schreibe so aus- führlich über die Sache, weil mir der Plan eines Buches, wie Sie ihn skizziren, sehr gefällt und weil ich erwarte, daß Sie mir weiter einen Rath geben. Auf Honorar verzichte ich dabei ganz gerne. Ich h[abe] nie darauf gerechnet in dieser Sache. also ! gelegentlich noch ein Wort darüber. Bitte!
Über den Eichlerischen Aufsatz hätte ich mehr geschrieben, wenn Hauffen meine Vermuthung, der Vf. sei ein Schüler von Ihnen nicht widerlegt